| Titel: | Miscellen. | 
| Fundstelle: | Band 176, Jahrgang 1865, Nr. , S. 74 | 
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                        Miscellen.
                        Miscellen.
                        
                     
                        
                           Der Mahovos als Mittel zur Verminderung der Bau- und
                              Betriebskosten der Eisenbahnen; von Carl v. Schuberszky,
                              kaiserl. russ. Ingenieur-Stabs-Capitän.
                           Der „Mahovos“ genannte Apparat besteht aus einem Wagen, auf
                              welchem sich eine Achse mit zwei kolossalen Schwungrädern befindet, die mit den
                              Laufrädern durch Frictionsscheiben in Verbindung gesetzt, beim Bergabfahren mittelst
                              der für die Bewegung des Zuges überflüssigen Kraft in Gang gesetzt werden, um später
                              beim Berganfahren durch ihr Beharrungsvermögen auf die Bewegung der Laufräder zu
                              wirken.
                           Der Verfasser nimmt die Kränze der Schwungräder aus Gußstahl an und findet, daß bei
                              3,8 Meter Durchmesser und 16 Kil. per
                              Quadrat-Millimeter Spannung der Kränze eine Umfangsgeschwindigkeit von 142
                              Meter per Secunde oder 732 Umdrehungen per Minute zulässig ist.
                           Die zu 25 Tonnen Gesammtgewicht angenommenen Schwungräder enthalten bei dieser
                              Umdrehzahl eine lebendige Kraft von 20 Millionen Kilogrammmeter oder 20,000
                              Tonnen-Meter und wäre der Mahovos also im Stande, einen schweren Güterzug von
                              800 Tonnen Gewicht eine schiefe Ebene von 25 Meter Höhe hinaufzuheben.
                           Der Verfasser bemerkt im Schlußworte seiner Schrift, daß zu einer praktischen
                              Ausführung seiner Erfindung bereits durch eine Gesellschaft die erforderlichen
                              Mittel zusammengebracht sind, und wird demnach hoffentlich bald Nachricht über die
                              Erfolge derselben zu uns gelangen. Inzwischen wünscht der Verfasser auch das Urtheil
                              der deutschen Techniker über den Mahovos zu hören, und wird es schon deßhalb nicht
                              überflüssig seyn, denselben einer Kritik zu unterziehen.
                           Die Ansammlung von anderweitig, erzeugter, augenblicklich nicht verwendbarer
                              mechanischer Arbeit in Form von lebendiger Kraft durch Schwungräder ist namentlich
                              bei Dampfmaschinen bekanntlich in weitester Ausdehnung gebräuchlich. Während aber
                              bei den stehenden Dampfmaschinen die Unregelmäßigkeiten in der Erzeugung
                              mechanischer Arbeit nur die Ausgleichung während ganz kurzer Zeiträume erheischen
                              und deßhalb die Schwungräder hier nur etwa die Rolle eines Pendels an der Uhr
                              spielen, handelt es sich beim Mahovos darum, große
                              Unregelmäßigkeiten in der erforderlichen Nutzleistung auszugleichen und die
                              Locomotive minutenlang durch die Hergabe der angesammelten lebendigen Kraft zu
                              unterstützen. Es ist dieß eine Anforderung an den Mahovos, welche an gewöhnliche
                              Schwungräder nie gestellt worden ist, und daher ist dessen Projectirung als neu
                              anzuerkennen.
                           Die Anforderung, welche an den Mahovos gestellt wird, ist schon lange Gegenstand des
                              Nachdenkens vieler Ingenieure gewesen, und hat dieselbe den Erfinder der
                              hydraulischen Hebemaschinen, Armstrong, zur Construction
                              des Accumulators geführt, der sich durchaus bewährt hat. Die augenblickliche nicht
                              verwendbare mechanische Arbeit der Dampfmaschine wird hierbei zum Heben einer
                              bedeutenden Last verwandt, welche durch ihre Senkung mechanische Arbeit jederzeit zu Gebote stellt. Bei der
                              gewöhnlichen Hubhöhe dieser Accumulatoren von etwa 3 1/2 Meter, während ihr Gewicht
                              nicht über 30 Tonnen beträgt, ist indeß die so anzusammelnde mechanische Arbeit viel
                              zu gering, um irgend annähernd den Zweck des Mahovos zu erfüllen, und somit der
                              Accumulator hier nicht anwendbar.
