| Titel: | Miscellen. | 
| Fundstelle: | Band 173, Jahrgang 1864, Nr. , S. 393 | 
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                        Miscellen.
                        Miscellen.
                        
                     
                        
                           Vorschlag zur Speisung von Dampfkesseln.
                           Bei den allgemein angewendeten Hochdruckkesseln ist die Speisung mit Wasser nur durch
                              Speisepumpen, die leicht aus der Ordnung kommen, oder durch den Giffard'schen Injector zu bewirken, der nur bei
                              verhältnißmäßig kaltem Speisewasser gut fungirt, leicht durch Kesselstein verstopft
                              wird und bei Locomotiven besonders während der Fahrt oft seine Dienste versagt. Bei
                              den alten Dampfkesseln mit Niederdruck wandte man früher etwas hoch gelegene
                              Wasserbassins an, aus welchen das Wasser einfach durch Drehen eines Hahnes im
                              Verbindungsrohre in den Kessel abfloß. Häufig war sogar die Vorkehrung getroffen,
                              daß dieser Hahn oder ein Ventil sich von selbst öffnete, sobald der Schwimmer im
                              Dampfkessel einen zu niedrigen Wasserstand anzeigte, sich aber sofort wieder schloß,
                              sobald die richtige Höhe des Wassers im Kessel wieder erreicht war. Bei Kesseln
                              neuerer Art, die mindestens mit 45 Pfund Dampfdruck per
                              Quadratzoll arbeiten, müßte dieß Bassin ungebührlich hoch (mindestens 96 Fuß höher
                              als der Kessel) angelegt werden, um durch den Wasserdruck den Dampfdruck zu
                              überwinden.
                           
                           Mein Vorschlag geht nun dahin, diesen hohen Wasserdruck statt durch eine hohe
                              Aufstellung des Speisewasser-Bassins durch einen belasteten Kolben zu ersetzen, wie
                              er schon in Wasserwerken im Gebrauche ist. Denke man sich ein hinreichend
                              geräumiges, cylinderförmiges Bassin, in dem sich dichtschließend ein Kolben bewegt,
                              der mit Gewichten so beschwert wird, daß die Wassersäule, auf der er ruht, den Druck
                              erhält, der zum Speisen des Kessels nöthig ist. Ein Theil des Drucks könnte, falls
                              es nöthig, durch Wasser, das man in den hohlen Kolben hineinpumpte, ersetzt werden.
                              Dieses Wasser würde beim Aufziehen des Kolbens durch ein nach unten sich öffnendes
                              Ventil von selbst in den gedachten Wasserbehälter hineinlaufen. Die Maschine hat
                              natürlich mittelst ihrer Speisepumpe das Bassin von unten mit Wasser zu füllen, und
                              den Kolben auf die nöthige Höhe zu heben. Man spart also dadurch keine Arbeit, hat
                              aber den Vortheil, daß man jederzeit durch einfache Drehung eines Hahnes dem Kessel
                              Wasser zuführen kann, daß man die Speisepumpe nur zeitweilig und zwar zu Zeiten, wo
                              die Maschinenkraft sonst nicht gebraucht wird, also früh vor Beginn der Arbeit,
                              Mittags u.s.w. in Thätigkeit zu setzen braucht, daß man endlich jederzeit durch das
                              Steigen des Belastungskolbens controliren kann, ob die Speisepumpe richtig fungirt,
                              daß man endlich die Thätigkeit des Kessels nicht zu unterbrechen braucht, wenn die
                              Speisepumpe kurzdauernden Reparaturen unterworfen ist.
                           Bei den Tendern von Locomotiven könnte man die Belastung des Kolbens durch das
                              Zuggewicht selbst ersetzen. Es würde dann in dem cylinderförmigen Tender sich ein
                              Kolben befinden, an dessen Kolbenstange man den Zug anhängte. Diese Kolbenstange
                              müßte natürlich durch eine Stopfbüchse am hinteren Ende des Tenders durchgeführt
                              werden, oder einen Kreuzkopf und seitliche Zugstangen tragen, die sich hinter dem
                              Tender wieder vereinigten. Die nöthige Elasticität des wirkenden Zuges könnte man
                              sehr einfach dadurch erreichen, daß man an dem Tender-Cylinder einen geräumigen
                              Windkessel anbrächte, welcher als vortreffliche Luftfeder wirken würde. Beim
                              Anhalten an einer Wasserstation hakt man den Zug ab, und füllt dann den Tender von
                              einem erhöht stehenden Reservoir durch eine dicht anschließende Röhre, um den
                              vorhandenen Wasserdruck zum Zurückschieben des Kolbens in seine anfängliche Stellung
                              zu benutzen. Bei der Construction mit Kreuzkopf wäre dieß nicht einmal nöthig. Man
                              bremst den Tender, hängt den Zughaken der Locomotive, statt an das Tendergestell an
                              den Kreuzkopf der Kolbenstange an, und zieht dann den Kolben in die ursprüngliche
                              Lage zurück. Man kann dann den Tender durch ein angesetztes mit Ventilen versehenes
                              Rohr aus einem tiefer gelegenen Bassin wie eine Saugpumpe füllen. Dr. H. Schwarz. (Breslauer
                              Gewerbeblatt, 1864, Nr. 15.)
                           
