| Titel: | Apparat zur continuirlichen Kohlensäureerzeugung, und Klärapparat oder Absetzgefäß für Zuckerfabriken; von A. Perret in Roye (Somme). | 
| Fundstelle: | Band 179, Jahrgang 1866, Nr. XL., S. 148 | 
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                        XL.
                        Apparat zur continuirlichen Kohlensäureerzeugung,
                           und Klärapparat oder Absetzgefäß für Zuckerfabriken; von A. Perret in Roye
                           (Somme).
                        Aus Armengaud's Génie industriel, November 1865, S.
                              233.
                        Mit Abbildungen auf Tab.
                              III.
                        Perret's Apparat zur continuirlichen
                           Kohlensäureerzeugung.
                        
                     
                        
                           Diese beiden Apparate sind aus den Bedürfnissen hervorgegangen, welche die neueren
                              Verfahrungsweisen der Zuckerfabrication (verstärkter Kalkzusatz und vermehrte
                              Saturation) geschaffen haben.
                           Der Kohlensäureofen ist in Fig. 5 dargestellt. Er
                              besteht zunächst aus einem cylindrischen Ofen von mit feuerfesten Steinen
                              ausgefüttertem Eisenblech. Oben befindet sich ein conischer Fülltrichter mit dem
                              Verschluß V von gleicher aber umgekehrter Gestalt wie
                              der Trichter. Dieser Verschluß wird durch einen Hebel mit Stange und Handgriff durch
                              den Arbeiter regiert. Der Rost ist mit Zahnrädern und einem Griffrad P versehen, so daß er leicht umgekehrt werden kann.
                           Zu dem Ofen gehört ferner ein Wascher in Form eines Cylinders, welcher in zwei durch
                              eine Röhre verbundene, über einander liegende Theile getheilt ist, sowie eine
                              Dampfpumpe. Diese saugt durch ein nach den Localverhältnissen verschieden
                              einzurichtendes Röhrensystem die Gase aus dem Ofen und durch den Wascher, und drückt
                              sie in den zu saturirenden Saft.
                           Der Ofen wird folgendermaßen in Gang gesetzt: Man legt auf den Rost eine 10 Centimet.
                              dicke Schicht Stroh, bringt dann von oben etwa 50 Centimet. hoch Stückkreide ohne
                              Kohks, und endlich etwa 1 Hektoliter glühender Holzkohlen ein. Hierauf beschickt man den Ofen
                              einen Meter hoch mit dem „Normalgemenge“ (s.u.) und setzt nun
                              die Maschine in Gang. Der in Brand gerathene Ofen wird dann weiterhin stets bis zu
                              der in der Figur angegebenen Höhe gefüllt erhalten, während man unten von Zeit zu
                              Zeit den Inhalt durch Drehen des Griffes P entfernt. Der
                              einmal angezündete Ofen braucht während der ganzen Campagne nicht auszulöschen.
                           Das Laden und Entladen hat so zu geschehen, daß die größte Hitze ziemlich constant
                              auf 1 3/4 Meter oberhalb des Rostes erhalten wird und der Rost selbst nicht zum
                              Glühen gelangt. Natürlich hängt der Gang des Ladens und Entladens von dem Gang der
                              Pumpe ab, und man hat durch Regulirung des letzteren und durch Vermehrung der
                              Kohksmenge im Gemische die Erzeugung beliebiger Mengen Kohlensäure in der Hand.
                           Der in der Figur dargestellte Ofen hat 1,30 Meter im Durchmesser und kann in 24
                              Stunden 700 bis 1000 Hektoliter Saft (selbst bei doppelter Carbonatation) mit
                              Kohlensäure versehen; bei noch größerem Bedarf muß man einen größeren Ofen oder auch
                              zwei Oefen aufstellen.
                           Zum Beschicken des Ofens dient Kalkstein in solchen
                              Stücken, daß sie durch ein Sieb mit langen Maschen von 6–7 Centimeter Breite
                              durchgehen; wollte man dickere Stücke anwenden, so müssen sie wenigstens alle
                              gleichgroß seyn. Ueberhaupt kommt es auf die Dicke der Kalkstein-Stücke nicht
                              so genau an, da man sie in der Praxis doch bloß durch Zerklopfen herstellt.
                           Die Kohksstücke sollen von Nußgröße seyn, doch kann auch aller Abfall benutzt werden.
                              Kalkstein und Kohks müssen trocken und gut gemengt seyn.
                           Unter „Normalgemenge“ ist ein solches von 1 Hektoliter Kohks und
                              2 bis 3 Hektoliter Kalksteinstücken zu verstehen. Man füllt stets den Trichter
                              vorher voll, damit der Inhalt gut trocken wird, ehe er in den Ofen gelangt.
