| Titel: | Skizzen von Maschinen zur Bearbeitung des Holzes aus der Fabrik von Joh. Zimmermann in Chemnitz; von Dr. Rob. Schmidt, Civilingenieur in Berlin. | 
| Autor: | Robert Schmidt | 
| Fundstelle: | Band 173, Jahrgang 1864, Nr. XVII., S. 81 | 
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                        XVII.
                        Skizzen von Maschinen zur Bearbeitung des Holzes
                           aus der Fabrik von Joh. Zimmermann in Chemnitz; von Dr. Rob. Schmidt, Civilingenieur in Berlin.
                        Mit Abbildungen auf Tab.
                              II.
                        Schmidt, Skizzen von Zimmermann's Maschinen zur Bearbeitung des
                           Holzes.
                        
                     
                        
                           Es sind drei Jahre verflossen, seitdem ich in dieser Zeitschrift das betreffende
                              Publicum auf diejenigen Maschinen aufmerksam machte, welche sich bis zu jener Zeit
                              zur Bearbeitung des Holzes in Deutschland, insbesondere in Berlin, Eingang
                              verschafft und bewährt hattenPolytechn. Journal Bd. CLX S. 93.; auch erschien zu jener Zeit von mir ein WerkchenDasselbe führt den Titel: „Die Maschinen zur Bearbeitung des Holzes
                                       mit Rücksicht auf ihre Anwendung und Ausführung; von Dr. Rob. Schmidt.
                                       Mit 4 lithographirten Tafeln. Leipzig, 1861.“
                                    , welches mit Hülfe von Zeichnungen die Construction dieser Maschinen
                              specieller veröffentlichte. Seitdem ist dieser Zweig des Maschinenbaues nicht allein
                              weiter cultivirt, sondern auch eine Anzahl von neuen Maschinen geschaffen worden,
                              wie dieß die letzte Industrie-Ausstellung in London deutlich zu erkennen gab.
                              In Deutschland war es namentlich die renommirte Werkzeug-Maschinenfabrik von
                              Joh. Zimmermann in Chemnitz, welche in den letzteren
                              Jahren diesem Gegenstande ihre besondere Aufmerksamkeit schenkte, ihre derartigen
                              Fabricate auf die Weltausstellung brachte und mit ähnlichen anderer Länder in
                              glänzender Weise concurrirte. Dieser Umstand mag es entschuldigen, daß ich als
                              Einleitung zu diesem Artikel, welcher die Holzbearbeitungsmaschinen dieser Fabrik
                              skizziren soll, im vorhergehenden Heft dieses Journals (S. 9) die Beschreibung
                              dieser Fabrik mitgetheilt habe.
                           Bei einem Gegenstande dieser Art und der hohen Stufe, auf welcher der Maschinenbau in
                              Deutschland bereits seit Jahren steht, versteht es sich übrigens einigermaßen von
                              selbst, daß wir hier nicht in allen Stücken absolut Neues werden zu geben haben, da
                              im Gegentheil die Principien, nach denen die Arbeit geschieht, unverändert geblieben
                              sind; es wird sich hier vielmehr um die vollkommenere und mehrseitigere Lösung
                              dieser Principien handeln, wodurch einerseits eine bessere Arbeit erzielt,
                              anderseits die Anwendung derselben vervielfacht wird. In ersterer Beziehung können
                              wir nun gleich im Allgemeinen erwähnen, daß die Maschinen der Zimmermann'schen Fabrik sich durch große Stabilität auszeichnen, da
                              Holzconstructionen durchweg vermieden sind, und aller Guß zu Gestellen als Hohlguß behandelt ist.
                           Um die Betrachtung der hier in Rede stehenden Maschinen an Bekanntes anzuknüpfen,
                              werden wir dieselben in ähnliche Gruppen sondern, wie dieß in dem citirten, sehr
                              verbreiteten Werkchen geschehen ist, auch zuweilen auf dort beschriebene Maschinen
                              hinweisen. Eine besondere und nach Anzahl große Gruppe sollen aber diejenigen
                              Maschinen bilden, welche zu mehreren Zwecken vorgerichtet sind und die wir combinirte Maschinen nennen wollen. Uebrigens werden wir
                              die Construction von Maschinen, welche entweder sehr einfach, oder bereits an
                              anderen Orten beschrieben sind, hier nur kurz erwähnen. Ebenso schließen wir hier
                              die sogenannten Gattersägen und Furnürsägen, welche ebenfalls von der in Rede
                              stehenden Fabrik gebaut werden, aber nicht eigentlich zu den sogenannten
                              Holzbearbeitungsmaschinen gehören, hier gänzlich aus.
                           
