| Titel: | Miscellen. | 
| Fundstelle: | Band 173, Jahrgang 1864, Nr. , S. 234 | 
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                        Miscellen.
                        Miscellen.
                        
                     
                        
                           Die Bearbeitung der Diamanten.
                           Hr. Dr. Grüneberg hielt im
                              Cölner Bezirksverein deutscher Ingenieure am 6. Februar 1863 über diesen Gegenstand
                              einen Vortrag, welchem wir Folgendes entnehmen: Der Vortragende erwähnte in Betreff
                              des Ursprunges des Diamanten, daß derselbe meistens im Kieselschiefer (Kiesgeröllen)
                              in Begleitung von Eisenstein, Quarz, versteinertem Holz etc. vorkäme, und zwar
                              farblos und in verschiedenen Farben: blau roth, rosa, gelb, grün und schwarz, daß
                              der farblose häufig, dagegen der grüne am seltensten sey. Vielfach würde der Diamant
                              in Brasilien und Ostindien bei Golkonda und Visapur gefunden, ebenso aufanf Borneo und im Ural. Die Ausbeute in Brasilien betrüge per Jahr 25,000 bis 30,000 Karat, ein Gewicht von circa 12 Pfd., von welchem man aber nur 8000 bis 9000
                              Karat oder circa 4 bis 5 Pfd. geschliffenen Diamant
                              erhalte. Die Kunst, Diamanten zu schleifen, sey im Jahre 1476 durch Louis de Berguen erfunden.
                           In der Amsterdamer Schleiferei von Gebr. Coster würden
                              jährlich circa 30,000 Karat Diamanten geschliffen;
                              dieselben würden zuerst mittelst natürlich krystallisirter Diamanten, welche in
                              Oktaedern und Dodekaedern vorkommen, der Flächenrichtung des Krystalles nach auf
                              hölzernen Unterlagen, auf welche dieselben mittelst Schellack befestigt würden,
                              gespalten und zwar in sogenannte Rosetten und Brillanten. Die ersteren seyen auf einer Seite flach, auf
                              der anderen zu Facetten geschnitten, die letzteren auf beiden Seiten mit Facetten
                              versehen. Zum Schleifen sey die Befestigung mit Schellack nicht hinreichend, da die
                              hierbei entstehende Wärme den Schellack weich mache, und man bediene sich hierzu
                              einer Metalllegirung aus Zinn und Blei, die in kleine Futter mit Stielen eingegossen wird, in welche man
                              dann vor dem Erkalten die Diamanten eindrückt und ringsherum feststemmt. Das
                              Schleifen erfolge sodann auf Stahlscheiben von 10 Zoll Durchmesser, welche 3000
                              Umdrehungen per Minute machen, mittelst eines kleinen
                              Quantums Diamantstaub, mit Oel vermengt. Zur Handhabung des Diamanten bediene man
                              sich einer Zange, in welcher man das Futter zuvor mit seinem Stiele festklemmt, und
                              die man einerseits auf ihren zwei Füßen aufruhen läßt, während sie andererseits, mit
                              noch etwas Gewicht beschwert, das Fulter auf die rotirende Stahlscheibe drückt. Da
                              man das Futter nach allen möglichen Richtungen in die Zange einklemmen könne, so sey
                              es klar, daß man auch den Steinen Flächen nach beliebigen Richtungen hin anschleifen
                              könne. Bei diesem Schleifen sey eine zeitweise Abkühlung der Futtermasse immerhin
                              noch nothwendig, da die hierbei entstehende Wärme einen ziemlich hohen Grad
                              erreicht; ebenso sey dabei zu beobachten, daß etwaige trübe Stellen rein
                              abgeschliffen würden.
                           Zum Schleifen eines Brillanten mit gewöhnlich 64 Flächen sey ein halber Tag
                              Arbeitszeit erforderlich, und derselbe kostet circa
                              sechs Gulden zu bearbeiten. Die Amsterdamer Schleiferei arbeite mit einem jährlichen
                              Umsatz von 20 bis 25 Millionen Gulden, beschäftige 400 Mann, meistens Israeliten,
                              die eine Maschine von 36 Pferdekräften beanspruchen. Die Schleifstühle seyen
                              ordnungsmäßig in allen Etagen des Etablissements aufgestellt und würden durch
                              aufrechte Wellen betrieben, auf Verlangen auch gegen einen Preis von 8 Gulden per Stuhl und per Tag
                              vermiethet.
                           Als die größten und schönsten der im Etablissement geschliffenen Diamanten
                              bezeichnete der Vortragende den Kohi-Nur und den Stern des Südens, beide in
                              London ausgestellt gewesen, und machte gleichzeitig die Mittheilung, daß er in der
                              Amsterdamer Schleiferei einen grünen Diamanten von der Größe eines Taubeneies
                              gesehen habe, der aber seiner allzugroßen Härte wegen nicht geschliffen werden
                              konnte. (Zeitschrift des Vereins deutscher Ingenieure, Bd. VII S. 479.)
                           
