| Titel: | Miscellen. | 
| Fundstelle: | Band 177, Jahrgang 1865, Nr. , S. 76 | 
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                        Miscellen.
                        Miscellen.
                        
                     
                        
                           Secundäre Eisenbahnen.
                           Nach der „Magdeburger Zeitung“ ist die preußische
                              Staatsregierung entschlossen, die Erbauung elementarer, sogenannter secundärer
                              Eisenbahnen zu begünstigen, d.h. Eisenbahnen zuzulassen, welche zwar mit Locomotiven
                              befahren werden und einen so starken Oberbau haben, daß auch fremde Betriebsmittel
                              sie passiren können, im Uebrigen aber in der allereinfachsten Art mit Vermeidung
                              jedes baulichen Luxus hergestellt und besonders durch Anwendung von stärkeren
                              Steigungen und Curven, sowie durch ganz einfache, nur dem Bedürfniß entsprechende
                              Haltestellen so verwohlfeilt werden sollen, daß die Meile solcher Bahn incl. Betriebsmittel für 150–200,000 Thlr.
                              hergestellt werden kann. Diese Bahnen sollen die engeren Maschen zwischen dem Netze
                              der großen Hauptbahnen bilden und den localen Verkehr vermitteln zwischen denjenigen
                              Gebieten und Städten, welche nicht an einer jener Hauptlinien selbst liegen. Die
                              Regierung wünscht diese Bahnen von kleineren Gesellschaften gegründet zu sehen und
                              wird sich bemühen, solche durch Bauprämien zu unterstützen.
                           
                        
                           Ueber Asphaltpflasterung.
                           Der comprimirte Asphalt verspricht, nach einem Bericht, welchen Herr Malo in einer Sitzung der Société des Ingénieurs civils erstattete, die älteren
                              Arten der Straßenpflasterung in Paris zu verdrängen. Der in Paris zur Verwendung kommende
                              Asphalt besteht aus reinem kohlensaurem Kalk, der von Natur aus mit 6–10
                              Procent Bitumen durchtränkt ist. Dieser Stein bildet regelmäßige Lager von einer
                              Mächtigkeit von 12–21 Fuß an verschiedenen Stellen des Jura. In der
                              Siedehitze des Wassers erweicht sich das Bitumen so, daß der Stein zu Pulver
                              zerfällt. Wird dieses Pulver in der Hitze stark zusammengepreßt, so besitzt es,
                              nachdem es wieder kalt geworden, dieselbe Härte wie der natürliche Stein; und diese
                              besondere Eigenschaft hat in neuerer Zeit in ausgedehntem Maaßstabe zur Herstellung
                              der Straßen in Paris Anwendung gefunden. Zu diesem Zwecke wird der rohe Asphalt auf
                              mechanischem Wege in kleine Stücke gebrochen, pulverisirt und dann in große eiserne
                              Kessel gebracht, in welchen er bis auf 140° C. erhitzt wird. Der heiße
                              Asphalt wird dann sofort in passenden Löffeln schnell an den Ort seiner Verwendung
                              gebracht. Er erhält eine Unterlage von Beton, welchem man die eigenthümliche
                              Krümmung der Oberfläche, welche die fertige Straße erhalten soll, schon gegeben hat.
                              Auf diese wird er ausgebreitet und mit heißen gußeisernen Rammen sorgfältig
                              festgestampft, so daß er eine feste Platte bildet. Drei schwere Walzen, die erste
                              ungefähr 5 Centner, die zweite 20 Centner, die dritte 45 Centner schwer, läßt man
                              nach einander über die sich erhärtende Straßenfläche gehen. Dadurch erhält die
                              Asphaltdecke eine gleichförmige Dicke, in Paris von 4 Centimeter. Zwei bis drei
                              Stunden nach der Anwendung der letzten Walze ist die Straße für den Verkehr
                              fertig.
                           Im Jahre 1850, ein Jahr nach der Entdeckung dieses Verfahrens, schlug d'Arcy, General-Inspector der Straßen, die
                              Anwendung desselben auf einen Theil der Boulevards vor, aber erst 1854 kam sie in
                              der Rue des Berges zu Stande. Heute beträgt die
                              Gesammtlänge der nach dem neuen Verfahren gebauten Straßen über 100,000 Meter,
                              abgesehen von vielen großen Höfen, für welche es ebenfalls zur Anwendung gekommen,
                              und zwar vorzugsweise wegen der damit verbundenen Geräuschlosigkeit.
                           Die Schwierigkeiten, welche sich Anfangs der Verwendung des Asphalts
                              entgegenstellten, bestanden in der Zubereitung des Materials und dann, nachdem diese
                              gehoben, in der Schwierigkeit, dasselbe aufzutragen. War die Unterlage nicht
                              vollkommen trocken, so verhinderten die durch die Hitze gebildeten und durch den
                              Asphalt aufsteigenden Wasserdämpfe das gehörige Zusammenbacken der Masse. An manchen
                              Stellen war der Boden bei Anlegung eines Abzugscanals aufgelockert worden und
                              verursachte dann, indem er sich wieder festsetzte, Risse in die Asphaltdecke. Alle
                              diese Hindernisse wurden indeß überwunden und so eine Straßenbekleidung gewonnen,
                              welche folgende Vorzüge bietet:
                           1) Vermeidung von Staub und Schmutz, da die jährliche Abnutzung nur 1 Millimeter
                              beträgt;
                           2) fast vollkommene Geräuschlosigkeit;
                           3) Verminderung der Arbeit der Pferde im Vergleich mit dem Pflastern und
                              Macadamisiren: eine Thatsache, die allerdings von Tresca,
                              der über diesen Gegenstand viele Versuche angestellt hat, in Zweifel gezogen
                              wird;
                           4) Ersparniß an den Unterhaltungskosten der Wagen, welche nach Malo für Paris, wenn alle seine Straßen asphaltirt wären, 8 1/2 Millionen
                              Franken betragen soll;
                           5) Vermeidung der schädlichen Erschütterung für die Häuser.
                           Die dagegen erhobene Befürchtung, die Asphaltdecke konnte für leicht beschlagene
                              Wagen- und Reitpferde zu glatt werden, hat sich nicht bestätigt, so lange die
                              Straße nicht zu steil ansteigt oder zu stark gekrümmt ist. Zufolge angestellter
                              Beobachtungen fiel ein Pferd von 1308 auf einer gepflasterten und eins von 1409 auf
                              einer asphaltirten Straße. Wird aber, was zuweilen geschieht, die Straße durch
                              fremde, bei dem Verkehr darauf fallende Substanzen schlüpferig, so genügt einfaches
                              Waschen oder Bestreuen mit Sand.
                           Die Unkosten eines Quadratmeters Straße berechnen sich für die verschiedenen in Paris
                              gebräuchlichen Arten folgendermaßen:
                           
