| Titel: | Neues Verfahren die Rübenpreßlinge zu verarbeiten. | 
| Fundstelle: | Band 173, Jahrgang 1864, Nr. XXXV., S. 136 | 
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                        XXXV.
                        Neues Verfahren die Rübenpreßlinge zu
                           verarbeiten.
                        Mit Abbildungen auf Tab.
                              II.
                        Neues Verfahren die Rübenpreßlinge zu verarbeiten.
                        
                     
                        
                           Dieses, vom Grafen A. Bobrinsky erfundene Verfahren wurde
                              am 7. November 1863 auf seine Veranlassung Hrn. Rob. Prehn in St. Petersburg für Rußland patentirt. Neuerdings aber sind
                              Umstände eingetreten, welche den Erfinder veranlassen, sein Verfahren allgemein
                              bekannt zu machen und dasselbe, unter Verzichtleistung auf alle ihm zustehenden
                              Rechte, zum allgemeinen Gut zu erklären.Eine Ankündigung des nominellen Patentträgers in der St. Petersburger
                                    Börsenzeitung Nr. 73 (März 1864) lautet wie folgt:„Es ist kürzlich ein Patent auf eine Extraction des in den
                                       Rübenpreßlingen enthaltenen Saftes ertheilt worden, welches mit dem mir
                                       patentirten Verfahren Aehnlichkeit hat. Um alle Streitigkeiten in dieser
                                       Beziehung zu vermeiden, erkläre ich das mir am 7. November ertheilte
                                       Patent für allgemeines Eigenthum und ermächtige ich Jeden, das Verfahren
                                       nach Belieben anzuwenden. St. Petersburg im März 1864. Gez. Rob. Prehn.“Die Broschüre, worin das Verfahren veröffentlicht ist, erschien unter dem
                                    Titel: Rapage et macération de la pulpe.
                                       Kieff, Impr. et lithogr. de. J. et A.
                                    Davidenko. 1864.
                              
                           Im Nachstehenden soll demnach eine vollständige Beschreibung des ganzen Verfahrens
                              gegeben werden, so daß jede Zuckerfabrik darnach zu arbeiten im Stande ist. Die
                              sämmtlichen detaillirteren Pläne zu den erforderlichen Apparaten und Maschinen,
                              sowie jede gewünschte genauere Beschreibung ist außerdem durch das Comptoir des
                              Grafen A. Bobrinsky in Smela, Gouvernement Kiew, unentgeltlich zu erhalten, so daß die Einführung des
                              Verfahrens, welches schon vielen Beifall gefunden hat und in Rußland bereits in
                              sieben Fabriken ausgeübt wird, jedem Fabrikanten ohne irgend welche aus dem
                              Eigenthumsrecht des Erfinders erwachsenden Kosten ermöglicht ist.
                           Das Verfahren besteht in zwei Operationen: im trockenen Zerreiben der Preßlinge mittelst einer eigenthümlich
                                 construirten Reibe und im Auslaugen des
                              erhaltenen Reibsels mit Wasser
                              in einem eigenthümlich construirten Auslaugapparat.
                           Das Verfahren kann also als die Auslaugung oder Maceration des Preßlingereibsels
                              bezeichnet werden. Man erhält mittelst desselben 12 Proc. Saft mehr als beim
                              einmaligen Auspressen; nimmt man nämlich an,
                           
                              
                                 daß 100 Rübebrei beim Auspressen
                                   80 Proc. Saft
                                 
                              
                                 liefern, so bleiben in den Preßlingen unlösliche
                                    Substanzen
                                     5 Proc.   „
                                 
                              
                                 mithin verloren gehender SaftEs bedarf wohl kaum des Hinweises, daß diese Zahlen für das Verfahren
                                          der wiederholten Pressung etc. die erforderlichen Modificationen zu
                                          erleiden haben.
                                   15 Proc.   „
                                 
                              
                                 
                                 ––––––––––––
                                 
                              
                                 
                                 100 Proc. Saft.
                                 
                              
                           Bei dem Auslaugen der Preßlinge dagegen erhält man im Ganzen:
                           
                              
                                 Saft von einer um 1/10 geringeren Schwere, nach
                                    der    Reduction auf die ursprüngliche
                                    Schwere
                                   92 Proc.
                                 
