| Titel: | Untersuchungen über das Wollhaar; von M. Elsner von Gronow. | 
| Fundstelle: | Band 176, Jahrgang 1865, Nr. XCV., S. 311 | 
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                        XCV.
                        Untersuchungen über das Wollhaar; von M. Elsner von Gronow.Aus dem Wochenblatt zu den preußischen Annalen der Landwirthschaft, 1864 Nr. 37
                                 und 1865 Nr. 16.
                           
                        Mit Abbildungen.
                        Elsner, Untersuchungen über das Wollhaar.
                        
                     
                        
                           Diesen Untersuchungen wurden theils Wollen meiner eigenen Heerde, theils
                              Negretti-Wollen aus Schlesien und Pommern, Rambouillets, Mouchamps, Kreuzungen
                              zwischen Rambouillets und Negrettis, sowie zwischen Mouchamps und Negrettis,
                              Merino-Wollen vom Cap der guten Hoffnung, dergleichen aus Nordamerika, Südamerika,
                              Australien, Rußland, Volhynien, Polen und Ungarn, Cordovawolle aus Südamerika,
                              Leicester und Lincolnshire aus Canada und England, ostindische, afrikanische,
                              Zackel-, Zigaja und deutsche Landwollen unterworfen.
                           Mit der Entfettung durch Schwefelkohlenstoff giengen mikroskopische Beobachtungen und
                              directe Messungen der Stärke des Wollhaares Hand in Hand; noch sind diese
                              Untersuchungen nicht vollendet, da ein reiches Material vorliegt, welches geprüft
                              seyn will, und jede einzelne der Operationen, namentlich aber die Messungen
                              bedeutende Zeit in Anspruch nehmen, die dem Landwirth nicht immer zur Verfügung
                              steht; dennoch aber sind einige so interessante Thatsachen zum Vorschein gekommen,
                              daß es sich wohl lohnt, schon jetzt darauf aufmerksam zu machen.
                           
                        
                           I. Mikroskopische Untersuchung des
                                 Wollhaars.
                           Was hierbei zuerst die mikroskopischen Untersuchungen anlangt, so zeigen die
                              Schafracen dreierlei verschiedene Haare:
                           1) Das gewöhnliche Haar; es präsentirt sich unter dem Mikroskope, auch bei rein
                              weißer Färbung, als ein undurchsichtiger höchstens an den Rändern durchscheinender
                              Cylinder, und bildet die natürliche Bedeckung des Schafes der tropischen Zone des
                              Demman, Zunu, Coquo Afrika's, des Ovis guineensis. Bei
                              den übrigen Schafracen tritt es nur am Kopf und den Füßen auf, oder als fehlerhaftes
                              Stichelhaar im Vließe.
                           2) Das gemeine Wollhaar; es ist durchscheinend und liegt bei gefärbten schwarzen,
                              grauen oder braunen Haaren die Farbe oft in einem sonst farblosen Hauptkörper wolkig
                              in der Mitte des Cylinders. Das gemeine Wollhaar ist mit unregelmäßigen Schuppen
                              bedeckt, welche oft deutlich hervortreten, oft auf dem dunkleren Hauptkörper sich nur als helle Linien
                              abzeichnen, manchmal auch das Haar becherförmig umgeben.
                           3) Der Flaum; er unterscheidet sich von dem gewöhnlichen Wollhaar dadurch, daß die
                              Schuppen in ziemlich regelmäßigen Entfernungen das Haar stets becherförmig
                              umschließen, wobei sich die Schuppen manchmal spiralförmig um das Haar legen wie
                              beim Hasenflaum; je edler der Flaum, desto regelmäßiger ist die becherförmige
                              Bildung und desto geringer die Entfernung der einzelnen Schuppen von einander.
                           Das gemeine Wollhaar tritt als Oberhaar bei verschiedenen Schafracen auf, z.B. den
                              ostindischen Schafen, den Wollen von Cordova aus Südamerika, den Donskoi, Krimmer
                              und Zigaier Wollen, als reine Bedeckung des Thieres beim Landschaf und
                              Leicester.
                           Der Flaum zeigt sich gleichzeitig mit dem gemeinen Wollhaar bei den ersten der
                              obengenannten Racen und bildet beim edlen Merino dessen ausschließliche Bedeckung;
                              das Merinoschaf ist also ein flaumtragendes Schaf, auf welches sich die englische
                              Bezeichnung Down-Sheep im vollsten Umfange anwenden ließe, da Down Flaum heißt.
                           Bei Kreuzungen zwischen Merinos und gemeinen Landschafen wird das gemeine Wollhaar
                              successive in den Merinocharakter übergeführt oder umgekehrt von demselben
                              entfernt.
                           Der Flaum ist immer bedeutend feiner wie das eigentliche Wollhaar, in 1/1000 Linien
                              angegeben, finden wir nachstehende Differenzen.
                           Es zeigt:
                           