                              
                                 Material.
                                 Herstellungskosten.
                                 Jährl. Unterhaltungskosten,
                                 
                              
                                 comprimirter Asphalt mit Beton
                                 7
                                    fl.  –  kr.
                                 – fl. 35 kr.
                                 
                              
                                 Macadamisirung
                                 3 fl. 16 kr.
                                 1 fl. 12 kr. bis 1 fl. 24 kr.
                                 
                              
                           Paris bezieht das Material aus dem Jura und vom Niederrhein. (Nach der deutschen
                              illustrirten Gewerbezeitung.)
                           
                        
                           
                           Schornsteine aus Thonröhren.
                           Die Zeitung des Vereins deutscher Eisenbahn-Verwaltungen (1864 S. 568)
                              berichtet nach den Verhandlungen des Vereins für Eisenbahnkunde in Berlin über die
                              thönernen Schornsteine im Locomotivschuppen des
                              Berlin-Potsdam-Magdeburger Bahnhofes zu Berlin. Dieselben bestehen aus
                              12 Zoll im Lichten weiten, inwendig glasirten Thonröhren mit Muffen, welche mittelst
                              Cement mit einander verbunden sind. Durch 3/8 zöllige Eisenstäbe sind sie am
                              Dachgerüste aufgehängt und über demselben abgesteift, und beträgt ihre Höhe
                              einschließlich Rauchfang und Haube 32 Fuß (10 Meter), von denen 11 Fuß (3,5 Meter)
                              sich über dem Dache befinden. An der Durchgangstelle durch das letztere ist eine
                              besondere Dichtung aus Gußeisen hergestellt.
                           Nach Angabe der Quelle sind die Röhren von May und Comp. in Bitterfeld bezogen, und kostet ein solcher
                              Schornstein einschließlich Rauchfang und Haube 34 Thlr. 22 Sgr., mit der Armatur und
                              den Aufstellungskosten 96 Thlr. 15 Sgr. Ein gußeiserner Schornstein derselben Größe
                              würde dagegen 136 Thlr., ein blecherner von 1/8 Zoll (3 Millim.) Wandstärke 187
                              Thlr. gekostet haben.
                           Referent selbst hat vor mehreren Jahren auf einer chemischen Fabrik einen solchen
                              Thonröhrenschornstein erbaut, welcher einschließlich des gemauerten Sockels von 6
                              Met. eine Höhe von 18 Met. erhielt und ungefähr 10 Met. über das Dach hervorragte.
                              Zu demselben wurden die zur Leitung der Salz- und Salpetersäure üblichen
                              glasirten Steingutröhren von 340 Millim. lichtem Durchmesser benutzt. Die
                              Verankerung gegen das Dach geschah durch einen Ring an dem vorletzten Rohrstück circa 1 Meter unter der Mündung und durch vier Zugbänder
                              von 15 Millim. Rundeisen.
                           Der Schornstein hat sich sehr gut gehalten, und wurde der beabsichtigte Zweck, in
                              möglichst kurzer Zeit einen Schornstein von der angegebenen Höhe aufzustellen,
                              vollständig erreicht, indem derselbe durch vier Maurer in vier Tagen des
                              Spätherbstes vollkommen fertig gestellt wurde. Große architektonische Schönheit
                              entwickelte er freilich nicht. R. Z. (Zeitschrift des Vereins deutscher Ingenieure,
                              1865, Bd. IX S. 359.)
                           
