| Titel: | Miscellen. | 
| Fundstelle: | Band 173, Jahrgang 1864, Nr. , S. 73 | 
| Download: | XML | 
                     
                        
                        Miscellen.
                        Miscellen.
                        
                     
                        
                           Maschine zur Verwerthung der Fadenabgänge der
                              Baumwollenspinnerei.
                           In der Versammlung des Breslauer Bezirksvereins deutscher Ingenieure vom 22. August
                              1863 gab Hr. Minssen Bericht über eine Maschine zu
                              genanntem Zwecke. Er bemerkte, daß es endlich nach langjährigen Versuchen gelungen
                              sey, mittelst einer höchst einfachen Maschine die Fadenabgänge der Spinnerei, auch
                              „Putzen“ genannt, welche bisher fast nur als beliebtes
                              Putzmaterial von den Maschinisten zum Sauberhalten ihrer Maschinen verwendet worden,
                              wieder in ursprüngliche Baumwollenfasern aufzulösen und daraus für feine Gespinnste
                              ein ganz vorzügliches Material zu gewinnen, da ja diese Fasern schon durch die erste
                              Verspinnung alle Processe der Reinigung und Klärung durchgemacht hätten.
                           Daß die Ergebnisse zur Zeit wegen der herrschenden Baumwollennoth von größter
                              Wichtigkeit sind, leuchtet wohl ein und wird auch dadurch bewiesen, daß die
                              Fadenabgänge, welche früher mit 7 bis 8 Thlr. per Ctr.,
                              seit jener Erfindung mehr als viermal so theuer bezahlt werden. Ein Engländer,
                              welcher die continentalen Spinnereien bereiste und ihnen die betreffenden Abgänge zu
                              guten Preisen abkaufte, machte zuerst unsere Spinner auf die Erfindung
                              aufmerksam.
                           Die Maschine besteht lediglich aus einer Trommel, deren Mantelfläche mit glatten
                              Stiften in Schraubenlinienstellung ringsum besetzt ist, während ein Paar cannelirte
                              Walzen die Fadenabgänge der Stiftenwalze allmählich zuführen. Nach Minssen's
                               Beobachtungen werden die
                              gesponnenen Fäden auf solche Weise wieder vollständig aufgedreht, entwirrt und als
                              die bestgemengte klare Baumwolle ausgeworfen. (Zeitschrift des Vereins deutscher
                              Ingenieure, 1864, Bd. VIII S. 248.)
                           
                        
                           Elektrische Signale von Stevens und
                              Sohn in Southwark.
                           Die im Folgenden beschriebene elektrische Vorrichtung kann dazu dienen, über den
                              Stand des Flügels eines gewöhnlichen optischen Eisenbahntelegraphen einer oder
                              mehreren Personen Auskunft zu geben, welche diesen optischen Telegraphen nicht sehen
                              können.
                           Man bedarf außer der Vorrichtung zum Zeichengeben nur eine elektrische Batterie da,
                              wo der optische Telegraph sich befindet, und für jede Person eine Signalscheibe. Die
                              Batterie besteht aus sechs gewöhnlichen Daniell'schen
                              Elementen. Von dem positiven und negativen Batteriepole geht je ein Draht nach der
                              obersten und untersten von drei, durch Elfenbeinstreifen gegeneinander isolirten
                              Messingplatten, welche auf einem senkrecht stehenden Stabe angebracht sind; dieser
                              Stab befindet sich in einem Gehäuse, durch welches die Zugstange des optischen
                              Telegraphen hindurchgeht und zwar ist an derselben und gegen dieselbe isolirt ein
                              metallener Querarm befestigt, welcher mittelst einer doppelten Metallfeder auf jenen
                              Metallplatten aufschleift; außerdem schleift der Querarm mittelst einer stellbaren
                              Metallfeder auf einem Stabe auf, der seinerseits mit dem nach den Signalscheiben
                              führenden Leitungsdraht verbunden ist. Die Signalscheiben bestehen aus einer runden
                              Büchse von 5 Zoll Durchmesser und haben auf einem Zifferblatte die drei
                              Bezeichnungen: Signal oben, Signal unten, Signal schlecht. Dabei ist die Einrichtung
                              so getroffen, daß eine mit einer Multiplicatornadel verbundene Elfenbeinnadel, sich
                              selbst überlassen, auf dem Zeichen „Signal schlecht“ einsteht.
                              Dieß geschieht stets, wenn aus irgend einer Ursache kein Strom die Leitung
                              durchstreift, macht also den Beobachter darauf aufmerksam, daß der Apparat in
                              Unordnung gerathen ist. Ist der Flügel des optischen Telegraphen aufgezogen, so
                              schleift die Feder am Querarm auf der obersten Messingplatte, führt den Strom vom
                              positiven Pole nach den Signalscheiben, zur Erde und endlich aus dieser durch die
                              mit der Mitte der Batterie verbundene Erdleitung nach der Batterie zurück; dadurch
                              stellen sich die Nadeln aller Signalscheiben auf das Zeichen „Signal
                                 unten.“ Wird dagegen der Flügel des optischen Telegraphen gezogen, so
                              schleift die Feder am Querarm auf der unteren Messingplatte und läßt den Strom vom
                              negativen Batteriepole nach den Signalscheiben, dort in die Erde und darin zurück
                              und endlich durch die Erdleitung nach der Mitte der Batterie gelangen; dadurch
                              drehen sich die Elfenbeinnadeln aller Signalscheiben auf das Zeichen
                              „Signal oben.“ Die Zeichen werden also stets nur mit dem
                              Strome der halben Batterie gegeben.
                           Diese Telegraphirmethode wurde 1863 auf der Banbridge, Lisburn und Belfast Eisenbahn
                              an zwei Stellen in Anwendung gebracht, einmal mit zwei Signalscheiben auf eine
                              Entfernung von 3/4 engl. Meile und das anderemal mit einer Signalscheibe auf eine
                              Entfernung von mehr als 1/2 Meile. Von Februar bis Mitte September wurde der
                              Kupfervitriol in der Batterie nicht erneuert. (Civil Engineer
                                 and Architect's Journal, November 1863, S. 343; polytechnisches
                              Centralblatt, 1864 S. 823.)
                           
