| Titel: | Centrifugalpumpe mit schraubenförmigen Schaufeln von L. Coignard in Paris. | 
| Fundstelle: | Band 177, Jahrgang 1865, Nr. VIII., S. 28 | 
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                        VIII.
                        Centrifugalpumpe mit schraubenförmigen Schaufeln
                           von L. Coignard in Paris.
                        Aus Armengaud's Génie industriel, Mai 1865, S. 235.
                        Mit Abbildungen auf Tab.
                              I.
                        Coignard's Centrifugalpumpe.
                        
                     
                        
                           Die Construction dieser Pumpe beruht auf dem bekannten Gesetze, daß die bewegenden
                              Kräfte sich zu einander verhalten wie die Geschwindigkeiten, welche sie ein und
                              demselben bewegten Körper in derselben Zeit mittheilen.
                           Die durch Coignard von diesem Gesetze gemachte Anwendung
                              besteht in einer Einrichtung, wodurch das von einer Trommel oder einem beliebigen
                              anderen Fassungsraum, der sich um eine Achse – den Hauptbestandtheil jeder
                              Centrifugalpumpe – dreht, auszuwerfende Wasser gezwungen wird, sich nur sehr
                              langsam von dem Umdrehungs-Mittelpunkte, wo es angesaugt wird, nach dem
                              Umfange, wo es ausgeworfen wird, fortzubewegen.
                           Aus seiner Analyse, des Vorganges bei der doppelten Bewegung – nämlich der
                              rotirenden und derjenigen von der Mitte nach dem Umfange hin – die das Wasser
                              beim Durchgange durch einen sich drehenden Körper macht, schließt der Erfinder auf
                              nachstehendes Gesetz:
                           Wenn man um eine Welle einen hohlen Körper rotiren und durch denselben Wasser oder
                              eine andere Flüssigkeit, die in die Mitte desselben eingeführt wird, hindurch gehen
                              und an dem Umfange ausfließen läßt, so ist die erforderliche Kraft, um die
                              Flüssigkeit in eine centrifugale Bewegung zu versetzen und darin zu erhalten, für
                              eine gleiche, in ein und derselben Zeit auszuwerfende Flüssigkeitsmenge der mittleren Geschwindigkeit
                              proportional, mit welcher das Wasser diesen Raum durchfließt.
                           Aus diesem Gesetze folgt, daß die Geschwindigkeit der centrifugalen Fortbewegung
                              einen Factor von dem Widerstande bildet, dessen man Herr ist, da man diese Bewegung
                              auf mancherlei Art verlangsamen kann.
                           Ein Mittel zur Erlangung dieses Resultates bestünde darin, daß man die Trommel in
                              einem Mantel oder geschlossenen Behälter anbringt und zwischen den Ausflußöffnungen
                              des letzteren und den Querschnitten der Canäle der Trommel (überhaupt des sich
                              drehenden Fassungsraumes) ein solches Verhältniß herstellt, daß die Geschwindigkeit
                              der centrifugalen Fortbewegung des Wassers so verlangsamt werden kann, wie man es
                              wünscht.
                           Coignard bewirkt die Verlangsamung in der Bewegung des
                              Wassers von der Mitte nach dem Umfang dadurch, daß er die Oeffnung oder die
                              Oeffnungen durch welche das Wasser unter der Einwirkung der Centrifugalkraft aus dem
