| Titel: | Ueber den Angriff des Zinkes und Eisens durch Atmosphärilien; von André Bolzano, Civilingenieur. | 
| Autor: | André Bolzano | 
| Fundstelle: | Band 173, Jahrgang 1864, Nr. XXVIII., S. 108 | 
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                        XXVIII.
                        Ueber den Angriff des Zinkes und Eisens durch
                           Atmosphärilien; von André Bolzano,
                           Civilingenieur.
                        Bolzano, über den Angriff des Zinkes und Eisens durch
                           Atmosphärilien.
                        
                     
                        
                           Ein Auftrag an die königl. Baubehörde München I, unter welcher ich mich befand, von
                              Seite der königl. Regierung von Oberbayern, über die Haltbarkeit der Zinkbedachung
                              in ihrem Reviere die nöthigen Recherchen zu erheben, veranlaßte mich, gleichzeitig
                              die Ursachen der Zerstörung des Zinkes und Eisens durch Atmosphärilien einer genauen
                              Untersuchung zu unterziehen.
                           Bei einer Reihe deßhalb angestellter Versuche wurden zum Theil von früheren Arbeiten
                              abweichende Resultate erzielt, deren Mittheilung nicht ohne Nutzen seyn dürfte. Der
                              Zweck vorliegender Besprechung ist daher, den Einfluß der Atmosphärilien und der
                              alkalischen Flüssigkeiten auf Zink und Eisen, bezüglich deren Anwendung im Bauwesen
                              zu studiren. Als Fälle dieser Anwendung sind die Bedachungen und Abtrittsanlagen zu
                              bezeichnen. Obgleich hierüber schon viel geschrieben und erledigt ist, herrschen
                              dennoch irrige Ansichten und Vorstellungen hinsichtlich mancher Punkte, so daß deren
                              Beleuchtung zweckmäßig, sowie zur Completirung, eine Zusammenstellung des Bekannten,
                              nicht überflüssig erscheinen dürfte.
                           Da der Erfolg des Angriffes stets eine Blöße des Gegners voraussetzt, so wird es bei
                              dem vorliegenden Studium das Naturgemäßeste seyn, die vortheilhaften Eigenschaften
                              der Angreifer und die Schwächen der Angegriffenen kennen zu lernen; dann könnten
                              sich die Mittel finden, diese Schwächen zu decken.
                           Auf Seite des Angriffes stehen die Atmosphärilien, als welche die Luft und hierin der
                              Sauerstoff, die Kohlensäure, das Wasser, das kohlensaure und freie Ammoniak als
                              thätig zu betrachten sind. Nach Gewittern tritt Ozon und salpetersaures Ammoniak
                              hinzu.
                           Ist Holz in Berührung mit Metallflächen, so können die darin schon fertig gebildeten
                              Pflanzensäuren, oder die bei dessen Zerstörung entstehenden Humussäuren zur Wirkung kommen,
                              wozu natürlich Feuchtigkeit nöthig ist.
                           In Abtrittsräumen speciell treten die Ammoniakverbindungen in den Vordergrund, und
                              kommt Schwefelwasserstoff hinzu.
                           Auf Seite der angegriffenen Körper stehen: Zink, Gußeisen und Schmiedeeisen.
                           Da keiner der obigen Angreifer allein zur Wirkung kommt, so muß die Zerstörung durch
                              dieselben für deren gleichzeitigen Angriff betrachtet werden. Zuerst soll über die
                              Zerstörung des Eisen- und Zinkbleches gesprochen werden, wobei geeigneten
                              Ortes darauf aufmerksam gemacht wird, ob die dem freien Angriff der Atmosphärilien
                              ausgesetzte äußere Dachfläche oder die innere Dachfläche in Betrachtung gezogen
                              ist.
                           Bei dem Eisenbleche ist dieser Unterschied von keiner
                              Bedeutung, da die bekannte Zerstörbarkeit des Eisens durch Atmosphärilien für
                              dasselbe immer einen Anstrich erfordert, der von Zeit zu Zeit erneuert werden muß.
                              Bekanntlich haben alkalische Flüssigkeiten auch im concentrirten Zustande beinahe
                              gar keinen Einfluß auf das Eisenblech. Dahingegen ist der Sauerstoff, bei Gegenwart
                              von Wasser und Kohlensäure, ein gefährlicher Feind.
                           Der gebildete Rost (Eisenoxydhydrat) hat die Eigenschaft, zur Weiterbildung desselben
                              nach dem Inneren des Eisenbleches, auch bei geschützten Oberflächen desselben,
                              Veranlassung zu geben, und so wie ein krebsartiges Geschwür zu wirken.
                           Ueber die Art der Wirkung können verschiedene Anschauungen aufgestellt werden.
                           In dem Eisenoxydhydrat = Fe²O³ + (HO) = Fe²O² +  +
                              (HO) kann das letzte mit  bezeichnete Atom Sauerstoff als in erregtem
                              Zustande betrachtet werden, wobei es die Fähigkeit hat, Eisen in Eisenoxydul
