| Titel: | Miscellen. | 
| Fundstelle: | Band 177, Jahrgang 1865, Nr. , S. 489 | 
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                        Miscellen.
                        Miscellen.
                        
                     
                        
                           Erlaß des königl. preußischen Ministers für Handel, Gewerbe
                              und öffentliche Arbeiten – betreffend die Unzulässigkeit der Anträge auf
                              Erhöhung der ursprünglich concessionirten Dampfspannung in einem Dampfkessel.
                           Mehrere zu meiner Entscheidung gelangte Specialfälle haben Veranlassung zur
                              Erörterung der Frage gegeben:
                           ob es zulässig sey, zu gestatten, daß ein im Betriebe befindlicher oder gewesener
                              Dampfkessel, sey es nach vorausgegangener Reparatur, resp. Verstärkung mittelst
                              Ankern und Bolzen etc. oder ohne eine solche, auf Grund einer nochmals
                              vorzunehmenden Druckprobe mittelst Wassers, mit einer höheren, als der bei seiner
                              Concessionirung festgestellten höchsten Dampfspannung betrieben werde.
                           Diese Frage ist zu verneinen.
                           Nach der Bestimmung im § 13 des Regulativs über die Anlage von Dampfkesseln
                              vom 31. August 1861Das preußische Regulativ über die Anlage von Dampfkesseln vom J. 1861 wurde
                                    im polytechn. Journal Bd. CLXIII S. 71 und der Nachtrag bezüglich der
                                    Minderung des anzuwendenden Probedruckes vom 1. December 1864 in Bd. CLXXIV
                                    S. 458 mitgetheilt. ist die Bestimmung der Stärke des Materials und der ganzen Construction der
                              Dampfkessel den Verfertigern der letzteren bei eigener Verantwortlichkeit
                              überlassen. Es ist hiernach vorauszusetzen, daß der Kesselverfertiger beim Bau eines
                              Dampfkessels die Blechstärke und Construction desselben nach Maaßgabe der
                              beabsichtigten Dampfspannung und der Güte des ihm zu Gebote stehenden Materials,
                              unter Berücksichtigung aller sonstigen Bedingungen, nach rationellen Grundsätzen und
                              bestem Wissen bemessen und anordnen wird. Es liegt ferner kein Grund zu der Annahme
                              vor, daß bei dem Antrage auf polizeiliche Genehmigung zur Anlegung eines Kessels
                              eine geringere, als die von dem Verfertiger beabsichtigte höchste Dampfspannung
                              angegeben werde. Es folgt hieraus, daß eine wesentliche Voraussetzung für den
                              gefahrlosen Betrieb des Kessels nur so lange vorhanden, und daß insbesondere der
                              Verfertiger für die Angemessenheit der Stärke des Materials und der gewählten
                              Construction nur so lange verantwortlich zu machen ist, als die Dampfspannung, für
                              welche der Kessel concessionirt ist, nicht überschritten wird.
                           Die im § 14 des Regulativs vom 31. August 1861 angeordnete Prüfung der
                              Dampfkessel mittelst Wassers hat lediglich den Zweck, die gute und dichte
                              Zusammenfügung des Kessels festzustellen. Sie ist weder geeignet, noch dazu
                              bestimmt, die dauernde Widerstandsfähigkeit des Kessels gegen einen bestimmten
                              Dampfdruck in verläßlicher Weise zu constatiren. In der That hat die Erfahrung
                              gelehrt, daß auch solche Kessel, welche in ihren Blechstärken offenbar zu schwach
                              waren, der Prüfung mittelst einer Wasserdruckpumpe mit dem zwei- und
                              mehrfachen Betrage des dem Druck der beabsichtigten Dampfspannung entsprechenden
                              Gewichts widerstanden, ohne eine wahrnehmbare Veränderung ihrer Form zu zeigen.
                           Die durch den Nachtrag zu dem Regulativ vom 1. December v. Js. herbeigeführte
                              Abänderung in der Bestimmung des §. 14 dieses Regulativs ist hiernach für die
                              Beurtheilung der Höhe der zulässigen Dampfspannung in Dampfkesseln, welche vor dem
                              1. December v. Js. concessionirt worden sind, von keinem Einfluß. Es würde
                              vollkommen unzulässig seyn, darum, weil das für die Druckprobe maßgebende Gewicht um
                              ein Drittheil ermäßigt worden ist, in den älteren Dampfkesseln die zulässige
                              Dampfspannung um den entsprechenden Betrag zu erhöhen.
                           Die Erhöhung der ursprünglich gestatteten Dampfspannung wird besonders in denjenigen
                              Fällen häufig beantragt, wenn ältere Dampfkessel durch theilweise Erneuerung der
                              Kesselbleche einer größeren Reparatur unterworfen, oder durch Einziehen von Ankern,
                              Bolzen u.s.w. verstärkt worden sind. Mit Rücksicht auf die inzwischen erfolgte
                              Abnutzung der älteren Kesseltheile ist auch in diesen Fällen die Erhöhung der
                              ursprünglichen Dampfspannung auf Grund einer wiederholten Druckprobe nicht zu
                              gestatten, gleichviel ob die Reparatur, beziehungsweise Verstärkung von dem ersten
                              Verfertiger des Kessels oder von einem anderen Fabrikanten ausgeführt worden
                              ist.
                           Die königl. Regierung wird hiernach angewiesen, alle Anträge, welche auf Erhöhung der
                              ursprünglich concessionirten Dampfspannung in einem Dampfkessel gerichtet sind,
                              abzulehnen.
                           Berlin, 20. Juni 1865.
                           Der Minister für Handel, Gewerbe und öffentliche
                              Arbeiten.Graf von Itzenplitz.                    
                           
