| Titel: | Pyrotechnische Rundschau; von C. Schinz. | 
| Fundstelle: | Band 173, Jahrgang 1864, Nr. X., S. 27 | 
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                        X.
                        Pyrotechnische Rundschau; von C. Schinz.
                        (Fortsetzung von Bd. CLXXII S. 221.)
                        Schinz, über ökonomische Dampfkessel-Heizung.
                        
                     
                        
                           VIII. Ueber ökonomische Heizung der
                                 Dampfkessel.
                           Die Société industrielle zu Mülhausen ließ
                              im Jahre 1859 eine Reihe von Versuchen anstellenMitgetheilt im Bulletin de la Société
                                       industrielle de Mulhouse, Februarheft 1860 und flgden.; daraus im
                                    Civilingenieur Bd. VI S. 475., welche die Frage beantworten sollten: wie die Heizung
                                 von Dampfkesseln mit der größten Oekonomie zu bewerkstelligen sey?
                              
                           
                           Neuerdings hat Hr. E. Burnat den Bericht über die
                              Fortsetzung und Vervollständigung jener Versuche veröffentlicht.Im Bulletin de la Société industrielle
                                       de Mulhouse, Juliheft 1863 und flgden., daraus im Civilingenieur
                                    Bd. IX S. 471 und Bd. X S. 109. Im Auszug im polytechn. Journal Bd. CLXXII
                                       S. 204.
                              
                           Eines der Resultate dieser Untersuchungen war: daß die
                                 Dampferzeugung um so wohlfeiler werde, je häufiger und schwärzer der Rauch aus
                                 dem Schornstein ströme!
                              
                           Dieses Resultat hat die Frage der Rauchverbrennung
                              neuerdings zur Erörterung gebracht.
                           Jene Untersuchungen über die Dampferzeugung liefern wieder einen Beweis, wie unklar
                              die Begriffe über diesen Gegenstand noch sind, und daß selbst wissenschaftlich
                              gebildete Fabrikanten sich von incompetenten Pyrotechnikern zu irrationellen
                              Constructionen verleiten lassen, während wirklich Gediegenes fast nirgends geleistet
                              wird.
                           Das erste Gesetz der Wärme-Transmission, der Uebertragung der Wärme von einem
                              Körper auf einen andern, welches auf der Temperatur-Differenz des Wärme
                              aufnehmenden und des sie abgebenden Körpers beruht, wird gar nicht berücksichtigt;
                              die erste Bestimmung bei solchen Versuchen hätte diese Temperatur-Differenz
                              seyn sollen, um vergleichbare Resultate zu erhalten.
                           Um diese Bestimmung vornehmen zu können, ist vorerst die Analyse der
                              Verbrennungsproducte erforderlich, ohne welche man aller festen Anhaltspunkte
                              entbehrt.
                           Diese Analyse ist aber in keinem einzigen der angestellten Versuche gemacht worden;
                              auch scheinen die Erfinder rauchverzehrender Apparate diesen Ausgangspunkt gar nicht
                              zu berücksichtigen.
                           Bei einem neulichen Besuche der in technischer Hinsicht so hervorragenden Robert'schen Zuckerfabrik zu Selowitz (in Mähren) theilte
                              mir der dort wirkende Chemiker Herr Müller die Ergebnisse
                              seiner Analysen der Verbrennungsproducte mit, welche dort ohne allen dicken Rauch
                              von einer großen Reihe von Dampfkesseln abziehen. Dieselben enthalten:
                           14 Proc. Kohlenoxyd,
                             6    „    Kohlensäure,
                             2    „    unverbrannte
                              Luft.
                           Angenommen, die in Selowitz verwendeten Kohlen haben die Zusammensetzung:
                           
                           0,0520 Aschebestandtheile,
                           0,0973 Elemente des Wassers,
                           0,0358 freier Wasserstoff,
                           0,8149 Kohlenstoff,
                           so haben wir:
                           
                              
                                 0,0358 Wasserstoff, welche à 34000
                                 = 1217 W. E. produciren
                                 
                              
                                 0,6403 Kohlenstoff zu Kohlenoxyd à 2400
                                 = 1537    „
                                 
                              
                                 0,1746          „        
                                    zu Kohlensäure à 8000
                                 = 1397    „
                                 
                              
                                 
                                 –––––––––––––
                                 
                              
                                 
                                    4151 W. E.
                                 
                              
                                 minus latente Wärme des
                                    Wasserdampfes
                                     
                                    227    „
                                 
                              
                                 
                                 –––––––––––––
                                 
                              
                                 Wärme-Production
                                    3924 W. E. = W
                                 
                              
                           Die Verbrennungsproducte bestehen dann aus:
                           
                              
                                 Kohlensäure
                                     5,968 Kubikf. =
                                 0,6402 Pfd., deren spec. Wärme =
                                 0,13844
                                 
                              
                                 Kohlenoxyd
                                   21,817      „
                                 1,4940
                                 0,37036
                                 
                              
                                 Wassergas
                                     9,614      „
                                 0,4195
                                 0,19926
                                 
                              
                                 Stickstoff
                                   77,572      „
                                 5,2856
                                 1,28970
                                 
                              
                                 unverbrannter Luft
                                     3,042      „
                                 0,2134
                                 0,05072
                                 
                              
                                 
                                 –––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––
                                 
                              
                                 
                                 118,013 Kubikf.
                                 8,0527 Pfd.
                                 2,04848
                                 
                              
                                 
                                 
                                 
                                 = w₁
                                 
                              
                           Somit ist die Anfangstemperatur dieser Verbrennungsproducte
                           = W/w₁ = 3924/2,0485 = 1916° C.
                           das Volumen dieser Producte bei der Anfangstemperatur = 946,7
                              Kubikf. und das Volumen der verbrauchten Luftmenge bei 0° = 98,85 K. F.
                           Peclet nimmt an, daß wenn man zweimal so viel Luft durch
                              den Brennstoff führt, als zu dessen Verbrennung zu Kohlensäure und Wasser nothwendig
                              ist, alsdann die Verbrennung eine vollkommene werde. Gewiß ist, daß dadurch eine
                              vollkommene Verbrennung ermöglicht wird; es ist aber nicht wahrscheinlich, daß diese
                              in allen Fällen erreicht wird.
                           Unter dieser Annahme, also bei der Verbrennung welche wir als die vollkommene bezeichnen wollen, würden:
                           
                              
                                 die producirte Wärmemenge = W
                                 = 7509 W. E.
                                 