                              umzuwandeln, welches dann erst mit dem Sauerstoff der Luft zu Oxyd wird, wie sich
                              auch das durch Eisen reducirte Oxyd wieder in solches umwandelt. Hierdurch kann auch
                              das rasche Fortschreiten des Rostes erklärt werden, indem ein immer größeres Quantum
                              Sauerstoff in den erregten Zustand übergeführt und auf diese Weise eine
                              Communication vom Eisenkerne zu der äußeren Luft hergestellt wird.
                           2 (Fe²O² + ) + 2Fe + 3O der Luft + (HO) =
                              3Fe²O³ + (HO).
                           Sollte auch die Kohlensäure Veranlassung geben zu der Oxydation des Eisens unter
                              Bildung von kohlensaurem Eisenoxydul, welches dann in Eisenoxydhydrat übergeht, so
                              könnte hierbei die Frage entstehen, woher der Sauerstoff zur Oxydation des Eisens
                              kommt.
                           Die Antwort muß dreifach lauten: 1) aus der Luft; 2) aus dem gebildeten Eisenoxyde
                              wie oben, während das entstandene Oxydul sich aus dem Sauerstoffe der Luft zu Oxyd
                              recrutirt und Sauerstoff in den erregten Zustand überführt; 3) aus der Zersetzung
                              des Wassers.
                           Es ist eine Thatsache, daß Eisen in ausgekochtem und mit Kohlensäure geschwängertem
                              Wasser nach längerer Zeit unter Gasentwickelung sich löst. Es entsteht kohlensaures
                              Eisenoxydul und Wasserstoff.
                           Fe + HO + 2CO² = H + FeO
                              (CO²).
                           Die Ursache der Oxydation sey nun in Wahrheit welche sie wolle, so steht die
                              Thatsache fest, daß der Sauerstoff der erbittertste Feind des Eisens ist und auf
                              dessen Abhaltung, wie auch der des Wassers besonders geachtet werden muß. Einen
                              galvanischen Proceß aus der durch die Oxydation hervorgerufenen größeren
                              Anreicherung von Kohlenstoff (der höchst wahrscheinlich, da er chemisch gebunden
                              war, als Kohlenwasserstoff entwich, während der Sauerstoff des zersetzten Wassers
                              oxydirend wirkte) anzunehmen, würde gewagt seyn, da selbst in dem Falle, daß der
                              Kohlenstoff zurückbliebe, derselbe von Eisenoxydhydrat umhüllt wäre. Da das
                              Eisenoxyd nicht die Eigenschaft hat, durch die Atmosphärilien forttransportirt zu
                              werden, es sey denn durch rein mechanische Gewalt, so bleibt der Angriff auf beiden
                              Seiten der Dachfläche nahezu gleich, indem das nöthige Wasser an der unteren Seite
                              der Metallfläche durch das Schwitzen des Metalles geliefert wird. Außerdem können
                              noch die Säuren aus der Holzverschalung zerstörend wirken. Der Rost bildet also
                              keine direct schützende, sondern eine fressende Decke.
                           Das Zinkblech verhält sich specifisch verschieden von dem
                              Eisenbleche. Der Hauptunterschied besteht in der Angriffsfähigkeit durch
                              ammoniakalische Flüssigkeiten. Es ist bekannt, daß Zinkoxyd von kohlensaurem
                              Ammoniak mit der größten Leichtigkeit aufgelöst wird, und wird diese Eigenschaft
                              auch vielfach bei der Analyse der Zinkerze benutzt. Bei Versuchen, in denen ich eine
                              Lösung von kohlensaurem Ammoniak mit metallischem Zink
                              zusammenbrachte, beobachtete ich, daß das letztere verhältnißmäßig rasch und zwar
                              unter Wasserstoffentwickelung in Lösung übergieng. Es scheint, als ob in diesem
                              Falle die außerordentliche Löslichkeit des Zinkoxydes in kohlensaurem Ammoniak
                              disponirend auf die Wasserzersetzung behufs der Oxydation des Metalles einwirke.
                           Während eine reine Ammoniakflüssigkeit auf Zink nur sehr langsam einwirkt, überdeckt
                              sich dasselbe in mäßig concentrirter Lösung von kohlensaurem Ammoniak sofort mit Gasblasen,
                              und die, wenn auch nicht stürmische, einer Gährung ähnliche Wasserstoffentwickelung
                              hält lange Zeit an, so daß man mit Leichtigkeit größere Mengen dieses Gases, behufs
                              der weiteren Untersuchung, aufzusammeln im Stande war.
                           Die Versuche wurden mit Ammoniak, doppelt-kohlensaurem und neutralem
                              kohlensaurem Ammoniak gemacht. Das letztere war durch Mischen von titrirten Lösungen
                              der beiden ersten erhalten. Die ammoniakalische Lösung zeigte die geringste, die
                              Lösung von doppelt-kohlensaurem Ammoniak die größte Angriffsfähigkeit, das
                              letztere wahrscheinlich, weil sich direct das Doppelsalz von kohlensaurem Zinkoxyd
