| Titel: | Ueber das Princip, die Construction und die Wirksamkeit des Field'schen Dampfkessels; von Fr. Wise, Civilingenieur. | 
| Fundstelle: | Band 177, Jahrgang 1865, Nr. LV., S. 258 | 
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                        LV.
                        Ueber das Princip, die Construction und die
                           Wirksamkeit des Field'schen Dampfkessels;Derselbe wurde in einer Form dargestellt und
                                 beschrieben in diesem Journal Bd. CLXXI S. 263 (als Kessel der Merryweather-Field'schen Feuerspritze). von Fr. Wise, Civilingenieur.
                        Aus dem Civil Engineer and
                                 Architect's Journal, Juni 1865, S. 161.
                        Mit Abbildungen auf Tab.
                              V.
                        Wise, über den Field'schen Dampfkessel.
                        
                     
                        
                           Der Zweck eines jeden Dampfkessels ist, die durch Verbrennung irgend eines passenden
                              Brennstoffes entwickelte Hitze auf das in einem geschlossenen Gefäße befindliche
                              Wasser zu übertragen, so daß Dampf erzeugt wird, der dann zu beliebigen Wirkungen zu
                              gebrauchen ist; dabei ist es unzweifelhaft, daß unter sonst gleichen Umständen es
                              wünschenswerth seyn muß, irgend eine gegebene Wassermenge in möglichst kurzer Zeit
                              und in möglichst geringen Räumen zu verdampfen. Dagegen ist klar, daß wenn die
                              Beschleunigung der Verdampfung auf Kosten der Brennmaterialersparniß, des Raumes
                              oder der Sicherheit geschehen soll, dieser Vortheil aufgehoben oder doch vermindert
                              wird.
                           Bei den Cornwallkesseln und anderen ähnlicher Art wird die Hitze nicht rasch genug
                              vom Wasser absorbirt, um eine schnelle Verbrennung ökonomisch erscheinen zu lassen,
                              in so fern damit zugleich ein beträchtlicher Antheil der entwickelten Hitze, statt
                              vom Wasser aufgenommen zu werden, entweder in das Mauerwerk der Feuercanäle oder
                              nutzlos in die Esse geht. Die Ursache der höheren Brennmaterialersparniß bei
                              langsamer Verbrennung in den Cornwallkesseln ist also darin zu sehen, daß sie eine
                              beträchtliche Zeit nöthig haben, um einen gehörigen Bruchtheil der Hitze aufzunehmen
                              und daß, wenn man ihnen dazu nicht die erforderliche Zeit läßt, ein gewisser Theil
                              der Hitze verloren geht. Es ist daher der Cornwallkessel im Princip unvollkommen, da
                              derselbe, über eine verhältnißmäßig enge Grenze hinaus, nicht im Stande ist, einen
                              erheblichen Antheil der in seiner Feuerung erzeugbaren Hitze auszunutzen; dagegen
                              kann man daraus keineswegs den Schluß ziehen, daß etwa bei einem Kessel, welcher die
                              Hitze rasch zu absorbiren vermag, langsame Verbrennung vortheilhaft oder
                              wünschenswerth wäre. Jedenfalls ist klar, daß, wenn wir durch Anwendung einer
                              verbesserten Kesselconstruction im Stande sind, dieselbe Wassermenge wie im
                              Cornwallkessel, aber mit größerer Sicherheit und mit einer mindestens ebensolchen Brennstoffersparniß zu
                              verdampfen, und dabei nur etwa 1/6 des Raumes benöthigen, dadurch ein offenbarer und
                              sehr wichtiger Gewinn erzielt wird. Kommt dann noch sehr erleichterte Zugänglichkeit
                              und geringe Abnutzung hinzu, so haben wir einen ganz entschiedenen und höchst
                              erfolgreichen Fortschritt gemacht.