                        
                           Ueber die gegenwärtige Ausdehnung der Fabrication von
                              künstlichem Portland-Cement in Deutschland; von Dr. Grüneberg.
                           Vor etwa zehn Jahren gründete Dr. Bleibtreu die erste derartige Fabrik in der Nähe von Stettin. Die dort
                              vorkommende pulverige und thonhaltige Kreide, welche in sehr ausgedehnten Lagern
                              vorhanden ist, mochte die erste Veranlassung zu dieser Industrie seyn. Die Fabrik
                              begann, wenn ich nicht irre, mit einer Production von 40 Tonnen (die Tonne zu
                              beiläufig 4 Ctr.) per Tag und dehnte sich bald zu einer
                              ansehnlichen Größe aus. Einige Jahre später entstand die Fabrik des Consuls Quistorp, welche vor zwei Jahren bereits die Quantität
                              von 80 Tonnen per Tag darstellte, und in neuester Zeit
                              hat die Cementfabrik „Stern“ zu Finkenwalde bei Stettin von
                              ähnlicher Ausdehnung ihren Betrieb eröffnet.
                           Die dortigen Fabriken senden ihr Fabricat nach sämmtlichen Ostseehäfen, und in das
                              Innenland bis zum Herzen Deutschlands, so daß hierdurch der Gebrauch von
                              Portland-Cement in jenen Gegenden auf sehr bescheidene Grenzen zurückgeführt
                              ist.
                           Am Rhein, in der Nähe von Bonn, besteht eine fernere Fabrik, ebenfalls von Dr. Bleibtreu gegründet und
                              von diesem betrieben, welche den westlichen Theil von Deutschland versorgen
                              hilft.
                           Die Anwendung der künstlichen Cemente bricht sich immer mehr Bahn, zumal verspricht
                              die Möglichkeit, mit Hülfe von Cement aus scharfkantigen Steinen sehr dünne, äußerst
                              haltbare und wohlfeile Mauern ausführen zu können, die ausgebreitete Anwendung.
                           (In der früheren Mittheilung des Verf. „über Cementfabrication“
                              im 1. Juniheft (Bd. CLXXVI) S. 405 lese man geile 15 von unten: „Zu einer
                                 täglichen Production von 80 Tonnen, die Tonne à 4 Ctr., sind 200 Arbeiter nöthig.“ Die
                              Redact.)
                           
                        
                           
                           Ueber das Härten von Gußeisen mit säurehaltigem Wasser.
                           Ueber das Härten von Gußeisen mit Wasser, welches mittelst Schwefelsäure und
                              Salpetersäure angesäuert ist (man s. die Vorschrift im polytechn. Journal Bd. CLXXV
                                 S. 85), sagt Friedr. Kick in der Wochenschrift des
                              nieder-österreichischen Gewerbevereins Nr. 9: „Wenn auch die Säuren
                                 chemisch auf das Gußeisen einwirken, so scheint es mir doch unmöglich, daß
                                 hierdurch ein Härten desselben bedingt werden könne; anderseits genügte mir die
                                 einfache Erklärung der oben behaupteten Thatsache durch die Annahme vermehrter
                                 Wärmeleitungsfähigkeit der Härteflüssigkeit des geringen Säurequantums wegen
                                 auch nicht. Die hierdurch erregten Zweifel trieben mich, die Sache zu versuchen,
                                 und ich fand die oben erwähnte Methode, Gußeisen zu Härten, vollkommen
                                 bestätigt. Es kann die Flüssigkeit zum Härten mehrerer Stücke verwendet werden;
                                 wenn auch hierbei ihr Säuregehalt etwas abnimmt, so ist dieß nicht von
                                 merklichem Einfluß. Es kommt eben nicht auf allzu ängstliches Einhalten des
                                 Receptes an, auch kann in jedem Ofen oder Schmiedefeuer das Gußeisen glühend
                                 gemacht werden und braucht man bezüglich der hierbei erlangten Farbe, ob heller
                                 oder dunkler roth, nicht sonderlich genau zu seyn. Kann auch der Einfluß des
                                 Grades der Glühhitze nicht geläugnet werden, so ist er doch lange nicht so
                                 merklich wie beim Stahl. Bei der Benutzung von Schmiedefeuer wird man gut thun,
                                 den zu härtenden Gegenstand in einen Tiegel, Topf oder dergleichen zu legen, da
                                 er vor dem Einflusse des Windes geschützt werden muß. Ich härtete nur graues,
                                 mittelfeines Gußeisen; die erzielte Härte dürfte der Gelbhärte von gutem
                                 Zeugstahl entsprechen; es konnte der gehärtete Gegenstand mit den besten Feilen
                                 nur sehr schwer, auf der Hobelmaschine gar nicht bearbeitet werden. Auf eine
                                 Tiefe von mindestens 4 Millimeter war die Härtung erfolgt; bei Stücken von 10
                                 Millim. Dicke war die ganze Masse gleich hart und zersprang wie glasharter Stahl
                                 bei leichten Hammerschlägen. Ein Versuch glühendes Gußeisen in Schneewasser zu
                                 Härten, gelang nur sehr mittelmäßig., indem die angenommene Härte geringer war.
                                 Da es jedoch möglich ist, Gußeisen in gesättigter Kochsalzlösung gleichfalls
                                 sehr gut zu härten, so dürfte die Wirkung der dem Wasser beigegebenen Säuren,
                                 wie jene des Kochsalzes, eben nur auf Vergrößerung der Wärmeleitungsfähigkeit
                                 der Härteflüssigkeit beruhen, denn an eine gleiche chemische Wirkung der Säuren
                                 und des Kochsalzes kann nicht gedacht werden.“
                              
                           
                        
                           Verzierung von Stahlgegenständen.
                           Ch. Weintraub in Offenbach empfiehlt hierzu in der
                              „illustrirten deutschen Gewerbezeitung“ auf den blank
                              polirten Stahl mittelst einer concentrirten Lösung von Borsäure passende Zeichnungen
                              aufzutragen, trocknen zu lassen und dann den Gegenstand zu erhitzen. Der Stahl
                              bedeckt sich dadurch mit Anlauffarben, während die mit Borsäure bestrichenen Stellen
                              weiß bleiben, aber matt werden.
                           Diese Methode ist von Dr. H. Schwarz als richtig erprobt worden. (Breslauer Gewerbeblatt, 1865, Nr.
                              12.)
                           
