| Titel: | Belou's Heißluftmaschine und die damit von Tresca in Paris angestellten Versuche; von Conrector G. Delabar. | 
| Autor: | Gangolf Delabar [GND] | 
| Fundstelle: | Band 177, Jahrgang 1865, Nr. XCVIII., S. 413 | 
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                        XCVIII.
                        Belou's
                           Heißluftmaschine und die damit von Tresca in Paris
                           angestellten Versuche; von Conrector G. Delabar.
                        Mit Abbildungen auf Tab.
                              VII.
                        Delabar, über Belou's Heißluftmaschine.
                        
                     
                        
                           Aus dem Umstand, daß bei der Dampfmaschine die durch die Verbrennung der Brennstoffe
                              erzeugte und in mechanische Arbeit umgesetzte Wärme nur sehr unvollkommen ausgenutzt
                              wird und daß demnach dieser sonst so vollkommene Motor nur einen sehr geringen ökonomischen Effect gibt, erklären sich die fortwährenden
                              Bestrebungen, dieselbe durch eine andere, ergiebigere und ökonomischere
                              Kraftmaschine zu ersetzen. Daß dieß indeß bis auf die neueste Zeit nicht gelungen
                              ist, habe ich in einer früheren Abhandlung über die Dampfmaschinen und ihre
                              Concurrenten gezeigt.Siehe dieses Journal von 1864, Bd. CLXXI Heft 1–4. Damals habe ich zugleich bemerkt, daß unter den bis zur letzten
                              internationalen Industrie-Ausstellung von 1862 zu Tage getretenen
                              Concurrenzmaschinen die calorischen oder Heißluftmaschinen allerdings diejenigen seyen, welche
                              ihres günstigen Principes wegen – wornach bei ihnen gar keine Wärme zur
                              Veränderung des Aggregatzustandes der Luft oder der Gase verloren geht, sondern alle
                              Wärme bloß zur Ausdehnung derselben und dadurch zu nützlicher Arbeit verwendet wird
                              – den Dampfmaschinen einstens vielleicht die gefährlichste Concurrenz machen
                              werden, daß aber die endliche Verwirklichung derselben weniger abhängen dürfte von
                              weiteren mechanischen Erfindungen, als vielmehr von der
                              chemischen Entdeckung eines neuen Schmiermittels, das
                              im flüssigen Zustande eine viel höhere Temperatur verträgt als alle bis jetzt zur
                              Maschinenschmiere benutzten Fette und Oele, oder von der Auffindung eines physikalischen Vorganges, wodurch die Umsetzung von Wärme
                              in Arbeit auf eine ganz andere und viel günstigere Weise erfolgt als durch das
                              Mittel der Ausdehnung und Volumensänderung wie bisher.
                           
