| Titel: | Pyrotechnische Rundschau; von C. Schinz. | 
| Autor: | C. Schinz | 
| Fundstelle: | Band 173, Jahrgang 1864, Nr. LXVIII., S. 273 | 
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                        LXVIII.
                        Pyrotechnische Rundschau; von C. Schinz.
                        (Fortsetzung von Bd. CLXXIII S. 44.)
                        Schinz, über Thierry's Rauchverbrennungsapparat.
                        
                     
                        
                           IX. Ueber den Rauchverbrennungsapparat
                                 von Thierry in Paris.
                           Die bekannte Thatsache, daß Wasserdämpfe durch glühende Kohle sehr leicht in
                              Kohlenoxyd und Wasserstoff umgesetzt werden, verbunden mit derjenigen, daß durch
                              Verbrennung von Wasserstoff bedeutend mehr Wärme erzeugt wird, als durch Verbrennung
                              von Kohlenstoff (34000 : 8000), erklärt es hinlänglich, daß viele technische
                              Speculanten durch Einführung von Wasserdämpfen in das Feuer dessen Nutzeffect
                              erhöhen zu können glauben. Daß dieselben aber jene Thatsachen unrichtig auffaßten,
                              ist jetzt klar erwiesen, da zur Umwandlung von Wasserdampf in Wasserstoff und
                              Kohlenoxyd eine ebenso große Wärmemenge erforderlich ist, als nachher durch
                              Verbrennung des Wasserstoff- und Kohlenoxydgases wieder frei wird. Die Zahl dieser
                              Speculanten hat aber dennoch nicht abgenommen, weil die Wissenschaft noch weit
                              entfernt ist, selbst in ihren einfachsten Sätzen zum Gemeingut geworden zu seyn.
                           Michael Ivison, Seidenspinner in Edinburgh, hatte zuerst
                              die Idee, den Wasserdampf zur Verzehrung des Rauches in den Dampfkesselöfen
                              anzuwenden und ließ sich dieselbe am 24. Februar 1838 in England patentiren.Ivison's Patentbeschreibung ist im polytechn.
                                    Journal Bd. LXXI S. 216 mitgetheilt. Hierzu empfahl er, Dampf aus einem Hochdruckkessel mittelst einer Röhre,
                              welche zur Regulirung des Dampfzuflusses mit einem Hahn und an ihrem trichterartig
                              geformten Ende mit kleinen Löchern versehen ist, in den oberen Theil des Ofens zu
                              leiten, welcher die Flamme und die gasförmigen Verbrennungsproducte der Steinkohle
                              enthält; indem der (nicht überhitzte) Dampf in schwachen Strahlen von oben nach
                              unten auf das entzündete Brennmaterial herabströmt, werde nicht nur der Rauch
                              verzehrt, sondern auch an Brennmaterial erspart, weil eine gegebene Menge
                              Steinkohlen einen größeren Effect hervorbringe.
                           Jacob Perkins, welcher sich so viel mit der Anwendung des
                              Hochdruck-Dampfes beschäftigte, besprach in einem Aufsatz über Verbesserungen in der
                              Eisenfabrication (Bulletin du musée de
                                 l'industrie 1844, p. 108) die Benutzung des
                              überhitzten Dampfes bei den metallurgischen Processen und fügte bei: „Ich habe durch
                                 Versuche gefunden, daß wenn man in oder über die Flamme eines Feuerherdes (in
                                 der Richtung der Gasströme) überhitzten Dampf leitet,
                                 der Rauch verzehrt und die Verbrennung beschleunigt wird.“
                              