                        
                           Ueber Stahlfabrication nach Bessemer.
                           Die Benutzung der atmosphärischen Luft zur Entkohlung des Roheisens, um aus diesem
                              direct Gußstahl herzustellen, bildet die Grundlage des neuerlich so berühmt
                              gewordenen Bessemer-Processes. Bekanntlich hat der Erfinder, Henry Bessemer in Sheffield, sein Verfahren im Laufe der Zeit,
                              wie schon die verschiedenen Patente darthun, mehrfach abgeändert. Die Möglichkeit
                              eines regelmäßigen Betriebes ward erst 1857 erreicht, in welchem Jahre der Proceß
                              auch nach Schweden verpflanzt wurde. Etwas später fand das Verfahren Eingang in
                              Frankreich, Deutschland und Belgien.
                           Die gegenwärtig festgehaltene Methode beschreibt Karmarsch nach eigener
                                 Anschauung folgender Weise: Den eigentlichen Haupttheil des Apparates
                              bildet eine eiförmige, von dickem Eisenblech gemachte und mit feuerfesten Ziegeln
                              oder feuerfestem Thonbeschlag ausgefütterte Retorte, welche äußerlich z.B. 2,4 Meter
                              im größten Durchmesser
                              und 3,5 Meter in der Länge hat, ohne den etwa 1 Meter langen etwas gekrümmten Hals
                              an einem Ende. Sie hängt mit zwei in der Richtung ihrer Querachse liegenden Zapfen
                              im Gleichgewicht und kann durch Räderwerk um diese Zapfen gedreht werden. Die
                              Luftzuführung geschieht vermittelst eines mächtigen von Dampfkraft bewegten
                              Cylindergebläses, und zwar (um die Drehbarkeit nicht zu stören) durch den einen
                              Zapfen, welcher hohl ist, ferner von hier durch ein außen an der Retorte hergehendes
                              Rohr nach einer Kammer am Boden derselben (dem ihrem Halse entgegengesetzten Ende),
                              von wo der Wind durch 49 Oeffnungen, jede etwa 10 Millimeter weit, in's Innere des
                              Gefäßes tritt. Nachdem letzteres durch darin unterhaltenes, vom Gebläse angefachtes
                              Kohksfeuer zur Weißgluth vorgewärmt ist, werden die Reste dieser Feuerung
                              ausgeschüttet und unverzüglich 60 Centner geschmolzenes graues Roheisen eingelassen,
                              durch welches nun die eingeblasene Luft strömt, wobei unter heftigem Aufsprudeln,
                              Herausschlagen einer starken Flamme und prachtvollen Funkenregen eine äußerst
                              lebhafte Verbrennung eintritt, d.h. die Oxydation des Kohlenstoffs, des Siliciums
                              etc. und eines Theils des Eisens stattfindet (der Abbrand beträgt 14–20
                              Procent des eingesetzten Roheisengewichts). Dieser Vorgang dauerte in dem vor Augen
                              gehaltenen Falle genau 15 Minuten; sodann wurde eine Quantität geschmolzenes weißes
                              Roheisen (Spiegeleisen) zugefüllt und nach einigen schaukelnden Bewegungen der
                              Retorte, um die Vermischung zu bewerkstelligen, der gesammte Inhalt (wenigstens 50
                              Centner) durch Neigung des Apparates in einen großen Kessel ausgegossen, aus diesem
                              aber (durch ein in seinem Boden geöffnetes Loch) in die gußeisernen Formen
                              abgelassen, worin der Stahl die Gestalt prismatischer Blöcke annimmt.
                           Im Vergleich mit den sonstigen Methoden der Gußstahlbereitung gewährt der
                              Bessemer-Proceß eine große Ersparung an Zeit und Kosten und dabei den
                              Vortheil, sehr beträchtliche Massen in einem einzigen Schmelzgefäße vereinigt für
                              den Guß schwerer Gegenstände darzubieten. Indessen scheint es schwierig zu seyn, die
                              Qualität des entstehenden Stahles sicher vorher zu bestimmen und liefern daher
                              verschiedene Operationen ein mehr oder weniger verschiedenes Product. Die Natur des
                              Bessemer-Stahls überhaupt ist von jener des guten gewöhnlichen Gußstahls
                              abweichend. Er soll im Allgemeinen wenig Elasticität besitzen, keiner brauchbaren
                              Härtung fähig seyn, daher weder zu Federn noch zu Schneidwerkzeugen taugen; dagegen
                              sind seine wohlfeile Herstellung und die ihm eigene beträchtliche Festigkeit (worin
                              er, gleichwie an natürlicher Härte, das Schmiedeeisen ansehnlich übertrifft)
                              Vorzüge, durch welche er zu Dampfkesselblechen und zu schweren Gegenständen, wie
                              Wellen, Wagenachsen, Eisenbahnschienen, Radkränzen für Eisenbahnfuhrwerke, Kanonen
                              etc. trefflich qualificirt erscheint. Zu feineren Gegenständen, welche künstlicher
                              Härtung bedürfen, schmelzt Bessemer selbst seinen Stahl
                              in Tiegeln um, unter Zusatz von etwas Holzkohle und Braunstein; und Rob. Mushet ließ sich 1858 das Verfahren patentiren, den
                              Bessemer-Stahl – ebenfalls in Tiegeln – mit 1 bis 20 Procent
                              Spiegelroheisen (statt dessen er 1863 gefeintes, d.h. weißgemachtes graues Roheisen
                              in Anwendung brachte) zusammenzuschmelzen, wodurch der Zweck ebenfalls zu erreichen
                              seyn mag. Gleichwohl scheint es, als ob ein solcher feinerer Gußstahl auch direct
                              durch den Bessemer-Proceß erlangt werden könne, wenn man als Material das
                              beste (reinste) Roheisen anwendet und dieses in kleinerem Maaßstabe mit besonderer
                              Sorgfalt verarbeitet; namentlich ist man in Schweden und Frankreich zu so günstigem
                              Resultate gelangt und die Welt-Industrie-Ausstellung zu London im Jahr
                              1862 hatte selbst gute Rasirmesser aufzuweisen, welche in Schweden aus (raffinirtem,
                              jedoch nicht umgeschmolzenem) Bessemer-Stahl geschmiedet waren. (Berggeist,
                              1865, Nr. 54.)
                           