                           Es sind dreierlei Bedenken, die uns veranlassen, an der
                                 gehofften Brauchbarkeit des Mahovos zu zweifeln:
                           1) die zu seiner Fortbewegung als Last erforderliche mechanische Arbeit ist als
                              reiner Verlust im Ganzen anzusehen;
                           2) die starke Abnutzung der Frictionsscheiben oder der Treibräder in Folge Gleitens
                              ist unvermeidlich, wenn die Geschwindigkeit des Zuges nicht der Geschwindigkeit der
                              Schwungräder entspricht, was sowohl beim Bergab- als Berganfahren nothwendig
                              öfter stattfinden muß, so wie die Verminderung der lebendigen Kraft durch die
                              Reibung in den Lagern;
                           3) die Unlenkbarkeit desselben in Curven, so lange die beiden Schwungräder auf
                              derselben Achse stecken und somit sich in demselben Sinne herumdrehen, wird die
                              Anwendung des Mahovos sicher erschweren.
                           Während die Punkte 1 und 2 einer Begründung nicht weiter bedürfen möchten, da sie
                              lediglich die Schwierigkeit jeder längeren Aufbewahrung und Ausnutzung mechanischer
                              Arbeit in der Form von lebendiger Kraft bewegter Massen zum Ausdruck bringen, auch
                              von dem Verfasser selbst erwähnt sind, ist der 3. Punkt dahin zu erklären, daß ein
                              Paar in der Minute 732 mal sich drehende Schwungräder sich genau wie ein Kreisel
                              verhalten. Wird bei einem solchen während der Rotation die Richtung der Achse
                              verändert, so folgt daraus nach dynamischen Gesetzen die durch das bekannte Gyroskop
                              anschaulich gemacht werden, eine Tendenz der Achse, ihre Richtung in der Ebene
                              normal zu derjenigen, in welcher eine Drehung vorgenommen wird, zu ändern. Soll der
                              Mahovos eine Curve passiren, so wird es von der Fahrgeschwindigkeit abhängen, ob er
                              lediglich die Räder zu beiden Seiten ungleich belastet, oder aber die Räder auf der
                              einen Seite von den Schienen ganz emporhebt. Da bei Schwungrädern an stehenden
                              Maschinen die Achsenlager festliegen, mithin eine derartige Erscheinung nicht
                              eintreten kann, so ist dieselbe besonders hervorzuheben, um die Befürchtung, der
                              Mahovos werde in Curven als außerordentlich schwer lenkbar sich erweisen, zu
                              rechtfertigen.
                           Eine Trennung der Achse und entgegengesetzte Bewegung der Schwungräder würde diesem
                              sonst unvermeidlichen Uebelstande abhelfen, und wollen wir den Verfasser mit dem
                              Glückwunsche, den jedes ernste Streben zum Bessern verdient, auf diesen Punkt
                              besonders aufmerksam gemacht haben. K. (Zeitschrift des hannoverschen
                              Architekten- und Ingenieurvereins, 1865, Bd. XI S. 107.)
                           
                        
                           Ostindische Eisenbahnen.
                           Der letzte Bericht des Hrn. Julian Danvers,
                              Regierungs-Director der ostindischen Eisenbahnen, enthält manche interessante
                              statistische Angaben über die Anlagekosten und den Betrieb des ausgedehnten
                              Eisenbahnnetzes, welches dazu bestimmt ist, die Schranken des indischen Kastenwesens
                              zu durchbrechen und den zahlreichen Volksstamm der Indier nach und nach immer mehr
                              der europäischen Cultur zugänglich zu machen. Die Gesammtlänge aller indischen
                              Eisenbahnen beträgt gegenwärtig 2700 engl. Meilen, oder, wenn man die im Bau
                              befindlichen Bahnen hinzurechnet, sogar gegen 5000 Meilen. Im Jahre 1863 wurden 233
                              Meilen Bahn dem Betriebe übergeben, außerdem 126 Meilen während der ersten 4 Monate
                              des Jahres 1864. Ungeachtet der niedrigen Fahrpreise scheint die financielle Lage
                              der meisten Eisenbahngesellschaften eine recht befriedigende zu seyn. Noch im Jahr
                              1861 glaubte man allgemein in Indien, daß die dortigen großen Gesellschaften nicht
                              im Stande seyn würden, ihre Unternehmungen ohne Hülfe der Regierung auszuführen,
                              indessen wurden diese Befürchtungen durch die günstigen Resultate der schon im
                              Betriebe befindlichen Bahnen, sowohl hinsichtlich des Güter- wie des
                              Personenverkehrs, für das Rechnungsjahr 1861–62 gänzlich zerstreut. Die
                              Gesammtausgabe betrug bis zum 1. Mai d. J. 51,144,722 Pfd. St. (circa 613 Millionen Gulden). Das ganze Actiencapital der bisher
                              concessionirten indischen Bahnen beträgt etwa 62 Millionen Pfd. St.; indessen werden
                              zur Vollendung der betreffenden Bahnen mindestens 72 Millionen Pfd. St. erforderlich
                              seyn. Die Actien sind in den Händen von 33,358 Personen, von denen jedoch nur 1
                              Proc. Eingeborne sind. Es ist eine erfreuliche Erscheinung, daß die Indier sich zu
                              allen niederen Eisenbahnbeamten, sogar auch zu Locomotivführern, vollständig
                              befähigt und geeignet zeigen. Ohne eine solche Hülfe der Eingeborenen würde sowohl
                              der Bau wie der Betrieb von Eisenbahnen in Indien nahezu eine Unmöglichkeit seyn.