                           Obgleich bis dahin weder das Eine noch das Andere gelungen ist, so tauchen von Zeit
                              zu Zeit doch immer wieder neue Erfindungen und Verbesserungen auf, welche, wenn auch
                              nicht immer gerade als wesentliche Fortschritte, so doch als weitere Versuche zur
                              Lösung des allerdings nicht leichten Problems betrachtet werden können und als
                              solche jedenfalls näher untersucht und geprüft zu werden verdienen.
                           Es sollen daher im Folgenden die in der neuesten Zeit bekannt gewordenen Erfindungen
                              im Gebiete der calorischen oder Heißluftmaschinen einer kurzen Betrachtung unterzogen werden.
                           Für heute beginnen wir mit der neuen Heißluftmaschine von
                              Belou, über welche letztes Jahr die Leipziger
                              illustrirte ZeitungIn Nr. 1107 vom 17. September 1864. die erste ausführliche, freilich etwas verworrene Mittheilung in deutscher
                              Sprache brachte, und über welche sich in den Annales du
                                 Conservatoire impérial des arts et métiers vom Jahr 1864 (tome V pag. 34) ein
                              interessanter Bericht von H. Tresca über die von ihm
                              damit schon im Jahr 1861 angestellten Versuche vorfindet.
                           Diese Maschine gehört, wie die Maschinen von Ericsson und
                              Wilcox
                              Siehe dieses Journal Bd. CLXX S. 321., dem System der sogenannten offenen calorischen
                              Maschinen an. Sie unterscheidet sich aber hinsichtlich ihrer Construction wesentlich
                              von den übrigen Maschinen dieses Systems. Die Verschiedenheit bezieht sich
                              vorzugsweise auf die Anordnung der in einem geschlossenen
                              Ofen vor sich gehenden Feuerung und die dadurch bewirkte Erhitzung der als Träger
                              der motorischen Kraft benutzten Luft. Im Uebrigen hat sie die Einrichtung der
                              Luftexpansionsmaschine mit Luftpumpe und Treibcylinder, wie sie Redtenbacher schon im Jahr 1853 in seiner Schrift
                              „die Luftexpansionsmaschine“ angegeben hat. Der Hauptsache
                              nach besteht dieselbe aus vier Haupttheilen: aus einem Treib- oder Arbeitscylinder, aus einer
                              Luftpumpe oder Gebläsmaschine, aus einem von beiden getrennten, eigenthümlichen Feuerungsapparat und aus einem Reservoir mit comprimirter Luft.
                           Bei der Maschine, mit welcher Tresca seine Versuche
                              anstellte, hatte der Treibcylinder einen Durchmesser von 0,50 Meter mit einem
                              Kolbenhub von 0,83 Meter. Denselben Durchmesser hatte auch der Cylinder der
                              doppeltwirkenden Luftpumpe. Der Hub der letzteren betrug jedoch nur 0,475 Meter. Die
                              Kolbenbewegung dieser beiden Cylinder wird durch Stangen und Kurbeln vermittelt,
                              welche letztere unter einem Winkel von 80° mit einer gemeinschaftlichen
                              Schwungradwelle in Verbindung stehen.
                           Der Herd oder Feuerungsraum, welcher während der Arbeit hermetisch verschlossen ist,
                              erhält das Brennmaterial vermittelst eines rotirenden Trichters auf möglichst
                              gleichförmige Weise, so daß der Rost desselben stets mit einer gleichstarken Schicht
                              glühender Kohlen bedeckt ist.
                           Die Luftpumpe befördert und unterhält einerseits die Verbrennung, indem ein Theil der
                              zugeführten Luft durch den Rost dringt und nicht nur das Feuer speist, sondern
                              zugleich auch eine sehr hohe Temperatur und Ausdehnung erlangt. Andererseits liefert
                              sie einen Theil der angesaugten und comprimirten Luft zur directen Vermischung mit
                              den vom Rost aufsteigenden Gasen. Und dieses luftartige Gemisch, dessen Volumen das
                              der Luft vor ihren: Zutritt zur Feuerung weit übersteigt, wirkt nun nach Art des
                              Dampfes mit einer Kraft auf den Kolben des Treibcylinders, die größer oder geringer
                              ist, je nach der Zunahme des von der erhöhten Temperatur erzeugten Volumens. Zur
                              gehörigen Vertheilung der in der Luftpumpe oder Gebläsmaschine angesaugten und
                              comprimirten Luft dient ein Centrifugalregulator, welcher bei der Versuchsmaschine
                              nach Art der Farcot'schen Moderatoren eingerichtet war,
                              und zur besseren Zusammenhaltung der Wärme war der Treibcylinder bei derselben noch