                        
                           Ueber die Nachweisung von Spuren von Chrom in Eisen und
                              Eisenerzen; von A. Tereil.
                           Man behandelt das Metall oder Mineral auf gewöhnliche Weise, um die Kieselsäure zu
                              entfernen und eine Lösung sämmtlicher Metalle zu erhalten, in welcher das Eisen sich
                              als Oxyd befindet, dann fällt man die Lösung mit überschüssiger sehr concentrirter
                              Kalilauge, erhitzt auf 80 bis 90° C. und fügt tropfenweise eine sehr
                              verdünnte Lösung von übermangansaurem Kali hinzu, so lange sich dieses noch
                              entfärbt. Die Reaction ist beendigt, sobald die Flüssigkeit von mangansaurem Kali
                              schwach grün gefärbt
                              ist. Man filtrirt und sättigt das Filtrat mit Essigsäure, wodurch die kleine
                              Quantität von mangansaurem Kali sofort reducirt wird, und prüft die Lösung, welche
                              oft deutlich gelb gefärbt ist, mit essigsaurem Blei.
                           Diese Methode ist ebenfalls anwendbar, um Spuren von Wolfram, Vanadin oder Molybdän
                              im Eisen oder den Eisenerzen zu erkennen. (Bulletin de la
                                 Société chimique, durch Hübner's
                              Zeitschrift für Chemie.)
                           