                        
                           Dode's Platinspiegel.
                           Eine Erfindung, welche sich Hr. Dode in Frankreich
                              patentiren ließ, geht dahin, statt des Zinnamalgams oder der Versilberung das
                              Spiegelglas mit Platin zu überziehen. Platinchlorid wird mit Lavendelöl gemischt,
                              wodurch fein vertheiltes Platin in Lavendelöl suspendirt bleibt, dann Bleioxyd oder
                              borsaures Bleioxyd zugemischt, die Flüssigkeit auf das zu platinirende Glas
                              aufgestrichen und eingebrannt.
                           Es wird als besonderer Vortheil hervorgehoben, daß die äußere blanke Metallfläche
                              spiegelt, daß man daher auf die Qualität des Spiegelglases, welches als Unterlage
                              dient, wenig Rücksicht zu nehmen hat.
                           Referent hat schon früher solche Spiegel mit dem sogenannten Glanzplatin der
                              Porzellanfabriken dargestellt, das man durch Zumischen von Platinchlorid zu dem
                              sogenannten Wismuthlüstre
                              (aus Harz, Terpenthinöl und Wismuthweiß) auf ziemlich einfache Art erhält, und das
                              sowohl an Porzellan als an Glas ziemlich fest haftet. Die Spiegel sind schön, haben
                              aber immer eine düstere Färbung, die man durch Uebergehen des Platinüberzugs mit
                              einer schwachen Schicht sogenannten Glanzgoldes verbessern kann. Vor Allem hält
                              derselbe den Ersatz der Metallhohlspiegel, z.B. bei den Locomotivlaternen durch
                              solche aus Porzellan gedrehte und dann mit Glanzplatin bedeckte Hohlspiegel für sehr
                              zweckmäßig, da das Glanzplatin kein Putzen verlangt und von der Luft,
                              Schwefelwasserstoff und anderen Gasen nicht angegriffen wird. Hohlspiegel aus Glas
                              lassen sich ganz leicht mit Glanzplatin darstellen; ihre Spiegelung ist indessen
                              lange nicht so schön, als die der Silberspiegel. Dr. H.
                              Schwarz. (Breslauer Gewerbeblatt, 1865, Nr. 13.)
                           
                        
                           Ueber die Lichtempfindlichkeit der Wolframsäure; von P. E. Liesegang.
                           Die Wolframsäure ist ein gelbes, in Wasser und Säuren unlösliches Pulver. In
                              Gegenwart organischer Stoffe verhält sich diese Säure ähnlich der Chromsäure, sie
                              verwandelt sich unter dem Einfluß des Lichts in das sogenannte blaue Oxyd oder
                              wolframsaure Wolframoxyd (W2O5), wie die Chromsäure in chromsaures Chromoxyd verwandelt wird.
                           In Ammoniak löst sich die Wolframsäure zu wolframsaurem Ammon; wenn man hiermit
                              Papier tränkt, dieß mit verdünnter Salzsäure wascht, um die Wolframsäure
                              niederzuschlagen, so besitzt man ein hellgraues Papier, das im Lichte eine
                              entschieden blaue Färbung annimmt. (Photographisches Archiv, April 1865, S.
                              152.)
                           
                        
                           Photographische Caricaturen.
                           Man erhält dieselben meistens durch Anwendung verschiedener Negative, indem man z.B.
                              einen stark vergrößerten Porträtkopf, einen Thierleib und eine Glasglocke mit
                              einander derartig combinirt, daß zuerst der Porträtkopf allein übertragen wird,
                              indem man den Körper auf dem Negativ mit schwarzer Farbe deckt, daß man dann das
                              Thiernegativ mit zugedecktem Kopfe, endlich das Negativ der Glasglocke auf das
                              Positiv natürlich genau passend überträgt. Man erhält dann ein Positiv, einen Asten
                              z.B. mit Menschenkopf, der unter einer Glasglocke sitzt.
                           In anderer einfacherer Art kann man Caricaturen erzielen, indem man das noch feuchte
                              Collodiumhäutchen nach Aufnahme des Negativs mittelst gelinden Drucks oder mittelst
                              einer schwachen Salzsäurelösung los macht und dann durch Ziehen in die Breite oder
                              Länge verschiebt, wodurch man Caricaturen der lächerlichsten Art erhält, die
                              indessen immer noch Porträtähnlichkeit zeigen. Trocknet man das Negativ alsdann
                              rasch, so legt sich das Collodium in dieser Verzerrung fest an das Glas an und man
                              kann dann Positivs in beliebiger Anzahl davon nehmen. (Photographisches Archiv.)
                           