                              rotirenden Fassungsraume ausfließt, sehr klein macht.
                           Es leuchtet hiernach ein, daß die Ausflußöffnung oder die Ausflußöffnungen viel
                              kleiner seyn müssen als der mittlere Querschnitt des Canals oder der Canäle, aus
                              denen der sich drehende Fassungsraum besteht. Dieß ist eine der Hauptbedingungen für
                              dieses System von Centrifugalpumpen.
                           Der Erfinder gibt der Trommel vorzugsweise die Form einer Kugel oder eines
                              Ellipsoides. Bei der in Fig. 21 dargestellten
                              Construction bildet der Fassungsraum A eine Kugel.
                           Diese Kugel dreht sich mit sehr kleinem Zwischenraum, aber ohne Reibung, in dem sie
                              umschließenden, ebenfalls kugelförmigen Mantel B um. Das
                              Wasser dringt in die Kugel A durch die Röhren G, G', welche sich nachher zu einer einzigen Röhre G² vereinigen können, an den beiden Polen b, b' der Kugel ein. Dieses Wasser tritt dann durch
                              einen ringförmigen Spalt d (Fig. 21 u. 23) mit sehr
                              kleiner Oeffnung aus, dessen Basis normal zur Rotationsachse steht und der einer
                              anderen ringförmigen Oeffnung in dem Mantel der Kugel gegenüberliegt.
                           Durch diese letztere Oeffnung tritt das von der Centrifugalkraft ausgetriebene Wasser
                              in den ringförmigen Canal E ein, aus dem es durch eine
                              oder mehrere Röhren F abfließt, denen man eine beliebige
                              Lage und Richtung geben kann.
                           Wenn die Trommel cylindrisch anstatt sphärisch wäre, oder aus conischen Stücken
                              bestände, oder endlich eine beliebige andere Form hätte, so würde man ihr analoge
                              Verhältnisse und eine analoge Einrichtung geben, indem man den ringförmigen Spalt in
                              dem Umfange des Cylinders oder in einer von den Seitenflächen am Ende des
                              Halbmessers anbrächte, oder man würde zur Verminderung des äußeren Querschnittes der
                              Canäle in dem sich drehenden Körper dieselben nur kurz machen und aus
                              Schaufeltheilen zusammensetzen, deren gekrümmte Theile die Evolventen eines größeren
                              Kreises oder von Kreisbögen bilden.
                           Wir erwähnen diese Constructionen hier, weil man damit denselben Zweck erreichen
                              kann; Coignard zieht aber (wie schon gesagt wurde) eine
                              sphärische oder ellipsoidische Form der Trommel vor und gibt ihrer Welle H vorzugsweise eine verticale Stellung.
                           Die sphärische Form gestattet, wenn man das Aeußere der Trommel A und das Innere ihres Mantels B auf der Drehbank herstellt, zwischen der Trommel und ihrem feststehenden
                              Mantel einen nur sehr kleinen Zwischenraum zu lassen, was bei dieser Art von Pumpen
                              von großer Wichtigkeit ist.
                           Bei verticaler Stellung der Welle kann die Trommel nicht versanden, weil dann
                              offenbar alle fremdartigen Theile, welche in dieselbe gelangen, beim Aufhören der
                              Bewegung durch die am unteren Pole angebrachte Oeffnung d wieder austreten.
                           