                        
                           Verbesserungen in der Fabrication der Nähnadeln.
                           Die Fabrication der Nähnadeln hat nach Karmarsch in
                              neuerer Zeit wesentliche Verbesserungen erfahren, welche vorzugsweise theils auf die
                              Einführung von Maschinen zum Ersatze der Handarbeit, theils auf gewisse, die
                              Schnelligkeit der Arbeit fördernde Verfahrungsarten sich beziehen. In ersterer
                              Hinsicht sind die selbstthätigen Maschinen zum Spitzen der Schachte, das Fallwerk
                              zum Verprägen und der Durchschnitt zum Ausstoßen der Oehre, die Maschinen zum
                              innerlichen Poliren der Oehre, die Vorrichtungen zum mechanischen Einzählen der
                              Nadeln in die Papierumschläge zu erwähnen. Was den zweiten Punkt betrifft, so
                              besteht die wichtigste Veränderung darin, daß man nicht mehr wie früher die in
                              doppelter Nadellänge vorbereiteten Drahtstücke (Schachte) vor der Bildung der Oehre
                              in 2 Theile schneidet und an jeder einzelnen Nadel das Oehr verfertigt, sondern auf
                              der Mitte jedes Schachtes 2 Oehre nahe bei einander anbringt und nach dem Befeilen
                              dieser Stelle (wobei 80–100 Schachte, d.h. 160–200 Nadeln zugleich in
                              Arbeit genommen werden) die Drähte zwischen den beiden Oehren durchbricht. Bei
                              diesem Verfahren wird nicht nur viel Zeit und Arbeit erspart, sondern auch ein
                              bedeutender Abfall an Material vermieden, da bei dem Halbiren der an beiden Enden
                              zugespitzten Schachte nach alter Art stets ein kurzes Stückchen aus der Mitte
                              derselben verloren gieng, wodurch ein Verlust von 5–11 Procent des
                              verarbeiteten Drahtes entstand.
                           Die Vollkommenheit einer Nadel besteht in ihrer schlanken Zuspitzung, wobei die
                              Spitze genau in der Achslinie liegen muß, in der Schärfe der Spitze, welche dadurch
                              erprobt wird, daß
                              sie ein angespanntes Blatt Papier ohne Geräusch durchsticht, in der guten Gestalt
                              und Glätte des Oehres, welches letztere einen darin hin und her gezogenen Faden
                              nicht rauh machen darf, in der feinen Politur der ganzen Oberfläche, endlich in dem
                              gehörigen Grade von Härte und Elasticität, den man daran erkennt, daß die Nadel erst
                              bei sehr merklicher Biegung abbricht, aber niemals eine Biegung behält, wenn man sie
                              vor dem Abbrechen wieder frei läßt. (Londoner Ausstellungsbericht.)
                           