                        
                           Verbrennung von Sauerstoffgas in einer
                              Wasserstoffatmosphäre.
                           Während meiner Studienzeit am polytechnischen Institut in Wien, hatte ich Gelegenheit
                              einem der interessantesten chemischen Versuche, ausgeführt von Prof. Schrötter, beizuwohnen. Es ist dieß die Verbrennung von
                              Sauerstoff in einer Wasserstoffatmosphäre.
                           Die Ausführung dieses Experimentes erfolgt in folgender Weise:
                           Ein mit Sauerstoff gefüllter Gasometer steht mit einer gebogenen Glasröhre in
                              Verbindung, die sich in einer mit Wasser gefüllten pneumatischen Wanne befindet, und
                              so aufgestellt ist, daß der längere, in eine feine Spitze ausgezogene Arm, ungefähr
                              5 Zoll senkrecht über die Oberfläche des Wassers hervorragt. Hat man den Apparat so
                              hergerichtet, und einen Glascylinder von ungefähr 9–10 Zoll Höhe und einer
                              lichten Weite von 4 Zoll, mit Wasserstoffgas gefüllt, zur Hand gestellt, so läßt man
                              Sauerstoff durch die
                              Spitze des Rohres ausströmen, entzündet nun das im Glascylinder enthaltene
                              Wasserstoffgas, stürzt denselben rasch über die Glasröhre und senkt ihn so weit
                              herab, bis sein Rand auf der, 2 Zoll unter dem Wasserspiegel befindlichen Brücke der
                              pneumatischen Wanne aufruht. Dadurch kommt der ausströmende Sauerstoff zuerst mit
                              der brennenden Schicht des Wasserstoffgases in Berührung, gleich darauf aber mit dem
                              Wasserstoff selbst und erhält durch Berührung mit der Flamme eine hinreichend hohe
                              Temperatur, um sich mit dem Wasserstoff verbinden zu können. Die Verbindung erfolgt
                              mit wenig leuchtender, spitzer Flamme. Das Wasserstoffgas erlischt im Moment als der
                              Rand des Glascylinders unter die Oberfläche des Wassers gebracht wird, und die
                              weitere Verbindung der beiden Stoffe erfolgt bloß an der Ausströmungsöffnung.
                              – Der ausströmende Sauerstoff brennt so lange fort, als noch Wasserstoff im
                              Cylinder enthalten ist.
                           In dem Maaße als Wasserstoff durch die Verbrennung verzehrt wird, steigt das Wasser
                              der pneumatischen Wanne im Glascylinder empor, und man hat daher durch Zugießen den
                              Wasserspiegel so ziemlich im gleichen Niveau zu erhalten. Ist das Wasser im Cylinder
                              schon nahe der Spitze des Rohres gekommen, so muß man durch Absperren des
                              Sauerstoffstromes das Experiment rasch unterbrechen.
                           Die Flamme ist natürlich ganz dieselbe, als wenn man Wasserstoff in einer
                              Sauerstoffatmosphäre verbrennt, denn sie ist in beiden Fällen die Erscheinung der
                              chemischen Verbindung beider Elemente zu Wasser. Dessenungeachtet ist der Versuch
                              von hohem Interesse, indem dadurch die Eintheilung der Körper in Zünder und Brenner
                              wegfällt, denn der Zünder kann, wie eben durch Schrötter's Experiment gezeigt wurde, auch als Brenner auftreten, wenn er nur
                              jenes Gas als Atmosphäre besitzt, dessen Verbrennung er bedingte.
                           Freiberg, 21. Juni 1865.
                           Ottokar Hofmann,    Bergakademist zu Freiberg.
                           
                        
                           Die Entdecker des Anilins und der Anilinfarben.
                           Die Mülhausener Société industrielle hatte
                              im vorigen Jahre einen Preis zu vertheilen für die Erfindung, welche in den letzten
                              10 Jahren der Industrie im Elsaß den größten Nutzen gebracht. Als solche wurde die
                              Anilinfarbenfabrication anerkannt, und daher ertheilt die große goldene Medaille an
                              Prof. Runge in Oranienburg (früher an der Universität in
                              Breslau) für seine Entdeckung des Anilins im Steinkohlentheer (1834).
                           Derselbe schlug 10 Jahre später der Seehandlung vor, in Oranienburg eine
                              Theerverarbeitungsfabrik zu gründen, was indessen abgelehnt wurde. Er nannte das
                              Anilin Kyanol, von der schönen blauen Farbe, die es mit Chlorkalk gab, war also
                              schon auf dem Wege zu den Anilinfarben. Zinin fand 1843
                              die Darstellung des Anilins aus dem Benzol resp. Nitrobenzol durch
                              Schwefelwasserstoff. Diese Methode ist im Großen nicht brauchbar, desto mehr die
                              Methode von Béchamp, der das Nitrobenzol durch
                              Eisenfeile und Essigsäure reducirt, eine Methode, nach der jetzt alles Anilin
                              dargestellt wird. Béchamp erhielt dafür die kleine
                              goldene Medaille. Im Jahre 1857 entdeckte Perkin,
                              Assistent von A. W. Hofmann, das Anilinviolett, und war
                              der erste, der diese von Runge entdeckte Farbenreaction
                              praktisch zu verwenden wußte.
                           Im September 1858 überreichte A. W. Hofmann, der berühmte
                              deutsche Chemiker, der zuerst als Assistent von Liebig
                              die Beobachtungen Runge's bestätigt hat und sich seit
                              dieser Zeit sehr viel mit Anilin beschäftigte, der französischen Akademie eine
                              Abhandlung über die Einwirkung des Zweifach-Chlorkohlenstoffs auf Anilin,
                              wobei er zuerst den prachtvollen rothen Farbstoff, das Rosanilin oder Fuchsin
                              auffand. Er erhielt deßhalb und wegen seiner anderen Arbeiten die kleine goldene
                              Medaille.
                           Verguin in Lyon, der zuerst das Fuchsin mittelst
                              Zinnchlorid fabrikmäßig darzustellen lehrte, erhielt die letzte kleine goldene
                              Medaille. Leider hatte ihn der Tod schon ereilt, so daß dieselbe nur seiner Familie
                              zugestellt werden konnte. Zwei Deutsche, zwei Franzosen und ein Engländer haben sich
                              also in diese Medaille getheilt. (Breslauer Gewerbeblatt, 1865, Nr. 12)
                           