                        
                           Walker's Verbesserung in der
                              Handhabung schwerer Geschütze.
                           Der sicherste Platz in einem Schiffe während eines Gefechtes ist immer der unter der
                              Wasserlinie. Walker schlägt daher vor, das Laden der
                              Geschütze in dem unteren Schiffsraume vorzunehmen, und die Geschütze im Moment des
                              Abfeuerns erst in die Batterieräume emporzuheben. Zugleich wird dadurch der Vortheil
                              erreicht, daß, außer in kurzen Momenten des Gefechts, die schwere Geschützlast im
                              unteren Raume des Schiffes ruht, seinen Ballast verstärkt und den Schwerpunkt nach
                              unten verlegt, was bei den in der Höhe schon durch den Panzer sehr belasteten
                              Schiffen von großer Wichtigkeit ist, falls sie schlechtes Wetter und hohe See zu
                              bestehen haben. Zu diesem Ende legt Walker je zwei
                              Geschütze neben einander. Dieselben sind mit ihren Laffeten und Zubehör jede auf der
                              Plattform eines hinreichend langen Preßkolbens, einer Art hydraulischen Presse,
                              aufgestellt. Beide hierzu gehörige Cylinder sind unten durch ein weites Rohr
                              verbunden. Auf letzterem steht senkrecht ein engeres Rohr, mit einem eingeschaltenen
                              Hahn absperrbar, das in einen zwischen den Kanonen liegenden Kasten führt, der dicht
                              verschlossen ist. Für gewöhnlich nehmen die Preßkolben ihren tiefsten Stand ein;
                              alle Flüssigkeit ist in dem mittleren Kasten enthalten. Wird das Schiff zum Gefecht
                              bereit gemacht, so setzt die vorhandene Dampfmaschine die Preßpumpen in Bewegung,
                              welche die Flüssigkeit nach Absperrung des oben erwähnten Hahnes durch ein zweites
                              angesetztes Rohr unter die Preßkolben drücken und so beide Geschütze auf halbe Höhe
                              heben. Jetzt wird der Wasserraum vollständig abgeschlossen, und der ganze Apparat
                              fungirt alsdann fast in der Art einer gleichschenkeligen Waage, etwa einer
                              Tafelwaage, deren Waagebalken die Preßcylinder mit dem verbindenden Rohre
                              herstellen.
                           Wären die Geschütze, Plattform und Kolben gleich schwer, und fiele auch die
                              (jedenfalls sehr bedeutende) Reibung hinweg, so genügte vielleicht die Kraft eines
                              Kindes, um das eine Geschütz bis in die Gefechtsbatterie zu heben, das andere bis in
                              die ursprüngliche Stellung hinabzudrücken, indem dabei die Wassersäule aus dem einen
                              in den anderen Cylinder übergeht. Die Reibung und das ungleichmäßige Gewicht des
                              geladenen und des abgeschossenen Geschützes verlangt etwas größere Kraft, die
                              indessen leicht durch
                              Flaschenzüge etc. zu erzielen ist. Während das eine Geschütz abgefeuert wird, wozu
                              nur 1 Mann gehört, wird das andere in voller Sicherheit geladen, um dann seinerseits
                              emporgehoben zu werden. Auch der Rückstoß kann durch hydraulischen Druck vermindert,
                              das Vorschieben durch denselben leicht bewirkt werden. Die Analogie mit den
                              hydraulischen Krahnen leuchtet ein, neu ist nur die gegenseitige Ausgleichung des
                              Gewichtes durch die Anwendung zweier Kolben und Geschütze. (Breslauer Gewerbeblatt,
                              1864, Nr. 14.)
                           
