| Titel: | Eine neue und sehr kräftige thermo-elektrische Säule; von S. Marcus. | 
| Fundstelle: | Band 176, Jahrgang 1865, Nr. CX., S. 365 | 
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                        CX.
                        Eine neue und sehr kräftige thermo-elektrische
                           Säule; von S. Marcus.Hr. Marcus, ein geborener
                                 Mecklenburger und in Berliner Werkstätten zum Mechanicus ausgebildet, hat sich
                                 schon früher durch Instrumente seiner Erfindung vortheilhaft bekannt gemacht,
                                 z.B. durch einen compendiösen magneto-elektrischen Apparat zum Sprengen von
                                 Minen mittelst des elektrischen Funkens, einen Apparat der von verschiedenen
                                 Regierungen (unter anderen von der preußischen in mehreren Exemplaren) angekauft
                                 worden ist. (P.)
                           
                        Aus Poggendorff's Annalen der Physik und Chemie, 1865, Nr.
                              4.
                        Marcus, neue thermo-elektrische Säule.
                        
                     
                        
                           In der Sitzung der Wiener Akademie vom 16. März d. J. hat Hr. Marcus über die von ihm erfundene und früher
                              auch der Akademie vorgezeigte Thermosäule folgende Mittheilung gemacht.Entnommen aus dem Anzeiger der kais. Akademie zu Wien, 1865, Nr. 8.
                              
                           1) Die elektromotorische Kraft eines der neuen Thermo-Elemente ist gleich 1/25 der
                              elektromotorischen Kraft eines Bunsen'schen
                              Zink-Kohlen-Elements und dessen innerer Widerstand gleich 0,4 eines Meters
                              Normaldrahtes.
                           2) Sechs solcher Elemente genügen schon, angesäuertes Wasser zu zersetzen.
                           3) Eine Batterie von 125 Elementen entwickelte in einer Minute 25 Kubikcentimeter
                              Knallgas, wobei überdieß die Wasserzersetzung unter ungünstigen Verhältnissen
                              stattfand, indem der innere Widerstand der Säule weit größer als der des
                              eingeschalteten Voltameters war.
                           4) Ein Platindraht von 1/2 Millim. Dicke, in den Schließungsbogen derselben Kette
                              eingeschaltet, schmilzt.
                           
                           5) Dreißig Elemente erzeugen einen Elektromagnet von 150 Pfund Tragkraft.
                           6) Die Strom-Erzeugung geschieht durch Erwärmung nur einer der Contactseiten der
                              Elemente, und durch Abkühlung der zweiten Contactseite mittelst Wasser von
                              gewöhnlicher Temperatur.
                           Zur Herstellung der in Rede stehenden Batterie ist einerseits die Gewinnung zweier zu
                              einem Thermo-Element sich eignender Elektricitäts-Erreger, andererseits aber eine
                              derartige Anordnung der einzelnen Elemente, der Wärme- und Abkühlungsvorrichtungen
                              nothwendig, um einen möglichst günstigen Effect zu erzielen. Ersteres bildet den
                              physikalischen, letzteres den constructiven Theil des Problems.
                           Bei der Lösung der ersten Aufgabe war Hr. M. bestrebt, folgende Punkte zu
                              erreichen:
                           a) solche Thermo-Elemente zu benutzen, die in der
                              thermo-elektrischen Reihe möglichst weit von einander liegen, dann solche, die
                           b) große Temperaturdifferenzen zulassen, so daß dieß
                              ohne Zuhülfenahme von Eis erreicht wird, was nur geschehen kann, wenn die Stäbe
                              möglichst hohe Schmelzpunkte besitzen;
                           c) sollten die Materialien, aus denen die Stäbe
                              angefertigt werden, nicht kostspielig und letztere leicht darstellbar seyn, und
                              endlich
                           d) sollte auch der zu den Elementen verwendete Isolator
                              hohen Temperaturen widerstehen können und genügende Festigkeit und Elasticität
                              besitzen.
                           Da weder die bisher gebräuchlichen Ketten aus Wismuth und Antimon, noch irgend eine
                              Combination der übrigen einfachen Metalle diesen Bedingungen entsprechen, so
                              benutzte Hr. M. die Thatsache, daß Legirungen in der thermo-elektrischen Reihe nicht
                              zwischen den Metallen stehen, aus denen sie zusammengesetzt sind, und wurde
                              hierdurch zu folgenden Legirungen geführt, welche den oben angegebenen Bedingungen
                              vollständig entsprechen.
                           Für das positive Metall:
                           
                              
                                 10
                                 Gewichtstheile
                                 Kupfer,
                                 
                              
                                 6
                                 „
                                 Zink,
                                 
                              
                                 6
                                 „
                                 Nickel,
                                 
                              
                           ein Zusatz von 1 Theil Kobalt erhöht die elektromotorische
                              Kraft.
                           Für das negative Metall:
                           
                              
                                 12
                                 Gewichtstheile
                                 Antimon,
                                 
                              
                                 5
                                 „
                                 Zink,
                                 
                              
                                 1
                                 „
                                 Wismuth.
                                 
