| Titel: | Zur Spectralanalyse des elektrischen Lichtes; von Professor Dr. A. v. Waltenhofen. | 
| Fundstelle: | Band 177, Jahrgang 1865, Nr. XIV., S. 39 | 
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                        XIV.
                        Zur Spectralanalyse des elektrischen Lichtes; von
                           Professor Dr. A. v. Waltenhofen.
                        v. Waltenhofen, zur Spectralanalyse des elektrischen
                           Lichtes.
                        
                     
                        
                           Das Notizblatt über die am 11. Mai gehaltene Sitzung der
                              mathematisch-naturwissenschaftlichen Classe der Kaiserlichen Akademie der
                              Wissenschaften zu Wien
                              enthält einen kurzen Auszug einer Abhandlung, in welcher ich einige Beobachtungen
                              über das elektrische Licht in höchst verdünnten GasenDiese höchsten bis jetzt erreichbaren Verdünnungen wurden mit der Kravogl'schen Luftpumpe erzielt. mitgetheilt habe.
                           Die Hauptresultate sind in Kürze folgende:
                           1) Von jedem einzelnen Spectrum erlöschen – in Uebereinstimmung mit der von
                              Plücker aufgestellten Regel – bei
                              hinreichender Verdünnung die weniger brechbaren Streifen früher als die
                              brechbareren; und es ist wahrscheinlich, daß sich diese Reihenfolge bewährt, soweit
                              nicht eine zu geringe Helligkeit brechbarerer Spectrallinien scheinbare Ausnahmen
                              bedingt.
                           2) Wenn mehrere Spectra gleichzeitig auftreten, ist die Reihenfolge, in welcher sie
                              bei zunehmender Verdünnung angegriffen oder ausgelöscht werden, von den relativen
                              Intensitäten der vorhandenen Spectra, und insofern von dem Mischungsverhältnisse des
                              glühenden Gasgemenges abhängig.
                           3) Ergibt sich aus den beschriebenen Versuchen, daß die Schichtungen des elektrischen
                              Lichtes, welche bei zunehmender Verdünnung zunächst immer weiter auseinander rücken
                              und anwachsen, bei noch höheren Verdünnungen unregelmäßig und intermittirend werden
                              und dann allmählich verschwinden, indem sie sich in einen continuirlichen Lichtstrom
                              auflösen, der endlich selbst erlischt.
                           4) Zeigen die angeführten Versuche, daß die Verdünnung, bei welcher die Entladung
                              erlischt, auch von der Wahl der Elektroden abhängt, und daß, wenn die Entladung
                              zwischen Spitzen eingeleitet wird, dieselbe auch bei mehr als zwanzigtausendfacher
                              Verdünnung noch nicht aufhört.
                           Ferner wird auseinandergesetzt, wie die beiden ersten Sätze in gewissen Fällen
                              Anhaltspunkte geben können, um über die Zusammengesetztheit eines gasförmigen
                              Körpers, der bisher für einfach galt, zu entscheiden.
                           Endlich werden mit Hinweisung auf die von Plücker
                              gegebenen Andeutungen zur Bestimmung der oberen Grenze des Nordlichtes, die
                              Folgerungen erörtert, welche sich aus den angeführten Versuchen in Bezug auf diese
                              Frage ergeben.
                           Die beiden ersten Sätze scheinen mir auch für die Chemie nicht ohne Bedeutung zu
                              seyn. – Unter Voraussetzung derselben würde sich nämlich, wie schon bemerkt
                              worden ist, in gewissen Fällen über die Zusammengesetztheit eines gasförmigen
                              Körpers entscheiden lassen. Wenn sich z.B. in einem bei fortgesetzter Verdünnung beobachteten
                              Spectrum zeigen würde: daß eine Spectrallinie von größerer Brechbarkeit, selbst bei
                              gleicher oder größerer Helligkeit im Vergleiche mit einer anderen, weniger
                              brechbaren, dennoch früher verschwindet als diese, – so wäre damit offenbar
                              die Zusammengesetztheit des untersuchten Gases angedeutet, indem man – um
                              diese Erscheinung mit den obigen Sätzen in Einklang zu bringen – das
                              beobachtete Spectrum als eine Uebereinanderlagerung mindestens zweier Spectra
                              betrachten müßte, welche verschiedenen materiellen Trägern angehören.
                           Im Spectrum des Stickstoffes habe ich beobachtet, daß die violetten Streifen früher erlöschen, als manche weniger brechbare (blaue und
                              auch grüne) von kaum größerer Helligkeit. Die Entdeckung
                                 dieser Thatsache macht die Zusammengesetztheit des Stickstoffes sehr
                                 wahrscheinlich.