| Titel: | Ueber das Verfahren der Reinigung roher Rübensäfte von Frey und Jelinek; Bericht von Dr. Weiler. | 
| Fundstelle: | Band 173, Jahrgang 1864, Nr. XCII., S. 372 | 
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                        XCII.
                        Ueber das Verfahren der Reinigung roher
                           Rübensäfte von Frey und Jelinek;
                           Bericht von Dr. Weiler.Bericht über das Verfahren der Reinigung roher Rübensäfte der HHrn. Frey und Jelinek in
                                 Wysocan bei Prag; von Dr. Weiler. Prag 1863,
                                 Selbstverlag des Verfassers. – Wir entnehmen den hier folgenden Auszug
                                 dem „Jahresbericht über die Zuckerfabrication für 1863, von Dr. C. Scheibler und Dr. C. Stammer; Breslau 1864.“ Die Herausgeber bemerken, daß
                                 sie aus Weiler's Bericht die Hauptsache mittheilen,
                                 obwohl sich gegen die Untersuchungsmethode, wie auch gegen die gezogenen
                                 Schlüsse noch Mancherlei einwenden läßt.A. d. Red.
                           
                        Weiler, über Frey-Jelinek's Verf. zur Reinigung der rohen
                           Rübensäfte.
                        
                     
                        
