| Titel: | Der Injector von A. Barclay. | 
| Fundstelle: | Band 176, Jahrgang 1865, Nr. CXIX., S. 409 | 
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                        CXIX.
                        Der Injector von A. Barclay.
                        Aus dem Practical Mechanic's Journal April 1865, S.
                              14.
                        Mit Abbildungen auf Tab.
                              VI.
                        Barclay's Injector.
                        
                     
                        
                           Seit der Einführung des Giffard'schen Injectors in
                              England, während der Jahre 1859–1860, sind zahlreiche Versuche gemacht
                              worden, um diesen Apparat sowohl in seiner ursprünglichen als auch in seiner
                              verbesserten Construction zum Heben des Wassers aus größerer Tiefe auf bedeutendere
                              Höhen zu verwenden, wozu denselben Giffard selbst dem
                              Anscheine nach nicht für geeignet hielt. Da sich jedoch alle diese Versuche als
                              erfolglos erwiesen, so hatte man bis auf die allerneueste Zeit ganz davon abgesehen,
                              den Apparat zum Heben des kalten Wassers aus Gruben, zum Speisen der Tender mit
                              kaltem Wasser, und zu vielen anderen Zwecken, die wir hier nicht aufzählen wollen,
                              zu benutzen. Es ist gegenwärtig nicht unsere Absicht, alle jene zahlreichen
                              Verbesserungen aufzuzählen, welche der Giffard'sche
                              Apparat durch englische Ingenieure erfahren hat, sondern wir wollen nur die
                              Construction des Apparates von Andrew Barclay zu
                              Kilmarnock beschreiben, welche von allen bis jetzt ausgeführten unstreitig die beste
                              ist.
                           Die an dem Giffard'schen Apparate von Barclay angebrachten Verbesserungen bestehen der
                              Hauptsache nach darin, daß er die ringförmige Düse, durch welche das Wasser
                              eintritt, viel länger gemacht hat, als sie bisher zu seyn pflegte, ferner darin, daß
                              er eine Röhre vor der Düse zu dem Zwecke anbringt, die Dampf- oder Wassermenge
                              ringförmig zu gestalten, nachdem der Strom durch die Düse hindurchgegangen ist.
                              Durch diese Anordnung erlangt man sowohl zum Heben als auch zum Einpumpen des
                              Wassers eine viel größere Gewalt.
                           Fig. 8 stellt
                              eine Ausführungsweise dieses verbesserten Apparates im Verticaldurchschnitt dar. Der
                              cylindrische Körper des Apparates kann zwar aus einem Stücke gegossen werden, jedoch
                              ist es vorzuziehen, denselben aus drei Theilen zusammenzusetzen, die man aneinander
                              schraubt.
                           
                           Der Dampf tritt bei dieser Construction durch die Röhre A, das zu hebende Wasser durch die Röhre B ein und
                              der Abfluß findet durch das an das Endstück des Apparates angegossene Rohr G statt; durch den Flantsch D ist der Apparat mit dem Kessel (oder einem anderen Recipienten)
                              verbunden, in welchen das Wasser eingebracht werden soll. Die Düse E, durch welche der Dampf ausströmt, wird an das Ende
                              des verstellbaren Cylinders F angeschraubt und mit einem
                              Mantel C derart umgeben, daß ein leerer Raum zwischen
                              diesem und der Außenseite der Düse E verbleibt, den man
                              mit irgend einer die Wärme schlecht leitenden Substanz anfüllt oder der auch nur die
                              Luft enthält, welche beim Aufschrauben des Mantels mit eingeschlossen wird. Durch
                              diese Umschließung der Düse E mit einem schlechten
                              Wärmeleiter will man dem Dampf eine hohe Temperatur erhalten, bis er durch dieselbe
                              ausgetreten ist, da eine theilweise Condensation des Dampfes zu Wasser auf die
                              Bildung des Vacuums sehr störend einwirkt. Die Düse H
                              für das Wasser wird bei dieser Anordnung weit über die Dampfdüse E hinaus verlängert und erhält durch die Einführung der
                              adjustirbaren Spindel I die Form eines Ringes. Durch
                              Umdrehung des Handrades J wird das Auf- und
                              Niederschrauben der conisch gestalteten Spindel und dadurch eine Vergrößerung oder