                        
                           Conservation von Eisen für Brücken etc.
                           Die große eiserne Balkenbrücke über den Menaicanal in England ist neuerdings, nachdem
                              sie etwa 10–12 Jahre gestanden, von Rost gereinigt worden. Es wurden dabei
                              etwa 40 Tonnen, d.h. 800 Ctr. Eisenrost beseitigt, obwohl alle möglichen
                              Vorsichtsmaßregeln, Anstriche etc. angewendet worden waren, um das Rosten zu
                              verhüten. Der Umstand, daß hier der Staub vom Meerwasser mit dem Eisen in Berührung
                              kommt, mag das rasche Rosten einigermaßen erklären. Die Festigkeit der Brücke ist
                              bis jetzt natürlich noch nicht beeinträchtigt, doch kann es nicht fehlen, daß, wenn
                              die Oxydation so fortschreitet, in 20, 30, 40 Jahren die Brücke durch den bloßen
                              Rost ihre Sicherheit verliert. Im Hinblick hierauf hat man bei der neuen eisernen
                              Brücke zu Blakfriars (London) es für nöthig gefunden, jedes Stück Eisen einem
                              besonderen Vorbereitungs- und Härtungsproceß zu unterziehen. Das fertig
                              zugerichtete Eisen wird durch Abbeizen vollständig gereinigt, und dann in einem
                              besonderen Ofen in einer Muffel stark erhitzt. Man bringt es dann dunkelrothglühend
                              in ein geschmolzenes Gemisch von gelbem Blutlaugensalz und Chlorkalium. Letzteres
                              Salz ist zugesetzt, um an Blutlaugensalz zu sparen und das Gemisch leichtflüssiger
                              zu machen. Das Blutlaugensalz geht beim Schmelzen in Cyankalium über und dieses
                              wirkt wie bekannt auf glühendes Eisen oberflächlich verstählend. Das Salzgemisch ist
                              in einer starken gußeisernen Pfanne enthalten und wird von unten erhitzt. Das
                              eingetauchte Eisen wird nach kurzem Verweilen wieder herausgezogen; das flüssige
                              Salzgemisch läuft davon wie Oel ab. Man taucht das Eisen in kochendes Wasser, das
                              das anhaftende Cyankalium auflöst, dann in reines Wasser und läßt endlich an der
                              Luft trocknen. Ehe man dann das Eisen der Atmosphäre aussetzt, wird es zweimal nach
                              einander mit Asphaltfirniß überzogen. Nach der Befestigung an Ort und Stelle wird
                              dieser Anstrich auch noch zweimal wiederholt. Kleinere Eisentheile bleiben 1 Minute,
                              die größeren Theile dagegen bis 5 Minuten in dem Bade von geschmolzenen Salzen.
                              Obwohl die Methode sehr umständlich und kostspielig ist, indem der Unternehmer für
                              jede Tonne (20 Centner) so präparirtes Eisen 4 Pfd. St., d.h. 26 2/3 Thlr., also für
                              jeden Centner 1 Thlr. 10 Sgr. erhält, so scheint sie doch in der That geeignet, den
                              vorgesetzten Zweck nach Möglichkeit zu erreichen. Der Patentinhaber erhält als
                              seinen Antheil über 1000 Pfd. Sterl., während die ganzen Kosten circa 16,000 Pfd.
                              St. betragen. (Breslauer Gewerbeblatt, 1864, Nr. 14.)
                           