                        
                           Amerikanisches Pochwerk.
                           Bei den Pochwerken am Obern See ersetzte Ingenieur Hodge den gewöhnlichen Hebarm durch zwei excentrische
                              Räder, welche den eisernen Stempelschaft an seinen beiden entgegengesetzten Seiten
                              erfassen, zwischen sich einklemmen, heben und von einer bestimmten Höhe wieder
                              fallen lassen. Ungeachtet der wechselnden Stärke der zu zerstampfenden Erzschicht
                              werden bei dieser Einrichtung die Stempel aus unveränderten Höhen herabfallen, da
                              sie in verschiedenen Höhen ergriffen, aber immer auf gleiche Höhe gehoben werden. Um
                              das Abschleifen der in Berührung kommenden Metallflächen unschädlich zu machen, ist
                              am Stempelschafte oberhalb der Excentriks eine Verstärkung, ein sogenanntes
                              Kinnstück angebracht. Um zu verhüten, daß zufolge der Abnutzung des Schuhes der
                              ganze Stempel zu viel am Gewichte verliere und die Kinnstücke an zu sehr von
                              einander entfernten Punkten ergriffen werden, ist unter dem Schuhe eine Sohle von
                              Gußeisen befestigt, welche man ersetzt, wenn sie abgenutzt ist. – Am Obern
                              See ist noch eine andere Art von Pochwerken durch den Ingenieur Ball in Anwendung gekommen. Hierbei sind die Stempel
                              wahre Dampfhämmer, unterscheiden sich aber von den bei Eisenwerken gebräuchlichen
                              dadurch, daß sie nach jedem Fall durch eine gewisse Reibung an der Umfläche um ein
                              Bestimmtes um ihre Achse gedreht und dadurch an den Schuhen gleichmäßiger abgenutzt
                              werden. Ein solcher Schuh hat das enorme Gewicht von 24–26 Ctr.; der Pochtrog
                              ruht der heftigen Stöße wegen, die er zu erleiden hat, auf Kissen von vulcanisirtem
                              Kautschuk. Mit einem aus zwei Hämmern bestehenden Pochsatz zerkleint man in 24
                              Stunden 140–150 Tonnen (à 20 Ctr.) Erz. Ob
                              die Zerkleinung mit so schweren Stempeln eine zweckentsprechende ist, mag in Frage
                              bleiben; jedenfalls wird ein solches Pochwerk ganz bedeutend hohe Herstellungs- und
                              Unterhaltungskosten erfordern. (Berg- und hüttenmännische Zeitung.)
                           
                        
                           Ueber das Färbende im Smaragd; von Prof. F. Wöhler.
                           Als Vauquelin im Smaragd Chromoxyd entdeckte, erklärte er
                              dasselbe ganz natürlich für die Ursache der Farbe dieses Edelsteins. Hr. Lewy, der 1858 eine sehr gründliche Abhandlung über das
                              Vorkommen und die Zusammensetzung der Smaragde von Muso in Neu-Granada publicirt
                              hat, ist dieser Ansicht nicht, sondern glaubt durch seine Versuche gefunden zu
                              haben, daß das Färbende im Smaragd durch eine organische Substanz bewirkt werde,
                              daher derselbe auch beim Glühen seine Farbe verliere. Da wir, Gustav Rose und ich, diese letztere Angabe bei Anwendung von
                              Löthrohrhitze nicht bestätigt fanden, so gab dieß zu einigen anderen Versuchen
                              Anlaß, aus denen wir schließen müssen, daß der Smaragd seine schöne Farbe in der
                              That der darin enthaltenen kleinen Menge Chromoxyds verdankt.
                           Ein ganzes Stück von einem ziemlich tief grünen, aber wenig klaren Smaragdkrystall
                              von Muso, nach dem Trocknen bei 100° Cels. 6,971 Grm. schwer, wurde in einem
                              Platintiegel eine Stunde lang in einem Windofen einer Glühhitze ausgesetzt, bei
                              welcher Kupfer leicht schmilzt. Nach dem Erkalten zeigte der Stein noch vollkommen
                              die ursprüngliche grüne Farbe, er war nur undurchsichtig geworden. Er wog nun 6,858
                              Grm., hatte also nur 1,62 Procent an Gewicht verloren. (Lewy fand 1,66 Proc. Wasser und 0,12 Proc. organische Materie.) Er wurde
                              fein gerieben und mit kohlensaurem Alkali und etwas Salpeter geschmolzen. Bei
                              Behandlung der Masse mit Wasser wurde eine gelbe Lösung erhalten, aus der nach
                              bekannten Methoden 0,013 Grm. oder 0,186 Proc. vom Gewicht des Smaragds Chromoxyd
                              abgeschieden werden konnten.
                           
                           Lewy fand bei seinen Analysen so wenig Chromoxyd, daß er
                              dessen Menge gar nicht angibt; auch ist er der Ansicht, daß eine so kleine Menge
                              unmöglich eine so intensiv grüne Farbe hervorbringen könne.
                           Um über diese Frage Aufschluß zu erhalten, wurden 6,971 Grm. fein geriebenes weißes
                              Glaspulver mit 13 Milligr. Chromoxyd, als der in jener Menge Smaragds gefundenen
                              Menge, vermischt und in einem Thontiegel, der, umgeben mit Kohlenpulver, in einem
                              größeren stand, zusammengeschmolzen. Die wohlgeflossene klare Glasmasse hatte
                              dieselbe intensiv grüne Farbe, wie der angewandte Smaragd. Es kann also keinem
                              Zweifel unterliegen, daß 13 Gewichtstheile Chromoxyd nahe an 7000 Gewichtstheilen
                              eines Silicats eine tief grüne Farbe zu ertheilen vermögen. (Annalen der Chemie und
                              Pharmacie, 1864, Bd. CXXII S. 492.)
                           