                           Wie kann dieses Ziel nun erreicht werden? Natürlich kann nichts was mit dem
                              Cornwallsystem, mit seinen langen und zum Theil nutzlosen Canälen und mit seiner
                              großen, träge circulirenden Wassermasse Aehnlichkeit hat, in Frage kommen.
                              Betrachten wir dagegen die Röhrenkessel, in welchen die heißen Verbrennungsproducte
                              durch eine Anzahl enger, im Wasserraum liegender Röhren nach der Esse ziehen, welche
                              dem Wasser die Hitze mittheilen sollen, und fragen wir, welches der Erfolg einer
                              solchen Construction seyn kann? Offenbar verlöscht die Flamme alsbald, so wie sie in
                              die Röhren tritt, da der Sauerstoffzutritt mangelt,Oder wohl eher weil die Abkühlung auf den dünnen Gasstrom zu plötzlich
                                    einwirkt? A. d. Red. und es gehen also die heißen Verbrennungsproducte zum großen Theile durch
                              die Röhren hindurch, ohne daß ihre Wärme von dem umgebenden Wasser absorbirt würde;
                              je rascher also die Verbrennung geschieht, desto stärker ist (in Folge der
                              unvollkommenen Circulation) der Verlust an Hitze. Es ist daher auch diese
                              Construction in ihrer jetzigen Form nicht das System, welches zu dem beabsichtigten
                              Ziele führen kann.
                           Hiernach sind zwei Dinge klar: erstens, daß wir den Cornwallkessel mit seiner großen
                              Wassermasse nicht anwenden können, und zweitens, daß der Plan, die Feuergase in
                              dünnen Fäden durch das Wasser strömen zu lassen, wie beim gewöhnlichen Röhrenkessel,
                              ebenfalls praktisch unrichtig ist.
                           Nehmen wir nun an, daß, anstatt die Feuergase in dünnen Strömen durch das Wasser zu
                              leiten, wir das Wasser selbst in Strömen (und mit einer selbstthätig der umgebenden
                              Hitze proportionalen Geschwindigkeit) in und durch die heißesten Theile des Ofens
                              leiten. Der Erfolg wird dann seyn, daß bei langsamer Verbrennung die Circulation
                              eine langsame ist und mithin die der Wirkung des Feuers in einer gegebenen Zeit
                              dargebotene Wassermenge genau dessen Wärmemittheilungs-Vermögen entsprechen
                              wird; wenn dagegen die Schnelligkeit und Heftigkeit der Verbrennung sich vermehrt,
                              so wird auch die Schnelligkeit zunehmen, mit welcher das Wasser durch die Feuerung
                              strömt und zwar trotzdem, daß das Feuer veranlaßt wird die größtmögliche Wärmemenge
                              abzugeben. Daraus folgt, da die Schnelligkeit der Circulation in allen Fällen durch
                              die jeweilige Wärmeabgabe des Feuers regulirt wird, daß es gleichgültig ist, ob die
                              Verbrennung eine langsame oder eine schnelle ist, ausgenommen, daß letzterer Fall
                              uns in den Stand setzt, durch die größere Geschwindigkeit, mit welcher das Wasser
                              durch den Feuerraum strömt, eine verhältnißmäßig größere Wassermasse im gleichen
                              Raum zu verdampfen. Dieses ist aber gerade das Princip des Field'schen Kessels, dessen praktische Resultate unsere Bemerkungen
                              bestätigen und den befriedigenden Beweis liefern, daß das Princip, das Wasser in
                              dünnen und rasch circulirenden Strömen der höchsten Hitze der Feuerung zu
                              unterwerfen, das richtige und jedem anderen bisher angewandten überlegen ist. Auch
                              folgt daraus, daß auf diesem Wege alle in der Feuerung erzeugte Hitze (mit Ausnahme
                              der zur Unterhaltung eines hinreichenden Zuges erforderlichen) zur Dampfbildung
                              verwandt wird, und daß also Ersparung an Raum und Gewicht mit derjenigen an
                              Brennstoff Hand in Hand gehen können.