                              und kohlensaurem Ammoniak bilden konnte. Dieses Salz schied sich auch in Krystallen
                              aus, welche durch Wasser in kohlensaures Ammoniak und kohlensaures Zinkoxyd, das
                              sich ausschied, zerlegt wurden. Die letztere Erscheinung wurde von Favre beobachtet, die der Wasserstoffentwickelung von Runge angedeutet.
                           Um einige Anhaltspunkte über den Grad des Angriffes auf Zink durch
                              Ammoniakverbindungen zu geben, folgen die Resultate zweier Versuche.
                           1 Blech von 32 Quadrat-Centimet. Oberfläche und 6,475 Grm. Gewicht verlor in
                              einer Lösung von doppelt-kohlensaurem Ammoniak in 24 Stunden 0,104 Grm., was
                              1,58 Proc. entspricht.
                           1 Blech von 30,4 Quadrat-Centimet. Oberfläche und 6,096 Grm. Gewicht verlor
                              unter gleichen Umständen 0,088 Grm. = 1,28 Proc.
                           Wenn auch die im Regenwasser wirkende Lösung von Ammoniaksalzen sehr verdünnt ist, so
                              ist doch hiermit der Beweis geliefert, daß das Ammoniak als direct zerstörendes
                              Agens gegen das Zinkblech nicht über Bord geworfen werden kann.
                           Die fernere Eigenschaft dieser Lösung, das Zinkoxyd und kohlensaure Zinkoxyd
                              aufzunehmen, macht die Meinung, in der Oxydkruste eine schützende Decke zu finden,
                              zu nichte.
                           Die interessanten Untersuchungen von H. Rose zeigten, daß
                              das Verhältniß von Zinkoxydhydrat zu kohlensaurem Zinkoxyd und Wasser, je nach der
                              Temperatur, der Concentration und dem Vorherrschen irgend einer der aufeinander
                              wirkenden Flüssigkeiten, der alkalischen Lösung und derjenigen des Metallsalzes,
                              variiren.
                           Prof. Pettenkofer fand die Zusammensetzung einer
                              Zinkkruste auf der äußeren Dachfläche zu 5 ZnO, CO² + 8 HO.
                           Bei der Wirkung der ammoniakalischen Lösung auf diese Krusten und das Metall, dürfte
                              es als Zufall zu betrachten seyn, wenn man wieder die gleiche Zusammensetzung
                              erhält; es möchte vielmehr den Arbeiten 
                              Rose's zufolge, sowie der Unbeständigkeit der gebildeten
                              Masse wegen zu behaupten seyn: irgend eine gefundene stöchiometrische
                              Zusammensetzung ist nur für den Moment der Untersuchung gültig.
                           Das aus einer Lösung von kohlensaurem Ammoniak durch hineingebrachtes metallisches
                              Zink entwickelte Gas verbrannte angezündet ohne Lebhaftigkeit und mit äußerst
                              schwach leuchtender Flamme, sich hierdurch schon mehr oder weniger als
                              Wasserstoffgas verrathend.
                           Um die Natur desselben und den Grad seiner Reinheit weiter zu constatiren, wurde das
                              bei der Zersetzung entwickelte Gas über Quecksilber aufgefangen. Das
                              Entbindungsgefäß wurde dabei mit der Lösung von kohlensaurem Ammoniak völlig
                              angefüllt und nun erst das eng gewählte Entbildungsrohr mit seinem Korke angefügt,
                              so daß die Flüssigkeit durch dieses ausdringen mußte. Es war auf solche Weise das
                              Gas leicht völlig luftfrei aufzufangen. Das so aufgefangene Gas wurde durch mit
                              Schwefelsäure getränkte Kohkskugeln von Ammoniak und dann mit Kalikugeln von
                              Kohlensäure befreit.
                           Indem mich Berufsgeschäfte an der Fortsetzung dieser Arbeit gerade hinderten, hatte
                              der nunmehr verstorbene Dr. Habersang von Meiningen die Freundlichkeit gehabt, sich der Ausführung der
                              für die völlige Aufklärung der Natur des Gases erforderlichen gasometrischen Analyse
                              zu unterziehen. Wir erhielten dabei folgende Resultate.
                           Das auf die oben bemerkte Weise vorbereitete Gas wurde nach Bunsen's Methode (Gasometrische Methoden, Braunschweig 1857) nach dem
                              Zulassen einer entsprechenden Luftmenge im Eudiometer verpufft und ergab sich
                              hierbei nahezu als reines Wasserstoffgas.
                           Es lieferte nämlich das Gas in verschiedenen Operationen folgende Werthe.
                           Versuch Nr. I, gemeinschaftlich mit Dr. Habersang ausgeführt.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 173, S. 111
                              Volumen der Correctionstabelle
                                 feucht; Barometerstand; Negativer Druck; Druckhöhe für die Tension des
                                 Wasserdampfes; Temperatur bei der Beobachtung.;Volumen trocken bei 1 Met. Druck,
                                 Verwendetes Gasvolumen; Gasvol. nach Zulassen der Luft; Gasvolum. nach der
                                 Detonation
                              