                        
                           Verbessertes Sprengpulver; als Mittheilung patentirt für
                              Arnold Budenberg in Manchester.
                           Zur Darstellung desselben vermengt man in feingepulvertem Zustande:
                           
                              
                                 Kalisalpeter
                                 30
                                 bis
                                 38
                                 Theile
                                 
                              
                                 Natronsalpeter
                                 40
                                 
                                 
                                 „
                                 
                              
                                 Schwefel
                                   8
                                 „
                                 12
                                 „
                                 
                              
                                 Holzkohle
                                   7
                                 „
                                   8
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                                 Steinkohlengrus
                                   3
                                 „
                                   4
                                 „
                                 
                              
                                 weinsaures Natron-Kali (Seignettesalz)
                                   4
                                 „
                                   6
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                           Die Verbrennung dieses Sprengpulvers erfolgt langsam, aber vollkommen. –
                              Patentirt in England am 19. October 1863. (Aus dem London
                                 Journal of arts, Juli 1864, S. 29.)
                           
                        
                           
                           Ueber die Darstellung eines ausgezeichnet dauerhaften
                              Mörtels
                           entnehmen wir der Vierteljahresschrift für technische Chemie
                              von Dr. Willibald Artus
                              Folgendes: Angeregt durch die auffallende Festigkeit der Mörtelverbindung an alten
                              Bauwerken führte Prof. Artus eine Menge Versuche sowohl
                              im Kleinen wie im Großen in dieser Richtung aus, er untersuchte vielfach Bruchstücke
                              von alten Bauten, die ein klares Bild desjenigen Mörtels gewährten, dessen sich
                              unsere Vorfahren bedient haben müssen. Untersucht man diesen alten Mörtel, so findet
                              man bei dem, demselben beigemischten Sande, daß derselbe wirklich mit dem Kalke eine
                              chemische Verbindung eingegangen hat, indem wenigstens größtentheils der Kalk sich
                              in Silicate (kieselsaure Salze) verwandelt hat. Die genannten Versuche zum Zwecke
                              der Herstellung dieses Mörtels haben nun folgendes Resultat geliefert:
                           Das Verhältniß von Kalk und Sand bleibt dasselbe wie bisher. Es wird aber ein Theil
                              des Kalkes, und zwar der Menge nach, 1/4 des verwendeten Sandes, übrigens erst unmittelbar vor der Benützung des Mörtels, im ungelöschten Zustande fein zertheilt zugesetzt. Während
                              des Erhitzens der Masse bilden sich dann sofort schon Silicate, wodurch die Masse
                              schnell erstarrt, binnen Kurzem sehr hart wird und keine Risse erhält. Solcher
                              Mörtel widersteht dem Wasser und kann somit zu allen Zwecken benutzt werden, wo
                              Dauerhaftigkeit erzielt werden soll. Er haftet so fest, daß schon nach kurzer Zeit
                              ziemliche Gewalt angewandt werden muß, um das Gestein und überhaupt das
                              Mauermaterial von dem Mörtel zu trennen. Mit diesem Mörtel im größeren Maaßstabe bis
                              jetzt unternommene Versuche haben zu glänzenden Resultaten geführt, so daß man
                              annehmen darf, das frühere Mörtelgeheimniß hiermit enträthselt zu haben.
                           
                        
                           Anwendung des Zeiodelits.
                           Unter Zeiodelit versteht man ein durch Zusammenschmelzen
                              von 20 bis 30 Theilen Stangenschwefel mit 24 Theilen Glas- oder
                              Bimssteinpulver bereitetes Gemisch, welches eine steinharte, der Einwirkung der Luft
                              und der stärksten Säuren widerstehende Masse bildet. Prof. R. Böttger empfiehlt daher dieselbe zur Anfertigung wasser- und
                              säuredichter Zellen für galvanische Batterien. (Jahresbericht des physikalischen
                              Vereins zu Frankfurt a. M. 1862–63.)
                           Besonders möchte die Masse wohl zu den Deckeln der Thonzellen brauchbar seyn; reinen
                              Schwefel habe ich selbst schon angewandt, aber er ist zu spröde und bröcklich. Poggendorff. (Annalen der Physik und Chemie, 1864, Nr.
                              7.)
                           
