| Titel: | Miscellen. | 
| Fundstelle: | Band 177, Jahrgang 1865, Nr. , S. 164 | 
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                        Miscellen.
                        Miscellen.
                        
                     
                        
                           Dampfschiffe mit zwei Schrauben.
                           Die Anwendung zweier Propellerschrauben zum Antrieb von Schiffen ist nicht neu, der
                              Vorschlag ist vor längerer Zeit geschehen, doch erst in letzter Zeit ist diese
                              Anordnung praktisch befunden worden, ja sie hat sogar für Kriegsschiffe bereits die
                              Aussicht allgemeiner Verwendung, und selbst die Handelsschifffahrt wirkt zu ihrer
                              Verbreitung schon thätig mit.
                           Die Anordnung von zwei kleineren und leichteren Schrauben zu beiden Seiten der
                              Schiffsmitte, macht schon an und für sich einige constructive Schwierigkeiten
                              wegfallen, welche die zweckmäßige Anbringung einer großen Schraube am äußersten Ende
                              des Schiffes verursacht hat; doch andere wichtigere Vortheile stehen dem zur Seite,
                              hierzu gehören:
                           Die Sicherheit gegen den Bruch von Schraubenwellen, welcher unter Umständen bei einer
                              einzelnen Schraube verhängnißvoll werden kann, während man bei zwei Schraubenwellen
                              immer noch mit der zweiten Schraube und einer verhältnißmäßig nur wenig verminderten
                              Geschwindigkeit die Fahrt fortsetzen kann. Die Zahl solcher Vorfälle ist größer als
                              man gewöhnlich vermuthet; so hat eine der größten Schifffahrtsgesellschaften durch
                              eine Reihe von Jahren jährlich an jedem siebenten Schiffe einen Wellenbruch
                              erlitten.
                           Die Verminderung der Vibrationen. Diese sind an zwei Orten vertheilt und ihr
                              Angriffspunkt liegt nicht mehr, wie bei einer einzelnen Schraube, an einer Stelle,
                              welche, besonders bei hölzernen, oder aus Holz und Eisen zusammengesetzten
                              Schiffskörpern, unter diesen Vibrationen entschieden leidet.
                           Die Möglichkeit der Verwendung ökonomischerer und leichterer Maschinen. Da man
                              gegenwärtig allen Propellerschrauben so ziemlich die gleiche Steigung gibt, so
                              werden, wo zwei kleinere Schrauben eine größere ersetzen, jene eine größere
                              Umdrehungszahl haben müssen, um in beiden Fällen die gleiche relative
                              Geschwindigkeit gegen die Wasserfläche zu erzielen. Die Maschinen für solche Schiffe
                              mit zwei Schrauben werden somit mehr Umdrehungen machen müssen, und dadurch wegen
                              der größeren Gleichförmigkeit der Bewegung und kürzeren Zeit zum Abkühlen der
                              Cylinder mehr geeignet seyn, mit höheren Expansionsgraden zu arbeiten. Da die Kraft
                              der Maschine aber in zwei gleiche Theile getheilt, jede einzelne Maschine daher
                              schwächer ist, so wird auch die Erhöhung der Kolbengeschwindigkeit und dadurch eine
                              leichtere Bauart möglich werden, als bei den gewöhnlichen Schraubenschiffen von
                              gleicher Kraft.
                           Die Anordnung der Maschinen wird erleichtert; so werden horizontale Maschinen, deren
                              Cylinder senkrecht zur Schraubenwelle liegen, sowohl wegen der größeren Distanz
                              zwischen einer Welle und der davon entfernteren Schiffswand, als auch wegen der
                              geringeren Größe der Maschinen überhaupt, viel leichter anzubringen seyn,
                              deßgleichen verticale Maschinen.
                           Für seichtgehende Schiffe wird bei kleineren Schrauben ein beständiger voller
                              Eingriff der Schrauben in's Wasser gesicherter erscheinen.
                           
                           Indem endlich die Wellen zweier Schrauben dem Steuerruder ausweichen, beeinträchtigen
                              sie dessen Wirkung nicht, ja sie machen dieses in einem gewissen Grade entbehrlich,
                              da ein solches Schiff sich in seinem normalen Laufe sehr wohl durch die Maschinen
                              allein steuern läßt. K. (Zeitschrift des österreichischen Ingenieur- und
                              Architektenvereins, 1865 S. 68.)
                           
                        
                           Die Getreideschälmaschine von Henckel und Seck in München.
                           Der Berichterstatter über die internationale Ausstellung zu Cöln im
                              „Arbeitgeber“ (Juli 1865, Nr. 435) sagt über diese Maschine
                              Folgendes:
                           
                              „Eine Maschine, einzig in ihrer Art und von höchster Bedeutung für die
                                 Darstellung unseres wichtigsten Nahrungsmittels, ist die von Henckel und Seck in
                                 München erfundene und von denselben ausgestellte, patentirte Getreideschälmaschine. Dieselbe konnte jeden Tag in
                                 Betrieb gesehen werden, und haben sich täglich Viele mit uns von den
                                 überraschenden Leistungen dieser Maschine überzeugt. Dieses konnte man um so
                                 leichter, als die Herren Henckel und Seck eine Reihe Loupen aufgestellt hatten, durch
                                 welche man ungeschälte Frucht, Schalen und geschälte Frucht getrennt beobachten
                                 konnte. Wir begrüßen diese neue Maschine auf's Beste, da es uns wirklich
                                 scheint, als habe sie die Aufgabe der Getreideenthülsung, soweit dieselbe zu
                                 lösen ist, gelöst. Nach unseren Beobachtungen wurde das Getreide von der den
                                 Kern umgebenden Holzfaserhülle vollkommen befreit, ohne daß der Kern verletzt
                                 oder zerbrochen wurde; ebenso konnte man sich leicht überzeugen, daß die
                                 getrennte Hülse aus reinen Strohfasern bestand. Durch diese Absonderung werden
                                 bedeutende Vortheile in der Müllerei erreicht.
                              