                              
                                 die spec. Wärme der Verbr.-Prod. = w₁
                                 = 5,3305
                                 
                              
                                 die Anfangstemperatur = W/w₁
                                 =    1409° C.
                                 
                              
                           das Volumen der Verbrennungsproducte bei der Anfangstemperatur = 1891 Kubikfuß,
                           die verbrauchte Luftmenge bei 0° = 300,95 K. F.
                           
                           Bei den meisten Dampfgeneratoren findet wohl jetzt eine Luftzuführung statt, wie sie
                              theoretisch für vollkommene Verbrennung erforderlich ist,
                              wobei aber in der Praxis die eine Hälfte des Kohlenstoffes zu Kohlensäure, die
                              andere Hälfte zu Kohlenoxyd verbrennt.
                           Dann entsteht, was wir als unvollkommene Verbrennung
                              bezeichnen wollen:
                           
                              
                                 die Wärmeproduction = W
                                 =   5228 W. E.
                                 
                              
                                 die spec. Wärme der Producte aus    1
                                    Pfd. Kohle = w₁
                                 = 2,2973
                                 
                              
                                 die Anfangstemperatur = W/w₁
                                 =    2276° C.
                                 
                              
                           das Volumen der Verbrennungsproducte bei der Anfangstemperatur = 1216 Kubikfuß,
                           das Volumen der verwendeten Luft bei 0° = 117,23 K. F.
                           Eine wirklich vollkommene Verbrennung ist nur dadurch
                              erzielbar, daß man den Brennstoff zuerst in brennbare Gase umwandelt und dann diese
                              mit der genau erforderlichen Luftmenge verbrennt.
                           Wenn diese letztere Bedingung erfüllt wird, so sind:
                           
                              
                                 die Wärmeproduction = W
                                 =    7509 W. E.
                                 
                              
                                 die spec. Wärme der Verbr.-Prod. = w₁
                                 = 2,8214
                                 
                              
                                 die Anfangstemperatur = W/w₁
                                 =    2661° C.
                                 
                              
                           das Volumen der Verbrennungsproducte bei der Anfangstemperatur = 1680 Kubikfuß,
                           die verwendete Luft bei 0° = 101,52 K. F.
                           Wenn nun derselbe Brennstoff, je nach der Vollkommenheit seiner Verbrennung, per 1 Pfd. von 3924 bis 7509 W. E. zu erzeugen vermag
                              und die Anfangstemperatur von 1409° bis 2661° C. steigen kann, wie
                              sollte es dann möglich seyn, die Versuchsresultate zu vergleichen und aus dieser
                              Vergleichung allgemein gültige Schlüsse zu ziehen, ohne diese wichtigen Daten zu
                              besitzen?
                           Bevor wir auf die Abhängigkeit des Erfolges von der Temperatur-Differenz
                              zwischen der Wärmequelle und dem Wärme absorbirenden Körper näher eingehen können,
                              ist zu erwägen, daß dabei noch drei andere Factoren ins Spiel treten, deren Einfluß
                              sich aber nicht bemessen läßt, ohne daß man die wirkende Temperatur-Differenz
                              kennt, und ohne die Kenntniß dieses Einflusses läßt sich auch nicht hoffen, die
                              Dampfgeneratoren ihrer möglichsten Vollkommenheit entgegenzuführen, d.h. den
                              möglichst ökonomischen Betrieb zu erlangen.
                           
                           Diese drei Factoren sind: Transmission durch 1) Strahlung, 2) Leitung und 3)
                              Bewegung.
                           In dem uns vorliegenden Falle befindet sich zwischen den Verbrennungsproducten als
                              Quelle der Wärme und dem Wärme aufnehmenden Wasser stets eine dünne metallene
                              Zwischenwand, welche ein so guter Wärmeleiter ist, daß ihr Vorhandenseyn gar nicht
                              in Betracht kommt.
                           Die Leitungsfähigkeit = C des Eisens ist = 16,8,
                              diejenige des Kupfers = 41,4; das sind nämlich die Wärmemengen, welche durch einen
                              Würfel dieser Metalle von 1' Seite und 1' Höhe per
                              Stunde hindurchgehen, wenn die Temperatur der Wärmequelle um 1° höher ist als
                              diejenige des Wassers; es würde daher bei constanter Wärmequelle 1 Quadratfuß
                              Eisenblech von 0,01' Dicke = e per Stunde C.(t – t')/e = (16,8 . 1)/0,01 =
                              1680 W. E. und eine Kupferplatte ähnlicher Dimension (41,4 . 1)/0,01 = 4140 W. E.
                              transmittiren.
                           Vergleicht man damit die Thatsache, daß 1 Quadratfuß Heizfläche eines Dampfkessels
                              per Stunde und per t
                              – t' = 1° höchstens 4 bis 5,5 W. E.
                              transmittirt, so leuchtet es ein, daß die metallene Zwischenwand nicht von Einfluß
                              seyn kann und diese ungeheure Differenz in anderen Ursachen begründet seyn muß.
                           Diese Ursachen sind: daß sowohl das Wärme aufnehmende Wasser als die Wärmequelle
                              selbst, nämlich die Verbrennungsproducte, schlechte Wärmeleiter sind, und daher
                              jener Transmission der Zwischenwand nicht folgen können.
                           Gesetzt, wir hätten eine Wärmequelle, welche im Stande wäre bei 1°
                              Temperatur-Differenz wirklich per 1 Quadratfuß
                              Eisenblech und per Stunde 1680 W. E. zu transmittiren,
                              so wird die der Wärmequelle entgegengesetzte Fläche doch nur um 1° wärmer
                              seyn als das Wasser welches sie bedeckt; nehmen wir die
                              Wärme-Leitungsfähigkeit dieses Wassers = 0,24 = C, dessen Dichte = 1 = d, dessen spec. Wärme = 1 =
                              s, dessen Schichthöhe auf dem Eisenblech = 1' an, so
                              wird nach der Formel für die Diffusion 1 – A der
                              Werth
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 173, S. 31
                              
