| Titel: | Notiz über Schmiedefeuer; von E. Becker. | 
| Fundstelle: | Band 173, Jahrgang 1864, Nr. XCVIII., S. 408 | 
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                        XCVIII.
                        Notiz über Schmiedefeuer; von E. Becker.
                        Aus der Zeitschrift des Vereins deutscher
                                 Ingenieure, 1864, Bd. VIII S. 449.
                        Mit Abbildungen auf Tab.
                              VI.
                        Becker, über Schmiedefeuer.
                        
                     
                        
                           Die alten bekannten Schmiedeformen, die in der Brandmauer der Esse, also seitlich von
                              dem Feuer, liegen und noch fast allgemein angewendet werden, haben mancherlei
                              Nachtheile; zunächst, und das ist der Hauptfehler, daß das Feuer unrein ist, weil
                              Schlacke, Lösche und Asche sich da ansammeln, wo die lebhafteste Verbrennung
                              stattfindet, also wo das Schmiedestück liegt, und keinen Abfluß finden. Ein anderer
                              Nachtheil besteht darin, daß man nicht Schmiedestücke jeder Form, namentlich
                              platten- oder sternförmige Körper, an einer beliebigen Stelle zur Schweißhitze
                              bringen kann, weil die Mauer die Annäherung des Schmiedestücks an die Form
                              verhindert; auch ist es nothwendig, das Düsenloch durch einen spitzen Dorn öfter von
                              Schlacken zu befreien, und da natürlich diese abgestoßenen Schlackentheile in die
                              Form hineingestoßen werden, so setzt sich die letztere voll; endlich muß solche Form
                              verhältnißmäßig oft ergänzt werden; ein Feuer das täglich im Betriebe ist, verlangt
                              mindestens 4 neue Formen im Jahre.
                           In der deutschen illustrirten Gewerbezeitung (Jahrgang 1864, Heft 1, S. 3) findet
                              sich eine verbesserte Schmiedeform, mitgetheilt von A. Scheller und Comp. in New-York. Der Verfasser
                              äußert sich folgendermaßen:
                           
                              „Die Hauptaufgabe einer guten Schmiedeesse ist die, dieselbe so
                                 einzurichten, daß das Feuer für größere und kleinere Stücke regulirt werden
                                 kann, und daß in jedem Falle, ob das Feuer groß oder klein ist, ein
                                 gleichmäßiger Luftzug durch das ganze Feuer stattfindet. Wenn eine gleichmäßige
                                 Hitze in dem ganzen Feuer vorhanden ist, so kann das im Feuer befindliche Eisen
                                 in der kürzest möglichen Zeit und am gleichmäßigsten erhitzt werden; wenn
                                 hingegen der Luftzug an einer Stelle des Feuers stärker ist, als an der anderen,
                                 so wird das Eisen an jener Stelle verbrennen, ehe es an dieser die gewünschte
                                 Hitze erreicht.
                              
                           
                              Die in Fig.
                                    21 und 22 abgebildete Esse
                                 schließt alle die eben angedeuteten Vortheile in sich, indem sie eine
                                 vollkommene Regulirung des Feuers für große und kleine Arbeitsstücke erlaubt und
                                 das Feuer immer gleichmäßig erhält. Die Zeichnung zeigt in Fig. 21 eine obere
                                 Ansicht und in Fig. 22 einen verticalen Längendurchschnitt nach der Linie yx in Fig. 21 in größerem
                                 Maaßstabe.
                              
                           
                              Gleiche Buchstaben in beiden Figuren bezeichnen gleiche Theile. A stellt eine aus Backsteinen oder Gußeisen
                                 hergestellte Esse vor, welche in ihrer Oberfläche mit zwei Vertiefungen a und b versehen ist,
                                 die eine, um Wasser aufzunehmen, und die andere, welche mit feuerfesten
                                 Backsteinen ausgemauert ist, um die Feuerstelle zu bilden.
                              
                           
                              Der Boden der zweiten Vertiefung b ist mit einem
                                 Loche versehen, welches hinreichend groß ist, um den Windlasten B aufzunehmen; dieser Kasten ist aus Gußeisen oder
                                 irgend einem anderen passenden Material hergestellt, mit einem cylindrischen
                                 Querschnitte oder in irgend einer anderen passenden Form, und ist mit einem
                                 Deckel c versehen, der in der Mitte ein rundes Loch
                                 d hat, um der Luft den Austritt zum Feuer zu
                                 gestatten.
                              
                           
                              Der Boden e besteht aus zwei Theilen, welche an das
                                 centrale Querstück durch Scharnierband befestigt und vermittelst Federhaken oder
                                 Riegel schließbar gemacht sind, so daß sie leicht sich öffnen lassen, um Asche,
                                 Staub und Lösche, welche im Luftkasten sich ansammeln, austreten zu lassen.
                              
                           
                              Der Boden des Luftkastens ist in der Mitte durch einen Aufsatz verstärkt und mit
                                 einem Loche versehen, in welchem ein Gewinde sich befindet, um die Schraube f aufzunehmen, welche dazu dient, die Stellung des
                                 Ventils C zu reguliren.
                              
                           
                              Dieses Ventil besteht aus einer einfachen runden Scheibe, welche mit 4 kleinen
                                 Löchern g, g.. durchbohrt und am oberen Ende der
                                 Schraube f in solcher Weise angebracht ist, daß die
                                 Oeffnung d im Deckel des Luftkastens ganz
                                 geschlossen werden kann, wenn man das Ventil hinaufschraubt, bis es die untere
                                 Fläche jenes Deckels berührt. Eine oder mehrere Röhren h,
                                    h führen dem Luftkessel die nöthige Luft zu, und eine Röhre i, welche von dem Boden des Luftkessels ausläuft,
                                 dient dazu, den Staub und die Asche abzuführen, wenn man dieß zu thun wünscht,
                                 ohne den Boden zu öffnen.
                              
