| Titel: | Waterman's Dampfmaschine. | 
| Fundstelle: | Band 176, Jahrgang 1865, Nr. LI., S. 170 | 
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                        LI.
                        Waterman's Dampfmaschine.
                        Aus der deutschen Industriezeitung, 1865, Nr.
                              7.
                        Mit Abbildungen auf Tab.
                              III.
                        Waterman's Dampfmaschine.
                        
                     
                        
                           Waterman in New-York, der sich seit langer Zeit mit
                              Versuchen über die günstigste Anordnung der Dampfmaschinen und die vortheilhafteste
                              Verwendung des Wasserdampfes beschäftigt, stellt als Resultate seiner Versuche
                              folgende Sätze auf: 1) Bei allen Condensationsdampfmaschinen erhält man je nach
                              ihren Dimensionen nur 1/4–1/2 der mechanischen Leistung, welche dem im Kessel
                              verdampften Wasser entspricht und dieser Verlust wird, selbst wenn Cylinder und
                              Dampfleitungsröhren gut mit nicht wärmeleitenden Substanzen umwickelt sind,
                              hauptsächlich durch die Wärmestrahlung nach Außen und die daraus folgende
                              Dampfcondensation bewirkt. 2) Der Dampf, der sich in Folge dieses Wärmeverlustes im
                              Cylinder condensirt hat, verdampft wieder, wenn der Druck im Cylinder aus irgend
                              einer Ursache, z.B. Expansion, abnimmt und führt in Folge der latenten Wärme, die er
                              dazu nöthig hat, einen neuen Wärmeverlust herbei. 3) Ein großer Verlust findet in
                              dem mit einem Dampfmantel umgebenen Cylinder statt, wenn der gesammte Cylinder mit
                              den zugehörigen Theilen von Dampf umgeben ist, der dieselbe Temperatur wie der im
                              Cylinder befindliche besitzt; da der innere Theil des Cylinders die halbe Zeit über
                              den Dämpfen des Condensators ausgesetzt ist, welche eine niedrige Temperatur und
                              niedrige Spannung besitzen, so werden diese kälteren Dämpfe dem wärmeren Metall
                              Wärme entziehen; ist Wasser vorhanden, so wird es im Verhältniß dieses verminderten
                              Druckes verdampft werden und einen großen Theil der Wärme absorbiren, welche das
                              Metall des Cylinders besitzt. Außerdem wird durch den Gegendruck, welchen der so erzeugte Dampf auf den
                              Kolben ausübt, Verlust herbeigeführt werden. 4) Der überhitzte Dampf im Mantel
                              besitzt nicht Wärme genug, um den Verlust zu ergänzen, der durch die Condensation
                              und die zweite Verdampfung herbeigeführt wird, sobald seine Temperatur nur so hoch
                              ist, daß das Metall, aus dem der Cylinder, Kolben und Schieber bestehen, nicht
                              Schaden leidet.
                           Um nun die Leistungsfähigkeit des Dampfes möglichst auszunutzen, stellt Waterman die inneren Cylinderflächen, mit denen der
                              Betriebsdampf in Berührung kommt, aus dünnem Metall her, während die dem dünnen
                              Metall gegenüber liegenden Flächen auf höherer Temperatur als der des
                              Betriebsdampfes erhalten werden. In Folge der geringen Dicke des Metalls und der
                              hohen Temperatur des Dampfes, der mit dessen Außenfläche in Berührung ist, wird die
                              Condensation vollständig gehindert und die Wassertheilchen, die sich etwa im
                              Cylinder anhäufen, werden sofort verdampft.
                           Fig. 6 zeigt
                              den Waterman'schen Dampfcylinder im Längendurchschnitt,
                              Fig. 7 im
                              Querschnitt nach dem Dampfaustrittsrohre, Fig. 8 einen
                              Längendurchschnitt des Erhitzers, der den Cylinder umgibt, nach Entfernung der
                              inneren Platten, Fig. 9 den Grundriß, Fig. 10 einen
                              Querschnitt, Fig.
                                 11 eine Endansicht desselben, Fig. 12 links den
                              Grundriß des Erhitzers auf dem hinteren Boden des Cylinders nach Entfernung der
                              Platte, Fig.
                                 13 und 14 endlich Durchschnitte der Stangen und Gürtel, welche das Gerüst des
                              den Cylinder umgebenden Erhitzers bilden.
                           A ist der Dampfcylinder, B
                              (Fig. 6
                              und 7)
                              Dampfrohr und Dampfkammer. Alle Außenflächen dieser Theile können von einem
                              Dampfmantel umgeben seyn, dessen Dampf dem Kessel der Maschine entnommen wird. Das
                              condensirte Wasser, das sich im Dampfrohre ansammelt, sowie das mechanisch mit
                              fortgerissene, wird in einer Kammer, die mit dem Dampfrohre verbunden ist,
                              aufgefangen, bevor der Dampf in die Dampfkammer gelangt. An jedem Ende des inneren
                              Cylindertheiles liegen auf den Böden Ueberhitzer c,
                              deren Wandungen aus 2 1/2 Millimeter starkem Stahlblech bestehen. Zwischen den
                              Stahlblechen liegt ein schmiedeeiserner Ring b von 32