                           
                           Die Werthe der letzten Columne sind nach der bekannten Bunsen'schen Formel
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 173, S. 112
                              
                           abgeleitet, worin m, der Fehler
                              des Meniscus, für das benutzte Eudiometer = 1,2 Millimeter betrug.
                           Von der bei der Verpuffung erhaltenen Contraction entsprechen zwei Drittel dem
                              vorhandenen Wasserstoffgase, da ja bei der Verbrennung zu Wasser je 2 Volume
                              Wasserstoff 1 Volum Sauerstoff mit condensiren.
                           Die Contraction betrug in diesem Versuche 44,78 entsprechend 29,853 Volumen
                              Wasserstoffgas, welche in dem anfänglichen Gasvolumen = 30,036 enthalten waren.
                           Hiernach enthielten 100 Volumina des von der Einwirkung des kohlensauren Ammoniaks
                              auf metallisches Zink resultirenden Gases 99,39 Procent Wasserstoffgas. Die geringe
                              Abweichung liegt noch größtentheils innerhalb der Grenzen der Beobachtungsfehler, so
                              daß man sagen darf, das der Untersuchung unterworfene Gas war reiner
                              Wasserstoff.
                           Versuch Nr. II, von Dr. Habersang ausgeführt.
                           Die früheren Bezeichnungen sollen der Kürze halber hier angewendet werden.
                           
                              
                                 
                                 
                                    v
                                    
                                 
                                    b
                                    
                                 b͵
                                 b͵͵
                                 
                                    t
                                    
                                 v₁
                                 
                              
                                 
                                    V
                                    
                                   89,162
                                 0,711
                                 0,3627
                                 0,0119
                                 14° C.
                                   28,916
                                 
                              
                                 V͵
                                 325,18
                                 0,711
                                 0,1260
                                 0,0119
                                 14° C.
                                 178,007
                                 
                              
                                 V͵͵
                                 273,32
                                 0,711
                                 0,1771
                                 0,0119
                                 14° C.
                                 136,314
                                 
                              
                           Das gibt Contraction = 41,693 Volumen, oder Wasserstoffgas in 100 Volumen Gas =
                              96,12.
                           Versuch Nr. III, von Dr. Habersang ausgeführt.
                           
                              
                                 
                                 
                                    v
                                    
                                 
                                    b
                                    
                                 b͵
                                 b͵͵
                                 
                                    t
                                    
                                 
                                    v
                                    
                                 
                              
                                 
                                    V
                                    
                                   86,85
                                 0,712
                                 0,370
                                 0,01269
                                 15° C.
                                   28,238
                                 
                              
                                 V͵
                                 334,08
                                 0,712
                                 0,121
                                 0,01353
                                 16° C.
                                 185,754
                                 
                              
                                 V͵͵
                                 282,65
                                 0,712
                                 0,172
                                 0,01269
                                 15° C.
                                 144,307
                                 
                              
                           
                           Das gibt Contraction = 41,447 Volumina, oder Wasserstoff in 100 Volumen Gas =
                              97,83.
                           Also auch in diesen beiden Operationen war das entwickelte Gas nahezu reiner
                              Wasserstoff, was hiermit als definitive Entscheidung angesehen werden kann.
                           Für die Untersuchung der Zersetzungsproducte aus dem Zinkblech durch Atmosphärilien
                              wurde zerfressenes und unzerfressenes Blech von der Dachung des physiologischen
                              Institutes zu München verwendet.
                           Mein verehrter Vorstand, der k. Baubeamte Hr. Beyschlag,
                              stellte mir dasselbe zur Verfügung, wofür ich demselben zu besonderem Danke
                              verpflichtet bin.
                           Dasselbe war vorzüglich auf der unteren Seite, wo es sein Auflager auf der
                              Verschalung hatte, oxydirt und war die Kruste so stark, daß dieselbe bei einiger
                              Vorsicht, ohne eine Vermengung mit Zinktheilchen befürchten zu müssen, an vielen
                              Stellen abgelöst werden konnte. Dieselbe wurde der Analyse unterzogen.
                           Der Zweck der Analyse war einerseits, über die Anreicherung des Bleies im
                              zerfressenen Zinkblech Untersuchungen anzustellen, andererseits zu versuchen, ob
                              eine äquivalente Zusammensetzung des Niederschlages zu finden wäre. Der Einwand, daß
                              der abgenommene Theil der Kruste allein nicht zu einer bestimmten Zusammensetzung
                              führen könne, muß als ungerechtfertigt erscheinen; denn wenn überhaupt nicht die
                              ganze Masse für die verschiedenen Zeitperioden durchgängig ihre Zusammensetzung
                              ändert, kann nur von den Resultaten einer Mengung verschiedener Verbindungen die
                              Rede seyn.
                           