                        
                           Anwendung des Magnesiumdrahtes zur Beleuchtung.
                           Die Darstellung des Magnesiums, des Metalles, welches in Verbindung mit Sauerstoff
                              die bekannte Magnesia bildet, wird jetzt in England von Sonstadt zu Salford in größerer Ausdehnung betrieben. Wir haben in diesem
                              Journal (Bd. CLXIX S. 442 und Bd. CLXX S. 115) seine Darstellungsmethode
                              mitgetheilt. Professor Roscoe legte neuerdings in der
                              Londoner Royal Institution ein Stück Magnesium von 2 1/2
                              Pfd. Gewicht vor, bei dessen Darstellung er selbst zugegen gewesen, und das binnen
                              einer halben Stunde hergestellt worden war. Der Preis des Magnesiums ist schon
                              ziemlich gesunken. Feinen Draht erhält man, indem man das Magnesium in einen hohlen
                              Stahlcylinder bringt, dessen Boden eine feine Durchbohrung besitzt. Indem man einen
                              genau schließenden Stempel aufsetzt, den Stahlcylinder mäßig erhitzt und dann eine
                              sehr kräftige hydraulische Presse auf den gedachten Stempel wirken läßt, wird das
                              Magnesium als feiner Draht zu der erwähnten Oeffnung herausgetrieben. 1 engl. Fuß
                              dieses feinen Drahtes kostet jetzt in der Fabrik 3 Pence oder 2 1/2 Sgr. Man bedient
                              sich desselben zur künstlichen Beleuchtung behufs des Photographirens bei Nacht oder
                              an Plätzen, wie Katakomben, unterirdische Gewölbe etc., wohin kein Tageslicht
                              dringt. Zu diesem Ende ist der Draht auf einer Spule aufgewickelt, die durch ein Uhrwerk langsam
                              umgedreht wird. Das Ende des Drahts ist durch ein Drahtnetz geführt und wird durch
                              die Bewegung der Spule langsam vorgeschoben. Unterhalb desselben ist ein Gaslöthrohr
                              angebracht, wodurch sich der Magnesiumdraht entzündet und nun ein glänzend weißes
                              mildes Licht ausstrahlt, das dem Mondlichte sehr ähnelt.
                           Vor allen anderen Lichtquellen zeichnet sich das Magnesiumlicht dadurch aus, daß es
                              ungemein viel chemisch wirksame, actinische Strahlen enthält. So liefert die Sonne,
                              wenn sie nicht durch Nebel oder Wolken verhüllt ist, nur 34mal mehr chemisch
                              wirksame Strahlen als ein Magnesiumlicht, das scheinbar
                              dieselben Dimensionen als die Sonne hat. Die Lichtstärke der Sonne ist dabei dem
                              Magnesiumlicht unendlich überlegen.
                           Solch dünner Magnesiumdraht verbrennt sehr rasch und ist daher, trotz des
                              erniedrigten Preises die Beleuchtung durch Magnesium immer noch kostspielig. Wenn
                              man auch mit etwa 5 Loth Magnesium so viel Licht erzielt als mit 20 Pfund
                              Stearinkerzen, so kosten diese 5 Loth Magnesium immer noch bedeutend mehr, als die
                              erwähnte Menge Stearin. Es ist indessen zu hoffen, daß die Fortschritte der Technik
                              und die Concurrenz das Magnesium bald noch bedeutend billiger machen werden, da ja
                              das Rohmaterial in unendlicher Menge vorhanden ist. Man muß sich erinnern, daß das
                              Pfund Aluminium, das 1854 noch mit 55 Pfd. Sterl., also 367 Thlrn. bezahlt wurde, im
                              Jahre 1858 nur noch 5 Pfd. St., also 33 1/3 Thlr. kostete, jetzt aber von Gebr. Bell in Newcastle mit 3 Pfd. St. oder 20 Thlrn.
                              verkauft wird.
                           Aus dem geringen spec. Gewicht 1,74 des Magnesiums und seiner großen Festigkeit und
                              Zähigkeit hat eine kühne englische Phantasie sogar den Gedanken abgeleitet, künftig
                              die gepanzerten Kriegsschiffe aus Magnesium zu bauen oder wenigstens mit
                              Magnesiumplatten zu wappnen; das kann indessen noch einige Zeit dauern.
                           Dagegen liegt von einem sehr geachteten englischen Gelehrten, Mr. Phipson, eine kurze Notiz vor, worin er angibt, er habe
                              bei der Einwirkung von Magnesium auf Kieselsäure, Borsäure und Kohlensäure nicht
                              allein wie Wöhler und St. Claire Deville durch Aluminium, krystallisirten Kiesel und Bor, sondern auch
                              krystallisirten Kohlenstoff in der Form von Diamant
                              erhalten. Das Element Bor steht chemisch dem Kohlenstoff so nahe, und ist bei der
                              Reduction durch Aluminium in Krystallen erhalten worden, die dem
                              Kohlenstoff-Diamant so sehr ähneln (s. polytechn. Journal Bd. CLXXII S. 376),
                              daß die Entdeckung von Phipson in der That nicht
                              unmöglich ist. Wenn dagegen Hr. Dr. A. Rabe in Hamburg behauptet, er habe Diamanten aus
                              Holzkohlen erhalten, indem er sie unter einem Druck von 12 Atmosphären mit Wasser
                              behandelte, so gehört das wahrscheinlich zu den kühnen Phantasiespielen, durch
                              welche sich dieser moderne chemische Wunderthäter auszeichnet. (Breslauer
                              Gewerbeblatt, 1864, Nr. 14.)
                           