                              insbesondere mit einem Blechmantel umgeben und der dadurch gebildete hohle Raum
                              selbst mit Luft gefüllt.
                           Endlich ist die Maschine stets noch mit einem kleinen Reservoir für die comprimirte
                              Luft versehen, womit dieselbe nach jedem Stillstand wieder in Gang gesetzt wird. Zu
                              diesem Behuf steht dieser Behälter sowohl mit der Feuerung als mit der Luftpumpe in
                              Verbindung.
                           Bei der Ingangsetzung der Maschine wird, nachdem das Feuer mittelst eines Rohres im
                              Inneren des Herdes angemacht und hermetisch verschlossen ist, dann nur durch Drehen
                              eines Krahnes die Verbindung mit der Feuerung hergestellt, so daß ein Theil der
                              comprimirten Luft in den Rost eintreten, sich erwärmen und ausdehnen und auf den
                              Treib- oder Arbeitskolben einwirken kann, mit dessen Bewegungen sofort auch
                              mittelst der Schwungradwelle die Luftpumpe oder Gebläsmaschine in Thätigkeit gesetzt
                              wird.
                           Will man die Maschine umgekehrt zum Stehen bringen, so hat man nur einen zweiten
                              Krahnen aufzudrehen, der das Innere mit der äußeren Luft in Verbindung setzt oder
                              besser noch durch ein Ableiten des Luftstromes das Einströmen desselben in den
                              Gebläscylinder hemmt.
                           In Ermangelung einer Durchschnittszeichnung reproduciren wir in 
                              Figur 1 Tab.
                              VII die Abbildung, mit welcher die Leipziger illustrirte Zeitung die oben angeführte
                              Mittheilung begleitet hat. Darin bedeutet:
                           A, A das eiserne Gerüst, welches der Maschine als
                              Fundament dient;
                           B die Luftpumpe, deren Kolben, durch Stangen und Kurbel
                              mit der Schwungradwelle verbunden, die Bewegung vermittelst dieser vom Kolben etc.
                              etc. des Arbeitscylinders aus erhält;
                           Ba einen Hahn zum Fortlassen der erhitzten
                              Luft;
                           Bb und Bc
                              Vorrichtungen zum Einfetten des inneren Cylinderwerks;
                           C, C den mit der Welle und den Kugeln Ca, Ca des
                              Centrifugalpendels in Verbindung stehenden, sich drehenden Regulator, an dessen in
                              die uns zugewandte Röhre auslaufendem Ende eine Art Klappe befestigt ist, die je
                              nach ihrer mehr senkrechten oder mehr horinzontalen Lage einer größeren oder
                              geringeren Menge Luft den Durchgang gestattet;
                           D, D, D die Arbeitsmaschine mit dem Treibcylinder,
                              dessen Kolbenbewegung mittelst Stange und Kurbel auf die Welle E und die Schwungräder Ea, Ea übertragen wird;
                           F den geschlossenen Kohlentrichter oder Kohlenbehälter,
                              aus dem vermittelst der mit der Schwungradwelle in Verbindung stehenden Stange G, G der Zahnung Ga
                              und einer anderen von dieser verdeckten Zahnung dicht am Behälter das Brennmaterial
                              regelmäßig über den horizontal nach hinten zu sich senkenden Rost in der Feuerung
                              H, H, H vertheilt wird, von welcher Ha den Verschluß bildet.
                           Die erhitzte Luft steigt während dem Gange durch die in der Zeichnung uns zugewandte,
                              sowie durch die hintere weitere Röhre, bildet im Obertheil derselben mit den der
                              Feuerung entströmenden Gasen jenes Gemisch, wovon schon oben die Rede war, tritt
                              durch die in der Zeichnung von uns abgewandte Röhre in den Treibcylinder, und aus
                              diesem nach verrichteter Arbeit in die mittlere fortlaufende Röhre, vermittelst
                              deren sie noch zu anderen Zwecken, sey es zum Erhitzen der Luft vor ihrem Eintritt
                              in die Feuerung, oder zum Erzeugen eines gewissen Quantums Wasserdampf behufs der
                              Dampfheizung für Ateliers, Trockenräume etc. benutzt werden kann.
                           Der oben erwähnte Behälter mit comprimirter Luft ist in der Zeichnung nicht
                              angegeben.
                           Nach dieser kurzen Beschreibung der Maschine folgen nun die Resultate, welche Tresca bei seinen Versuchen mit einer solchen Maschine
                              erhalten hat. Die Beobachtungen, aus welchen er dieselben
                              abgeleitet, sind in folgender Tabelle zusammengestellt.
                           