                        
                           Das Küp'sche Sprengpulver.
                           In der Versammlung des österreichischen Ingenieurvereins (Abtheilung für Berg- und
                              Hüttenwesen) am 9. März d. J. theilte Herr General-Probiramts-Director M. v. Lill die Resultate der Untersuchungen mit, welchen auf
                              seine Veranlassung das Küp'sche Sprengpulver unterzogen
                              worden war.
                           Stoß und Reibung wirken nicht mehr als bei gewöhnlichem
                              Pulver.
                           Erhitzung: Schwefel sublimirt, bei 300° C. noch
                              keine Entzündung.
                           Feuchtigkeitsanziehen nicht mehr als bei gewöhnlichem
                              Pulver.
                           Schußwirkung gleich 5/6 von gewöhnlichem Pulver.
                           Sprengwirkung gleich groß mit gewöhnlichem Pulver.
                           
                              
                                 Analyse:
                                 66
                                 salpetersaures
                                 Kali,
                                 
                              
                                 
                                 8
                                 „
                                 Natron,
                                 
                              
                                 
                                 9
                                 Schwefel,
                                 
                                 
                              
                                 
                                 16
                                 Kohle, aus Holzkohle und Kohks gemischt.
                                 
                              
                           Das Pulver scheint auf nassem Wege bereitet zu seyn, indem gröblich gepulvert
                              Schwefel und Kohle in die concentrirte Salpeterlösung eingerührt und das Ganze unter
                              fortwährendem Rühren zum Trocknen gebracht würde. Pulver, unter diesem Verfahren
                              nachgeahmt, hat genau dieselben Eigenschaften.
                           Hieraus ergibt sich die praktische Folgerung, daß dieses Küp'sche Pulver beim Sprengen eben so viel wirkt, als unser gewöhnliches
                              Sprengpulver, während es bedeutend wohlfeiler ist als dieses letztere. Außerdem
                              theilten einige der Anwesenden mit, daß Küp's
                              Sprengpulver in der Grube auffallend wenig Rauch entwickle. (Zeitschrift des
                              österreichischen Ingenieurvereins, 1864 S. 111.)
                           