                        
                           Flüssigkeit, mit welcher man Schriftzüge, Zeichnungen etc.
                              machen und auf trockenem Wege copiren kann; von Ludwig Knaffl.
                           Zu diesem Zwecke bereite ich eine concentrirte Lösung von Pyrogallussäure in Wasser
                              und füge per Loth
                           
                              
                                 4
                                 Gran
                                 schwefelsaures Kupferoxyd,
                                 
                              
                                 10
                                 „
                                 Eisenchlorid und
                                 
                              
                                 2
                                 „
                                 essigsaures Uranoxyd
                                 
                              
                           bei. Die tief dunkelbraune Flüssigkeit kann man mit
                              Gummischleim verdicken.
                           Gemachte Zeichnungen etc. läßt man trocknen und legt, wenn auch nach mehreren Wochen,
                              gewöhnliches Papier, auf welches man die Züge übertragen will, leicht und
                              gleichmäßig beschwert darauf. Nach 4–8 Tagen hat man einen bis in die
                              feinsten Details vollkommenen schönen Abdruck, welcher 2–3 Mal ganz gut
                              genommen werden kann.
                           Die Schatten kommen beim Umdruck natürlich verkehrt; bei Plänen, Landkarten etc. kann
                              dieses einfache Verfahren jedoch Manchem zu statten kommen.
                           Wien, im Juli 1864.
                           
                        
                           
                           Ueber die Fabrication des Jods.
                           Bei der gewöhnlichen Darstellungsweise des Jods ist bekanntlich der Verlust ein
                              ziemlich großer, indem theils bei der Calcination ein nicht unbeträchtlicher Theil
                              der Jodalkalien sich verflüchtigt, theils in Berührung mit der Kohle oder anderen
                              Aschenbestandtheilen sich zersetzt. Der Verfasser macht daher die Fabricanten auf
                              eine Methode aufmerksam, nach der die Algen in geschlossenen Gefäßen destillirt
                              werden sollen, und theilt folgende Resultate eines Versuchs mit, bei dem 20,000
                              Centner Seepflanzen in Anwendung kamen. Es wurden im Destillate erhalten:
                           
                              
                                 flüchtiges Oel
                                 8,145
                                 Liter
                                 
                              
                                 Paraffinöl
                                 10,125
                                   „
                                 
                              
                                 Naphtaöl
                                 4,590
                                   „
                                 
                              
                                 brennbares Gas
                                 1,000,000
                                 engl. Kub. F.
                                 