                           (siehe dieses Journal Bd. CLXIV S. 349)
                           K = C/(d . s) und φ = e/(√74,075 . kz)
                           
                           für z = 1 Stunde = 0,7375; das
                              heißt: die obere Fläche des Wassers wird die Temperatur 1 . 0,7375 = 0,7375°
                              angenommen und folglich (1 + 0,7375)/2 . 54 = 47 W. E. aufgenommen haben, also etwa
                              1/43 von der Menge, welche die Quelle zu liefern im Stande gewesen wäre.
                           Anders verhält sich die Sache freilich, wenn das Wasser in Bewegung erhalten wird,
                              wodurch die Molecule desselben rasch ihren Platz wechseln, so daß sie wiederholt mit
                              der um 1° wärmeren Metallfläche in Berührung kommen; so erhielt Peclet die Transmission von 1680 W. E., indem er durch
                              einen Rührapparat die transmittirende Fläche per Minute
                              1600 Mal zu erneuertem Contacte brachte. Ist hingegen die Bewegung des Wassers nur
                              so groß, wie sie durch die Dichte-Differenz in Folge der Wärmeaufnahme
                              hervorgebracht werden kann, so wird die Transmission per
                              1 Quadratfuß per Stunde und per 1° (= t – t') nur 66,5 W. E. und wenn endlich durch Dampfbildung
                              diese Bewegung beschleunigt wird, so erhält man 527 W. E.
                           Die als Wärmequelle dienenden Verbrennungsproducte müssen zwar der Natur der Sache
                              nach ebenfalls bewegt werden, da die der Wärme beraubten Gase evacuirt werden, aber
                              das Vermögen dieser Gase, die in ihnen enthaltene Wärme zu diffundiren, ist
                              unendlich größer als bei dem Wasser.
                           Bezeichnen wir die Leitungsfähigkeit wie oben
                           mit C = 0,024,
                           mit s die specifische Wärme,
                           mit d die Dichte der Gase, auf
                              diejenige des Wassers reducirt daher d . 0,0013,
                           so wird z.B. für die Producte der vollkommenen Verbrennung mit
                              Luftüberschuß
                           k = 0,024/(0,0013 . 1,0251 . 5,3305)
                              = 3,3786
                           und daraus für eine Schichthöhe = e = 0,1' und die Zeit einer Secunde = z =
                              0,00027778, der Werth 1 – A = 0,7725.
                           Somit würde eine 1 Zoll dicke Schicht von Verbrennungsproducten, welche auf der einen
                              Seite um 1° abgekühlt wird, in einer Secunde durch 0,7725°
                              ersetzt.
                           Verbrennen wir z.B. per Stunde 100 Pfd. Kohle, so ist das
                              an die Heizfläche von 450 Quadratfuß per Secunde
                              gelangende Volumen der Verbrennungsproducte = 189100/3600 = 52,52 Kubikfuß per 1 Quadratfuß = 52,52/450 = 0,12 Kubikf., folglich die Schicht derselben
                              1 1/5 Zoll, so daß also obiger Fall sehr annähernd eintritt.
                           Eine andere Frage ist aber die, ob diese die Wärme leicht diffundirenden Gase mit der
                              Heizfläche stets in genauen Contact kommen, ohne welchen natürlich die Transmission
                              sehr viel kleiner ausfallen müßte. So lange die heißen Gase parallel unter der
                              Heizfläche durchstreichen, wird der Contact kaum etwas zu wünschen übrig lassen,
                              weil die heißen Gase stets nach oben strömen. Dieses Ziel wird aber sicher nicht
                              erreicht, wenn diese Gase vertical an den Heizflächen hinströmen, und eben so wenig,
                              wenn diese Gase, wie bei den in Mülhausen angewendeten VorwärmernMan s. die Zusammenstellung der Ergebnisse der Versuche welche in Mülhausen
                                    mit den mit Vorwärmern versehenen Dampfkesseln angestellt wurden, im
                                    polytechn. Journal Bd. CLXXII S. 112., horizontal liegende Röhren bespühlen.
                           Im letzteren Falle wird sogar die Strömung diagonal durch die Röhre gehen, wenn die
                              Bewegung der Gase durch Zug bewirkt wird, weil dann dieselben stets den nächsten Weg
                              suchen.
                           Wenn der Brennstoff, wie bei der gewöhnlichen Anordnung, direct in oder unter dem
                              Kessel verbrannt wird, so geht ein bedeutender Theil der vom glühenden Brennstoffe
                              ausgestrahlten Wärme direct an die darüber liegende Heizfläche; natürlich wird diese
                              Menge den Gasen entzogen und haben dann diese eine um so niedrigere Temperatur. Nach
                              Versuchen von Despretz werden von 1 Quadratfuß per Stunde 9720 W. E. transmittirt, wenn dieser 1
                              Quadratfuß direct über den glühenden Kohlen angebracht ist; wenn nun dagegen bloße
                              Verbrennungsproducte von 1409° C. für dieselbe Fläche und Zeit circa 5730 W. E. transmittiren, so würde die durch
                              Strahlung transmittirte Wärmemenge 9720 – 5730 = 3990 W. E. betragen; dieß
                              entspräche einer Temperatur des Brennstoffes von 595°, denn wenn der Kessel
                              120° hat, so ist t – t' = 475° und die Formel von Dulong gibt für den bekannten Strahlungscoefficienten
                              0,72 = 0,72 . mat
                              – 1 (1 + at°) = 4073 W. E. per 1 Quadratfuß.
                           Nachdem die in Mülhausen angestellten Versuche die Dampfkessel-Besitzer
                              endlich überzeugt haben dürften, daß eine Vermehrung der
                                 Heizflächen mehr Einfluß auf den ökonomischen Betrieb hat, als sorgfältige
                                 Benutzung der strahlenden Wärme, wird sich bei denselben wohl auch noch die
                              Ueberzeugung Bahn brechen, 
                              daß zur Erzielung einer möglichst vollkommenen Verbrennung der
                                 Brennstoff ganz außer den Bereich der Heizfläche zu verlegen ist, damit den
                              aus dem Brennstoff aufsteigenden brennbaren Gasen die nöthige Zeit und erforderliche
                              Temperatur gegeben werden kann, um die Verbrennung zu vollenden ehe die
                              Verbrennungsproducte mit der Heizfläche in Berührung kommen, denn wenn jene schon an
                              den ersten Quadratfußen dieser Fläche sich unter 550° abkühlen, so muß Rauch
                              entstehen, es mag noch so viel Luft zutreten, und trotz aller gepriesenen
                              rauchverzehrenden Vorrichtungen.
                           Da, wie wir gesehen haben, die Bewegung des Wassers im Kessel und der mehr oder
                              minder innige Contact der Verbrennungsproducte mit der Heizfläche von Einfluß sind,
                              so ist es natürlich nicht möglich, eine bezüglich des Endresultats genaue Formel für
                              die Transmission aufzustellen, wir wollen aber versuchen eine Annäherungsformel
                              aufzustellen.
                           Es ist
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 173, S. 34
                              