                           Unter dem wissenschaftlichen Gesichtspunkte hat also Perkins zuerst entdeckt, daß überhitzte Wasserdämpfe, welche über einem
                              Verbrennungsherde in die im Gemisch mit Luft verbrennenden brennbaren Gase injicirt
                              werden, die Eigenschaft haben, die Verbrennung vollkommener zu machen, d.h. den
                              Rauch nicht entstehen zu lassen und die Verbrennung zu beschleunigen. Aber Perkins veröffentlichte seine Erfahrungen, ohne sie zum
                              Gegenstande eines Patents zu machen, und gerade deßhalb wurden sie von den
                              Industriellen wenig beachtet.
                           Uebergehen wir nun zahlreiche patentirte Verfahrungsarten, welche alle zum Zweck
                              haben, nicht überhitzten Wasserdampf entweder in den
                              Aschenraum oder durch die Roststangen selbst zu leiten, um ihn über das
                              Brennmaterial gelangen zu lassen, so kommen wir endlich auf das Patent, welches
                              Joseph Hazard am 9. Januar 1855 nahm und wodurch er das
                              uns beschäftigende Problem praktisch realisirte.
                           Die Bedingungen hierzu sind nach Hazard: 1) überhitzter Dampf wird in zahlreichen dünnen Strahlen in
                              den Feuerraum injicirt, um denselben rauchverzehrend zu machen; 2) das Ueberhitzen
                              des Dampfes wird durch den Feuerraum selbst bewirkt, indem der Dampf durch ein
                              Schlangenrohr zieht, welches im Gewölbe des Ofens, folglich zwischen dem Rost und
                              dem Kessel angebracht ist.
                           Thierry (rue de la pompe, Nr.
                              11 in Paris) war der Mitarbeiter Hazard's und ist jetzt
                              sein Cessionär; am 24. April 1855 hatte sich Guy-Richer
                              das gleiche Verfahren in Frankreich patentiren lassen, dessen Patent jedoch durch
                              richterliche Entscheidung ebenfalls als Thierry's
                              Eigenthum erklärt wurde.
                           In der letzten Zeit unterstellte Thierry seine Erfindung
                              der Begutachtung der Société d'Encouragement
                                 pour l'industrie nationale zu Paris, welche den darüber von ihren
                              Mitgliedern Tresca und Silbermann erstatteten Bericht in ihrem Bulletin, Februarheft 1864, S. 65 veröffentlichte.
                           Die Versuche, auf welche sich dieser Bericht stützt, sind aber so unvollständig und
                              so wenig übersichtlich, daß sie in der That keine anderen Schlußfolgerungen
                              zulassen, als die von den Genannten aufgestellten, nämlich: 1) daß diese Injection
                              überhitzten Wasserdampfes entschieden den Rauch zum Verschwinden bringe; 2) daß
                              dieses Resultat ohne irgend welche Vermehrung des Brennstoffverbrauches erhalten
                              werde, und fast immer
                              mit einer nicht unbeträchtlichen Brennstoffersparniß; 3) daß die Anbringung des Thierry'schen Apparates an Dampfkesselöfen etc. leicht
                              sey; 4) daß dieser Apparat eine Verminderung der Rostfläche zulasse und 5) endlich,
                              daß derselbe besonders den Industriellen zu empfehlen sey.
                           Gewiß ist darüber kein Zweifel zu erheben, daß diese Injection von überhitztem Dampfe
                              eine Verbesserung der Verbrennung bewirkt; aber eben so gewiß ist, daß weder die
                              Berichterstatter der Société
                                 d'Encouragement, noch der Erfinder sich bewußt waren, worin die Ursache
                              dieser Erscheinung liegt, und daß daher die Anwendung dieses Injicirapparates sehr
                              verschiedene Resultate gibt, je nachdem derselbe zufällig dem Brennstoffverbrauche
                              und den Dimensionen des Dampfkessels mehr oder weniger angepaßt ist, so daß das
                              Verschwinden des Rauches nicht in allen Fällen erreicht und noch weniger in allen
                              Fällen eine Brennstoffersparniß erzielt wird.
                           In allen von den Berichterstattern angestellten Versuchen, wozu meistens die besten
                              Newcastle-Steinkohlen verwendet wurden, betrug die per 1
                              Kilogrm. Kohle erzeugte Dampfmenge zwischen 4,79 bis 7,93, im Mittel nur 6,453
                              Kilogr.; und durch den für die Injection verbrauchten Dampf reduciren sich diese
                              Zahlen noch auf 4,58 bis 7,59, im Mittel bloß 5,652 Kilogrm.
                           Ohne die Dampfinjection war die Dampfproduction 4,60 bis 5,72, im Mittel bloß 5,040
                              Kilogrm., somit die Ersparniß im höchsten Falle 12 Procent, und diese ist sehr