                        
                           Einiges über die Untersuchung der grünen Tapeten auf
                              Arsenikverbindungen; von Dr. Wiederhold in Cassel.
                           Die mit grünen Arsenikfarben bedruckten Tapeten haben mit Recht schon seit geraumer
                              Zeit die Aufmerksamkeit der Aerzte erregt, obwohl die Kenntniß von der Schädlichkeit
                              solcher Tapeten erst in den letzten Jahren in weitere Kreise gedrungen ist. Es kann
                              nicht bezweifelt werden, daß das Bewohnen von Räumen, welche mit arsenikhaltigen
                              Tapeten ausgekleidet sind, oder in welchen man mit Schweinfurter Grün oder ähnlichen
                              Farben bemalte RouleauxDie grünen Rouleaux scheinen ganz besonders gefährlich zu seyn. Ich erinnere
                                    mich eines Falles, wo eine Trödlerfrau in einer Auction zu ihrem eigenen
                                    Gebrauch ein altes grünes Rouleau gekauft hatte und durch das bloße
                                    Befestigen desselben an ihrem Fenster, wobei ihr ein kleines Mädchen
                                    behülflich war, nebst dem Kinde unmittelbar nachher erheblich erkrankte
                                    W. verwendet, unter Umständen die Gesundheit in größerem oder geringerem Grade
                              gefährdet. Die Art der Wirkung hat man in verschiedener Weise zu erklären gesucht.
                              Es kann jetzt wohl als ausgemacht gelten, daß die Arsenikfarben der Tapeten und Rouleau in der Form von
                              Staub, welcher sich beim Einathmen auf die Schleimhäute des Mundes und der
                              Athmungsorgane ablagert, ihre giftigen Wirkungen auf den menschlichen Körper
                              ausüben. Bei dieser Annahme erklärt sich auch sehr einfach die Thatsache, daß man
                              von manchen Tapeten selbst bei jahrelangem Bewohnen der Zimmer nicht die geringste
                              schädliche Einwirkung wahrgenommen hat, während andere Tapeten schon nach kürzerer
                              Zeit ihre gesundheitsschädliche Wirkung zu äußern begannen, je nachdem die
                              Bedingungen für die Staubbildung mehr oder weniger günstig waren.Man sehe Fabian's Abhandlung „über
                                       chronische Arsenvergiftungen in Folge der Bewohnung von Localen die mit
                                       arsenhaltigen Farben ausgekleidet sind“ im polytechn. Journal
                                    Bd. CLVII S. 212.A. d. Red. Als die vorzüglichste Ursache des Stäubens muß der Zerfall oder die
                              Zerstörung des Bindemittels angesehen werden, mit welchem die Farben auf die Tapeten
                              befestigt wurden.
                           Bei der Untersuchung grüner Tapeten und Rouleaux, deren ich namentlich auf die
                              Veranlassung unseres berühmten Arztes, Dr. Stilling, eine ziemliche Anzahl vorgenommen habe, kann
                              man folgendes einfache Verfahren einschlagen.
                           Ein mäßig großes Stück Tapete wird in kleine Schnitzel geschnitten, in einem
                              Probirglas mit erwärmter Salzsäure behandelt und die Lösung filtrirt. Von dieser
                              Lösung bringt man 1–3 Tropfen in ein als Apparat von Marsh dienendes Reagensglas. Ist die Farbe eine reine Arsenikfarbe,
                              Schweinfurter- oder Scheel'sches Grün, so erhält man augenblicklich große und
                              zahlreiche Arsenspiegel. Verdünnt man die salzsaure Lösung mit Wasser und versetzt
                              sie mit einigen Tropfen einer Auflösung von gelbem Blutlaugensalz in Wasser, so
                              erhält man in diesem Falle sofort den charakteristischen rothen Niederschlag von
                              Cyaneisenkupfer. Diese beiden Reactionen sind hinreichend, um die Gegenwart einer
                              giftigen Arsenikverbindung darzuthun, dagegen beweist ihr Nichteintreten nicht die
                              gänzliche Abwesenheit einer arsenikhaltigen Farbe. Wenn nämlich die grüne Farbe der
                              Tapete nur eine Arsenikfarbe beigemischt enthält, namentlich das sogenannte
                              Neuwieder Grün (ein Gemisch von arsenigsaurem Kupferoxyd mit Kalkblau), welches
                              vielfach zum Nüanciren grüner Farben gebraucht wird, so erhält man wegen des starken
                              Aufschäumens der Masse im Marsh'schen Apparat keine
                              Arsenspiegel und durch Blutlaugensalzlösung keinen rothen Niederschlag. Falls man
                              also bei dem erst beschriebenen Verfahren kein positives Resultat erhalten hat, so
                              muß man entweder das für die gerichtlichen Untersuchungen auf Arsenik übliche
                              Verfahren einschlagen, oder man trägt ein größeres Stück Tapete nach und nach in
                              kleinen Partien in schmelzenden Salpeter ein. Nach geschehener Verpuffung versetzt
                              man den Salpeterkuchen so lange mit concentrirter Schwefelsäure, bis sich keine
                              rothen Dämpfe von Untersalpetersäure mehr entwickeln,Die Zersetzung muß vollständig seyn, weil sich beim Zurückbleiben von
                                    Salpetersäure später im Marsh'schen Apparat statt
                                    Arsenikwasserstoffgas das feste braunrothe Wasserstoffarsen bildet. Ueber
                                    das letztere siehe meine Untersuchungen in Poggendorff's Annalen, Bd. CXVIII S. 615. W. löst darauf die Masse in wenig warmem Wasser und bringt diese Lösung in den
                              Marsh'schen Apparat. Bei Verwendung einer giftigen
                              Arsenikfarbe wird man alsdann deutliche Arsenspiegel erhalten. (Neue Gewerbeblätter
                              für Kurhessen, 1864, Nr. 21.)
                           
                        
                           Ueber mögliche Arsenverflüchtigung bei der Buttersäuregährung
                              organischer Gemenge.
                           Mischt man eine 30 procentige Rohrzuckerlösung behufs der Einleitung der
                              Buttersäuregährung mit verrottetem Casëin (zerriebenem Quarkkäse), das man
                              früher mit arsenigsaurem Kalke gut abgerieben hat, so tritt nach 48–50
                              Stunden bei circa 30° C. Temperatur eine
                              reichliche Arsenwasserstoff-Entwickelung auf, die längere
                              Zeit anhält und ebenso bei jener Buttersäuregährung sich einstellt, die in
                              Milchsäure-Lösungen beim Eintragen von sogenannten Saitlingen verläuft, wenn arsenige Säure eingeschaltet wird. Dieser in forensischer Beziehung berücksichtigungswerthe Proceß
                              spielt sich nach folgendem Schema ab:
                           
                              
                                 3 (C¹²H¹¹O¹¹
                                    + aq.)
                                 +
                                 2 (AsCaO⁴)
                                 =
                                 C³⁶H³⁶O⁴⁴Ca²As²
                                 
                              
                                 Rohrzucker
                                 
                                 arsenigsaurerKalk
                                 
                                 
                                 
                                 
                              
                                 = 2 (C⁸H⁷CaO⁴),
                                 
                                 12 CO²,
                                 
                                 8 aq.
                                 2 AsH³
                                 
                              
                                 buttersaurer Kalk
                                 
                                 Kohlensäure
                                 
                                 Wasser
                                 Arsenwasserstoffgas.
                                 