                           Das Verfahren von Frey und Jelinek besteht im Wesentlichen darin, daß zu dem entweder durch Pressen
                              oder Centrifugen gewonnenen kalten Safte, je nach der
                              Beschaffenheit der Rüben 1 1/2–2 Proc., unter Umständen wohl auch noch mehr
                              Kalk, in der Form einer gewöhnlichen Kalkmilch zugesetzt und nachdem der Saft durch
                              Einströmen von Dampf in den Doppelboden des Läuterungs- resp. Saturationsgefäßes bis
                              zu einer bestimmten Temperatur (70–75° C.) erwärmt worden, sofort so
                              lange Kohlensäure hineingeleitet wird, bis in einer herausgenommenen Probe der
                              Schlamm sich in möglichst kurzer Zeit zu Boden setzt und der darüber stehende Saft
                              hell und farblos erscheint, worauf zur weiteren Verarbeitung geschritten wird,
                              nachdem zuvor noch der Inhalt des Scheidekessels durch directen Dampf etwas stärker
                              erhitzt wird, um dadurch eine schnellere Ausscheidung des Schlammes auf ein
                              geringeres Volumen zu bewirken.
                           Bei den früheren Versuchen geschah die Erhitzung des Saftes durch direct
                              einströmenden Wasserdampf; da jedoch die dadurch hervorgebrachte Verdünnung mehrfach
                              beanstandet wurde, so wurde bei den späteren, größeren Versuchen der Dampf unter den Doppelboden der
                              Läuterungsgefäße geleitet. Das Princip dieses Verfahrens beruht demnach auf der
                              Anwendung einer etwa 4fach größeren Kalkmenge, als bei der gewöhnlichen Scheidung
                              sogleich auf den kalten Saft, der nach und nach erhitzt wird, sowie auf der nahezu
                              vollständigen Entfernung des Kalkes und damit zugleich auch eines großen Theiles an
                              organischen Substanzen vor der Filtration.
                           Man hat im praktischen Betriebe der Zuckerfabrication vielfach die Bemerkung gemacht,
                              daß ein Ueberschuß von Kalk in den meisten Fällen günstig bei der Scheidung wirke,
                              und wenn gleich auch sehr häufig, namentlich gegen das Ende der Campagne, bei der
                              Verarbeitung bereits alterirter Rüben die Kalkmenge wiederum verringert werden
                              mußte, um die bedeutenden Quantitäten eines höchst dünnflüssigen, wenig consistenten
                              und schwierig zu pressenden Schlammes dadurch wenigstens in Etwas zu beseitigen, so
                              hat man sich in diesem Falle doch wohl stets in der unangenehmen Lage befunden, daß
                              die mit zu geringen Kalkmengen behandelten Säfte sich beim Verkochen sehr stark
                              bräunten und eine schmierige, dunkel gefärbte und wenig krystallisationsfähige
                              Füllmasse lieferten, weil eben die organischen Körper zu
                                 unvollständig zersetzt und entfernt wurden. Es ist daher der Ausspruch:
                              „Je mehr Kalk, desto mehr
                                    Zucker,“ vollkommen gerechtfertiget, da ein Ueberschuß von Kalk,
                              bei der Läuterung angewendet, eine kräftige Action auf die stickstoffhaltigen
                              Bestandtheile des Saftes ausübt, dieselben theils in flüchtige Producte verwandelnd,
                              theils damit unlösliche Verbindungen bildend, welche durch die frei werdenden
                              Alkalien weniger leicht in Lösung gebracht werden und dadurch vielleicht auch ein
                              Theil durch Flächenanziehung ausgeschieden wird.
                           Die Anwendung größerer Mengen von Kalk bei der Läuterung fand namentlich in den
                              Fabriken mit günstigem Erfolge statt, welche sich der Kohlensäure vor der Filtration
                              der Säfte bedienten, wohingegen man einen zu großen Ueberschuß an Kalk möglichst zu
                              vermeiden sich genöthiget sah, sobald die Entkalkung durch die Knochenkohle allein
                              bewirkt werden mußte. Obgleich die Kohlensäure also bisher nur dazu benutzt wurde,
                              den größeren Theil des Kalkes aus den geläuterten Säften zu entfernen, um dadurch
                              die Knochenkohle für die Absorption der organischen Stoffe um so empfänglicher zu
                              machen, so haben spätere Beobachtungen ergeben, daß mit dem gefällten kohlensauren
                              Kalke zugleich auch ein Theil von fremdartigen Körpern aus den Säften
                              niedergeschlagen werde, dessen Menge um so größer ist, je mehr Kalk dem Safte, sey
                              es unmittelbar bei der Läuterung, oder auch nach derselben, vor der Saturation mit Kohlensäure
                              zugesetzt wurde. Daß hierdurch nicht überall ein gleich günstiger Erfolg erzielt
                              wurde, daß die Säfte nach der Behandlung mit Kohlensäure nach der Angabe mehrerer
                              Praktiker sich sogar verschlechtert haben, liegt sowohl darin, daß die in den Saft
                              gepumpte Kohlensäure zum größten Theil aus atmosphärischer Luft, Stickstoffgas,
                              Kohlenoxydgas, Schwefelwasserstoff u.s.w. bestand, dagegen an wirklicher Kohlensäure
                              oft nur homöopathische Dosen zur Wirkung gelangten: – es ist wohl leicht
                              einzusehen, daß dadurch an eine qualitative Verbesserung der Säfte schlechterdings
                              gar nicht zu denken ist. Die Entfernung des Kalkes mittelst
                                 Kohlensäure darf außerdem eine gewisse Grenze nicht überschreiten. Wenn die
                              Wirkung der Kohlensäure in einer bloßen Entkalkung der Säfte bestände, so wäre
                              freilich kein Grund vorhanden, noch einen gewissen aliquoten Theil an Kalk in dem
                              Safte zu lassen, da ja unmittelbar darauf die Knochenkohle den noch vorhandenen Rest
                              an Kalk absorbirt. Man wird jedoch in praxi schon oft
                              die Wahrnehmung gemacht haben, daß kalkhaltige Säfte, sobald der richtige Moment der
                              Saturation inne gehalten wird, sich durch Farbe und Glanz sehr vortheilhaft
                              charakterisiren, daß dieselben jedoch über diese Grenze hinaus wieder sehr bedeutend
                              nachdunkeln, häufig sogar braun gefärbt und blind erscheinen; dieser Fehler läßt
                              sich jedesmal wieder verbessern, sobald man von Neuem Kalk hinzusetzt und nochmals
                              saturirt. Es geht aus diesem Verhalten hervor, daß die Kohlensäure zugleich die
                              Eigenschaft besitzt, einen Theil jener Substanzen zu lösen, welche bereits mit dem
                              kohlensauren Kalke verbunden, sich niedergeschlagen hatten.
                           Das neue Verfahren der Reinigung roher Rübensäfte von Frey
                              und Jelinek unterscheidet sich von den früheren
                              wesentlich dadurch, daß nach demselben Läuterung und Saturation in einer einzigen Operation ausgeführt werden, dasselbe
                              demnach einen geringeren Aufwand an Zeit, Arbeitskräften und Anlagecapital
                              erfordert, als das Verfahren der HHrn. Possoz und Perier.
                           Die zuerst von Frey und Jelinek
                              in dieser Richtung angestellten Versuche beschränkten sich auf Quantitäten Saft von
                              2 1/2 bis 3 Centnern. Nachdem die dadurch erzielten Resultate anscheinend den
                              gehegten Erwartungen entsprechend ausgefallen waren, wurde der Verfasser Ende März
                              1863 von den genannten Herren aufgefordert, diesen Versuchen beizuwohnen, um im
                              Interesse des österreichischen Rübenzuckervereines den Werth der Säfte, resp. deren
                              Gehalt an Zucker und fremdartigen Substanzen vor und nach der Behandlung nach der in
                              Rede stehenden Methode zu constatiren und seiner Zeit darüber zu berichten.
                           