                              Verkleinerung des ringförmigen Raumes je nach dem angewandten Dampfdrucke und je
                              nach der Höhe auf welche das Wasser (oder eine andere Flüssigkeit) zu heben ist,
                              bewerkstelligt. In geringer Entfernung von der erwähnten Düse H wird eine das Wasser aufnehmende Düse K
                              angebracht und mittelst des selbstthätigen Ventils L
                              regulirbar gemacht, so daß wenn eine größere oder kleinere Menge Wasser aus der Düse
                              H ausfließt, die Düse K
                              sich dieser entsprechend von selbst stellt. Der verstellbare Cylinder F kann durch Umdrehen des Handrades M hinein- und herausgeschraubt werden, indem das an den
                              Cylinder angeschnittene Gewinde in eine am mittleren Theile des Apparates bei N befindliche Schraubenmutter eingreift, oder indem
                              irgend eine andere passende Einrichtung zur Erreichung desselben Zweckes (nämlich,
                              wie schon erwähnt, durch Hinein- und Herausschrauben des Cylinders die einzupumpende
                              Wassermenge reguliren zu können) getroffen ist. Dem Dampfrohr A gegenüber, aus welchem der Dampf in das Innere des Cylinders F tritt, wie der Pfeil bei O
                              anzeigt, wird eine Anzahl Löcher angebracht. Um eine vollkommen dampfdichte Liderung
                              zwischen dem Dampfrohr A und der Düsenkammer P zu erhalten, wird Hanf oder eine andere elastische
                              Substanz in den Raum zwischen dem verstellbaren Cylinder F und dem Körper des Apparates mittelst der Stopfbüchse R eingedrückt, welche man entweder in den Körper des
                              Apparates einschraubt oder an Flantschen desselben mittelst Bolzen befestigt. Der
                              cylindrische Theil der Stopfbüchse R im Inneren von dem
                              Körper des Apparates, wo das Dampfrohr A einmündet,
                              enthält eine Anzahl Löcher, um dem Dampfe den freien Zutritt in das Innere des
                              Cylinders F zu gestatten und derselbe kann aufgeschraubt
                              werden, um die Packung in dem Raume Q zusammenzudrücken.
                              Wenn das Wasser 20 bis 25 Fuß hoch gehoben werden soll, muß die untere Packung Q vollkommen dampfdicht seyn, und dieß kann immer durch
                              Festschrauben der Stopfbüchse R errreicht werden. Zur
                              Verhütung von Undichtheiten im Inneren oder am Umfange der Stopfbüchse R werden nöthigenfalls noch zwei kleine Stopfbüchsen S und T mittelst Bolzen oder
                              Stiften angebracht. Zum Dichthalten der Spindel I dient
                              die Stopfbüchse U.
                           Wir wollen nun die Wirkungsweise dieser Construction des Apparates beschreiben:
                              Nachdem der Dampf durch das Ansatzrohr A zugelassen ist,
                              gelangt derselbe zu der Düse E und wird, sobald er auf
                              die Krümmung der Wasserdüse H trifft, nach der in der
                              Mitte befindlichen Spindel hin und von dieser wieder nach der Düse – in
                              Gestalt eines Zickzackes – abgelenkt; durch diese wellenförmige sich
                              schlängelnde Bewegung wird die Luft aus der Düsenkammer P ausgetrieben und der Dampf, welcher so gewissermaßen einen ringförmigen
                              flüssigen Kolben bildet, verhindert die Rückkehr derselben durch die Düse H. Sobald nun das Vacuum groß genug ist, steigt das
                              einzupumpende Wasser in die Höhe, dringt durch das Rohr B ein und wird vom Dampfe durch die Wasserdüse H ausgetrieben, indem jetzt das Wasser und der Dampf zusammen einen
                              flüssigen Kolben in der Düse H bilden. Wenn das Wasser
                              noch nicht die genügende Gewalt hat, durch die Düse K
                              hindurchzugehen, so fließt es durch das Rohr G ab. Durch
                              entsprechendes Umdrehen der Handräder J und M strömt sowohl mehr Wasser, als auch mehr Dampf zu und
                              dem Wasser wird dadurch die erforderliche Gewalt mitgetheilt um durch die Düse K hindurchzugehen und in den Kessel oder einen andern
                              Recipienten einzutreten. Wenn das Wasser aus einer bedeutenden Tiefe, z.B. von 25
                              Fuß gehoben werden muß, so ist es für das Ingangsetzen des Apparates von
                              Wichtigkeit, daß die Dampfdüse E ganz von der Wasserdüse
                              H umschlossen wird; das Reguliren findet im Uebrigen
                              in derselben Weise wie bei den bisher im Gebrauche gewesenen Apparaten statt.