                        
                           Die Anreicherung des Bleies.
                           Da kohlensaures Bleioxyd, auf Zinkblech mit verdünnten Ammoniaklösungen befeuchtet,
                              einen Flecken von reducirtem Blei hinterließ, so war zu schließen, daß das meiste
                              vorhandene Blei im Zinkblech concentrirt werde, und nur ein geringer Theil in die
                              Kruste übergehe.
                           Es wurden daher zerfressenes und unzerfressenes Zinkblech von dem physiologischen
                              Institute, welches vorher von seiner Oxydkruste mittelst kohlensaurem Ammoniak
                              befreit war, auf ihren Bleigehalt untersucht. Zur Anreicherung des Bleies wurde der
                              größte Theil des Zinkes mit verdünnter Schwefelsäure gelöst, der durch Decantiren
                              ausgewaschene Rückstand dann erst völlig mit stärkerer Säure zerlegt und das Blei
                              als schwefelsaures Bleioxyd bestimmt.
                           Ich will hier die Bemerkung einschalten, daß 1,3 Proc. Bleigehalt die Grenze für die
                              Möglichkeit gibt, das Zink zu walzen. Bei den neuen Schmelzöfen wird auf sinnreiche
                              Weise, da Zink und Blei keine Verbindung eingehen, das letztere vermöge des höheren
                              specifischen Gewichtes in einem Sumpfe abgeschieden.
                           Die jetzigen Zinkbleche haben daher, trotzdem daß Erze, wie Blende und Galmei, die
                              mit Blei brechen, verhüttet werden, einen geringeren Bleigehalt als die
                              früheren.
                           15 Grm. unzersetztes Blech gaben 0,1284 Grm. schwefelsaures Bleioxyd = 0,0926 Grm.
                              Blei = 0,617 Proc. Blei.
                           9 Grm. zerfressenes Blech gaben 0,2146 Grm. schwefelsaures Bleioxyd = 0,156 Grm. Blei
                              = 1,733 Proc., also beinahe die dreifache Menge.
                           Eine weitere Untersuchung mußte zeigen, wie viel kohlensaures Bleioxyd in der
                              oxydirten Kruste sich befindet, um daraus den Schluß ziehen zu können, ob die
                              Gegenwart des Zinkes die Oxydation des Bleies verhindert.
                           Es wurde zu diesem Behufe der Bleigehalt aus dem Rückstande der Substanz, welche zu
                              der Kohlensäureprobe verwendet war, bestimmt.
                           2,087 Grm. Kruste gaben 0,0024 Grm. schwefelsaures Bleioxyd, was 0,00164 Grm. Blei =
                              0,0789 Proc. Blei entspricht.
                           Für die spätere Zusammenstellung sey beigefügt, daß 0,0789 Proc. Blei = 0,085 Proc.
                              Bleioxyd = 0,0956 Proc. kohlensaures Bleioxyd ist.
                           Die Vergleichung der Bleigehalte des ursprünglichen Zinkbleches, des zerfressenen
                              Zinkbleches und der Oxydationskruste gestattet den Schluß, daß das metallische Zink
                              reservirend und anreichernd auf das vorhandene Blei wirkt, was auch naturgemäß
                              erscheint.
                           
                              
                                 
                                 
                                 Bleigehalte.
                                 
                                 
                                 
                              
                                 Zinkblech.
                                 
                                 Zinkblech, zerfressen.
                                 
                                 Zinkkruste.
                                 
                              
                                 0,617 Proc.
                                 
                                 1,733 Proc.
                                 
                                 0,00164 Proc.
                                 