                              
                                 Kohle und Asche
                                 6700
                                 Centner
                                 
                              
                                 essigsaurer Kalk
                                 100
                                     „
                                 
                              
                                 Jod
                                 1300
                                 Kilogrm.
                                 
                              
                                 Ammoniaksalz
                                 25
                                 engl. Pfund
                                 
                              
                                 schwefelsaures Kali
                                 20
                                       „
                                 
                              
                                 Chlorkalium
                                 50
                                       „
                                 
                              
                                 schwefelsaures Natron
                                 160
                                       „
                                 
                              
                           Der Kalk des essigsauren Kalks wurde natürlich dem Destillate erst zugefügt. (Journal de Chimie médicale, August 1863. t. IX p. 451; chemisches
                              Centralblatt, 1864, Nr. 29.)
                           
                        
                           Ueber eine Verbindung von arseniger Säure mit Schwefelsäure;
                              von F. Reich.
                           Schon früher sind auf Rösthaufen mitunter Krystalle von Schwefelsäure haltender
                              arseniger Säure beobachtet worden. Der Verfasser fand solche sehr schön in dem
                              Canale, welcher zur Fortführung der schwefligen Säure dient, die durch Verbrennung
                              von Kiesen zur Schwefelsäurebereitung auf der Muldener Hütte bei Freiberg erzeugt
                              wird. Sie waren bis 1/2 Zoll lang und 1 Linie dick, und erschienen frisch
                              wasserhell, wurden aber an der Luft bald matt, undurchsichtig und feucht, und es
                              lief aus ihnen sehr concentrirte Schwefelsäure aus, bis endlich nur arsenige Säure
                              zurückblieb. Es wurden darin 27,81 Proc. Schwefelsäure und 72,13 Proc. arsenige
                              Säure gefunden; die Formel AsO³, SO³ erfordert 28,78 SO³ und
                              71,22 AsO³. Beim Erhitzen im Glasrohre entweicht wasserfreie Schwefelsäure
                              und es bleibt geschmolzene arsenige Säure zurück, die sich nur langsam sublimiren
                              läßt.
                           Der Verf. erwähnt, daß er nach Beendigung seiner Untersuchung erfahren habe, daß Kosmann ebenfalls diese Krystalle untersucht und in der
                              Versammlung der Naturforscher zu Stettin 1863 einen Vortrag darüber gehalten habe.
                              (Journal für praktische Chemie, November 1863, Bd. XC S. 176.)
                           
                        
                           Seife als Beize für Anilinfarben.
                           Das Färben von Wolle und Seide mit Anilinfarben ist eine einfache Operation, da diese
                              Stoffe die Farbe ohne Hilfe eines dritten Körpers leicht annehmen. Bei Baumwolle ist
                              das Färben weit schwieriger, und diese bedarf erst einer Beize, deren bis jetzt
                              verschiedene angewendet worden sind. Die noch jetzt gebräuchlichste Beize ist wohl
                              die Oelbeize, die aus Baumöl, Schwefelsäure und Weingeist bereitet wird, und zwar
                              so, daß man 1 Pfund Baumöl, 4 Loth Schwefelsäure, 1 1/2 Loth Weingeist innig mit
                              einander mischt und vor dem Gebrauch mit 10 Pfund Wasser verdünnt. Weit billiger als
                              die erwähnte Oelbeize und die bekannte Kleberbeize ist die Seife als Beize für
                              Baumwolle. Zu 20 Pfund Baumwollen-Garn verwendet man 1 Pfd. Talgseife, die in
                              der hinreichenden Menge Wasser gelöst wird. Man behandelt die Baumwolle einige Zeit in dem heißen
                              Seifenwasser, trocknet dieselbe ohne erst zu spülen, und nimmt Letzteres erst vor,
                              ehe sie in's Farbebad kommt. Das Seifenbad läßt sich mehrmals benutzen; es ist nur
                              nöthig, jedesmal etwas Seife hinzuzusetzen. Die Seife ist nicht allein viel billiger
                              als die Oelbeize, sondern auch von fast größerem Erfolge für die Farben. Letztere
                              lassen nichts zu wünschen übrig, sie sind fest und lebhaft. (Deutsche Musterzeitung,
                              1864, Nr. 7.)
                           
