| Titel: | Ueber grüne Farben auf Wolle mit Chromoxydbasis. | 
| Fundstelle: | Band 176, Jahrgang 1865, Nr. XCIV., S. 310 | 
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                        XCIV.
                        Ueber grüne Farben auf Wolle mit
                           Chromoxydbasis.
                        Ueber grüne Farben auf Wolle mit Chromoxydbasis.
                        
                     
                        
                           Zur Erzeugung grüner Farben auf Wolle benutzt man einerseits Mischungen von
                              Indigocarmin oder schwefelsaurem Indigo mit gelben Farbstoffen, wie Gelbholz,
                              Pikrinsäure, Curcuma, Wau, Quercitron; anderseits erhält man dieselben mit
                              Chromoxyd, und zwar demselben für sich allein oder in Verbindung mit den oben
                              genannten blauen und gelben Pigmenten. Für erstere Methode der Chromgrünfärberei
                              finden wir in dem von Th. Grison im J. 1860 zu Ronen
                                 herausgegebenen Werke: Le Teinturier au 19e
                                    siècle en ce qui concerne les tissus où la
                                    laine est la substance textile prédominante
                              Von Grison's Werk
                                    erschien unter dem Titel „Handbuch über die Färberei wollener und
                                          gemischter Zeuge“ eine deutsche Uebersetzung von Dr. Ch. H. Schmidt,
                                       Weimar 1861 im Verlag von C. J. Voigt; die dem
                                    französischen Original beigegebenen gefärbten Zeugproben (mit Wolle als
                                    vorwaltendem Faserstoff) fehlen aber in der deutschen Bearbeitung
                                    desselben. nachstehendes Verfahren:
                           
                        
                           Grün mit Chromoxyd.
                           Man stellt in einem Bottich ein Bad an mit 100 Grammen Oxalsäure auf's Stück und
                              doppelt-chromsaurem Kali in mehr oder weniger großer Quantität, je nachdem man eine
                              mehr oder weniger dunkle Nüance erlangen will. Nachdem Alles gut aufgelöst ist, geht
                              man mit den Zeugstücken ein, behandelt sie 35–40 Minuten lang bei 55°
                              oder 60° Cels., dann hebt man sie auf den Haspel, und nachdem sie gut
                              abgetropft sind, nimmt man sie heraus und zieht sie zweimal nach der Breite aus. In
                              diesem Zustande ist der Zeug gelb; man passirt ihn zum Grünfärben durch ein zweites
                              Bad, welches 5 Kilogrm. schwefligsaures Natron – oder an deren Stelle 10
                              Liter Schwefelsäure und 100 Gram. arsenige Säure – auf's Zeugstück von 11
                              Kilogrammen Gewicht
                              enthält. Man behandelt in diesem Bade das aus dem chromsauren Bade kommende
                              Zeugstück bis es vollkommen grünlich geworden ist. Wenn die erlangte Nüance nicht
                              dunkel genug ist, so passirt man das Zeugstück zum zweitenmal durch das Bad von
                              chromsaurem Kali und auf gleiche Weise durch das Reductionsbad.
                           Die Nüancen, welche das grüne Chromoxyd gibt, sind nicht leicht und schön (ne sont pas franches), aber sehr haltbar.
                           Wie aus letzterer Bemerkung Grison's hervorgeht und schon durch den auf dem Stoffe erzeugten
                              Farbkörper – Chromoxyd – angezeigt ist, können auf diesem Wege niemals
                              dunkle Nüancen, am allerwenigsten satte Töne mit blaugrüner Färbung hergestellt
                              werden. Diese erhält man jedoch durch Auffärben der mit Chromoxyd imprägnirten Zeuge
                              mit Gelbholz und Indigocarmin nach folgendem, der Redaction des polytechn. Journals
                              von einem tüchtigen Fachmann mitgetheilten, der Ausübung im größeren Fabrikbetriebe
                              entnommenen und nachhaltig bewährt gefundenen Verfahren.
                           Für 50 Pfd. reine Wolle nimmt man:
                           
                              
                                 1 1/2
                                 Pfund
                                 doppelt-chromsaures Kali,
                                 
                              
                                 6
                                 „
                                 eisenfreien Alaun,
                                 
                              
                                 1
                                 „
                                 Zinnsalz,
                                 
                              
                                 1
                                 „
                                 Schwefelsäure.
                                 
                              
                           Hiermit laßt man die Wolle kochen und färbt sie den folgenden Tag auf einem reinen
                              Bade mit
                           3 Pfund Gelbholz, je nach der gewünschten Nüance mit
                           6–12 Pfund Indigocarmin, und
                           4 Pfund Kochsalz aus.
                           Nachdem die Wolle hiermit zwei Stunden gekocht hat, ist sie fertig, und nachdem sie
                              zuvor gespült ist, zur weiteren Fabrication sofort zu verwenden.
                           Durch Abänderung der Verhältnisse von Indigocarmin und Gelbholz hat man es natürlich
                              in der Hand, jede gewünschte Nüance mit Hervorhebung der blauen oder gelben
                              Schattirung zu erzielen.
                           Die so erhaltene grüne Farbe, welche dem Anilingrün an Schönheit ziemlich
                              gleichkommt, ist vollkommen walk- und luftächt, besitzt einen angenehmen Lüster und zeichnet
                              sich überhaupt durch reinen satten Ton und lebhafte Frische des Colorits aus.
                           
                              E. D.