                           Aus diesen Untersuchungen hat sich ergeben, daß von 100 Theilen Nichtzucker der zur
                              Verarbeitung gelangenden Rübensäfte durchschnittlich 50 Proc. entfernt werden und
                              somit nach dieser Methode dieselbe Reinheit der Säfte sich erzielen läßt, wie nach
                              dem französischen Verfahren. Sobald der Moment der Beendigung der Operation
                              eingetreten war, enthielt der klare, sehr schwach gefärbte Saft noch gegen
                              0,05–0,064 Proc. an Kalk; den letzteren noch weiterhin zu vermindern, schien
                              nicht angezeigt, indem man in diesem Falle einen Theil der bereits gefällten
                              Substanzen auf Kosten der Reinheit der Säfte würde in Lösung gebracht haben.
                           Um zugleich auch praktisch die Ueberzeugung von der Reinheit der nach dem Frey-Jelinek'schen Verfahren dargestellten Säfte sich zu
                              verschaffen, wurden mehrmals Proben derselben, ohne Anwendung jeglicher Spur
                              Knochenkohle in großen Bechergläsern unter lebhaftem Kochen auf dem Sandbade bis zur
                              Consistenz der Füllmasse eingedickt. Das Verkochen gieng ohne Schäumen vollkommen
                              regelmäßig und leicht von Statten und lieferte schließlich eine Füllmasse von
                              ziemlich lichter Farbe und gutem Geschmack. Bei Anwendung von nur 5 Proc.
                              Knochenkohle war die erhaltene Zuckermasse von so heller Farbe, wie dieß häufig nur
                              bei der Behandlung der Säfte mit 30 Proc. Spodium und deren Verkochen im Vacuum der
                              Fall zu seyn pflegt.
                           Von besonderer Wichtigkeit erschien eine aufmerksame Beobachtung des nach dem neuen
                              Verfahren resultirenden Scheideschlammes. Obgleich die Quantität desselben allerdings eine bedeutendere seyn muß, als die nach
                              dem bisherigen Läuterungsverfahren unter Anwendung von circa 1/2–3/4 Proc. Kalk, so ist dessen ungeachtet das Volumen dieses Schlammes nach den bisherigen
                              Beobachtungen stets ein geringeres gewesen. Wegen der reichlichen Menge an
                              kohlensaurem Kalke besitzt derselbe eine größere specifische Schwere, setzt sich
                              daher ziemlich schnell zu Boden und da die ausgeschiedenen eiweißartigen Substanzen
                              gleichförmig unter einer bedeutenden Quantität einer erdigen Masse vertheilt sind,
                              so besitzt dieser Schlamm in weit geringerem Grade jene schmierige und seifenartige
                              Consistenz, welche das Auspressen des bisherigen Läuterungsschlammes zu einer höchst
                              lästigen Operation macht.
                           Die bessere Verarbeitung des Läuterungsschlammes nach dieser Methode findet ihre
                              Bestätigung durch die bereits vor einigen Jahren im Zollvereine angestellten
                              Versuchs bezüglich der Saftgewinnung aus demselben mittelst der Fesca'schen Centrifugen, demzufolge derselbe mittelst
                              Kohlensäure behandelt wurde, um dadurch eine bessere Trennung des Saftes von den
                              Schlammrückständen zu bewirken.
                           Nachdem die in kleinerem Maaßstabe täglich wiederholt in der Fabrik von Frey in Wysocan angestellten Versuche vollkommen befriedigende Resultate
                              geliefert hatten, wurde von den letzten Tagen des April ab bis zum 8. Mai (1863) mit
                              größeren Quantitäten von Säften gearbeitet. Die Zuckerindustriellen der gesammten
                              österreichischen Kronländer, welche sich mit dem lebhaftesten Interesse an diesen
                              Versuchen betheiligt hatten, waren demnach in der Lage, sich ein selbstständiges
                              Urtheil über den Werth dieses Verfahrens zu bilden, so daß der Verfasser sich in der
                              nachfolgenden Darstellung hauptsächlich nur auf eine kurze Zusammenstellung der im
                              Verlaufe der Manipulationen ermittelten Daten beschränkt.
                           I. Die zu diesen Versuchen in den Miethen aufbewahrten circa 4000 Centner Rüben hatten sich recht gut erhalten. Die zuerst zur
                              Verarbeitung gelangten Rüben, aus denen die weiter unten zu erwähnende Füllmasse
                              erzeugt wurde, besaßen eine Dichtigkeit des Saftes von 13,8 Proc. Balling und einen
                              Zuckergehalt von 10,58 Proc. Es ergibt sich hieraus ein Zuckergehaltsquotient von
                              0,766 und ein Werth des Saftes von 3,28. Auf 100 Theile Zucker kommen 30,33
                              Nichtzucker. Die Verarbeitung der Rüben wurde mittelst drei Pressen und zwei
                              Läuterungs- resp. Saturationsgefäßen ausgeführt. Zwei Stück der bisherigen
                              Scheidepfannen von 40 Kubikfuß Inhalt, waren mit eisernen Zargen von 32'' Höhe