                        
                           Conservirung des Eises im Kleinen.
                           Bei der allgemeinen Verbreitung des Eisgebrauches ist in großen und kleineren Städten
                              die Beschaffung des Eises im Kleinen zum Kuhlen von Getränken u.s.w., vor allem aber
                              in Krankheitsfällen zu Eisumschlägen, Eispillen u.s.w. wesentlich erleichtert
                              worden. Die Anwendung des Eises zum medicinischen Gebrauche ist oft von den
                              überraschendsten Erfolgen begleitet. Hat man nun aber auf dem Lande, in kleineren
                              Städten etc. sich eine kleine Menge Eis verschafft, so tritt der Uebelstand ein, daß
                              dasselbe nur zum kleinsten Theil unmittelbar für den Kranken verwendet wird, während
                              der größte Theil nutzlos schmilzt, weil man eben kein einfaches Mittel hat, um die
                              Einwirkung der äußeren Luft abzuhalten. Man hat 5 Pfund Eis sich mit Mühe
                              verschafft; davon wird vielleicht 1/4 Pfund für den Kranken an dem einen Tage
                              gebraucht, der Rest ist bis zum nächsten Morgen nutzlos geschmolzen, so daß man von
                              neuem die Mühe der Beschaffung hat. Ich will daher ein ungemein einfaches Mittel der
                              Conservirung angeben, das in jeder Haushaltung leicht beschafft werden kann. Man
                              thut das aufzubewahrende Eis in eine tiefe Schüssel, einen Topf etc., deckt einen
                              Teller darüber, setzt dann die Schüssel auf ein Federbett, ein Kopfkissen etc. und
                              bedeckt sie mit einem zweiten Federkissen. Die Federn gehören bekanntlich zu den
                              schlechtesten Wärmeleitern. Sie halten die Wärme des menschlichen Körpers zusammen
                              und daher warm. In gleicher Art halten sie aber auch die von außen zugeleitete Wärme
                              ab und bewahren daher das Eis vor dem Schmelzen. Es werden nur unbedeutende Mengen
                              Wasser durch das Schmelzen gebildet, die man natürlich beim Gebrauche des Eises
                              gelegentlich entfernt, damit die Betten nicht etwa durch das überlaufende Wasser
                              durchnäßt werden. Auf diese Art hat z.B. Referent ein Quantum von circa 6 Pfund Eis für den Krankengebrauch über 8 Tage
                              lang conservirt, freilich nur bei Frühlingstemperatur. Jedenfalls wird diese mit so
                              einfachen Mitteln auszuführende Methode in vielen Fällen nützliche Dienste leisten.
                              Dr. H. Schwarz.
                              (Breslauer Gewerbeblatt, 1864, Nr. 14.)
                           
                        
                           Verbessertes Getreidesieb.
                           Die Verbesserung besteht darin, daß der Siebboden eine wellenförmige Oberfläche hat.
                              Während in den Sieben mit ebenem Boden die Körner bei dem Hin- und
                              Herschwanken in ihrer Lage bleiben, daher man das Sieb zeitweilig heben und das
                              Getreide darin stürzen und wenden, oder mit der Hand durch einander werfen muß, kann
                              man das Sieb mit gewelltem Boden auf einer Unterlage hin- und herschieben,
                              und die Körner stürzen und wenden sich über die Erhöhungen, und der Staub und alles
                              Auszuscheidende trennt sich dabei viel schneller und leichter. Erfinder John Capel in Boston. (Berichte über die neuesten Erfindungen,
                              Entdeckungen und Verbesserungen.)