                           
                              Es wird der Mahlproceß bedeutend vereinfacht und die Qualität der verschiedenen
                                 Mehlsorten um vieles verbessert, weil die das Brod dunkelfärbende Holzfaser
                                 nicht mit in das Mehl gelangt, wie dieß beim Vermahlen von ungeschältem Getreide
                                 immer mehr oder weniger vorkommt. Ebenso wird die Ausbeute an Mehl größer;
                                 namentlich werden, wie von Sachverständigen bereits durch Mahlversuche
                                 constatirt ist, beinahe doppelt soviel feinste Sorten (Nr. 0 u. 1) erzielt als
                                 aus ungeschältem Getreide. So lieferte nach den Mittheilungen der Erfinder eine
                                 gewöhnliche Mühle aus geschältem Weizen 43 Procent Nr. 0 u. 1 Mehl; während
                                 dieselbe Mühle aus ganz gleichem Weizen ungeschält vermahlen nur 24 Procent Nr.
                                 0 u. 1 erzielte. Im Ganzen wurden aus geschältem Weizen 7 Procent mehr Mehl als
                                 aus ungeschältem gewonnen.
                              
                           
                              Diese letztere Thatsache, und wenn die Mehrproduction auch keine 7 Procent
                                 erreichen sollte, ist allein schon hinreichend, um zu constatiren, wie weit
                                 eingreifend die Schälmaschine in unsere ganzen wirthschaftlichen Verhältnisse
                                 ist. Denn gelten bei der colossalen Getreideproduction sogar nur geringe
                                 Procentsätze der Mehrproduction an Mehl, welche man mit Hülfe dieser Maschine
                                 erzielt, so nehmen schon die dadurch gewonnenen Capitalwerthe riesenhafte
                                 Dimensionen an. Hauptsächlich günstig wird diese Maschine bei der Darstellung
                                 von feineren Sorten Mehl wirten und in allen Mühlen besonders Eingang finden,
                                 die speciell für den Handel mahlen; man gewinnt mit Anwendung der Schälmaschine
                                 nicht bloß mehr von den feineren Sorten Mehl, sondern es liegt auf der Hand, daß
                                 diese Sorten, wie überhaupt das Mehl bis zur geringsten Sorte herab, auch besser
                                 ausfallen muß. Dadurch, daß alle Strohtheile von dem Kern getrennt sind, muß ein
                                 weißeres Mehl erzielt werden; es muß aber auch aus demselben Grund besser und
                                 billiger werden, und billiger zwar deßhalb, weil in dem Mehl aus ungeschältem
                                 Getreide immer noch Strohtheile enthalten sind, welche man ebenfalls für
                                 Mehltheile bezahlen muß; die Anwendung der Schälmaschine schützt uns davor, daß
                                 wir nicht Stroh für Mehl bezahlen müssen.
                              
                           
                              Ein weiterer Vortheil der Henckel und Seck'schen Maschine ist, daß sie
                                 „brandigen“ Weizen vollkommen reinigt. Unter den Augen
                                 der Jury wurde ein Versuch mit solchem Weizen gemacht, der so brandig war, daß
                                 er zur Verwendung als menschliches Nahrungsmittel kaum brauchbar war. Auf der
                                 Maschine gereinigt, zeigte sich dieser Weizen von allen kranken Theilen befreit
                                 und gab in einer Mühle auf dem Ausstellungsplatz geschroten, ein Schrot, das dem
                                 aus gutem Weizen nahezu gleich kam und sich zur Darstellung guten Mehles
                                 vollkommen eignete. In nassen Jahren, wo oft die ganze Ernte
                                 „brandig“ wird, ist diese Eigenschaft der Maschine von
                                 höchster Bedeutung.
                              
                           
                           
                              Die Maschine liefert bei verhältnißmäßig geringem Kraftaufwand (2–3
                                 Pferdekräfte) ein Quantum von 8 Centner Weizen per
                                 Stunde. Sie bedarf, da zum Enthülsen keinerlei scharfe Theile verwendet sind,
                                 ein Nachschärfen also nie vorkommt, wenig der Reparatur. Die Maschine speist
                                 sich selbst, wodurch die Bedienung auf ein Minimum reducirt wird. Ihre
                                 Handhabung erfordert keine besonderen Kenntnisse.
                              
                           
                              Das Getreide wird beim Schälen nicht im Geringsten
                                 erhitzt und leidet ebenso wenig durch „Netzen!“ Es wird
                                 zwar unmittelbar vor dem Eintritt in die Maschine etwas angefeuchtet, das Wasser
                                 aber mit dem Hülsen sofort wieder entfernt, so daß das Getreide trocken die
                                 Maschine verläßt.
                              
                           
                              Die abgeschälten Hülsen geben nach Mittheilung eines auf der Ausstellung
                                 anwesenden Papierfabrikanten ein ausgezeichnetes Material für die
                                 Papierfabrication. Ihre Menge beträgt 1 1/2–2 Procent vom Weizen.
                              