                           
                              
                                 worin
                                 t die Temperatur der Wärmequelle,
                                 
                              
                                 
                                 t' die Temperatur des Wärme aufnehmenden
                                    Körpers,
                                 
                              
                                 
                                 t° die Evacuationstemperatur,
                                 
                              
                                 
                                 F die Heizfläche in Quadratfußen,
                                 
                              
                                 
                                 k das Gewicht des Brennstoffes in
                                    Pfunden,
                                 
                              
                                 
                                 w₁ die specifische Wärme der
                                    Verbrennungsproducte von 1 Pfd. Brennstoff,
                                 
                              
                                 
                                 w₀ die per
                                    Stunde und per 1 Quadratfuß für t – t' =
                                    1° transmittirte Wärme.
                                 
                              
                           Diesen Werth w₀ haben wir nun vorerst zu
                              bestimmen.
                           Es ist die zu transmittirende Wärmemenge für 1° = t – t' und zwar in früherer
                              Folgeordnung
                           t' = 120° =
                              5,825;     2,185;     2,425
                              und 2,955 W. E;
                           da aber diese Wärmemengen in verschiedenen Volumen von Gasen
                              enthalten sind, so müssen diese in Rechnung gebracht werden. Diese Volume sind der
                              Reihe nach:
                           1891    
                              946,7     1216 und 1680
                           die erste als Einheit genommen, erhält man
                               1    
                              1,997     1,555 und 1,126
                           und diese Quotienten mit dem Wärmegehalt per 1° = t –
                                 t' multiplicirt, sind dann:
                           w₀ =
                              5,825     4,363     3,771
                              und 3,327.
                           e ist die Wurzel des natürlichen Logarithmus =
                              2,71828.
                           
                           Für 400 Quadratfuß Heizfläche und t' = 120° geben
                              100 Pfd. Kohle:
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 173, S. 35
                              
                           Für 100 Quadratfuß und t' ebenfalls 120° geben 100
                              Pfd. Kohle:
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 173, S. 35
                              
                           Die wirklich transmittirten Wärmemengen sind für 400 Quadratfuß und per Pfund Kohle:
                           
                              
                                 (1409 – 168) w₁
                                 = 6615 W. E.    
                                 (1916 – 120) w₁ =
                                  3679 W. E.
                                 
                              
                                 in Dampf ausgedrückt
                                 = 10,34 Pfd.
                                 
                                   5,75 Pfd.
                                 
                              
                                 (2276 – 123) w₁
                                 = 4946 W. E.
                                 (2661 – 123) w₁ =
                                  7161 W. E.
                                 
                              
                                 = Dampf
                                    7,73 Pfd.
                                 
                                 11,19 Pfd.
                                 
                              
                           was wohl bei Eintreffen der gemachten Voraussetzungen von der
                              Wahrheit nicht viel abweichen wird.
                           Bei nur 100 Quadratfuß Heizfläche hatten wir:
                           
                              
                                 (1409 – 553) w₁= 
                                 4568 W. E.
                                     (1916 – 344) w₁ =
                                 3220 W. E.
                                 
                              
                                 = Dampf
                                 7,14 Pfd.
                                 
                                  5,03 Pfd.
                                 
                              
                                 (2276 – 554) w₁= 
                                 3956 W. E.
                                     (2661 – 923) w₁ =
                                 4878 W. E.
                                 
                              
                                 = Dampf
                                 6,18 Pfd.
                                 
                                  7,62 Pfd.
                                 
                              
                                 ziehen wir die letzteren W. E. von ersteren ab, so
                                    bleiben:
                                 
                              
                                 
                                 2047 W. E.
                                 
                                   459 W. E.
                                 
                              
                                 
                                 990 W. E.
                                 
                                 2283 W. E.
                                 
                              
                                 welche durch den Zustoß von 300 Quadratfuß erreicht werden
                                 
                              
                                 = Dampf
                                 3,20 Pfd.
                                 
                                 0,72 Pfd.
                                 
                              
                                 
                                 1,55 Pfd.
                                 
                                 3,57 Pfd.
                                 
                              
                           Werden durch die Analyst der abgehenden Verbrennungsproducte die Werthe von t, w₁ und W genau
                              bestimmt, so kann dann auch der Werth von w₀ aus
                              dem Experimente bestimmt werden und damit ist auch das Mittel gegeben, den Einfluß
                              der Bewegung des Wassers im Kessel und die Vollkommenheit des Contactes der
                              Verbrennungsproducte mit den Heizflächen näher zu bestimmen.
                           Die Aufgabe ist, aus 1 Pfd. Kohle von der oben angegebenen Zusammensetzung so nahe
                              als möglich 7509 W. E. = 7509/640 = 11,73 Pfd. Dampf zu erhalten, und dieses wird
                              nur erreichbar seyn, wenn die Verbrennung eine durchaus vollkommene ist und man
                              Heizfläche genug anbringt, um die Verbrennungsproducte auf die Temperatur des
                              zugeführten Wassers zu bringen. Der einzige Verlust, welcher dann noch stattfindet,
                              ist die Wärmemenge, welche durch die Ofenwände transmittirt.
                           Im Ganzen haben die Mülhausener Versuche keine neuen Daten geliefert, als daß die
                              Evacuations-Temperatur gemessen wurde, woraus man aber keine positiven
                              Schlüsse ziehen konnte, weil die specifische Wärme der evacuirten Gase unbekannt
                              war; denn wenn die Evacuations-Temperatur z.B. 280° ist, so ist der
                              Wärmeverlust, wenn
                           
                              
                                 w₁ =
                                 5,3305
                                 2,0485
                                 2,2973 und
                                 2,8214 ist =
                                 
                              
                                 
                                 1492
                                 573
                                 643 und
                                      790 W. E. per
                                    1 Pfd. Kohle.
                                 
