| Titel: | Waschmaschine für gewebte Stoffe, von Witz und Brown. | 
| Fundstelle: | Band 173, Jahrgang 1864, Nr. LXV., S. 260 | 
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                        LXV.
                        Waschmaschine für gewebte Stoffe, von Witz und Brown.
                        Nach dem Bulletin de la
                                 Société industrielle de Mulhouse, Februar 1864, S. 49; aus der
                              deutschen Musterzeitung Nr. 7.
                        Mit Abbildungen auf Tab.
                              IV.
                        Witz's und Brown's Waschmaschine für gewebte Stoffe.
                        
                     
                        
                           Die Maschinen zum Waschen gewebter Stoffe zeigen je nach dem besonderen Zweck, für
                              welchen sie bestimmt sind, im Princip und in der Construction bedeutende
                              Abweichungen. Der Hauptsache nach werden sie in vier Classen eingetheilt: 1)
                              Waschmaschinen für das Reinigen und Entfetten der thierischen Wolle; 2) Maschinen,
                              um das gefärbte Gespinnst in Strähnen zu waschen; 3) Maschinen, um die gewebten
                              Stoffe entweder vor der Farbe oder nach derselben zu waschen, von Schlichte Fett und
                              Seife zu reinigen, und 4) Leinen-Waschmaschinen.
                           