                           Eine andere Liderungsart des verstellbaren Cylinders F
                              zeigt Fig. 9.
                              Bei dieser Anordnung dient die Stopfbüchse R' zum
                              Zusammenpressen der Packungen Q und Q', zwischen welche ein loser Ring (oder Cylinder) V eingelegt wird und eine zweite Stopfbüchse R' dient dazu, den Cylinder F
                               vollkommen dampf- und
                              luftdicht zu erhalten. Der lose Ring V enthält eine
                              Anzahl dem Dampfrohr A gegenüberliegender Oeffnungen
                              oder Schlitze, durch welche der Dampf in das Innere des Cylinders F eintritt; im Uebrigen ist diese Ausführungsweise der
                              oben beschriebenen gleich.
                           Anstatt den Dampf durch das Rohr A und das Wasser durch
                              das Rohr B zuzulassen, kann auch nach Fig. 10 das Umgekehrte
                              stattfinden, das heißt B (in der Figur nicht sichtbar)
                              ist das Wasserrohr und A das Dampfrohr. Bei dieser
                              Construction drückt der Dampf beim ersten Antrieb gegen die centrale Spindel l und wird dann nach der Düse H abgelenkt, wie die punktirten Linien in Fig. 10 angeben; die
                              Wirkungsweise und Construction sind außerdem nicht von der vorhergehenden
                              verschieden. Das durch die Düse E eintretende Wasser
                              wird von dem dasselbe umgebenden Dampfringe durch die Düse H ausgetrieben und erlangt eine genügende Gewalt, um durch die Düse K in den Recipienten einzutreten, welcher mit Wasser
                              versehen werden soll.
                           Fig. 11 zeigt
                              noch eine andere Modification dieses Injectors, welche für eine von den wichtigsten
                              gehalten wird und wobei das äußere Gehäuse des Apparates mit zwei Wasserrohren A, A' und einem Dampfrohr B
                              versehen ist. Wir lassen in Nachstehendem ausführlich die Gründe, welche zur
                              Anordnung zweier Wasserrohre bestimmten und die Verwendung derselben folgen.
                              Unmittelbar an die Innenseite von dem Gehäuse des Apparates legt sich die
                              Stopfbüchse C an, welche auf die Packung D drückt; dieser Druck wird auf den nächsten
                              Packungsring D' mittelst des eingelegten Metallringes
                              E übertragen, der mit Schlitzen versehen ist, durch
                              welche das aus dem Rohr A kommende Wasser in den inneren
                              Theil des Apparates gelangt. Hinter dem zweiten Packungsring D' ist ein zweiter Metallring E' angebracht,
                              welcher ebenfalls mit Schlitzen versehen ist, um den Dampf in den ringförmigen Raum
                              F des Apparates leiten zu können und dieser drückt
                              auf seinem Wege auf den letzten Packungsring D''. Die
                              drei Packungsringe D, D' und D'' bilden eine passende Führung, zwischen welcher das Rohr G hinein- und herausgeschoben und so der Apparat nach
                              Belieben regulirt werden kann. Das Rohr G bildet
                              hiernach, wie wir bemerken wollen, die äußere Umhüllung des ringförmigen Dampfraumes
                              F. Im Inneren des Rohres G ist die Stopfbüchse H angebracht, welche auf
                              den Packungsring I drückt und dieser drückt wieder auf
                              den geschlitzten Metallring J, hinter welchem ein
                              zweiter Packungsring I' liegt. Die beiden Packungsringe
                              I und I' dienen als
                              Führungen für das Rohr K, welches den cylindrischen
                              Wasserraum L enthält und in derselben Weise verstellt
                              werden kann, wie wir eben in Bezug auf das Rohr G angegeben haben. Im Inneren
                              des Rohres K befindet sich die verstellbare Spindel M. Das Rohr K und die
                              Spindel M werden durch die Handräder N u. N' auf die bei den Figuren 8 u.