                              
                                 das Oberhaar von Cordova-Wolle
                                 28,89
                                 Differenz
                                 10,74
                                 
                              
                                 das Unterhaar derselben
                                 18,15
                                 
                                 
                                 
                              
                                 das Oberhaar von ostindischer Wolle
                                 30,68
                                 „
                                 15,81
                                 
                              
                                 das Unterhaar derselben
                                 14,87
                                 
                                 
                                 
                              
                                 das Oberhaar von Donskoi-Wolle
                                 25,8
                                 „
                                 11,62
                                 
                              
                                 das Unterhaar derselben
                                 14,18
                                 
                                 
                                 
                              
                                 das Oberhaar von Donskoi-Winterwolle
                                 29,00
                                 „
                                 15,34
                                 
                              
                                 das Unterhaar derselben
                                 13,66
                                 
                                 
                                 
                              
                                 das Oberhaar von Donskoi-Sommerwolle
                                 21,00
                                 „
                                 12,30
                                 
                              
                                 das Unterhaar derselben
                                   8,7
                                 
                                 
                                 
                              
                                 das Oberhaar von Krimmer Sommerwolle
                                 24,6
                                 „
                                 15,10
                                 
                              
                                 das Unterhaar derselben
                                   9,5
                                 
                                 
                                 
                              
                                 das Oberhaar von Chersoneser Hutwolle
                                 33,2
                                 „
                                 18,90
                                 
                              
                                 das Unterhaar derselben
                                 14,3
                                 
                                 
                                 
                              
                                 das Oberhaar v. bessarabischer schwarzgrauer Wolle
                                 35,3
                                 „
                                 18,20
                                 
                              
                                 das Unterhaar derselben
                                 17,1
                                 
                                 
                                 
                              
                                 
                                    
                                    
                                 
                              
                                 das Oberhaar von Zigaier Wolle
                                 17,71
                                 Differenz
                                 4,81
                                 
                              
                                 das Unterhaar derselben
                                 12,90
                                 
                                 
                                 
                              
                                 das Oberhaar von Lincolnshires
                                 18,90
                                 „
                                 6,40
                                 
                              
                                 das Unterhaar derselben
                                 12,50
                                 
                                 
                                 
                              
                           Bei denjenigen Schafen, welche ein starkes Oberhaar und einen feinen Flaum tragen,
                              Schafen, die in der Regel zweischürig behandelt werden, wechselt übrigens die
                              Qualität des feinen Flaums mit der Jahreszeit.
                           