                              
                           Somit ist der Arsenik, wenn er auch die Fäulniß als solche
                              beschränkt und verhindert, doch erfahrungsgemäß nicht im
                                 Stande die reducirende Buttersäuregährung hintanzuhalten, zu welcher
                              anderseits die Bedingungen in organischen Gemengen selten fehlen, wodurch eine stete Quelle möglicher Arsenverflüchtigungen oder
                              Arsenverluste verbürgt ist.
                           Zur gänzlichen Verflüchtigung des Giftes scheint es aber nie zu kommen, da die
                              mehrmals mit neuen Zucker- und Käsemengen vergohrenen Rückstände sich dennoch stets
                              erheblich arsenhaltig erwiesen. V. Kletzinsky, k. k.
                              Landesgerichts-Chemiker in Wien. (Jahresbericht des chemischen Laboratoriums der
                              Wiedner Oberrealschule, 1864.)
                           
                        
                           Zweckentsprechende Balsamirungsmethode.
                           Als solche wurde, anläßlich der Einbalsamirung eines Menschenherzens, folgende
                              erprobt:
                           7 Theile wasserfreies Chlorzink, 3 Theile wasserfreies Chloraluminium und 1 Theil
                              arsenige Säure wurden in 4 Theilen Salzsäure und 50 Theilen Wasser gelöst, die
                              Lösung bis zum Sieden erhitzt, auf 80° C. erkalten gelassen und das Herz
                              darin untergetaucht und durch fünf Stunden macerirt.
                           Hierauf wurde das Herz durch öfteres Einsenken in starken Alkohol und Aussetzen an
                              die Luft möglichst entwässert und das trockene Herz in eine Lösung von 3 Theilen
                              Myrrhen, 3 Theilen Tolubalsam, 3 Theilen Storax
                                 calamita, 1 Theil Citronenöl, 1 Theil Caryophyllenöl, 1 Theil Cassiaöl in 21
                              Theilen eines Gemenges aus gleichen Theilen Lavendel- und Rosmarinöl untergetaucht
                              und zwei Tage darin macerirt.
                           Das balsamirte Herz wurde nun nach dem Abtrocknen an der Luft in eine Schmelze
                              getaucht, die aus 50 Theilen japanesischen Wachses, 10 Theilen Paraffin, 5 Theilen
                              Asphalt, 5 Theilen Drachenblutharz und 5 Theilen Tolubalsam durch Zusammenschmelzen
                              bei gelinder Wärme bereitet worden war. V. Kletzinsky, k.
                              k. Landesgerichts-Chemiker in Wien. (Jahresbericht des chemischen Laboratoriums der
                              Wiedner Oberrealschule, 1864.)
                           
                        
                           Fäulnißwidrige Eigenschaften des Ammoniaks, von Dr. Richardson.
                           Das Ammoniakgas ist ein vortreffliches Mittel zur Conservation thierischer
                              Flüssigkeiten und Gewebe, und eignet sich namentlich zur Aufbewahrung medizinischer
                              Präparate, welche sich nach Versuchen des Verf's. Monate, selbst Jahre lang darin
                              unverändert gehalten haben. Es ist aber zu diesem Zwecke nöthig, das Ammoniak allein
                              anzuwenden; Materialien, welche erst in Weingeist lagen und dann dem Ammoniak
                              ausgesetzt worden waren, verdarben stets. Zur Conservation von Flüssigkeiten, wie
                              Milch oder Blut, braucht man nur den Ammoniakliquor hinzuzusetzen und es genügen
                              dann schon etwa 20 Tropfen eines starken Liquors auf 2 Unzen. Für Gewebe thut man am
                              besten, dieselben in eine Flasche oder unter eine Glasglocke zu bringen, eine Lage
                              von Filz oder Leinwand beizufügen, welche mit 10 Tropfen bis 1 Drachme starkem
                              Ammoniakliquors getränkt ist, und dann das Gefäß vor dem Zutritte der Luft zu
                              verschließen.
                           Die Ursache der antiseptischen Eigenschaften des Ammoniaks ist darin zu suchen, daß
                              es die Vereinigung des Sauerstoffs mit den oxydablen Körpern verhindert. 0,5 Grm.
                              Ammoniak, welches man in 40 Kubikzoll Luft vertheilt hatte, war im Stande, die
                              Einwirkung des
                              Sauerstoffs dieser Luft auf einen mit Jodkaliumkleister bestrichenen Papierstreifen
                              gänzlich zu verhindern; erst als der Streifen wieder aus dem ammoniakalischen Raume
                              entfernt war, fing er an sich blau zu färben. (Medical Times
                                 and Gazette; durch Wittstein's
                              Vierteljahresschrift, Bd. XII S. 536.)
                           