                           Eine Betrachtung der in Rede stehenden Kesselconstruction wird darthun, daß diese
                              Wirkungen hervorgebracht werden, während der Kessel selbst zugleich mehr Sicherheit
                              als irgend ein anderer jetzt existirender bietet. Zu bemerken ist noch, daß das
                              Princip des Field'schen Kessels nicht allein auf
                              stehende, sondern auch auf alle Arten von Marine- und
                              Locomobilen-Kesseln anwendbar ist; ja es hat sich in letzterer Beziehung
                              herausgestellt, daß er die härteste Arbeit ohne Schaden ertragen kann, welche bei
                              anderen Kesseln fortwährende Reparaturen nothwendig macht oder wenigstens
                              Undichtheiten veranlaßt.
                           Die Construction des Field'schen Kessels ist folgende:
                           Er besteht aus zwei Haupttheilen, nämlich dem Wasser- und dem Dampfraum, oder
                              dem Körper des Kessels und dem Feuerraum. Für stationäre Maschinen wird der Kessel
                              cylindrisch mit einem ringförmigen, die Feuerung b
                              umgebenden Wasserraum a (Fig. 1) angefertigt;
                              allein diese Gestalt kann leicht verändert und den jedesmaligen Zwecken für
                              Land- oder Schiffsmaschinen angepaßt werden. Bei dem in der Figur
                              dargestellten cylindrischen verticalen Kessel sind eine Menge Röhren c ringförmig um die Feuerröhre d herum angebracht, welche senkrecht durch den Kessel emporgeht; diese
                              Röhren c hängen von der unteren Seite des Wasser-
                              und Dampfraumes e in den Feuerraum b herab. Sie sind oben nach dem Wasser zu offen, unten
                              geschlossen und daher, wenn der Kessel zum Betrieb bereit ist, mit Wasser gefüllt,
                              welches noch etliche Zoll hoch über denselben steht.
                           Innerhalb einer jeden Röhre hängt frei an den Rippen x
                              eine engere Röhre f, welche, an beiden Enden offen, mit dem oberen über
                              die Mündung der äußeren Röhre hervorragt, und unten nicht bis ganz zu ihrem Boden
                              reicht. Die Mündung der inneren Röhre ist erweitert und bildet einen
                              trompetenartigen Ansatz g. Eine Schließplatte oder ein
                              Cylinder h hängt innerhalb der Feuerröhre d herab und verhindert, daß irgend ein Theil der
                              Feuergase nach oben durch den Kessel abgeht, ohne erst die herabhängenden Röhren
                              umspült und an das Wasser darin seine Hitze abgegeben zu haben.
                           Solche Kessel sind vorzugsweise für Schiffsmaschinen geeignet, insofern nicht allein
                              die Wassermenge, welche sie enthalten, und welche bei anderen Kesseln leicht von
                              einer Seite zur anderen schwankt, viel geringer ist, sondern auch weil sie, wie die
                              Erfahrung zeigt, mit ganz mit Salz gesättigtem Wasser arbeiten können. Ja es haben
                              Versuche dargethan, daß selbst übersättigtes, d.h. Salzwasser, worin durch weitere
                              Verdampfung noch festes Salz suspendirt ist, anwendbar bleibt, indem die Röhren beim
                              Wiederanzünden des Feuers das Salz auswerfen, welches sich während der Ruhe
                              abgesetzt hat, selbst wenn es so viel seyn sollte, daß die Böden der inneren Röhren
                              bedeckt wären. Einen solchen Kessel zeigt Fig. 2. Die in dem
                              Feuerraum b erzeugten Brenngase gehen über die Brücke
                              q, dann durch die herabhängenden Doppelröhren
                              hindurch, kehren hierauf durch einen ebenfalls solche Doppelröhren enthaltenden
                              Canal nach vorne zurück und ziehen hernach durch die Esse d nach oben ab. Die so angeordneten, nicht zu dicht stehenden Doppelröhren
                              gestatten der Flamme, sie eine weite Strecke hin ohne zu verlöschen zu umspülen, und
                              sind durch die Lage der von ihnen der Flamme dargebotenen Oberfläche äußerst wirksam
