| Titel: | Ueber die Benutzung von Asphaltröhren zu Wasser- und Windleitungen; von Ed. Schmid. | 
| Fundstelle: | Band 176, Jahrgang 1865, Nr. CVI., S. 350 | 
| Download: | XML | 
                     
                        CVI.
                        Ueber die Benutzung von Asphaltröhren zu Wasser-
                           und Windleitungen; von Ed.
                              Schmid.
                        Aus der österreichischen Zeitschrift für Berg- und
                                 Hüttenwesen, 1865, Nr. 17.
                        Schmid, über Benutzung von Asphaltröhren zu Wasser- und
                           Windleitungen.
                        
                     
                        
                           Die immer zunehmende Preissteigerung hölzerner Brunnenröhren und die Kostspieligkeit
                              gußeiserner Röhrenleitungen veranlaßten die Saline in Hall, welche eine
                              Trinkwasserleitung von 2500 Klafter und eine Soolenstrene von mehr als 6000 Klafter
                              Länge einzuhalten hat, Versuche über die Anwendung und den Vortheil von
                              Asphaltröhren anzustellen. – Diese Röhren, welche schon seit Jahrzehnten in
                              Belgien und Frankreich mit Vortheil verwendet werden, wurden zu den ersten Versuchen
                              im Monate November 1863 theilweise von der Asphaltröhren-Fabrik zu
                              Neustadt-Eberswalde, zum Theil aus der in Hall etablirten Fabrik der HHrn. Anton Hopfgartner und Comp., zu den späteren Versuchen aber lediglich aus
                              letzterer Fabrik bezogen. Die Versuche wurden gleichzeitig am Haller Salzberge bei
                              der Soolenleitung unter starkem Drucke (Aufsteigen auf 8 Wiener Fuß Höhe) und bei
                              der Trinkwasserleitung im Absamer Aichat abgeführt. Wie jede Neuerung, hatten auch
                              diese Versuche mit mannichfachen Schwierigkeiten zu kämpfen. War auch die Güte der
                              Röhrenbestandtheile schon von vorneherein erprobt und nachgewiesen, daß dieselben
                              von Wasser und Säuren nicht angegriffen wurden, so war die Verbindung dieser
                              Bestandtheile zur Ausfertigung der Röhren weniger verläßlich, weil die Aufwickelung
                              des Papierkernes über einen Dorn durch Menschenhände geschah. Wenn auch der volle Fleiß des
                              Arbeiters vorausgesetzt wird, so ist doch hierbei eine Ungleichartigkeit der
                              Wickelung auf Kosten der Röhrenfestigkeit unvermeidlich. Diesem Uebelstande hat die
                              thätige Fabriksleitung durch Einführung zweckmäßig construirter Wickelungs-Maschinen
                              abgeholfen, und die neueren Röhren, von Seite der Fabrik selbst durch einen Druck
                              von 14–15 Atmosphären geprüft, entsprechen an solider und genauer Anfertigung
                              allen billigen Anforderungen.
                           Ein weiterer Uebelstand war die Art und Weise der wasserdichten Verbindung der
                              einzelnen Röhren. Man glaubte durch Anbringung von blechernen Brunnbüchsen den Zweck
                              einer wasserdichten Verbindung zu erreichen. Allein um diese Büchsen genau
                              schließend in die Röhren einzubringen, wurden die Röhrenenden durch einen erhitzten
                              Kolben erweitert, dadurch aber das innere Gefüge der Röhrenenden gelockert, und
                              theilweise zerstört. Ueberdieß war die zur Ausfüllung der Muffe verwendete Masse zu
                              weich, und daher bei etwas stärkerem Wasserdrucke das Durchsickern des Wassers an
                              einzelnen Stellen wahrnehmbar.