                              
                                 Donskoi
                                 Winterzackel gibt
                                 
                                    circa
                                    
                                 60 Proc.
                                 Flaum
                                 und
                                 40 Proc.
                                 Oberhaar,
                                 
                              
                                 „
                                 Sommerzackel „
                                 „
                                 52 Proc.
                                 „
                                 „
                                 48 Proc.
                                 „
                                 
                              
                           Doch mag dieß Verhältniß sehr vielen Variationen unterworfen seyn, die schwierig zu
                              ermitteln sind, da Flaum und Oberhaar sich nur durch Auslesen der einzelnen Haare
                              absolut genau trennen lassen, immer aber bedingt das größere oder geringere
                              Vorkommen des Flaums, seine größere oder geringere Differenz vom Oberhaar auch
                              verhältnißmäßige Unterschiede im Preise.
                           Das Merinoschaf ist ein rein flaumtragendes Schaf, und wird hierdurch sein hoher
                              Wollwerth bedingt; bei seiner Züchtung muß daher Alles vermieden werden, wodurch der
                              Charakter des gemeinen Wollhaares wieder hervorgerufen wird. Daher sind auch haarig
                              geborene Lämmer wahrscheinlich zu Züchtungszwecken von Merinowolle nicht so
                              werthvoll, wie ohne Haare geborene. In der Haarbildung beim Lamm zeigt die Natur
                              meiner Ansicht nach schon eine Neigung, von der edlen Wollbildung abzugehen.
                           Da aller Flaum weniger tief in der Haut wurzelt als das Oberhaar, was man beim
                              Spalten der Felle der Pelzthiere anwendet, um die Oberhaare zu entfernen, so kann
                              ein dünnes Fell immer noch reichlich Merinohaar produciren, wenn es auch für
                              gemeines Wollhaar nicht mehr hinreichenden Boden darbieten würde.
                           Für den Fabrikanten bedingt weniger die Feinheit der Wolle als ihr Charakter den
                              Werth; bei ausgesprochenem Charakter entscheidet dann der Waschverlust.
                           Das Mikroskop bietet außerdem ein untrügliches Mittel, um aus der Stärke der
                              einzelnen Wollhaare, wie aus ihrem Charakter die Art der Züchtung zu bestimmen.
                           Bei Kreuzungen mit gemeinen Schafen und Merinos kann man noch durch viele
                              Generationen den Einfluß der einen oder der anderen Race verfolgen, sowie bei
                              Kreuzungen der Merinos unter sich den Einfluß der Eltern, da in der Feinheit der
                              Wolle das Kreuzungsproduct immer das arithmetische Mittel zwischen Vater und Mutter
                              hält. Nachstehendes wird als Beleg zu meiner Ansicht dienen.
                           Die durchschnittliche Feinheit der in Nordamerika, Südamerika und Australien
                              verwendeten Merinos ist in Tausendstel Linien 10,62, 10,77, 10,55, 10,56; also
                              10,62. Tertia Metis von Montevideo mißt 14,925, hinzu 10,62 addirt gibt 25,545, die
                              Hälfte hiervon ist 12,772. Secunda Metis von Montevideo maß 12,79, was genau jenem
                              Satze entspricht. Rambouillet von Ranzin maß 10,2; Negretti von Ranzin 9,0; Summa
                              19,2. Eine Kreuzung von Rambouillet und Negretti, die wir ebenfalls der Güte des
                              Hrn. v. Homeier verdankten,
                              9,4. Das arithmetische Mittel wäre 9,6 gewesen, da aber die Eltern nicht gerade
                              vorlagen, so entspricht das Resultat dem allgemeinen Satze genau genug. Secunda
                              Metis von Montevideo maß 12,79, Merino 10,62, die Summe ist 23,41, die Hälfte
                              hiervon 11,70. Prima Metis von Montevideo maß 11,83 effectiv, auch hier dasselbe
                              Ergebniß.
                           Je heterogener nun die Kreuzung ist, desto größer ist die Differenz der Feinheit der
                              einzelnen Haarbündel, die zusammen einen Wollsträhn bilden, in der Wolle folgen
                              nämlich immer gröbere und feinere Haarbündel aufeinander.
                           Sehr homogen war z.B. eine Kreuzung zwischen Gevrolles und Negretti des Hrn.
                              v. Homeier, in welcher die
                              feinen Bündel 7 und 8, die groben 9 und 9,5 Tausendstel Linien zeigten, heterogen
                              einer anderen Kreuzung desselben Herrn zwischen Rambouillet und Negretti, in welcher
                              die feinen Bündel 8, 8,5 und 9, die groben 12, 14,5 und 15 ergaben.
                           Bei der Negretti-Züchtung desselben Herrn zeigt eine Mutter in nachstehender
                              Reihenfolge 10,25, 11,5, 13, 8, 6,5, 7,5; eine andere 9, 7, 10, 11, 11, 11, 9, 8,
                              9,5, 8,5. Letztere, obgleich durchschnittlich eine Kleinigkeit gröber, ist doch
                              besser und homogener gezüchtet wie die erstere.
                           Sehr schön gezüchtet erwies sich eine Wolle vom Cap der guten Hoffnung, welche
                              durchschnittlich 8,22 Tausendstel Linien maß, und deren feine Bündel, 6, 7 1/2, 8,
                              die groben 8 1/4, 8 1/2, 9 1/2, 10 zeigten; während Merino-Wollen aus Buenos-Ayres
                              und Montevideo ihre Negretti-Abstammung sofort durch ihre größeren Differenzen im
                              Haar darthaten, – große Differenzen im Haar sind nämlich ein
                              Hauptunterscheidungsmerkmal zwischen Negretti- und Escurial- oder Electoral-Wollen,
                              bei welchen letzteren dieselben stets kleiner sind; dieß zeigen recht deutlich
                              russische Wollen, welche noch mit altem Heller'schen und
                              Lichnowski'schen Blut gezüchtet sind; z.B.
                              Odessa-Wolle mit 8, 7,75, 8, 7, 9, 9, 7,5, 7, 8,5, 8, 7,5 und andere, während bei sehr feinen schönen
                              Negretti-Heerden Differenzen von 4 bis 8 Tausendstel Linien zwischen Wollhaaren
                              desselben Strähns oft vorkommen und sogar zur Regel gehören.
                           Die beigegebenen Holzschnitte zeigen in Fig. 1, 2 und 3 die Structur
                              des gemeinen Wollhaars bei den verschiedenen Wollsorten, in Fig. 4 Hasenflaum, in Fig. 5 ein
                              Mestizhaar im Uebergangsstadium aus der ordinären Woll- zur Flaumbildung, in Fig. 6 Flaum von Donskoi-Wollen zu dem ordinären Haar
                              Fig. 1 gehörig, in Fig.
                                 7, 8, 9 und
                              10 edle Wollhaare verschiedener Typen mit der
                              diesem Haar eigenthümlichen Flaumbildung; die Vergrößerung ist ungefähr 350fach,
                              doch kein ganz genauer Maaßstab beim Zeichnen eingehalten.Fig. 1, Donskoi Oberhaar; Fig. 6, Donskoi Flaum; Fig. 2, Pommersches Landschaf; Fig. 3, Lincolnshire; Fig. 4, Hasenflaum, stark vergrößert; Fig. 5, Kreole, erste Kreuzung mit Merino; Fig. 7, Merino; Fig.
                                       8, Escurial; Fig. 9,
                                    Gevrolles-Negretti; Fig. 10, Merino
                                    (Negretti)-Haar mit darin sitzendem Fettkörper
                              