                           
                              Ueber die Construction der Maschine können wir, da sie noch nicht in allen
                                 Staaten Deutschlands patentirt ist, nur Folgendes sagen:
                              
                           
                              Die Maschine besteht aus einem feststehenden eisernen Cylinder von 4 1/4'
                                 Durchmesser und 6' Höhe. In demselben bewegt sich eine aus 15 Terrassen
                                 zusammengesetzte Trommel, welche so eingerichtet ist, daß die Körner genöthigt
                                 werden, sich während des Ganges der Maschine 6–8 Minuten lang an den
                                 Cylinderwänden und unter sich selbst zu reiben, wodurch sich die Schale ablöst.
                                 Diese Reibung findet indeß ohne jeglichen Druck Seitens der Maschine statt; sie
                                 entsteht nur unter dem Einflusse der Centrifugalkraft, während die Hülsen von
                                 dem durch die Trommel erzeugten Wind, durch ein Sieb an der Seite der Maschine,
                                 in die sogenannte Kleienkammer gejagt werden. Hieraus läßt sich der leichte Gang
                                 der Maschine und die Erscheinung, daß keine Körper zerbrochen werden, erklären.
                                 Auch für die Dauerhaftigkeit der Maschine zeugt dieser Umstand.
                              
                           
                              Soviel wir durch Vergleiche mit den Resultaten, welche andere Schälprocesse
                                 erzielt haben, beurtheilen konnten, arbeitet die Schälmaschine von Henckel und Seck auf die
                                 vollkommenste Weise und entspricht sonach am Beßten ihrem Zweck. Das allgemeine
                                 Urtheil lautete, wenn wir recht unterrichtet sind, sehr günstig für diese
                                 Maschine und wurde ihr die Ministerialmedaille zuerkannt; durch die Cölner
                                 Ausstellung wird diese Maschine bereits Eingang in bedeutenden Mühlen
                                 Deutschlands und Ungarns finden. Hoffen wir, daß die Müllerei, welche, trotz
                                 ihrer vielfachen und complicirten Reinigungsmaschinen, doch noch nicht die
                                 gewünschten Resultate erzielt, sich bald dieser Maschine bemächtigt, und somit
                                 den Mahlproceß vereinfacht und verbessert.“
                              
                           
                        
                           Die Einschiffung des transatlantischen
                              Telegraphen-Kabels.
                           Die Vorbereitungen zur Legung des transatlantischen Telegraphen (worüber zuletzt im
                              polytechn. Journal Bd. CLXXVI S. 76 berichtet wurde) werden rüstig betrieben. Bis
                              zum 29. Juni wird das Riesenschiff „Great Eastern“
                              voraussichtlich 7000 Tonnen Kabeltau bergen; 7000 Tonnen Kohlen hat er bereits an
                              Bord und diese sollen noch um 1500 vermehrt werden. Im Ganzen wird er eine Last von
                              etwa 21,000 Tonnen bei einem mittleren Tiefgange von 32 1/2 Fuß tragen. Es ist das
                              allerdings eine gewaltige Belastung; doch würden selbst 24,000 Tonnen für den
                              „Great Eastern“ nicht zu viel seyn. Am 24. Juni verläßt er
                              den Medway und begibt sich nach der Nore, der Themsemündung, um dort noch Kohlen und
                              verschiedene andere Vorräthe einzunehmen. Von da soll dann am 6. oder 7. Juli die
                              Reise nach Valentin an der Westküste Irlands angetreten werden, wo das Schiff
                              vermuthlich am 9. oder 10. Juli ankommen und mit den Kriegsschiffen
                              „Terrible“ und „Sphinx,“ die ihm das
                              Geleit geben sollen, zusammentreffen wird. Vorsichtshalber wird er sich der irischen
                              Küste nicht auf mehr als 20–25 engl. Meilen nähern und sich in der Nähe von
                              Valentin nur so lange aufhalten, bis die Zusammenfügung des Hauptkabels mit dem
                              gewaltig schweren und starken, ungefähr 25 engl. Meilen langen Tau am Ufer ende
                              vollendet ist. Für das bei Neufundland zu legende entgegengesetzte Uferende ist nur
                              eine Länge von 3 Meilen erforderlich, und dieses Stück Kabeltau nimmt der
                              „Great Eastern“ mit sich. Man glaubt und hofft, daß das
                              Schiff, während die Operation der Kabellegung vor sich geht, stündlich 6 Knoten
                              zurücklegen wird. Stürme sind auf dem Cours, den der 
                              „Great Eastern“ einzuhalten hat, während der Zeit seiner
                              Ueberfahrt schwerlich zu befürchten, und wahrscheinlich wird die
                              Telegraphen-Verbindung zwischen England und Amerika spätestens am 20. oder
                              21. Juli hergestellt seyn. Was das Tau selbst betrifft, so wird es als das
                              vollkommenste geschildert, welches überhaupt bis jetzt existirt. Die Meerestiefe auf
                              der Strecke, wo es gelegt wird, variirt zwischen 1500 und 2500 Faden. (Berggeist,
                              1865, Nr. 50.)
                           
                        
                           Preise der atlantischen Telegraphencompagnie für Depeschen von
                              Europa nach Amerika.
                           Die atlantische Telegraphencompagnie in London hat an die Oberbehörden der
                              verschiedenen Telegrapheninstitute ein vom 1. Juli datirtes Circular erlassen, durch
                              welches die baldige Eröffnung der telegraphischen Verbindung zwischen Europa und
                              Amerika angezeigt, und vorläufig die Bedingungen mitgetheilt werden, unter welchen
                              die Compagnie Telegramme von einem dieser Welttheile zum andern befördert. Die
                              Preise sind vorderhand: von jeder Telegraphenstation in Europa, England ausgenommen,
                              nach jeder Telegraphenstation in Amerika für 20 Worte oder weniger, Adresse, Datum
                              und Unterschrift eingerechnet, nach englischer Währung 21 Pfd. St. oder 252 fl.
                              südd.; dabei darf aber eine einfache Depesche nicht über 100 Buchstaben betragen.
                              Jedes Wort weiter, das aber nicht über 5 Buchstaben betragen darf, kostet 21
                              Shilling oder 12 fl. 36 kr. südd. Die Buchstaben in allen Worten nach den ersten
                              zwanzig werden immer durch 5 getheilt, und jeder solche Theil oder Bruchtheil
                              hiervon gilt als ein Wort. Chiffrirte Depeschen und Depeschen in sonstiger
                              Geheimschrift zahlen den doppelten Betrag. Zahlen werden wie Worte berechnet. Hat
                              der Bestimmungsort keine Telegraphenstation, so wird die Depesche durch die Post
                              befördert. Von England aus nach Amerika ist der Preis nur 20 Pfd. St., für Depeschen
                              von Afrika, Asien und Indien nach Amerika 25 Pfd. St. für 20 Worte.
                           