                              zweifelhaft, da der zur Injection verwendete Dampf nicht einmal mit annähernder
                              Genauigkeit gemessen werden konnte.
                           Die Heizflächen, welche an den Dampfgeneratoren wirksam waren, sind nur bei einem der
                              Versuche angegeben, welcher mit den Dampfkesseln im Marine-Arsenal zu Cherbourg
                              angestellt wurde, wo sie für einen Brennstoffverbrauch von 295 Kilogrm. per Stunde = 114,75 Quadrat-Meter betrugen. Damit hoffte
                              man wenigstens 10 Kil. Dampf per 1 Kilogrm. Kohle
                              erzeugen zu können, während effectiv mit Dampfinjection nur 5,29 Kilogr. und ohne
                              diese 4,60 Kilogr. erhalten wurden.
                           Dennoch wird behauptet, der Stickstoffgehalt der Verbrennungsproducte sey im ersteren
                              Falle 82, im letzteren 79 Proc. gewesen, während bei vollkommener Verbrennung ohne
                              Luftüberschuß derselbe 68 Procent seyn würde.
                           Die mitgetheilten Resultate sind dem Apparate von Thierry
                              keineswegs günstig, noch viel weniger aber von der Art, daß man an deren Wahrheit
                              glauben könnte.
                           Der Bericht, welcher der Société
                                 d'Encouragement erstattet wurde, könnte füglich ignorirt werden, wenn nicht anderweitige
                              und anderswo angestellte Versuche dargethan hätten, daß die Injection erhitzter
                              Wasserdämpfe über dem Verbrennungsherde geeignet ist den Rauch zu beseitigen und die
                              Verbrennung zu beschleunigen; auch diese (mir mitgetheilten) Versuche sind jedoch
                              noch nicht so weit geführt, um daraus verläßliche Resultate mit Sicherheit ableiten
                              zu können.
                           Der Bericht von Tresca und Silbermann veranlaßt uns aber die Ursache jener Erscheinung zu erörtern,
                              welche er gänzlich unberührt läßt.
                           Es ist diese Erscheinung nichts anderes als das bekannte Verhalten einer Kerzen- oder
                              Lampenflamme vor einem Löthrohr, nur mit dem Unterschiede, daß Wasserdampf statt
                              Luft eingeblasen wird, was schon bei den sogenannten Aeolipilen in Anwendung
                              kam.
                           In beiden Fällen ist es allein die durch das Blasen hervorgebrachte heftige Bewegung,
                              welche die Verbrennung begünstigt und beschleunigt. Die zu verbindenden gasförmigen
                              Körper werden dadurch in innigere Berührung mit einander gebracht, in rasche
                              parallele Ströme gezogen, und so wird ihre Verbindung beschleunigt. Da dieß schon
                              bei einer Kerzenflamme im freien Raume stattfindet, so muß natürlich die Wirkung
                              noch größer werden, wenn diese Injection in einem geschlossenen Canale stattfindet,
                              so daß die vorhandenen Gase nicht ausweichen können.
                           In diesem Falle findet aber noch eine weitere Kraftäußerung statt, indem über der
                              Kohlenschicht auf dem Herde ein luftverdünnter Raum entsteht, in Folge dessen die
                              Luft in größerer Menge durch den Brennstoff hindurch angesogen wird.
                           Diese letztere Wirkung kann natürlich eben so günstig als ungünstig für das
                              Endresultat seyn; bei kleinem Roste, hoher Brennstoffschicht, kleinen Kohlenstücken,
                              geringer Kaminhöhe, starker Abkühlung der Gase bevor sie in den Kamin gelangen, kann
                              und wird der Erfolg günstig seyn; er wird hingegen ungünstig werden, sobald die
                              Umstände einen Luftüberschuß in die Verbrennungsproducte bringen.
                           Die durch solche Injection bewirkte Aspiration selbst wird aber modificirt durch die
                              Geschwindigkeit des injicirten Fluidums und durch die Dimensionen der Ströme im
                              Verhältnisse zu dem sie umgebenden Querschnitte.
                           Bei dem einheitlichen Querschnitte der Oeffnungen (Düsen), durch welche das Fluidum
                              injicirt wird, muß natürlich die Geschwindigkeit um so größer ausfallen, je größer
                              das injicirte Volumen wird, und da das injicirte Fluidum, wenn solches Wasserdampf
                              ist, keine Wärme erzeugen kann, sondern zum Nachtheile der Transmission die
                              Verbrennungsproducte nur verdünnt, so ist die Ueberhitzung dieses Dampfes von
                              Wichtigkeit, indem dadurch 1 Vol. von ursprünglich 150° C. = Dampf von 4,55
                              Atmos. Spannung auf das
                              Vol. 1 + at = 1 + 0,003665 . 500 = 2,8325 gebracht
                              wird.
