| Titel: | Ueber die Anwendung des elektrischen Lichtes (der Geißler'schen Röhren) zur Beleuchtung unter Wasser; von Paul Gervais. | 
| Fundstelle: | Band 177, Jahrgang 1865, Nr. XIII., S. 37 | 
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                        XIII.
                        Ueber die Anwendung des elektrischen Lichtes (der
                           Geißler'schen Röhren) zur Beleuchtung unter Wasser; von
                           Paul Gervais.
                        Aus den Comptes rendus.
                              t. LX p. 609, März 1865.
                        Gervais, über Beleuchtung unter Wasser mittelst Geißler'scher
                           Röhren.
                        
                     
                        
                           Das durch Elektricität erzeugte Licht ist bekanntlich in der neueren Zeit zur
                              Beleuchtung in und unter Wasser, insbesondere des Meeresgrundes, angewendet worden.
                              Sowohl im atlantischen Ocean, als im Canale und im Mittelmeere wurden Versuche
                              abgeführt mit gläsernen, luftdicht geschlossenen Recipienten, in denen mittelst
                              eines Regulators Kohlencylinder in Berührung und durch eine Batterie zum Weißglühen
                              gebracht werden. Nur die als eigentliche Laterne dienenden Theile des Apparates
                              werden in das Wasser hinabgelassen, während die Elemente der Batterie an Bord des
                              Fahrzeugs bleiben, auf welchem die Versuche angestellt werden.
                           Diese Versuche gelangen in manchen Fällen ganz gut, und das auf die angegebene Weise
                              erzeugte Licht konnte sowohl zu submarinen Arbeiten, als zum Fischfange benutzt
                              werden, zu welchem letztgedachten Zwecke das Verfahren sich ganz besonders zu eignen
                              scheint, insofern das Licht die Fische herbeilockt und somit den Fang ergiebiger
                              macht.
                           Indessen ist die Anwendung derartiger Apparate sehr kostspielig und ihre Handhabung
                              sehr schwierig; überdieß ist das durch dieselben erzeugte Licht für viele Zwecke zu
                              lebhaft und die Mannschaft ist durch die Instrumente manchen Unfällen ausgesetzt,
                              namentlich wenn in Folge der unvermeidlichen Bewegungen des Schiffes die sauren
                              Flüssigkeiten aus der Batterie auf das Deck laufen.
                           Für zahlreiche Fälle genügt ein Licht von geringerer Intensität und würde ein solches
                              für manche Zwecke einem stärkeren sogar vorzuziehen seyn. Die Construction eines
                              Beleuchtungsapparates, welcher unter dem Wasser zu arbeiten fähig und so
                              eingerichtet wäre, daß er bei gänzlichem Untertauchen in seinen Functionen nicht
                              gestört wird, würde demnach eine sehr dankenswerthe Arbeit seyn. Ein solcher Apparat
                              von hinlänglicher Leichtigkeit, könnte, an ein Spanntau befestigt, vom Taucher in
                              jede beliebige Tiefe, in welcher dieser zu arbeiten beabsichtigt, mit hinabgenommen
                              oder er könnte zum Zweck des Fischens an eine Boje befestigt und an den Stellen, wo
                              die Netze liegen, hinabgelassen werden und auf diese Weise die Fische anlocken.
                           Diese Zwecke suchte ich mittelst der Geißler'schen Röhren zu erreichen, indem ich solche mit einem
                              festverschlossenen Behälter in Verbindung setzte, welcher die galvanischen Elemente
                              und die Spule zur Erzeugung des elektrischen Stromes, mittelst dessen diese Röhren
                              leuchtend gemacht werden, enthielt. Wegen der Construction eines solchen Apparates
                              wandte ich mich an Hrn. Ruhmkorff, der diese Aufgabe auch
                              bald mit seiner allbekannten Tüchtigkeit gelöst hat.
                           Der erwähnte Recipient oder Behälter bildet eine Art von Kasten oder Topf aus Bronze,
                              der auf vier niedrigen Füßen ruht und dessen Deckel mittelst Druckschrauben und
                              eines zwischen ihm und dem Topfrande gelegten Kautschukringes hermetisch
                              verschlossen wird. Am Deckel ist ein Ring befestigt, welcher zum Hinablassen und
                              Aufholen des ganzen Apparates mittelst eines Taues dient. Dieser luftdicht
                              verschlossene, feste und stabile Kasten enthält zwei mit zweifach-chromsaurem
                              Kali beschickte Elemente, welche ihrerseits durch Platten verschlossen sind, die
                              mittelst angeschraubter Kupferstreifen festgehalten werden. Die Pole des durch die beiden Elemente
                              gelieferten Stroms können nach Belieben mit der Spule in Verbindung gesetzt werden,
                              während der von letzterer gelieferte inducirte Strom durch die untere Wandung des
                              Recipienten nach außen geleitet und mittelst Drähten, welche mit Kautschuk überzogen
                              sind, in die Geihler'sche Röhre geleitet wird. Diese
                              Röhre, welche eine dem beabsichtigten Zwecke entsprechende Form haben muß, und mit
                              Kohlensäure gefüllt ist, befindet sich in einem wasserdichten, dickwandigen und
                              durch einen kupfernen Beschlag verstärkten Glascylinder; diese Vorrichtung bildet
                              den eigentlichen Leuchtapparat, die elektrische Laterne.
                           Dieses Instrument gibt ein mildes, aber vollkommen genügendes, dem derzeit von den
                              Mineurs und beim Bergbau angewendeten ganz ähnliches Licht. In mancher Hinsicht
                              gleicht es dem von phosphorescirenden Thieren ausströmenden, nur ist es intensiver.
                              Es ist auf ziemlich weite Entfernung wahrnehmbar, selbst wenn der Apparat in einer
                              Wassertiefe von mehreren Metern functionirt. Zweifelsohne werden auch die Fische von
                              diesem Lichte angelockt werden, wie von dem Phosphoresciren mancher niederen
                              Thierspecies; auch könnte es zur Beleuchtung enger, unter Wasser befindlicher Räume,
                              sowie zu schwimmenden Signalen angewendet werden.
                           Schiffscapitän Devoulx, Commandant der französischen
                              Südküste, sah diesen Apparat im September 1864 im Hafen von Cette in Thätigkeit. Bei
                              diesem Versuche blieb das Instrument neun Stunden lang
                              unter Wasser und leuchtete unter diesen Umständen, obgleich ich es von Montpellier
                              nach Cette fertig beschickt mitgenommen hatte, ununterbrochen sechs Stunden. Es kann noch länger leuchten. Ein zweiter, zu
                              Port-Vendres an Bord des von Capitän Trotabas
                              commandirten „Favori“ angestellter Versuch gelang mir
                              gleichfalls vollständig.
                           Sobald Hr. Ruhmkorff mehrere von mir für nöthig erachtete
                              kleine Abänderungen an diesem Leuchtapparate vollendet haben wird, um dessen
                              Anwendung zu erleichtern, werde ich weitere Versuche anstellen und deren Ergebnisse
                              seiner Zeit mittheilen.