                        
                           Ueber die Nachweisung von Sublimat im Calomel; von H. Bonnewyn.
                           Reiner Calomel, auf einer sorgfältig gereinigten und blank geputzten eisernen
                              Messerklinge mit einigen Tropfen Alkohol oder Aether benetzt, verändert die Klinge
                              selbst beim Reiben nicht. Ist dem Calomel aber eine äußerst geringe Menge (1/50,000)
                              Sublimat beigemischt, so bildet sich auf der Klinge ein tief schwarzer Fleck, der
                              erst nach längerem Reiben gegen einen harten Körper wieder verschwindet. Diese
                              Reaction ist so empfindlich, rasch und charakteristisch, daß sie allen anderen
                              vorzuziehen ist. (Journal de la Société des
                                 sciences médicales et naturelles de Bruxelles, durch Hübner's Zeitschrift für Chemie.)
                           
                        
                           Wasserglas zum Schutze von hölzernen
                              Dachconstructionen.
                           Bei der Anlage der Glashütte „Surte“ bei Gothenburg in Schweden,
                              welche ich für Rechnung der Eda-Glashüttengesellschaft ausführte, wurde zur
                              Schmelz- und Streckhütte ein vorhandenes Gebäude benutzt, welches
                              ursprünglich zu einer mechanischen Weberei bestimmt war und die gewöhnliche
                              Dachconstruction derselben, eine Reihe von Schleppdächern, hatte. Der Dachverband
                              selbst war aus Holz und ruhte auf eisernen Säulen von 12 1/2 Fuß Höhe, und war die
                              Entfernung der Gewölbe der Schmelzöfen bis zum Holzwerte 6 bis 8 Fuß.
                           Beim Beginne des Betriebes stellte sich sofort die Nothwendigkeit heraus, die
                              hölzernen Sparren gegen die strahlende Wärme der Oefen zu schützen. Ein directes
                              Anzünden durch die Oefen war nicht zu befürchten, da das adoptirte Ofensystem,
                              Regenerativöfen unserer verbesserten Construction, ein übermäßiges Herausschlagen
                              der Flamme aus den Arbeitslöchern vermied.
                           Die Hitze unter dem Dache war aber trotzdem so bedeutend, daß die Balken und Sparren
                              sich bräunten, und lag selbstredend der Gedanke eines Schutzes durch Wasserglas am
                              nächsten.
                           Nach einer Reihe von Versuchen über die beste Zusammensetzung des Glassatzes, bei
                              welchen sowohl Soda wie Glaubersalz benutzt wurden, wurde schließlich folgendes
                              Gemenge angewendet:
                           
                              
                                 180
                                 Pfund
                                 Sand,
                                 
                              
                                 110
                                 „
                                 Glaubersalz,
                                 
                              
                                   10
                                 „
                                 gepulverte Kohks.
                                 
                              
                           Mehrere 4 Centner haltige Häfen des Weißglasofens wurden mit einem Gemenge obiger
                              Zusammensetzung gefüllt und sodann auf gewöhnliche Weise geschmolzen und blank
                              geschürt.
                           Sobald das Wasserglas blank war, wurde es ausgeschöpft, aber nicht in Wasser
                              geschränkt, sondern auf eisernen Platten der langsamen Abkühlung überlassen. Nach
                              dem Erkalten wurde es auf dem gewöhnlichen Kollergange der Hütte fein gemahlen und
                              in einem gußeisernen Kessel aufgelöst.
                           Die Lösung war vollkommen klar mit einem Stiche in's Gelbliche, und löste sich das
                              Wasserglas vollkommen ohne Rückstand.
                           Zum Anstriche nahm ich eine sehr verdünnte Lösung und ließ 5 bis 6 mal auftragen. Der
                              Erfolg entsprach vollkommen unseren Erwartungen. Albert Pütsch. (Zeitschrift des Vereins deutscher Ingenieure, 1865, Bd. IX S.
                              543.)
                           
                        
                           
                           Glycerin zum Reinhalten von Schießwaffen; von Dr. C. Thiel in
                              Darmstadt.
                           Glycerin, dieser früher gar nicht beachtete Bestandtheil fast aller Fette, eignet
                              sich sehr gut zu dem angegebenen Zweck. Von einem sehr tüchtigen Büchsenschützen
                              nach einer Flüssigkeit befragt, die kein Wasser und kein Fett seyn dürfe und die das
                              Reinhalten der Schießwaffen bei anhaltendem Schießen bewirken sollte, wußte ich
                              demselben keine andere zu empfehlen als Glycerin, und zwar reines Glycerin, welches
                              leicht in allen Apotheken und Materialhandlungen, sogar in großen Quantitäten, zu
                              haben ist. Ich befürchtete, daß dieses Präparat für den angegebenen Zweck zu theuer
                              sey und machte deßhalb auf das Verdünnen mit der halben oder gleichen Wassermenge
                              aufmerksam.
                           In diese Flüssigkeit wird also ganz einfach das Pflaster vor seinem Gebrauche
                              getaucht. Mehrere tüchtige hiesige Schützen haben dieses einfache Mittel sehr probat
                              gefunden. Es ist deßhalb für weitere Kreise, Scharfschützencorps, Schützenvereine
                              u.s.w. ebenfalls empfehlenswerth und kann denselben vielleicht recht gute Dienste
                              leisten, ohne gerade in der Form eines theuer bezahlten Geheimmittels dem Publicum
                              geboten zu werden. (Gewerbeblatt für das Großherzogthum Hessen, 1865 S. 193.)
                           
