| Titel: | Verfahren zur Darstellung von Anilinviolett, von W. H. Perkin in London. | 
| Fundstelle: | Band 177, Jahrgang 1865, Nr. XCVII., S. 406 | 
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                        XCVII.
                        Verfahren zur Darstellung von Anilinviolett, von
                           W. H. Perkin in London.
                        Aus dem London Journal of
                                 arts, August 1865, S. 94.
                        Perkin, Verfahren zur Darstellung von Anilinviolett.
                        
                     
                        
                           Zur Bereitung von Farbstoffen für die Färberei und Druckerei benutzt der Patentträger
                              das sogenannte Rosanilin und mischt es mit der durch die Einwirkung von Brom oder
                              Bromwasser auf Terpenthinöl entstehenden Verbindung; diese Mischung erhitzt er dann
                              mit Zusatz von Alkohol oder Holzgeist in einem geschlossenen Gefäß auf 140 bis
                              150° Celsius und erhält sie beiläufig acht Stunden lang auf dieser
                              Temperatur.
                           Um ein blaues Violett zu erzeugen, werden 1 Theil
                              bromirtes Terpenthinöl, 1 Theil Rosanilin und 6 Theile Holzgeist oder Alkohol
                              vermischt und in ein auf der Innenseite gut emaillirtes schmiedeeisernes Gefäß
                              gebracht, welches mit einem auf seiner unteren Seite emaillirten Deckel versehen
                              ist, der mittelst Schrauben auf das Gefäß befestigt werden kann, so daß er dasselbe
                              vollkommen dampfdicht schließt. Das die Mischung enthaltende geschlossene Gefäß wird
                              auf 140 bis 150° C. erhitzt und auf dieser Temperatur beiläufig acht Stunden
                              lang erhalten. Man läßt das Gefäß dann erkalten; der Inhalt ist nach dem Verdünnen
                              mit Holzgeist oder einem anderen geeigneten Lösungsmittel zum Färben und Drucken in
                              derselben Weise wie andere Anilinfarben verwendbar.
                           Wenn eine etwas röthlichere Farbe verlangt wird als obiger Proceß liefert, so wendet
                              man 3 Theile Rosanilin, 2 Thle. bromirtes Terpenthinöl und 15 Thle. Alkohol an, kann
                              auch das Verhältniß des Rosanilins noch etwas vergrößern; wünscht man hingegen eine blauere
                              Farbe zu erhalten als gleiche Theile von Rosanilin und bromirtem Terpenthinöl
                              erzeugen, so wendet man ein etwas größeres Verhältniß von bromirtem Terpenthinöl
                              an.
                           Um das bromirte Terpenthinöl zu bereiten, füllt man eine Flasche von 2 1/4 Litern
                              Fassungsraum halb voll Wasser; dann gießt man Brom hinein, bis der Boden des Gefäßes
                              beiläufig anderthalb Zoll hoch damit bedeckt ist; auf die Oberfläche des Wassers
                              gießt man eine dünne (beiläufig 1/8 Zoll starke) Schicht von Terpenthinöl und
                              schüttelt hernach die Flasche, anfangs vorsichtig, um eine zu heftige Wirkung zu
                              vermeiden. Nachdem alles. Terpenthinöl absorbirt ist, gießt man eine neue Schicht
                              von demselben aus, und verfährt wie vorher, und so fort bis alles Brom mit solchem
                              verbunden ist, was man daran erkennt, daß dasselbe aufhört das Wasser zu färben. Das
                              bromirte Terpenthinöl sinkt auf den Boden der Flasche, und nachdem das Wasser von
                              demselben abgegossen worden ist, wird es säurefrei gewaschen, zuerst mit einer
                              schwachen Kalilösung und dann mit Wasser. Es ist hierauf nach dem Abgießen des
                              Wassers verwendbar. – Patentirt in England am 6. September 1864.