                              
                                 37
                                 :
                                 1056,7
                                 :
                                 1
                                 
                              
                           Die Verhältnißzahlen werden diese Thatsache noch mehr in die Augen springend
                              machen.
                           Interessant dürfte auch der Bleigehalt der äußeren Kruste, welche nicht rein abgelöst
                              werden konnte, seyn. Zum Lösen des kohlensauren Bleioxydes könnte weinsaures
                              Ammoniak dienen, und müßte das Blech, dessen innere Seite gereinigt ist, in eine
                              solche Lösung gelegt werden.
                           Zur Vervollständigung der Analyse der Kruste folgen noch die Bestimmungen des Zinkes,
                              der Unreinigkeiten, des Wassers und der Kohlensäure.
                           
                        
                           
                           Bestimmung des Zinkes und der
                                 Unreinigkeiten.
                           Zu diesem Behufe wurden 1,082 Grm. Substanz verwendet. Dieselbe wurde zur Lösung des
                              Zinkoxydes und kohlensauren Zinkoxydes mit kohlensaurem Ammoniak behandelt und die
                              Lösung von dem Rückstande abfiltrirt, eingedampft und der nun vorsichtig getrocknete
                              Rückstand von Ammoniak- und Zinksalzen im Platintiegel heftig geglüht und
                              dann gewogen. Derselbe zeigt das Zinkoxyd an.
                           Der Rückstand wog 0,9304 Grm. = 85,98 Proc. Zinkoxyd.
                           Der Rückstand auf dem Filter konnte kohlensaures Bleioxyd, metallisches Zink und
                              Unreinigkeiten enthalten. Wird von denselben der früher bestimmte Theil von
                              kohlensaurem Bleioxyd abgezogen, so ist nur noch die Menge des metallischen Zinkes
                              zu bestimmen, um die Quantität der Unreinigkeiten zu kennen.
                           Um die Zinkmenge nachzuweisen, wurde in einer Röhre über Quecksilber in einem
                              Schälchen die Zersetzung des Zinkes mit verdünnter Schwefelsäure vorgenommen. Das
                              entwickelte, gehörig gereinigte und reducirte Volum Wasserstoff entsprach nicht
                              einem Milligramm Zink, welche Menge außer Acht gelassen werden kann.
                           2,078 Grm. Substanz entsprechen 0,041 Grm. Rückstand = 3,881 Procent.
                           3,881 Proc. Rückstand – 0,0956 Proc. kohlensaures Bleioxyd geben 3,7854 Proc.
                              Unreinigkeiten.
                           
                        
                           Kohlensäurebestimmung.
                           Es wurden zwei Bestimmungen mit dem Will'schen Apparate
                              gemacht.
                           Nr. 1.
                           2,078 Grm. Substanz ergaben 0,159 Grm. Kohlensäure = 7,69 Procent.
                           Nr. 2.
                           1,8715 Grm. Substanz ergaben 0,152 Grm. Kohlensäure = 8,116 Procent.
                           Das Mittel aus beiden Analysen ist = (7,69 + 8,116)/2 = 8,038 Proc. Kohlensäure.
                           
                        
                           Wasserbestimmung.
                           Dieselbe wurde im Oelbade und mit Anwendung eines Aspirators ausgeführt. Die mittelst
                              Leitung durch concentrirte Schwefelsäure getrocknete und über die auf 110° C.
                              erwärmte Substanz geführte Luft strich durch ein Chlorcalciumrohr, durch dessen
                              Gewichtszunahme der Wassergehalt der Substanz direct bestimmt wurde. Aus dem
                              Gewichtsverluste des Rohres mit der Substanz konnte dann ersehen werden, ob außer
                              Wasser noch andere Theile, als Kohlensäure oder Ammoniak etc. entwichen.
                           Es wurden zwei Versuche gemacht.
                           Nr. 1.
                           
                              
                                 1,909
                                 Grm. Substanz verloren 0,037 Grm., wovon 0,028 Grm.der
                                    Gewichtszunahme des Chlorcalciumrohres entsprechen.
                                 
                              
                                 0,037
                                 – 0,028 = 0,009.
                                 
                              
                                 0,009
                                 = 0,471 Proc. Kohlensäure, wie später gezeigt wird.
                                 
                              
                                 0,028
                                 = 1,466 Proc. Wasser.
                                 
                              
                           Nr. 2.
                           
                              
                                 1,744
                                 Grm. Substanz erlitten 0,036 Grm. Verlust, wovon 0,025Grm. die
                                    Gewichtszunahme des Chlorcalciumrohresausmachen.
                                 
                              
                                 0,036
                                 – 0,025 = 0,011 Kohlensäure.
                                 
                              
                                 0,011
                                 = 0,56 Proc. Kohlensäure.
                                 
                              
                                 0,025
                                 = 1,434 Proc. Wasser.
                                 
