| Titel: | Brosowsky's Torfstechmaschine; beschrieben von Professor Dr. Rühlmann. | 
| Fundstelle: | Band 176, Jahrgang 1865, Nr. CI., S. 336 | 
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                        CI.
                        Brosowsky's Torfstechmaschine; beschrieben von Professor Dr. Rühlmann.
                        Aus den Mittheilungen des hannoverschen Gewerbevereins,
                              1865 S. 32.
                        Mit Abbildungen auf Tab.
                              V.
                        Brosowsky's Torfstechmaschine.
                        
                     
                        
                           Das die Sticharbeit verrichtende Werkzeug, der wesentlichste Theil der ganzen
                              Maschine, die in Fig. 1 und 2 der betreffenden
                              Abbildungen auf Tab. V in zwei rechtwinkelig gegen einander gerichteten Ansichten
                              dargestellt ist, ist ein kastenförmiges, viereckiges Messer a, b, c, a' (Fig. 3 im Grundriß, Fig. 4 im
                              Aufriß, beide in vergrößertem Maaßstab), dessen drei Schnittkanten aα, αβ und βγ
                              jede eine andere Neigung gegen den Horizont haben. Die hintere Wand b, b dieses Kastens ist an dem schmiedeeisernen Stabe
                              y befestigt, der unterwärts in eine scharfe Spitze
                              y' ausläuft, wodurch dem Eindringen gleichsam
                              vorgearbeitet und zugleich eine Art Führung in der Torfmasse geboten wird. An dem
                              langen Stabe y, y ist eine aus durchlochtem Flacheisen
                              gebildete Zahnstange z, z befestigt, in welche ein
                              Zahngetriebe greift, das auf einer kurzen Welle B, B
                              sitzt, die in einem unbeweglichen Blocke A, A gelagert
                              ist und mit Hülfe eines
                              Kreuzhaspels C, C vom Arbeiter in Umdrehung gesetzt
                              werden kann.
                           Beim Niedergange, d.h. wenn mit dem Messer geschnitten werden soll, ersetzt zuerst
                              das Gewicht (also die Schwerkraft) des Stabes y, y nebst
                              der Zahnstange z, des Messerkastens etc., einen Theil
                              der zum Eintreiben in die Torfmasse erforderlichen Kraft, die beim Fortschreiten in
                              weitere Tiefe durch gehöriges Anfassen und Drehen an den Armen C, C des Kreuzhaspels bald verstärkt werden muß, bis
                              endlich ein vierkantiges Torfprisma von (höchstens) gleich der Zahnstangenlänge
                              ringsum abgeschnitten ist. Zu bemerken ist hierbei noch, daß über die Kante a, a₁ (Fig. 3) hinaus, nach links
                              hin gerechnet, oder nach eben dieser Richtung hin in Fig. 1, keine Torfmasse
                              vorhanden, der Raum vielmehr frei (oder Wasser) ist, das Messer a, α, β, γ also nur auf drei Seiten
                              zu schneiden hat, so daß eine rumpfförmige Fortsetzung f
                              des Messerkastens a, b, c nach links hin, ohne hindernd
                              auf das Abstechen des Torfes in verticaler Richtung zu wirken, mit niedergehen kann.
                              Dieser Rumpf dient zur Aufnahme eines breiten, ebenen, vorn und an beiden Seiten
                              scharfen Messers e, d (Fig. 4.), dessen rückwärts
                              liegende Partie seitlich in Nuthen verschiebbar ist und dazu dient, das an der Basis
                              noch feste (mit der ganzen Torfmasse nach unten noch zusammenhängende) Prisma
                              daselbst abzuschneiden.
                           Die hierzu erforderliche Bewegung wird dem Messer e, d
                              durch zwei bei g am Messer befestigte Ketten h und i ertheilt, die
                              überdieß zur entsprechenden Richtungsveränderung beziehungsweise über cylindrische
                              Walzen (lange Rollen) k und l laufen, welche im Rumpfe f, f unverschiebbar
                              gelagert sind. Oben sind die freien Kettenenden an Hebeln n und n₁ befestigt, die mit Hülfe
                              herabhängender Taue oder Stricke p und q gehandhabt werden können. Ohne Weiteres erkennt man,
                              daß durch einen Zug am Taue p die Kette i aufwärts geführt und das Messer e, d zum Abschneiden der Torfsäule an der Basis veranlaßt wird. Beim
                              Heraufwinden dient die Fläche des Messers e, d dem nun
                              isolirten Torfprisma zur Unterlage oder Basis, während dieselbe Torfmasse seitlich
                              am Umfallen durch ein Bandeisengerippe m, m, m (Fig. 1 und 2) verhindert
                              wird. Sobald die Torfmasse auf der Oberfläche angekommen ist, wird sie mit
                              Handspaten in sogenannte Soden zerstochenLöwe im Supplementbande seiner „Encyklopädie der gesammten
                                          Landwirtschaft“ (Leipzig 1860) gibt bei Gelegenheit
                                    einer Mittheilung (ohne Abbildung) über Brosowsky's Torfstechmaschine Seite 972
                                    an, daß die völlig abgelöste und in die Höhe gewundene Torfsäule auf dem
                                    Spaten 1 Mal der Länge und 2 Mal der Breite nach (in Bezug auf die fast
                                    quadratische Grundfläche aαβa
                                    ,
                                    Fig.
                                       3) durchstochen wird, so daß auf der Endfläche 6 Soden abgetheilt
                                    werden. Bei einer Dicke der Soden von 5 Zoll und von 10 Fuß Höhe des
                                    Torfprismas erhält man sodann 6 . 24 = 144 Soden. und auf Schiebkarren oder auf kleinen Wagen, welche auf einen Eisenbahn laufen,
                              zum Trockenplatze befördert.