                           
                              
                              Fig. 1., Bd. 176, S. 315
                              
                           
                              
                              Fig. 6., Bd. 176, S. 315
                              
                           
                              
                              Fig. 4., Bd. 176, S. 315
                              
                           
                              
                              Fig. 2., Bd. 176, S. 315
                              
                           
                              
                              Fig. 3., Bd. 176, S. 315
                              
                           
                              
                              Fig. 7., Bd. 176, S. 315
                              
                           
                              
                              Fig. 8., Bd. 176, S. 315
                              
                           
                           
                              
                              Fig. 10., Bd. 176, S. 316
                              
                           
                              
                              Fig. 5., Bd. 176, S. 316
                              
                           
                              
                              Fig. 9., Bd. 176, S. 316
                              
                           
                        
                           II. Verlust der Wollen bei der
                                 Entfettung durch Schwefelkohlenstoff.
                           Ebenso interessant wie die Beobachtung des Wollhaares durch das Mikroskop, eine
                              Beobachtung, welche mehr für den Züchter als für den Fabrikanten Werth hat, ist die
                              Entfettung der Wolle durch Schwefelkohlenstoff, welche für beide von der größten
                              Wichtigkeit ist. Nachstehende Tabellen zeigen einige Entfettungsresultate und zwar
                              Tabelle I von gewaschenen Merino-Wollen, Tabelle II von ungewaschenen Merino-Wollen,
                              Tabelle III von gewaschenen Kammwollen.
                           Tabelle I.
                           
