| Titel: | Ueber ein Anemometer mit elektromagnetischem Zählwerke für Ventilationszwecke; von General Morin. | 
| Fundstelle: | Band 177, Jahrgang 1865, Nr. XXXIX., S. 200 | 
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                        XXXIX.
                        Ueber ein Anemometer mit elektromagnetischem
                           Zählwerke für Ventilationszwecke; von General Morin.
                        Aus den Annales du
                                 Conservatoire des arts et métiers, 1865, t. V p. 341.
                        Mit Abbildungen auf Tab.
                              IV.
                        Morin, über ein Anemometer mit elektromagnetischem Zählwerke für
                           Ventilationszwecke.
                        
                     
                        
                           Das Instrument, welches in dem ersten Theile des vorliegenden Berichtes beschrieben
                              wird, ist in der Hauptsache von einem früheren,Polytechn. Journal Bd. CLXIV S. 104. das mit demselben Namen, wie die beiden in Rede stehenden, nämlich mit dem
                              Ausdrucke „Anémomètre
                                    totalisateur“ von Morin
                              bezeichnet wird, nicht verschieden; die einzigen Verbesserungen, welche Bianchi daran vornahm, bestehen darin, daß die Flügel
                              nicht eben gemacht, sondern helicoidisch gekrümmt wurden und daß man ferner die
                              Zapfenlager mit luftdicht geschlossenen Oelbüchsen umgab, um das Eindringen des
                              Staubes, dessen Einwirkung bei dem Monate langen Aufenthalte des Anemometers in dem
                              Evacuationskamine sehr nachtheilig für das Instrument war, zu verhüten.
                           Da jedoch selbst die sorgfältigsten Anordnungen das gewünschte Ziel in letzterer
                              Beziehung nicht erreichen ließen, so wurde das Zählwerk von dem Anemometer getrennt
                              und durch ein elektromagnetisches nach Art des registrirenden Anemometers von Derschau
                              Comptes rendus t. LV p. 843. ersetzt. Während also bei der früheren Einrichtung das Anemometer in dem
                              Ventilationskamine aufgestellt und mit dem außerhalb der Kaminwand angebrachten
                              Zählwerke unmittelbar in der früher beschriebenen Weise verbunden war, so kann bei
                              der neuen Anordnung das Zählwerk, da dasselbe auf elektromagnetischem Wege zur
                              Thätigkeit gelangt, an einer beliebigen und passenden Stelle, wo man seine Angaben
                              in bequemer und doch sicherer Weise überwachen kann, aufgestellt werden.
                           