                           Durch die nunmehr in Anwendung gebrachte Verbindungsart sind auch diese Uebelstände
                              behoben. Es werden nämlich jetzt die Röhren in folgender Weise verbunden:
                           Die Unterlage für die aneinander zu fügenden Röhren wird sorgfältig vorbereitet und
                              geebnet, so daß eine Verrückung der Röhren aus der gegebenen Lage nicht mehr möglich
                              ist. Sodann wird auf das schon festliegende Rohr ein Muff lose aufgeschoben, die
                              Enden der zu verbindenden Röhren am Stoße durch ein heißes Messer schnell erwärmt,
                              und nun die beiden Stöße genau passend aneinander geschoben. Durch diesen Vorgang in
                              heißem Zustande ist zwar schon eine innige Verbindung der Röhren vorbereitet, aber
                              da diese Manipulation manchmal zu wenig rasch ausgeführt wird, und auch wegen des
                              nie ganz richtig nivellirten Leitungsgrabens nicht immer genau ausgeführt werden
                              kann, so wird die Stoßfuge noch mit heißem Asphalt-Mastix verstrichen, oder noch
                              besser über dieselbe ein circa 3'' breiter, in heißen
                              Asphalt-Mastix getauchter Leinwandlappen zweimal gezogen, und neben der Stoßfuge mit
                              einer Schnur fest niedergebunden. Ueber die so verbundene Stoßfuge wird der lose
                              Muff gezogen, mit kleinen Holzkeilen centrirt, und mit plastischem Thon an den Enden
                              verstrichen. Hierauf wird durch die beiden Eingußlöcher so lange heißer
                              Asphalt-Mastix eingegossen, bis die Eingußlöcher vollkommen gefüllt erscheinen.
                              Einige Stunden nach dieser Manipulation ist der Einguß vollständig erkaltet, und
                              eine Wasserlässigkeit nicht mehr möglich. Die eben angegebene Manipulation der
                              Röhrenverbindung ist jedoch in einem Bergbaue weniger, ja hie und da gar nicht anwendbar, weil die bei
                              Erhitzung des Mastix sich entwickelnden und nicht vermeidbaren Dämpfe, sowie die aus
                              dem Brennmateriale sich erzeugenden kohlensauren Gase in den geschlossenen und
                              beengten Grubenräumen die Wetter verderben und die Arbeiter zum Verlassen ihrer
                              Beschäftigung zwingen. Ueberdieß tritt bei dieser Verbindungsart der Umstand dazu,
                              daß so verbundene Röhren nur durch Abschneiden getrennt werden können, wenn ihre
                              Verwendung anderwärts, oder ihre Ueberlegung nothfällt, und daß diese Verbindung im
                              blähenden Gebirge dem Drucke nicht nachgeben kann. Es ist daher für die Anwendung
                              der Asphaltröhren in dem Innern der Erde nothwendig, daß die Verbindung derart
                              bewerkstelligt werden könne, daß
                           1) in der Grube kein Feuerungsmaterial verwendet werden muß,
                           2) die verbundenen Röhren einem örtlichen Drucke nachgeben, und
                           3) leicht und schnell aneinander gefügt und ebenso wieder entfernt werden können.
                           Um diesen Anforderungen zu entsprechen, wurden im hiesigen Salzberge, – statt
                              Muffen und Einguß – Rohrstücke aus vulcanisirtem Kautschuk versuchsweise
                              angewendet, und der Erfolg entsprach den gehegten Erwartungen. Am besten entsprach
                              folgender Vorgang: Zur Verbindung zweier Röhren mit 4'' innerer Lichte, wurde ein
                              Kautschuk-Röhrenstück von 2'' Dicke, 4'' im Durchmesser haltend und 3 1/2'' lang
                              angewendet. Die sich berührenden Rohr- und Kautschukflächen wurden mit einer aus
                              pulverisirter Kreide, ungelöschtem Kalk und Leinöl bereiteten Kitte gut bestrichen,
                              dann das Kautschukrohr aufgezogen, und mit eisernen, circa 4''' breiten und 1''' dicken Zugbändern, deren Enden drahtförmig
                              ausgetrieben waren, und mit einer Zange gut zusammengedreht wurden, fest angepreßt.
                              Zur Schonung des Kautschuks an der Zusammendrehungsstelle wurde ein kleines Blech
                              untergelegt. Die in solcher Art ausgeführten, und überdieß ganz gefällig
                              anzuschauenden Verbindungen ließen bei Anwendung eines Wasserdruckes von
                              3/4–1 Atmosphäre nicht die geringste Lässigkeit wahrnehmen.