                              versehen, in welche 28 Kubikfuß Saft oder das aus 22 Centnern Rüben erhaltene Saftquantum (mithin bei einer Ausbeute von 80
                              Proc.) = 17,6 Ctr. Rohsaft gelangte. Zu dieser Saftmenge wurden 44 Pfd. Kalk
                              angewendet. Die Erhitzung des Saftes geschah mittelst einströmenden Dampfes unter
                              den Doppelboden; gegen das Ende der Saturation wurde der Inhalt noch kurze Zeit
                              durch direct einströmenden Wasserdampf erhitzt, um eine schnellere Klärung des
                              Saftes und compactere Ausscheidung des Schlammes dadurch zu bewirken. Die etwa
                              30–35 Minuten dauernde Operation gieng leicht und sicher von statten. Die
                              vielfach gehegte Befürchtung einer bedeutenden Schaumbildung und etwaiges
                              Uebersteigen des Saftes zeigte sich als unbegründet; der Steigeraum von 32'' Höhe
                              erschien für die angewendete Saftmenge vollkommen ausreichend. Es würden demnach für
                              eine Fabrik, welche täglich 1000 Centner Rüben verarbeitet, 6 Stück derartige mit
                              Zargen versehene Saturationsgefäße erforderlich seyn. Die Aufstellung besonderer
                              Absatzgefäße hat sich nach den bisherigen Erfahrungen als vollkommen überflüssig
                              herausgestellt, vielmehr erschien es zweckmäßiger, den Schlamm in den
                              Saturationsgefäßen selbst absetzen zu lassen, um denselben nicht unnöthiger Weise
                              abzukühlen; nach 1/2stündiger Ruhe wurden an klarem Safte gewöhnlich 3/4 Volumina
                              der Scheidepfanne abgezogen, während 1/4 Volumen zur Schlammverarbeitung
                              gelangte.
                           Es dürfte jedenfalls wohl seinen Grund in der vorgerückten Jahreszeit haben, daß der
                              bei den letzten größeren Versuchen erhaltene Schlamm sich dünnflüssiger und weniger
                              consistent zeigte, als dieß bei den früheren Versuchen im März zu beobachten war;
                              eine Erscheinung, welche sich übrigens fast alljährlich in den meisten Fabriken
                              gegen das Ende der Campagne geltend macht. Der pro
                              Läuterkessel erhaltene Saturationsschlamm betrug 656 Pfd., woraus nach dem
                              Auspressen 440 Pfd. Saft und 216 Pfd. Rückstand erhalten wurden. Bei einem zweiten
                              Versuche wurden von 543 Pfd. Schlamm erhalten: 374 Pfd. Saft und 169 Pfd. gepreßten
                              Schlammes, oder 67,09 Proc. Saft und 32,91 Proc. Rückstand. Der ausgepreßte Schlamm
                              besaß einen Feuchtigkeitsgehalt von 33,5 Proc. und enthielt an Trockensubstanz 66,5
                              Proc. In 100 Theilen des
                              getrockneten Schlammes waren an organischen Substanzen enthalten: 25,2 Proc.; in 100
                              Theilen des feuchten, gepreßten: 16,75 Proc. Der gewöhnliche Scheideschlamm enthält
                              nach dem Auspressen durchschnittlich gegen 48–50 Proc. Feuchtigkeit und
                              enthält getrocknet, je nach der Menge des zur Läuterung angewendeten Kalkes, circa 45 Proc. organische und 55 Proc. unorganische
                              Substanzen.
                           Ungeachtet der nach dem neuen Verfahren erhaltenen größeren Gewichtsmenge an Schlamm,
                              war dessen Volumen dennoch ein geringeres, als das nach der gewöhnlichen
                              Läuterungsmethode, indem der früher pro eine
                              Scheidepfanne erhaltene Schlamm 60 Stück Preßsäcke, der nach dem neuen Verfahren
                              deren nur 48 Stück von derselben Größe erforderte. Es werden demnach bei einer
                              täglichen Verarbeitung von 1000 Ctrn. Rüben 3 Stück Schlammpressen zu 40 Stück
                              Preßblechen sich als genügend herausstellen.
                           Die Erzeugung der Kohlensäure zu obigen Versuchen geschah durch Brennen von
                              Kalksteinen mittelst Kohks; durch entsprechende Laveurs geleitet, wurde dieselbe
                              mittelst einer 6pferdigen Maschine mit 18zölligem Gebläse in die Saturateurs
                              gepumpt; diese Maschine liefert per Minute 200 Kubikfuß
                              Gas.
                           Da zur Läuterung 2 Proc. Kalk vom Gewichte der Rüben angewendet werden, so ist zur
                              Erzeugung der zur Läuterung erforderlichen Menge an Kalk und Kohlensäure
                              durchschnittlich das doppelte Quantum an Kalkstein hierzu erforderlich, indem 100
                              Thle. des letzteren eine theoretische Ausbeute von 56 Theilen gebrannten Kalkes und
                              44 Theilen Kohlensäure liefern. Die Menge des zum Brennen des Kalksteins
                              erforderlichen Brennmaterials läßt sich nach den hier gemachten Beobachtungen schwer
                              ermitteln, um dadurch einen sicheren Anhaltspunkt für specielle Berechnungen zu
                              erlangen. Während der letzten Versuche in Wysocan berechnete sich der Verbrauch an