                           
                              Tabelle
                              
                           über die bei den Versuchen am 16. Februar
                                 1861 von H. Tresca mit einer Belou'schen Maschine gemachten
                                 Beobachtungen.
                           
                              
                                 Beobachtungszeitin
                                 Druck deram
                                    ManometerangezeigtenmotorischenKraft in Kil.
                                 Anzahl derUmdrehungender Maschinein
                                    d.Minute.
                                 Die an der WaageangezeigtenGewichte
                                    oderWiderständein Kil.
                                 Bemerkungen.
                                 
                              
                                 Stund u.
                                    Min.1          401          481          511          582            22          152          172          182          202          222          272          302          342          382          452          502          573            43          123          193          203          213          303          353          453          503          513          52
                                 1,801,821,902,102,102,002,002,051,951,952,001,951,951,951,801,60
                                 52505350495046484844445448514646
                                 60484343394539474549543426
                                      Die Maschine ist angeheizt, aber
                                    noch kalt;es sind bereits 5,60 Kil. Brennstoff in den Herdgethan
                                    worden – genommen von einem Vorrath,der zur Verfügung gestellt
                                    war.     Die Maschine wird mit dem
                                    Schwungrad inGang gesetzt.     Die
                                    Maschine bewegt sich leer.     Man
                                    beginnt den Zaum zu bremsen.     Der
                                    Zaum ist nicht genug gebremst.     Die
                                    Maschine hält unter der Wirkung desZaumes
                                    stille.     Die Liderung am Kolben ist
                                    nicht dicht; esgeht Luft an derselben
                                    durch.     Die Temperatur
                                    der entweichenden Luftübersteigt 150°
                                    C.     Mit dem Indicator wird ein
                                    Diagrammgenommen.     Ein mit dem
                                    Arbeitscylinder in Berührungstehendes Thermometer zeigt 155°
                                    C.     Die Kolbenstange bläut sich durch
                                    dieWirkung der heißen Luft.     Die
                                    Löthung schmilzt am Ausflußrohr.     Die
                                    Löthung schmilzt am Cylinder.     Das Blei
                                    schmilzt auf dem Cylinder.     Die
                                    Liderung ist wieder nicht dicht.     Die
                                    zum Voraus abgewogenen Steinkohlensind
                                    verbraucht.     Man wiegt
                                    auf's Neue 10 Kil. Steinkohlen abund legt einen Theil davon in den
                                    Trichter.     Man setzt den Trichter wieder
                                    in Bewegung.
                                 
                              
                                 
                                    
                                    
                                 
                              
                                 Beobachtungszeitin
                                 Druck deram
                                    ManometerangezeigtenmotorischenKraft in Kil.
                                 Anzahl derUmdrehungender Maschinein
                                    d.Minute.
                                 Die an der WaageangezeigtenGewichte
                                    oderWiderständein Kil.
                                 Bemerkungen.
                                 
                              
                                 Stund u.
                                    Min.3          554            04            44          174          204          324          384          424          444          454          484          554          56
                                 1,902,002,002,001,801,751,651,701,501,50
                                 5050505151444443
                                 31343550503125251915  
                                    13,5
                                      Die Wergliderung ist
                                    wieder nicht dicht;es geht häufig Luft an derselben
                                    durch.     Der ganze Steinkohlenrest ist im
                                    Trichter.     Die Kohlen sind auch im
                                    Trichter verbraucht.     Die Maschine
                                    arbeitet von da an ohne weitere Hinzufügung von Brennstoff.
                                 