                              
                           Es wären zu bestimmen gewesen:
                           A der Nutzeffect, die vom Wasser absorbirte
                              Wärmemenge;
                           B der Verlust durch Evacuation der Gase;
                           C der Verlust durch Transmission der Ofenwände;
                           D der Verlust durch unvollkommene Verbrennung.
                           A + B + C + D = der effectiv producirten Wärmemenge.
                           Hätte man überdieß bei den Mülhausener Versuchen, anstatt dieselben mit vier sehr
                              ähnlich construirten Kesseln anzustellen, eine Modification eintreten lassen, welche
                              über den Einfluß der Wasserbewegung und des Contactes der Verbrennungsproducte mit
                              der Heizfläche Beobachtungen gestattet hätte, endlich Modificationen welche eine
                              mehr oder minder vollkommene Verbrennung realisiren ließen, so würde man zu
                              Resultaten von wirklich praktischer Anwendbarkeit gelangt seyn.
                           
                              ad B.
                              
                           Das zur Bestimmung der Evacuations-Temperatur angewandte Pyrometer von Desbordes
                              Polytechn. Journal Bd. CLVII S. 279 und Bd. CLX S. 112. scheint mir nicht völlig genügend zu seyn, weil die in den Schornstein
                              einströmenden Gase nie den ganzen Querschnitt desselben ausfüllen, so daß die
                              Temperatur an verschiedenen Punkten des Querschnittes verschieden seyn muß; genaue
                              Beobachtungen würden mit
                              einem Luftpyrometer anzustellen seyn, welches aus mehreren verbundenen Reservoirs
                              bestünde, die sich auf den Querschnitt vertheilen.
                           
                              ad C.
                              
                           Die Transmission der Ofenwände wird bei richtiger Construction und geeigneter Wahl
                              des Materials für dieselben von sehr untergeordneter Bedeutung seyn; dennoch wäre
                              eine Untersuchung derselben, namentlich bei verschiedenen Anordnungen und
                              verschiedenem Material keineswegs uninteressant gewesen, da auf diesen Gegenstand
                              gewöhnlich viel zu wenig Aufmerksamkeit verwendet wird.
                           Eine solche Untersuchung wäre bei Dampfkesseln sehr leicht, weil die Temperatur der
                              äußeren Mauerflächen nie über 100° C. hat oder haben soll. Man könnte dabei
                              das Verfahren anwenden, welches Peclet bei seinen
                              Versuchen über Transmission eingeschlagen und in seinem Traité de la Chaleur, 3me édition,
                                 vol. I p. 399, ausführlich beschrieben hat.
                           
                              ad D.
                              
                           Sicherlich kann es nicht genügen, die zur Verbrennung verwendete Luftmenge zu messen,
                              um den Verbrennungsproceß zu beurtheilen, denn diese Quantitäten werden je nach der
                              Anordnung des Feuerherdes und der Natur der benutzten Kohlen einen verschiedenen
                              Erfolg haben.
                           Eine verhältnißmäßig kleine Luftmenge hat den Nachtheil, daß in dem Gemisch von
                              brennbaren Gasen, Sauerstoff und Stickstoff, die sich verbindenden Elemente weniger
                              schnell zusammentreffen können, während bei Ueberschuß von Sauerstoff dieser
                              schneller und leichter die Verbrennung der Gase bewirkt. In letzterem Falle wird
                              aber durch die größere Luftmenge, wie wir gesehen haben, die Anfangstemperatur des
                              Gemisches sehr bedeutend deprimirt und wenn dann noch diese Temperatur durch
                              Transmission an den Kessel nach wenigen Fußen Kesselfläche unter 550° sinkt,
                              so ist jede weitere Verbrennung aufgehoben; andererseits wird ein solches Gemisch
                              durch sein größeres Volumen in raschere Bewegung kommen und in demselben Raume mehr
                              zusammengedrückt werden, wodurch der Contact zwischen Sauerstoff und brennbaren
                              Gasen inniger wird, welche auch trotz der abkühlenden Ursachen auf einem längeren
                              Wege mit einander in Berührung bleiben, weil der Strom eine gewisse Geschwindigkeit
                              erlangen wird. Es müßte daher, um vergleichbare Resultate zu erhalten, bei kleinerem
                              Luftquantum der Querschnitt, durch welchen die gasförmige Mischung bis zur
                              Vollendung der Verbrennung zu dringen hat, kleiner seyn als in dem Falle wo ein
                              Ueberschuß von Luft angewendet werden soll; die absolut richtige Größe dieser
                              Querschnitte ist aber
                              erst noch zu bestimmen und diese Bestimmung ist nur dadurch möglich, daß man die
                              unter verschiedenen Verhältnissen entstehenden Verbrennungsproducte analysirt.
                           Trotz dem ganzen Heer sogenannter rauchverzehrenden
                                 Apparate, deren Erfinder durch besondere Vorrichtungen den Rauch zu
                              verbrennen beabsichtigen, ist man in diesem Problem nicht weiter gekommen, weil man
                              es stets übersehen hat, die nothwendigen Bedingungen der Rauchverbrennung: genügende Temperatur, genügende Luftmenge und genügenden
                                 innigen Contact der gasförmigen Elemente, zu erfüllen.
                           Tredgold hat schon im Jahre 1825 dem Roste eine nach dem
                              Kessel hin fallende Richtung gegeben und in eben derselben Richtung vor den Rost hin
                              einen Canal gebaut, welcher stets mit frischer Kohle angefüllt blieb, wobei die nach
                              dem Roste liegenden Theile dieser Kohlen durch die strahlende Wärme des ersteren
                              abdestillirt wurden, so daß während der ganzen Zeit, aber allmählich und
                              gleichförmig, diese Destillationsproducte zur Verbrennung kamen und bei der neuen
                              Beschickung des Rostes nur glühende oder wenigstens angewärmte, zum Theil in Kohks
                              verwandelte Kohlenstücke auf denselben gelangten.
                           Rationeller als diese Vorrichtung von Tredgold können
                              höchstens diejenigen von Duméry und Langen angesehen werden, welche die frischen Kohlen unter
                              die bereits glühenden bringen; wenn aber dabei die genannten nothwendigen
                              Bedingungen der Rauchverbrennung nicht gehörig beachtet werden, so werden diese
                              Vorrichtungen noch schlechtere Resultate geben als diejenige von Tredgold, welche die Destillation der Kohlen allmählicher
                              und gleichförmiger erzielt.
                           Man kann die Bestrebungen der Erfinder rauchverzehrender Apparate mit dem Einschalten
                              eines stärkeren Ringes in eine Kette vergleichen, welche dennoch brechen wird, wenn
                              man sie mit einem Gewichte belastet, welches die übrigen Ringe nicht zu tragen
                              vermögen; so wie, um der Kette ein größeres Gewicht anhängen zu können, allen
                              Gliedern derselben das gleiche entsprechende Tragvermögen verliehen werden muß, eben
                              so kann ein besserer Effect mit einem rauchverzehrenden Apparate nur dadurch erzielt
                              werden, daß man bei demselben alle Factoren in Uebereinstimmung bringt.
                           So haben neuerlich die französischen Ingenieure Burnat und
                              Lebleu
                              Siehe die Abhandlung des Hrn. v. Burg in diesem
                                    Journal Bd. CLXXII S. 207. die Mittel zur Rauchverbrennung der Reihe nach discutirt und dann dem Palazot'schen Apparate den Vorrang zuerkannt.
                           
