| Titel: | Einige Notizen von der Stettiner Maschinen-Ausstellung; von Dr. Rob. Schmidt, Civilingenieur in Berlin. | 
| Autor: | Robert Schmidt | 
| Fundstelle: | Band 177, Jahrgang 1865, Nr. XX., S. 116 | 
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                        XX.
                        Einige Notizen von der Stettiner
                           Maschinen-Ausstellung; von Dr. Rob. Schmidt,
                           Civilingenieur in Berlin.
                        (Schluß von S. 19 des vorhergehenden
                           Heftes.)
                        Mit Abbildungen auf Tab.
                              III.
                        Schmidt, über einige Maschinen der Stettiner
                           Ausstellung.
                        
                     
                        
                           Von Arbeitsmaschinen haben wir als eigenthümlich zu
                              erwähnen:
                           die Maschine zur Stärkefabrication von
                                 W. Jolitz in Frankfurt a. O.
                           Dieselbe enthält, ähnlich wie die von uns früher in diesem Journal (Bd. CLXIX S. 257)
                              beschriebene Eckert'sche Maschine, im Zusammenhange alle
                              Vorrichtungen, um aus Kartoffeln Stärke zu fabriciren und ist dabei transportabel.
                              Fig. 6
                              läßt die Lage der Hauptwellen in einer Seitenansicht erkennen.
                           a ist die Betriebswelle, welche zwei große und zwei
                              kleinere Riemscheiben enthält. Mittelst einer dieser Scheiben wird durch b die Maschine von einer Locomobile getrieben, während
                              die zweite (große) Scheibe die Welle c der Reibe A treibt. Die vorn auf der Welle a gelegene kleine Riemscheibe treibt die Welle d. Ein längeres Stück derselben ist mit eisernen Schlägern versehen,
                              welche in einem halbcylindrischen Troge B sich bewegen,
                              in welchen, behufs des Waschens, die zu verarbeitenden Kartoffeln gebracht werden. Der
                              letzte dieser Schläger hat an seinem Ende die Form, daß er die gewaschenen
                              Kartoffeln in einen Trog wirft, aus welchem ein Elevator dieselben nach der Reibe
                              A führt. Die Betriebsscheibe dieses Elevators
                              befindet sich ebenfalls auf der Welle d, während die
                              zweite Welle f desselben sich über der Reibe befindet.
                              Das hinten gelegene Ende der Welle d ist mit Krummzapfen
                              versehen, und treibt mit diesem und dem Hebel g die
                              Pumpe h. Das Steigrohr derselben führt nach einem
                              Reservoir, aus welchem das Wasser sowohl nach der Reibe als nach dem
                              Kartoffelwaschtrog gelassen werden kann. m ist die Welle
                              der Siebtrommel, welche von einer auf dem hinteren Ende der Welle a befindlichen kleinen Riemscheibe getrieben wird. Der
                              Mantel der cylindrischen Siebtrommel ist mit Bürsten versehen, welche sich
                              spiralförmig um denselben winden, und in passender Entfernung mit einem Mantel n aus Messinggaze umgeben. Die geriebenen Kartoffeln
                              treten am hinteren Ende dieses Mantels ein, und werden von dem Bürstencylinder mehr
                              und mehr nach vorn bewegt, wobei die Stärke in den Kasten C fällt, während die Schlempe vorn durch eine Oeffnung aus der Maschine
                              tritt.
                           Die ganze Maschine hat etwa eine Breite von 5 1/2 Fuß, ebensoviel Höhe und eine Länge
                              von beiläufig 7 Fuß. Die Fabrik hat derartige Maschinen bereits in großer Zahl
                              gebaut und liefert eine solche für den Preis von 460 Rthlrn. Das tägliche
                              Arbeitsquantum beträgt 8 Mispel Kartoffeln.
                           