                        
                           
                           Anilinorange; von Dr. Emil Jacobsen.
                           Ueber diesen prächtigen goldgelben Farbstoff finden sich in technischen Journalen
                              keine Angaben über Darstellung und Eigenschaften, obgleich er schon seit einiger
                              Zeit Handelsartikel ist; es mögen daher hier einige Andeutungen über denselben
                              gestattet seyn. Bei der Darstellung von Anilinroth mittelst Anilin und
                              salpetersaurem Quecksilberoxyd, wird, wie bekannt, das Anilinroth durch Auskochen
                              des Harzkuchens, Erkalten der Lösung und Krystallisirenlassen gereinigt. In der
                              Mutterlauge befindet sich nun neben kleinen Mengen von violetten und bräunlichrothen
                              Farbstoffen auch das Anilinorange, welches von diesen dadurch getrennt wird, daß man
                              erstere durch Zusatz von Kochsalz oder dergl. ausfällt, das Orange bleibt dann in
                              Lösung und wird durch Eindampfen und Auslaugen des Rückstandes rein erhalten. Es ist
                              in Spiritus völlig, wenig in kaltem Wasser, mehr in heißem Wasser löslich und färbt
                              Seide und Wolle schön goldorange. Außer zum Färben von Zeug dürfte sich das
                              Anilinorange auch zur Herstellung gelbgefärbter Lacke, z.B. zum Ueberzug optischer
                              Instrumente, von Stanniol u.s.w. eignen. Sein Preis ist gegenwärtig pro Pfund 15 bis 17 Thaler. Das Anilin orange scheint,
                              ähnlich wie das Anilinroth, das Blau, mehrere Violetts u.s.w. das Salz einer
                              eigenthümlichen Basis zu seyn; mit Ammoniak digerirt wird es hell schwefelgelb, und
                              nimmt, mit schwachen Säuren übergossen, wieder seine ursprüngliche Orangefarbe an.
                              (Jacobsen's chemisch-technisches Repertorium,
                              1864. 2. Halbjahr S. 22.)
                           
                        
                           Ueber Dr. Wiederhold's Lederöl.
                           Mitgetheilt von Artillerie-Hauptmann
                                 Dy. in Cassel.
                           Bekanntlich ist es für bespannte Batterien und Fuhrwerkscolonnen von großer
                              Wichtigkeit, die Ledertheile der Reit- und Geschirrzeuge während ihres
                              Gebrauches immer recht weich und geschmeidig, sowie im innigsten Zusammenhange
                              damit, auch fest und zuverlässig erhalten zu können. Ebenso bekannt ist es aber
                              auch, wie wenig befriedigend die Versuche ausgefallen sind, diesen Zweck durch
                              Anwendung von aus Oel-Abfällen verschiedener Industriezweige gebildeten
                              Compositionen zu erreichen, wie mißtrauisch man ferner dadurch nach dieser Richtung
                              hin geworden ist, und wie sehr sich endlich in maaßgebenden Kreisen hierdurch die
                              Meinung Bahn gebrochen hat, nunmehr an dem Fischthran, als dem relativ besten und
                              zuverlässigsten Mittel festhalten zu müssen, obgleich dessen Geruch sehr lästig und
                              derselbe bei ziemlich bedeutendem Preise auch noch der Oxydation unterworfen ist,
                              wodurch er seine schlüpfrig machende Eigenschaft mit der Zeit verliert und an deren
                              Stelle dann eine Verharzung der in das Leder eingedrungenen Fischthranpartikelchen
                              eintritt, welche Verklebungen der betreffenden. Hautfasern mit einander bewirkt und
                              so schließlich mit Nothwendigkeit zum Brüchigwerden des Leders, dessen Theilchen
                              sich beim Biegen dann nicht mehr übereinander hinschieben können, führen muß.
                           Bei diesem Stande der Sache und dem großen Capitale, welches, den immer mehr
                              steigenden Lederpreisen entsprechend, durch die Reit- und
                              Geschirr-Equipagen der respectiven Armee-Corps repräsentirt wird, darf
                              also wohl als höchst wichtig darauf hingewiesen werden, daß es einem hiesigen
                              Chemiker, Hrn. Dr. Wiederhold
                              gelungen ist durch rationelle Berücksichtigung der hier vorliegenden Bedingungen und
                              insbesondere auch durch das Studium des Verderbnißprocesses, welchem
                              Lederwerksstücke, die abwechselnd den zersetzenden Einflüssen von Schnee und
                              Regenwasser mit ihren Ammoniakgehalten, von Schweiß mit seinen organischen Säuren,
                              von Stalldunst mit Verbindungen beider genannten Substanzen imprägnirt etc.
                              ausgesetzt sind, stets unterworfen seyn werden, wenn man diesen Einflüssen nicht
                              wirksame Gegenmittel entgegenstellt – ein Lederöl darzustellen, welches
                           1) sehr leicht anzuwenden ist, indem es von dem Leder, welches vorher mit Wasser
                              gereinigt worden und dann noch etwas feucht geblieben ist, wie von einem Schwamme
                              aufgesogen wird;
                           2) eine ungemeine Geschmeidigkeit in den von ihm durchdrungenen Lederwerksstücken
                              erzeugt, so daß nach seiner Anwendung selbst die härtesten und ältesten Riemen in
                              einer überraschenden Weise wieder biegsam werden, wie das hier z.B. an
                              hartgewordenen ledernen Zugsträngen und Brustblättern der Geschirre beobachtet
                              wurde;
                           