                        
                           Entdeckung großer Kohlenfelder in Brasilien.
                           Nach dem Mechanics' Magazine,
                              Januar 1864, sind durch den brasilianischen Staatsgeologen N. Plant auf einer Excursion im Jahre 1862 drei große Kohlenfelder, am Rio
                              grande do Sul, am Rio Ratos und in der Provinz San Catharina aufgefunden. Das erste
                              erstreckt sich über eine Fläche von 150 engl. Quadratmeilen, das zweite umfaßt 50,
                              das dritte 80 Quadratmeilen. Die Kohle ist gut und scheint der australischen ähnlich
                              zu seyn. Die Entdeckung dieser Kohlenfelder ist von sehr bedeutender Wichtigkeit,
                              denn Brasilien bezieht von England jährlich 250,000 Tonnen Kohlen à, 49 Shilling, während aus den neu entdeckten
                              Lagern die Tonne mit einem Kostenaufwande von 18 Shill. gewonnen werden kann. Plant hat vom Kaiser eine Concession zur Ausbeutung dieser Kohlenlager
                              erhalten und veranlaßt jetzt englische Capitalisten zur Betheiligung.
                           
                        
                           Ueber die Darstellung von salpetrigsaurem Kali; von Persoz.
                           Proust wies nach, daß man durch heftiges Glühen von
                              salpetersaurem Kali bei hoher Temperatur salpetrigsaures Kali darstellen kann.
                              Später lehrte Gay-Lussac die Zusammensetzung des
                              Salzes kennen und zeigte, daß während der Operation eine Sauerstoffmenge entweicht,
                              welche zwei Fünftheilen des Sauerstoffgehaltes der im angewendeten Salze enthaltenen
                              Salpetersäure gleich ist, sowie daß sich eine nicht isolirbare oder für sich nicht
                              darstellbare Verbindung, die salpetrige Säure bildet, welche sich mit dem Kali zu
                              salpetrigsaurem Kali vereinigt.
                           Diese Darstellungsweise gibt aber eine sehr geringe Ausbeute an salpetrigsaurem Salze
                              und erfordert, zur Entfernung des nicht zersetzten überschüssigen Salpeters,
                              wiederholte Krystallisationen.
                           Da die Anwendung der salpetrigsauren Salze von Wichtigkeit werden kann, so suchte Persoz ein Mittel ausfindig zu machen, mittelst dessen
                              sich der Salpetersäure des anzuwendenden Salpeters zwei Fünftheile ihres
                              Säuerstoffgehaltes entziehen ließen; seine Wahl fiel auf das Kupfer. Bekanntlich gab Wöhler
                              Polytechn. Journal Bd. CXXX S. 130. ein vortreffliches Verfahren zur Darstellung von reinem Kali an, nach
                              welchem ein Gemenge von 1 Th. Salpeter mit 2 bis 3 Thln. metallischem Kupfer in
                              kleinen Stücken zum Rothglühen erhitzt wird. Persoz
                              gelangte mittelst einiger Modificationen dieses Verfahrens zu einer sehr einfachen
                              Methode der Darstellung von salpetrigsaurem Kali, die eine beträchtliche Menge des
                              Salzes liefert, welches sich durch eine einfache Krystallisation in ziemlicher
                              Reinheit erhalten läßt.
