| Titel: | Die Fabrication des Eisenmangans und des Kupfermangans nach Dr. O. E. Prieger in Bonn. | 
| Fundstelle: | Band 177, Jahrgang 1865, Nr. LXVII., S. 303 | 
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                        LXVII.
                        Die Fabrication des Eisenmangans und des
                           Kupfermangans nach Dr. O. E. Prieger in Bonn.
                        Aus Armengaud's Génie industriel, April 1865, S. 213.
                        Prieger's Darstellung von Eisenmangan und Kupfermangan.
                        
                     
                        
                           Dr. Prieger in Bonn nahm
                              kürzlich in Frankreich ein Patent auf ein einfaches und billiges Verfahren zur
                              fabrikmäßigen Darstellung neuer Legirungen von Mangan und Eisen, sowie von Mangan
                              und Kupfer, welche einen verschiedenen, aber bedeutenden Mangangehalt besitzen. Er
                              nennt diese Legirungen Eisenmangan und Kupfermangan, und stellt auch Legirungen oder
                              Verbindungen derselben mit anderen Metallen dar.
                           Eisenmangan und Kupfermangan werden durch einen einzigen metallurgischen Proceß,
                              entweder direct aus Manganerzen, oder aus den von chemischen oder anderen Processen
                              herrührenden Rückständen von Manganerzen, auch aus allen sonstigen, Mangan nebst
                              Eisen, bezüglich Kupfer enthaltenden Substanzen dargestellt. Das Verfahren ist das
                              folgende:
                           1) Darstellung des Eisenmangans. – Die Manganerze
                              (Braunstein) oder Manganerzrückstände (Braunsteinausschlag etc.) oder sonstigen
                              manganhaltigen Substanzen werden gepulvert und wenn sie wasserhaltig sind,
                              getrocknet und dann mit einer zu ihrer Reduction hinlänglichen Quantität
                              Holzkohlenpulver gemengt. Dieses Gemenge wird mit der erforderlichen Menge
                              Guß- oder Stabeisen oder Stahl irgend einer Sorte versetzt, welche in
                              möglichst zertheiltem Zustande angewendet werden müssen, z.B. als Granalien, als
                              Feil-, Dreh- oder Bohrspäne, als Draht oder Blechabfälle etc. Die
                              Menge des zuzusetzenden Eisens oder Stahls richtet sich nach der darzustellenden
                              Sorte des Eisenmangans.
                           Das Gemenge der drei Substanzen, also der Manganerze, des Kohlenpulvers und des
                              Eisens, beziehungsweise Stahls, wird in Schmelztiegel, am besten in Graphittiegel,
                              welche etwa 15 bis 25 Kilogr. fassen, eingetragen und mit einer Schicht von
                              Kohlenlösche, Flußspath, Kochsalz oder irgend einer anderen Substanz bedeckt, welche
                              den oxydirenden Einfluß der atmosphärischen Luft zu verhindern vermag. Dann werden
                              die Tiegel einer mehrstündigen Weißgluth ausgesetzt; dabei wird das Mangan reducirt,
                              worauf es sich mit dem geschmolzenen Eisen verbindet und sich nach dem Erkalten des
                              Tiegels als ein mit grünlicher Schlacke bedeckter Regulus von Eisenmangan am Boden
                              des ersteren vorfindet. Man kann auch die Legirung in noch flüssigem Zustande
                              ausgießen.
                           
                           Die Darstellung des Eisenmangans wird wo möglich ununterbrochen betrieben, indem nach
                              dem Herausnehmen der die fertige Legirung enthaltenden Tiegel sofort andere, vorher
                              auf gleiche Weise beschickte (und gehörig vorgewärmte) Tiegel eingesetzt werden.
