| Titel: | Defontaine's Mühlpille zum Schärfen der Mühlsteine. | 
| Fundstelle: | Band 173, Jahrgang 1864, Nr. LXXXII., S. 347 | 
| Download: | XML | 
                     
                        LXXXII.
                        Defontaine's Mühlpille
                           zum Schärfen der Mühlsteine.
                        Aus Armengaud's
                              Génie industriel, Juni 1864, S. 315.
                        Mit Abbildungen auf Tab.
                              V.
                        Defontaine's Mühlpille zum Schärfen der Mühlsteine.
                        
                     
                        
                           Es ist bekannt, daß die gewöhnlichen Mühlpillen zum Schärfen der Steine, Hämmer aus
                              Gußstahl, oder wenigstens aus Stahl und Eisen sind, deren Gewicht 1 1/5 bis 1 1/2
                              Kilogrm. beträgt. Sie sind an beiden Enden mit Schärfen oder Schneiden versehen und werden mit
                              Gewalt in den hölzernen Stiel oder Pillenhalter eingetrieben.
                           Hierdurch gehen nicht nur die Schneiden sehr leicht zu Grunde, sondern es nützen sich
                              auch die Hämmer sehr rasch ab, so daß sie in's Feuer gebracht und wieder ausgespitzt
                              werden müssen. Ist dieß einigemal geschehen, so ist ein weiteres Ausspitzen nicht
                              mehr möglich, da die Pille zu kurz und zu leicht wird. Man hat dann an derselben
                              nichts als ein Stück Abfallstahl und verliert unnützerweise die Hälfte, wo nicht
                              mehr des ursprünglich angewandten theuern Materials.
                           Defontaine, Mechaniker zu Vernon, nahm eine neue
                              Construction mit der Mühlpille vor, welche ihm gestattet, die nöthige Stahlmenge
                              bedeutend zu verringern, während die Pillen dennoch sehr lange brauchbar sind, und
                              selbst dann nur einen sehr geringen Materialverlust verursachen, wenn dieselben bis
                              zur Unbrauchbarkeit abgenutzt wurden.
                           Die Müller und Mühlbesitzer können demnach, wenn sie Defontaine's System annehmen, eine beträchtliche Kostenersparniß bei der
                              Operation des Mühlsteinschärfens erzielen.
                           Ein Duzend gewöhnlicher, angestählter Schärfpillen kostet
                              durchschnittlich 40 bis 45 Frcs., und muß sehr oft nachgeschafft werden, während Defontaine um denselben Preis ein Duzend Hämmer von Gußstahl mit einem Pillenhalter zu liefern vermag, dessen
                              Dauer unbegrenzt ist. Die Nachschaffung der Hämmer oder Meißel allein kostet nur 1
                              1/2 Frcs. per Stück, also das Duzend nur 18 Franken.
                           Defontaine's Erfindung besteht demnach in einem
                              vervollkommneten Pillenhalter, welcher, während bei demselben der Hammer oder
                              schneidende Theil sich auf sehr geringe Dimensionen zurückführen läßt, die Schneiden
                              sehr gut festhält und die nöthige Masse hat, um dem Ganzen das erforderliche Gewicht
                              der gewöhnlichen Pillen von 1 1/5 bis 1 1/2 Kilogrm. zu geben.
                           Bei dieser Anordnung besteht der Hammer oder schneidende Theil aus einer Art Meißel,
                              der nur an einem Ende zugeschärft ist, und mit seinem anderen Ende in der Hülse des
                              Pillenhalters steckt, wo er durch einen Keil, den man mittelst einer Schraube und
                              Mutter beliebig anziehen kann, sehr fest gehalten wird.
                           Die Schraube ist aus einem Stück mit dem Keile geschmiedet und bewegt sich also mit
                              demselben, wenn man eine Klinge ein- oder ausspannen will. Die Schraubenmutter steht
                              fest und läßt sich nur um ihre Bohrachse drehen. Es ist dieß durch zwei kleine
                              Schrauben bewirkt, welche in die Hülse der Pille eingeschraubt sind, und deren Enden
                              in eine Nuth eintreten, welche rings um die Schraubenmutter ausgedreht ist.
                           
                           Diese Anordnungen wird man durch Betrachtung der Figuren 12 und 13, welche die
                              neue Mühlpille nach zwei senkrecht zu einander genommenen Durchschnitten darstellen,
                              leicht verstehen. Man sieht, daß der eigentliche Hammer M, welcher auf sehr geringe Dimensionen reducirt ist, in die Masse oder
                              den Kopf des Pillenhalters, der aus schmiedbar gemachtem Gußeisen besteht, eingefügt
                              ist. Dieser Kopf steckt auf einem hölzernen Stiele oder Griffe N und hat zur Aufnahme der Klinge und des Keiles C eine große Vertiefung. Der letztere hat, wie schon
                              bemerkt wurde, den Zweck, die Klinge in der Lage oder unter der Neigung fest zu
                              pressen, welche die geeignetste ist.
                           Der Keil C endigt mit einer Schraube e, welche durch eine Flügelmutter E hin- und herbewegt werden kann. Durch Anziehen der Schraube und des
                              Keiles wird die eingelegte Klinge in dem Pillenkopfe T
                              festgeklemmt. Die Flügelmutter E ist dadurch mit der
                              Hülse t, welche aus einem Stücke mit dem Pillenkopfe
                              gegossen ist, verbunden, daß zwei Schrauben v in die
                              Nuth eingreifen, welche aus der Nabe der Flügelmutter ausgedreht ist. Will man die
                              Klinge behufs der Schärfung herausnehmen, so reicht es hin, die Flügelmutter nach
                              links zu drehen, so daß der Keil ein Stück weit über den Pillenkopf vorsteht. Die
                              Klinge kann alsdann die durch punktirte Linien in Fig. 12 angedeutete Lage
                              annehmen und leicht aus dem Pillenkopfe entfernt werden.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