                        
                           I. Säge-Maschinen.
                           1. Kreissägen. – Die Anwendung dieser Maschinen,
                              sowie die principielle Construction derselben ist bekannt genug, und braucht darüber
                              hier nichts weiter gesagt zu werden. Bei den Zimmermann'schen Kreissägen besteht das Gestell, der Tisch, aus Gußeisen; das
                              Sägeblatt wird durch zwei mit Oel getränkte Filzplatten selbstthätig geschmiert und
                              auf dem Tische ist ein parallel verstellbares eisernes Führungslineal angeordnet,
                              das in jeder Lage festgestellt werden kann. Es werden zwei Sorten angefertigt: Bei
                              der einen hat der Tisch eine Länge von 5 Fuß und eine Breite von 2 1/2 Fuß; das dazu
                              gehörige Sägeblatt einen Durchmesser von 24 Zoll. Bei der anderen beträgt die
                              Tischlänge 6 Fuß, die Breite 3 Fuß, und gehört hierzu ein Sägeblatt von 36 Zoll
                              Durchmesser.
                           2. Bandsägen. – Auch diese Maschinen sind, was das
                              Wesentliche betrifft, hinsichtlich der Anwendung und Construction zur Genüge
                              bekannt, um darüber hier noch etwas erwähnen zu müssen. Die derartigen Zimmermann'schen Maschinen enthalten als etwas Besonderes
                              zunächst einen Kreisschneidapparat, mit welchem man sehr
                              bequem Cylinderflächen schneiden kann, deren Seiten normal auf dem Arbeitstisch der
                              Maschine stehen. Derselbe läßt sich übrigens mit Leichtigkeit von der Maschine entfernen und wieder
                              daran befestigen, und besteht der Hauptsache nach aus einer mit Schlitz versehenen
                              Schiene, welche in beliebigen Punkten drehbar gemacht werden kann, und dem
                              Befestigungsmechanismus für das zu bearbeitende Holz an dem einen Ende der Schiene.
                              – Außerdem sind diese Maschinen mit einer Vorrichtung versehen, durch welche
                              dieselben beim Ausrücken sofort gebremst werden, um damit
                              auch ein sofortiges Anhalten des Sägeblatts zu bewerkstelligen. Die Fabrik liefert
                              zwei, nach Größe verschiedene Sorten von Bandsägen; die kleinere kostet 300, die
                              größere 450 Rthlr., der Kreisschneidapparat besonders 30 Rthlr.
                           3. Kleine Verticalsäge. – Diese Maschine ist in
                              Bezug auf ihre Construction durchaus neu, und ersetzt in der Anwendung die
                              sogenannte Decoupirsäge, welche man in dem citirten Werke
                              S. 14 speciell beschrieben findet. Sie dient wie diese letztere zum Ausschneiden von
                              Verzierungen an bretförmigen, gewöhnlich feinen Hölzern. Dieselbe unterscheidet sich
                              aber sehr wesentlich dadurch von der früheren Decoupirsäge, daß ihre Construction
                              durchweg solid ist, sie sich auch für stärkere und breitere Sägeblätter eignet und
                              deßhalb auch gewissermaßen die Bandsäge zu ersetzen im Stande ist, namentlich dann,
                              wenn man mit einem verticalen laufenden Sägeblatt die verschiedensten Arbeiten
                              ausführen will.
                           Fig. 1 gibt
                              die Seitenansicht einer solchen Maschine, deren Sägeblatt 6 Zoll Hub hat. A ist das aus Hohlguß gebildete Gestell; B der Arbeitstisch, welcher um eine horizontale Achse
                              verstellbar ist. C ist die Betriebsriemscheibe mit der
                              Welle a, die außerdem an ihrem äußeren Ende eine
                              Krummzapfenscheibe D trägt. Die Lenkstange E derselben setzt bei Bewegung der Maschine einen bei
                              b austretenden Körper in auf- und abgehende
                              Bewegung, die auch an Darmschnüre c und c' übertragen wird. Die zweiten Enden d und d' dieser Schnüre sind
                              mit Leitungsstücken verbunden, welche die Befestigungspunkte f und f' für das Sägeblatt s enthalten. Das Handrädchen F dient noch dazu, die Darmschnüre fortwährend in gehöriger Spannung zu
                              erhalten, und die Befestigungspunkte f und f' des Sägeblatts haben die Einrichtung, daß einerseits,