                              
                           Die Mittel aus beiden Versuchen sind:
                           (0,471 + 0,56)/2 = 0,516 Proc. Kohlensäure und
                           (1,466 + 1,434)/2 = 1,45   Proc. Wasser.
                           Um Ammoniak in der Oxydkruste nachzuweisen, wurden zwei Versuche gemacht.
                           Bei dem ersten Versuche wurde die Substanz in einer Glasröhre erhitzt und die Dämpfe
                              mit Hämatoxylinpapier auf Ammoniak geprüft, ebenso der condensirte Dampf mit
                              Platinchlorid auf dieselbe Substanz. Bei beiden Proben zeigte sich viel Ammoniak.
                              Dasselbe konnte aber von der Zersetzung der früher erwähnten 3,7854 Proc.
                              Unreinigkeiten herrühren. Deßhalb wurde beim zweiten Versuche kalt operirt. Die
                              Lösung der Kruste wurde eingedampft und mit einem Ueberschuß von concentrirter
                              Kalilauge unter einer Glasglocke behandelt. Angefeuchtetes Hämatoxylinpapier zeigte
                              nur Spuren von Ammoniak an.
                           Es ist hiermit der Beweis geliefert, daß sich kein fertig gebildetes Ammoniak in der
                              Oxydkruste befand, der früher beim Trocknen erwähnte Gewichtsverlust also bloß in
                              Kohlensäure und Wasser besteht.
                           
                           Zusammenstellung der Resultate.
                           
                              
                                 Unreinigkeiten =
                                   3,785 Proc.
                                 
                              
                                 Zinkoxyd, ZnO =
                                 85,980    „
                                 
                              
                                 Bleioxyd, PbO =
                                   0,085    „
                                 
                              
                                 Kohlensäure, CO² =
                                   8,038    „
                                 
                              
                                 Wasser, HO =
                                   1,450    „
                                 
                              
                                 
                                 ––––––––––
                                 
                              
                                 
                                 99,338 Proc.
                                 