                           Wir haben es hier mit einer Waschmaschine zu thun, welche unter Nummer 3 fällt.
                              Dieser als sehr zweckmäßig empfohlene Apparat wurde den Erfindern Brown und Witz schon im
                              Frühjahre 1862 in Frankreich patentirt und hat hauptsächlich seiner Einfachheit
                              wegen sehr verbreiteten Eingang gewonnen.
                           Fig. 17 ist
                              die Vorderansicht, Fig. 18 die Seitenansicht von rechts und Fig. 19 der Durchschnitt
                              von der Seite der Treibwelle.
                           Die eigentlich thätigen Theile der Maschine sind die beiden horizontalen Cylinder Z, C, unter welchen die zu waschenden Stoffe wie in
                              anderen derartigen Maschinen gepreßt werden, um die wässerigen und fettigen Theile
                              zu entfernen; ferner ein besonderes Agitator-System d,
                              welches die Stoffe schlägt und öffnet, und zwischen den Walken D, D¹ thätig ist.
                           Das Hauptgestell besteht aus den beiden Seitenwänden E,
                                 E¹, in welchen sich die Lager für die Wellen aller einzelnen Theile der
                              Maschine befinden. Die Seitenwände sind durch drei starke eiserne Riegel e und durch die Wellbäume der Preßwalzen Z, C mit einander verbunden. Die Preßwalzen sind
                              folgendermaßen zusammengesetzt: Um einen starken Wellbaum sind gußeiserne Platten
                              und über diese wieder hölzerne Faßdauben gelegt. Der Wellbaum der unteren Preßwalze
                              Z ruht in den Lagern zweier Ständer, welche mit den
                              an den Seitenwänden E, E¹ befestigten Kniestützen
                              z¹ zusammengegossen sind; jene Ständer bilden
                              einen Theil des Hebels z, und sie gehen an der Spitze
                              der Kniestücke z¹ im Gelenk. Um den Druck der
                              oberen Preßwalze auf die untere gleichmäßig zu reguliren, dienen die Gegengewichte
                              c, welche an den von den Hebelenden herabgehenden
                              Stäben c¹ angehängt sind.
                           Die drehende Bewegung wird den verschiedenen Theilen der Maschine mitgetheilt durch
                              das Stirnrad F, welches von dem auf der Hauptwelle F¹ festsitzenden Getriebe F getrieben wird. Am entgegengesetzten Ende der Hauptwelle F¹ sind die Riemenscheiben Q, Q¹ angebracht, von denen die eine lose läuft und die andere
                              festsitzt. Auf der inneren Seite der feststehenden Riemenscheibe Q ist das Getriebe g
                              befestigt, welches in das Stirnrad G am Ende der
                              horizontalen, den Agitator d treibenden Welle G¹ greift.
                           h ist eine kleine hölzerne Walze, über welche das zu
                              waschende Gewebe fortgeführt wird; diese erhält ihre Bewegung durch die
                              Riemenscheiben H, H, I, von denen die erstere auf der
                              Hauptwelle F, I und die letztere auf der Welle der Walze
                              h befestigt ist. Die Ingangsetzung beider
                              Riemenscheiben geschieht durch einen Kreuzriemen (s. Fig. 18).
                           Der Agitator d besteht aus zwei Metallröhren, welche sich
                              zwischen den
                              Seitenwänden horizontal über die ganze Breite der Maschine ausdehnen; ihre
                              Verbindung wird an jedem inneren Ende durch die beiden gußeisernen Hebel I, I¹ bewirkt, welche sich frei an einem durch
                              die Gestellwand gehenden Stützpunkt schwingen. Ihre parallele Schwingung erhalten
                              die beiden Hebel I, I¹ durch die beiden kleinen
                              Daumen J, J, I welche ihre Bewegung mittelst der Scheibe
                              G, I von dem Rade G, I
                              auf der Welle G erhalten, dessen einer Arm und die
                              Scheibe G, I mit einer Furche versehen ist, in welcher
                              in einer größeren oder geringeren Entfernung vom Mittelpunkt ein Kurbelkopf
                              befestigt ist, an den sich der Kopf des Daumens legt; in dieser Weise läßt sich der
                              Lauf dieses Mechanismus verändern und gestattet dem Agitator eine beliebige Weite zu
                              geben.
                           Ober- und unterhalb des Agitators sind die je aus zwei hölzernen Klappen bestehenden
                              Walken an mit Oesen versehenen Eisenstücken befestigt, mittelst welcher sie sich an
                              den Seitenwänden in einer mit der Weite der Agitatoren übereinstimmenden Richtung
                              stellen lassen. Diese Stellung geschieht in der Weise, daß man die Bolzen d, I (Fig. 19), mittelst
                              welcher sie am Gestell festgehalten werden, losschraubt und in die für diesen Zweck
                              vorgesehenen Oeffnungen schiebt.
                           Um das Gewebe zu theilen und den Gang desselben zu leiten, ist über den oberen Walzen
                              ein hölzerner Querriegel X eingelegt, welcher mit in
                              gleichmäßigen Zwischenräumen aufgestellten Spitzen besetzt ist.
                           Die Maschine wird unmittelbar über einen Canal oder Wasserreservoir L aufgestellt, in welchem eine aus hölzernen Stäben L, I gebildete schiefe Ebene, ein Drehhaspel M und eine durchbrochene Scheidewand M, I angebracht sind; letztere hat den Zweck, die
                              Bewegung des Wassers so viel als möglich aufzuhalten.
                           Die zu waschenden Zeugstücke werden an den äußeren Enden der Maschine und zwischen
                              den Preßwalzen C und Z bei
                              y in der Richtung der Pfeile eingebracht; durch
                              diese gelangen sie auf die kleine Walze h, von welcher
                              sie auf die ein Gitter bildende geneigte Ebene J, I
                              geleitet werden, wo sie sich auflockern. Nachdem dieß geschehen, werden sie von dem
                              sich frei drehenden Haspel aufgenommen, welcher sie, ohne sie aufzuspannen, vertical
                              in der Richtung der Preßwalzen emporführt. Auf diesem Wege gelangen die Stücke
                              zwischen die Röhren des Agitators d, welcher durch seine
                              schnelle Hin- und Herbewegung sie rechts und links kräftig gegen die Flächen der
                              Walken D, D, I schlägt. Nachdem die Stücke durch die
                              Walzen und nochmals zwischen den Preßwalzen hindurchgegangen sind, steigen sie
                              wieder in das Bad herab, von dem sie dann am entgegengesetzten Ende der Maschine bei y, I ihren Ausgang nehmen.
                           Indem die Schnelligkeit des Ganges des Agitators nach Belieben vermehrt oder
                              vermindert, und die Klappen näher oder entfernter von einander gestellt werden
                              können, ist es einleuchtend, daß sich der Grad der Kraft, welchen die Maschine
                              ausüben soll, je nach der Natur der Gewebe leicht reguliren läßt.
                           Drei Punkte sind es hauptsächlich, welche der Waschmaschine von Brown und Witz vor den gewöhnlichen derartigen
                              Apparaten wesentlich den Vorzug geben: Erstens arbeitet sie sieben bis acht Mal
                              schneller als jene, ohne dem Gewebe zu schaden oder die Stücke zu verwickeln;
                              zweitens erlaubt sie, bei Vermeidung aller Spannung, die leichtesten Stoffe zu
                              waschen, und drittens bewirkt sie eine vollständigere Reinigung nach den
                              verschiedensten Färbungen, selbst ohne vorhergegangenes heißes Seifen- oder
                              Kleienbad.
                           Zur Bedienung ist nur ein Arbeiter und ein Gehilfe erforderlich. In einer Minute
                              können 180 Meter Gewebe hindurchgelassen werden, und drei oder vier Durchgänge sind
                              genügend, um die stärksten und am schwierigsten zu reinigenden Stoffe, wie z.B. mit
                              Krapp gefärbte, zu waschen.
                           Wegen ihrer Einfachheit und schnellen Thätigkeit eignet sich diese Maschine auch zur
                              Ausführung der Bleichoperationen mittelst Kalk, Chlorkalk und Säuren, zum Waschen
                              dieser Stoffe, sowie zur Appretirung derselben mittelst einer mit Colophonium
                              vermischten Appretmasse, welche letztere Operation sich bisher auf mechanischem
                              Wege, ohne üble Folgen zu hinterlassen, nur schwer ausführen ließ.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