                              
                                 
                                 
                                 
                                 Verlust inProc.
                                 Schurgewicht.
                                 Bleibt reineWolle in Proc.
                                 
                              
                                 Bock
                                 0/27
                                 von 7/11
                                 66,32
                                 6 Pfd.
                                 23      Lth.
                                 33,68
                                 
                              
                                 „   
                                 0/38
                                   „   7/11
                                   64,228
                                 6   „
                                   6 1/2 „
                                   35,772
                                 
                              
                                 „   
                                 7/11
                                   „   9/34
                                   69,936
                                 5   „
                                 12       „
                                   30,664
                                 
                              
                                 „   
                                 1/178
                                   „   6/199
                                   15,227
                                 3   „
                                 28       „
                                   84,773
                                 
                              
                                 „   
                                 1/179
                                   „   5/199
                                   56,596
                                 4   „
                                 25 1/2 „
                                   43,404
                                 
                              
                                 „   
                                 2/54
                                   „   6/199
                                   49,138
                                 4   „
                                   5      
                                    „
                                   50,862
                                 
                              
                                 „   
                                 2/73
                                   „   9/57
                                   44,130
                                 3   „
                                 22       „
                                   55,870
                                 
                              
                                 „   
                                 2/18
                                   „   6/17
                                   29,150
                                 4   „
                                 10       „
                                   70,840
                                 
                              
                                 „   
                                 1/199
                                   „   5/20
                                   55,118
                                 3   „
                                 26       „
                                   44,882
                                 
                              
                                 „   
                                 1/137
                                 v. Möglin
                                   69,566
                                 5   „
                                   8      
                                    „
                                   30,434
                                 
                              
                                 „   
                                 0/278
                                 ebendas.
                                   67,688
                                 6   „
                                   6 1/2 „
                                   32,312
                                 
                              
                                 Lamm-Bock 
                                 3/45
                                 von  0/8
                                   26,891
                                 3   „
                                   3      
                                    „
                                   73,109
                                 
                              
                           
                           
                              
                                 
                                 
                                 Verlust in Proc.
                                 Bleibt reineWolle in Proc.
                                 
                              
                                 Nordamerikanische Merino
                                 
                                        38,9
                                       61,1
                                 
                              
                                 Nordamerikanis. Gerberwolle
                                 (pulled extra)
                                 42,099
                                 57,901
                                 
                              
                                 „                      „
                                 (pulled super)
                                 22,753
                                 77,247
                                 
                              
                                 Polnische Mittelwolle
                                 
                                 23,600
                                 76,400
                                 
                              
                                 Volhynische Einschur
                                 
                                 41,601
                                 58,399
                                 
                              
                                 Ungarische Zweischur
                                 
                                 16,708
                                 83,292
                                 
                              
                                 Dieselbe nicht ganz fehlerfrei
                                 39,166
                                 60,834
                                 
                              
                                 Dieselbe mit Sand und Kletten
                                 50,998
                                 49,002
                                 
                              
                                 Odessaer Kunstwäsche I.
                                 
                                 18,010
                                 81,990
                                 
                              
                                 Charkower        „
                                 
                                 8,791
                                 91,209
                                 
                              
                                 Charkower Sterbling
                                 
                                 16,100
                                 83,900
                                 
                              
                                 Russische Peregon
                                 
                                 49,244
                                 50,756
                                 
                              
                                 Rambouillet-Negretti
                                 
                                 61,489
                                 38,511
                                 
                              
                                 Gevrolles-Negretti
                                 
                                        52,17
                                       47,83
                                 
                              
                           Tabelle II
                           ungewaschener Wollen (laine en suint).
                           