                              
                                 Rückstand: unlösliche Substanzen
                                     5    „
                                 
                              
                                 mithin verloren gehender Saft
                                     3    „
                                 
                              
                                 
                                 –––––––
                                 
                              
                                 
                                 100 Proc.
                                 
                              
                           Das Zerreiben und darnach folgende Auslaugen der Preßlinge liefert also, unter
                              Verdünnung des Rübensaftes um nur 1/10, noch 12 Proc. Saft außer den beim ersten
                              Pressen gewonnenen 80 Proc.
                           Bekanntlich nehmen die dichten, unmittelbar von den Pressen kommenden Preßlinge das
                              Wasser selbst nach längerer Zeit nur schwierig auf. Werden sie aber vollkommen
                              zerkleinert und in eine Art Mehl verwandelt, so wird dieses augenblicklich vom
                              Wasser durchdrungen.
                           Dieses Zerreiben der Preßlinge geschieht mittelst einer
                              Reibe, deren Oberfläche mit Stiften versehen ist, die in entsprechende Einschnitte einer der Reibe
                              gegenüber stehenden, ein concaves Segment bildenden Gegenreibe eingreifen.
                           Die Preßlinge gehen zwischen dieser doppelten Metallbürste hindurch und werden
                              vollständig zu Mehl zermahlen. Natürlich ist das so erhaltene, äußerst feine und
                              lockere Reibsel leicht vom Wasser zu durchdringen und auszulaugen. Kennt man die
                              ursprüngliche Dichtigkeit des in den Preßlingen zurückbleibenden Saftes und die
                              Menge des zugesetzten Wassers, so kann man leicht die Dichtigkeit des Saftes, wie er
                              in verschiedenen Perioden der Auslaugung entsteht, berechnen. Theoretisch kann diese
                              Auslaugung bis zur vollständigen Erschöpfung des Reibsels gehen; in der Praxis hört
                              man damit auf, wenn der abfließende Saft nur noch 1 bis 1 1/2 Grad Baumé
                              wiegt.
                           Mit Uebergehung der Versuche, welche die Unanwendbarkeit anderer Constructionen zum
                              Zweck der trockenen Preßlingezerkleinerung darthaten, folgt hier die Beschreibung
                              der aus denselben hervorgegangenen und in jeder Weise bewährten Reibeconstruction, welche in
                              den Figuren
                                 18–21 im Grundriß, im Aufriß und im Durchschnitt nach der Linie AB dargestellt ist. Am Umfang der Reibetrommel
                              stehen regelmäßige Reihen von glatten, runden Nägeln (Drahtstiften), deren Größe und
                              Form aus Fig.
                                 21 bei x, x, x ersichtlich ist. Bei der
                              Umdrehung der Trommel gehen diese Stifte oder Zähne durch Einschnitte in gegenüber
                              stehenden Metallblättern.
                           Von diesen Blättern ist eine passende Anzahl in Eisenschienen eingelegt, welche die
                              Gestalt eines Viertelkreises besitzen und so eine die Reibetrommel theilweise
                              umschließende Gegenreibe bilden (s. Fig. 20). Diese muß über
                              die durch die Achse der Reibe gehende Verticallinie hinausreichen (s. Fig. 20), weil
                              sonst, wie directe Versuche gelehrt haben, das Zerreiben der Preßlinge nur
                              unvollkommen geschieht.
                           Gewöhnliche Poussoirs haben sich als unpraktisch erwiesen, indem sich die
                              Zwischenräume der Zähne bald verstopften u.s.w. Es ergab sich vielmehr die
                              Nothwendigkeit, die Masse stets in einem möglichst lockeren Zustande zu erhalten.
                              Dieses wird durch eine Art großen Rechens bewirkt, der auf seiner Achse eine
                              hin- und hergehende Bewegung erhält. Da aber auch hierbei noch eine
                              Ansammlung der Masse vorkommt, welche die Arbeit schließlich unmöglich macht, so ist
                              außerdem noch ein fester Rechen oder Kamm erforderlich, dessen Zähne zwischen
                              diejenigen des beweglichen hineinreichen; endlich müssen diese letzteren die Gestalt
                              von conischen Kreissegmenten haben und vorher auf einer provisorischen Achse