                              Sehr befriedigend ist der Umstand, daß die indischen Eisenbahnen sowohl von den
                              höchsten wie von den niedrigsten Classen der Eingeborenen stark benutzt werden. Die
                              Great-Indian-Peninsular-Gesellschaft gewann durch Einführung
                              einer vierten Wagenclasse mit niedrigeren Fahrpreisen 1/2 Million Passagiere in 6
                              Monaten. Am Schluß des Jahres 1863 besaßen die indischen Bahnen im Ganzen 709
                              Locomotiven, 1421 Personenwagen und 12,272 Güterwagen. Alles dieses
                              Betriebsmaterial, ebenso wie die Schienen und Zubehör zu den indischen Bahnen ist
                              von England dahin geschickt, bis zum Schluß des Jahres 1863 nicht weniger als
                              55,295,620 Ctr. Eisenbahnmaterialien zum Werth von 15,128,856 Pfd. St., circa 181 1/2 Million Gulden, für deren Transport 3571
                              Schiffe erforderlich waren. (Zeitung des Vereins deutscher Eisenbahnverw.)
                           
                        
                           Die Einschiffung des neuen atlantischen
                              Telegraphen-Kabels.
                           Seit dem 19. Januar d. J. ist man in England mit der Einschiffung des neuen
                              Telegraphen-Kabels beschäftigt, welches die beiden Hemisphären auf dem
                              kürzesten Wege in telegraphische Verbindung zu setzen bestimmt ist, nachdem der
                              erste Versuch hierzu im Herbst des Jahres 1857 vollständig gescheitert. – Als
                              Transportschiff wird der Great Eastern dienen, dessen
                              innere Einrichtung dem Zwecke gemäß gänzlich umgeändert worden, und welcher
                              augenblicklich im Medway liegt, um das von zwei kleinen Lastschiffen (Amethyst und
                              Iris) vom Morden und Enderby's Kai in einzelnen Partien herangeschaffte Kabel
                              aufzunehmen. Hier hat die Anfertigung durch die Herren Glaß und Elliot in Abschnitten von zwei
                              englischen Meilen Länge stattgefunden. Die Construction des neuen weicht wesentlich
                              von derjenigen des älteren, verunglückten Taues ab, und wird die Hoffnung gehegt,
                              daß die Aufgabe, dem Kabel eine möglichst große absolute Festigkeit bei einem
                              möglichst geringen specifischen Gewichte zu geben, eine glückliche und dem Zwecke
                              entsprechende Lösung gefunden hat. (Im Jahrgang 1864 des polytechn. Journals, Bd. CLXXIV S. 79, ist die Construction des
                              neuen atlantischen Kabels im Vergleich mit dem alten beschrieben; ebendaselbst ist
                              eine Berechnung der Einkünfte mitgetheilt, welche aus dem neuen Kabel bei den
                              angenommenen Arbeits- und Tarif-Raten gezogen werden können.)