                              Kohks zum Brennen des Kalksteins auf 1000 Ctr. Rüben zu 10 Ctrn., wobei jedoch zu
                              bemerken ist, daß in Folge mehrmaliger Unterbrechung der Arbeit ein größerer Aufwand
                              an Brennmaterial erforderlich war, als dieß bei einem regelmäßigen Betriebe der Fall
                              seyn wird. Da die Qualität des Kalksteines je nach den verschiedenen Bezugsquellen
                              eine sehr verschiedene ist, so wird hiernach auch das praktische Ergebniß an
                              gebranntem Kalk und Kohlensäure vielfach modificirt werden. Es dürften somit wohl
                              die auf längere Erfahrungen basirenden Resultate in Selowitz hierüber einen
                              sichereren Anhaltspunkt gewähren, als theoretische Berechnungen dieß zu liefern im
                              Stande sind. Es sind daselbst bei einer täglichen Verarbeitung von 2800 Centnern
                              Rüben 132 Ctr. Kalkstein erforderlich, welche 10 Ctr. Kohks und 1 Klafter weiches
                              Holz zum Brennen erfordern, und woraus 62 Centner an gebranntem Kalk erhalten
                              werden. Die dadurch gewonnene Kohlensäure ist entschieden zur vollständigen Fällung
                              von 2 Proc. Kalk mehr als ausreichend, indem sich zu der aus dem Kalkstein erzeugten
                              Kohlensäure noch die gleichmäßig aus dem Brennmaterial entwickelte addirt. Auf Grund
                              dieser Zahlen wird jeder Fabrikant sich leicht eine, seinen localen Verhältnissen
                              entsprechende Berechnung bezüglich des Kostenpunktes der zu erzeugenden Kohlensäure
                              machen können.
                           Die geschiedenen und gleichzeitig saturirten Säfte besaßen ein wenig gefärbtes
                              Aussehen. Bei 17 1/2° C. betrug ihre durchschnittliche Dichtigkeit
                              13,2° Balling, bei einem Zuckergehalte von 11,5 Proc. Hiernach berechnet sich
                              der Zuckergehaltsquotien zu 0,871, deren Werth zu 6,76; wornach auf 100 Theile
                              Zucker 14,78 Theile fremde Substanzen entfallen.
                           Die Filtration der Dünnsäfte geschah über ein Filter,
                              welches 30 Centner Spodium faßte; über dasselbe gieng während 24 Stunden der Saft
                              von 620 Centnern Rüben;
                              der filtrirte Saft verließ bis zu Ende vollkommen farblos und blank das Filter. Bis
                              auf 28° Baumé eingedickt, besaß derselbe eine schwach hellgelbe Farbe,
                              worauf er nochmals über 2 Filter filtrirt wurde. Die Menge des hierzu verwendeten
                              Spodiums betrug 60 Ctr. auf 1200 Centner Rüben; es waren demnach in Summa 10 Proc.
                              an Spodium vom Gewichte der Rüben zur Filtration angewendet worden. Der filtrirte
                              Dicksaft unterschied sich hinsichtlich der Farbe nicht wesentlich von dem
                              unfiltrirten Safte, was zu beweisen scheint, daß die weitere Anwendung des Spodiums
                              keinen merklichen Effect nach der bereits vorangegangenen Reinigung der Säfte
                              auszuüben fähig war.
                           Nachdem durch möglichst sorgfältige Untersuchungen die Reinheit der Säfte sich als
                              befriedigend herausgestellt hatte, durfte natürlich auch deren praktische
                              Beurtheilung, sowie deren Verhalten beim Verkochen nicht außer Acht gelassen
                              werden.
                           Aus dem während der Versuchsperiode verarbeiteten Rübenquantum wurden drei Sude
                              erhalten, von denen zwei auf Rohzucker, der letzte auf Saftmelis verarbeitet wurden.
                              Die Verkochung und Krystallbildung im Vacuum gieng vollkommen leicht und regelmäßig
                              vor sich, so daß ungeachtet der für die Aufbewahrung und Verarbeitung der Rüben so
                              ungünstigen Jahreszeit (7. Mai) die Krystallisation des Zuckers schon während des
                              Verkochens viele der Anwesenden überraschte. Die abgelassene Füllmasse besaß eine
                              sehr lichte Farbe; auf der Kühlpfanne machte sich nicht die geringste Spur einer
                              schmierigen oder zähen Haut bemerkbar. Die weitere Untersuchung ergab eine
                              Dichtigkeit von 88 Proc. Balling und einen Zuckergehalt von 78,5 Proc. Soleil,
                              wornach auf 100 Theile des letzteren 12,12 Proc. fremde Substanzen entfallen. Es
                              wurden demnach im Verhältnisse zum rohen Safte durch die Scheidung resp. Saturation
                              und Filtration 60,04 Proc. an fremden Substanzen aus dem Safte entfernt, so daß noch
                              39,96 Proc. der letzteren bis zur Füllmasse darin verblieben. Außerdem war der Werth
                              des Rohsaftes von 3,28 auf 8,26 in der Füllmasse gestiegen.
                           