                           Wollte man ein bloßes Gemenge von Manganerz und Kohle auf ähnliche Weise behandeln,
                              so würden die vorhandenen Manganoxyde durch den Kohlenstoff allerdings ebenso wie
                              bei Gegenwart von Eisen reducirt werden; aber einen Regulus von Manganmetall würde
                              man nicht erhalten können, weil die Partikel des letzteren theils mit dem Silicium
                              der vorhandenen kieselsäurehaltigen Körper, theils mit mehr oder weniger Kohlenstoff
                              sich verbinden und nach dem Erkalten des Tiegels ein außerordentlich feines Pulver
                              bilden würden, welches in Berührung mit der Luft sich sehr rasch wieder oxydirt. Die
                              Darstellung des Manganmetalls würde somit ohne Zusatz von Eisen oder Stahl sehr
                              kostspielig und daher dessen Anwendung zu technischen Zwecken unmöglich seyn.
                           Das auf die angegebene Weise dargestellte Eisenmangan ist eine vollkommen homogene,
                              durch und durch gleichartig aus Eisen und Mangan zusammengesetzte Substanz von
                              bedeutender Härte, denn sie ist härter als Quarz und der härteste Stahl. Bei
                              ziemlicher Sprödigkeit nimmt sie eine ausgezeichnete Politur an; ihre Farbe ist
                              zwischen Stahlgrau und Silberweiß. Das Eisenmangan schmilzt bei Rothglühhitze und
                              füllt beim Gießen die Formen sehr scharf aus. An der Luft ist es unveränderlich und
                              oxydirt sich selbst nach Jahren nicht, sogar unter Wasser oxydirt es sich nur
                              oberflächlich.
                           Dr. Prieger hat Legirungen
                              des Eisens mit Mangan von verschiedener Zusammensetzung dargestellt; als die
                              vortheilhaftesten haben sich nach seiner Erfahrung die beiden nach den Formeln
                           Mn²Fe und Mn⁴Fe
                           zusammengesetzten erwiesen; also die Legirung aus 2 Aequiv.
                              Mangan und 1 Aeq. Eisen, entsprechend 66,3 Procent des ersteren, und die aus 4
                              Aequiv. oder 79,7 Proc. Mangan und 1 Aequiv. Eisen.
                           Beide Verbindungen zeigen auf dem Bruche in der Mitte des Regulus eine deutlich
                              krystallinische Structur; nach den Rändern zu erscheint der Bruch in Folge des
                              rascheren Erkaltens körnig. Eine sehr wichtige Eigenschaft ist die durchaus gleichartige Zusammensetzung, die vollkommene
                              Homogenität der Legirungen. Da das Eisenmangan mit jedem beliebigen Mangangehalte
                              dargestellt werden kann, so läßt sich dem Eisen, wie dem
                                 Stahle jeder beliebige Gehalt an Manganmetall, in Form von Eisenmangan, mit
                                 mathematischer Genauigkeit ertheilen.
                           
                           Das Eisenmangan enthält neben Eisen und Mangan nur Spuren von Kohlenstoff. Manche
                              Roheisensorten, z.B. Spiegeleisen, enthalten etwas Mangan, indessen in so geringer
                              und so schwankender Menge, daß sie dem Prieger'schen
                              Eisenmangan durchaus nicht zur Seite gestellt werden können, indem in diesem das
                              Mangan der überwiegende, typische Bestandtheil ist.
                           Das Eisenmangan läßt sich zu verschiedenen technischen Zwecken verwenden. Durch einen
                              Zusatz von 0,1 bis 5 Procent Manganmetall in Form von Eisenmangan zum Stabeisen und Stahl wird die
                              Härte und die Widerstandsfähigkeit oder Festigkeit dieser Metalle vermehrt, ohne daß
                              ihre übrigen guten Eigenschaften (Dehnbarkeit, Schweißbarkeit etc.) beeinträchtigt
                              werden. Der Stahl erlangt durch einen Mangangehalt größere Streckbarkeit, so daß er
                              sich bei der stärksten Rothglühhitze hämmern läßt, ohne Risse zu erhalten oder sonst
                              zu verderben, was anderer Stahl nicht aushält, z.B. Gußstahl, der nur bei dunkler
                              Rothgluth hämmerbar wird. Gleichzeitig wird durch einen Mangangehalt die
                              Schweißbarkeit des Stahls erhöht.
                           Setzt man bei der Fabrication des Gußstahls der
                              gewöhnlichen Tiegelcharge 0,1 bis 2 Procent Mangan in Form von Eisenmangan zu, so
                              wird das Product härter und fester, und zwar entsprechend der Menge des zugesetzten
                              Eisenmangans, welche selbstverständlich ihre Grenzen hat.