                        
                           Französischer Toiletteessig.
                           Ein in Paris sehr begehrter Toilette-Artikel hat nach dem Journal de Pharmacie et de Chimie folgende
                              Zusammensetzung:
                           
                              
                                 Essigsäure von 6°
                                     3
                                 Liter
                                 
                              
                                 Alkohol von 80° C.
                                   10
                                 Liter
                                 
                              
                                 Tolutinctur
                                 200
                                 Gramme
                                 
                              
                                 Benzoëtinctur
                                 200
                                 „
                                 
                              
                                 Citronenöl
                                   40
                                 „
                                 
                              
                                 Oel von Portugal
                                   40
                                 „
                                 
                              
                                 Bergamottenöl
                                   40
                                 „
                                 
                              
                                 Cedratöl
                                   40
                                 „
                                 
                              
                                 Limonenöl
                                   20
                                 „
                                 
                              
                                 Orangenblüthen- (Neroli-)Oel
                                   10
                                 „
                                 
                              
                                 Kleinorangenöl
                                   10
                                 „
                                 
                              
                                 feines Lavendelöl
                                     5
                                 „
                                 
                              
                                 feines Rosmarinöl
                                     4
                                 „
                                 
                              
                                 Moschus
                                     0,60 Centigrm.
                                 
                              
                           Ratanhatinctur 15–30 Gramme oder q. s., um durch
                              Versuche eine angenehme Färbung dieses kosmetischen Mittels zu erhalten.
                              (Zeitschrift des österreichischen Apothekervereins.)
                           
                        
                           Das in Wien angewandte Brausystem im Vergleich mit dem
                              bayerischen.
                           Unter der Ueberschrift „Das Geheimniß der Wiener Brauer“
                              bespricht der Redacteur des Journals „Der Bierbrauer“ (1865,
                              Nr. 3) einen Gegenstand, der von allgemeinem Interesse ist, da unter
                              Sachverständigen, Kennern guten Bieres und Solchen, die in Wien (und anderen Orten
                              Oesterreichs) das schöne leichte Bier trinken konnten, die Thatsache feststeht, daß
                              das Münchener und Erlanger,
                              überhaupt das bayerische Bier, bereits an dem Wiener,
                              Prager, Pilsener und anderen österreichischen Bieren einen gewaltigen Concurrenten
                              gefunden hat und ersteres gegenwärtig entschieden von letzterem übertroffen
                              wird.
                           Nach dem Pariser Journal des Brasseurs wird zuerst die
                              Frage beantwortet: Was den unbestrittenen Vorzug der Wiener etc. Biere vor dem
                              bayerischen begründe, welches letztere man jetzt zu nahrhaft und zu plump finde.
                           Die Antwort lautet folgendermaßen: „Die Wiener haben begriffen, daß das Malz –
                                 – das Bier ist! Sie haben sich angestrengt, ein dem englischen Malze
                                 vergleichbares Gut zu liefern und seitdem sind sie dahin gelangt, die besten
                                 Biere der Welt zu produciren.“
                              
                           
                              „Was das in Wien angewandte Brausystem anlangt, so ist es –
                                 abgesehen von geringfügigen Abänderungen – im Allgemeinen dasselbe wie
                                 das in München übliche (zwei Dickmaischen und eine Lautermaische). Lediglich die
                                 Beschaffenheit des Wiener Malzes bedingt die Vorzüge des dortigen
                                 Bieres.“
                              
                           
                              „Nach englischem Muster läßt man in Wien das Gerstenkorn sehr langsam keimen; – man läßt den Blattkeim sich
                                 sehr langsam entwickeln und man trocknet das Malz ebenso langsam und sehr stark,
                                 da es bekannt ist, daß man sehr blasses Malz erhalten kann, wenn es auch sehr
                                 stark und bei hoher Temperatur getrocknet wird.“
                              
                           Sodann bemerkt der Redacteur des „Bierbrauers“ hierzu
                              Folgendes:
                           
                              „Es ist überhaupt die größere Trockenheit des
                                 nach englischer Weise hergestellten Malzes, welche es möglich macht, trotz des
                                 altbayerischen Brauverfahrens, über freiem Feuer eine so feine Würze zur Gährung
                                 zu bringen.“
                              