                              wie bei den Decoupirsägen, das Blatt leicht ausgehängt, anderseits dasselbe auch
                              gedreht werden kann; letzteres ist wichtig, damit der Arbeiter zur Maschine die
                              bequemste Stellung einnehmen kann, die hauptsächlich von der Form des zu
                              bearbeitenden Holzes abhängig ist.
                           Es wird zunächst ohne Weiteres folgen, daß bei Umdrehung der Welle a das Sägeblatt eine hin und her gehende Bewegung
                              annehmen wird, es wird aber auch folgen, daß diese Bewegung und somit der Schnitt
                              durchaus sicher ist, da einerseits die Säge in richtig gearbeiteten Führungen geleitet, anderseits
                              dieselbe fortwährend in richtiger Spannung erhalten werden kann. Diese Säge macht
                              per Minute 360 Schnitte, und werden von der Fabrik
                              solche mit 6 Zoll und 10 Zoll Hub gebaut, wovon erstere 150 Rthlr., letztere 250
                              Rthlr. kosten. Erfahrungsmäßig lassen sich für diese Säge Blätter von 1/8 bis 1 Zoll
                              Breite verwenden, und dieß zeigt am besten die allgemeine Anwendbarkeit dieser
                              Maschine für geschweifte Arbeiten aller Art sowohl, als auch zur Bearbeitung von
                              stärkeren Hölzern.
                           4. Patent-Schweif- und Lochsäge. –
                              Auch diese Maschine ist in ihrer Construction neu, bezweckt aber eine ähnliche
                              Anwendung wie die Decoupirsäge. Dieselbe unterscheidet sich indessen von dieser
                              wesentlich dadurch, daß einerseits das eine obere Ende der Säge nicht eingespannt
                              ist, sondern frei arbeitet, anderseits beim Arbeiten mit
                              derselben nicht das zu bearbeitende Holz, sondern die Säge gedreht wird, und zwar
                              durch entsprechenden Druck von den Füßen des Arbeiters. Letzterer Umstand bewirkt
                              hauptsächlich, daß das zu bearbeitende, auszuschweifende Holz jede beliebige Länge
                              haben kann, sowie dieselbe wohl überhaupt ein freieres Arbeiten gestattet, natürlich
                              aber auch etwas mehr Geschicklichkeit von Seite des Arbeiters verlangt als die
                              Decoupirsäge. Wird statt des Sägeblatts eine Feile u.s.w. in die Maschine gesetzt,
                              so läßt sie sich zugleich zu feinerer Bearbeitung benützen.
                           Fig. 2 zeigt
                              eine Seitenansicht der Maschine. A ist das gußeiserne
                              Gestell, B der Arbeitstisch. C ist ein mit der Maschine fest verbundenes Stück, das die Führungen für
                              die Sägespindel s enthält. D
                              ist die Betriebsriemscheibe, deren Welle außerdem ein Schwungrad E und ein Kurbelrad F
                              enthält. Letzteres erzeugt bei Bewegung der Maschine mittelst der Lenkstange n die auf- und abgehende Bewegung der Sägespindel
                              s, welche außerdem auch noch in folgender Weise
                              gedreht werden kann: Auf der Spindel s befindet sich
                              verschieb- aber nicht drehbar die Spurrolle a; um
                              diese ist gekreuzt eine Schnur gelegt, deren Enden über zwei, an den Seitenwänden
                              befestigte Rollen gelegt und weiter an zwei Tritte b
                              befestigt sind. Der Arbeiter sitzt auf dem Stuhle G, hat
                              diese Tritte unter seinen Füßen und kann, wie leicht ersichtlich, durch Druck auf
                              den einen oder den anderen Tritt der Maschine der Säge eine drehende Bewegung
                              ertheilen. Unwesentlicher sind zwei auf dem Arbeitstisch angebrachte Bügel H, durch welche verstellbare Druckstifte c gehen, bestimmt das Arbeitsstück zu halten; außerdem
                              das Blasrohr K, durch welches die Sägespäne fortgeblasen
                              werden. Auch von dieser Säge werden per Minute 360
                              Schnitte gemacht; der Preis derselben ist 175 Rthlr.
                           
                              
                                 (Die Fortsetzung folgt.)
                                 
                              
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