                        
                           Ueber das Nobel'sche
                              Sprengöl.
                           Die „Borsenhalle“ vom 12. Mai 1. J. schreibt aus Hamburg: Am 6.
                              Mai wurden in der Nähe von Wandsbeck, in Gegenwart von mehreren Fachmännern und
                              Kaufleuten unserer Stadt, einige höchst interessante Experimente mit dem vom
                              Ingenieur Hrn. Alfred Nobel patentirten Sprengmittel
                              (Nitroglycerin) ausgeführt. Das Nobel'sche Sprengöl hat
                              die höchst eigenthümliche Eigenschaft, durch bloße Anzündung nicht zu explodiren;
                              man kann dasselbe sogar weniger feuergefährlich nennen, als gewöhnliches Oel. Denn
                              sobald der brennende Körper vom Sprengöl entfernt wird, erlischt es. Demungeachtet
                              entwickelt dieses Sprengöl, welches durch eine besondere Art Zünder zum Explodiren
                              gebracht wird, eine unverhältnißmäßig viel größere Kraft als Pulver. So z.B. wurde
                              mit 1/2 Pfd. desselben ein schmiedeeiserner Amboß von circa 300 Pfd. Gewicht mit der geringsten Wandstärke von 4 Zoll gediegenen
                              Eisens gesprengt. Ein anderer Versuch war für den Laien noch mehr beweisend. In ein
                              offenes eisernes zweizölliges Gasrohr wurde ein zur Halden Höhe mit Sprengöl
                              geladener Pistoleulauf hineingelassen. Daß der Pistolenlauf zerrissen wurde, war zu
                              erwarten, da solches auch mittelst Pulver geschehen wäre. Aber durch die Explosion
                              des Sprengöls wurde sogar das an beiden Enden offene Gasrohr auf die halbe Länge
                              desselben zerrissen, und in der Erde, woselbst es eingegraben worden war, hatte sich
                              eine Höhlung von 4 Fuß Tiefe und 2 bis 3 Fuß Breite gebildet, ein Resultat, welches
                              in hohem Grade die enorme Kraft des Sprengöls beweist. Für unsere technischen Leser
                              dürfte es von Interesse seyn, zu erfahren, daß diese Erfindung schon in Schweden in
                              allgemein praktischen Gebrauch übergegangen ist, und können wir es deßhalb auch nur
                              im allgemeinen Interesse wünschen, daß das Nobel'sche
                              Patent-Sprengöl in den weitesten Kreisen bekannt werde, und daß Ingenieure
                              und Bergleute demselben die Aufmerksamkeit schenken, welche es verdient. Wie in dem
                              uns vorliegenden ausführlichen Prospectus des Hrn. Nobel
                              und den beigefügten Attesten nachgewiesen ist, so entsteht durch die Verwendung des
                              Patent-Sprengöls ein so bedeutender Nutzen, daß ein Bohrloch mit Sprengöl
                              geladen, 10 bis 15 Bohrlöcher mit Pulverladung ersetzt. Die erwähnten zersprengten
                              Eisenstücke sind in dem Comptoir des Hrn. Nobel,
                              Bergstraße Nr. 10 in Hamburg, zu besichtigen.
                           