                           Ersetzen wir die Dampfinjection durch eine Injection von Luft, indem wir dafür Sorge
                              tragen, daß aus dem Herde keine schon verbrannten Gase (keine Kohlensäure)
                              aufsteigen, so haben wir die sogenannte Gasfeuerung. Auch in diesem Falle wird die
                              injicirte Luft durch Vorwärmen auf das doppelte Volumen gebracht, wodurch der Zweck
                              – lebhafte Verbrennung durch genügenden Contact zwischen Luft und brennbaren
                              Gasen – erreicht wird, denn die erhöhte Geschwindigkeit der Ströme wirkt
                              dabei, und nicht die in der Luft zugebrachte Wärme, welche ganz unbedeutend ist. 1
                              Kil. Steinkohle z.B. liefert in den brennbaren Gasen 1387 W. E.; die dazu
                              erforderliche Luft, auf 300° C. erhitzt, liefert bloß 7,1214 Kil. ×
                              300 × 0,2377 = 508 W. E. und die dann weiter erzeugte Wärmemenge ist 6193 W.
                              E.; folglich bringt die Injectionsluft höchstens 6,2 bis 6,3 Proc. Wärme hinzu.
                           In ganz ungeeigneter Weise hat Thierry die Dimensionen
                              seiner Injectionsdüsen sehr groß = 0,004 Met. Durchmesser gewählt und folglich um so
                              weniger derselben anwenden können; wenn er denselben bloß 0,001 Met. Durchmesser =
                              0,0000078 Quadrat-Meter Querschnitt gegeben hätte, so hätte er statt 5 Düsen vom
                              Gesammt-Querschnitt 0,00000702 Quadrat-Meter, deren 0,00000702/0,0000078= 9 benutzen
                              können, ohne mehr Dampf zu verbrauchen, wodurch bei gleicher Geschwindigkeit eine im
                              Verhältnisse von 5 : 9 größere Wirkung entstehen müßte.
                           Da bei dieser Operation die Bewegung mit möglichst geringem Dampfaufwande erzeugt
                              werden soll, so muß natürlich der Querschnitt der Injectionsdüsen, verglichen mit
                              demjenigen der Feuerbrücke, stets unendlich klein ausfallen, so daß die Aspiration
                              höchstens eine Druckhöhe von 2 Meter Luftsäule betragen kann, woraus folgt, daß der
                              Widerstand in der Brennstoffschichte auf dem Roste nur unbedeutend vermehrt werden
                              kann.
                           Wenn somit die Anwendung von Dampfströmen als Mittel der Rauchverbrennung das Beste
                              zu bieten scheint, so ist dieß in Wirklichkeit doch nicht der Fall; denn dieses
                              Mittel verhindert eben so wenig als alle anderen früher besprochenen, daß bald Gas-,
                              bald Luftüberschuß in den Verbrennungsproducten vorkomme, weil es uns an Merkmalen
                              für deren Vorhandenseyn fehlt. Zuzugeben ist jedoch, daß dieses Mittel der
                              Verbesserung des Verbrennungsprocesses wirksamer und sicherer ist als die bisher
                              vorgeschlagenen.
                           Thierry legt die zur Ueberhitzung des Dampfes dienenden
                              Leitungsröhren in die Seitenwände des Herdes und das Injectionsrohr im rechten Winkel zur Achse des
                              Kessels frei über der Heizthür, so daß die Dampfströme in gerader Linie auf die
                              Feuerbrücke über dem Herde weggehen.
                           Die Oeffnungen in dieser Injectionsröhre machte er von 4 Millimeter Durchmesser
                              kreisrund und deren Zahl betrug 4 bis 5 auf circa 1
                              Meter Herdbreite.
                           Nach den von den Berichterstattern angestellten Versuchen würde das Gewicht des
                              injicirten Dampfes per Stunde nicht mehr als 12,685 Kil.
                              betragen; die Genauigkeit dieser Angabe ist aber zu bezweifeln, da die Bestimmung
                              dieser Quantität durch Einleiten des Dampfes in Wasser gemacht wurde, wobei
                              natürlich der Widerstand gegen den Ausfluß anders geworden ist als wenn der Dampf in
                              den Herd strömt.
                           Nehmen wir den Dampfdruck zu 4,55 Atmosphären an, so ist die Contraction beim
                              Ausströmen durch die engen Oeffnungen = 0,451 . p, worin
                              p die Druckhöhe in Dampfsäule bezeichnet. Nun ist
                              diese Druckhöhe bei 4,55 Atmosphären = 4,55 . 0,76 = 3,4125 Met. Quecksilbersäule =
                              13,563 . 3,4125 = 46,283 Wassersäule und (46,283 . 1000)/2,4497 = 18894 Met.
                              Dampfsäule von 4,55 Atmosphären. Somit ist der Druckverlust durch Contraction =
                              0,451 . 18894 = 8521 Meter.
                           Ferner hat dieser Dampf mehrere Umbiegungen zu machen, welche bei der demselben in
                              den Röhren gegebenen Geschwindigkeit von
                           