                           Dieser Ofen gewährt folgende Vortheile: Die Ladung kann sich nicht festsetzen,
                              sondern sinkt in gleichmäßigen horizontalen Schichten nieder, so daß die Kohks
                              vollständig ausgenutzt werden und aller Kalk richtig gebrannt wird.
                           Der Ofen braucht im Eisen nur wenige Millimeter stark zu seyn und eine schwache
                              Steinverkleidung zu haben; man kann ihn im Freien oder auch in der Fabrik
                              aufstellen, und im letzteren Falle auch zum Heizen benutzen. Er ist viel wohlfeiler
                              als alle gemauerten Oefen und für Zuckerfabriken jeder Ausdehnung zu benutzen.
                           Das Gas ist reichlich und sehr rein, auch von hohem Gehalte und frei von Kohlenoxyd. Man braucht
                              nur 1/4 so viel Kohks wie bei bloßen Kohksöfen und erspart also viel Brennmaterial
                              bei größerer Reinheit des Productes. Der als Nebenproduct fallende gebrannte Kalk
                              kann zur Scheidung oder auch als Dünger benutzt werden.
                           Der Klär- oder Absetz-Apparat, welcher in Fig. 6 dargestellt ist,
                              zeichnet sich durch große Einfachheit, gute Wirksamkeit und allgemeine Anwendbarkeit
                              aus, da er überall zu brauchen ist, wo man Flüssigkeiten von den darin suspendirten
                              Körpern befreien will.
                           Dieser Apparat besteht aus einem in vier Abtheilungen getheilten eisernen
                              rechteckigen Kasten. In der oberen Ecke jeder Abtheilung ist eine Erweiterung
                              angebracht, welche einen Ueberlauf bildet und wodurch je zwei Abtheilungen mit einer
                              irgendwie zu verschließenden weiten runden Oeffnung verbunden sind. In der Mitte des
                              Kastens, und zwar an dessen Boden, nahe der Ecke jeder Abtheilung, befindet sich ein
                              Hahn, dessen hohler Hintertheil bis zum oberen Rande des Kastens emporsteigt und
                              nach Belieben bis auf den Boden umgelegt werden kann.
                           Unterhalb des Kastens befindet sich ein zweiter kleinerer, in welchen sämmtliche 4
                              Hähne einmünden und von wo aus die Flüssigkeit nach ihrem Bestimmungsort weiter
                              geführt wird.
                           Die zu klärende Flüssigkeit tritt durch eine kleine Rinne in eine der vier
                              Abtheilungen, z.B. in Nr. 1, deren linke Abzugsöffnung geschlossen, und deren Hahn
                              emporgehoben ist. Erst wenn die Abtheilung voll ist, fließt die geklärte Flüssigkeit
                              durch den rechts gelegenen Ueberlauf in die Abtheilung 2 ab, von wo sie ebenso nach
                              3 und endlich nach 4 gelangt. Die Verbindung von dieser nach 1 ist jedoch gesperrt,
                              dagegen der Hahn schwach geneigt, so daß durch denselben die Flüssigkeit nach dem
                              unteren Kasten abfließen kann. In dieser Weise geht der langsame und durch keinen
                              Stoß gestörte Strom fort, so daß sich in allen Abtheilungen an Stärke abnehmende
                              Bodensätze bilden, bis Nr. 1 damit angefüllt ist. Nun wird diese Abtheilung
                              abgestellt und der Zufluß auf Nr. 2 gerichtet. Nach kurzer Ruhe neigt man den Hahn
                              in Nr. 1 nach und nach, um möglichst viel klare Flüssigkeit abzuziehen, worauf der
                              Hahn wieder gehoben und der Bodensatz durch eine besondere Oeffnung entleert und
                              seiner Bestimmung zugeführt wird. Die ausgewaschene Abtheilung l wird dann wieder in den Kreislauf aufgenommen, worin
                              sie nun die letzte wird, hierauf zunächst 2 gereinigt u.s.w.
                           Man sieht, daß der Zulauf nicht unterbrochen zu werden braucht und das Ganze in
                              regelmäßigem Gange bleibt und eine continuirliche Klärung bewirkt, welche alle
                              folgenden Arbeiten sehr erheblich vereinfachen muß. So wird auch das Filtrationsgeschäft wesentlich
                              verbessert, weil klare Säfte stets besser filtriren als trübe u.s.w.
                           Die Vorzüge dieses Klärapparates dürften hiernach in die Augen fallend seyn. Die
                              Verbindung mit dem Kohlensäureapparat wird verschiedene Arbeitsweisen möglich machen
                              und dabei Kostenersparniß bewirken.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
