| Titel: | Conische rotirende Schieber mit ausgeglichenem Dampfdrucke; von J. Brechbiel in Paris. | 
| Fundstelle: | Band 177, Jahrgang 1865, Nr. IV., S. 20 | 
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                        IV.
                        Conische rotirende Schieber mit ausgeglichenem
                           Dampfdrucke; von J. Brechbiel in Paris.
                        Aus Armengaud's Génie industriel, April 1865, S. 189.
                        Mit Abbildungen auf Tab.
                              I.
                        Brechbiel's Schieber mit ausgeglichenem Dampfdrucke.
                        
                     
                        
                           Es sind schon sehr viele Vorschläge gemacht worden, welche darauf hinausgehen, die
                              Vertheilungsschieber der Dampfcylinder in einer Weise einzurichten, daß kein Druck
                              auf ihre Oberfläche stattfinde und so ein Kraftverlust vermieden werde, welcher im
                              entgegengesetzten Falle bei der Bewegung dieses wichtigen Organs entsteht; aber nur
                              von wenigen dieser Schieber wird in der Regel Gebrauch gemacht, obwohl manchen
                              derselben thatsächliche Vortheile nicht abzusprechen sind. Die Frage liegt daher
                              nahe, woher dieß komme; ob es dem Umstande zuzuschreiben sey, daß die anfänglichen
                              Constructionen derselben, welche Manches zu wünschen übrig ließen, die
                              Maschinen-Ingenieure abgeschreckt haben, mit neuen Versuchen vorzugehen; oder
                              ob man, wie dieß bei einigen der Fall gewesen ist, durch die Beseitigung des
                              erwähnten Nachtheiles mittelst Einführung des ausgeglichenen Schiebers andere
                              größere Uebelstände, wie z.B. Undichtheit, schnellere Abnutzung und eine viel
                              größere Complicirtheit, hervorgerufen hat? Verhielt sich dieß auch wirklich in
                              dieser Weise, so ist doch diese interessante Frage, obgleich sie schon von Mehreren
                              gelöst wurde, noch nicht als abgeschlossen zu betrachten.
                           Das neue System, welches wir beschreiben wollen, ist von dem
                              Maschinen-Zeichner Brechbiel angegeben worden, von
                              welchem wir bereits einen ebenso einfachen als wirksamen SchmierhahnPolytechn. Journal Bd. CLXVI S. 8. veröffentlicht haben. Man wird sich überzeugen, daß derselbe sich der zu
                              lösenden Aufgabe sowohl vom theoretischen Gesichtspunkte aus, als auch von dem der
                              praktischen Ausführbarkeit vollkommen bewußt war. Dieses System kann, je nachdem es
                              die Construction der zugehörigen Dampfmaschine erforderlich oder leichter macht, auf
                              zwei verschiedene Arten ausgeführt werden.
                           Bei der einen Ausführungsweise dringt der Dampf in das Innere des Schiebers und
                              strömt durch eine ringförmige, zwischen dem Mantel und den Böden des Schiebers
                              angebrachte Leitung aus, wie die Fig. 37
                              und 38 zeigen. Bei der
                              zweiten Art nach Fig. 39 und 40 findet das
                              Entgegengesetzte statt, das heißt der Dampf, welcher den Schieber umgibt, wird
                              vertheilt und entweicht durch das Innere.
                           In beiden Fällen ist der eigentliche Schieber nicht flach und bewegt sich nicht wie
                              bei den meisten Dampfschiebern in einer geraden Linie hin und her, sondern er ist
                              rotirend und besteht aus einem abgestutzten Kegel A, der
                              vollkommen in eine Büchse B paßt, welche dieselbe Form
                              hat, ausgebohrt und mit dem Cylinder C aus einem Stücke
                              gegossen ist.
                           Dieser Schieber ist auf die Welle a befestigt, welche von
                              den bronzenen Zapfenlagern b getragen wird, mit denen
                              die beiden Böden der Büchse B versehen sind. Auf der
                              einen Seite steht diese Stange aus dem Boden hervor, um den Kopf des Hebels D aufzunehmen, welcher auf sie eine rotirende
                              Hin- und Herbewegung überträgt, die ihm durch das auf der Kurbelachse des
                              Motors befestigte Vertheilungs-Excentric mitgetheilt wird.
                           Bei der durch die Figuren 37 und 38 dargestellten
                              Construction tritt der Dampf seitwärts in das Rohr B'
                              ein und gelangt in das Innere des Schiebers A, welcher
                              denselben durch die Canäle c und c' (Fig.
                                 38) abwechselnd nach der rechten oder linken Seite des in den Cylinder C eingeschlossenen Kolbens vertheilt. Der Dampf strömt,
                              nachdem er gewirkt hat, durch dieselben Canäle wieder ab, welche ihm der Schieber zu
                              diesem Zwecke öffnet, so daß er in die ringförmige Leitung b' eintreten kann, die zwischen den Böden des Kegels und seinem Mantel
                              hergestellt ist und mit dem Ausströmungsrohr C' in
                              Verbindung steht.
                           Bei der zweiten Constructionsart nach Fig. 39 und 40 findet, wie
                              gesagt, das Entgegengesetzte statt; hier tritt der Dampf durch das verticale Rohr
                              B' ein, geht durch das ringförmige Rohr b' in die Canäle c und c' und aus diesen in den Cylinder; er strömt dann,
                              sobald er gewirkt hat, durch dieselben Canäle zurück und tritt in den Schieber ein,
                              welchen er an dem Ende, das dem Ausströmungsrohr C'
                              gegenüber liegt, wieder verläßt.
                           In Folge der conischen Form dieses Schiebers kann man mit Hülfe einer z.B. wie in
                              Fig. 37
                              angebrachten Schraubenmutter die Abnutzung ausgleichen, welche nach einer mehr oder
                              weniger langen Gebrauchszeit immer eintritt, und zwar läßt sich dieß
                              bewerkstelligen, ohne die Lage der Dampfcanäle zu den Vertheilungsöffnungen zu
                              verändern.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