                           Dieser Apparat sorgt dafür, daß die Mischung brennbarer Gase mit Luft auf einer
                              kurzen Strecke zusammengedrückt werde, wie dieß eigentlich durch jede Feuerbrücke
                              stattfindet; der Unterschied besteht nur darin, daß seine Feuerbrücke oben und unten
                              aus feuerfesten Steinen besteht, so daß in derselben keine Depression der Temperatur
                              stattfinden kann; da dieselbe aber in der Richtung der Kesselachse nur 20, höchstens
                              40 Centimeter Länge hat, also nicht mehr als eine gewöhnliche Feuerbrücke, so ist
                              dadurch (nach obigem Gleichniß) das eingeschaltete Glied der Kette nur um so viel
                              stärker geworden, als die Verhütung des Temperaturverlustes auf dieser geringen
                              Strecke beträgt.
                           Für die nöthige Luftmenge sorgt Palazot dadurch, daß er es
                              dem Urtheile des Arbeiters anheimstellt, nach jedem frischen Aufgeben von Kohle eine
                              größere Luftmenge zuzulassen.
                           Offenbar ist diese Fürsorge, wie bei allen anderen Rauchverzehrungsapparaten, welche
                              periodisch die Luftmenge vermehren, ganz ungenügend, was schon daraus hervorgeht,
                              daß die Periode des Rauchens des Schornsteins nur abgekürzt, nicht beseitigt
                              wird.
                           Es ist daher dieser Apparat in der einen Richtung auf dem halben Wege stehen
                              geblieben, während er in der anderen Richtung hinter dem
                              zurückgeblieben ist, was Tredgold schon vor 39 Jahren
                              geleistet hat.
                           R. Vogl bemerkt in seiner kürzlich in diesem Journal (Bd.
                              CLXXII S. 262 und 339) erschienenen Kritik der rauchverzehrenden Feuerungsanlagen,
                              indem er die Bedingungen der Rauchverbrennung bespricht, daß die Verdünnung worin
                              sich die zu verbindenden Elemente in dem Gemisch von Gasen und Luft befinden, die
                              Ursache sey, weßhalb die Verbrennung nie vollständig erfolge. Er vergleicht dieses
                              Verhalten des gasförmigen Gemisches mit dem Eintropfen einer verdünnten Lösung
                              schwefelsauren Salzes in eine Chlorbaryumlösung, welche letztere, wenn sie während
                              dem Acte des Eintröpfelns zum plötzlichen Gefrieren gebracht würde, unzersetztes
                              schwefelsaures Salz enthalten müßte. Da dieses aber nur dann stattfinden kann, wenn
                              die Lösung während dem Acte gefriert und nicht stattfindet, wenn man der Reaction
                              Zeit läßt oder durch Umrühren der Mischung die verschiedenen Salze in Contact
                              bringt, so ist nicht einzusehen, warum dasselbe Mittel nicht auch anwendbar seyn
                              soll um die Verbindung der brennbaren Gase mit dem Sauerstoffe der Luft zu
                              bewerkstelligen. Dieses Mittel haben wir oben als „genügenden innigen Contact der gasförmigen Elemente“
                              bezeichnet.
                           Vogl behauptet ferner, daß selbst heiße Luft von
                              2000° nicht genügen würde, um kalte brennbare Gase zu entzünden, und glaubt
                              dennoch, daß die
                              chemische Verwandtschaft der in Rede stehenden gasförmigen Stoffe mit der Temperatur
                              zunehme.
                           Nachdem er die verschiedenen Mittel zur Rauchverbrennung durchgegangen hat, bespricht
                              er den von ihm erfundenen Schüttel-Pultrost, welchen er als den besten
                              rauchverzehrenden Apparat erklärt.In einem Nachtrage zu seiner Abhandlung, im polytechn. Journal Bd. CLXXII S.
                                       427, hat R. Vogl die Frage, ob sein
                                    Schüttel-Pultrost oder der Langen'sche
                                    Etagenrost den Vorzug verdient, als noch unentschieden erklärt, nachdem er
                                    Gelegenheit hatte sich zu überzeugen, daß die Beschickung des Langen'schen Rostes mit Kohlen nicht so schwierig
                                    ist wie er es sich früher vorstellte.A. d. Red.
                              