                           Nach dem Vorstehenden darf daher die Ueberzeugung ausgesprochen werden, daß
                              „Asphaltröhren zu Wasserleitungen über Tage und in der Grube
                                 vollkommen entsprechend verwendet werden können.“
                              
                           Nachdem die Solidität und Art der Anwendung dieser Röhren besprochen wurde, kommen
                              auch die Kosten einer solchen Röhrentour in Erwägung zu ziehen. Asphaltröhren, ihre
                              Dauer nicht in Berücksichtigung gezogen, kommen theurer als Holzröhren und billiger
                              als gußeiserne zu stehen. Werden jedoch die längere Dauer, die verhältnißmäßig
                              größere Leistungsfähigkeit und die fortschreitende Vertheuerung des Holzes in Anschlag gebracht, so
                              neigt sich der ökonomische Vortheil auf die Seite der Asphaltröhre. Nach hierortigen
                              Preisen kommt eine Klafter hölzerner Leitung, deren größte innere Lichte 3 1/2''
                              beträgt, auf 1 fl. 93 kr. zu stehen. Bei größerem Wasserbedarfe, wie es hierorts der
                              Fall ist, müssen zwei Röhren nebeneinander in Verwendung stehen, und es beträgt
                              daher der Preis einer Klafter Wasserleitung 3 fl. 86 kr. Erwägt man ferner, daß bei
                              Anwendung von Brunnenröhren aus Föhrenholz im Durchschnitte jährlich 5 Proc.
                              ausgewechselt werden müssen, und daher die ganze Leitung in 20 Jahren neu
                              hergestellt ist, so ist ein Vergleich mit Asphaltröhren belehrend genug, um hierauf
                              einen ökonomischen Calcül zu gründen. Eine Klafter Asphaltröhren mit 5'' innerer
                              Lichte, wodurch zwei hölzerne Röhren ersetzt werden, kostet nach den hierortigen
                              Erfahrungen 5 fl. 56 kr. sammt Ankauf und Legen, und es ist unzweifelhaft, daß,
                              einige Vorsicht und Fleiß beim Legen vorausgesetzt, die Asphaltröhrentour nach 20
                              Jahren weder einer Neulegung noch einer Reparatur bedarf. Es stellt sich demnach der
                              Preis von 7 fl. 72 kr. der Holzröhre gegenüber dem Preise von 5 fl. 56 kr. der
                              Asphaltröhre.
                           Nicht minder günstig ist die Vergleichung des Preises gußeiserner Röhren mit dem
                              Preise der Asphaltröhren zu Gunsten der letzteren. Ein gußeisernes Rohr, 1°
                              lang mit 5'' innerer Lichte und 4''' Stärke kostet loco
                              Gußhütte 8 fl. 39 kr., während, wie oben bemerkt, ein Asphaltrohr von gleicher Länge
                              und innerer Lichte, auf 14–15 Atmosphären geprüft, loco Fabrik in Hall 5 fl. 18 kr. kostet. Hierbei darf aber nicht übersehen
                              werden, daß ein gußeisernes Rohr nahezu doppelt so schwer ist, als ein Asphaltrohr,
                              daß die Rauheit der Röhrenwände in hölzernen und eisernen Röhren einen ziemlich
                              hohen Reibungscoefficienten bedingt, welcher bei den spiegelglatten Röhrenwänden der
                              Asphaltrohre verschwindend klein wird, und daß hölzerne Röhren verfaulen, gußeiserne
                              von Rost angefressen werden, während, wie ebenfalls schon Eingangs erwähnt,
                              Asphaltröhren der Einwirkung der Oxydation und Zersetzung widerstehen, und nur vor
                              Wärme geschützt werden müssen. Der Werth des Gußeisens im Falle der Auflassung oder
                              Auswechselung einer Röhrentour kann nicht besonders berücksichtigt werden, da die
                              Fracht zur Hütte bei einiger Entfernung den Einlösungspreis nahezu aufzehrt.
                           Wenn noch erwähnt wird, daß zur Windführung der im hierortigen Pfannhause bestehenden
                              Gebläse-Feuerung Asphaltröhren mit 15'' innerer Lichte verwendet werden, und seit 3
                              Jahren bei ununterbrochenem Betriebe ohne die mindeste Reparatur vollkommen
                              luftdicht blieben, so geschieht es, um als Schlußsatz die Behauptung aufzustellen:
                              Asphaltröhren leisten in technischer und ökonomischer Beziehung zu Wasser- und
                              Windführungen ganz
                              entsprechende Dienste, und sind bei Gebrauch der Kautschukverbindung in allen
                              Bergbauen mit Vortheil anwendbar.
                           Hall, im März 1865.