                        
                           Sprengversuche in Harzer Gruben mit dem Nobel'schen Sprengöl.
                           Clausthal, 13. Mai. – An dem heutige Tage sind im
                              Beiseyn des Hrn. Nobel und dessen Compagnon oder Agenten,
                              Hrn. Wedekind, auf der Grube Bergmannstrost und später in einem Steinbruche
                              am Tage Spreng-Versuche mit dem genannten Sprengöle vorgenommen worden, deren
                              Resultate im Nachstehenden mitgetheilt werden sollen.
                           Beim Anweisen der Löcher in den weiten Försten der Grube ist man so verfahren, daß
                              das mittelst dieser Löcher wegzusprengende Gesteinsquantum etwa das 4 bis 6fache von
                              dem betragen haben würde, was mit einem 20 bis 24 Zoll tiefen, 1 1/4 Zoll im
                              Pulverraum weiten gewöhnlichen Bohrloche losgesprengt wird. Mit Ausnahme eines 18
                              Zoll tiefen, 1 Zoll weiten Loches vor einem Ortsbetriebe sind die Löcher
                              55–60 Zoll tief gebohrt; die unteren 30 Zoll der Löcher haben eine Weite von
                              1 Zoll gehabt. Das Gestein ist da, wo die Löcher nicht aus dem Bogen oder, wie der
                              Bergmann sagt, „aus der Presse“ zu heben haben, als guthöbig zu
                              bezeichnen. Nur bei einigen Löchern trifft die Bezeichnung
                              „schwerhübig“ zu. Das zum Besatze anscheinend erforderliche
                              Quantum Sprengöl ist, von dem Hrn. Nobel abgemessen, zum
                              Theil einfach in die Bohrlöcher gegossen, zum Theil in 10 bis 13 Zoll langen, 7/8
                              Zoll weiten Blechpatronen in die Bohrlöcher gebracht. Die Entzündung ist in der
                              Weise geschehen, daß eine etwa 3 Zoll lange hölzerne, mit Pulver gefüllte und mit
                              einem Sicherheitszünder versehene Kapsel unmittelbar auf das Sprengöl gebracht, oder
                              in die mit Sprengöl gefüllte Blechhülse eng anschließend einen Zoll weit
                              eingeschoben wurde, worauf das Loch in gewöhnlicher Weise mit Besatzgrand oder mit
                              gewöhnlichem Quarzsand fertig besetzt wurde. Die Resultate der Sprengung sind jedoch
                              ungünstig ausgefallen. Nur das 18 Zoll tiefe Bohrloch
                              vor dem Orte hat zur Genüge weggehoben. Von sämmtlichen anderen Löchern hat keines
                              gehoben. Zum Theil ist gar keine Explosion erfolgt, anderen Theils ist nur ein
                              schwacher, einige Fuß langer Riß nach beiden Seiten des Bohrloches erzielt oder die
                              Explosion ist auf das Gestein ganz ohne Erfolg geblieben. Nach den hier ausgeführten
                              Versuchen scheint sich das Sprengöl für Grubenbaue,
                              welche nicht etwa sehr bedeutende Weitungen und leichthöbiges Gestein besitzen,
                              nicht zu empfehlen. – Die Versuche in dem Steinbruche haben gleichfalls kein günstiges Resultat ergeben. Hier waren
                              die Löcher 8 bis 12 Fuß tief und 1 1/2 bis 2 Zoll weit gebohrt. Das Gestein besteht
                              aus einer guthübigen, zum Theil verwitterten, in Bänken gelagerten Grauwacke. Die
                              Resultate des ersten 8 Fuß tiefen Loches bestanden in einigen Rissen im Gestein, die
                              aber nicht genügten, um mittelst Brechstangen, Keilen und Fäustel einen Theil der
                              wegzusprengenden Gesteinmasse gewinnen zu können. Das zweite etwa 12 Fuß tiefe,
                              senkrecht niedergebohrte Loch explodirte nicht. Dasselbe wurde sodann nach einiger
                              Zeit bis auf 90 Zoll Tiefe wieder rein gebohrt, bis auf 68 Zoll Tiefe voll Sprengöl
                              gegossen, mit 22 Zoll Sand besetzt und angezündet. Das Loch explodirte nun, aber die
                              ganze Wirkung der Sprengung gieng – wie es von den Besatzverhältnissen auch
                              wohl nicht anders zu erwarten war – nach oben, indem es die oberste
                              5–6 Fuß mächtige Lage des durchweg verwitterten und zersetzten
                              Grauwackengesteins aufwühlte, während die unteren festeren Grauwackenlagen ruhig
                              liegen geblieben waren, so daß auch diese Sprengung nicht als günstig zu bezeichnen
                              ist. Dem Vernehmen nach will das hiesige Berg- und Forstamt nochmals in einem anderen Steinbruche
                              Sprengversuche mit diesem Sprengöle vornehmen lassen. (Berggeist, 1865, Nr. 41.)
                           
                        
                           
                           Tresca, über das Ausfließen fester
                              Körper unter Druck durch enge Oeffnungen.
                           Das Ausfließen fester Körper unter Druck durch enge Oeffnungen ist der Gegenstand
                              sehr eingehender Untersuchungen des berühmten französischen Physikers Tresca gewesen. Unser Raum gestattet uns nur einige der
                              Hauptresultate anzuführen. Wird eine Anzahl von Metallscheiben übereinander in einen
                              Cylinder gelegt, dessen Boden eine Oeffnung besitzt, und dann einem entsprechenden
                              sehr starken Drucke unterworfen, so dringt ein massiver Stab aus der Oeffnung
                              hervor, der beim Querdurchschneiden deutlich so viele übereinander lagernde
                              Schichten zeigt, als Metallscheren eingelegt worden sind. Es fließt also auch der
                              harte Körper, ähnlich dem Wasser, in seiner ganzen Masse gleichzeitig aus. Der
                              trichterförmige Strudel, den wir beim Ausfließen des Wassers aus einem Trichter
                              bemerken, findet sein Abbild in den ineinander gestülpten Schichten der
                              Metallscheibe. Mit einem Cylinder, den man mit aufeinander folgenden Schichten
                              verschiedenartig gefärbten plastischen Thons anfüllt und dann dem Drucke eines
                              Stempels aussetzt, wird man wohl die Tresca'schen
                              Versuche am einfachsten constatiren können. Es ist die Frage, ob man nicht von
                              letzterem Experiment auch in der Thonwaarenindustrie einst Nutzen ziehen wird. Auch
                              Eis wird durch einen verhältnißmäßig gar nicht zu großen Druck auf diese Art als
                              solider Stab herausgepreßt, der nur einzelne Quersprünge zeigt wie sie auch bei Thon
                              vorkommen. Dieses Experiment ist für die Theorie der Fortbewegung der Gletscher von
                              schlagender Bedeutung. Durch den Druck der oberen Eismasse wird das Eis als
                              plastische Masse vorwärts getrieben und kann selbst durch sehr enge Thalstellen
                              durchpassiren, um sich hinter diesen wieder auszubreiten. (Breslauer
                              Gewerbeblatt.)
                           
