| Titel: | Ueber die Unreinigkeiten des Bleies und ihren Einfluß auf dessen technische Verwendung; von William Baker. | 
| Fundstelle: | Band 173, Jahrgang 1864, Nr. XXIX., S. 119 | 
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                        XXIX.
                        Ueber die Unreinigkeiten des Bleies und ihren
                           Einfluß auf dessen technische Verwendung; von William Baker.
                        Ueber die Unreinigkeiten des Bleies u. ihren Einfluß auf dessen
                           techn. Verwendung.
                        
                     
                        
                           W. Baker, Ingenieur der Sheffields Bleihüttenwerke, hielt
                              in diesem Betreff in der letzten Versammlung der British
                                 Association zu Newcastle einen Vortrag, welcher in der Chemical News, November 1863, Nr. 204 und 205,
                              veröffentlicht wurde. Wir theilen im Folgenden den wesentlichen Inhalt desselben
                              (nach dem Berggeist, 1864, Nr. 2) mit.
                           Das in England in Flammöfen dargestellte Blei ist immer weich, während das im Gebläseofen (Schlackenherd oder castillianischen
                              Ofen) bei höherer Temperatur aus Flammofenrückständen oder armen Erzen erzeugte hart zu seyn pflegt. Weiches, reines Blei läßt sich
                              walzen, ohne an den
                              Kanten zu reißen, zeigt im geschmolzenen und abgeschäumten Zustande bei niedriger
                              Temperatur eine weiße Farbe und glatten Spiegel; bei höherer Temperatur zeigen sich
                              in Folge einer Oxydation Anlauffarben, welche aber in der Reihenfolge nicht so sehr
                              variiren, als bei einem unreinen Blei. Oberflächlich zeigen die erkalteten Zaine
                              farrnkrautähnliche Krystallisationen, welche eine Ungleichheit im Erstarren
                              veranlassen. Wird solches Blei bis nahe zum Schmelzpunkt erhitzt und zerbrochen, so
                              zeigt sich auf dem weißen Bruche eine säulenförmige Absonderung. Es ist Gewicht auf
                              die weiße Farbe der Oberfläche und des Bruches von reinem Blei zu legen, weil manche
                              schlechtere Bleisorten auch so weiß erscheinen, in Folge der Anwesenheit von
                              Unreinigkeiten, das Weiß ist aber mehr silber- als zinnweiß.
                           Die Härte des Bleies wird hauptsächlich durch Schwefel, Antimon und Arsen
                              herbeigeführt. Kupfer allein beeinträchtigt die Weichheit nicht sehr; auch findet
                              sich bei Abwesenheit von Schwefel nicht Eisen genug (0,008–0,10 Proc.), um
                              das Blei hart zu machen. Kommen aber Eisen und Kupfer in Verbindung mit Schwefel
                              zusammen vor, so machen sie, wie Schwefel allein, das Blei hart. Bei hoher
                              Temperatur schmelzen mehrere Metallsulfurete, vertheilen sich im Blei und dasselbe
                              wird härter, während dieß bei niedriger Temperatur nicht der Fall ist, woraus sich
                              das obige Verhalten des Flammofen- und Gebläseofenbleies erklärt. Schmilzt
                              man letzteres bei niedriger Temperatur nochmals ein, so scheiden sich die
                              Schwefelmetalle zum Theil oberflächlich ab. Benutzt man solches Blei zur
                              Bleiweißfabrication, so zeigen sich auf dem Bleiweiß unregelmäßige Partien von
                              dunkler Farbe. Ein Phosphorgehalt findet sich beim Verschmelzen von phosphorsaurem
                              Bleioxyd nicht im Blei, indem der Phosphor verdampft.
                           Bei der Umwandlung des Bleies in rothe Glätte setzt man wohl einen Zain hartes Blei
                              zu, um die Oxydation zu beschleunigen. Ich habe Blei mit 2 Proc. Bleiglanz
                              zusammengeschmolzen, welches dadurch eben so hart wurde, wie dasjenige aus
                              Flammofenrückständen.
                           Antimon, Zinn und Zink machen das Blei weiß; Zink und Zinn finden sich selten darin,
                              dagegen Antimon weit häufiger, welches entweder für sich oder in Verbindung mit
                              Schwefel dem Schlackenblei die eigenthümliche Härte und Weiße gibt. Bei der hohen
                              Temperatur eines Gebläseofens schmelzen die Sulfurete des Antimons, Kupfers, Eisens
                              und Arsens, und gehen in's Blei. Solches Blei muß dann vor weiterer Verwendung stets
                              gereinigt (raffinirt) werden.
                           Enthält das Blei nicht über 1–2 Proc. Antimon, wie z.B. das Derbyshirer
                              Rückstandsblei, so genügt es, dasselbe im Flammofen bei Luftzutritt einzuschmelzen,
                              wobei das reine Blei aussaigert und die eingemengten Schwefelmetalle zurückbleiben.
                              Auch kann man letztere durch Zusatz von Natronsalpeter zu dem eben rothglühenden
                              Blei oxydiren und abscheiden. Bei mehr Antimon (spanische Bleie) muß das Blei
                              längere Zeit einem Oxydationsproceß unterworfen werden, wobei man antimonreiche
                              Schlacken erhält, welche Hartblei mit 20–30 Proc. Antimon geben. Es gibt bis
                              jetzt kein Verfahren, um Antimon und Blei völlig zu trennen. Das raffinirte Blei
                              enthält immer noch Spuren von Antimon, Schwefel, Zinn und Eisen, und eine noch
                              größere Menge Kupfer. Ist dasselbe frei von Antimon und Zinn, so zeigt es beim