                              Millimeter Dicke, dessen äußerer Durchmesser der Cylinderbohrung gleich ist. Die
                              Stahlplatten werden auf dem Ringe durch Niete d (Fig. 12) von
                              10 Millimeter Durchmesser befestigt, die im Mittel 30 Millimtr. von einander
                              abstehen. Man bildet so eine wasserdichte Scheibe, deren Durchmesser der lichten
                              Weite des Cylinders gleich ist. Verstärkt wird diese Scheibe durch Bolzen e, e von 10 Millimeter Dicke, die 35 Millimeter von
                              einander abstehen. Die Scheibe, die auf den vorderen oder oberen Cylinderboden zu
                              liegen kommt, erhält in der Mitte einen kleinen Ring, der eine Durchgangsöffnung für
                              die Kolbenstange n übrig läßt. In die großen Ringe sind
                              zwei Löcher g, g (Fig. 6) von 12 Millimeter
                              Durchmesser vom äußeren Rande bis 10 Millimeter vom innern gebohrt und zwei Röhren
                              h, h', die durch die Cylinderböden gehen und durch
                              die äußere Stahlplatte bis zu den Löchern eingeschraubt sind, gestatten eine
                              Verbindung mit dem Innern des Erhitzers. Das Rohr h
                              steht mit dem Dampfraume eines kleinen Kessels in Verbindung, der Dampf von einer um
                              50–55° C. höheren Temperatur liefern kann, als die des
                              Betriebsdampfes; das Rohr h' stellt die Verbindung mit
                              dem Wasserraume des Hülfskessels her, der niedriger liegen muß als die Röhren h, h'. Kann das nicht geschehen, so müssen die Röhren
                              mit einem geschlossenen Gefäße verbunden werden, aus dem die Condensationswässer
                              durch eine Druckpumpe in den Kessel geschafft werden können. Im Innern des Cylinders
                              liegt ein Erhitzer, der aus zwei Stahlcylindern von 2 1/2 Millimeter Stärke besteht
                              Die einzelnen Theile desselben liegen auf mehreren Längsstäben z, z und drei Gürteln y, y
                              (Fig. 8)
                              auf. Die Längsstäbe können 7 Centimeter Breite auf 3 Centimeter Dicke und auf den
                              breiten Flächen 5 Millimeter hohe Rippen erhalten. Von den Enden und der Mitte
                              dieser Stäbe gehen auf zwei Seiten Arme m, m (Fig. 12 und
                              13) von
                              30 Millimeter im Quadrat aus, die so lang sind, daß sie nach dem Biegen ein Viertel
                              des Kreisumfanges bilden. Sie sind die Elemente der Gürtel y,
                                 y und bilden mit den Längsstäben das Gerüst, auf welches die Stahlbleche
                              aufgenietet werden. Um den cylindrischen Erhitzer vollständig dampfdicht zu machen,
                              werden die Längsstäbe, wie erwähnt, auf beiden Seiten mit Rippen versehen, die sehr
                              genau und einander parallel mit der erforderlichen Krümmung auf die Stellen zu
                              liegen kommen, wo die Bleche angenietet werden. Die Platten erhalten die ganze
                              Cylinderlänge, werden sorgfältig geglättet und planirt, und an den Längsrändern
                              unter circa 70° abgehobelt.
                           Sind dann die Platten auf die Gürtel und Stäbe aufgenietet, so werden die Rippen
                              schräg über die Ränder gestaucht und so völlig dampfdichte Verbindungen hergestellt;
                              die Rippen werden dann ausgehämmert und nach der Cylinderkrümmung gefeilt. Die
                              äußersten Gürtel haben Ausschnitte, welche drei Seiten der Oeffnungen im Erhitzer
                              bilden, wie in Fig.
                                 6 punktirt angegeben; die vierte Seite der Oeffnungen wird durch den Boden
                              des Erhitzers c gebildet. Die Nietknöpfe sind alle
                              versenkt und nach der Krümmung der Wände abgefeilt.
                           
                           Der mittlere Gürtel und die Längsstäbe sind bei l', l'
                              mit Löchern zur Aufnahme der Röhren h₂ und h₃ (Fig. 7 und 8) versehen, von denen die
                              eine nach dem Hülfsdampfkessel und die andere nach dem oben erwähnten geschlossenen
                              Gefäße ganz ähnlich geführt sind, wie die Röhren h und
                              h' für die Bodenerhitzer. Von einer Platte zur
                              andern gehen zwischen den Nieten Bolzen e von 10
                              Millimeter Durchmesser und 36 Millimeter Abstand, die in Mennige verschraubt und an
                              den Köpfen nach der Flächenkrümmung abgefeilt sind. Die Fugen um die Oeffnungen
                              zwischen Cylinder und Erhitzer sind mit Werg, das mit Mennige gesättigt ist,
                              abgedichtet.
                           Ob die Construction in der hier beschriebenen Weise schon ausgeführt ist, wissen wir
                              nicht; möchten aber, bei aller Anerkennung des Princips, doch fast bezweifeln, daß
                              sie sich praktisch bewähren wird. Statt des Wasserdampfes kann man für die Erhitzer
                              auch warme Luft oder Gas anwenden, der Dampf scheint aber vorzüglicher zu seyn.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