                           Man bereitet sich zunächst durch Destillation von essigsaurem Kupferoxyd sehr fein
                              zertheiltes metallisches Kupfer, und nimmt von diesem frisch bereiteten Metallpulver
                              2 Aequivalente oder selbst einen geringen Ueberschuß, auf 1 Aequivalent Salpeter,
                              entsprechend der Gleichung
                           2 Cu + KO, NO⁵ = 2 CuO + KO, NO³.
                           Persoz nahm 320 Grm. Salpeter und 200 Grm. von dem auf
                              die angegebene Weise dargestellten Kupfer.
                           Zur Herstellung eines innigen Gemenges löst man den Salpeter zunächst in der möglich
                              geringsten Menge heißen Wassers, und setzt dann das Kupfer hinzu, welches sich
                              anfänglich nur schwierig benetzen läßt. Ist das Gemenge recht gleichartig geworden,
                              so erhitzt man dasselbe in einer Porzellanschale oder besser, in einer gußeisernen
                              Pfanne im Sandbade unter beständigem Umrühren, um Spritzen zu verhüten. Ist die
                              Masse vollständig getrocknet, so tritt ein Moment ein, wo sie, gleich einem
                              Pyrophor, Feuer fängt und erglüht; ist die Verbrennung vorüber, was nur einen
                              Augenblick dauert, so hat die Reaction stattgefunden; man läßt erkalten, behandelt
                              die Schmelze mit Wasser, filtrirt und läßt das salpetrigsaure Salz krystallisiren.
                              Hat man überschüssiges Kupfer angewendet, so ist kein Nitrat vorhanden und man
                              erhält sogleich krystallisirtes Nitrit, welches man dann schmilzt und in gut
                              verschlossenen Flaschen aufbewahrt, da das Salz sehr hygroskopisch ist. Etwa
                              vorhandenes nicht zersetztes salpetersaures Kali wird durch die erste
                              Krystallisation abgeschieden, da es weit weniger löslich ist als das salpetrigsaure
                              Kali. Das bei der Operation als Rückstand erhaltene Kupferoxyd kann nach gehörigem
                              Auswaschen zur organischen Analyse, wenigstens zum Vermengen mit der zu
                              untersuchenden organischen Substanz angewendet werden, da es, obgleich sehr fein
                              zertheilt, dennoch sehr dicht und in weit geringerem Grade hygroskopisch ist, als
                              das durch Glühen von salpetersaurem Kupferoxyd erhaltene.
                           Zu bemerken ist indessen, daß gewöhnliches Kupfer, selbst in sehr fein zertheilter
                              Form, zu dem vorstehenden Zwecke sich nicht eignen würde, da bei seiner Anwendung
                              zur Hervorrufung der
                              beabsichtigten Reaction die Temperatur weit höher gesteigert werden müßte, so daß
                              man eher Aetzkali als salpetrigsaures Kali erhalten würde; bei Anwendung des aus dem
                              essigsauren Salze dargestellten Kupfers hingegen tritt die Reaction schon bei 200
                              bis 250° C. ein. (Annales du Conservatoire des arts et
                                 métiers, t. II p. 353.)
                           