                        
                           Zur Theorie der Extraction des Goldes aus Erzen und
                              Hüttenproducten mittelst unterschwefligsauren Salzen.
                           In einem bezüglichen Aufsatz in der österreichischen Zeitschrift für Berg- und
                              Hüttenwesen, 1865 Nr. 6, weist Hr. Max v. Lill durch
                              Versuche nach, daß sich beim chlorirenden Rösten Goldchlorid bildet, dieses bei
                              steigender Temperatur in Chlorür sich verwandelt und als solches mit
                              unterschwefligsauren Salzen (Kalk, Natron) ein lösliches Doppelsalz von
                              unterschwefligsaurem Goldoxyoul-Natron (Kalk) bildet (nach Fordos und Gélis = AuO,
                              S²O² + 3NaO, S²O² + 4HO.) Damit sich aus dem Goldchlorür
                              beim Rösten kein metallisches Gold ausscheidet, darf in der letzten Periode der
                              Röstung die Temperatur nicht zu sehr gesteigert werden und es muß überschüssiges,
                              aus Kochsalz und leicht zersetzbaren schwefelsauren Metalloxyden sich entwickelndes
                              Chlor vorhanden seyn. Da Goldchlorür, in kaltem Wasser unlöslich, durch dieses im
                              Dunkeln langsam, durch heißes Wasser aber sogleich in Goldchlorid und metallisches
                              Gold umgewandelt wird, so kann eine Behandlung des Röstgutes mit Wasser, wie beim
                              Kiß'schen Proceß, vor der Extraction mit
                              unterschwefligsaurem Salz die Entgoldung vermindern. Die äußerst feine Vertheilung
                              des Goldchlorürs in den dasselbe umhüllenden Erzpartikeln oder Gangarten, oder die
                              Bildung eines Doppelsalzes von NaCl, AuCl, welches namentlich bei Abschluß von Luft
                              anhaltendes Rothglühen ohne Zersetzung aushält, können hinsichtlich der Zerlegung
                              des während der Röstung gebildeten Goldchlorürs günstig wirken.
                           
                        
                           Gatellier's Glasiren der Röhren und
                              Muffeln zur Zinkdestillation.
                           Dieses Glasirverfahren (mitgetheilt im polytechn. Journal Bd. CLXVIII S. 278)
                              empfiehlt sich nicht für Muffeln zur Zinkdestillation nach schlesischer Methode, wie in Oberschlesien abgeführte Versuche ergeben
                              haben. Man erhielt in glasirten Muffeln einmal etwas mehr, aber zweimal weniger
                              Zink, als in unglasirten. Daß eine Glasur bei den oberschlesischen Muffeln sich
                              nicht wirksam zeigt, hat wohl seinen Grund darin, daß sie dichter sind, also kein
                              oder nur wenig Zink absorbiren und durch die Flugasche der mageren Kohlen bei den
                              gleichmäßig vertheilten Zügen alsbald völlig glasirt werden. Weil sie kein Zink
                              absorbiren, läßt sich die Masse der alten Muffeln (Muffelschlacke) als Zusatz zum
                              Muffelthon verwenden, während man bei belgischen Röhren als solchen Chamotte
                              verwenden muß, weil die Röhren viel Zink einsaugen. Daß sich bei belgischen Röhren
                              eine Glasur gut bewährt hat, mag darin, den schlesischen Muffeln gegenüber, seinen
                              Grund haben, daß sich der belgische Thon im Feuer poröser zeigt, die Flugasche der
                              fetten Kohlen vielleicht zur Glasurbildung weniger geneigt ist, auch die einen
                              scharfen Zug nach oben bewirkende Esse der Bildung einer natürlichen Glasur
                              hinderlich wird. Bei den schlesischen Versuchen wurden zur Glasur verwandt 2 1/2
                              Pfd. Kochsalz, 24 Loth Gummi arabicum und 2 1/2 Quart
                              Wasser oder resp. 4 Pfund, 1 Pfd. und 4 Quart oder resp. 5 Pfd. 3 Loth, 1 Pfd. 3 Loth und 4 1/2, Quart pro Muffel. (Berggeist, 1865, Nr. 8.)
                           
                        
                           Das Glasiren der Dachziegel.
                           Dasselbe besteht darin, daß man der äußeren Oberfläche des Ziegels einen dünnen
                              Ueberzug gibt, der sich bei der Temperatur, welche zum Garwerden des Ziegels
                              erforderlich ist, in eine glasartige Masse verwandelt. Bei allen Glasurmischungen
                              muß darauf geachtet werden, daß die Mischung nicht zu leichtflüssig wird, damit der
                              Ziegel selbst seine Gare erhalten kann und anderseits, daß sie nicht zu
                              strengflüssig ist, damit die Thonmasse nicht verbrennt, ehe die Glasur zum Flusse
                              kommt; es wird also die Mischung von der Beschaffenheit des Thones abhängen. In
                              Holland nimmt man z.B. 20 Pfd. Bleiglätte, 3 Pfd. Braunstein und soviel Thon, daß
                              eine aus Thon gebildete Kugel sich in der Glasurmasse schwimmend erhält; die Masse
                              wird allerdings sehr strengflüssig seyn und sich daher für viele Thonarten nicht
                              eignen. Als Anhalt können folgende in München durch sorgfältige Versuche
                              festgestellte Glasuren dienen.
                           Mischungen der Ziegelmasse:
                           
                              
                                 1)
                                 1     Raumth.
                                 Letten
                                 2)
                                 1 Raumth.
                                 Mergel,
                                 3)
                                 1 Raumth.
                                 Mergel,
                                 
                              
                                 
                                 1/2       „
                                 rothe Lehmerde,
                                 
                                 1      „
                                 Quarzsand,
                                 
                                 1     „
                                 Alaunerde,
                                 
                              
                                 
                                 1          „
                                 Quarzsaud,
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 1     „
                                 Kreide,
                                 
                              
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 1     „
                                 Quarzsand.
                                 
                              
                           Mischungen der Glasuren:
                           
                              
                                 für Ziegelmasse 1) und 2).
                                 für Ziegelmasse 3).
                                 
                              
                                 Bleiasche
                                 12 Gewichtsth.
                                 Bleiglätte
                                 16
                                 Gewichtsth.
                                 