                        
                           Professor Morgan's Methode der
                              Conservirung des Fleisches.
                           In dem Weekly Agricultural Review empfiehlt Professor Morgan in Dublin eine neue Methode der Conservirung des
                              Fleisches, die, wenn überhaupt so leicht und sicher ausführbar, wohl empfehlenswerth
                              seyn dürfte, und die wir nach genannter Quelle kurz beschreiben wollen.
                           Das Thier wird, wie gewöhnlich, durch einen Schlag vor den Kopf getödtet, auf den
                              Rücken gelegt, die Brust und der Herzbeutel werden alsdann geöffnet. In die rechte
                              und linke Herzkammer wird demnächst eine Oeffnung gemacht, das Thier aber so
                              umgedreht, daß das Blut leicht ausfließen kann. Hierauf soll in die Oeffnung der
                              linken Herzkammer ein mit einem Hahne versehenes Rohr so weit eingeführt werden, bis
                              es mit der Spitze in der Aorta (Hauptschlagader) steckt, in der es mit einer Schnur
                              dicht am Herzen, so daß auch die Lungenarterie mitgefaßt wird, festzubinden ist. Mit
                              diesem wird ein zweites, 18–20 Fuß langes, 3/4 Zoll weites Rohr verbunden
                              welches mit einem Gefäße in Verbindung steht, das so hoch aufgestellt ist, wie das
                              Rohr lang ist. In diesem Gefäße befindet sich Salzlacke, worin etwas Salpeter
                              aufgelöst ist. Sobald der Hahn geöffnet wird, strömt die Flüssigkeit mit größter
                              Schnelligkeit durch alle Gefäße und tritt schon nach 15 Secunden aus der rechten
                              Herzkammer wieder aus. Diese Operation wird ausgeführt, um alle Gefäße des Thieres
                              für die Aufnahme der eigentlichen Conservirungsflüssigkeit vorzubereiten. Letztere
                              besteht aus Salzwasser, zu welchem auf den Centner 1/4–1/2 Pfd. Salpeter, 2
                              Pfd. Zucker, etwas Gewürz und 1 Loth einbasische Phosphorsäure gesetzt ist; die
                              Infiltration geschieht auf gleiche Weise; auch ist es vortheilhaft, wenn die
                              Flüssigkeit zum Kochen erhitzt ist. Die kochende Flüssigkeit coagulirt das in den
                              Gefäßen enthaltene Eiweiß, indem diese Wirkung durch die Phosphorsäure noch
                              bedeutend erhöht wird. So vorbereitete Thiere sollen sich ganz vorzüglich
                              conserviren. Daß das Fleisch viel saftiger bleibt, versteht sich von selbst, da bei
                              der gewöhnlichen Art des Einsalzens die Fleischflüssigkeit durch das Salz
                              ausgezogen, das Fleisch also ausgetrocknet wird. (Wochenblatt zu den preußischen
                              Annalen der Landwirthschaft, 1864, Nr. 29.)
                           