                           Das neue Anemometer ist in Fig. 16–19, das dazu
                              gehörige elektromagnetische Zählwerk, welches mit jenem durch die Leitungsdrähte
                              verbunden ist, in Fig. 20 u. 21 dargestellt. Bei a (Fig. 16) sieht man die
                              Welle des Flügelrades mit den gekrümmten, aus Aluminium bestehenden Windflügeln; bei
                              b ist die Kapsel angezeigt, welche die in Fig. 18 im
                              Durchschnitt, in Fig. 19 im Grundriß dargestellten Räderverbindungen mit den
                              Contactstücken zum Herstellen und Unterbrechen der Ströme enthält, während in Fig. 17 bei
                              a und b die Anordnung
                              der Schmierbüchsen für die Zapfen angegeben ist; endlich ist in Fig. 20 eine verticale,
                              in Fig. 21
                              eine horizontale Ansicht des Zählwerkes dargestellt, von welchem, wie bereits
                              erwähnt, die Elektromagnete und die eingeschaltete Volta'sche Batterie mit den Contactfedern p, p'
                              und g, g' des Anemometers (Fig. 18 u. 19) verbunden
                              sind.
                           Ueber die Einrichtung dieses registrirenden, von dem bekannten Mechaniker Hardy ausgeführten Anemometers wird nun in dem zweiten
                              Theile des vorliegenden Berichtes beiläufig Folgendes erörtert. „Der
                                 äußere Durchmesser der sechs Windflügel ist 0,21, der innere 0,05 Meter; am
                                 Rande ist die äußere Breite der Flügel 0,065, die innere 0,055 Meter. Die
                                 Gesammtoberfläche, welche die sechs Flügel dem Luftstrome darbieten, beträgt
                                 hiernach 0,0192 Quadratmeter. Zur Herstellung der elektrischen Contacte wird
                                 nicht die Welle selbst, sondern ein Zwischenrad eines Räderwerkes benutzt,
                                 welches von der Flügelwelle in Bewegung gesetzt wird. An der Welle ist nämlich
                                 (Fig.
                                    18 u. 19) ein kleines Getriebe a mit 12 Zähnen,
                                 welches in ein Rad b mit 72 Zähnen eingreift; an der
                                 Achse des letzteren befindet sich das Getriebe c mit
                                 sechs Zähnen, welches in ein Rad d mit 100 Zähnen
                                 eingreift, und dessen Welle folglich eine Umdrehung vollführt, wenn das
                                 Flügelrad deren 100 vollendet hat. Diese Geschwindigkeit reicht unter allen
                                 Umständen aus, und selbst für geringe Einströmungsgeschwindigkeiten der Luft, da
                                 es für diesen Fall genügt, die Untersuchungen während einiger Minuten zu
                                 verlängern, um zu hinreichend genauen Resultaten zu gelangen. Die Fortpflanzung
                                 dieser Bewegung auf das elektromagnetische Zählwert wird durch die folgende
                                 Anordnung bewerkstelligt. In der Kapsel des Anemometers (Fig. 18. u. 19) sind
                                 die beiden Federn g und g' angebracht, von welchen die eine mit der Feder p und die andere mit einer ähnlichen Feder p' bei der Umdrehung des Rades d in leitende Verbindung treten kann. Mit den Federn
                                 g und p stehen die
                                 Enden der beiden Leitungsdrähte in metallischer Verbindung, welche den
                                 Elektromagneten. E, E und die Batterie enthalten;
                                 zwei andere Leitungsdrähte endigen in g' und p' und stellen die Kette für den Elektromagneten E', E'
                                  und dieselbe
                                 Batterie her, während die vier Federn von einander isolirt sind. Der eine jener
                                 Drähte ist nämlich mit einem Ende der Spirale des doppelschenkeligen
                                 Elektromagneten E, E (Fig. 21) verbunden,
                                 während das andere Ende dieser Spirale zu einem Pole der Batterie führt und der
                                 andere Pol der letzteren mittelst eines eigenen Leitungsdrahtes mit der
                                 Contactfeder p (Fig. 18 u. 19), gegen
                                 welche bei jeder Umdrehung des Rades d der
                                 Contactstift e streifen muß, in Verbindung steht; in
                                 ähnlicher Weise wird mittelst der anderen (p')
                                 dieser beiden Federn, wenn der Contactstift e
                                 dieselbe mit der Feder g' in Berührung bringt, die
                                 Spirale des Elektromagneten E', E' in dieselbe
                                 Batterie eingeschaltet, während sodann der Strom durch den ersten Leitungsdraht
                                 und durch den Elektromagneten E, E nicht gehen kann.
                                 Der Ankerhebel des einen dieser doppelschenkeligen Elektromagneten hat also das
                                 Zählwerk nach einem, nämlich nach dem Sinne zu bewegen, welcher durch den
                                 mittelst des Ventilators in den Kamin eingeführten Luftstrom bestimmt wird; der
                                 Ankerhebel des anderen Elektromagneten hingegen kommt erst dann in Function,
                                 wenn die Luft in entgegengesetztem Sinne einströmen würde. Als Stromquelle wird
                                 hierbei eine Volta'sche Combination nach Marié-Davy
                                 Comptes rendus, 1861, t. LIII p. 787. benutzt, die durch mehrere Monate eine für den vorliegenden Zweck
                                 ausreichende constante Wirkung haben soll. Die Einwirkungsweise des
                                 Elektromagneten E auf das Zählwerk nach einem, sowie
                                 des Elektromagneten E' nach entgegengesetztem Sinne
                                 ist aus Fig.
                                    20 ersichtlich. Der Anker des Elektromagneten E steht nämlich mit einem Winkelhebel in Verbindung, von welchem der
                                 eine Arm den doppelten Sperrhaken a trägt, der bei
                                 eintretender Anziehung des Ankers das Rad x um eine
                                 Zahnweite nach einem Sinne, während der Sperrhaken a' dasselbe Rad um eine Zahnweite nach entgegengesetztem Sinne dreht,
                                 wenn der Arm des Winkelhebels, an dem er sich befindet, in Folge der Anziehung
                                 des Elektromagneten E' in Drehung versetzt wird. In
                                 Folge der Wirksamkeit dieser beiden Elektromagneten, von welchen also der eine
                                 zur Wirksamkeit kommt, wenn der Contact durch die Feder p mit g, der andere, wenn der Contact
                                 durch die Feder p' mit g' vermittelt wird, zeigt somit das Zählwerk die Anzahl der während
                                 einer gewissen Zeit erfolgten Umdrehungen nach dem Sinne, welcher durch den
                                 ventilirenden Luftstrom bestimmt wird, weniger der Anzahl Umdrehungen, welche
                                 durch einen Luftstrom von entgegengesetztem Sinne hervorgebracht wird, an.
                                 – Das Zählwerk ist mit sechs Zifferblättern versehen, von denen das erste die Hunderte
                                 der Umdrehungen des Flügelrades bis 10,000, das zweite von 10,000 bis 100,000
                                 u.s.w. anzeigt, so daß also selbst bei einer Geschwindigkeit des ventilirenden
                                 Luftstromes von 3 Metern in der Secunde das Zählwerk durch mehr als zwei Monate
                                 in Wirksamkeit verbleiben kann, ohne daß die Zeiger auf Null
                                 zurückkommen.“
                              