                           Für die Lagerung des Kabels im Schiffe mußte dahin gestrebt werden, so wenig einzelne
                              Rollen als möglich zu bilden; allein trotz der Größe des acquirirten Fahrzeuges war,
                              ganz abgesehen von dem 5000 Tonnen (100,000 Ctr.) betragenden Gesammtgewichte, das
                              Einschießen auf eine Rolle nicht möglich, weil diese einen Durchmesser von 58 Fuß
                              und eine Höhe von 60 Fuß erreicht haben würde. Man mußte sich deßhalb begnügen, das
                              Kabel in drei besonderen Behältern, vorn, hinten und in der Mitte des Schiffes
                              unterzubringen, welche aus soliden Eisenplatten wasserdicht auf dem sogenannten
                              30-Fuß-Deck errichtet worden, und mit Ausnahme des vordersten, der
                              Form des Schiffes wegen etwas kleinern, einen Durchmesser von 58 und eine Höhe von
                              20 Fuß haben. Um das enorme Gewicht des ganzen Kabels zu ertragen, ist das zur
                              Aufnahme bestimmte Deck durch Balkenwerk angemessen verstärkt, während der
                              Seitendruck, welchen das Kabel beim Rollen des Schiffes auf die Wandungen der drei
                              Behältnisse ausüben würde, durch ein Strebesystem auf die Mitte des Schiffes
                              übertragen wird. Die drei Längen, in welchen das Kabel gleich bei der Verladung
                              unter Anwendung einer vervollkommneten Art von Verbindungs- und Löthstellen
                              aus den einzelnen Stücken hergestellt wird, werden beziehungsweise 633, 803 und 817,
                              im Ganzen also 2253 Seemeilen betragen und voraussichtlich Ende Mai verladen seyn
                              (nachdem diese Arbeit, wie oben erwähnt, am 19. Januar d. J. begonnen worden).
                           Bei der Legung wird man, wie auch bei dem früheren Versuche, einen Punkt der irischen Küste (Valentia)
                              mit einem in Neufundland (Bulls Bay) verbinden, und wird hierzu diese Länge völlig
                              ausreichen, da sie etwa 520 Meilen schon als Reserve einschließt für Abweichungen
                              aus der normalen Richtung und für Umwege, welche durch Strömungen, ungünstiges
                              Wetter veranlaßt, oder, um mißliche Tiefen zu vermeiden, gewählt werden könnten.
                              – Die größte zu bewältigende Tiefe auf dem in Aussicht genommenen Course
                              beträgt 2000–2500 Faden, während die absolute Festigkeit des Kabels so groß
                              ist, daß dieses in ruhigem Wasser auf eine nahezu viersache Länge das eigene Gewicht
                              auszuhalten fähig seyn soll.
                           Schon der Umstand, daß sich trotz des gänzlichen Mißlingens des ersten Versuches die
                              bedeutenden Geldmittel für die bevorstehende Wiederholung gefunden haben, was
                              übrigens in gleichem Maaße fast nur in England möglich ist, wo eine reiche
                              Aristokratie sich verpflichtet fühlt, neue, dem allgemeinen Besten gewidmete
                              Unternehmungen auch ohne sichere Aussicht auf
                              Rentabilität zu unterstützen, also schon dieser Umstand bürgt dafür, daß das Werk
                              mit allen möglichen Vorsichtsmaßregeln und unter Benutzung der inzwischen
                              gesammelten Erfahrungen auf dem Gebiete der submarinen Telegraphie auf soliden
                              Grundlagen verwirklicht werden soll. Findet es, was zu hoffen steht, eine glückliche
                              Beendigung, dann ist ein neuer, großer Schritt gethan zur Bewältigung der Fesseln
                              und Hindernisse, welche Raum und Zeit dem Verkehre der Menschen unter einander
                              bereiten. (Cölner Zeitung.)
                           
                        
                           Ueber die Beseitigung von Niederschlägen in Dampfkesseln; von
                              Hrn. Schulze, Dirigenten der
                              Flachsgarn-Spinnerei zu Landeshut in Schlesien.