                           
                              „Die Trockenheit des langgewachsenen Malzes
                                 (statt des rasch gewachsenen Malzes mit kurzem Blattkeim, wie es in München
                                 meistens bereitet wird) macht es möglich, die Dickmaische über freiem Feuer zu
                                 kochen, ohne daß ein Anbrennen zu befürchten
                                    ist.“
                              
                           
                              „Bei dem kurzgewachsenen kommt das Anbrennen kleiner Schrotmassen häufiger
                                 vor, als man gewöhnlich annimmt. Die ungleiche Färbung der Würzen von gleichem
                                 Procentgehalt gibt dann den sicheren Wegweiser – und wenn man da oft
                                 denkt, den Grund auf der Darre suchen zu sollen, so belehren doch die öfteren
                                 Kesselreparaturen eines Anderen.“
                              
                           
                              „Der Trockenheit eines kurzgewachsenen Malzes geschieht aber noch nach
                                 einer anderen Seite hin Abbruch. Man untersuche ein Malz (kurzes und langes
                                 Gewächs) in den verschiedenen Stadien des Trocknens auf der Darre. Das
                                 gespaltene Korn zeigt rasches Austrocknen des Kerns, soweit er vom Blattkeim
                                 bestrichen ist., – der ungemalzte Theil des Mehlkörpers hält das Wasser
                                 mit großer Zähigkeit zurück. Wird nun die Temperatur der Darre rasch gesteigert, so tritt in dem ungemalzten Theile
                                 des Kornes Verkleisterung ein, – das Korn ist zum Theil
                                 „Glasmalz,“ zum Theil nicht.“
                              
                           
                              „Beim Schroten solcher zweispaltigen Körner wird der gemalzte Theil leicht
                                 zerbröckelt, der ungemalzte Theil nur plattgedrückt. Beim Dickmaischen senken
                                 sich die dem Wasser unzugänglichen Glasmalz-Stücke an den Boden und
                                 erleichtern da das Anbrennen – der gelockerte
                                 Theil des Malzes hingegen schwemmt sich leicht auf bei der wallenden Bewegung im
                                 Kessel.“
                              
                           
                        
                           Vergleichsweise Wichtigkeit der bedeutendsten bekannten
                              Steinkohlenbecken.
                           Der Stand unserer geologischen Kenntnisse und Erfahrungen ist heutzutage wohl
                              vorgeschritten genug, um uns zu der Annahme zu berechtigen, daß nunmehr sämmtliche,
                              nicht von jüngeren Formationen bedeckte Steinkohlenbecken bekannt sind. Auch die
                              Becken, deren Ausgehendes erkannt werden konnte, wurden unter die sie bedeckenden
                              Ablagerungen bis auf oft sehr bedeutende Erstreckungen verfolgt. Demnach bleiben nur
                              noch solche Steinkohlenbecken aufzufinden, welche von jüngeren Bildungen gänzlich
                              bedeckt sind und deren Daseyn an keinem positiven Anzeichen erkannt werden kann.
                           Fast überall, wo Steinkohlenbecken erkannt wurden, sind sie auch in Abbau genommen
                              worden, und dieser Bergbau hat sich im Verhältniß zunächst zum Reichthume dieser
                              Lagerstätten, dann zu ihrer mehr oder weniger günstigen commerciellen Lage
                              entwickelt. In dieser Beziehung nimmt der Reichthum der Formation an wirklichem Kohl
                              die erste Stelle ein; denn keine der Gegenden, in denen mächtige und ohne ganz
                              besondere Schwierigkeiten abzubauende Flötze guter Steinkohlen vorkommen, ist von
                              der Industrie ohne Fabriken, ohne Localconsum und ohne Communicationswege gelassen
                              worden.
                           Zur Beurtheilung der relativen Wichtigkeit der bekannten Steinkohlenbassins muß
                              demnach sowohl ihre Oberflächenerstreckung, als auch ihre Production in Betracht
                              gezogen werden; die
                              nachstehenden Zahlen mögen einen annähernden Begriff von diesen Elementen geben:
                           
                              
                                 
                                 Größe der Becken.
                                 Jahresproduction.
                                 
                              
                                 
                                 Hektaren.
                                 Tonnen.
                                 