                           Es kann zugegeben werden, daß dieser Schüttel-Pultrost, welcher auf demselben
                              Principe wie die Einrichtung von Tredgold beruht, eine
                              Verbesserung der letzteren ist, weil die Vertheilung der Kohle durch die mechanische
                              Erschütterung der Roststäbe stattfindet und nicht die Geschicklichkeit des Heizers
                              beansprucht; dagegen ist die Zuthat eines Luftventiles zur periodischen Vermehrung
                              der Luft, wie oben schon bemerkt wurde, von sehr zweifelhaftem Erfolg. Ueberhaupt
                              behauptet Vogl, es müsse die Zuleitung eines kleinen
                              Luftüberschusses durch ein besonderes Ventil bei allen Arten von Rösten stattfinden,
                              mit Ausnahme des Treppenrostes; warum dieser eine Ausnahme machen soll, ist von ihm
                              nicht überzeugend nachgewiesen worden und es ist auch nicht einzusehen, warum die
                              nothwendige Luftmenge nicht eben so gut, ja noch besser, durch die
                              Brennstoffschichte auf dem Rost hindurchgeführt wird, denn gerade dadurch ist eine
                              innige Mischung von brennbaren Gasen und Luft wenigstens erreichbar.
                           Wie durch den Schüttel-Pultrost und das Luftventil die von Vogl selbst geforderte hinlängliche Temperatur zur
                              Verbrennung erhalten werden soll, ist weder abzusehen noch von ihm angegeben.
                           Daß bei solchen Discussionen die Disputanten sich in Widersprüche verwickeln, beweist
                              am besten, daß die Frage von ihnen nur mangelhaft und einseitig aufgefaßt wird.
                           Jede Unregelmäßigkeit in der allmählich stattfindenden Zersetzung (trockenen
                              Destillation) der Kohlen veranlaßt einen periodischen Ueberschuß von
                              Destillationsproducten, welche unverbrannt Rauch bilden; die, wie bei Duméry's und Langens
                              Vorrichtungen, nicht als Rauch sichtbaren unverbrannten Gase derselben sind als
                              nicht wahrnehmbar für die Oekonomie des Brennstoffes noch gefährlicher. Es müßte
                              also die Zuführung der Luft mit dem wechselnden Bedürfnisse Schritt halten können;
                              dieß ist aber in der Praxis nicht realisirbar und es ist daher zweckmäßiger, constant eine große
                              Luftmenge durch die Brennstoffschichte hindurchzuziehen, wobei wenigstens der
                              Verlust kleiner wird, als wenn unverbrannte Gase entweichen, vorausgesetzt daß man
                              für eine hinlängliche Heizfläche sorgt. Da man jedoch bei jedem periodischen
                              Aufgeben von Brennstoff auch einen periodisch wechselnden Nutzeffect erhalten wird,
                              so ist und bleibt das einzig rationelle Mittel die continuirliche regelmäßige
                              Beschickung.
                           Nun haben die Apparate von Collier, Taillefer etc. sich
                              als unpraktisch erwiesen, weil sie zu complicirt sind und theilweise zu viel Kraft
                              erfordern; aber schon im Jahre 1838 hat Bischof ein
                              anderes Mittel angegeben, welches die continuirliche, allmähliche und regelmäßige
                              Zersetzung des Brennstoffes ermöglicht und allen Anforderungen entsprechen wird,
                              sobald man nebst dieser Bedingung auch die anderen zur vollkommenen Verbrennung
                              erforderlichen zur richtigen Anwendung bringt. Diese Methode, die sogenannte
                              Gasfeuerung, besteht in der an getrenntem Orte stattfindenden Umwandlung der
                              Brennstoffe in brennbare Gase und sie allein verdient als rationelle Verbrennung bezeichnet zu werden.
                           Wenn Beaufumé und Andere mit derselben ihren Zweck
                              nicht erreichten, so rührt dieß einfach daher, daß sie die übrigen Bedingungen zur
                              vollkommenen Verbrennung nicht oder nicht richtig erfüllt haben; aber diese Methode
                              ist der einzige Weg, auf welchem eine in jedem Moment
                              gleich vollkommene Verbrennung und folglich auch ein
                              möglichst ökonomischer Betrieb zu erzielen ist.
                           Was nun die Verwendung der aus dem Brennstoff im Maximum erzeugten Wärme anbetrifft,
                              so kann dieselbe bei hinlänglicher Heizfläche auch ausgenutzt werden, nur wird der
                              Verlust durch die Ofenwände um so größer werden, als durch Vermehrung der
                              Heizflächen den Verbrennungsproducten ein entsprechend längerer Weg im Ofen
                              angewiesen wird.
                           Es ist daher, abgesehen von den größeren Anschaffungskosten größerer Heizflächen, von
                              einiger Wichtigkeit, dieselben so weit zu beschränken, als die absolute
                              Nothwendigkeit es gestattet.
                           Dazu dienen, wie wir oben gesehen haben, zwei Mittel: die Bewegung des Wärme
                              aufnehmenden Wassers und der sichere innige Contact der Heizflächen mit den
                              Verbrennungsproducten.
                           Es soll sogar versucht worden seyn, die Bewegung des Wassers durch äußerliche,
                              mechanische Kraft beanspruchende Mittel zu bewerkstelligen; mit welchem Erfolge, ist
                              nicht bekannt geworden, es ist aber kaum anzunehmen, daß der Kraftaufwand mit dem
                              Vortheile in richtigem Verhältnisse steht und es bleibt daher zu untersuchen, wie die Bewegung des
                              Wassers auf andere Weise befördert werden kann.
                           Sowohl bei denjenigen Heizflächen, welche von Verbrennungsproducten bestrichen
                              werden, die noch heiß genug sind um Dampf zu bilden, als bei denen, welche das
                              Wasser nur vorwärmen, wird die Wirkung um so vortheilhafter seyn, je mehr sie sich
                              der verticalen Richtung nähern, weil dann der Dampf sowohl als das an der Heizfläche
                              wärmer gewordene Wasser sich mit dem geringsten Widerstande nach oben bewegen. Es
                              wird daher Aufgabe, die Dampfgeneratoren nach diesem Principe zu bauen. (Man s. den
                              Artikel meiner „pyrotechnischen Rundschau“ in diesem Journal
                              Bd. CLXVI S. 51.)
                           Diesem Principe widerstreitet der Contact der Verbrennungsproducte mit den
                              Heizflächen, wenn erstere von unten nach oben strömen; nehmen dieselben hingegen
                              ihren Weg von oben nach unten mit hinlänglich kleiner Geschwindigkeit um den
                              Querschnitt ganz auszufüllen, so wird das System theoretisch vollkommen. Es wird
                              dadurch aber nur theoretisch vollkommen, denn die Verbrennungsproducte werden bei
                              diesem gleichförmigen Niedergehen auch viel mehr Wärme an die Ofenmauern
                              transmittiren, wodurch ein Verlust entstehen kann, welcher größer als der
                              beabsichtigte Vortheil ist. Diese Anordnung erheischt daher noch die Modification,
                              daß die abwärts ziehenden Verbrennungsproducte allseitig mit Wasserschichten umgeben
                              werden, welche deren Wärme nützlich aufzunehmen vermögen.
                           Prof. Zeuner hat vor einiger Zeit die Anwendung der
                              Ventilatoren als Zugmittel bei Dampfkesselfeuerungen empfohlen, um die Ausnutzung
                              der Wärme der Verbrennungsproducte zu ermöglichen.Polytechn. Journal Bd. CL S. 322. Wir haben oben gesehen, daß 4 bis 5 Quadratfuß Heizfläche genügen, um die
                              Verbrennungsproducte auf die Temperatur des Kessels von circa 120° zu bringen; das Gebläse würde also bloß den Wärmegehalt
                              der letzteren noch zur Verwendung bringen, und dieser ist 7509 – 7161 = 348
                              W. E. per 1 Pfd. Kohle = 348/640 = 0,54 Pfd. Dampf. Und
                              verbrennen wir per Stunde 100 Pfd. Kohle, was per Secunde im Maximum 0,198 Pfd. Luft gibt, so wird die
                              erforderliche Kraft in Fußpfunden erhalten, wenn wir die zur Ueberwindung aller
                              Widerstände nöthige Druckhöhe, in Luft ausgedrückt, mit dieser Zahl multipliciren.
                              Da diese Druckhöhe doch wenigstens zu 20' angenommen
                              werden muß, so wird der erforderliche Kraftaufwand = 0,198 . 20 = 3,96 oder 4
                              Fußpfund. Diese Kraft
                              wäre allerdings aus 100 . 0,54 = 54 Pfd. Dampf per
                              Stunde wohl erhältlich, es fragt sich aber dennoch, ob der dadurch gewonnene
                              Vortheil die Kosten der Anschaffung, Instandhaltung, Beaufsichtigung und Oelung des
                              Gebläses und der Betriebsmaschine lohnen würde. Ich glaube, daß sich die Anwendung
                              dieses Verfahren nur in speciellen Fällen lohnen würde, z.B. bei
                              Marine-Dampfkesseln, wo dem Kamin nicht leicht eine hinreichende Höhe gegeben
                              werden kann.
                           Indessen könnte die Anwendung eines Gebläses gerade in Beziehung auf constanten
                              Contact der Verbrennungsproducte mit den Heizflächen von vortheilhaftem Einflusse
                              seyn und dadurch ein Factor mehr zu Gunsten desselben auftreten; denn die in die
                              Transmissionscanäle eingeblasenen Verbrennungsproducte verhalten sich anders als
                              wenn dieselben aspirirt werden, indem sie, besonders bei einiger Verengung der
                              Austrittsöffnung, stets den Querschnitt auszufüllen streben, durch welchen sie
                              getrieben werden, vorausgesetzt daß dieser nicht zu groß ist.
                           Es gibt aber noch ein rationelleres Mittel als das Gebläse, um das Vordrängen der
                              Verbrennungsproducte zu bewirken; dasselbe besteht darin, den Herd so tief unter der
                              Heizfläche anzubringen, daß die Verbrennungsproducte durch ihr Aufsteigen die
                              erforderliche Kraft erzeugen. Die nöthige Druckhöhe um die Gase durch den Apparat
                              durchzuführen = P = 20' angenommen, wird erzeugt, wenn
                              die Verbrennungsproducte
                           