                        
                           Anwendung von Zinkstaub zu Anstrichen; von Dr. H. Schwarz in
                              Breslau.
                           Um metallische Gegenstände vor dem Rost zu schützen, oder die Oberfläche von Holz
                              etc. zu verzieren, wendet man als schützende Decke die sogenannten
                              Oelfirniß-Anstriche an. Das gekochte Leinöl oder der Oelfirniß wird dabei mit
                              verschiedenen Farbekörpern versetzt, welche dem Anstrich gleichzeitig den nöthigen
                              Körper geben und die durchscheinende Farbe der darunter liegenden Flächen decken
                              sollen. Vorzüglich Bleipräparate, Bleiweiß und Mennige werden dabei in großer Menge
                              angewendet, in neuerer Zeit auch Zinkweiß oder Zinkoxyd.
                           Ich möchte in dieser Beziehung auf ein neues Material aufmerksam machen, das
                              besonders zur Verhütung der Oxydation die mannichfaltigsten Vortheile bietet. Es ist
                              dieß das pulverförmige metallische Zink, welches sich in der Form des feinsten
                              Staubes in den Vorstößen der Zinkmuffeln ansammelt. Es ist dieß ein mehlfeines
                              hellgraues Pulver, das zu 95 Proc. aus metallischem Zink
                              besteht. Die Beimischung von Gasarten bei der Condensation, vielleicht auch eine
                              oberflächliche Oxydation verhindert das Zusammenfließen der einzelnen Zinktröpfchen.
                              Es ist ein analoger Vorgang, wie er bei der Bildung der sogenannten Schwefelblumen
                              stattfindet, während das gewöhnliche Barrenzink mit dem Stangenschwefel zu
                              vergleichen ist. Durch Einfüllen des Zinkstaubes in senkrecht stehende Thonröhren,
                              die bis zum Schmelzpunkte des Zinks erhitzt sind, und gelindes Pressen gelingt es,
                              dem Zinkstaube noch bis zu 90 Procent metallisches Zink abzugewinnen und geschieht
                              die Verarbeitung in der That auf diesem Wege in großer Ausdehnung. Man kann indessen
                              von der zufälligen feinen Vertheilung des Zinks unmittelbar Vortheil ziehen. Zu
                              allen Operationen der Reduction ist dieser Zinkstaub ein vortreffliches Mittel.
                              Bekanntlich wird er schon zur Darstellung des Anilins aus Nitrobenzol angewendet.
                              Aus demselben Grunde ist aber der Zinkstaub zum Schutze der Metalle sehr geeignet.
                              Während Mennige und Bleiweiß in Berührung mit Eisen, z.B. im Meerwasser, vom Eisen
                              reducirt werden und metallisches Blei liefern, das nun mit dem Eisen eine
                              galvanische Kette bildet, wobei das Eisen als oxydirbareres Metall auftritt, ist das
                              metallische Zink im Gegentheil oxydirbarer und schützt demnach das Eisen. Die
                              Anwendung des sogenannten galvanisirten, d.h. verzinkten Eisens ist bekannt genug.
                              Mit einem Zinkstaub-Anstriche erreicht man ähnliches. Der feingesiebte
                              Zinkstaub wird einfach mit Oelfirniß, dem man etwas Siccativ zugesetzt hat, bis zur
                              passenden Consistenz gemischt und wie jede andere Farbe aufgestrichen. Die Farbe ist
                              ein hübsches helles Grau, wie es jetzt bei vielen Maschinentheilen angewendet wird.
                              Die Ausgiebigkeit der Farbe ist ebenso groß, wie bei Mennige. Sie streicht sich eben
                              so gut und gleichmäßig, muß aber vor dem Streichen zeitweilig umgerührt werden,
                              damit sich das Zink nicht ungleichmäßig in der Farbe vertheilt. Der Preis pro Centner hängt vom Zinkpreise ab, und übersteigt
                              denselben nur um geringes. Der Verfasser ist gern bereit, die Besorgung von
                              Bestellungen zu übernehmen. (Breslauer Gewerbeblatt, 1864, Nr. 12.)
                           
                        
                           Photogenie und Photochromie.
                           Unter diesem Titel wurden, zuerst von Paris aus, jetzt auch von Leipzig, Breslau etc.
                              her Anleitungen ausgeboten, „ohne Kenntniß der
                                    Photographie jedes beliebige Bild photographisch zu copiren“
                              und „ohne alle Vorkenntnisse im Zeichnen und Malen
                                    jede beliebige Photographie zu coloriren.“
                              
                           Daß es sich hier wieder um eine jener Speculationen handelt, die – durch die
                              geeignete Zeitungsreclame unterstützt – in kurzer Zeit möglichst viel Geld
                              einbringen sollen, wird
                              mancher geahnt, der aber schmerzlich empfunden haben, der so – neugierig war,
                              10 oder 15 Thaler für diese Geheimnisse auszulegen.
                           Wir wollen unsern Lesern unentgeltlichen Unterricht in diesen Künsten ertheilen.
                           