                              in ihren ökonomischen Resultaten. Dieß zeigte sich sehr deutlich an einem
                              Cornwallkessel, bei welchem einige Doppelröhren in dem Hauptrohr unmittelbar hinter
                              der Feuerbrücke angebracht wurden, wie dieß Fig. 3 darstellt. Die
                              Vermehrung der Heizfläche war hier 10 Procent, während die Brennstoffersparniß,
                              statt ebensoviel, über 20 Proc. betrug. Man beobachtete in diesem Falle, daß Röhren,
                              welche an einer gegebenen Blechfläche von nur 3/8 Zoll aufgehängt werden mußten,
                              sich ungehindert ausdehnen und zusammenziehen konnten und nicht die geringste Spur
                              von Undichtheiten zeigten, während man früher an Kesseln mit stärkeren Blechplatten,
                              die eigens für die Aufnahme von Doppelröhren bestimmt waren, die entgegengesetzte
                              Erfahrung gemacht hatte.
                           Es hat also dieses System neben seinen anderen Vortheilen auch den, daß es den
                              unvermeidlichen und ernstlichen Fehler der an beiden Enden befestigten Röhren
                              umgeht, nämlich das Lecken, dessen zerstörender Einfluß sattsam bekannt ist. Ferner
                              vermindert der gleiche Umstand die Anschaffungskosten der Kessel, insofern es möglich wird,
                              die Röhren sicher und vollkommen bloß durch eine sehr geringe Erweiterung ihrer
                              oberen Enden ohne Anwendung von Ringen oder anderen den Querschnitt vermindernden
                              Mitteln in den Platten zu befestigen. Man braucht dazu nur die Löcher in der
                              Röhrenplatte schwach conisch zu bohren, so daß ihr Durchmesser an der unteren Seite
                              der Platte dem der Röhren gleich und der an der oberen etwas größer ist, hierauf die
                              Mündung der Röhren etwas zu erweitern und dann mittelst eines oder zweier
                              Hammerschläge und eines stählernen conischen Dornes die Röhren oben noch mehr zu
                              erweitern, so daß sie sich fest in das Loch in der Platte festklemmen.
                           Die Leichtigkeit, mit der man sonach eine Röhre einsetzen kann, ist von großer
                              Wichtigkeit für den Fall, wo eine solche während der Thätigkeit des Kessels Schaden
                              leiden sollte; es würde dieß höchstens einen kurzen Aufenthalt verursachen und nicht
                              einmal die Beihülfe eines geübten Arbeiters nöthig machen.
                           Die beschriebenen feststehenden Kessel sind zunächst für einen ununterbrochenen
                              Betrieb und sparsamen Brennstoffverbrauch construirt, dabei aber nicht so schwer und
                              umfangreich, daß man sie nicht auch für verschiedene Arten transportabler Maschinen
                              benutzen könnte, indem sie in der That leichter als die gewöhnlich dazu angewandten
                              sind, und da, wo nicht äußerste Leichtigkeit erfordert wird, die beste Kesselform
                              darstellen. Es gibt allerdings Fälle, wie z.B. bei den Dampffeuerspritzen, wo
                              möglichst geringes Gewicht und leichte Transportfähigkeit neben raschester
                              Dampferzeugung wichtiger sind, als Ersparniß an Brennmaterial. In solchen Fällen
                              würde das Gewicht des Wasserraumes (Wassermantels) und des darin enthaltenen
                              Wasserkörpers ein verhältnißmäßiges Hinderniß für die Anwendung eines solchen
                              Kessels bilden; ebenso würde der Zeitverlust zum Erhitzen dieses Ueberschusses von
                              Wasser ein Nachtheil seyn. Für solche Zwecke empfiehlt sich also der in Fig. 4
                              dargestellte Kessel, welcher keinen Wassermantel hat, und bei dem die Röhren enger
                              als bei den anderen Constructionen und so angeordnet sind, daß die unteren Enden der
                              äußeren Reihen einen fast ununterbrochenen Wasserraum um die Feuerbüchse herum
                              bilden.