                              9 erwähnte
                              Art in Bewegung gesetzt. Die beiden Rohre G und K sind, wie aus Fig. 11 zu ersehen ist,
                              an ihren Enden mit doppelten Düsen versehen; die leeren Räume zwischen den inneren
                              und äußeren Theilen der letzteren werden mit einer die Wärme schlecht leitenden
                              Substanz angefüllt und luftdicht abgeschlossen.
                           Die Eigenthümlichkeiten dieser Construction sind also folgende: Es sind zwei
                              Wasserrohre A und A' (statt
                              eines, wie dieß bei den vorhergehenden Constructionen der Fall ist) und ein
                              Dampfzuführungsrohr vorhanden, und dieselben stehen in directer Verbindung mit den
                              ringförmigen Düsen. Soll eine Flüssigkeit von etwas hoher Temperatur eingepumpt
                              werden, so wird dieselbe durch das Rohr A zugeführt, aus
                              welchem sie in den mittleren Wasserraum L' gelangt; da
                              aber das Princip, nach welchem der ganze Apparat construirt ist und seine effective
                              Wirkung hauptsächlich auf der Bildung eines Vacuums beruhen, welches durch
                              Condensation des durch das Rohr B zugelassenen Dampfes
                              entsteht, so ist eine sehr hohe Temperatur der einzupumpenden Flüssigkeit von
                              nachtheiligem Einflusse auf die Wirkung des Apparates, weil sie die Entstehung eines
                              vollkommenen Vacuums verhindert. Um diesen Uebelstand zu beseitigen und eine sehr
                              kräftige Wirkung des Apparates zu sichern, wird vor der heißen Flüssigkeit erst
                              durch das Rohr A' eine kältere eingelassen und diese
                              letztere verursacht, wenn sie mit dem Dampfstrahl in Berührung kommt, daß derselbe
                              rasch condensirt wird, insoferne das kalte Wasser mit einer Geschwindigkeit
                              fortgetrieben wird, welche derjenigen des angewandten Dampfes entspricht, das heißt
                              wo das fortgetriebene Wasser ein Moment hat, welches gleich dem Producte aus seinem
                              Eigengewichte in die Geschwindigkeit des ausfließenden Dampfes ist. Sobald die
                              Wirkung des Apparates durch die Zulassung des kalten Wassers oder Dampfes gesichert
                              ist, wird das heiße Wasser eingelassen und in Folge der schnellen Bewegung des
                              kälteren Wassers durch die Düse mit fortgerissen.
                           Eine wichtige Verbesserung kann an der zuletzt beschriebenen Ausführungsweise des
                              Apparates dadurch angebracht werden, daß man das Wasserrohr A wegläßt und dasselbe durch eine Röhre (Leitung) c (punktirt angegeben) ersetzt, welche außen unter dem Gehäuse des
                              Apparates hingeführt ist und dasselbe in directe Verbindung mit den geschlitzten
                              Ringen E und J bringt, durch
                              die das Wasser in den inneren Wasserraum des Apparates dringt. Es ist jedoch zu
                              berücksichtigen, daß wenn der Apparat in dieser Art construirt ist, die zum Einpumpen bestimmte
                              Flüssigkeit von verhältnißmäßig niedriger Temperatur seyn muß. Man kann nun in
                              diesem Falle an der Düse die Einrichtung entweder für zwei ringförmige
                              Wasserstrahlen und einen concentrischen zwischen diesen befindlichen Dampfstrahl
                              oder statt dessen auch für zwei Dampfstrahlen mit einem zwischenliegenden
                              Wasserstrahle treffen. Hierdurch wird eine viel vollkommenere Condensation des
                              Dampfes als bei der vorhergehenden Modification mit nur einem Wasserstrahl und eine
                              viel bessere Wirkung des Apparates erreicht. Man wird bemerken, daß sich die in der
                              Mitte des Apparates befindliche Spindel bei dieser letzten Modification so weit
                              erstreckt, daß durch sie die Querschnittsfläche der Injectionsdüse H verkleinert wird. Die Schraube U dient zum richtigen Stellen des Rohres G;
                              dieselbe kann leicht in dem oberen Theile von dem Gehäuse des Apparates umgedreht
                              werden; das Gewinde derselben geht durch eine Oeffnung in dem zur Seite des Rohres
                              G angebrachten Halter hindurch und wird mit Hülfe
                              einer Kurbel oder eines Schraubenschlüssels, der auf ihr oberes Ende paßt,
                              umgedreht.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