                              Die Photogenie.
                              Glänzendes Albuminpapier (nicht gesalzen) wird mit folgender Mischung
                                 präparirt:
                              
                                 
                                    doppelt-chromsaures Kali
                                    2
                                    Gramme,
                                    
                                 
                                    Gelatine
                                    3
                                    „
                                    
                                 
                                    Wasser
                                    100
                                    „
                                    
                                 
                              Das Papier wird im Dunkeln getrocknet und unter einem Negativ belichtet; an den
                                 Stellen, auf die das Licht wirkt, wird die Schicht unlöslich, während die durch
                                 die Schwärzen des Negativs geschützten Stellen löslich bleiben. Nach dem
                                 Belichten wird das Papier gewaschen, um das lösliche Salz fortzuschaffen. Darauf
                                 bestreicht man das Bild mittelst eines Pinsels mit Tanninlösung. Diese
                                 Flüssigkeit kann nur da in das Papier eindringen, wo die Schicht entfernt wurde,
                                 also die den dunkeln Stellen des Glasbildes entsprechen.
                              Nachdem man nochmals gut mit Wasser gewaschen, übergießt man das Papier mit einer
                                 20procentigen Auflösung von Eisenvitriol, wodurch an diesen Stellen sich ein
                                 schwarzer Niederschlag von gerbsaurem Eisen absetzt.
                              Zum Schluß wird mit Wasser ausgewaschen, welches einige Tropfen Ammoniak enthält,
                                 zur besseren Oxydation des Eisensalzes und um alle dem Bilde schädlichen Stoffe
                                 zu vertreiben. Man firnißt mit Spirituslack.
                              
                           
                              Die Photochromie.
                              Ein gewöhnliches Papierbild wird von der Rückseite mit hellem Mastixfirniß
                                 bestrichen, bis es ganz transparent geworden ist. Nach dem Trocknen trägt man,
                                 ebenfalls von der Rückseite her, passende Oelfarben auf; man bemalt zuerst das
                                 Gesicht und die Hände, die Haare, und die übrigen Theile des Bildes. Die Farben
                                 scheinen durch das Papier, und geben dem Bild, wenn es auf ein hellfarbiges
                                 Papier gelegt wird, ein frisches, hübsches Aussehen.
                              Neu ist diese Methode keineswegs, aber wohl weniger bekannt. Bei einigermaßen
                                 geschickter Ausführung ist die Wirkung eine überraschende.
                              Eine andere Manier der Photochromie, die aber umständlicher ist und nicht so
                                 brillante Resultate gibt, besteht darin, daß man zwei Abdrücke desselben Bildes
                                 mit Wasserfarben colorirt, einen derselben mit Mastixfirniß durchsichtig macht
                                 und so auf den anderen legt, daß die Zeichnung sich genau deckt.
                                 (Photographisches Archiv, 1864 S. 263.)
                              
                           
                        
                           Anilinschwarz für den Zeugdruck.
                           Besser als das Verfahren von Lightfoot, über das man sich
                              namentlich der Gefahr wegen, die es der Faser bringt, beklagte, ist folgendes, das
                              wie das Lightfoot'sche patentirt und von Müller und Comp. in Basel
                              angekauft ist. Nach dem Moniteur scientifique ist dieses
                              in Mülhausen erfundene Verfahren folgendes:
                           
                              
                                 A.
                                 Verdickungsmittel:
                                 
                                 
                              
                                 
                                     weißes Kartoffelstärkemehl
                                     27 Kilogr.
                                 
                              
                                 
                                     Wasser
                                     18 Liter
                                 
                              
                                 
                                     Gummiwasser (zu 1200 Grm. per Liter)
                                     30 Liter
                                 
                              
                                 
                                     Traganthschleimwasser (zu 65 Grm. per Liter)
                                     24 Liter
                                 
                              
                                 B.
                                 Erste Mischung:
                                 
                                 
                              
                                 
                                     heißes Verdickungsmittel
                                     25 Liter
                                 
                              
                                 
                                     chlorsaures Kali
                                 1350 Gramme.
                                 
                              
                                 
                                     Man fügt der erkalteten Masse zu
                                    Ferridcyanammonium
                                 3900 Gramme.
                                 
                              
                                 C.
                                 Zweite Mischung:
                                 
                                 
                              
                                 
                                     heißes Verdickungsmittel
                                     26 Liter
                                 
                              
                                 
                                    
                                    
                                 
                              
                                 
                                     trockenes chlorwasserstoffsaures Anilin in
                                    Pulverform
                                  3600 Gramme
                                 
                              
                                 
                                     Weinsäure
                                    750 Gramme.
                                 
