| Titel: | Neuer Ofen zum Wiederbeleben der Knochenkohle von J. Fr. Brinjes in London, nebst einem Rückblick auf die früheren Erfindungen zu diesem Zweck. | 
| Fundstelle: | Band 177, Jahrgang 1865, Nr. XXIX., S. 140 | 
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                        XXIX.
                        Neuer Ofen zum Wiederbeleben der Knochenkohle von
                           J. Fr. Brinjes in London, nebst einem Rückblick auf die
                           früheren Erfindungen zu diesem Zweck.
                        Aus dem Practical
                                 Mechanic's Journal, Mai 1865, S. 42.
                        Mit Abbildungen auf Tab.
                              III.
                        Brinjes, Ofen zum Wiederbeleben der Knochenkohle.
                        
                     
                        
                           Der äußerst wirksame, einfache und sinnreiche Ofen zum Wiederbeleben der
                              Knochenkohle, welchen sich John Fr. Brinjes in London
                              (Whitechapel) kürzlich für England patentiren ließ, ist in den Figuren 1–4
                              dargestellt.
                           Fig. 1 ist ein
                              Vorderaufriß des vollständigen Ofens; Fig. 2 ist ein senkrechter
                              Längendurchschnitt, Fig. 3 ein Hinteraufriß und Fig. 4 ein horizontaler
                              Durchschnitt desselben.
                           A ist das Ziegel-Mauerwerk für die horizontalen
                              Retorten B und C, deren jede
                              eine kreisförmige abwechselnd wiederkehrende Bewegung von fast einer ganzen
                              Umdrehung um ihre horizontale Achse erhält.
                           Die obere Retorte, welche als Trockenkammer für die in der unteren Retorte zu
                              glühende Knochenkohle dient, befindet sich in einer besonderen gemauerten Kammer,
                              welche unmittelbar über dem Gewölbe der Feuerung D
                              liegt. Die Flamme der Feuerung circulirt erst um die untere Retorte und tritt dann
                              durch dazu im Gewölbe vorhandene Oeffnungen in die obere Kammer, wo sie die obere
                              Retorte erhitzt, um von hier endlich in die Esse zu entweichen.
                           E, E sind mit Schiebern versehene Züge, welche zu dem
                              unteren Hauptcanale F führen.
                           Die beiden Retorten sind mit einer Reihe innerer Kränze a,
                                 a in Zwischenräumen von 6–8 Zoll versehen und zwischen diesen
                              Kränzen sind Leisten angebracht, um die Kohlen während der abwechselnd
                              wiederkehrenden Bewegung der Retorten emporzuschaffen. Eine Oeffnung geht durch
                              jeden Kranz und alle diese Oeffnungen befinden sich in derselben geraden Linie.
                           Um die Kohle zu zwingen, continuirlich durch die Retorten während des Glühprocesses
                              hindurchzugehen, sind winkelige Vorsprünge b, welche
                              ziemlich die Gestalt dreiseitiger Pyramiden haben, innerhalb des Cylinders in jedem
                              Zwischenraum zwischen den Kränzen oder Ringen angegossen; sie liegen genau in der
                              Mittellinie der Oeffnungen dieser Ringe. Die beiden entgegengesetzten Seiten dieser Vorsprünge
                              bieten entgegengesetzte Winkel dar, welche die Kohle bei der theilweisen Umdrehung
                              der Retorte in den nächsten Zwischenraum leiten. Die obere Retorte wird direct durch
                              ein Wechselrad mit Getriebe G oder einem sonstigen
                              geeigneten Mechanismus bewegt und diese Bewegung auf die untere Retorte durch die
                              endlose Kette H am hinteren Ende beider Retorten
                              übertragen. Beide Enden der Retorten liegen mittelst Frictionsrollen c, c auf den Streben I
                              zwischen den senkrechten Tragsäulen K, K.
                           Der Fülltrichter L öffnet sich nach der Bühne M, von wo die Kohle hinein geschaufelt wird. Die
                              Zuführung wird genau durch den mittelst Schraubenspindel und Kurbel betriebenen
                              Schieber M regulirt. N ist
                              der Schieber, welcher eine Oeffnung in der geneigten Seite des Trichters bedeckt,
                              durch die man in's Innere der Retorte sehen kann; ebenso ist in dem Vorderdeckel P der unteren Retorte ein Schauloch bei O angebracht.
                           Die obere Retorte entleert ihren Inhalt in die Leitung Q
                              und dadurch in die untere Retorte; aus dieser gelangt die Kohle durch die Röhre R in die geschlossene Büchse S. Letztere steht mit dem Kühlapparate T
                              – einer Anzahl langer, enger Röhren, mit Zwischenräumen für die
                              Luftcirculation – in Verbindung. Wenn die Kohle durch diesen Kühler
                              hindurchgezogen ist, so ist sie kalt genug, um der Luft ausgesetzt werden zu können,
                              und fällt in den Wagen U.
                           Die beim Glühen der Kohle entwickelten Dämpfe ziehen durch die mit einer
                              Drosselklappe W versehene Röhre V empor und nach der mit der Esse in Verbindung stehenden Kammer X. Irgend welche Unannehmlichkeiten können also durch
                              diese Dämpfe nicht entstehen.
                           Die ganze Anordnung ruht auf den starken eisernen Trägern Y und den im Fundament stehenden Säulen Z.
                              
                           Der Erfinder schreibt diesem Ofen als Vorzüge größere Regelmäßigkeit und Sicherheit
                              in der Wirkung zu, während er geringere Arbeit und Aufmerksamkeit erfordert. Die
                              sichere Wiederbelebung der Knochenkohle beruht auf der allmählichen oder
                              stufenweisen Wirkung des Apparates und darauf, daß die Kohle in der oberen Retorte
                              erst getrocknet wird, ehe sie in die untere gelangt. Ferner findet eine
                              Brennstoffersparniß statt, indem die obere Retorte durch die sonst verloren gehende
                              abziehende Wärme der unteren erhitzt wird. Der Staub von der Kohle wird in Folge der
                              drehenden Bewegung der Retorten entfernt, insofern jedes Kohlekorn beim Passiren von
                              einem winkeligen Vorsprung zum anderen seine Stelle ändert und der dadurch
                              aufgerührte Staub von den Dämpfen und Gasen mitgerissen und in der Kammer abgesetzt
                              wird, in welcher die
                              nach dem Kamin führenden Oeffnungen eine theilweise Leere bewirken. Außerdem ist die
                              Abwesenheit aller lästigen Gase bemerkenswerth; endlich die Ersparniß an Raum, da
                              nur 12 Fuß Länge, 5 Fuß Breite und 12 Fuß Höhe für den ganzen Apparat beansprucht
                              werden.
                           Jeder Ofen mit zwei Cylindern und einer Feuerung vermag in laufender Arbeit etwa
                              neunzig Tonnen (zu 20 Ctr.) wöchentlich zu glühen; dazu bedarf er etwa zehn Tonnen
                              Kohle, also nur eine Tonne Brennmaterial auf neun Tonnen Knochenkohle.
                           
                              
                                 (Der Schluß folgt im nächsten Heft.)
                                 
                              
                           
                        
                     
                  
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