                              
                                 Silberglätte
                                   4      
                                    „
                                 –
                                 
                                 „
                                 
                              
                                 Quarzsand
                                   3      
                                    „
                                 
                                   5
                                 „
                                 
                              
                                 Alaunerde
                                   4      
                                    „
                                 –
                                 
                                 „
                                 
                              
                                 Kochsalz
                                   2      
                                    „
                                 –
                                 
                                 „
                                 
                              
                                 gestoßenes Glas
                                   3      
                                    „
                                 
                                   4
                                 „
                                 
                              
                                 Salpeter
                                   1
                                 rothe Erde
                                   1
                                 „
                                 
                              
                           Zur Färbung werden verwendet:
                           
                              
                                 für Dunkelviolettbraun „  
                                    Violett „   Grün „  
                                    Hellblau „   Goldgelb
                                 1/2 Pfd. Braunstein.1/4  
                                    „          
                                    „1/4  
                                    „    Kupferasche1/2 Loth
                                    Kobaltoxyd1/2 Pfd. Antimon
                                 
                                    
                                    
                                 auf 10 Pfd.der Glasurmasse.
                                 
                              
                           Die Materialien werden jedes für sich in einem eisernen Mörser möglichst fein
                              gestoßen und erst einzeln, dann vermischt auf der Glasurmühle mit Wasser, worin
                              feiner Thon aufgelöst ist, so lange gemahlen, bis nichts mehr Sandartiges darin
                              erscheint. Früher trug man die Glasur trocken auf, besser aber ist das Glasiren auf
                              nassem Wege. Die Ziegel werden auf beiden Flächen rein abgerieben und, indem sie
                              beinahe lothrecht über das mit Glasur gefüllte Gefäß gehalten werden, gleichmäßig
                              überstrichen; sie saugen die Flüssigkeit so schnell ein, daß sie bald nachher wieder
                              auf Haufen gestellt werden können. Bei einiger Fertigkeit kann ein Arbeiter recht
                              wohl 5–6000 Stück in einem Tag überziehen. L. S. (Deutsche Industriezeitung,
                              1865, Nr. 26.)
                           
                        
                           
                           Ersatzmittel für gelbes Glas für Photographen.
                           W. Sydney Gibbons von Melbourne nimmt eine mit saurem
                              chromsaurem Kali versetzte Lösung von Gelatine und streicht damit dünne Gaze oder
                              andere lockere Gewebe an. Dieß gibt ein Material, das für die photochemischen
                              Strahlen undurchdringlich ist und doch genügend Licht durchläßt. Setzt man diese
                              Mischung dem Lichte aus, so wird sie bekanntlich in Wasser unlöslich. Mischt man ihr
                              Pigmente, z.B. Ruß, bei und exponirt den Anstrich nachträglich den Sonnenstrahlen,
                              so kann man ihn mit Wasser reinigen, ohne ihn zu beschädigen. Flaschen mit
                              lichtempfindlichen Substanzen, wie Chlorwasser, salpetersaurem Silber etc., werden
                              durch einen solchen Anstrich, mit oder ohne Zusatz von Pigmenten, vollständig
                              undurchdringlich für die chemischen Strahlen. (Breslauer Gewerbeblatt.)
                           
                        
                           Verfahren zur Darstellung von Fluorsilicium in großem
                              Maaßstabe.
                           Gay-Lussac hat gefunden, daß man durch
                              Zusammenschmelzen von Kieselsäure mit Fluorcalcium (Flußspath) bei hoher Temperatur
                              Fluorsilicium erhält; dabei werden aber nur 30 Proc. des im Fluorcalcium enthaltenen
                              Fluors zur Bildung von Fluorsilicium verwendet.
                           Die Methode zur Gewinnung von Fluorsilicium, welche sich R. A. Brooman in London (als Mittheilung von C. M. Tessier
                                 du Motay und Ed. Karcher in Saarbrücken) am 14.
                              Juli 1864 patentiren ließ, gestattet 66–68 Proc. von dem gesammten
                              Fluorgehalte des verwendeten Flußspathes zu gewinnen. Wird in einem geschlossenen
                              Tiegel, welcher mit Röhren versehen ist, ein inniges Gemenge von 11 Aequiv.
                              Kieselerde und 18 Aeq. Fluorcalcium in Gegenwart von Kohle geschmolzen, so erhält man unter Entbindung von Kohlenoxydgas 4
                              Aequiv. Fluorsilicium, mit 2/3 von dem im Flußspath enthaltenen Fluor, indem die
                              Kohle reducirend auf einen Theil des Sauerstoffes der Kieselsäure wirkt und die
                              directe Verbindung von Fluor und Silicium zu Fluorsilicium befördert. Vergrößert man
                              das Verhältniß der Kieselsäure und Kohle zu dem Fluorcalcium, und setzt als
                              Flußmittel eine entsprechende Menge Thon zu, so erhält man 68 Proc. von dem
                              Fluorgehalte des Flußspathes.
                           Im Großen läßt sich das Verfahren auf eine der beiden folgenden Weisen ausführen:
                           1) Trockene Blöcke, welche 11 Aeq. Kieselerde, 18 Aeq. Fluorcalcium, 30 Aeq. Kohle
                              und eine geeignete Menge Thon enthalten, werden in einer Retorte oder Muffel zum
                              Schmelzen erhitzt, welche mit einer Condensationsvorrichtung zur Gewinnung von
                              Fluorwasserstoffsäure (und gallertartiger Kieselerde) mittelst Wasser aus dem
                              Fluorsilicium versehen ist.
                           2) In einem Schachtofen, ähnlich den zum Schmelzen von Eisenerzen gebräuchlichen,
                              werden Blöcke, welche 11 Aeq. Kieselerde, 18 Aeq. Fluorcalcium und eine geeignete
                              Menge Thon enthalten, mit so viel Kohle erhitzt, als zur Reduction der Kieselerde
                              wie zum Schmelzen der Masse nöthig ist. (London Journal of
                                 arts, Juli 1865, S. 16.)
                           Hinsichtlich der technischen Verwendbarkeit des Fluorsiliciums und seiner
                              Zesetzungsproducte verweisen wir auf Dr. Rud. Wagner's Bemerkungen im polytechn. Journal Bd. CLXXII S.
                                 381. Die Redact.
                           