                              
                           Aus den Angaben dieser Tabelle ist man nun im Stande den Zustand und die
                              Beschaffenheit aller Verrichtungen der Maschine zu beurtheilen.
                           Die ganze Dauer der Versuche betrug 4h 56' –
                              1h40' = 3h
                              16'; die Arbeitszeit, d.h. die Zeit während welcher die Maschine wirklich in
                              Thätigkeit war, betrug jedoch nur 4h 56' –
                              2h 10' = 2h
                              46'. Tresca nahm deßhalb die mittlere Arbeits-
                              oder Beobachtungszeit zu 3h an – in der
                              Meinung nämlich, daß die Maschine mit dem verbrauchten Brennstoff wohl 3 Stunden
                              lang hätte arbeiten können.
                           Der ganze Brennstoffverbrauch war 29 + 10 = 39 Kil., also per Stunde 13 Kil.
                           Der Gang der Maschine habe sich, ohne gerade absolut regelmäßig gewesen zu seyn,
                              indessen doch in ziemlich gutem Zustand erhalten. Die aufgezeichneten Pressungen der
                              bewegenden Kraft auf das Manometer haben nur zwischen den Grenzen 1,50 bis 2,10
                              Atmosphären variirt, wobei zudem die erstere Zahl sich nur auf den Auslauf, d.h. auf
                              die Zeit bezieht, während welcher die Maschine nicht mehr mit Brennstoff versehen
                              war.
                           Ebenso hat die Umdrehungszahl der Treibachse während des normalen Ganges der Maschine
                              nur zwischen 54 bis 44 geschwankt. Während der allmählichen Abkühlung oder des
                              Auslaufes lief die Maschine stetig langsamer bis zum Stillstand. Die letzte beobachtete
                              Geschwindigkeit betrug 43 Umdrehungen per Minute.
                           Der Hebel des Zaums war an eine Art Brückenwaage gehängt, deren Zunge beständig den
                              sehr raschen und empfindlichen Schwingungen unterworfen war, die demselben beim
                              Bremsen von der Treibachse aus mitgetheilt wurden. Um diese Schwingungen theilweise
                              zu eliminiren, ließ Belou, der sowohl den Zaum und den
                              Indicator, als auch die übrigen zu den Versuchen nöthigen Requisiten herbeischaffte,
                              den Bremshebel an einer im Boden befestigten eisernen Stange frottiren, was die
                              Empfindlichkeit des Apparates bedeutend verminderte. Die aufgezeichneten Pressungen
                              der motorischen Kraft sind aus diesem Grunde in den meisten Fällen ein wenig zu
                              groß. Ueberdieß müssen dieselben durch den Druck vermindert werden, welchen der
                              Hebel durch sein eigenes Gewicht auf die Waage ausübte und welcher 13 Kil.
                              betrug.
                           Um Mittelwerthe zu erhalten, nahm Tresca mittelst des
                              Indicators, wie bereits bemerkt, einige Diagramme auf. In dem Diagramm, das wir in
                              Fig. 2
                              reproduciren, sind die Zeiten als Abscissen auf die Achse AX und die Pressungen, die Umdrehungszahlen und
                              die Belastungen als Ordinaten parallel zur Achse AY dargestellt.
                           Auf diese Weise fand Tresca
                              