                        
                           Mittel, um der Nachahmung von Banknoten vorzubeugen; von Fr.
                              Storer.
                           Da die Fälscher sich meist der Photographie zum Nachahmen der Bankbillets bedienen,
                              so druckt man gegenwärtig in den Vereinigten Staaten von Nordamerika die Schrift mit
                              Farben, die einen photographischen Abdruck davon, wenn nicht unmöglich, doch
                              außerordentlich schwierig machen. Zeigt eine Banknote nur schwarze Schrift und
                              Verzierungen, so ist es höchst einfach, mit Hülfe der Photographie die Note mit
                              größter Genauigkeit zu reproduciren. Findet sich aber neben der schwarzen Schrift
                              noch rothe, so ist der Fälscher genöthigt, die rothe Schrift auszulöschen, ehe er
                              das Uebrige photographisch vervielfältigt, weil sonst das Roth als Schwarz
                              erscheinen würde. Erst nachher wird durch irgend ein Verfahren die rothe Schrift
                              eingedruckt. Die früher angewendeten Farben ließen sich sämmtlich mit Leichtigkeit
                              auslöschen oder zerstören, bis die Anwendung des grünen Chromoxyds vorgeschlagen wurde, welches den chemischen Agentien so gut wie
                              Druckerschwärze widersteht. Seitdem das Chromoxyd für die Staatsbanknoten der Union
                              und für viele Privatbanken adoptirt wurde, trifft man viele amerikanische
                              Bankbillets in grüner Schrift. Das Chromgrün widersteht allen Säuren, mit Ausnahme
                              der Salpetersäure, welche aber auch das Papier zerstört. Das einzige Mittel, die
                              grüne Schrift zu beseitigen, besteht in der Verseifung des Oeles, das zur Befestigung des
                              Chromoxyds auf dem Papier diente; da aber die Druckerschwärze nichts anderes ist als
                              Kohlenstoff, fixirt durch das nämliche Oel, so ist es einleuchtend, daß jedes Agens,
                              welches die grüne Schrift wegnimmt, auch die schwarze angreifen wird. Zur größeren
                              Sicherheit wird die grüne Schrift über die schwarze gedruckt, und diese Methode als
                              ein unüberwindliches Hinderniß gegen die photographische Fälschung betrachtet. (Répertoire de Chimie appliquée, 1863 p. 109; Wagner's
                              Jahresbericht für 1863, S. 623.)
                           
                        
                           Verwendung von Birkenschwämmen zum Ersatze der
                              Streichriemen.
                           Commerzienrath Fink in Darmstadt macht im Gewerbeblatt für
                              das Großherzogthum Hessen darauf aufmerksam, daß die an Birkenbäumen vorkommenden
                              Schwämme ein vorzügliches Material zum Ersatze der Streichriemen beim Abziehen von
                              Rasirmessern etc. bieten. Die Birkenschwämme haben oft bis zu 12'' im Durchmesser
                              und sind an den stärkeren Stellen 3–4'' dick. Die Masse ist vollkommen weiß,
                              dicht, sehr leicht, auch in getrocknetem Zustande noch elastisch und läßt sich
                              sowohl mit der Säge als mit scharfem Messer zerschneiden; kurze Zeit in Wasser
                              gelegt, wird sie so weich, daß sie bleibende Eindrücke annimmt. Um die
                              Birkenschwämme als Abziehmaterial, anstatt der Streichriemen, gegen welche sie
                              entschiedene Vorzüge haben, zu verwenden, trocknet man sie und schneidet sie dann
                              mittelst einer feinen scharfen Säge in etwa 1''' dicke Furnüre, welche auf eine
                              Holzunterlage geleimt werden. Sodann reibt man auf die geebnete Fläche der
                              Birkenschwammfurnüre feines Eisenoxyd, das mit einem Zinnstücke so lange geglättet
                              wird, bis eine bläuliche Farbe sich zeigt. Die so erhaltene Fläche ist zum Abziehen
                              der Rasirmesser etc. fertig und vorzüglich geeignet. Die geglättete Fläche des
                              Birkenschwammes bildet auch schon für sich, ohne Einreibung mit Eisenoxyd, oder wenn
                              man sie nur mit einem Zinnstücke reibt, eine gute Abziehfläche.
                           Von dem Xylographen Pfnor werden die Birkenschwämme auch
                              als das beste Material für Wischer zum Zeichnen empfohlen, das dem Leder weit
                              vorzuziehen sey. Kleine Stückchen des Schwammes in einen Stiel gefaßt und mit einem
                              scharfen Messer zugeschnitten, geben sehr elastische und weiche Wischflächen.
                           
                        
                           Erkennung von Getreidemehl oder Stärkemehl in der Chocolade
                              und Cacaomasse; von Payen.
                           Der Verfasser hat beobachtet, daß die aus sehr feinen und schwach zusammenhängenden
                              Körnern bestehenden Stärkemehlarten von Jod nur violett gefärbt werden. Zu diesen
                              gehört auch das Stärkemehl der Cacaobohne, daher es auch, obgleich 10 Proc. und mehr
                              betragend, mehrfach darin übersehen worden ist. Man kann daher mit Stärke- oder
                              Getreidemehl verfälschte präparirte Cacaomasse leicht an der durch Jod entstehenden
                              tiefblauen Färbung erkennen. (Journal de Pharmacie et de
                                 Chimie, t. XLI p. 367; durch die Zeitschrift
                              für analytische Chemie, 1863 S. 444.)