| Titel: | Ueber die bei hohen Temperaturen stattfindende Durchdringbarkeit des Schmiedeeisens für Wasserstoffgas; von L. Cailletet. | 
| Fundstelle: | Band 173, Jahrgang 1864, Nr. LXIX., S. 281 | 
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                        LXIX.
                        Ueber die bei hohen Temperaturen stattfindende
                           Durchdringbarkeit des Schmiedeeisens für Wasserstoffgas; von L. Cailletet.
                        Aus den Comptes rendus,
                              t. LVIII p. 1057, Juni 1864.
                        Cailletet, über Durchdringbarkeit des Schmiedeeisens für
                           Wasserstoff.
                        
                     
                        
                           In einem früher der Akademie eingereichten AufsatzPolytechn. Journal Bd. CLXXII S. 357. habe ich gezeigt, daß ein abgeplattetes eisernes Rohr, zum Rothglühen
                              erhitzt. Gase durch seine Wandungen hindurchtreten läßt, welche sich verdichten, und
                              dadurch verursachen, daß das Rohr seine ursprüngliche Gestalt wieder annimmt.
                              Nachdem ich die betreffenden Untersuchungen fortgesetzt habe, erlaube ich mir
                              hiermit die weiter erhaltenen Resultate dem Urtheile der Akademie zu
                              unterbreiten.
                           Oeffnet man ein solches Rohr, in welchem sich die Gase verdichtet haben, unter einer
                              Flüssigkeit, so kann man die ersteren auffangen und der Analyse unterwerfen; allein
                              man erhält auf diese Weise nur sehr wenig Gas und demzufolge sind Fehler bei der
                              Analyse sehr leicht zu begehen. Mittelst eines ganz einfachen Apparates gelang es
                              mir aber, jene Gase in beliebiger Menge zu sammeln und sie nach dem gewöhnlichen
                              Verfahren aufzufangen.
                           Dieser Apparat besteht aus einem größeren, platten, an dem einen Ende verschlossenen
                              Eisenrohre, an dessen anderes Ende ein kupfernes Rohr von geringem Durchmesser,
                              welches ich der Güte von Henri Sainte-Claire Deville
                              verdanke, mit Zinnloth angelöthet ist. Diese Vorrichtung wurde in einem aus
                              unglasirtem Thon bestehenden Cylinder in einem mit Holzkohlen geheizten Ofen zum
                              Rothglühen erhitzt. Die Löthung wurde abgekühlt, sowie das kupferne Rohr, welches
                              einen starken Gasstrom entweichen ließ. Dieses Gas wurde im Eudiometer analysirt;
                              beim Verpuffen desselben mit 1/2 Volum Sauerstoff blieb ein kaum meßbarer Rest. Das
                              durch die Wandungen des schmiedeeisernen Rohres hindurchgedrungene Gas war demnach
                              reiner Wasserstoff.
                           Ich verband nunmehr das Ende des Entwickelungsrohres mit einem offenen Manometer und
                              beobachtete mittelst dieser Vorrichtung, daß ein abgeplattetes Eisenrohr von 2
                              Millimet. Wandstärke seine ursprüngliche Form bei einem Drucke von 0,34 Met. Quecksilbersäule
                              wieder annahm. Bei Anwendung eines eisernen Apparates, dessen Wandungen eine
                              Gesammtstärke von 24 Millimet. hatten, fand diese Formveränderung nicht mehr statt
                              und bei einem Drucke von etwa 0,68 Met. Quecksilbersäule hörte die
                              Wasserstoff-Absorption bei Hellrothglühhitze auf.
                           Von Interesse war es, zu untersuchen, ob überhaupt die Rothglühhitze erforderlich
                              ist, damit der Wasserstoff das Eisen zu durchdringen im Stande ist; es gelang mir
                              nachzuweisen, daß dieses Gas weder in der Kälte, noch bei einer Temperatur von
                              210° C. ein Eisenblech von nur 1/35 Millim. Stärke zu durchdringen
                              vermag.