                              
                                 10 Metern (was p = 5,0994 Met. entspricht) = 3
                                    . 5,0994 =
                                 15,2982 Met.
                                 
                              
                                 zu überwindenden Widerstand betragen, wozu noch fürReibung in den circa 8 Meter langen Leitungen circa
                                 48,7018   „
                                 
                              
                                 kommen, so daß der ursprüngliche Druck auf 18894 – 8585 =
                                    10309 Met.
                                 
                              
                           reducirt wird, wodurch die Ausströmungsgeschwindigkeit =
                              √(2g. P) = √(19,61 . 8585) = v = 405,6 Met. würde.
                           Der Querschnitt der fünf Düsen von 4 Millimeter Durchmesser ist = 0,00001248
                              Quadrat-Meter und daher das ausgeblasene Volumen per
                              Secunde 405,6 . 0,00001248 = 0,0050619 Kubik-Meter, also per Stunde = 18,22 Kub. Met., und da 1 Kub. Meter dieses Dampfes 2,449666
                              Kil. wiegt, so würde dessen Gewicht 44,64 Kil. betragen. Nun wird durch die
                              Ueberhitzung des Dampfes das Volumen desselben 2 1/3mal größer und daher dessen
                              Gewicht 2 1/3mal kleiner, nämlich 44,64/2,33 = 19,16 Kil.
                           Nehmen wir letztere Quantität an, welche gewiß wahrscheinlicher ist als die von Tresca und Silbermann
                              angegebene, so ist der Dampfverbrauch per 1 Kil.
                              Brennstoff = 19,16/296 = 0,0647 Kil.
                           
                           Dieser Dampf wird also den Verbrennungsproducten beigemischt und verdünnt dieselben,
                              wodurch natürlich die Transmission an den Dampfkessel geschwächt wird. Nehmen wir
                              die Zusammensetzung der Kohle an wie in Nr. VIII meiner pyrotechnischen Rundschau
                              (S. 27 in diesem Bande des polytechn. Journals)
                           = 0,0973 Elemente des Wassers,
                              0,0358 freier Wasserstoff,
                              0,8149 Kohlenstoff,
                           so wird die producirte Wärme:
                           
                              
                                 
                                 0,0358 Wasserstoff = 34000 =
                                 1217 W. E.
                                 
                              
                                 
                                 0,8149 Kohlenstoff  =   8000 =
                                 6519    „
                                 
                              
                                 
                                 
                                 –––––––––
                                 
                              
                                 
                                 
                                 7736 W. E.
                                 
                              
                                 
                                    minus
                                    
                                 latente Wärme des Wasserdampfes
                                   227    „
                                 
                              
                                 
                                 
                                 –––––––––
                                 
                              
                                 
                                 
                                 7509 W. E.
                                 
                              
                           Die Verbrennungsproducte bestehen dann aus:
                           
                              
                                 
                                 
                                 deren spec. Wärme ist:
                                 
                              
                                     Kohlensäure
                                   2,9880 Kil.
                                 = 0,64660
                                 
                              
                                     Wassergas aus Kohle
                                   0,4195  „
                                 = 0,19926
                                 
                              
                                     Stickstoff
                                   8,0964  „
                                 = 1,97552
                                 
                              
                                 Dazu kommen:
                                 
                                 
                                 
                              
                                     injicirter Wasserdampf
                                   0,0647  „
                                 = 0,03073
                                 