                              
                                 1)
                                 Montevideo Merino
                                 51,149
                                 48,851
                                 
                              
                                 2)
                                       
                                    „          
                                    I. Metis
                                 49,37
                                 50,63
                                 
                              
                                 3)
                                       
                                    „          II.  
                                    „
                                 55,561
                                 44,439
                                 
                              
                                 4)
                                       
                                    „        
                                    III.   „
                                 34,156
                                 65,844
                                 
                              
                                 5)
                                 Buenos-Ayres Merino
                                 60,88
                                 39,32
                                 
                              
                                 6)
                                       „        „    
                                    I. Metis
                                 61,68
                                 38,22
                                 
                              
                                 7)
                                       „        „    II.  
                                    „
                                 63,072
                                 36,928
                                 
                              
                                 8)
                                       „        „  
                                    III.   „
                                 55,019
                                 44,921
                                 
                              
                                 9)
                                       „        „  
                                    IV.   „
                                 61,025
                                 38,965
                                 
                              
                                 10)
                                       „        „  
                                    V.    „
                                 63,948
                                 36,052
                                 
                              
                                 11)
                                 Capwolle Merino
                                 60,854
                                 39,146
                                 
                              
                                 12)
                                 Marokko, ordinär,
                                 54,099
                                 45,901
                                 
                              
                                 13)
                                 Californien Merino,
                                 44,174
                                 55,826
                                 
                              
                                 14)
                                 Schlesiche Negretti
                                 85,04
                                 14,96
                                 
                              
                                 15)
                                       
                                    „        
                                    feinste Escurial
                                 77,838
                                 22,162
                                 
                              
                                 16)
                                 Ranziner Negretti
                                 80,76
                                 19,24
                                 
                              
                                 17)
                                       
                                    „          „
                                 85,64
                                 14,36
                                 
                              
                                 18)
                                       
                                    „          „
                                 80,68
                                 19,32
                                 
                              
                                 19)
                                       
                                    „     Rambouillet
                                 72,008
                                 27,992
                                 
                              
                                 20)
                                       
                                    „       „
                                 78,17
                                 21,82
                                 
                              
                                 21)
                                       
                                    „      
                                    „          Lamm
                                 55,33
                                 44,67
                                 
                              
                           
                           Tabelle III.
                           Ungleich geringer sind die Verluste bei den langen Kammwollen, es zeigten
                           
                              
                                 
                                 
                                 Verlust inProc.
                                 also reine Wollmassein 100 Theilen:
                                 
                              
                                 Gewaschene
                                 Leicester-Wollen aus Canada
                                    18,53
                                 81,47
                                 
                              
                                 „
                                 Cordova-Wollen aus Südamerika
                                    18,18
                                 81,82
                                 
                              
                                 „
                                 Ostindische Wollen aus Südamerika
                                    12,8
                                             
                                    89,2
                                 
                              
                                 „
                                 Donskoi Winterwolle
                                    17,62
                                 82,38
                                 
                              
                                 „
                                       
                                    „              „
                                 10,461
                                   89,539
                                 
                              
                                 „
                                       
                                    „     Sommerwolle
                                 14,596
                                   85,404
                                 
                              
                                 „
                                 Krimmer       
                                    „
                                   7,093
                                   92,907
                                 
                              
                                 „
                                 Chersoneser Hutwolle
                                 32,925
                                   67,075
                                 
                              
                                 „
                                 Bessarabische schwarzgraueWinterzackel-Wolle
                                   2,473
                                   97,627
                                 
                              
                                 „
                                 Lincolnshire
                                    32,63
                                 67,37
                                 