                           
                              „Die Graduirung. d.h. die Zurückführung der Angaben des Anemometers auf
                                 absolutes Maaß wurde mit Hülfe eines schon graduirten kleinen transportablen
                                 Anemometers ausgeführt. Zu dem Ende wurde das Anemometer in die Achse einer
                                 verticalen Röhre von 1 Meter Durchmesser und 4,7 Meter Höhe gebracht, die auf
                                 einer festen, gemauerten Unterlage mit kreisförmiger Oeffnung ruhte. Auf
                                 letztere wurde ein Gitter aus Holz gesetzt, und so der Luftstrom, welcher
                                 mittelst eines Ventilators in die Röhre eingeführt wurde, genöthigt, in vielen
                                 partiellen und nahe unter sich parallelen Luftströmen die Röhre in regelmäßiger
                                 Weise zu durchziehen. Als der Luftstrom gleichförmig mit einer Geschwindigkeit
                                 eintrat, welche man direct mittelst eines kleinen transportablen Anemometers
                                 ermitteln konnte, wurde das Zählwerk eingeschaltet, und man konnte sodann die
                                 Geschwindigkeit, welche der Zahl der Umdrehungen der Flügelwelle während der
                                 dabei gemessenen Zeit entsprach, leicht bestimmen. Die Geschwindigkeit V, welche einer Anzahl Umdrehungen N der Flügelwelle in verticaler Lage der Achse der
                                 Flügelwelle entspricht, ergab sich für dieses Instrument durch den Ausdruck
                              
                           
                              V = 0m,22 +
                                 0m,175 N.
                              
                           
                              Eine wiederholte Controle mit demselben Instrumente ergab, nachdem letzteres
                                 durch fast zwei Monate bei der Ventilation benutzt worden war, dieselbe Formel
                                 für die Geschwindigkeit des ventilirenden Luftstromes.“
                              
                           Der übrige Theil des vorliegenden Berichtes führt nun auch mehrfache Belege für die
                              zuverlässigen Leistungen des in Rede stehenden elektromagnetischen Anemometers an,
                              und zeigt ferner, wie man mittelst desselben die Sicherheit der angestrebten
                              Ventilation genau controliren, und wie man namentlich die Regelmäßigkeit der
                              Dienstesverrichtungen derjenigen Personen, welche die Luftheizung zu besorgen haben,
                              aus den Angaben des Zählwerkes streng überwachen kann, obgleich letzteres an einem
                              ganz anderen, von den Heizlocalitäten sowie von den ventilirten Räumen weit
                              entfernten Orte aufgestellt seyn kann. Mittelst einer Tabelle nämlich kann der
                              controlirende Beamte mit Hülfe der Angaben an den Zifferblättern des Zählwerkes
                              erkennen, wenn er die Zeit beobachtet, während welcher die Ventilation angedauert
                              hat, welches Luftvolumen in den dem Inhalte nach bekannten zu ventilirenden Raum während einer Minute oder
                              während einer Stunde u.s.w. eingeführt, und welches Volumen verbrauchter Luft also
                              aus diesem Raume in derselben Zeit abgeführt worden ist.
                           
                        
                     
                  
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