                           3) zugleich auch sehr conservirend auf das Leder einwirkt, indem es Bestandtheile
                              enthält, welche die oben angegebenen nachtheiligen Einflüsse von atmosphärischen
                              Niederschlägen, Schweiß, Stalldunst etc. zu paralysiren vermögen;
                           4) nicht oxydirt, also auch von den oben angegebenen Mängeln des Fischthrans frei
                              ist;
                           5) bei wiederholter Verwendung immer kleiner werdende Verbrauchsquantitäten
                              erfordert;
                           6) relativ billig ist, indem es, in kleineren Quantitäten durch den Handel bezogen,
                              schon immer etwas billiger als der Fischthran zu stehen kommt, bei
                              SelbstdarstellungenDer Erfinder hat sich bereit erklärt die Vorschrift gegen ein mäßiges Honorar
                                    abzugeben., welche gar keiner Schwierigkeit unterworfen sind, aber nicht unbedeutend an
                              diesen Kosten gespart werden kann, und endlich
                           7) den Vorzug der Geruchlosigkeit hat.
                           Letztere Eigenschaft macht es endlich auch möglich die in hohem Grad vorhandene
                              Eigenthümlichkeit dieses Oeles, alle mit ihm behandelten Lederwerkstücke geschmeidig
                              zu machen und gebrauchstüchtig zu erhalten, noch in Bezug auf verschiedene andere
                              Gegenstände, wobei der Fischthrangeruch besonders lästig wird, anzuwenden, dieselbe
                              z.B. auch für lederne Fußbekleidungen etc. nutzbar zu machen, in welcher Beziehung
                              das in Rede stehende Lederöl auch von einem dem Referenten befreundeten
                              Jagdliebhaber schon großes Lob geerntet hat, und so dürfte denn diese Erfindung
                              nicht nur als eine in militärischer Beziehung höchst wichtige, sondern zugleich auch
                              als eine solche zu bezeichnen sehn, die ganz allgemein in den weitesten Kreisen
                              Beachtung verdient.
                           
                        
                           Reinigung des Knochenfettes, nach Dr. Dullo.
                           Das Fett, welches man beim Auskochen der frischen Knochen erhält, ist bekanntlich
                              sehr unrein und schwer zu reinigen. Es enthält Schleim und Leim, welcher letztere
                              gewissermaßen als Bindemittel zwischen Oel und Wasser dient, so daß das unreine
                              Knochenöl bedeutende Mengen von Wasser enthält. Man kann das Oel reinigen, indem man
                              es ruhig stehen läßt, dann scheidet sich nach Monaten oben das klare Oel aus, aber
                              bei weitem nur der kleinere Theil. Schneller kann man zum Ziele gelangen durch
                              Schwefelsäure oder basisch-essigsaures Bleioxyd. Aber beide Niethoden sind
                              ziemlich kostspielig und leiden außerdem an so vielen Mängeln, daß sie nicht
                              empfehlenswerth sind. Im Folgenden führt der Verfasser eine Reinigungsmethode an,
                              die sich durch Billigkeit, Schnelligkeit und leichte Ausführbarkeit sehr
                              empfiehlt.
                           Als er vor längerer Zeit viel mit Leder arbeitete, hatte er einmal Gelegenheit zu
                              bemerken, mit welcher Raschheit der elektrische Strom das gelöste Leder, welches als
                              gerbsaurer Leim betrachtet werden kann, zerstört, und da ihm einige Zeit darauf die
                              Aufgabe gestellt war, ein höchst unreines Knochenfett zu reinigen, so lag für ihn
                              die Vermuthung nahe, daß der elektrische Strom auch hier den Leim, welcher das
                              Knochenöl verunreinigte, zerstören würde, ohne daß der Strom dem Oel Schaden thun
                              möchte. Ein Versuch bestätigte die Vermuthung vollkommen. Die praktische Ausführung
                              wurde folgendermaßen vorgenommen: In einen blank gescheuerten kupfernen Kessel thut
                              man das zu reinigende Oel, erwärmt schwach bis auf etwa 40° C., gießt auf 100
                              Pfd. des rohen Oels je nach der Unreinheit desselben 1/4 bis 1 Pfd. Schwefelsäure,
                              die man mit der zehnfachen Menge Wasser verdünnt hat, hinzu und mischt Alles gut
                              durch einander. Dann legt man in den Kessel gegossene Zinkplatten, und zwar so, daß
                              diese das Kupfer möglichst viel berühren, und daß die Gesammtoberfläche des Zinkes
                              ungefähr halb so groß ist, als die des Kupfers. Sofort beginnt der Strom zu wirken;
                              die Flüssigkeit schäumt, und zwar um so mehr, je mehr Leim im Fett enthalten war,
                              man muß daher auf Steigraum im Kessel rechnen. Je länger der Strom wirkt, desto mehr
                              reines Oel scheidet sich oben aus, während die Zersetzungsproducte des Leims sich
                              theils in Gasform verflüchtigen, theils sich im unten befindlichen Wasser ansammeln;
                              ebendaselbst ist auch das gebildete schwefelsaure Zinkoxyd gelöst. Ist die
                              Einwirkung beendet, was man leicht sehen kann, so schöpft man das Oel ab, läßt es
                              absetzen und filtrirt es durch Papier, worauf dasselbe zum Verkauf fertig ist. Das
                              Oel wird vom Strom nicht zersetzt; es wird ein wenig dickflüssiger, allein das hat
                              für alle Zwecke, für
                              welche Knochenöl gebraucht wird, nichts zu sagen. – Selbst das Fett, welches
                              man beim Dämpfen der Knochen erhält, welches aus einer Kalkseife mit Leim, Schleim
                              und Wasser besteht, das im glücklichsten Falle 10 Procent Oel, an weniger
                              glücklichen Falle nur 3 Proc. Oel enthält, selbst dieses Gemisch läßt sich noch
                              vortheilhaft auf die angegebene Weise behandeln, man erhält aber in diesem Falle das
                              Knochenfett in durchaus fester Form, weil die hohe Temperatur und lange Dauer des
                              Dämpfens alle flüssigen Fette mehr oder weniger hart macht. (Deutsche illustrirte
                              Gewerbezeitung, 1865, Nr. 9.)
                           