                              
                                 deren Anfangstemperaturen:
                                 
                                 
                              
                                 1409°
                                 1916°
                                 
                              
                                 2276°
                                 2661°
                                 
                              
                                 deren specifische Gewichte
                                 = s . y =
                                 
                              
                                 0,16223 . 1,0251
                                 0,12465 . 0,97269 =
                                 
                              
                                 0,1663
                                 0,12124
                                 
                              
                                 0,10704 . 1,0048
                                 0,093 . 1,0492 =
                                 
                              
                                 0,10755
                                 0,097576
                                 
                              
                                 P/(1 – sy) = h
                                 
                                 
                              
                                 h = 20/(1 – 0,1663) = 24'
                                 20/(1 – 0,12124) = 23'
                                 
                              
                                 20/(1 – 0,10755) = 22'
                                 20/(1 – 0,97576) = 21'
                                 
                              
                           hoch zu steigen haben.Der Verfasser hat diese Rechnung zuerst in seinem Werke: „Die
                                       Heizung und Ventilation in Fabrikgebäuden, Stuttgart 1861, Verlag von
                                       Carl Mäcken“ (in der Vorrede S.
                                    IV) angegeben. Es ist bequemer, statt der gewöhnlichen Formel
                                    v = √(2ghat/(1 + at)) zu setzen: v = √(2gh
                                    – hsy), worin s das specifische Gewicht der Verbrennungsproducte, welches sie
                                    durch die Temperatur erlangen (Tabelle XIX in demselben Buche) und y das specifische Gewicht, welches ihrer
                                    Zusammensetzung zukommt (in den Tabellen XXVIII bis XXXI dieses Buches für
                                    mehrere Fälle angegeben).Es sind dann: 2 ghat = P = h – hsy
                                    h = P/(1 –
                                    sy)  sy = 1 – P/h.Nun ist für extensive Feuerung die Anfangstemperatur = 1409°, daher
                                    s = 0,16223, y =
                                    1,0251 undTextabbildung Bd. 173, S. 43A. d. Red.
                              
                           
                           Nun ist es allerdings nicht überall thunlich, die Feuerung 24' unter dem Kessel
                              anzubringen; es kann aber Fälle geben, wo eine solche Anordnung, welche den
                              Schornstein ganz entbehrlich macht, mit Nutzen anzuwenden seyn wird. Durch einen so
                              langen Steigcanal würde auch den Bedingungen der vollkommenen Verbrennung wirksamst
                              entsprochen, und diese müßen wir vor Allem anstreben, um den für die Industrie so
                              wichtigen Wasserdampf so wohlfeil als möglich erzeugen zu können.