                              
                           Um damit zu drucken, wird von B ein Theil, von A zwei Theile gemischt.
                           Dieses Schwarz ist immer noch schwierig darzustellen; die beiden Mischungen zersetzen
                              sich leicht, das Schwarz entwickelt sich unregelmäßig, je nach der Feuchtigkeit und
                              dem Temperaturgrad, es fließt ferner gerne etwas aus. Aber es ist sehr echt,
                              widersteht den Bleichlaugen, und nur durch Zinnchlorür wird es entfernt. Gerade die
                              Echtheit der Farbe hat aber ihre Schattenseiten; die Untertücher, die beim
                              Walzendruck mitlaufen, und auf welche es durchschlägt, lassen sich davon gar nicht
                              mehr befreien. – Dr. Bolley bemerkt jedoch, daß er sehr schöne Muster von diesem Schwarz
                              gesehen habe. (Schweizerische polytechnische Zeitschrift, 1864, Bd. IX S. 77.)
                           
                        
                           Das französische Patent von Usebe
                              für Darstellung von Anilingrün.
                           Zu einer Lösung eines Anilinsalzes, mit Salzsäure, Schwefelsäure etc. wird
                              gewöhnlicher rectificirter Aldehyd gesetzt, und das Gemenge sich selbst, während
                              18–24 Stunden bei gewöhnlicher Temperatur überlassen, bis die Masse grünblau
                              geworden ist.Dieß ist das Verfahren Blau darzustellen, wie es von Lauth angegeben worden ist (polytechn. Journal Bd. CLXII S.
                                       55). Die Lösung wird sodann mit schwach angesäuertem Wasser verdünnt, damit nicht
                              die blaue Farbe niederfalle, und derselben allmählich unterschwefligsaures Natron
                              zugefügt, indem man sorgt, daß die Mineralsäure, worin man gelöst hatte, immer im
                              Ueberschuß bleibe, was durch Ergänzen derselben, wenn das nöthig seyn sollte,
                              geschieht. Es wird nun erhitzt bis zum Sieden, wobei schweflige Säure entweicht und
                              Schwefelmilch niederfällt. Man filtrirt möglichst heiß. Die Lösung ist mehr
                              gelblichgrün, wenn man viel unterschwefligsaures Salz anwandte. (Invention, 1863; schweizerische polytechnische
                              Zeitschrift, 1864, Bd. IX S. 77.)
                           
                        
                           Die Absorptionsfähigkeit der Stärke für
                              Kohlentheerfarben.
                           Setzt man Weizenstärke zu einer verdünnten, kalten, wässerigen Lösung von
                              Anilinpurpur, Magenta, Azulin etc., so wird, wie J. W. Young in der Chemical News mittheilt, der
                              Farbstoff absorbirt und die Flüssigkeit nach einigen Stunden fast vollständig
                              entfärbt, wenn sie von Zeit zu Zeit umgerührt wird, um eine gleichmäßige Absorption
                              des Farbstoffes durch die Stärke zu bewirken. So wurde in einer mäßig starken
                              Azulinlösung durch Stärke die blaue Färbung bis auf die letzte Spur entfernt und die
                              Flüssigkeit hatte einen röthlichen Ton in Folge des rothen Farbstoffes, der meist in
                              Azulinlösungen enthalten ist; bei einer verdünnteren Lösung wurde jede Spur von
                              Färbung entfernt und die abfiltrirte Flüssigkeit war völlig klar und farblos. Die
                              Farbstoffe können durch Alkohol zum größten Theile wieder ausgezogen werden.
                              (Deutsche Industriezeitung, 1864, Nr. 11.)
                           
                        
                           Ueber rothe und blaue Blüthenfarbstoffe, von W. Stein.
                           Eine große Zahl rother Blüthen, ebenso der rothe Fleck in der Blüthe von Aesculus Hippocastanum und die rothe Blüthe von Aesc. Pavia werden durch weingeistige Natronlösung grün
                              gefärbt. Da Melin in der Roßkastanie von Rochleder
                              nachgewiesen und die Blüthe von Aesc. Pavia beim
                              Aufbrechen gelb ist und sich dann erst roth färbt, so schreibt der Verf. in den
                              beiden letzteren Fällen die rothe Farbe dem Paracarthamin zu. In den meisten rothen Blüthen ist
                              letzteres jedoch nicht enthalten, da dieselben durch essigsaure Thonerde, Magnesia
                              und essigsaures Manganoxydul nicht grün gefärbt werden, sondern blau. In den blauen
                              Blüthen scheint derselbe Farbstoff enthalten zu seyn, wie in den rothen. Die vom
                              Verf. untersuchten blauen Blüthen, namentlich die von Hyacinthus botryoides und Centaurea Cyanus,
                              werden durch salzsauren Alkohol roth, durch essigsaure Thonerde, Magnesia,
                              Manganoxydul, auch durch kohlensaure Magnesia und dreibasisch-phosphorsauren
                              Kalk wieder blau, durch Alkalien grün gefärbt. Das Grün entsteht also durch starke,
                              das Blau durch schwache Basen; durch unvollständige Sättigung mit letzteren werden
                              Uebergänge von Roth zu Blau erhalten. Der Verf. betrachtet daher den blauen
                              Farbstoff als eine salzartige Verbindung des rothen und zwar mit Kalk, da letzterer
                              in großer Menge in der Asche der Kornblumen enthalten ist. Diese Asche enthält eine
                              große Menge von Phosphorsäure; in den Blüthen findet sich ein pectinartiger Körper.
                              Die Elementaranalyse des Blüthenfarbstoffes gab bisher keine brauchbaren Resultate.
                              (Zeitschrift für Chemie und Pharmacie, 1863 S. 467.)
                           