                           Die Entfernung des sehr unangenehmen Kesselsteins hatte regelmäßig große
                              Schwierigkeiten; bei jedem Kessel waren immer zwei oder drei Arbeiter ungefähr 14
                              Tage beschäftigt, und abgesehen von den nicht unbedeutenden Arbeitslöhnen mußten die
                              Kessel stark angegriffen werden, da der Kesselstein nur durch starkes Hämmern und
                              Meißeln zu entfernen war. Ich habe also in Folge einer früheren Mittheilung im
                              polytechn. Journal vor wenigen Jahren das Theeren der
                                 Kessel und zwar mit sehr gutem Erfolge eingeführt; der Kesselstein löst
                              sich seitdem überaus leicht und wird jetzt von einem Arbeiter während 4–5
                              Tagen besorgt. In der Regel lasse ich jeden Kessel alle 4–5 Monate reinigen
                              und nach Entfernung des Kesselsteins immer frisch theeren. Der Theer wird im
                              erwärmten Zustande mittelst eines großen Pinsels aufgetragen und trocknet nach
                              wenigen Tagen. Die früher hauptsächlich gehegte Befürchtung, daß sich der Theer
                              durch das siedende Wasser lösen und mit dem der Maschine zugeführten Dampfe Kolben
                              und Schieber verschmieren konnte, ist unbegründet gewesen; ich habe niemals etwas
                              Nachtheiliges wahrgenommen.
                           Ein anderer hiesiger Fabrikbesitzer hat mit dieser Manipulation ebenfalls recht guten
                              Erfolg erzielt; derselbe hat seit zwei Jahren neue Kessel im Betriebe, welche durch
                              bisher nicht ermittelte Einflüsse in kurzer Zeit der Zerstörung entgegengingen; es
                              bildeten sich nämlich fortlaufend, namentlich in den unteren Röhren, kleine Blasen,
                              und wenn die darüber befindlichen Schalen entfernt wurden, so zeigte sich erst eine
                              mehlige Masse und darunter im Kesselblech Vertiefungen, so daß mit Bestimmtheit die
                              Zerstörung der Kessel in kurzer Zeit eintreten mußte. Alle dagegen angewendeten
                              Mittel zeigten sich erfolglos, bis er auf meinen Rath vor einem halben Jahre
                              Versuche mit Theeren machte, und zwar mit vollständigem Erfolge, denn der oben
                              bemerkte Uebelstand war sofort behoben; ein Beweis also, daß dieses Austheeren für
                              die Conservirung der Kessel entschieden gut seyn muß.
                           Ich zweifle nicht daran, daß die Anwendung dieses überaus einfachen und billigen
                              Verfahrens, wo dasselbe immer eingeführt wird, auch stets von gutem Erfolge seyn
                              muß, und ich möchte annehmen, daß dasselbe mit der Zeit eine allgemeinere Anwendung
                              finden wird. (Verhandlungen des Vereins zur Beförderung des Gewerbfleißes in
                              Preußen, 1864 S. 270.)
                           
                        
                           
                           Antimon auf Kupfer, nach Dr. Dullo.
                           Unter den Metallen, die durch atmosphärische Einflüsse wenig oder gar nicht verändert
                              werden, also deßhalb sehr geeignet sind, anderen Metallen als Schutz gegen diese
                              Einflüsse zu dienen, ist besonders Antimon zu nennen, und es ist sehr leicht, dieses
                              Metall im dichten, fest haftenden Ueberzug auf Kupfer zu befestigen, wenn man in 1
                              Quart Weingeist 4 Loth butterartiges Antimonchlorür und so viel Salzsäure gießt, bis
                              die Lösung klar ist. Je weniger Salzsäure man anzuwenden nöthig hat, desto besser.
                              Den blank geputzten Gegenstand von Kupfer stellt man 1/2 bis 3/4 Stunde in diese
                              Lösung, derselbe hat dann einen sehr fest haftenden, glänzenden Ueberzug von
                              Antimon. Man darf nicht länger einwirken lassen, weil sonst das Antimon in zu dicken
                              Schichten sich ablagert und weniger schön wird. Selbst Gußeisen nimmt diesen
                              Ueberzug von Antimon an, aber erst nachdem es nach der von dem Verf. angegebenen
                              Methode mittelst Kupferchlorid in alkalischer Lösung verkupfert ist (polytechn.
                              Journal Bd. CLXXIV S. 462). Das Antimon ist
                              zwar ein sprödes Metall, bewährt sich aber trotzdem sehr gut; selbst Kupferdraht,
                              auf diese Weise mit Antimon nicht zu dick überzogen, hält den Ueberzug fest, wenn er
                              hin und her gebogen wird. Der Verf. kann diesen Ueberzug sehr empfehlen. (Deutsche
                              illustrirte Gewerbezeitung, 1865, Nr. 2.)
                           
                        
                           Eine Neubildung von Schwefelkupfer in vergilbtem Papier alter
                              Bücher.