                              abgedreht seyn. In dieser Gestalt arbeitet der Apparat ganz vorzüglich; um jedoch
                              die Beschädigung der Reibe durch zufällig hinzukommende fremde Körper zu verhindern,
                              ist am Boden des Kastens zwischen dem Rechen und der Trommel eine leicht zu
                              verschiebende Eisenplatte eingelegt, durch deren Entfernung die ganze Masse zwischen
                              Poussoir-Rechen und Trommel augenblicklich entleert werden kann.
                           Hiernach werden die Figuren 18–21 leicht verständlich
                              seyn; die Haupttheile der Reibe sind folgende:
                           a Trommel mit den Stiften x, x,
                                 x.
                           c concave Gegenreibe.
                           d hölzerner Kasten vor der Reibe.
                           e Segmente des hin- und hergehenden Rechens.
                           f feststehender Kamm.
                           g Treibrolle für den Rechen. Die Uebertragung erfolgt
                              mittelst einer Stange und des Krummzapfens h. Durch das
                              Vorhandenseyn zweier Löcher an diesem ist es ermöglicht, die Bewegung des Rahmens zu
                              vergrößern oder zu
                              vermindern und so die Wirksamkeit der Reibe zu modificiren.
                           i Einfüllraum für die Preßlinge.
                           k Abfall für das Reibsel.
                           l Holzstück am Rahmen zum genauen Einstellen der
                              Gegenreibe c.
                           m Lager der Reibe.
                           n Lager des Rechens.
                           p Haube der Reibe.
                           Eine Reibe von den angegebenen Dimensionen bedarf zur Bewegung 8 Pferdekräfte und
                              reicht für die Verarbeitung von 130,000 Klgrm. (2600 Ctr.) Rüben aus. Sie muß 1000
                              Umdrehungen in der Minute machen. Sollen nur 65,000 Kil. verarbeitet werden, so kann
                              man die Trommel um 1/3 schmäler machen, während eine weitere Verkleinerung
                              unzulässig seyn dürfte; es ist stets vortheilhaft, eine etwas größere Reibe zu
                              haben, als eigentlich nothwendig wäre, da nur so eine vollständige Reinhaltung
                              möglich ist.
                           Der Rechen macht 80 Schwingungen in der Minute.
                           Das Reibsel wird nach allen Seiten bis auf 10 Fuß Entfernung geschleudert, weßhalb
                              man einen passenden blechernen Behälter, der überall geschlossen und nur vorn offen
                              ist, an die Reibe ansetzen muß; derselbe ist alle halbe oder wenigstens ganze
                              Stunden zu reinigen.
                           Der Auslaugapparat für das mit der beschriebenen Reibe
                              erhaltene Reibsel besteht aus einer Reihe von cylindrischen Behältern von ganz
                              gleichartiger Construction, welche aus den Figuren 22–24 erhellen
                              wird; Fig. 22
                              stellt den Durchschnitt eines Cylinders dar, während Fig. 24 die obere Ansicht
                              desselben gibt. Aus dem beigefügten Maßstab folgt auch die Größe eines solchen
                              Behälters, deren acht zur Verarbeitung von 130,000 Kilgrm. täglich hinreichen, indem
                              einer die Preßrückstände von 16,250 Kil. auszulaugen gestattet. Kleinere Cylinder
                              arbeiten allerdings etwas besser, müssen aber in größerer Zahl vorhanden seyn und
                              erfordern mehr Raum zur Aufstellung. In noch größeren Cylindern findet hingegen nur
                              ein sehr unvollkommenes Auslaugen statt.
                           In den Figuren
                                 22–24 sind die Haupttheile wie folgt bezeichnet:
                           a gußeiserne Stützen, auf denen der Behälter mittelst
                              zweier Zapfen r, um welche er sich drehen kann,
                              hängt.
                           b Eintrittsrohr für das Auslaugwasser; dasselbe hat
                              einen Druck von etwa 12 Fuß. Der Eintritt des Wassers geschieht durch die Achse
                              mittelst der von der Stütze t getragenen Stopfbüchse.
                              Das Rohr mündet bei d in den Cylinder und ist hier mit
                              einer aus den Stäben y
                               ruhenden Kappe v versehen, um den Druck des Wassers möglichst zu
                              vertheilen. (S. Figur 23.)