                              
                           Die Versuche, aus ZnO, CO² und HO, auch nachdem sie auf 100 Proc. ergänzt
                              waren, eine äquivalente Zusammensetzung zu erhalten, führten zu keinem Resultate,
                              welches Anspruch auf Wahrscheinlichkeit hätte, und wird es deßhalb unterlassen, eine
                              Formel aufzustellen.
                           Hinsichtlich der zweiten Frage, die Anwendung des Zinkes und Gußeisens zu Abtrittsanlagen betreffend, ist die Antwort kurz zu
                              fassen. Gegen Rost und Sauerstoff verhält sich das Gußeisen wie das Schmiedeeisen.
                              Von ammoniakalischen Flüssigkeiten ist es, wenn auch nicht wie Zink, doch merklich
                              angreifbar, wie dieß auch die Versuche bewiesen.
                           Die Ammoniakquelle aus den faulenden Excrementen und besonders dem Urine (Harnstoff)
                              ist eine ergiebige. Auch tritt Schwefelwasserstoff nicht unbedeutend auf. Aus dem
                              Früheren wird jetzt der baldige Ruin der Pissoirkessel, indem der faulende Urin
                              immer Zink auflöst und hinwegführt, erklärlich. Aehnliches tritt auch bei dem Eisen
                              ein. Bei der gleichzeitigen Gegenwart größerer Kohlensäuremengen bildet sich
                              kohlensaures Eisenoxydul-Ammoniak, das als solches Eisen hinwegführt und
                              blanke Stellen für die weitere Oxydation schafft, wenn, wie bei Abtritten, die
                              gebildete Oxydhaut durch mechanische Abreibung entfernt ist. Für alle Fälle ist
                              daher ein Anstrich der Eisentheile, und bei Zink eine rasche Abführung des Urines,
                              wo möglich mit Wasserzugabe, von Vortheil. Die Dunstkamine von Zinkblech werden,
                              besonders im Innern, am besten ebenfalls einen Anstrich, vielleicht von Theerlack,
                              erhalten.
                           Es dürfte zum Schlusse noch gestattet seyn, von den Mitteln, die Metallflächen bei Bedachungen zu schützen, zu sprechen.
                           Wie aus Früherem hervorgeht, ist die Oberfläche direct zu schützen. Es geschieht dieß
                              durch einen Ueberzug, welcher beim Eisenblech als Oelfarbenanstrich von kürzerer
                              Dauer, beim verzinnten, verbleiten Eisenblech (als Zinn und Blei) hingegen von
                              längerer Dauer ist. Alle diese Ueberzüge leiden an dem Mangel, daß, wenn sie nicht
                              vollkommen und auf beiden Seiten angebracht sind, sie den Ruin des Metalles, wie bei
                              dem Roste erklärt wurde, dennoch herbeiführen.
                           Das Zinkblech wird ohne Ueberzug gebraucht. Die Urtheile über seine Haltbarkeit lauten sehr
                              verschiedenartig, was wahrscheinlich seinen Grund darin hat, daß die Nebenumstände,
                              unter denen sich das Dach befand, nicht gehörig berücksichtigt wurden.
                           Als solche Nebenumstände kommen in Frage:
                           Ist die Localität oder das Gebäude, welche mit Zink abgedeckt sind, ein Herd für
                              Säure- oder Ammoniakentwickelung, oder befindet sich ein solcher Herd in der
                              Nähe?
                           Ist die Bedachungsmethode mehr oder weniger geeignet, Schwitzwasser zu erhalten und
                              so ein Stocken und Säurebildung im Holze zu erzeugen, und läßt sie die Bewegung der
                              Dachfläche zu?
                           Ist das Zink nicht mit Eisentheilen in Berührung, wo es zuerst der Zerstörung
                              unterliegt?
                           Ist die Löthung an den Verschneidungen etc. gut ausgeführt?
                           Ist die Qualität des Zinkes eine gute, so daß bei der Bearbeitung desselben möglichst
                              wenig Risse und Sprünge entstehen?
                           Ist das angewendete Blech nicht von zu schwacher Nummer, so daß beim Begehen des
                              Daches und bei Hagel, besonders wenn die Verschalung keine vollkommene ist, Löcher
                              entstehen können?
                           Die mitgetheilte Beobachtung über die Bleianreicherung dürfte vielleicht ein
                              Fingerzeig für ein Schutzmittel der Zinkbleche seyn.
                           Eine galvanische Verbleiung des Zinkes könnte von Vortheil seyn. Die Art und Weise
                              dieser Verbleiung muß so beschaffen seyn, daß das Blei langsam niedergeschlagen
                              wird, fest an dem Bleche haftet und sich nicht abblättert.
                           Den genauen Weg zur Herstellung derselben anzugeben, ist mir jetzt unmöglich, da
                              meine Berufsgeschäfte mir noch nicht die Zeit zu solchen Versuchen übrig ließen.
                              Gleichzeitig muß das so verbleite Blech auf die Angriffsfähigkeit von
                              ammoniakalischem Wasser, das zugleich mit Kohlensäure geschwängert ist, untersucht
                              werden, was einem verstärkten Angriffe der Atmosphärilien gleich kommt.
                           Wie schon bemerkt, bildet Blei als Oxyd eine Decke, welche von Atmosphärilien nicht
                              angegriffen wird und daher bleibend wirkt; dennoch wird ein gut galvanisch
                              verbleites Zink widerstandsfähiger und billiger seyn, als ein mit Bleiweiß
                              angestrichenes.
                           Die Schreibtinte für Zinkbleche, eine Lösung von salpetersaurem Kupferoxyd, und
                              Kupferchlorid, dürfte ebenfalls eine schützende Decke von reducirtem Kupfer
                              bilden.
                           Kupfer bildet mit der Zeit ein basisch-kohlensaures Oxydsalz von constanter
                              Zusammensetzung (Malachit), welches eine dichtere Kruste als die Zinkoxydkruste
                              ergibt. Obwohl Ammoniaklösungen durch diese Kruste lösen, so ist doch das Kupfer
                              gegen die Einwirkung des Sauerstoffes bedeutend widerstandsfähiger als das Zink.
                           Im Interesse der Bauchtechnik glaube ich obige Umstände erwähnen zu müssen, um
                              vielleicht Veranlassung zu einer besseren Erhaltung der sonst so entsprechenden und
                              von der Zinkgesellschaft Vieille Montagne so gut
                              cultivirten Zinkbedachung zu geben.
                           Für Kirchen und monumentale Gebäude jedoch sollte man nur Kupfer und Bleibedachung
                              anwenden, da bei längerer Dauer die Unterhaltungskosten geringer sind, und erstere
                              natürlich ein Hauptmoment bildet.
                           Der Vorschlag, die untere Seite möglichst frei zu legen, um das Schwitzwasser von der
                              Einwirkung auf das Holz auszuschließen, sowie dessen rasche Verdampfung zu
                              ermöglichen, dürfte für Wellenblech ausführbar seyn. Bei Dächern mit flachen Blechen
                              jedoch ist es für das Begehen des Daches, sowie in Gegenden, wo häufig Hagelwetter
                              stattfindet, gewiß ungünstig, die ganze Verschalung zu vermeiden, und dürfte ein
                              Bleiüberzug die früher erwähnten Umstände für die Zerstörung des Zinkes
                              beseitigen.
                           Schließlich fühle ich mich verpflichtet, Hrn. Dr. Reischauer, welcher mir in gewohnter Bereitwilligkeit
                              sein Laboratorium für die Durchführung der sämmtlichen aufgeführten analytischen
                              Belege zur Verfügung stellte, meinen Dank abzustatten.
                           München, im Juni 1864.