                           Bei Anwendung dieser Kessel benutzt man, sobald die Dampferzeugung beginnt, einen
                              Dampfstrahl zur Belebung des Zuges und zwar so lange, bis die Maschine in Gang
                              kommt, worauf man diesen Strahl unterbricht und den Zug durch den Abzugsdampf
                              erzeugt, den man in und durch die Ablenkungskammer h und
                              ein durch das Rauchrohr d gelegtes Rohr in die Esse
                              entweichen läßt.
                           
                           Solche Kessel wurden zunächst für die Dampfspritze von Merryweather und Söhnen gebaut und dabei mit
                              dem größten Erfolge benutzt. Diese bei einer Leistung von 20 Pferdekräften im Ganzen
                              nur 30 Centner wiegenden Maschinen geben aus anfänglich fast eiskaltem Wasser in
                              Zeit von 9 1/4 Minuten Dampf mit 100 Pfund Druck auf den Quadratzoll und behalten
                              diesen Druck während ihrer Arbeitsverrichtung unverändert bei. Die Maschine
                              „Fatherland,“ welche im Ganzen nur 58 Centner wiegt, hat
                              einen Kessel von derselben Art und leistete Erstaunliches in rascher Dampferzeugung;
                              so z.B. erzeugte sie im Krystallpalaste in Zeit von 10 Minuten Dampf von 100 Pfund
                              Druck auf den Quadratzoll aus kaltem Wasser und warf dann aus einem 1 5/8zölligen
                              Mundstück einen Strahl auf 200 Fuß Höhe, den sie 25 Minuten lang auf 180 Fuß
                              erhielt. Die Kessel der zuerst genannten Maschine haben 2' 3'' Durchmesser und
                              einschließlich der Feuerung nur 4' 6'' Höhe; die der letzteren 3' 6'' Durchmesser
                              und 4' 6'' Höhe.
                           Damit Kessel von verhältnißmäßig so kleinen Dimensionen die erforderliche große
                              Dampfmenge liefern können, muß offenbar die Hitze der Feuerung die intensivste seyn,
                              und ferner muß zur Unterhaltung dieser Hitze eine sehr große Luftmenge durch das
                              brennende Material gesaugt werden; dieß ist aber nur durch einen sehr kräftigen Zug
                              zu bewirken, und somit muß ein starker Bruchtheil der Hitze nothwendig verloren
                              gehen, nicht sowohl wegen fehlenden Absorptionsvermögens des Kessels, sondern wegen
                              der unverhältnißmäßigen Stärke des Zuges, die dazu gehört, um eine so große Menge
                              Luft durch das Brennmaterial hindurchzuziehen, und weil die heißen Gase mit einer zu
                              großen Geschwindigkeit in den Schornstein abgeführt werden. Indessen ist die
                              Arbeitsleistung solcher Kessel, trotz der unvermeidlich ihnen anhängenden
                              Uebelstände, die ihrer Natur nach der Brennstoffersparniß gerade entgegenstehen,
                              dennoch in ihren Ergebnissen nicht minder günstig als die von den meisten
                              gewöhnlichen feststehenden Kesseln, ein weiterer überzeugender Beweis, daß das
                              Princip, auf welchem die Construction dieser Kessel beruht, richtig ist.