                           Hr. Universitäts-Bibliothekar E. Kögeler in
                              Innsbruck hatte auf den vergilbten Papierblättern alter Bücher in der Bibliothek
                              ganz eigenthümliche schwarze Flecken bemerkt und dieselben Hrn. Professor Kerner zur Ansicht vorgelegt. Letzterer fand bei genauer
                              Betrachtung, daß sie die Form von außerordentlich zarten Dendriten besitzen; der
                              Durchmesser der größten beträgt etwa 2 Linien oder 5 Millimeter, aus einem
                              Mittelpunkte nach allen Richtungen auseinander laufend. Sie durchdringen die Masse
                              des Papiers und sind an beiden Seiten sichtbar, doch immer an einer derselben
                              deutlicher. Unter dem Mikroskope zeigte sich eine schwarzbraune ziemlich homogene
                              Masse. Eine erste Vermuthung Kerner's, er könnte es mit
                              einem Pilz oder einer Alge zu thun haben, wurde bald dadurch widerlegt, daß sie in
                              einer ozonisirten Atmosphäre, täglich mit destillirtem Wasser befeuchtet,
                              unverändert blieb. Aber nach einiger Zeit zeigte sich das Papier in der Umgebung der
                              dendritischen Flecke bläulich gefärbt. Dieß erregte die Voraussetzung eines
                              Kupfergehaltes, der sodann auch wirklich nachgewiesen wurde. Eisen ließ sich nicht
                              nachweisen. So schloß denn Hr. Prof. Kerner auf
                              Kupferglanz. Man hatte diese Dendriten auf eilf verschiedenen Büchern bemerkt, von
                              den Jahreszahlen 1545 bis 1677, die früheren alle Schreibpapier, nur das letzte
                              Druckpapier. Alle eilf Bände sind in Schweinsleder gebunden und sind oder waren mit
                              messingenen spangenförmigen Schließen versehen. Diese sind wohl unzweifelhaft die
                              Ausgangspunkte der Bildung gewesen, während die feuchten Aufbewahrungsorte, die
                              Hygroskopie der Papierblätter und die reducirende Wirkung des Papiers selbst den
                              Schluß des Vorganges erklären, ähnlich, sagt Kerner, wie
                              sich Dendriten von Eisenoxydhydrat zwischen den Blättern des Mergelschiefers bilden.
                              (Sitzungsberichte der kais. Akademie der Wissenschaften in Wien, 1865, Nr. 7.)
                           
                        
                           Auflösungs- und Anwendungsweise der Anilinfarben für
                              die Färberei; von Dr. Jacobsen.
                           Fuchsin (Anilinroth) wird in reinem kochenden Wasser
                              gelöst. Anilingrün löst man, indem man es mit etwas
                              Wasser und Schwefelsäure anrührt und dann in kochendes Wasser bringt. Parme (Blauviolett) löst sich unter Erwärmung in
                              90procentigem Spiritus; ebenso Violett, Rothviolett und
                              Blau. Silbergrau löst man in 96procentigem Spiritus
                              unter Hinzufügung von Schwefelsäure. Was die verschiedenen Beizen und Bindungsmittel
                              betrifft, so gebraucht man dieselben nicht bei Fuchsin, 
                              Hofmann's Violett und Silbergrau. Bei Anilingrün wird
                              Gallussäure als Beize bei wollenen Stoffen mit dem besten Erfolge angewendet, man
                              färbt Wolle wie Seide bei einer Temperatur von 40–50° R. Anilinviolett
                              und Anilinblau werden in 96procentigem Spiritus, am besten Rübensprit, aufgelöst;
                              auf 1 Pfd. Anilinviolett nehme man 15 Qrt., auf 1 Pfd. Anilinblau 25 Qrt.
                              96procentigen Spiritus. Der Farbstoff wird in kleinen Quantitäten in einer
                              porzellanenen Reibeschale mit der angegebenen Menge erwärmten Spiritus angerieben.
                              Die erhaltene Farbstofflösung wird in steinerne Kruken gefüllt und über Nacht in
                              eine 60° R. warme Flotte gehangen. Am anderen Morgen wird filtrirt und die
                              Filtrirrückstände bei neuen Lösungen wieder angewendet.