                              
                                     von den
                                    Berichterstattern    angegebener
                                    Luftüberschuß
                                   0,9209  „
                                 = 0,21890
                                 
                              
                                 
                                 ––––––––––
                                 ––––––––––––––
                                 
                              
                                 
                                 12,4895 Kil.
                                           
                                    3,07101 = w₁
                                 
                              
                           woraus sich die Anfangstemperatur dieser Verbrennungsproducte
                              ergibt
                           = 7509/3,07101 =2445°C.
                           Vergleichen wir diese Zahl mit den Angaben in Nr. VIII meiner Rundschau:
                           
                              
                                 für
                                 Verbrennung
                                 mit doppelter Luftmenge =
                                 1409° C.
                                 
                              
                                 „
                                 „
                                 mit Mangel an Luft (Selowitz)
                                 1916°
                                 
                              
                                 „
                                 „
                                 mit Mangel an Luft
                                    (gewöhnliche    Annahme)
                                 2276°
                                 
                              
                                 „
                                 wirklich vollkommene Verbrennung
                                 2661°
                                 
                              
                           so ergibt sich, daß dieselbe immer noch sehr hoch und günstig
                              ist.
                           Es ist aber nicht wahrscheinlich, daß die angestellten Analysen der
                              Verbrennungsproducte richtig sind, sonst müßte die per 1
                              Kil. Brennstoff erhaltene Dampfmenge viel günstiger gewesen seyn.
                           
                           Es sind nämlich:
                           
                              
                                 2,9880 Kil.
                                 Kohlensäure
                                 = 1,5044
                                 Kubik-Met.
                                 bei 0°
                                 
                              
                                 0,4195   „
                                 Wassergas
                                 = 0,5189
                                 „
                                 „
                                 
                              
                                 8,0964   „
                                 Stickstoff
                                 = 6,4163
                                 „
                                 „
                                 
                              
                                     hinzugefügt:
                                 
                                 
                                 
                                 
                              
                                 0,0647 Kil.
                                 Wassergas
                                 = 0,0801
                                 „
                                 „
                                 
                              
                                 0,9209   „
                                 Luft
                                 = 0,7088
                                 „
                                 „
                                 
                              
                                 
                                 
                                 ––––––––––––––––––––––––––––
                                 
                              
                                 
                                 
                                    3,2285
                                 Kubik-Met.
                                 bei 0°
                                 
                              
                           und bei der Anfangstemperatur von 2445° = 32,16
                              Kub.-Met. = 1191 Kubikfuß.
                           Berechnen wir darnach den Transmissionscoefficienten wie in Nr. VIII meiner Rundschau
                              (S. 34 in diesem Bande des polytechn. Journals), so
                              erhalten wir: 4,8737 = w₀, und setzen wir nun diese Werthe in die Formel
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 173, S. 280
                              
                           ein, so erhalten wir, da
                           F = 114,75 Quadrat-Meter = 1275 Quadratfuß und
                           k
                              =        296
                              Kil.              
                              =   592 Pfd. sind:
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 173, S. 280
                              
                           Die transmittirte Wärmemenge wäre dann: (2445 – 225) w₁ = 6818 W. E.
                           und die per 1 Kil. Kohle erzeugte
                              Dampfmenge = 6818/640 = 10,65 Kil., während effectiv nur 5,29 Kil. erhalten
                              wurden.
                           Diese enorme Differenz zwischen dem Resultate der Rechnung und demjenigen des
                              Versuches kann nur darauf beruhen, daß die Verbrennungsproducte in Wirklichkeit wie
                              in Selowitz neben unverbrannter Luft noch sehr viel unverbrannte Gase
                              enthielten.
                           Wenn wir übrigens dieser Berechnung selbst die Werthe von Selowitz zu Grunde legen,
                              erhalten wir eine weit höhere Zahl als das Beobachtungsresultat = 5,29 Kil.; worauf
                              dieses beruht, könnte nur durch neue genauere Versuche festgestellt werden.
                           Wie aber die Berichterstatter der Société
                                 d'Encouragement eine sogenannte Erfindung empfehlen können, welche per 1 Kil. der besten Kohle bloß 5,29 Kil. Dampf, minus den injicirten 0,0647 Kil. = 5,2253 Kil. zu
                              liefern vermag, ist schwer zu begreifen.