                              
                                 Der
                                 Gehalt
                                 an
                                 Alkalien
                                 in
                                 dem Rohsafte betrug:
                                 0,465 Proc.,
                                 
                              
                                 „
                                 „
                                 „
                                 „
                                 „
                                 der  Füllmasse    „
                                 3,344   „
                                 
                              
                           Hiernach berechnet sich der Gehalt an Alkalien auf 100 Theile Zucker im Rohsafte zu
                              4,395 Proc. und auf 100 Theile Zucker in der Füllmasse zu 4,272 Proc. Hieraus folgt,
                              daß durch die Filtration über Spodium nur 0,123 Proc. an Alkalien entfernt wurden;
                              eine Thatsache, welche mit einer Reihe früherer Untersuchungen vollkommen
                              übereinstimmt und wodurch die so oft aufgestellte Behauptung der Salzabsorption der
                              Knochenkohle widerlegt wird.Leider ist nicht angegeben, auf welche Weise die Alkalien bestimmt wurden,
                                    weßhalb die Ansicht des Verfassers, den bekannten Untersuchungen gegenüber,
                                    keineswegs begründet erscheinen dürfte. (Scheibler und Stammer.) Hierdurch erweiset sich auf ferner die Befürchtung als unbegründet, daß
                              durch die Anwendung einer bedeutenden Menge an Kalk der Salzgehalt in den Säften zum
                              Nachtheile der Zuckerausbeute vermehrt werde. Bei sämmtlichen Füllmassen, deren
                              Salzgehalt während mehrerer Jahre hindurch bestimmt wurde, betrug der Gehalt an
                              Alkalien stets über 3 Proc. Es kommen allerdings Kalksteinbrüche in der Natur vor,
                              welche über 2 Proc. an Kali und Natron enthalten; es ist Sache der Fabrikanten, sich
                              durch eine chemische Analyse von der Zusammensetzung des zum Betriebe zu
                              verwendenden Kalksteins Kenntniß zu verschaffen.
                           Der von der obigen Füllmasse abgelaufene grüne Syrup enthielt bei einer Dichtigkeit
                              von 77,5 Proc. Balling 56,25 Proc. Zucker; auf 100 Theile Zucker berechnen sich demnach 37,77
                              fremde Substanzen, von welchen letzteren 6,273 Proc. als Alkalien bestimmt
                              wurden.
                           Der größere Theil der Füllmasse wurde in Großlompformen gefüllt; ein kleinerer Theil
                              wurde noch warm centrifugirt.
                           Der auf diese Weise gewonnene Rohzucker:
                           
                              
                                 a) aus den Formen
                                    polarisirte:
                                 92,75 Proc. Soleil3,10 Proc. Feuchtigkeit.
                                 
                              
                                 b) centrifugirt,
                                    ungedeckt  „
                                 96,5   Proc.     „
                                 
                              
                                 c) deßgleichen, mit Wasser
                                    besprengt:
                                 97      Proc.    
                                    „
                                 
                              
                           II. Die weiter zur Verarbeitung kommenden Rüben besaßen eine Dichtigkeit des
                           
                              
                                 Saftes =
                                 12,4   Proc. Balling,
                                 
                              
                                 Zuckergehalt =
                                 9,66   Proc. Soleil
                                 
                              
                                       Es ergibt
                                    sich hieraus ein Werth von
                                 3,52,
                                 
                              
                                 ein Zuckergehaltsquotient von
                                 0,779.
                                 
                              
                           Auf 100 Theile Zucker entfallen 28,36 Nichtzucker.
                           Die Qualität der hieraus bei der gleichen Behandlung wie oben erzeugten Füllmasse
                              stand im Verhältnisse zur besseren Beschaffenheit der dazu verwendeten Rüben gegen
                              Versuch I.
                           
                              
                                 Die Dichtigkeit  der
                                 Füllmasse
                                 betrug:
                                 91     Proc. Balling,
                                 
                              
                                 der Zuckergehalt  „
                                 „
                                 „
                                 81,5  Proc. Sol.
                                 
                              
                           Hieraus berechnet sich deren Werth zu 8,57.
                           Auf 100 Theile Zucker sind 11,66 fremde Substanzen enthalten, und in diesen letzteren
                              3,326 Proc. Salze. Im Vergleiche zum Rohsafte wurden von 100 Theilen der darin
                              enthaltenen fremdartigen Stoffe durch die verschiedenen Operationen 58,89 Proc.
                              entfernt, so daß noch 41,11 Proc. bis zur Füllmasse zurückblieben.
                           Es wurde wiederum ein Theil dieser Füllmasse auf Großlompformen gebracht und ein
                              geringerer Theil warm centrifugirt.
                           
                              a) Der abgelaufene Rohzucker aus den
                                 Formen von außerordentlich kräftigem Korn polarisirte 93,25 Proc. Sol.,2,86 Proc. Feuchtigkeit.
                                 
                              b) der centrifugirte Zucker, ungedeckt:
                                 96,75 Proc. S.,
                              c) deßgleichen mit Wasser besprengt: 97
                                 Proc. S.
                              
                           Der von den abgelaufenen Broden erhaltene grüne Syrup von sehr lichter Farbe
                           
                              
                                 besaß eine Dichtigkeit von
                                 78      Proc. Balling,
                                 
                              
                                 und enthielt an Zucker
                                 57,75 Proc. Sol.
                                 
                              
                           Auf 100 Theile Zucker entfallen demnach 35,64 Proc. an fremden Substanzen, von denen
                              6,121 Proc. als Alkalien darin enthalten sind.
                           III. Der Rohsaft vom 7. Mai, womit die Versuche beendet wurden, besaß eine
                              Dichtigkeit von 14 Proc. Balling und einen Zuckergehalt von 10,66 Proc. Sol.
                           