                           Färbebad für Anilinviolett. Das Bad auf
                              60–70° R. erhitzt, wird mit 1/4–1/2 Pfd. festem doppelten
                              Chlorzinn ausgetrieben; es setzt sich auf der Oberfläche ein schmutziger Schlamm,
                              der sorgfältig abgenommen wird. Nachdem das Bad geklärt, gibt man pro 10 Pfd. Wolle 3/4 Pfd. schwefelsaure Thonerde, 1/2
                              Pfd. halbraffinirten Weinstein, 1/4 Pfd. festes doppeltes Chlorzinn, 1/4–1/2
                              Pfd. Schwefelsäure, und ein wenig des aufgelösten und filtrirten Farbstoffes hinzu
                              und läßt nochmals austreiben. Sobald der Kessel nochmals abgeschäumt, geht man,
                              nachdem man vorher mit kaltem Wasser das Bad bis 55–60° R. abgekühlt
                              hat, mit der zu färbenden Post Garn ein, erhitzt bei fortwährendem Umrühren bis zum
                              Kochen, läßt 10–15 Minuten lang kochen, bis sich die Waare egalisirt hat und
                              gibt dann nach Bedürfniß Farbstoff hinzu. Eine Hauptsache ist mit wenig Farbstoff
                              erst einen egalen Grund herzustellen. Nüanciren kann man einmal durch Veränderung
                              der Temperatur des Bades, je heißer, um so blauer die Farbe; auch setzt man
                              Kleinigkeiten von Schwefelsäure hinzu, um zu bläuen, oder durch Zusatz von
                              verschiedenen Sorten des Anilinviolett, Rothviolett, Blauviolett, Parme, Hofmann's Violett und selbst Fuchsin. Nachdem die
                              gewünschte Farbe erreicht ist, nimmt man das Garn heraus und spült es tüchtig in
                              fließendem Wasser aus. Die Waare färbt auf diese Weise sehr wenig ab; will man aber
                              das Abfärben ganz vermeiden, so nehme man die Waare durch ein lauwarmes Bad von
                              weißem Kalkthon und spüle damit nochmals ganz gut aus. Das Färben des Anilinblau und Parme ist
                              dasselbe wie beim Anilinviolett. Der Sud pro 100 Pfd. Garn ist 3/4 Pfd. Weinsteinpräparat, 1/2
                              Pfd. schwefelsaure Thonerde, 1/3 Pfd. festes doppeltes Chlorzinn und 3/4–1
                              Pfd. engl. Schwefelsäure. Längeres Kochen der Waare ist bei Blau, um es grünstichig
                              zu machen, Hauptsache, da die Wolle das Roth, das in dem Blau sich befinden könnte,
                              nicht annimmt. (Deutsche Industriezeitung, 1865, Nr. 12.)
                           
                        
                           Darstellung eines gelben Farbstoffs aus Fuchsin; von Max Vogel.
                           Leitet man salpetrige Säure in starkem Strome in eine alkoholische Lösung von
                              käuflichem Fuchsin oder reinem Rosanilin, so beobachtet man die prachtvollsten
                              Farbenphänomene. Nach Kurzem geht die rothe Farbe durch Violett in ein prächtiges
                              Blau über, und bei weiterem Einleiten von salpetriger Säure wandelt sich das Blau in
                              Grün um. Läßt man diese grüne Lösung einige Stunden lang stehen, so geht die grüne
                              Farbe in ein schönes Rothgelb über. Schneller wird die Verwandlung des Grün in Gelb
                              durch weiteres Einwirkenlassen der salpetrigen Säure auf die erwähnte grüne Lösung
                              herbeigeführt. Nun verändert sich die Farbe nicht weiter und man erhält beim
                              Eindampfen im Wasserbade eine rothbraune klebrige Masse, welche beim Erkalten
                              erstarrt, und gepulvert den Farbstoff von schon zinnoberrother Farbe liefert.
                           Nach den angestellten Analysen kommt dem gelben Stoffe die Formel
                              C¹⁶H⁸NO⁶ zu. Ich habe
                              jedoch erst Analysen von einer Darstellung gemacht, und es muß noch untersucht
                              werden, ob die Analysen von einer zweiten Darstellung harmoniren.
                           Der neue Farbstoff zeigt eher das Verhalten einer Säure als das einer Basis. Er löst
                              sich nur schwierig in verdünnten, leichter in concentrirten Säuren, mit Leichtigkeit
                              aber in Alkalien. Aus der alkalischen Lösung scheiden Säuren den Farbstoff als eine
                              auf der Oberfläche schwimmende flockige Masse ab. In Alkohol, Schwefelkohlenstoff,
                              Chloroform und Aether ist das Gelb löslich, in Wasser unlöslich. (Journal für
                              praktische Chemie, 1865, Bd. XCIV S. 128.)