                           Eine Betrachtung des Vorganges innerhalb eines Field'schen
                              Kessels ergibt alsbald die Ursache, weßhalb ein solcher gegen andere Kessel unter
                              gleichen Umständen Vortheile gewähren muß. Die Größe z.B. eines Kessels von 80
                              Pferdekräften, dessen Leistung aber leicht bis zu 120 Pferdekräften gesteigert
                              werden kann, beträgt 6' 6'' äußeren Durchmesser und 8' 8'' Höhe. Er enthält 490
                              Quadratfuß Röhrenoberfläche, indem die äußeren Röhren 2'' inneren auf 2 1/4''
                              äußeren, die inneren Röhren 1'' äußeren Durchmesser haben. Gleich nach dem Anzünden
                              des Feuers beginnt
                              das Wasser in den Röhren zu circuliren, indem jede noch so geringe Wärmezunahme die
                              specifische Schwere des Wassers in den ringförmigen Zwischenräumen der äußeren und
                              inneren Röhren vermindert und es zum Aufsteigen, mithin das kältere Wasser zum
                              Niederströmen veranlaßt. Diese Wirkung steigert sich mehr und mehr, bis das Sieden
                              beginnt, zu welcher Zeit die Strömungsgeschwindigkeit ganz außerordentlich zunimmt,
                              da nun der Unterschied zwischen der Dichtigkeit des in den ringförmigen Räumen
                              aufsteigenden Dampf- und Wassergemisches und derjenigen des in den inneren
                              Röhren niedergehenden kalten Wassers sehr groß ist. Nimmt man die Geschwindigkeit
                              dieses letzteren Stromes zu 10' in der Secunde und die Zahl der Röhren zu 289 an, so
                              berechnet sich die in die Feuerung hinabgelangende und dort der größten Hitze
                              unterworfene Wassermenge auf etwa 96 Gallons in der Secunde. Das in die Röhren
                              einströmende Wasser ist aber das kälteste des gesammten im Kessel enthaltenen
                              Wassers und daher für die Wärmeaufnahme am empfänglichsten. Bedenkt man nun, daß aus
                              den Röhren eine eben so große Menge Wasser, als im Hauptkessel selbst enthalten ist,
                              in dieser Weise alle 6 Secunden in den Feuerraum geführt wird, und hier nur eine
                              Metallwand von 1/8'' Stärke zwischen Wasser und Feuer ist, so kann man sich einen
                              annähernden Begriff von der außerordentlichen Geschwindigkeit bilden, mit welcher
                              die Hitze aus dem Feuer in das Wasser übergehen muß.
                           Diese Betrachtung wird durch die bekannte Thatsache bestätigt, daß, wenn man ein
                              ziemlich großes Stahlstück härten will, indem man es in heißem Zustande senkrecht in
                              kaltes Wasser taucht und ruhig in dieser Stellung hält, der Erfolg nicht erreicht
                              wird, da das Wasser unter diesen Umständen die Wärme nicht hinreichend schnell, um
                              die Härtung zu bewirken, dem Stahl entzieht; wenn man dagegen den Stahl mehr oder
                              weniger schnell durch das Wasser hin und her bewegt, so erfolgt die Härtung sofort.
                              Ebenso verhält es sich nun mit dem Unterschied zwischen den gewöhnlichen Kesseln und
                              dem Field'schen Kessel. In beiden Fällen haben wir eine
                              große Menge der Hitze ausgesetzten Wassers; aber in dem einen Falle können die
                              Wassertheile ihre Lage nicht schnell genug ändern, um die dargebotene Wärme zu
                              absorbiren, im anderen Falle findet ein beständiger Wechsel der dem Feuer
                              dargebotenen Wasserfläche statt, wodurch der Metallwand sehr rasch ihre Wärme
                              entzogen wird.