                              
                           Durch öfteres Umschmelzen wird die elektromotorische Kraft der Legirung erhöht;
                           
                           oder: Argentan, unter dem Namen Alpacca aus der Triestinghofer Metallwaarenfabrik mit dem oben bezeichneten negativen
                              Metall in Verbindung:
                           oder: als positive Legirung:
                           
                              
                                 65
                                 Gewichtstheile
                                 Kupfer,
                                 
                              
                                 31
                                 „
                                 Zink,
                                 
                              
                           und als negative:
                           
                              
                                 12
                                 Gewichtstheile
                                 Antimon,
                                 
                              
                                 5
                                 „
                                 Zink.
                                 
                              
                           Beide Stäbe werden nicht aneinander gelöthet, sondern durch Schrauben verbunden.
                           Das positiv elektrische Metall schmilzt bei etwa 1200° C., das negative bei
                              etwa 600°.
                           Da bei diesem Elemente nur die Erwärmung des positiven Metalls auf die
                              Elektricitäts-Entwickelung von Einfluß ist, so ist die Einrichtung getroffen, daß
                              nur dieses erwärmt wird, während das negative Metall, welches mit jenem in Contact
                              steht, die Wärme nur mitgetheilt erhält. Durch diese Anordnung wird es möglich
                              Temperaturen über 600 Grad anwenden zu können, und in Folge dessen größere
                              Temperaturdifferenzen zu erzielen.
                           Ein interessanter Beleg für die hierbei stattfindende Umwandlung der Wärme in
                              Elektricität ist der, daß das Wasser, welches zur Abkühlung der zweiten
                              Contactstelle des Elementes dient, sich sehr langsam erwärmt, so lange die Kette
                              geschlossen bleibt, daß die Erwärmung aber ziemlich schnell erfolgt, wenn dieselbe
                              geöffnet wird.
                           Die in Rede stehende Thermosäule wurde mit Rücksicht auf die Anwendung einer
                              Gasflamme construirt. Die einzelnen Elemente bestehen aus Stäben von ungleichen
                              Dimensionen; der positiv elektrische Metallstab ist 7'' lang, 7''' breit und 1/2'''
                              dick, der negative 6'' lang, 7''' breit und 6''' dick. 32 Elemente verschraubt Hr.
                              M. in der Weise miteinander, daß alle positiven Stäbe auf der einen, und alle
                              negativen auf der anderen sich befinden, und so die Form eines Gitters bilden. Die
                              Säule besteht nun aus zwei solchen Gitterwänden, welche dachförmig aneinander
                              geschraubt und durch eine Eisenstange verstärkt sind. Als Isolator zwischen der
                              Eisenstange und den Elementen wird Glimmer benutzt. Außerdem werden die Elemente,
                              namentlich dort, wo sie mit dem Kühlwasser in Berührung kommen, mit Wasserglas
                              bestrichen.
                           Zur Abkühlung der unteren Contactseiten der Elemente dient ein thönernes mit Wasser
                              gefülltes Gefäß.
                           
                           Die ganze Säule hat eine Länge von 2 Fuß, eine Breite von 6 Zoll und eine Höhe von 6
                              Zoll.
                           Hr. M. theilte ferner mit, daß er eben einen Ofen ausgeführt habe, welcher für 768
                              Elemente berechnet ist. Dieselben repräsentiren eine Bunsen'sche Zink-Kohlen-Kette von 30 Elementen und consumiren pro Tag 240 Pfund Kohle (2 Gulden 40 Kreuzer).
                              Schließlich bemerkt er, daß wenngleich er nicht der Meinung sey, mit dieser Säule
                              schon das von ihm angestrebte Ziel erreicht zu haben, er doch glaube, daß dieselbe
                              den Weg bezeichne, der weiter zu verfolgen sey.Die Wiener Akademie hat Hrn. Marcus in Anbetracht der Wichtigkeit der von ihm gemachten
                                    Erfindung und damit dieselbe zum Gemeingut werde, einen Betrag von 2500
                                    Gulden bewilligt.