                              
                                 Großbritannien und Irland
                                   1570000
                                 86000000
                                 
                              
                                 Frankreich
                                     350000
                                 10000000
                                 
                              
                                 Belgien
                                     150000
                                 10000000
                                 
                              
                                 Preußen, Sachsen
                                     300000
                                 12000000
                                 
                              
                                 Oesterreich, Böhmen
                                     120000
                                   2500000
                                 
                              
                                 Spanien
                                     150000
                                     400000
                                 
                              
                                 Nordamerika
                                 30000000
                                 20000000
                                 
                              
                           Aus dieser Uebersicht ergibt sich, daß die Steinkohlenproduction zu dem Flächenraume,
                              den die Becken einnehmen, keineswegs im Verhältniß steht. Der Grund davon liegt in
                              der Thatsache, daß eine über ausgedehnte Flächen verbreitete Steinkohlenformation
                              sehr arm, ja beinahe ganz steril seyn kann an wirklicher Kohle, während andere, in
                              ihrer Ausdehnung weit beschränktere Becken zahlreiche und mächtige Flötze enthalten
                              können. So sehen wir z.B. in Bezug auf Frankreich, daß das Lotrebecken, welches eine
                              Erstreckung von weniger als 25000 Hektaren hat, also nur den sechzehnten Theil der
                              französischen Steinkohlenformationen repräsentirt, für sich allein 2800000 Tonnen,
                              also über ein Viertel der Gesammtproduction des Landes liefert. Bezüglich der
                              nordamerikanischen Kohlenbecken hingegen, finden wir, daß dieselben einen
                              Flächenraum von 30 Millionen Hektaren einnehmen, daß aber unter diesen das Becken
                              von Canada mit inbegriffen ist, welches fast gar keine Steinkohle führt, obschon es
                              über etwa 6 Millionen Hektaren verbreitet ist; die angegebene Production von 20
                              Millionen Tonnen concentrirt sich fast gänzlich in den Bassins von Pennsylvanien und
                              der Alleghanys. (Aus Am.
                              Burat, Situation de
                                 l'industrie houillère en 1864, durch den Bulletin de la Société d'Encouragement, März 1865, S.
                              165.)
                           
                        
                           Neue reiche Lagerstätten von phosphorsaurem Kalk in
                              Estremadura (Spanien).
                           Kürzlich legte Ramon de Luna der französischen Akademie
                              Proben von phosphorsaurem Kalk (Phosphorit) vor, von welchem Minerale er mehrere
                              sehr bedeutende Fundstätten in unmittelbarer Nähe der aus der Provinz Estremadura
                              nach Portugal führenden Eisenbahnlinie entdeckt hat, eine sehr glückliche Lage, in
                              Folge deren der Transport dieser für die Landwirthschaft so wichtigen Substanz sehr
                              billig werden wird. Die eine dieser Lagerstätten befindet sich bei Montanchez, 6
                              Lieues von Caceres und 8 Lieues von Logrosan entfernt; das hier vorkommende Phosphat
                              enthält im Maximum 85 Proc., im Minimum 50 Proc. reinen phosphorsauren Kalk. Die
                              zweite, gleichfalls von de Luna entdeckte Ablagerung
                              liegt eine halbe Stunde von Caceres entfernt und ist über 4 Quadratkilometer
                              verbreitet; der dortige Phosphorit zeigt einen Gehalt von 72 Proc. 3CaO, PO⁵.
                           Das erst ganz neuerlich entdeckte Vorkommen bei Montanchez ist ebenso reich, als das
                              seit längerer Zeit bekannte von Logrosan und ist sehr merkwürdig. Der Phosphorit
                              findet sich hur in der Kreideformation, in sehr bedeutender Menge namentlich im
                              Quadersandstein; er zeigt faserige Textur, ein Umstand von praktischer Wichtigkeit,
                              denn da das Mineral frei ist von kohlensaurem Kalk, so läßt es sich in Folge jener
                              weniger geschlossenen Textur durch Schwefelsäure leichter zersetzen.
                           Die Resultate der nachstehenden, von de Luna ausgeführten
                              Analysen stimmen mit den von Bobierre und Friedel erhaltenen Resultaten fast gänzlich überein.
                           
                              
                                 Nr. 1 Phosphat von Caceres
                                 
                                 Nr. 2 deßgleichen
                                 
                              
                                 (reichste Sorte)
                                 
                                   (ärmste Sorte)
                                 
                              
                                 Kieseliger, in Salpetersäure unlöslicher Rückstand
                                 21,05
                                   47,02
                                 
                              
                                 bei Rothglühhitze entweichendes Wasser
                                 3,00
                                     1,33
                                 
                              
                                 dreibasischer phosphorsaurer Kalk (3 CaO, PO⁵)
                                 72,10
                                   50,10
                                 
                              
                                 Eisenoxyd etc. und Verlust
                                 3,85
                                     1,55
                                 
                              
                                 
                                 ––––––
                                 ––––––––
                                 
                              
                                 
                                 100,00
                                 100,00
                                 
                              
                           
                           
                              
                                 
                                 Nr. 3 Phosphat von Montachez.
                                 
