| Titel: | Die Ames-Kanone. | 
| Fundstelle: | Band 177, Jahrgang 1865, Nr. LXXXIII., S. 354 | 
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                        LXXXIII.
                        Die Ames-Kanone.
                        Ueber die Ames-Kanone.
                        
                     
                        
                           Im Mechanics' Magazine vom 9. Juni 1865 wird ein der New-York Army and Navy Gazette entnommener
                              Bericht über im September 1864 auf Befehl des Präsidenten der Vereinigten Staaten zu
                              Bridgeport (Connecticut) mit einem nach Ames'
                              Construction dargestellten Geschützrohre mitgetheilt, wornach diese Rohre in der
                              Weise angefertigt werden, daß eine zur Manipulation des durch Schmieden allmählich
                              gebildet werdenden Rohres dienende Eisenstange zuerst an einem ihrer Enden durch
                              umgelegte Eisenringe zur Traube des Rohres verstärkt und dann mit aufgesetzten
                              Flügeln zur Aufnahme des Rohrstoßbodens vorbereitet wird, welch' letzterer aus einer
                              vier Zoll starken Eisenscheibe besteht, die, von innen nach außen gerechnet, aus
                              einem massiven Kernstück und auf dasselbe aufgeschmiedeten concentrischen Ringen
                              besteht. An diese Bodenscheibe wird dann ein aus mehreren concentrischen Lagen
                              bestehendes Ringstück angeschmiedet, dessen innerer Theil zum Verbande mit den
                              folgenden Ringstücken etwas vorsteht u.s.w., so daß endlich das lange Feld des
                              Rohres dann nur noch aus einfachen und voreinander geschmiedeten Eisenringen
                              besteht. – Die Eisenfibern aller dieser das Rohr bildenden Hohlcylinder oder
                              Ringe stehen senkrecht zur Rohrachsen-Richtung und es geschieht das
                              Voreinanderschweißen dieser Ringstücke stets bei horizontaler Lage des Rohres, indem
                              dabei ein ebenso liegender Dampfhammer nach der Achsenrichtung des Rohres, ein
                              vertical gehender Hammer zugleich aber auch gegen die Seiten desselben wirkt.
                              – Die Schildzapfen werden hiernach in das Zapfenstück des Rohres
                              eingeschroben und das Rohr wird endlich innen und außen abgedreht.
                           
                           Das zum Versuche gekommene Rohr wog 19400 Pfund, hatte 7 Zoll Seelen-, sowie
                              am Bodenstücke 28 Zoll äußeren Durchmesser und war mit Zügen von 35 Fuß
                              Drall-Länge versehen, welche anfänglich 0,0058 Zoll Tiefe hatten, aber dann,
                              als ungenügend, während der Versuche allmählich bis auf 0,1 Zoll vertieft werden
                              mußten. – Die Geschosse, nach Hotchkiß's Muster,
                              wogen 104 bis 127 Pfund, die Ladungen stiegen allmählich von 13 bis zu 30 Pfund
                              Versuchspulver Nr. 7, im 8zölligen Rohre 5700 Pfund Pressung per Quadratzoll ausübend. – Die
                              Geschoß-Anfangsgeschwindigkeit betrug bei 19 Pfd. Pulver 1480 Fuß. Nach 100
                              Schüssen mußte das Zündloch mit einem Kupferstollen verschraubt werden. Nach 600
                              Schüssen und bei 25 Pfd. Ladung fand sich das Rohr, 20 Zoll vom Stoßboden an, auf
                              etwa 3 Zoll Länge um 0,3 Zoll erweitert, nachdem schon bei 560 Schüssen sich an
                              dieser Stelle äußerlich eine wulstartige Ausbauchung des Rohres gezeigt hatte.
                              – Die Züge der inneren Rohrwand erhielten Sprünge, welche, 25 Zoll vom
                              Stoßboden entfernt, nach 100 Schüssen mit einer Stahlspitze fühlbar, nach 200
                              Schüssen 3/8 Zoll tief und 1 Zoll weit waren, nach 300 Schüssen den inneren Ring
                              durchdrungen hatten, nach 600 Schüssen 1 3/4 Zoll tief und 11/8 Zoll weit, und nach
                              700 Schüssen im Maximum 1 3/4 Zoll tief und 1 1/2 Zoll weit waren. – Die
                              Seelenwand, um den eingesetzten Zündlochstollen herum, zeigte nach Beendigung des
                              mit dem 700sten Schusse abgeschlossenen Versuches drei Risse von etwa 0,9 Zoll Länge
                              und 0,08 Zoll Tiefe.
                           Dy.,          Artillerie-Hauptmann.