                           1) den mittleren Kolbendruck von 1h 56' bis 3h 56' zu:
                           1/1,985 Atmosphären,
                           2) die mittlere Umdrehungszahl der Treibwelle zwischen den Zeitgrenzen zu:
                           49,26 Umdrehungen per Minute, und
                           3) die von der Waage angezeigte mittlere Belastung während der Grenzen von 2h 10' bis 4h 56'
                              – nach Abzug der 13 Kil. des Bremshebels – zu:
                           28,28 Kil.
                           Einer der bemerkenswertesten Uebelstände dieser Maschine beruht, wie bei allen
                              Heißluftmaschinen, in der hohen Temperatur der darin zur Anwendung kommenden
                              Luft.
                           Da dem Schmelzpunkt des Bleies die Temperatur von 330° C. entspricht, so sieht
                              man, indem das Blei bei den Versuchen zur Schmelzung kam, daß die verschiedenen
                              Organe der Maschine während ihrer Thätigkeit dieser ungewöhnlich hohen Temperatur
                              unterworfen waren. Die Anwendung von Metalldrähten in den Gelenken und
                              Verbindungsstellen hilft diesem bedenklichen Uebelstande nur theilweise ab. Die
                              Entfärbung und Bläuung
                              der Kolbenstange zeigt deutlich den starken Einfluß dieser Erhitzung.
                           Die Länge des Bremshebels – vom Mittelpunkt der Achse bis zum Aufhängepunkt
                              der Waage – war 2,53 Met., das mittlere Gewicht, wie oben bereits bemerkt
                              worden ist, 28,28 Kil. und die mittlere Geschwindigkeit 49,26 Umdrehungen per Minute. Die mechanische Arbeit per Umdrehung ist daher:
                           26,28 . 2π . 2,53 = 449,45
                              Kilogramm-Meter oder
                           449,45/75 = 5,99 Pferdekräfte,
                           folglich beträgt der Nutzeffect per Secunde:
                           (28,28 . 2π . 2,53 .
                              49,26)/(60 . 75) = 4,92 Pferdekräfte.
                           Diese 4,92 Pferdekräfte haben per Stunde 13 Kil.
                              Brennstoff gekostet, also beträgt der Brennstoffverbrauch per Stunde und Pferdekraft:
                           13/4,92 = 2,64 Kil.
                           Dieses Resultat ist gewiß sehr interessant und zeigt, daß der Brennmaterialverbrauch
                              bei der Belou'schen Heißluftmaschine ungefähr derselbe
                              ist wie bei den anderen calorischen Maschinen dieses Systems. Dasselbe weicht
                              freilich von den Angaben, wie sie in der angeführten Mittheilung der Leipziger
                              illustrirten Zeitung enthalten sind, wornach sich das verbrauchte Steinkohlenquantum
                              per Stunde und Pferdekraft auf nur 0,8 bis 0,9 Kil.
                              belaufe, sehr bedeutend ab und bestätigt auf's Neue die alte Erfahrung, daß auf die
                              gewöhnlichen, bloß auf Schätzung beruhenden Angaben nicht viel zu geben ist.
                           Die erhaltenen Diagramme gestatten, in Verbindung mit der Berechnung des Volumens,
                              auch die ökonomischen Elemente der Frage auf eine noch vollständigere Art zu
                              studiren.
                           In dem Diagramm der Fig. 3, welches um 2h 45' aufgenommen
                              worden ist und worin die Wege des Kolbenlaufs als Abscissen und die Intensitäten der
                              auf den Treibkolben ausgeübten motorischen Kraft als Ordinaten aufgetragen sind,
                              bemerkt man zunächst die sehr starken und ungleichförmigen Schwankungen in der
                              Kraftcurve. Hr. Tresca hat den Inhalt der dadurch
                              eingeschlossenen Flächenfigur gleichwohl genau bestimmt und denselben berechnet
                              zu:
                           1787 Quadrat-Millimeter.
                           Aus diesem Inhalt läßt sich nun aber weiter die mechanische Arbeit der auf den Kolben
                              wirkenden warmen Luft ableiten. Der Druck der letzteren auf den Kolben war bei ihrer
                              Zuströmung im Anfange des Hubes gut 2 Atmosphären stark; derselbe verminderte sich aber mit der Expansion,
                              die etwa in der Hälfte des Hubes begann, sehr schnell. Die Feder mit dem
                              Zeichnungsstift des angewendeten Indicators bewegte sich bei einem Druck von einer
                              Atmosphäre, also bei einem Kolbendruck von:
                           10330 . πd²/4 = 10330 .
                              3,1416 . 0,50²/4 = 2027,78 Kil.
                           um 30 Millimeter vorwärts.
                           Jeder Millimeter der Ordinate entspricht also einem Druck von:
                           2027,78/30 = 67,59 Kil.
                           Andererseits ist in diesem Diagramm die Länge des Kolbenlaufs, nämlich 0,83 Met.,
                              repräsentirt durch 97 Millimet., so daß jeder Millimeter der Abscisse einem
                              Kolbenweg entspricht von:
                           0,83/97 = 0,00855 Met.
                           Hieraus folgt aber, daß jedem Quadrat-Millimeter des Diagramm-Inhalts
                              einer mechanischen Arbeit von:
                           67,59 Kil. × 0,00855 Met. = 0,576
                              Kilogramm-Meter
                           und daher der ganze Flächeninhalt von 1787
                              Quadrat-Millimetern einer mechanischen Arbeit entspricht von:
                           1787 . 0,578 = 1033 Kilogramm-Metern.
                           Dieß ist die totale Arbeit während eines Kolbenlaufs.
                           Für den Kolbenlauf hin und her, also für eine Achsenumdrehung, ist sie daher:
                           2 . 1033 = 2066 Kil.-Met.
                           Um diese Zeit übte der Bremshebel auf die Waage einen Druck aus von 42 – 13 =
                              29 Kil., welcher einer effectiven Arbeit entspricht von:
                           29 . 2π . 2,53 = 461
                              Kil.-Met.
                           Der Nutzeffect der Maschine beträgt also nur
                           461/2066 = 0,223 oder 22 Proc. des totalen oder absoluten
                              Effects.
                           Der durch die passiven Widerstände und die Comprimirung der Speiseluft verursachte
                              Effectverlust stellt sich also in dieser Maschine auf nicht weniger denn 78 Proc.
                              des totalen Effects.
                           Die zur Comprimirung der Speiseluft verbrauchte Arbeit kann durch eine einfache
                              Rechnung wie folgt gefunden werden.
                           Das Volumen des Speisecylinders der Luftpumpe ist, da nach früherer Angabe dessen
                              Durchmesser 0,50 Met. und dessen Kolbenlauf 0,48 Met. für einen Hin- und
                              Hergang oder eine Achsenumdrehung:
                           