                        
                           Die Steinbrechmaschine von L.
                                 Schwartzkopff in Berlin.
                           Dieselbe dient dazu, um Feldsteine derartig zu zerkleinern, daß sie zum Chausseebau
                              verwandt werden können. Wir theilen nur das zu Grunde liegende Princip derselben
                              mit: In einem starken gußeisernen Kasten A, Fig. 7, ist
                              eine senkrechtstehende Platte a befestigt, welche auf
                              der zu Tage tretenden Seite im Querschnitt wellenförmig gestaltet ist. Eine zweite
                              Platte b, auf der Seite b
                              ebenfalls wellenförmig im Querschnitt, ist um eine starke Achse c drehbar und bildet mit der Platte a immer einen spitzen Winkel. Die zu zerkleinernden
                              Steine werden in den Raum B zwischen die Platten a und b geworfen, und
                              dadurch zerkleinert, daß die Platte b hin- und
                              herschwingt. Dazu wird letztere an ihrem unteren Ende von einem, um eine horizontale
                              Achse schwingenden Maschinentheil ergriffen, der mittelst Excentric von der
                              Hauptwelle aus bewegt wird. Diese Hauptwelle bewegt mittelst Riemen noch eine kleine
                              Welle d, welche sich unterhalb der Platten a und b befindet und
                              cannelirt ist; dieselbe hat den Zweck: einerseits durch ihre Bewegungsrichtung die
                              Steine aus der Maschine zu werfen, anderseits Steine von verschiedener Größe herstellen
                              zu können; zu letzterem Ende können die Lager dieser Welle den Platten a und b mehr oder weniger
                              genähert werden. Diese Maschine wurde auf der Stettiner Industrie-Ausstellung
                              in Gemeinschaft mit einer Schwartzkoppf'schen
                              Frictionsramme von einer Locomobile aus derselben Fabrik getrieben, und zeichnete
                              sich sowohl durch ihre Productivität als ihre solide Bauart vortheilhaft aus.
                           ––––––––––
                           Im Anschluß an diesen Artikel, besonders an die darin gegebenen Notizen über die Schwartzkopff'sche Straßenlocomotive, wollen wir noch
                              einige Bemerkungen über eine Straßenlocomotive folgen lassen, welche unlängst in der
                              Borsig'schen Fabrik in zwei Exemplaren ausgeführt
                              wurde.
                           Fig. 8 gibt
                              eine Skizze dieser Maschine; der Pfeil P bezeichnet den
                              gewöhnlichen Vorwärtsgang derselben. Die Räder A und B der Maschine sind wie bei der Schwartzkopff'schen aus schmiedeeisernen Scheiben gebildet. Der Tender C und die eigentliche Maschine D sind auch hier fest mit einander verbunden. Doch nimmt ersterer, sowohl
                              in seinem unteren Theil das Wasser, als auch in seinem oberen Theil die Kohlen auf.
                              Die zwei Cylinder a befinden sich unter der Rauchkammer,
                              und treiben durch ganz ähnliche Anordnungen wie bei Locomotiven die Hauptachse b. An dem einen, hier hinteren, Ende dieser Welle
                              befindet sich ein Kettenrad c, von welchem aus, durch
                              nur eine Kette, die Treibräder getrieben werden. Der
                              punktirte Kreis d deutet das zweite, mit dem hinteren
                              Treibrade gekuppelte Kettenrad an. Mit dem vorderen Treibrade ist, symmetrisch mit
                              dem Kettenrade d, eine Scheibe d verbunden, welche zum Bremsen der Maschine dient, und wird das Bremsband
                              durch die Kurbel f dirigirt. Die, ganz ähnlich wie bei
                              Locomotiven angeordnete Steuerung der Maschine ist rechts vom Führerstande aus zu
                              dirigiren, wogegen die schon erwähnte Kurbel f und das
                              Directionsrad g für die Lenkvorrichtung sich zur Linken
                              des Führers befinden. Das Rad g ist mit einer
                              Schraubenspindel verbunden, die mit einer Hebelcombination in Verbindung gebracht
                              ist, an welche die Zug- und Schubstange h
                              angeschlossen ist; durch letztere kann also von g aus
                              die Lenkachse nach zwei Richtungen hin gedreht, und somit die Maschine gelenkt
                              werden. – Die mit den Maschinen, in den dazu sehr ungünstigen Räumen der Borsig'schen Fabrik angestellten Fahrversuche haben sehr
                              günstige Resultate geliefert.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