                        
                           Neue Quelle des Theeins.
                           Dieses für die ganze Menschheit so wichtige Alkaloid, auf dessen Gegenwart in den
                              verschiedensten Pflanzen der Beifall beruht, den dieselben instinctmäßig bei fast
                              allen Völkern des Erdballes gefunden haben, kommt nicht allein im Thee, Kaffee
                              (Früchten und Blättern), sondern auch im Paraguay-Thee, den Blättern der Ilex paraguayensis vor. Besonders reich daran ist das
                              sogenannte Guarana-Brod, welches erhalten wird, indem man die Blätter von Paullinia sordilis, einem Baum, der in Brasilien, im
                              Thal des Amazonenflusses sehr verbreitet ist, trocknet, pulvert, und aus diesem
                              Pulver mit Wasser einen dicken Brei macht, den man in Kuchen formt und an der Sonne
                              trochnet. Man kratzt dann beim Gebrauche einen Löffel voll dieses Pulvers ab und
                              brüht es mit heißem Wasser an, wodurch man ein sehr angenehmes Getränk erhält.
                              Dieses Guaranabrod enthält circa 5 Proc. Theein, während
                              der Thee nur 0,5 bis höchstens 3,5 Proc. liefert. In neuester Zeit ist endlich auch
                              in West-Afrika eine Pflanze entdeckt worden, deren Nuß, die sogenannte
                              Kolanuß, bis 2 Proc. Theein enthält und voll den dortigen uncultivirten
                              Völkerschaften schon seit undenklicher Zeit als Heil- und Stärkungsmittel
                              gebraucht worden ist. Ein neuer Beweis, wie wunderbar der menschliche Instinct durch
                              die Ergebnisse der Analyse gerechtfertigt wird. (Breslauer Gewerbeblatt, 1865, Nr.
                              13.)
                           
                        
                           Eine Grammatik der Ornamente.
                           Bei Ludwig Denicke in Leipzig (und Day
                              and
                              Son in London) ist jetzt vollständig
                              erschienen:
                           „Grammatik der Ornamente von Owen Jones, illustrirt
                                    mit Mustern von den verschiedenen Stylarten der Ornamente, in 112 (chromolithographischen) Tafeln.“ Preis: 35 Thlr.
                           Der Verfasser stellt die Typen jeder Stylart acht und rein neben einander, zunächst
                              in der Absicht, der immer mehr um sich greifenden Tendenz unseres Zeitalters, ohne
                              Rücksicht auf die uns überkommenen Vorbilder aus der Vergangenheit einen neuen Styl
                              bilden oder erfinden zu wollen, Einhalt zu thun. Jones sagt in dieser Hinsicht:
                              „Jeder Versuch, Kunsttheorien aufzubauen oder einen Styl zu bilden
                                 ohne Rücksicht auf die Vergangenheit, wäre ein Unternehmen der höchsten
                                 Thorheit; das hieße die seit Jahrtausenden angehäuften Erfahrungen und
                                 Kenntnisse muthwillig verwerfen.“
                              
                           In dem sehr belehrenden Texte sind die allgemeinen Principien zur Anordnung der Form
                              und Farbe in der Architektur und decorativen Kunst vorausgeschickt; sie sind in
                              ihrer Reihenfolge für jeden Künstler von größtem Interesse und hohem Werth.
                           Das Werk ist mit großer Sorgfalt sowohl in Text, als Zeichnung und Farbe ausgeführt;
                              es beginnt mit den Ornamenten der wilden Stämme und geht alle Style durch, selbst
                              den der Chinesen nicht ausgenommen, bis zum italienischen, und schließt mit einer
                              Reihe von ornamental gruppirten Blättern und Blumen aus der Natur.
                           Vorzüglich interessant ist die Ornamentik der Glasmalerei, das dem Ornamente der
                              Renaissance folgende sogenannte elisabetheische Ornament und die Verzierungsweise
                              indischer Geschirre mit Schmelzmalerei.
                           Bei der großen Reichhaltigkeit, in welcher dieses Werk alle Stylarten bietet, ist es
                              die beste Quelle, um in reinem Style zu schöpfen und bei richtigem Verständniß
                              Geschmackvolles zu schaffen; es sollte deßhalb in keiner öffentlichen Bibliothek, in
                              keiner Kunst- und technischen Lehranstalt, Manufacturschule etc. fehlen;
                              Dessinateuren und Decorationsmalern ist es als ein wahrer Schatz vorzüglich zu
                              empfehlen.
                           
                              E. D.