                        
                           Wollenen Geweben das Ansehen von Pelzwerk zu geben.
                           Folgendes Verfahren ist in England patentirt: Gewalktes Tuch oder überhaupt wollenes
                              Gewebe wird vor dem Rauhen oder nachdem es nur wenig gerauht ist, bedruckt und dann
                              das noch feuchte Gewebe mit Stäben geschlagen, damit sich die Haare an der
                              Oberfläche wieder aufrichten. Zuletzt werden die Haare nach Art des Pelzwerks, das
                              man bereiten will, kürzer oder länger geschoren. Bei diesem Verfahren sind die
                              aufgedruckten, die Zeichnung des Pelzwerks nachahmenden Flecken und Streifen nicht
                              so scharf begrenzt, als wenn man sie auf gerauhtes Tuch druckt; die Nachahmung des
                              Pelzwerks ist also vollkommener. Andererseits wird bei dem Schlagen die
                              Regelmäßigkeit des Musters erhalten, was nicht so gut erreicht werden würde, wenn
                              man nach dem Drucken die niedergelegten Haare durch Rauhen aufrichten wollte.
                           Als Material zum Weben des für dieses Verfahren bestimmten Tuches kann man, außer
                              gewöhnlicher Wolle, Alpacca, Kaschmir, Vigognewolle und andere ähnliche Haare
                              verwenden, unter Umständen mit ihrer natürlichen Farbe und also auch mit ihrem
                              natürlichen Glanze, welcher dann nur an den bedruckten Stellen afficirt wird. In
                              gewissen Fällen kann man folgendes abgeänderte Verfahren anwenden:
                           Das Tuch wird zunächst vollständig gerauht, dann im feuchten Zustande geschlagen,
                              damit sich die Haare wieder aufrichten, getrocknet, schwach geschoren und nun erst
                              bedruckt. Nachdem der Druck in gewöhnlicher Weise fixirt ist, passirt man das Tuch
                              durch ein geeignetes Bad, um das Gummi oder das sonstige Verdickungsmittel wieder
                              wegzunehmen, und unterwirft es dann einem zweiten, sehr schwachen Rauhen. Hierauf
                              wird es im feuchten Zustande geschlagen und endlich in passender Weise geschoren.
                              Will man Pelzwerk mit gekräuselten Haaren nachahmen, so unterwirft man das Zeug,
                              nachdem es im feuchten Zustande geschlagen wurde, einem starken Drucke in einer
                              hydraulischen Presse, während die hohlen Preßplatten mit Dampf geheizt werden. In
                              diesem Falle besteht aber das Gewebe nicht allein aus gewöhnlicher Wolle. (Beilage
                              zu Nr. 2 der deutschen Musterzeitung, 1864.)
                           
                        
                           Herstellung von Pauspapier und Pauskattun.
                           Pauspapier und Pauskattun erhält man nach einem für J. Black-Hodgskin zu New-York für Frankreich patentirten
                              Verfahren sehr schön, indem man das feine Papier oder Zeug mit einer Mischung aus 1
                              Thl. Leinöl, 1 Thl. Lösung von Kautschuk und 6 Thln. Benzin tränkt. Die
                              Kautschuklösung ist eine gesättigte Lösung in Naphta, Terpenthin oder einem anderen
                              Lösungsmittel. Das Leinöl muß vor seiner Vermischung mit den anderen Stoffen gekocht
                              werden. Diese Mischung wird mit einer Bürste aufgetragen und das Zeug dabei je nach
                              seiner Beschaffenheit in einer Wärme zwischen 30 und 95° C. getrocknet, bis
                              die Mischung gehörig eingedrungen und fest geworden ist, daß sie nicht mehr klebt.
                              Bei sehr dichten Zeugen nimmt man verhältnißmäßig mehr Benzin, um den Glanz auf
                              der Oberfläche zu vermeiden und damit sich die Poren unter dem Einflusse der Tinte
                              oder Farbe nicht verschließen. (Deutsche Industriezeitung.)
                           