                              
                                 Dreibasischer phosphorsaurer Kalk
                                   85,03
                                 
                              
                                 kohlensaurer Kalk
                                   10,35
                                 
                              
                                 bei Rothglühhitze entweichendes Wasser
                                     2,40
                                 
                              
                                 Eisenoxyd, Kieselerde etc.
                                     2,22
                                 
                              
                                 
                                 –––––––––––
                                 
                              
                                 
                                 100,00
                                 
                              
                           Bei der ganz unberechenbaren Wichtigkeit dieser so großen Massen von phosphorsaurem
                              Kalk für die spanische Landwirthschaft machte de Luna,
                              namentlich auch durch den Umstand dazu bewogen, daß fast die ganze Lagerstätte von
                              Logrosan englisches Eigenthum ist, in einem besonderen Werkchen über die Zukunft der spanischen Landwirthschaft, auf das
                              Unglück aufmerksam, welches für Spanien unfehlbar daraus entstehen würde, wenn auch
                              diese neuentdeckten, reichen Lagerstätten von Phosphorit in englische Hände kämen
                              – Lagerstätten, welche de Luna ohne einer
                              Uebertreibung sich schuldig zu machen, in Hinsicht auf ihre ungemein bedeutende
                              agronomische Wichtigkeit als ein neues Peru für Spanien betrachtet. (Comptes rendus, t. LVI p.
                              47; Juli 1865).
                           
                        
                           Ueber eine Ablagerung von Fledermaus-Guano; von E. Hardy.
                           In der Gemeinde Chaux-les-Portes, 16 Kilometer von Vesoul entfernt,
                              existirt eine Höhle, Eigenthum des Commandanten de
                                 Beaufond, welche eine ziemlich reiche Ablagerung von Guano enthält. Die
                              Mündung dieser in der Gegend Trou de la Beaume genannten
                              Höhle befindet sich an dem bewaldeten Abhange eines auf dem rechten Saônenfer
                              gelegenen Hügels, etwa 10 Meter über dem Wasserspiegel; sie ist 6 Meter hoch und 5
                              Meter breit; die lichte Breite der Höhle beträgt 2 bis 3 Meter, ihre
                              durchschnittliche Höhe 4 Met., an manchen Stellen aber bis 10 und selbst 15 Met.;
                              ihre Länge ist in Folge neuer Einstürze nur 381 Meter. Ihre Wände bestehen aus steil
                              aufgerichteten Kalksteinbänken; sie ist ganz finster und dient unzähligen
                              Fledermäusen, welche sich am Tage an der Decke und den oberen Theilen der Wände
                              anklammern, bei Anbruch der Nacht aber ausfliegen, zum Wohnorte. In Folge des
                              beständigen Aufenthalts dieser Thiere hat sich der Boden der Höhle mit organischen
                              Substanzen aller Art bedeckt, welche sich namentlich an den abgelegensten Stellen
                              angehäuft haben und hier eine Schichte von mehreren Metern Mächtigkeit bilden. Bloß
                              die in dem der Exploration zugänglichen Theile der Höhle befindliche Guanomasse
                              beträgt schon 700 bis 800 Kubikmeter.
                           Dieser Guano ist sehr feucht und zeigt bei seiner Förderung einen Wassergehalt von 60
                              Proc., den er übrigens an der Luft sehr bald verliert. Bei 120° C.
                              getrocknet, enthält er nach meiner Untersuchung 55,2 organische Substanz 12,2
                              Stickstoff (als Ammoniak), 8,3 phosphorsauren Kalk, 24,3 mineralische Substanzen,
                              entspricht also der durchschnittlichen chemischen Zusammensetzung der amerikanischen
                              Guanosorten, so daß er sich als Dünger jedenfalls mit Vortheil verwenden lassen
                              wird. (Comptes rendus, t. LX p. 1044; Mai 1865).
                           Auf der allgemeinen Pariser Ausstellung im J. 1855 befand sich, als
                              „sardinischer Guano“ bezeichnet ein Product, bestehend aus
                              den in gewissen Grotten in Sardinien gesammelten Excrementen der seit Jahrhunderten
                              dort hausenden Fledermäuse. – Hervé Mangon
                              hat im Jahr 1855 in Frankreich gesammelten Fledermaus-Guano analysirt, man
                              sehe polytechn. Journal Bd. CXLVII S. 399.
                           Die Redaction.