                              „Eine Pumpe, bemerkt Coignard, gilt im
                                 Allgemeinen als gut, wenn sie das Wasser hoch, reichlich und billig hebt. Damit
                                 eine Centrifugalpumpe diese Bedingungen erfüllen kann, ist es nöthig, daß das
                                 Wasser den sich drehenden Fassungsraum langsam durchfließe, weßhalb ich es durch
                                 eine verhältnißmäßig nur kleine Oeffnung austreten lasse.“
                              
                           
                              „Die in der Trommel befindliche Wassermenge muß an ihrem Umfange einen
                                 gleichmäßigen Druck auf alle Punkte der Oeffnung ausüben, durch welche sie
                                 austritt oder auszutreten strebt.“
                              
                           Deßhalb gibt der Erfinder der Trommel die Form einer Kugel oder eines Ellipsoides und
                              macht den ringförmigen Spalt, welcher die Ausflußöffnung für das aus der Kugel zu
                              treibende Wasser bildet, sehr klein.
                           Zwischen der sich drehenden Trommel und ihrem feststehenden Mantel darf sich nur ein
                              höchst unbedeutender Zwischenraum befinden, weil sonst das Wasser, welches von der
                              Centrifugalkraft aus der rotirenden Trommel ausgetrieben wird, unter dem Einflusse
                              dieser Kraft an der Wandung des feststehenden Mantels hinfließend wieder in das
                              Saugrohr gelangen würde.
                           Man muß es vermeiden, daß die Trommel bei ihrer Umdrehung der sie umgebenden
                              Wassermenge eine unnütze Bewegung mittheilt. Deßhalb bringt man eben die Trommel in
                              einem Mantel an, der sie mit dem gerade hinreichenden Zwischenraum umschließt und macht
                              die Oeffnung für das aus der Trommel in den ringförmigen Canal E auszuwerfende Wasser nicht größer, als es hierzu
                              erforderlich ist.
                           Endlich ist es von Wichtigkeit, das Wasser so einzuleiten, daß es die rotirende
                              Bewegung ohne Stoß annimmt. Zu diesem Zwecke werden die Saugröhren mit
                              spiralförmigen Leitschaufeln versehen, welche die Bewegung des Wassers sanft
                              verändern und letzteres bei seinem Eintritte in die Trommel in derselben Richtung
                              einleiten, in welcher sich die Schaufeln bewegen; oder man verlängert wohl auch die
                              Nabe der Trommel bis in die Saugröhren, indem man zugleich die spiralförmigen
                              Schaufeln k oder eine derselben verlängert und dabei
                              ihren Vorsprung bis zum Ende der Nabe, das ganz spitz zuläuft, vermindert.
                           Aus demselben Grunde construirt der Erfinder die Schaufeln der Trommel nach Fig. 22
                              derart, daß ihr Anfang a auf ihrer convexen Oberfläche
                              eine Tangente zu dem inneren oder äußeren Umfange der Kugel bildet.
                           Die Zahl der Schaufeln ist nicht genau vorgeschrieben und kommt bei einer Pumpe, wie
                              die gezeichnete, mehr wegen der Dauerhaftigkeit als wegen der Wirkung der Trommel in
                              Betracht; bei einer Kugel mit einem Durchmesser von 16 Centim. bringt man nur zwei
                              Schaufeln an.
                           Wie bemerkt, legt Coignard ein Hauptgewicht darauf, daß
                              das Wasser gehindert werde, der Wandung des feststehenden Trommelmantels entlang
                              wieder in das Saugrohr zurückfließen zu können; er läßt deßhalb einen möglichst
                              kleinen Raum zwischen der Trommel und dem Mantel und bringt außerdem an dem Umfange
                              der Trommel zwei kleine Reife c (Fig. 23) von
                              geschmeidigem Leder an, welche gleichsam die Lippen oder Ränder für den ringförmigen
                              Spalt d bilden; durch das Wasser, welches aus der
                              Trommel austritt und auch durch die Centrifugalkraft werden diese Lederreife gegen
                              den Mantel B gedrückt und schließen so den Raum zwischen
                              der Trommel und ihrem Mantel ab.
                           Die vorstehend beschriebenen Einrichtungen sind Coignard's
                              Patentbeschreibung vom März 1863 entnommen; seitdem ist die Construction dieses
                              Pumpensystems aber wesentlich verbessert worden.
                           Das Januarheft 1865 der Annales du Conservatoire des arts et
                                 métiers enthält ein Protokoll über angestellte vergleichende
                              Versuche mit Pumpen verschiedener Systeme, welche von Didier und Dervieu zu Alexandrien construirt
                              wurden und zur Bewässerung der Nilufer dienen sollen.
                           Zu diesen, unter der Leitung des Hrn. Tresca
                              durchgeführten Versuchen
                              hatten auch Coignard und Comp.
                              zwei Modelle mit den Nummern 5 und 7 eingeschickt.
                           Bei beiden Modellen stand die Rotationswelle der Kugel horizontal und jedes derselben
                              war mit einer besonderen kleinen Pumpe versehen, welche
                              den Zweck hatte, das Innere der Kugel luftleer zu machen. Bei dem größeren Modell
                              Nr. 7 hatte die Kugel einen Durchmesser von 0,48 Meter und die Röhren einen solchen
                              von 0,20 Meter; bei dem kleineren Modell Nr. 5 betrug der Kugeldurchmesser 0,32 Met.
                              und der Röhrendurchmesser 0,18 Meter.
                           Die ziemlich schwierige Aufgabe, welche mit den Hrn. Tresca zur Probe übergebenen Pumpen gelöst werden sollte, war folgende:
                              Die Pumpen sollten von einem Orte zum anderen getragen werden können und bei einer
                              Saughöhe von 6 Meter eine Wassermenge von 4 bis 500 Kubikmetern per Stunde auswerfen. Nach dem Protokoll hat die Pumpe
                              von Coignard diese Bedingung erfüllt und trotz der großen
                              Geschwindigkeit (5 bis 600 Umdrehungen), welche sie in Folge ihres kleinen
                              Durchmessers annehmen mußte, einen Nutzeffect von beinahe 50 Procent ergeben.
                           Dieses Resultat wurde von Hrn. Tresca als ein sehr
                              günstiges bezeichnet und die Pumpe fand wegen der ausgezeichneten Anordnung aller
                              ihrer Theile, die sich durch eine genügende Stabilität und einen regelmäßigen Gang
                              zu erkennen gab, seine volle Anerkennung.
                           
                        
                     
                  
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