| Titel: | Bereitung des grünen Anilins. | 
| Fundstelle: | Band 173, Jahrgang 1864, Nr. CIX., S. 459 | 
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                        CIX.
                        Bereitung des grünen Anilins.
                        Ueber Bereitung des grünen Anilins.
                        
                     
                        
                           Die erste Notiz über eine Reaction, welche grünes Anilin hervorruft, ist von Hrn. Usèbe, einem Chemiker in Paris, gegeben. Derselbe
                              schlug vor, krystallisirtes rothes Anilin in einem Gemisch von Alkohol mit
                              Schwefelsäure oder Salzsäure zu lösen, und eine gewisse Menge Aldehyd oder Holzgeist
                              hinzuzufügen. – Die Lösung wird dann sofort violett und geht allmählich in
                              lebhaftes Blau über. (Diese Reaction ist sehr unbeständig und unsicher.) Wenn dieser
                              Punkt eingetreten ist, fügt man eine gewisse Menge unterschwefligsaures Natron
                              hinzu, worauf die Lösung beim Erwärmen eine schöne grüne Farbe annimmt.
                           Diesem Verfahren haften viele Uebelstände an, die nicht angeführt zu werden brauchen,
                              da man sie jetzt zu vermeiden weiß.
                           Jetzt wendet man folgendes viel einfacheres und schnelleres Verfahren an.Eine Notiz über dieses Verfahren wurde S. 78 in diesem Bande des polytechn. Journals mitgetheilt.
                              
                           Man nimmt:
                           150 Grm. krystallisirtes rothes Anilin (schwefelsaures Rosanilin);
                           450 Grm. einer erkalteten Mischung von 3 Kilogrm. Schwefelsäure und 1 Kilogrm.
                              Wasser.
                           Wenn in letzterer Mischung das Roth völlig gelöst ist, fügt man 225 Grm. Aldehyd
                              hinzu.
                           Das Gemisch erhitzt man im Sandbade. Von Zeit zu Zeit nimmt man mit einem Glasstabe
                              einen Tropfen heraus und bringt ihn in schwach angesäuertes Wasser. Sobald man eine
                              schöne dunkelgrüne Lösung erhält, unterbricht man die Erhitzung und trägt die
                              Mischung allmählich in 30 Liter kochenden Wassers ein, denen man sogleich 450 Grm.
                              unterschwefligsaures
                              Natron, in möglichst wenig kochendem Wasser gelöst, zufügt.
                           Man kocht nur einige Minuten. Alles Grün bleibt in Lösung und dient so zum Färben der
                              Seide.
                           Es versteht sich von selbst, daß man beim Arbeiten im Großen unangreifbare Gefäße,
                              von Steingut, Blei oder emaillirtem Eisen, anwenden muß.
                           Das Grün ist sehr schön, besonders bei Kerzenlicht, wodurch es sich von allen übrigen
                              unterscheidet.
                           Bis jetzt ist es noch nicht gelungen, es in fester Gestalt oder wenigstens von
                              concentrirterem Gehalt herzustellen, um es leichter und mit geringeren Kosten
                              versenden zu können.
                           Vorstehende, im Moniteur scientifique (1863, Nr. 176, S.
                              362 anonym veröffentlichte Vorschrift reclamirt Hr. Usèbe (in Nr. 177, S. 432) als sein patentirtes Eigenthum. (Aus dem
                              Journal für praktische Chemie, 1864, Bd. XCII S. 337.)