                              
                                 Hieraus
                                 berechnet
                                 sich
                                 der
                                 Zuckergehaltsquotient
                                 = 0,761,
                                 
                              
                                 „
                                 „
                                 „
                                 „
                                 Werth des Saftes
                                 = 3,19,
                                 
                              
                                 „
                                 „
                                 „
                                 auf
                                 100 Theile Zucker:
                                 31,33 fremde Substanzen.
                                 
                              
                           Nach der Läuterung resp. Saturation ergab sich die Dichtigkeit
                           
                              
                                 
                                 = 13,2 Proc. Balling
                                 
                              
                                 der Zuckergehalt
                                 = 11,5 Proc.
                                 
                              
                           
                           
                              
                                 Demnach beträgt der Zuckergehaltsquotient:
                                 0,871.
                                 
                              
                                 Werth:
                                 6,76.
                                 
                              
                           
                              
                                          Auf 100
                                    Theile Zucker sind enthalten:
                                 14,78 fremde Substanzen.    Es wurden
                                 
                              
                                 somit von 100 Theilen Nichtzucker entfernt:
                                 52,89 Theile und es blieben demnach im
                                 
                              
                                 Safte zurück
                                 47,11     „.
                                 
                              
                           Die Filtration der Dünn- und Dicksäfte geschah in gleicher Weise wie oben angegebenangegegeben. Auf den Dicksaft hatte das Spodium auch dießmal eine sehr geringe Wirkung
                              ausgeübt; derselbe war bereits vor der Filtration allen Anforderungen entsprechend
                              und lieferte einen vorzüglichen Saftmelis.
                           Der Verfasser war nicht in der Lage, nähere Daten bezüglich der Anlagekosten, welche
                              die Einführung des neuen Verfahrens erfordert, zu erheben; dieselben sind überdieß
                              je nach den bestehenden Einrichtungen in den einzelnen Fabriken sehr
                              verschieden.
                           Die Frage: „welche Vortheile dieses neue Verfahren gegenüber der bisher
                                 üblichen Fabricationsmethode gewährt?“ glaubt der Verfasser nach
                              eigener Anschauung und auf Grund der in Wysocan gemachten Beobachtungen
                              folgendermaßen beantworten zu können:
                           1) Es werden nach dem in Rede stehenden Verfahren durch eine einmalige Procedur die fremdartigen, den Zucker in dem rohen Safte
                              begleitenden organischen Substanzen vollständiger entfernt, als dieß nach dem bisher
                              üblichen Läuterungs- und nachherigen Saturationsverfahren bei Anwendung geringerer
                              Kalkmengen der Fall ist.
                           2) Es wird das Volumen des bisherigen Scheideschlammes vermindert, so daß demnach
                              nicht nur weniger Schlammbeutel erforderlich, sondern dieselben auch weniger einer
                              raschen Zerstörung unterworfen sind, indem der Kalk seine ätzende Beschaffenheit
                              verloren hat; – wegen seiner consistenteren Beschaffenheit läßt sich der
                              Schlamm besser pressen und leichter verarbeiten, so daß der mechanische Verlust an
                              Saft dadurch ein geringerer ist.
                           3) Da aus den Säften durch die Behandlung mit reichlichen Mengen von Kalk und dessen
                              Entfernung mittelst Kohlensäure 50 Proc. an organischen Substanzen ausgeschieden
                              werden, so daß höchstens 10 Proc. an Knochenkohle erforderlich sind, um vollkommen
                              tadellose Producte zu erzielen, so ist das Anlagecapital für Spodium, dessen
                              Wiederbelebungskosten u.s.w. ein geringeres.
                           4) In Folge der Anwendung von weniger Spodium ist der mechanische Saftverlust auch
                              hierdurch ein geringerer, da, wie bereits in einem früheren Berichte nachgewiesen,
                              nicht unbedeutende Quantitäten an Saft bei der Filtration als ungewinnbar verloren
                              gehen.
                           5) Aus dem geringeren Verbrauch an Knochenkohle resultirt zugleich auch eine geringere Menge an
                              Absüßwässern, wodurch der Aufwand an Brennmaterial bezüglich der Verdampfung
                              reducirt wird.
                           6) Da die Säfte in Folge der vollständigeren Entfernung der organischen Substanzen
                              möglichst gereinigt zur Verkochung gelangen, so stellt sich demnach auch eine
                              größere Ausbeute an Zucker und ein vorzüglicheres Product in Aussicht. Diejenigen
                              Fabriken, welche den Kernpunkt dieses Verfahrens in dem geringeren Verbrauch an