                           
                              Der besondere Vortheil dieser Esse beruht auf der Gestalt und Stellung des
                                 Ventils C. Wenn dieses Ventil in die Höhe geschraubt
                                 wird, so daß es mit der inneren Fläche des Deckels c
                                 in Berührung kommt, so kann nur so viel Luft das Feuer erreichen, als durch die
                                 kleinen Löcher
                                 g, g... auszutreten im Stande ist, und auf diese
                                 Weise kann ein kleines, aber vollkommen gleichförmiges Feuer unterhalten werden.
                                 Wenn es aber wünschenswerth wird, den Luftzutritt zu vermehren, so wird das
                                 Ventil herabgeschraubt, und die Luft tritt nun nicht nur durch die Löcher g, g... sondern auch durch den zwischen dem Rande
                                 des Ventils und dem Boden des Luftkastens entstandenen Zwischenraum zum Feuer
                                 aus.
                              
                           
                              Der hierdurch hervorgebrachte Luftzug ist immer vollständig gleichmäßig, und ein
                                 regelmäßiges Feuer kann erzielt werden, so daß jedwedes Stück Eisen, ob klein
                                 oder groß, mit der größten Leichtigkeit erhitzt werden kann.“
                              
                           Es ist wohl nicht zu läugnen, daß die hier beschriebene Schmiedeform die von dem
                              Verfasser hervorgehobenen Vortheile besitzt; wie lange die einzelnen Theile aber in
                              gangbarem Zustande seyn werden, ist eine andere Frage. Daß die Schraube f, nachdem die Form einige Zeit in Benutzung gewesen
                              ist, sich noch drehen läßt, steht nicht zu erwarten; ebenso sicher läßt sich
                              annehmen, daß das Abflußrohr i von Lösche und Schlacke
                              nur zu schnell verstopft seyn wird, und daß eine Reinigung der Form durch Lösen des
                              Bodens e zu umständlich ist, als daß man erwarten
                              sollte, der Arbeiter würde sie überhaupt vornehmen. Mühsam ist ferner die Drehung
                              der Schraube f durch die aufgesteckte kleine Kurbel,
                              denn der Schmied muß sich erst unter den Herd bücken, um bequem dazu gelangen zu
                              können.
                           Schmiedeformen, welche im Wesentlichen nach demselben Princip, wie das
                              vorbeschriebene, construirt sind, ohne jedoch ihre Mängel zu besitzen, sind seit
                              zwei Jahren in der Maschinenfabrik von M. Webers in
                              Berlin in Benutzung und entsprechen allen Anforderungen bei großer Einfachheit ihrer
                              Bauart. Eine Zeichnung derselben in 1/4 der natürlichen Größe geben Fig. 17 bis 20.
                           Die Form ist ein glockenartiger, hohler, gußeiserner Körper, der oben eine
                              quadratische Düsenöffnung, seitlich ein rundes Windeinströmungsrohr und unten ein
                              längliches Reinigungsloch hat, das mit einem Blechschieber verschlossen ist. In der
                              quadratischen Düsenöffnung befindet sich ein kreuzförmiger, schmiedeeiserner Wirtel,
                              der mittelst Stift fest auf eine Achse gesetzt ist und in dem Düsenloche sich drehen
                              läßt. Die Lage, in der er gezeichnet ist, gibt die größte Oeffnung für den
                              Windeintritt; um 45° gedreht, verschließt er die Oeffnung ganz.
                           Die Form wird so in den Herd eingelegt, daß die obere Düsen öffnung etwa 3 Zoll unter
                              der Herdsohle liegt, und die Mitte der Form etwa 12 Zoll von der Brandmauer und etwa 20 Zoll von der
                              Stirnfläche des Herdes, an der der Schmied steht, entfernt liegt, so daß die beiden
                              Griffe zu dem Wirtel und dem Schieber aus der Stirnfläche heraustreten, ohne
                              hinderlich zu seyn.
                           Während des Blasens läuft flüssige Schlacke mit Lösche vermischt durch die obere
                              Düsenöffnung in den hohlen Raum der Form und fällt, indem man von Zeit zu Zeit, etwa
                              alle 2 Stunden, den unteren Schieber aufzieht und durch den Wirtel die Düsenöffnung
                              schließt, unter den Herd; Schlacken oder Löschetheile, die etwa in dem Rohre sich
                              befinden sollten, jagt der Wind hinaus. Durch die Drehung des Wirtels wird die
                              Düsenöffnung immer frei von angesetzter Schlacke erhalten; doch bildet sich über der
                              Kuppe der Form ein haubenartiger Schlackenkörper, den man leicht abheben kann, und
                              der die Form vor dem Verbrennen schützt.
                           Feuer mit solcher Form sind außerordentlich rein und sparen aus diesem Grunde Kohlen,
                              wenn schon solcher Nachweis durch Zahlen schwer zu führen seyn möchte. Der
                              Windzufluß läßt sich moderiren; Schmiedestücke beliebiger Form können der größten
                              Hitze des Feuers ausgesetzt werden, und die Formen sind sehr dauerhaft. Die erste
                              derselben, die in der Fabrik von Webers gelegt wurde,
                              befindet sich seit zwei Jahren in unausgesetztem Betriebe. Der Preis derselben ist 5
                              1/2 Thlr. per Stück.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