                           e durchlöcherter Doppelboden, mit Drahtsieb (ähnlich den
                              Centrifugensieben) überzogen, zur Aufnahme des Reibsels.
                           f eiserner, durchlöcherter unterhalb ebenfalls mit
                              Drahtsieb überzogener Deckel; g sind die Ringe zum
                              Abnehmen dieses Deckels. Die Befestigung und Dichtung desselben erfolgt durch den
                              Riegel h mit den Oefen l,
                              dem beweglichen Bocke i und dem Keile s, und endlich durch die Klammern und Keile k (Fig. 24).
                           Der Behälter ist am Boden mit einem Ablaßhahn für das nach dem Auslaugen im Reibsel
                              verbleibende Wasser versehen.
                           n ist der mit einer graduirten Scheibe versehene Hahn
                              für die Regulirung des Wasserzuflusses.
                           o (Fig. 24) ist das (über
                              f, f befindliche) Abflußrohr für den durch das
                              Auslaugen erzeugten Saft, welches in eine mehreren Behältern gemeinschaftliche Rinne
                              mündet.
                           Zum Beobachten des Aufsteigens des in den Behälter eintretenden Wassers kann an
                              demselben ein Wasserstandsrohr angebracht werden, welches jedoch für geübte Arbeiter
                              entbehrlich ist.
                           q ist ein eisernes Kreuz, welches den Doppelboden
                              während des Einfüllens des Reibsels trägt.
                           u ist ein schmiedeeiserner abgedrehter Reif, welcher an
                              den Kranz des Cylinders angenietet ist und zur Unterstützung des Deckels dient.
                           v ist ein gußeiserner Ring, an welchem der Boden und die
                              Wand des Cylinders angenietet sind und der zugleich den Doppelboden trägt.
                           x, x sind zwei Gummiringe zur Dichtung des Doppelbodens
                              und des Deckels.
                           Ueber das Sieb ist ein schmiedeeiserner Ring gespannt (s.u.).
                           Die Auslaugbehälter müssen so aufgestellt werden, daß man ihren Inhalt nach dem
                              Ablaufen des Wassers durch den am Boden angebrachten Hahn und nach Entfernung des
                              Deckels, leicht durch Umkippen um die Achse ausleeren und aus der Fabrik entfernen
                              kann. Es ist einleuchtend, daß dieß in sehr verschiedener Weise ausführbar ist.
                           Eine solche Aufstellung zeigen Fig. 25 und 26 im Aufriß
                              und theilweisen Grundriß.
                           Die Röhren a, Fig. 26, welche das
                              Wasser für die einzelnen Behälter liefern, müssen einen Durchmesser von 35
                              Millimeter haben; daraus folgt der Durchmesser des für je vier Behälter dienenden
                              Zuleitungsrohres b zu 70 und derjenige des für zwei
                              solcher Röhren gemeinschaftlichen Leitungsrohres c zu 99
                              Millim. Hierbei ist auf die Nothwendigkeit Rücksicht genommen, die Röhren so weit zu
                              machen, daß sie auch bei etwaiger theilweiser Versetzung noch hinreichend Wasser
                              liefern. Die Erfahrung hat gelehrt, daß man das Rohr c
                              so zu stellen hat, daß es höchstens vier Behälter nach jeder Seite versorgt; bei
                              einer größeren Anzahl findet nur ein unvollkommenes Auslaugen des Reibsels statt.
                              Wie schon oben gesagt, soll der Wasserdruck 12 Fuß betragen, doch kann man auch
                              einen etwas stärkeren oder schwächeren ohne Nachtheil anwenden.
                           Endlich ist noch zu bemerken, daß es unpraktisch ist, die Siebe an den durchlöcherten
                              Boden des Gefäßes, sowie an dessen Deckel direct zu befestigen; es sammelt sich
                              nämlich dann leicht Reibsel zwischen dem Sieb und der gelochten Platte, welches nur
                              schwer entfernt werden kann. Man befestigt vielmehr das Sieb an einem besonderen
                              eisernen Reif und legt diesen auf den Gummiring. Man kann dann jedesmal nach
                              Entleerung des Behälters das Sieb rein bürsten; das am Boden des Behälters liegende
                              braucht nur seltener, etwa zweimal wöchentlich gereinigt zu werden.
                           Die Auslaugung selbst dauert von einer Füllung des
                              Behälters bis zur nächsten im Ganzen 50 Minuten; hiervon kommen auf
                           