                              Spodium suchen, werden allerdings bei Anwendung von 5 Proc. desselben ein ebenso
                              gutes Product erzielen, als nach dem gewöhnlichen Verfahren mit 25–30 Proc.
                              Kohle, wo hingegen bei einer gleichzeitig kräftigeren Filtration die Schönheit der
                              zu erzielenden Waare verhältnißmäßig erhöht werden dürfte.
                           Vom chemischen Standpunkte aus betrachtet der Verfasser dieß neue Verfahren, gleich
                              dem von Possoz und Perier, als
                              ein vollkommen rationelles, welches sich von letzterem durch größere Einfachheit in
                              der Ausführung unterscheidet. Als der Hauptfactor bei dieser Methode ist wohl
                              jedenfalls die Kohlensäure zu betrachten, wobei es sich zunächst darum handelt,
                              dieselbe in einer dem Verbrauche entsprechenden Menge von möglichster Reinheit und
                              auf die billigste Weise darzustellen. Die Erzeugung von Kohlensäure durch Verbrennen
                              von Holzkohlen oder Kohks oder aus einer Mischung beider Materialien dürfte bei
                              deren bedeutendem Verbrauch wohl nur in den seltensten Fällen angezeigt erscheinen.
                              Da die auf diese Weise erhaltene Kohlensäure im günstigsten Falle nur 14–15
                              Proc., sehr oft aber auch nur 4–5 Proc. an reinem Gase enthält, so würde
                              dadurch nicht nur die Entfernung des Kalkes aus den Säften bedeutend erschwert und
                              die ganze Operation außerordentlich verlangsamt werden, sondern die Säfte würden
                              auch durch die bedeutenden Massen von atmosphärischer Luft und Stickstoff, welche
                              damit in Berührung gebracht werden, durchaus nicht verbessert, sondern auf Kosten
                              des Zuckers nur qualitativ verschlechtert werden.
                           Jedenfalls erscheint demnach die Erzeugung der Kohlensäure durch Brennen von
                              Kalkstein die rationellste und für die meisten örtlichen Verhältnisse zugleich
                              billigste zu seyn. Bei zweckmäßiger Construction der Oefen enthält die aus dem
                              Kalkstein erzeugte Kohlensäure nach den bisherigen Untersuchungen 30–35 Proc.
                              an reinem kohlensaurem Gase. Da die Vortheile dieser Methode zugleich in der
                              zweckmäßigen Verwendung des dadurch erzeugten gebrannten Kalkes zur Läuterung
                              bestehen, so verdient hierbei auch die Qualität des zum Brennen zu verwendenden
                              Materials berücksichtiget zu werden, indem durch eine stark schwefelhaltige
                              Steinkohle oder Braunkohle ein zur Läuterung wenig geeigneter Kalk würde erhalten
                              werden, zugleich aber auch die gewonnene Kohlensäure, um dieselbe von den sie
                              begleitenden fremden Gasen zu befreien, einem weiteren Reinigungsprocesse
                              unterworfen werden müßte.
                           In neuester Zeit hat Hr. Sebor, Chemiker aus Brandeis, ein
                              Privilegium auf die Erzeugung der Kohlensäure aus dem Kalkstein in thönernen
                              Retorten mittelst überhitzten Wasserdampfes erhalten. Obgleich dieß Verfahren im
                              Princip nicht neu ist, so ist die Construction der dazu erforderlichen Maschinen und
                              die möglichst vollständige Ausnützung des Dampfes eine außerordentlich sinnreiche,
                              so daß der Verfasser auf dieß Princip einer gewiß vortheilhaften Erzeugung der
                              Kohlensäure aufmerksam macht.
                           Wenn der Verfasser auf Grund der hier besprochenen Thatsachen dieß neue Verfahren als
                              ein für den technischen Fortschritt der Zuckerfabrication höchst wichtiges
                              bezeichnet, so bemerkt er dennoch, daß namentlich die Schlammverarbeitung noch eine
                              weitere Vervollkommnung wünschenswerth erscheinen ließ, was aber schon jetzt als ein
                              vollkommen überwundener Standpunkt betrachtet werden kann, indem die
                              Schlammverarbeitung durch ganz neu und eigenthümlich construirte VorrichtungenAls Schlammpreßfilter benutzt man gegenwärtig eine
                                    Modification des Howard'schen Rahmenfilters (beschrieben in Schubarth's Handbuch der technischen Chemie, im
                                    Capitel vom Zucker), welche noch wesentlicher Verbesserungen fähig seyn
                                    dürfte.A. d. Red. eine bisher noch nicht erreichte Höhe der Vollkommenheit erlangt hat und
                              überdieß etwaige Schwierigkeiten hauptsächlich nur noch den mechanischen Theil des
                              Verfahrens berühren könnten.
                           Ob in der praktischen Ausführung im Verlaufe einer ganzen Campagne dieses Verfahren
                              im Vergleiche zu dem von Possoz und Perier sich vortheilhafter auszeichnen werde, kann mit Bestimmtheit nach
                              den bisherigen Versuchen und auf Grund der vorliegenden Facta keinesfalls gefolgert
                              werden, weßhalb der Verfasser sich schließlich auf das Entschiedenste dagegen
                              verwahrt, dem einen oder dem andern den Vorzug zu geben; – es gebührt in dieser Hinsicht wohl mit Recht auch der Praxis
                                 eine Stimme, um eine Parallele zwischen beiden Verfahren zu ziehen und es
                              wird jedenfalls Jeder dasjenige wählen, was in der Anlage weniger kostspielig,
                              hinsichtlich der Ausführung einfacher und durch praktische Erfahrungen begründet,
                              schließlich befriedigende Resultate gewährt.