                              Schmelzen schöne Farbenerscheinungen; bei steigender Temperatur zerreißt das
                              gebildete Glättehäutchen nach allen Richtungen, wenn man die. Oberfläche in
                              Wellenbewegung versetzt, was ein reines Blei zu erkennen gibt. Weiches Blei bricht
                              mit faserigem, nicht mit körnigem Bruche und die Bruchfläche ist gewöhnlich mit
                              rothen oder blauen Farben überzogen.
                           Es soll jetzt noch die Rede von den Unreinigkeiten seyn, welche im raffinirten Blei
                              zurückgeblieben sind. Beim Pattinsoniren bleibt eine Spur
                              Eisen in den Bleikrystallen; Antimon scheint sich mit dem Silber zu concentriren,
                              bis zu welchem Grade ist noch durch Analysen nachzuweisen. Im Jahre 1856 fand ich,
                              daß Kupfer auch beim Silber bleibt; ist dasselbe im Verhältniß von 10 Unzen in der
                              Tonne vorhanden, so sind 8–10 Operationen nöthig, um dasselbe bis auf eine
                              Spur wegzubringen. Reich hat nachgewiesen, daß das meiste
                              Kupfer in den Bleidreck (Schlicker) geht, den man vor der Krystallisation von der
                              Bleioberfläche abzieht. Aber dieß ist nur wahr, wenn das Kupfer in beträchtlicher
                              Menge geschwefelt vorhanden ist. Es scheint bei seinen Versuchen das Kupfer nicht
                              über 0,1 Proc. hinaus weggeschafft zu seyn. An dem Punkte, wo Reich aufhört, fange ich an, nicht glaubend, daß raffinirtes Blei mehr als
                              0,1 Proc. Kupfer enthält. Um zu untersuchen, ob es möglich, den Kupfergehalt in
                              dieser Weise zu verringern, wurde Blei mit 0,05 Proc. Kupfer mit etwas reinem
                              Bleiglanz verschmolzen; das Blei enthielt noch 0,05 Proc. und der Bleidreck 0,048
                              Proc. Kupfer, es war also auf diese Weise keine Trennung möglich.
                           Die Reinheit des Bleies ist für manche technische Verwendungen desselben nothwendig;
                              20 Unzen Kupfer per Tonne schaden z.B. beim Verwalzen
                              des Bleies, sowie beim Röhrenziehen nicht, dagegen sind aber 2 Unzen bei der
                              Bleiweiß- oder Glasbereitung schädlich, wie Nachstehendes beweist. Wenn man
                              Blei mit einem gewissen Kupfergehalt in Salpetersäure löst, so oxydirt sich das Blei
                              früher als Kupfer und ein rother Ueberzug bedeckt die Oberfläche des sich lösenden
                              Bleies. Aehnliches findet bei der Bleiweißbildung statt; das Bleiweiß erhält eine röthliche Nuance.
                              Die Entstehung der letzteren hängt von dem Vorgange in den Lohen ab; sie
                              verschwindet, wenn sich aus der Lohe in reichlicher Menge Gährungsgase entwickeln
                              und tritt nicht hervor, wenn die Luft mehr freien Zutritt hat. In diesem Falle
                              bilden sich aber oft bläuliche oder grünliche Färbungen von kohlensaurem Kupferoxyd.
                              Die röthliche Farbe zeigt sich mehr im Innern, die bläuliche mehr äußerlich am
                              Bleiweiß. Beim Behandeln mit Essigsäure verliert der röthliche Stoff seine Farbe und
                              geht in Blau über. Das reinste Roth wird bei sehr geringen Quantitäten von Kupfer
                              erhalten; 2 Unzen per Tonne geben eine schönere Farbe,
                              als 10–12 Unzen. Die rothe Farbe wird durch anwesendes Schwefelantimon
                              verdeckt. Ein geringer Kupfergehalt (über 1 Unze per
                              Tonne) in einer zur Glasbereitung verwandten Glätte macht das Glas bläulich.
                           D. Zenner in Newcastle-on-Tyne hat
                              beobachtet, daß bei der Bleiweißerzeugung die Unreinigkeiten des Bleies sich in den
                              verschiedenen Lagen des Bleiweißes in verschiedener Quantität finden, sich aber
                              namentlich in dem Blei concentriren, welches unangegriffen geblieben ist, wie
                              nachstehende Analysen erweisen:
                           
                              
                                 
                                 a.
                                 b.
                                 c.
                                 d.
                                 
                              
                                 Kupfer
                                 0,0047 Proc.
                                 0,0035
                                 0,0086
                                 0,0079
                                 
                              
                                 Eisen
                                 0,0027    „
                                 0,0018
                                 0,0076
                                 0,0050
                                 
                              
                                 Nickel u. Zink
                                 0,0005    „
                                 0,004
                                      –
                                 0,0008
                                 
                              
                           a. ursprünglich angewendetes Blei; b. äußere dicke Bleiweißschicht; c. innere dünne Bleiweißlage; d.
                              unangegriffenes Blei. Hieraus geht hervor, daß letzteres in Folge einer
                              Molecularbewegung unreiner geworden ist als das ursprüngliche Blei.