                           Während letzterer Arbeit hat man den Messerkasten mit Zug und Zahnstange y, z, Hebel n, n₁
                              etc. um die Breite des Messers zur Seite zu schieben, wenn anders das Stechen von
                              Neuem beginnen soll.
                           Um zu verstehen, wie dieses Seitwärtsverschieben geschehen kann, ist zunächst auf ein
                              aus gehörig starken Hölzern gebildetes Gerüst aufmerksam zu machen, welches aus
                              einem im Grundrisse gewöhnlich dreieckigen Schwellenwerke G und einer aus Ständern G₁, G₁ und horizontalen Balken G₂, G₂ gebildeten verticalen
                              Wand besteht, welche letztere oben und an den Seiten mit Winkeleisen beschlagen und
                              durch Stangen P, Q und P₁, Q₁ gehörig verstrebt ist. Auf
                              der horizontalen Fläche des Winkeleisens F laufen Rollen
                              t, u, die zu einer zweiten, aus verticalen Hölzern
                              D und zwei Holmen E und
                              E₁ gebildeten zweiten Wand gehören, deren
                              sicherer Verband überdieß noch durch zwei Flacheisenschienen D₁, D₁ befördert wird. Mit
                              dieser zweiten Wand E ist der bereits angeführte Block
                              A (in welchem sich die Zug- und Zahnstange y, z verschiebt) fest verbunden, so daß mit dem
                              Verschieben von E, D, nach der einen oder anderen Seite
                              hin, auch der Messerkasten seinen Ort entsprechend verändert.
                           Zieht man daher einen durch das Blechbeschläge und den oberen Holm E gesteckten eisernen Stift r gehörig heraus und faßt mit den Händen in die eisernen Ohren v, v, zieht oder schiebt gehörig, so läßt sich die
                              nothwendige seitliche Versetzung der arbeitenden Theile der Maschine (um die
                              Stechbreite) ohne Weiteres vornehmen. Gewöhnlich hat die senkrechte Wand G₁, G, eine solche
                              Ausdehnung, daß 4 Schnitte in der Breite erfolgen können. Hat man sodann den Torf in
                              der ganzen Gerüstbreite ausgestochen, so wird die Maschine um die Messerlänge a, α = a, β
                              (Fig. 3)
                              nach rückwärts geschoben, da das Stechen von vorn nach hinten fortschreitet. Hierzu
                              hat man folgende Anordnung getroffen:
                           Die starken horizontalen Schwellen G, G des Gerüstes
                              bilden im Grundrisse ein dreieckiges Rahmenwerk, das seiner langen Seite (Fig. 1) nach
                              auf zwei Rollen K, K ruht, die in Nuthen einer Unterlage
                              J laufen, während die schmale Seite, die Spitze des
                              Schwellendreiecks, unmittelbar auf die ebene Oberfläche eines festliegenden, gehörig
                              langen Balkens H (Fig. 2) gelegt ist. In der
                              Breitenrichtung der Maschine hat man einen Hebebaum L
                              angebracht, der sich mit einem Ende an einem festen Bolzen L etwas auf- und abschieben kann, während man ihn am anderen (freien) Ende
                              L₂ anfassend, über die obere Kante M₁ eines verticalen Ständers M₂ (Fig. 1) als Drehachse
                              biegen und derartig bei L₂ niederdrücken kann,
                              daß der Theil des über H liegenden Gerüstes in die Höhe
                              gehoben und die gesammte Last auf die Rollen K, K
                              übergetragen wird. Bewegt dann gleichzeitig ein zweiter Arbeiter einen Hebebaum Y, Y von links nach rechts (in Fig. 1), dessen Fuß auf
                              der Unterlage J ruht, während die Stelle Y₂ durch eine Zugstange Y₃ mit einer Oese X an der
                              Grundschwelle G verbunden ist, so erhellt ohne Weiteres,
                              daß ein entsprechendes Fortrücken der ganzen Maschine nach der Längenrichtung von
                              Fig. 1
                              erfolgen muß. Zum nachherigen Feststellen des Schwellenwerkes G auf der Unterlage J (beim Wiederbeginnen der
                              Stecharbeit) sind in letzterer Löcher V, V angebracht,
                              mit denen Löcher U des Balkens G so übereinstimmen, daß durch letzteren gesteckte eiserne Bolzen R in die Löcher V treten
                              können. Zur Erleichterung des Heraushebens der Bolzen R
                              dient ein Tritthebel T. Endlich ist S ein aus geripptem Holze gebildetes Bret, um den
                              Arbeitern einen möglichst festen Stand zu verschaffen.
                           Von den vier Mann, die gewöhnlich bei der Arbeit mit der Maschine erforderlich sind
                              (und täglich 1200 bis 14000 Torfsoden liefern), handhabt Nr. 1 den Stech- und
                              Schneidapparat der Maschine, Nr. 2 hilft beim Fortrücken der Maschine, hebt den Torf
                              von der Maschine und zertheilt denselben, Nr. 3 transportirt den fertig gestochenen
                              Torf auf Karren oder Wagen zur Seite, während Nr. 4 den Torf (als Soden)
                              aufstapelt.
                           Aus Brosowsky's Fabrik in
                              Jasenitz bei Stettin sollen bis zum Jahre 1862 bereits 1300 Exemplare dieser
                              Maschine hervorgegangen seyn. Sie wird insbesondere dauerhaft auch vom
                              Schlossermeister und Maschinenbauer J. H. Boltz in
                              Neustadt (Mecklenburg) geliefert.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