                        
                           Eine Verbesserung im Gerbereiwesen.
                           Die zu gerbenden Häute wurden bekanntlich bisher durch das
                              „Schwitzen“ von den Haaren befreit, d.h. durch die
                              Einleitung einer Fäulniß. Die auf diese Weise bewirkte
                              Lockerung der Haare in der Wurzel erfordert immerhin noch einen ziemlichen
                              Kraftaufwand, um sie von der Haut wirklich abzustoßen (abzupählen).
                           Jene Fäulniß und dieses gewaltsame Abstoßen der Haare entzieht den Häuten
                              unbestreitbar ein gewisses Quantum thierischen Leim und überhaupt Material, so daß
                              das Leder dadurch an Festigkeit und besonders an Gewicht verliert. Dieß muß der Fall
                              seyn, wenn auch das „Schwitzen“ auf das nothwendigste Maaß
                              beschränkt bleibt; sehr leicht wird aber dieses Maaß überschritten, und dann ist der Schaden am Leder
                              natürlich noch größer.
                           Um diese Nachtheile zu vermeiden, ist neuerdings ein ganz anderer Weg eingeschlagen
                              worden, die Häute zu enthaaren; und zwar geschieht dieß dadurch, daß die rohen Häute
                              kalten Wasserdünsten ausgesetzt werden. Diese
                              Wasserdünste lassen sich leicht in der Art erzeugen, daß man in einen dicht
                              verschlossenen Raum (wozu am besten der bisherige Schwitzraum benützt wird) durch
                              Rinnen Wasser hereinleitet, und dieses durch eine einfache Vorrichtung zerstäuben
                              läßt. Die so entstandenen Wasserdünste dringen, soferne sie nirgends einen Ausweg
                              finden, in die Poren der in einem solchen Raume aufgehängten Häute und weichen die
                              Häute so innig durch, daß sich die Haare nach 5 10 Tagen ganz leicht von der Haut
                              entfernen lassen.
                           Was die Art der Aufhängung der Häute betrifft, so muß diese natürlich so geschehen,
                              daß die Haarseite für den Zutritt der Wasserdünste völlig frei gelegt ist. Sind die
                              Häute auf die angegebene Weise zubereitet, so geht das Enthaaren derselben so leicht
                              von statten, daß ein Mann in der gleichen Zeit 3mal mehr Häute enthaaren kann, als
                              nach der bisherigen Methode.
                           Bei der angegebenen neuen Art der Zubereitung der Häute, welche man mit
                              „Kaltwasserschwitze“ bezeichnen mag, obgleich hier gar
                              keine Erhitzung der Haut und somit nichts vorkommt, was man mit Schwitzen im
                              eigentlichen Sinne bezeichnen könnte, tritt selbstverständlich keine Fäulniß ein,
                              ebenso fällt daher der üble Geruch weg, und ist auch keine Gefahr, die Häute zu
                              beschädigen, wenn sie länger als durchaus erforderlich den Wasserdünsten ausgesetzt
                              bleiben.
                           Die erforderliche Dauer der Zubereitung hängt ab von der
                              Menge des zugeleiteten Wassers, dem Maaße seiner Verdunstung, und endlich von der
                              mehr oder weniger vollständigen Luftabschließung.
                           Das Uebergewicht, welches durch die Schonung der Häute auf diesem Wege gewonnen wird,
                              beträgt auf eine 60pfündige Salzhaut 3–4 Pfund. Solche Häute nehmen
                              allerdings etwas mehr Lohe an, dafür ist aber auch das Leder um so viel fester und
                              schöner.
                           Die Redaction der deutschen Gerberzeitung (Berlin, Klosterstraße Nr. 79), der wir
                              diese Notizen entnehmen, verspricht erforderlichen Falles auf Anfrage noch weitere
                              Aufklärungen zu geben.
                           
                        
                           Putzjute zum Reinigen von Maschinen.
                           Der hohe Preis der Baumwolle veranlaßte die Herren Spiegelberg und Comp., Besitzer der
                              Jutegarnspinnerei in Vechelde bei Braunschweig, die zum Reinigen von Maschinen
                              angewandte Putzbaumwolle durch Putzjute zu ersetzen. Diese nimmt das Oel eben so
                              leicht an als die Putzbaumwolle und läßt sich auch mit derselben Leichtigkeit wieder
                              reinigen. Der Preis ist viel niedriger; denn während der Centner Putzbaumwolle auf
                              11 Thlr. zu stehen kommt, kostet der Centner Putzjute nur 7 Thaler. Dieses neue
                              Putzmittel ist bereits auf der k. württembergischen Eisenbahn, auf den k.
                              sächsischen Staatsbahnen und in den Fabriken von Klett
                              und Comp. in Nürnberg und Georg Egestorf in Hannover etc. mit gutem Erfolg in Anwendung gebracht.
                              (Deutsche Industriezeitung.)
                           
                        
                           Mittel zum Schutze von Insectensammlungen gegen die Zerstörung
                              durch andere Insecten.
                           Hierzu schlägt Hr. Gerber eine Lösung von 10 Procent
                              Carbolsäure in Aether vor. Wir glauben, daß der Erfolg ein sehr guter seyn muß. Auch
                              bei ausgestopften Thieren wäre diese Mischung statt des
                              Sublimats, der Arsenikseife etc. zu empfehlen. (Breslauer Gewerbeblatt.)