| Titel: | Die Dampf-Feuerspritze der Stadt Hannover; vom Maschinendirector Kirchweger in Hannover. | 
| Fundstelle: | Band 173, Jahrgang 1864, Nr. LXXX., S. 342 | 
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                        LXXX.
                        Die Dampf-Feuerspritze der Stadt Hannover; vom
                           Maschinendirector Kirchweger in Hannover.
                        Aus den Mittheilungen des hannoverschen
                                 Gewerbevereins, 1864 S. 71.
                        Mit Abbildungen auf Tab.
                              V.
                        Egestorff'sche Dampf-Feuerspritze.
                        
                     
                        
                           Am 7. December v. J. wurde in Linden eine officielle Probe mit der in der Egestorff'schen Maschinenfabrik daselbst für die Stadt
                              Hannover ausgeführten Dampffeuerspritze vorgenommen, wobei man das Folgende
                              beobachtete. Ein WasserreservoirWasserresevoir, auf gleicher Höhe mit und neben der Spritze stehend, enthielt das zu
                              verspritzende Wasser und man erreichte:
                           
                           
                              
                                 
                                 Anzahl derSchwungradumgänge
                                 AusgespritztesWasserquantum
                                 Weite desMundstücks
                                 Strahlhöhe.
                                 HorizontaleWurfweite
                                 
                              
                                 
                                 per Minute.
                                 per MinuteKubikf.
                                    engl.
                                 Zoll engl.
                                 Fuß.
                                 Fuß.
                                 
                              
                                 beim Versuche Nr. 1
                                 113 1/2
                                 43,4
                                 1 1/8
                                 146
                                 –
                                 
                              
                                   
                                    „          
                                    „        „  
                                    2
                                             161
                                 53,3
                                   1 3/16
                                 156
                                 –
                                 
                              
                                   
                                    „          
                                    „        „  
                                    3
                                 142 2/3
                                 49,9
                                 1 1/5
                                 150
                                 170
                                 
                              
                                   
                                    „          
                                    „        „  
                                    4
                                 122 1/2
                                 45,1
                                        1
                                 150
                                 170
                                 
                              
                           Der Dampfcylinder der Spritze, doppeltwirkend, hat einen Durchmesser von 8 1/2 Zoll
                              bei 9 Zoll Kolbenhub; die direct mit der Kolbenstange in Verbindung stehende
                              gleichfalls doppeltwirkende Pumpe hat bei gleichem Hube nur 7 Zoll Durchmesser. Der
                              Dampf, in dem mit 199 Stück 1 3/8 zölliger messingener Siederöhren versehenen
                              Verticalkessel auf 7 Atmosphären Ueberdruck normirt, erhielt sich in dieser Spannung
                              sehr gleichförmig ohne nennenswerthen Kohlenverbrauch.
                           Die Pumpe lieferte im Durchschnitt etwa 86 Proc. der theoretischen ganzen
                              Nutzleistung. Die vorstehend angegebenen Strahlhöhen mit dem Drucke verglichen,
                              welcher in dem Windkörper vorhanden und an einem Manometer beobachtet wurde, ergeben
                              sich als resp. 66,66; 65,66 und 65,7 Proc. der jenem Drucke entsprechenden
                              theoretischen Höhen.
                           In Fig. 1 ist
                              die Egestorff'sche Dampfspritze in perspectiver Ansicht
                              dargestellt; Fig.
                                 2 gibt einen Längenschnitt, so wie Fig. 3 den Grundriß
                              derselben ohne Dampfpumpe und Kesselarmatur an; Fig. 4 bis 7 stellen Schnitte
                              einzelner Theile dar, welche später näher besprochen werden sollen. Die ganze
                              Dampfspritze läßt sich aus drei Hauptbestandtheilen zusammengesetzt denken, nämlich:
                              aus dem Dampfkessel, der Dampfpumpe und dem zum Fortschaffen derselben nöthigen
                              Fuhrwerke.
                           Auf dieses letztere, dessen Einrichtung leicht aus den Figuren 1–3 zu erkennen
                              ist, wird das Gewicht der Dampfpumpe nebst Dampfkessel durch Federn f, f übertragen.
                           Der stehende, aus Stahlblech angefertigte Dampfkessel k
                              ist in Fig. 4
                              im Querschnitt dargestellt; u ist die Feuerbüchse, deren
                              obere Deckplatte, welche zugleich als Rohrwand für die Siederöhren n dient, aus Kupfer hergestellt ist. Die
                              Gesammtheizfläche der Siederöhren und Feuerbüchse beträgt 300 Quadratfuß; t ist die Feuerthür zum Einschaufeln des Brennmaterials und r der Rost; o, o sind zwei
                              an der äußeren Feuerkiste befestigte Kästen zur Aufnahme von Brennmaterial. Der
                              Schornstein s ist vermittelst eines conischen
                              Blechmantels auf dem Kessel befestigt; a ist das
                              Dampfausströmungsrohr, welches wie aus Fig. 2 ersichtlich, in den
                              Schornstein mündet und wird also der ausströmende Dampf zur Anfachung des Feuers
                              benutzt; e ist das nach dem Dampfcylinder führende
                              Dampfeinströmungsrohr. Das zur Speisung des Kessels nöthige Wasser wird durch Giffard'sche Injectoren aus einem unter dem
                              Saugwindkörper g befindlichen Wasserbehälter in den
                              Kessel gepumpt; außerdem ist aber noch eine Handpumpe angebracht, durch welche das
                              Füllen des Kessels ohne Hülfe des Dampfes ausgeführt werden kann. Um den
                              Verticalkessel k ist eine Bekleidung von Holz
                              angebracht, welche in Fig. 2 nicht angegeben
                              ist.
                           Die Dampfpumpe ist nach Carrett'schem Systeme; b ist der Dampfcylinder und c der Pumpencylinder; in der Mitte zwischen beiden liegt die
                              Schwungradwelle; d ist der Druckwindkessel und g der Saugwindkessel, in welchen letzteren das von dem
                              Pumpencylinder herkommende Saugrohr h mündet.
                           Die Figuren 5
                              bis 7 stellen
                              verschiedene Durchschnitte des Pumpencylinders dar; derselbe ist von Messing und in
                              einem Stück gegossen; die Kolbenliederung besteht aus zwei Lederkappen. Fig. 5 gibt
                              einen Längenschnitt, Fig. 6 einen Querschnitt und Fig. 7 einen
                              Horizontalschnitt des Pumpencylinders an.
                           Um leicht zu den Ventilen gelangen zu können, sind an jeder Seite des Pumpencylinders
                              vier Deckel angebracht, von denen je zwei einander gegenübersitzende durch einen
                              Bolzen befestigt werden. Diese Deckel haben nach innen conische Hülsen, durch welche
                              der Hub der Ventile begrenzt wird; p, p sind die
                              Saugventile und q, q die Druckventile. Wie aus den Figuren 5 bis
                              7
                              ersichtlich, ist die Anzahl der Ventile verdoppelt. Die Anordnung von je zwei
                              Ventilen statt eines ist auf den Nutzeffect der Pumpe ohne Zweifel von günstigem
                              Einfluß. Man hat nämlich für zwei Ventile einen geringeren Hub nöthig. Das Heben,
                              resp. Schließen der Ventile wird aber desto rascher erfolgen, je kleiner der Hub der
                              Ventile ist und wird daraus klar, daß hierdurch eine Erhöhung des Nutzeffectes
                              eintritt. Die Dichtung der Ventile wird durch Lederringe, welche unter den Sitzen
                              derselben befestigt sind, hervorgebracht.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