                        
                           Bereitung von Maiweinessenz.
                           Hierzu werden 4 Theile von blühendem Waldmeisterkraut (Asperula odorata) mit 10 Theilen wasserfreiem Alkohol übergossen und in
                              gelinder Wärme stehen gelassen. Das Glas, in welchem beide Ingredienzen befindlich
                              sind, wird mit Thierblase überbunden, in welche man als Sicherheitsventil eine
                              Stecknadel steckt. Nach 4 bis 6 Tagen gießt man den grünlich gefärbten, stark
                              riechenden Alkohol durch weißes Filtrirpapier in kleine Gläser. Die so bereitete
                              Essenz ist frei von allem Nebengeschmacke, der eintritt, wenn zur Digestion
                              wasserhaltiger Weingeist genommen wurde, und läßt alle übrigen Maiweinessenzen
                              hinter sich. Zu einer Flasche Wein genügen 1 bis 2 Theelöffel Essenz.
                           
                        
                           Erkennung des vegetabilischen Elfenbeins.
                           Das sogenannte vegetabilische Elfenbein, die Früchte einer Palmenart, wird
                              bekanntlich sehr viel zu kleinen Drechslerarbeiten statt des echten Elfenbeins
                              benutzt. Man soll dasselbe leicht durch Einlegen in concentrirte Schwefelsäure
                              erkennen, durch welche es allmählich immer intensiver roth gefärbt wird. Nach zwölf
                              Stunden ist es tief purpurroth geworden. Diese Färbung rührt von der gleichzeitigen
                              Einwirkung auf vorhandene Zucker- und Eiweiß-Substanzen her und ist
                              zuerst von Raspail bei mikroskopischen Untersuchungen
                              angewendet worden. Der weiße Theil der Kokosnußschalen wird ebenso gefärbt. Durch
                              Wasser verschwindet die Färbung. Es scheint hierdurch ein Mittel gegeben, die jetzt
                              häufiger vorkommende Verfälschung der als Dünger verwendeten Elfenbein- und
                              Knochenspäne mit solchen von vegetabilischem Elfenbein zu erkennen. (Breslauer
                              Gewerbeblatt.)
                           
                        
                           Preisaufgabe der polytechnischen Gesellschaft zu
                              Stettin.
                           Die polytechnische Gesellschaft zu Stettin hat laut Beschluß ihrer letzten
                              Generalversammlung einen Preis von 100 Rthlr. Gold
                              ausgesetzt für eine Aufstreumaschine, welche selbstthätig das Desinfectionspulver
                              auf menschliche Excremente in einem Closet nach dem Dr. Schür'schen Systeme, ausbreitet. Letzteres
                              besteht im Wesentlichen aus einer Vorrichtung zur Trennung der festen und flüssigen
                              Excremente.
                           Die ersteren werden durch ein Gemenge aus gepulvertem gebranntem Kalk und gepulverter
                              Holzkohle, die letzteren durch Filtration über Torfgrus desinficirt.
                           Den Preisbewerbern bleibt es freigestellt, die Preisschrift sowohl auf eine
                              Verbesserung des ganzen genannten Systems, als auch nur auf oben angedeutete
                              Aufstreumaschine allein zu richten und soll für die ganze oder theilweise Lösung
                              dieser Aufgaben eventuell der ganze oben angegebene oder halbe Preis bewilligt
                              werden.
                           Die Preisarbeiten sind bis spätestens zum 1. November d. J. dem unten genannten
                              Vorstande einzusenden.
                           Die näheren Bedingungen welche zu erfüllen sind, sowie die nähere Detailirung des Schür'schen Systems werden auf portofreie Anfragen durch
                              die Buchhandlung des Herrn Th. von der Nahmer in Stettin
                              gratis mitgetheilt.
                           Der Vorstand der polytechnischen
                                 Gesellschaft zu Stettin:Dr. Delbrück. Dr. Scheibler.
                              Vorsitzende.
                           Stettin, den 1. Juni 1864.