                              
                           Für den Züchter, welcher Wolle, nicht Fett ziehen will, ist dieß von dem größten
                              Interesse, denn solche Beobachtungen zeigen ihm, daß Bock 1/178 obgleich er nur 3
                              Pfd. 28 Lth. schor, mehr reine Wolle erzeugte, als Bock 0/278 welcher 6 Pfd. 6 1/2
                              Lth. gab, der eine 100 Lth. reine Wollmasse, der andere 60,26 Lth., der erstere also
                              einen dichteren Stand der Wolle hat, wie der letztere.
                           Er sieht, daß sich dieß mehr oder minder vererbt, da die drei Böcke von 6/199
                              Abstammung, zu denen wir noch 2/73 hinzufügen, da 9/57 ein Sohn des 6/199 war, 58,62
                              Proc. reine Wollmasse pro Vließ lieferten, während die
                              drei Böcke von 9/34 Abstammung nur 33,37 Proc. reine Wollmasse pro Vließ ergaben. Er sieht ferner bei einer Ranziner
                              Mutter, welche 21,83 Proc. reine Wollmasse ergab und ungewaschen 12 1/2 Pfd. schor,
                              daß die Production an reiner Wollmasse beim Negretti nicht größer ist wie beim
                              Escurial. Denn 81,86 Proc. von 12,5 Pfund geben 37,5 Loth reine Wolle für das Thier,
                              während die Böcke 1/178, 2/1 und 2/18 von Escurialzucht bei verhältnißmäßig geringem
                              Schurgewicht 100,03 Loth, 92,10 Lth. und 82,16 Lth. reine Wollmasse ergaben.
                           Für den Fabrikanten ist aber der Waschverlust bei ungefähr gleicher Feinheit, Milde
                              und Kraft der Merinowollen das Maaßgebende, da es ihm auf die reine Wollmasse
                              ankommt; er regulirt darnach auch seine Preise, macht aber oft trübe Erfahrungen, da
                              er bei staubigen, sandigen und klettenreichen Wollen den Verlust vielfach zu gering
                              anschlägt, während er sich, auf seine langjährigen Erfahrungen gestützt, bei reinen
                              Wollen wenig irrt.
                           
                           So galt volhynische Einfuhr von einer Feinheit von 10,05 Tausendstel Linien und einem
                              Waschverlust von 41,6 Proc. in Breslau 62 Thlr. pro
                              Centner, der Centner reiner Wollmasse also 106,11 Thlr., russische Peregon von 8,95
                              Grad Feinheit und 49,244 Proc. Waschverlust der Centner 54 Thlr. oder der Centner
                              reine Wollmasse 106,3 Thlr., Odessaer Kunstwäsche von 8,4 Grad Feinheit und 18,01
                              Proc. Waschverlust der Centner 90 Thlr., also der Centner reine Wollmasse 109,77
                              Thlr., Charkower Kunstwäsche bei einer Feinheit von 8,1 Grad und 8,79 Proc.
                              Waschverlust der Centner 100 Thlr., der Centner reine Wollmasse also 109,6 Thlr.
                           Nordamerikanische Merinowolle von 10,62 Grad Feinheit und einem Wollpreise von 60,48
                              Thlr. in New-York, der Centner 99 Thlr., da der Waschverlust 38,9 Proc. betrug, sehr
                              kräftige New-Yorker Gerberwolle von 9,59 Grad Feinheit und 42,1 Proc. Waschverlust,
                              wovon der Centner in New-York 64 1/4 Thlr. galt, der Centner reine Wollmasse 110
                              Thlr.
                           Billiger stellt sich der Centner reine Wollmasse noch bei den Merinowollen von
                              Montevideo und Buenos-Ayres, die bei einer Feinheit von 16,62 Grad in New-York wie
                              in Antwerpen auf 61–63 Thaler kommt, während die rohen Wollen im Schweiß sich
                              auf circa 31 Thlr. stellen.
                           Wie sehr sich aber der Fabrikant bei unreinen Wollen täuscht, zeigen nachfolgende
                              Beispiele. Tadelfreie ungarische Zweischur mit nur 16,708 Proc. Waschverlust und von
                              10,95 Grad Feinheit kostete der Centner 58 Thlr., der Ctr. reine Wollmasse stellte
                              sich mithin auf 69,63 Thlr.
                           Ungarische Zweischur, fast fehlerfrei, von 13,47 Grad Feinheit, in der aber so viel
                              ganz feiner Sand enthalten war, daß der Waschverlust 39,166 Proc. betrug, kostete
                              zwar nur 48 Thlr., der Centner reiner Wollmasse stellte sich aber trotz des gröberen
                              Haares auf 78,9 Thlr.
                           Ungarische Zweischur mit Sand und Kletten von 11,1 Grad Feinheit und 50,998 Proc.
                              Waschverlust kostete der Centner nur 44 bis 45 Thlr., hierbei calculirte sich jedoch
                              der Centner reine Wollmasse auf 90,8 Thaler.
                           Wir können uns dieß eben nur dadurch erklären, daß es dem Fabrikanten an
                              Erfahrungssätzen nicht fehlt, den Verlust, welchen die Wolle an gewöhnlichem Schmutz
                              und Fett bei der Fabrikwäsche erleidet, zu taxiren, daß sie ihm aber gebrechen, wenn
                              er künstliche Beimengungen, wie Sand, Futter, Kletten etc., beurtheilen soll.
                           Wir setzen die Versuche fort, welche z.B. auch das hübsche Resultat ergaben, daß die
                              Montevideo-Wollen einen geringeren Verlust haben wie gleiche Wollen aus
                              Buenos-Ayres, und hoffen, die Resultate später in einer umfangreicheren Arbeit dem
                              Publicum vorführen zu können.
                           