                           Durch einen Zusatz von 0,1 bis 3 Proc. Manganmetall in Form von Eisenmangan bei der
                              Darstellung des Puddelstahls erhielt Prieger einen Stahl, dessen Festigkeit um 15 bis 30
                              Procent größer ist, als die desselben, ohne diesen Zusatz fabricirten Puddelstahls.
                              Als er beim Stahlpuddeln dem Roheisen 1 bis 3 Procent Eisenmangan zusetzte, erhielt
                              er einen zu Meißeln, Drehstählen und anderen harten, schneidenden Instrumenten von
                              vorzüglicher Qualität, wie sie aus Puddelstahl bisher noch nicht angefertigt werden
                              konnten, ganz besonders geeigneten Stahl.
                           Diese Wirkungen eines Zusatzes von Eisenmangan zum Roheisen und Stahl sind durch
                              zahlreiche Versuche festgestellt; auch ist aus dem neuen Stahle bereits eine
                              bedeutende Menge von Werkzeugen angefertigt worden.
                           Die absolute Festigkeit des aus schottischem Roheisen mit einem Zusatze von 0,5 bis 3
                              Proc. Manganmetall erzeugten Puddelstahls wurde durch eine Reihe von Versuchen mit
                              aus diesem Stahle angefertigten Stäben und Platten erprobt und bestimmt. Die Platten
                              brachen bei der Belastung von 50,000 bis 54,000 Kilogramm auf 525 Quadratmillimeter;
                              wogegen Platten aus gewöhnlichem, ohne Manganzusatz aus demselben Roheisen dargestellten
                              Puddelstahle bei einer Belastung von 40,000 Kilogr. brachen.
                           Der Erfinder hat bereits mehrere Tonnen Eisenmangan von 60 Proc. und 80 Proc.
                              Mangangehalt fabricirt; das nach seinem Verfahren in Form von Eisenmangan
                              dargestellte Manganmetall hat etwa den Preis des Kupfers.
                           2. Darstellung des Kupfermangans. – Die Manganerze
                              oder sonstigen manganhaltigen Substanzen werden auf dieselbe Weise wie bei der
                              Erzeugung des Eisenmangans vorbereitet und mit derselben Quantität Holzkohle
                              gemengt; dann wird ebenfalls möglichst zertheiltes metallisches Kupfer – oder
                              Kupferzink oder Kupferzinnlegirung, falls es sich um die Darstellung von
                              Verbindungen des Kupfermangans mit diesen letzteren handelt – zugesetzt. Das
                              Gemenge wird in derselben Weise, wie bei der Darstellung des Eisenmangans angegeben,
                              zum König zusammengeschmolzen.
                           Das Kupfermangan ist leicht schmelzbar, hart, zähe, fest und dehnbar; es läßt sich zu
                              dünnen Blechen auswalzen und zu feinem Draht ausziehen, ohne zu brechen oder zu
                              reißen. Bis jetzt war das Kupfermangan noch unbekannt, ebenso seine Verbindungen mit
                              Zink-, Zinkzinn- und Zinknickellegirungen. Es läßt sich eine ganze
                              Reihe von solchen Compositionen darstellen; mehrere derselben sind zu technischen
                              oder künstlerischen Zwecken sehr wohl zu verwerthen. Namentlich sind die
                              Kupfermangan-Zinklegirungen, welche schmelzbar und zähe sind, sich leicht
                              verarbeiten lassen und eine der des Feinsilbers ähnliche Farbe und fast denselben
                              Glanz wie letzteres besitzen, sowie die Kupfermangan-Zinnzinklegirungen,
                              welche gleichfalls leicht schmelzbar und dabei hart sind und in Bezug auf Farbe und
                              Glanz dem Silber nahe kommen, hier zu erwähnen.
                           Der Gestehungspreis des Kupfermangans ist ungefähr dem der Bronze gleich; es ist der
                              letzteren für zahlreiche Zwecke, besonders wegen seiner größeren Härte und
                              Zähigkeit, vorzuziehen.