                              
                                 das Füllen mit Reibsel
                                 10 Minuten
                                 
                              
                                 das Zulassen des Wassers bis zum
                                    Erscheinen     des Saftes an der
                                    Oberfläche
                                 15       „
                                 
                              
                                 den Saftauslauf
                                 15       „
                                 
                              
                                 die Entleerung und Reinigung des Behälters
                                 10       „
                                 
                              
                                 
                                 ––––––––––
                                 
                              
                                 zusammen
                                 50 Minuten.
                                 
                              
                           Das Wasser soll niemals kälter als 15 bis 20° R. seyn, da die Auslaugung bei
                              niedrigerer Temperatur zu langsam geht. Der Wasserbehälter muß also mit einer
                              Heizvorrichtung versehen seyn.
                           Die ausgeschüttelten Preßlinge (es empfiehlt sich dazu abwechselnd zwei Bühnen zu
                              benutzen, damit immer eine gereinigt werden könne) werden nach und nach zur Reibe
                              hingeschoben und dabei wird möglichst auf Fernhaltung aller fremden Körper geachtet.
                              Sollte dennoch ein solcher in die Reibe gelangen, so wird diese, wie oben angegeben,
                              entleert. Das erhaltene Reibsel darf nicht plötzlich in die Behälter geschüttet
                              werden, da es sich sonst zu fest auflegen und die Auslaugung erschweren würde. Man
                              legt vielmehr vor dem Einfüllen ein rundes, weitmaschiges Drahtsieb auf den oberen
                              Rand des zu füllenden Behälters und wirft das Reibsel nach und nach hindurch,
                              wodurch ein lockeres Aufeinanderschichten bewirkt wird.
                           