                           2 . πr²l = 2π .
                              0,50²/4 . 0,48 = 0,188 Kubikmeter
                           und folglich die mechanische Arbeit, welche nöthig ist, um
                              dieses Volumen auf einen Druck von 2 Atmosphären zusammenzudrücken:
                           10330 . 0,188/2 . log nat 2 = 10330 .
                              0,094 . 0,693 = 673 Kil.-Met.
                           Die Luftpumpe absorbirt also allein zur Comprimirung und Speisung der Luft eine
                              mechanische Arbeit von 673 Kil.-Met. oder
                           673/2066 = 0,335, also wohl 1/3 der totalen Arbeit.
                           Der totale Effect vertheilt sich demnach auf:
                           
                              
                                 den disponibeln Nutzeffect
                                 0,223
                                 
                              
                                 den zur Comprimirung der Luft consumirten Effect
                                 0,335
                                 
                              
                                 den Effectverlust
                                 0,442
                                 
                              
                                 
                                 –––––
                                 
                              
                                 
                                 1,000
                                 
                              
                           Diese Ziffern sind sehr sprechend und drücken den Zustand und die Beschaffenheit der
                              mit einer Luftpumpe versehenen Heißluftmaschine sehr deutlich aus.
                           Im Weiteren kann man noch, wenn auch mit weniger Bestimmtheit, einige Folgerungen in
                              Beziehung auf die Ausnutzung des Brennstoffs ziehen, indem man annimmt, die Luft
                              entweiche mit einer Temperatur von ungefähr 250° C., was gewiß noch unter der
                              Wahrheit ist.
                           Die per Umdrehung und allein durch die entweichende Luft
                              verloren gegangene Wärme ist dann, da nach Regnault das
                              Gewicht eines Kubikmeters Luft bei 0° und unter dem atmosphärischen Druck =
                              1,293 und die Wärmecapacität dieser Luft bei constantem Druck = 0,232 ist:
                           0,188 . 1,293 . 0,232 . 250 = 13,85 Wärme-Einheiten;
                           bei 48 Umdrehungen per Minute
                              erhebt sich dieser Wärmeverlust daher auf:
                           48 . 60 . 13,85 oder beinahe auf 40000
                              Wärme-Einheiten,
                           also jedenfalls auf einen sehr beträchtlichen Theil aller bei
                              der Verbrennung des aufgewendeten Brennstoffs erzeugten Wärme.
                           Endlich ist die Belou'sche Maschine, wie mehr oder weniger
                              alle calorischen Maschinen, im Verhältnis zu ihrer Leistungsfähigkeit sehr voluminös
                              und daher einen verhältnißmäßig großen Raum einnehmend. Bei der Versuchsmaschine
                              betrug das Gewicht des Herdes allein über 2500 Kil. und das Schwungrad war viel
                              schwerer als das einer viel mächtigeren Dampfmaschine.
                           Faßt man nun alle diese Versuchsresultate und Anzeichen in's Auge, so kann man
                              wahrlich der Maschine kein günstiges Prognostikon stellen, wenigstens so lange nicht durch
                              neue Kombinationen und Abänderungen die bedeutendsten Inconvenienzen und der größte
                              Theil der Effectverluste beseitigt sind, was nach den neuesten brieflichen
                              Mittheilungen, die ich von Hrn. Tresca über diese
                              Maschine und ihre weiteren Fortschritte erhalten, keineswegs bis dahin der Fall
                              ist.
                           Die Dampfmaschine, welche bei weniger Kosten und
                              verhältnißmäßig viel geringeren Dimensionen dasselbe leistet, wird daher auch von der Belou'schen Maschine nicht so bald eine gefährliche
                              Concurrenz zu befürchten haben!
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