                           
                        
                           
                           Blutalbumin.
                           In der Albuminfabrik von Johann Rohlik in Pesth wird
                              Albumin aus Blut dargestellt, indem nach einer Mittheilung von Dr. Hirzel in der Leipziger
                              polytechnischen Gesellschaft letzteres theils als geschöpftes, theils als gerührtes
                              verarbeitet und nach verschiedenen nicht näher bezeichneten Manipulationen in
                              flachen Gefäßen in circa 24 Stunden bei 35 bis
                              45° R. getrocknet wird. 1 Ctr. Blutalbumin erfordert circa 3000 Pfd. Blut und werden von der Fabrik monatlich 40 bis 50 Ctr.
                              Albumin geliefert, eine erste Sorte zu 60 fl. per Ctr.
                              Wien. und eine zweite zu 30 fl. Die erste Sorte ist sehr hell, durchscheinend, in
                              kaltem Wasser vollständig löslich und vorzugsweise für Zeugdruckereien bestimmt, wo
                              man allerdings dem Eieralbumin noch immer den Vorzug gibt. Doch ist wohl zu
                              erwarten, daß es gelingen wird, aus dem Blut ein den Anforderungen vollständig
                              entsprechendes Albumin darzustellen, eine Aufgabe, die bei dem enormen Verbrauche
                              der Druckereien an Hühnereiweiß von großer Wichtigkeit ist. Zur Darstellung von 1
                              Ctr. Eieralbumin, welches die Rohlik'sche Fabrik zu 200
                              fl. per Wien. Centner liefert, sind 16200 Eier
                              nothwendig. Das Weiße der Eier wird mit 1/8 seines Volums Wasser zusammen
                              geschlagen, bis es schaumig wird, die Flüssigkeit, nachdem sich der Schaum verzogen
                              hat, durch einen wollenen Beutel filtrirt und das Filtrat in flachen Wannen in einem
                              warmen Luftstrome bei 30° C. abgedampft. Die zweite Sorte Blutalbumin der Rohlik'schen Fabrik, etwas dunkler als die erste, in
                              Wasser jedoch gut lösbar, ist ausschließlich für Zuckerraffinerien bestimmt.
                              Bekanntlich hat man früher fast allgemein frisches, durch Rühren vom Faserstoff
                              befreites Blut als Klärungs- und Reinigungsmittel für Zucker benutzt, wobei
                              man häufig Gefahr läuft, den Zweck nicht vollständig zu erreichen; das getrocknete
                              Blutalbumin gewährt größere Sicherheit und Gleichmäßigkeit in der Wirkung, kann
                              beliebig lange aufbewahrt werden, ohne zu verderben, und wirkt schon in so geringer
                              Menge, daß seine Anwendung kaum größere Kosten beansprucht. (Deutsche
                              Industriezeitung, 1865, Nr. 2.)
                           
                        
                           Das Wachs der Sumacharten (Japanesisches Wachs)
                           löst sich nach Batka beim Kochen in
                              Wasser vollständig auf und bildet damit eine gelatinöse, beim Erkalten schnell
                              erstarrende Seife, aus welcher durch Säuren das Wachs gefällt wird. Bienenwachs
                              zeigt diese Eigenschaft nicht, welche daher als Kriterium bei der Analyse dienen
                              kann. (Chemisches Centralblatt, 1865, Nr. 12.)
                           
                        
                           Mahagonibeize für harte Hölzer.
                           Eine solche die sich durch langjährige Erfahrung bewährt hat, wird nach Dr. Elsner folgendermaßen
                              angefertigt: 1 Loth zerschnittene Alkannawurzel, 2 Loth zerstoßene Aloe und 2 Loth
                              zerstoßenes Drachenblut werden gemischt, in einem mit einer Blase verschlossenen
                              Glasgefäße mit 32 Loth Alkohol übergossen und damit so lange bei gelinder Wärme
                              hingestellt, bis die gewünschte Färbung eingetreten ist, worauf man filtrirt. Das
                              Filtrat ist die genannte Beizfarbe. Zuerst wird das Holz mit Salpetersäure gebeizt,
                              hierauf mehrere Male mit genannter Farbe überstrichen und zuletzt mit altem Leinöl
                              abgerieben.