                        
                           III. Anwendung des polarisirten Lichtes
                                 bei Untersuchung des Wollhaares.
                           Bei meinen Untersuchungen über das Wollhaar fand ich mich auch veranlaßt, dasselbe im
                              polarisirten Lichte zu betrachten. Da dieß nun höchst interessante Resultate zu
                              ergeben scheint, so erlaube ich mir hiermit auch die anderen Beobachter dieses
                              organischen Gebildes darauf aufmerksam zu machen, wie mikroskopische Beobachtungen
                              im polarisirten Licht neue Aufschlüsse ergeben dürften.
                           Vorläufig mache ich darauf aufmerksam, daß das polarisirte Licht in den Oberhaaren
                              der Zackelwollen die Marksubstanz genau erkennen läßt, daß es mir nicht gelungen
                              ist, im Merinohaar und im Flaum Marksubstanz zu sehen, daß ferner durch die
                              eintretenden Farbenbilder Qualität und Stärke der Haare genau angegeben wird.
                           Feinste Merinohaare wie feinster Flaum zeigen im polarisirten Licht nur eine schwach
                              bräunliche Färbung und sind oft gar nicht gefärbt; je gröber das Haar wird, desto
                              stärker wird die Färbung, und zeigt sich dieß sehr schön bei Kreuzungen zwischen
                              gröberen und feineren Thieren.
                           Alpacca- und Mohairhaare zeigen sich im schönsten Blau, während die Oberhaare der
                              Zackelschafe oft eine grüne Zellensubstanz nebst der tiefblauen Marksubstanz dem
                              Auge vorführen.
                           Bei anderen Thieren verhält es sich ähnlich wie bei Schafen; so zeigt das
                              Bärenoberhaar ebenfalls Zellensubstanz und Marksubstanz deutlich in verschiedenen
                              Färbungen, während der Flaum des Bären diese Farbenspiele so wie Marksubstanz nicht
                              zeigt.
                           Bei den Nagethieren scheint auch das Oberhaar keine Marksubstanz zu besitzen, sondern
                              zeigt sich stets farblos, nur die Schuppen oder Zellen auf das schönste
                              glänzend.
                           Da ich wohl der Erste bin, der diese Wirkungen des polarisirten Lichtes auf Wollen
                              beobachtet hat, wäre es mir interessant, von anderer, competenterer Seite mein
                              Urtheil berichtigt oder bestätigt zu sehen.