                           Die Menge Reibsel, welche man in einen Behälter bringen kann, hängt ab:
                           1) von der ursprünglichen Dichtigkeit des Rübensaftes;
                           2) von der Menge des bei der Ernte oder der Aufbewahrung der Rüben verdunsteten
                              Wassers;
                           3) von der Feinheit des Reibsels, welche von dem besseren oder schlechteren Zustand
                              der Reibe bedingt ist.
                           Im Allgemeinen soll ein Raum von 3–11 Zoll zwischen Reibsel und Deckel frei
                              bleiben. Ist der Behälter gefüllt und der Deckel in der aus der Beschreibung
                              ersichtlichen Weise dicht aufgesetzt, so läßt man das Wasser von unten eintreten und
                              regulirt den Zufluß so, daß der Behälter nach 15 Minuten voll ist. Die Erfahrung
                              lehrt bald die richtige Hahnstellung, weßhalb man diese durch einen später
                              anzubringenden Gradzeiger andeutet.
                           Man kann das Aufsteigen des Wassers leicht an dem Wasserstandsrohr ermessen, wenn
                              dessen Verbindungshahn geöffnet ist; natürlich steht das Wasser darin stets um
                              einige Zoll höher als im Behälter selbst. Wenn das Wasser oben angelangt ist, muß
                              der Wasserstandshahn geschlossen werden, worauf man den Saft durch den (über f, f angebrachten) Schnabel o so lange ausfließen läßt, bis seine Dichtigkeit auf 1 1/2 bis 1°
                              Baumé herabgekommen ist. Man schließt nun den Zuflußhahn, und öffnet den am
                              Boden des Cylinders befindlichen Ablaßhahn, um das überflüssige Wasser aus dem
                              Behälter abfließen zu lassen, worauf nach Verschluß dieses Hahnes der Behälter
                              umgekippt, entleert und gereinigt wird.
                           Das erschöpfte Reibsel wird direct mittelst Wagen nach den Aufbewahrungsorten
                              geschafft; alle angrenzenden Theile des Gebäudes dürfen nicht mit Bretern verkleidet
                              seyn; es empfiehlt sich, überall einen Theeranstrich mit Sand anzubringen, um
                              möglichst alle Gährung fern zu halten und die Reinigung leicht und rasch bewirken zu
                              können. Der Boden des Locals wohin die Rückstände gebracht werden, muß, behufs
                              Ablaufens des noch vorhandenen Wassers, geneigt seyn.
                           Die ganz erschöpften Rückstände gehen leicht in Fäulniß über, weßhalb man nicht über
                              1° B. bei der Auslaugung gehen soll. In diesem Fall werden sie, namentlich
                              bei etwas Melassezusatz, gern vom Vieh gefressen. Sie lassen sich selbst bis zum
                              Sommer aufbewahren, wenn man sie in Canäle bringt, welche so eingerichtet sind, daß
                              das Wasser leicht ablaufen kann.
                           Der ganze Apparat erfordert zu seiner Aufstellung so wenig
                              Raum, daß man in den meisten Fabriken keine neuen Gebäude nöthig haben dürfte. Wie im Einzelnen
                              die Aufstellung zu geschehen habe, dürfte sich daher auch nach den Umständen
                              richten; in Fig.
                                 25 und 26 ist zur Erläuterung eine Art im Aufriß und theilweisen Grundriß
                              dargestellt, welche sich als praktisch empfiehlt. Die einzelnen Theile sind aus dem
                              Gesagten hinreichend klar. Man sieht, daß g, Fig. 25, die
                              Rinne für den Ablauf des Macerationssaftes nach der Scheidepfanne, h diejenige für den Ablauf des nach der Auslaugung
                              abfließenden Wassers ist; e ist ein geneigter Boden zum
                              Fortschaffen der Rückstände.
                           ––––––––––
                           Der Erfolg der ganzen Arbeit hängt wesentlich von folgenden drei Umständen ab:
                           1) von der größten Reinlichkeit in allen Theilen des Apparates;
                           2) von der Vollkommenheit der Zertheilung des Reibsels, welches so zu sagen zu Staub
                              verarbeitet seyn soll;
                           3) von der Schnelligkeit der Auslaugung.
                           Wird hierauf die durch die Erfahrung gebotene gewissenhafte Rücksicht genommen, so
                              kann der sichere Erfolg dieser Saftgewinnungsmethode nicht ausbleiben, wie dieß auch
                              in den Fabriken, welche darnach arbeiten, erwiesen ist.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