                           Wir haben also hier eine sehr in die Augen springende Ursache für die durch die Field'schen Kessel erzielten ökonomischen Erfolge, selbst
                              unter solchen Umständen, welche alle Ersparniß auszuschließen scheinen, nämlich die
                              Thatsache, daß in gewöhnlichen Kesseln die sich selbst überlassene Circulation nur sehr schwierig
                              eine bestimmte Richtung annimmt, so daß das Wasser die Hitze dem Metall nicht rasch
                              entreißt, sondern sie demselben nur langsam fließend entzieht. In Folge davon geht
                              viel Wärme statt in's Wasser durch die Feuerzüge fort, und es liefert aus diesem
                              Grunde, wie schon oben dargethan, eine langsame Verbrennung bei gewöhnlichen Kesseln
                              bessere Resultate, als eine schnelle Verbrennung.
                           Bei der Betrachtung der Vorzüge irgend eines Kessels sind auch die Schwierigkeiten
                              nicht zu übersehen, die von dem Niederschlagen der so störenden Stoffe, wie
                              kohlensauer, schwefelsaurer Kalk u.s.w. entstehen, welche sich als fester Stein
                              absetzen. Es ist bekannt, daß solche Niederschläge durch langsame Circulation
                              begünstigt werden, und daß sie da am stärksten sind, wo die Circulation am
                              schwächsten ist, wie z.B. in der Nähe der Einmündung des Speiserohrs in den Kessel.
                              Es ist also vorauszusehen, daß eine so starke und ununterbrochene Circulation, wie
                              sie in dem Field'schen Kessel stattfindet, keinen
                              Kesselstein aufkommen läßt. Die Röhren in Feuerspritzenkesseln nach Field'schem Systeme sind in der That nach zwei Jahre
                              langem, fast täglichem Gebrauche ganz frei von Niederschlägen geblieben.
                           Möglicherweise ist dieses Resultat bei den Dampfspritzen zum Theil auch dem Umstande
                              zuzuschreiben, daß das benutzte Speisewasser fortwährend ein anderes ist. Aber auch
                              zugegeben, daß der stattgefundene Wasserwechsel in dieser Beziehung von einigem
                              Einfluß ist, so zeigen doch auch im Betriebe befindliche feststehende Field'sche Kessel, daß bei den gewöhnlichsten
                              Vorsichtsmaßregeln eine Steinbildung nicht stattfindet. Der Verfasser war kürzlich
                              bei dem Oeffnen eines solchen Kessels zu der üblichen vierteljährlichen Untersuchung
                              gegenwärtig und kann versichern, daß gar kein harter oder schaliger Niederschlag
                              vorhanden war. Am Boden des Wasserraumes fand sich ein hell gefärbter Schlamm, der
                              nach dem Trocknen ein unfühlbares Pulver darstellte und unzweifelhaft aus denselben
                              Stoffen bestand, welche in gewöhnlichen Fällen den Kesselstein bilden, die aber in
                              dem vorliegenden so lange in mechanischer Suspension gehalten worden waren, bis sie
                              sich im Wasserraum in der bezeichneten Weise abgesetzt hatten.
                           Die bei dem in Rede stehenden Kessel zu diesem Zweck befolgten höchst wirksamen und
                              einfachen Maßnahmen bestanden erstens in der Anwendung eines kostenlosen Vorwärmers,
                              wodurch ein Theil der Kalkverbindungen vor dem Eintritt in den Kessel ausgeschieden
                              wurde, und zweitens in dem Zusatze einer unbedeutenden Menge der sogenannten Buck'schen Composition, welche, wie es scheint,
                              hauptsächlich aus Soda besteht, und die das vom Vorwärmer nicht Bewirkte
                              vollendete.
                           
                           Diese Thatsachen widerlegen den einzigen Einwurf der Praktiker gegen den Field'schen Kessel und beweisen unbestreitbar dessen
                              erhebliche Vortheile, nämlich Ersparniß an Brennmaterial und Raum, Leichtigkeit der
                              Feuerung, Zugänglichkeit behufs Untersuchung und Reparatur, und vollständige
                              Sicherheit.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
