| Titel: | Ueber das Schwarzfärben wollener Zeuge, nach Th. Grison. | 
| Fundstelle: | Band 179, Jahrgang 1866, Nr. LVIII., S. 227 | 
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                        LVIII.
                        Ueber das Schwarzfärben wollener Zeuge, nach Th.
                              Grison.
                        Ueber das Schwarzfärben wollener Zeuge.
                        
                     
                        
                           Wir entnehmen über diesen wichtigen Zweig der Färberei dem Werke des Genannten
                              „Le Teinturier au 19. siècle, Rouen 1860,“ nachstehende,
                              hier mit einigen erläuternden Bemerkungen und Zusätzen begleitete
                              Verfahrungsweisen.
                           Man kann, um die schwarzen Farben zu erzeugen, entweder die Zeuge zuerst mit den
                              Beizen behandeln, was im kochenden Bade geschieht, und hierauf das Ausfärben
                              vornehmen, oder sie zuerst mit den Farbstoffen ansieden und diese hernach durch die
                              Mordants fixiren.
                           Nach erstbezeichnetem Systeme verfährt man in folgender Weise:
                           Anbeizen der Zeugstücke in kochender Flotte. Man stellt
                              dieselbe an mit:
                           3 Pfund Kupfervitriol,
                           1 1/2 Pfund Eisenvitriol,
                           3 Pfund rohem Weinstein
                           auf drei Stücke, welche zusammen 60 bis 68 Pfund wiegen, geht
                              mit den Zeugen ein und behandelt sie 1 1/2 Stunden lang im kochenden Bade, nimmt sie
                              dann heraus und läßt sie bis zum folgenden Tage ruhen.
                           Ausfärbflotte. Man stellt das Bad an mit:
                           1 Pfund Kupfervitriol,
                           1/2 Pfund Eisenvitriol,
                           2 Pfund rohem Weinstein,
                           200 Maaß1 Maaß Wasser = 2 Pfund. Blauholzabkochung,
                           20 Maaß Gelbholzabkochung
                           auf drei Zeugstücke, welche zusammen 60 bis 68 Pfund
                              wiegen.
                           Man geht mit den Zeugen ein und behandelt sie 45 Minuten im kochenden Bade, worauf
                              man sie herausnimmt, wascht und avivirt.
                           Avivirungs- oder Modificationsbad. Je nach den der
                              schwarzen Farbe zu ertheilenden Nüancirungen unterwirft man die Zeugstücke
                              verschiedenen Avivir- oder Tonungsbädern. Für die schwarzblauen Nüancen gibt
                              man eine Passage durch ein leicht mit Schwefelsäure angesäuertes Bad; diesem muß man
                              ein wenig Blauholz für die röthlichschwarzen, und Curcumagelb für die ganz schwarzen
                              und grünlich-schwarzen zusetzen. Man behandelt die Zeugstücke in diesem Bade
                              15 bis 20 Minuten kochend.
                           
                           Das so dargestellte Schwarz, eine Verbindung von Eisen- und Kupferbeize mit
                              dem Pigment des Blauholzes, ist gegen Licht und Luft vollkommen ächt und es werden
                              nach dieser Methode in vielen Merinofärbereien die schwarzen Farben erzeugt;
                              namentlich eignet es sich und wird fast ausschließlich angewendet für feine Tücher
                              und Modestoffe. Das angegebene Verfahren weicht indessen dadurch von dem in vielen
                              Färbereien üblichen ab, daß hier nicht das ganze zur Verwendung gelangende Quantum
                              Eisen- und Kupfersalz in den Anbeizsud gegeben, sondern zum Theil auch in die
                              Ausfärbflotte eingeführt wird, was nur durch einen reichlichen Zusatz von Weinstein
                              ausführbar ist, da außerdem die Metallsalze einen Theil des Pigments fällen und
                              dieser Niederschlag nicht mehr oder doch nur sehr schwierig durch langes Kochen und
                              auch dann nie ganz solid auf der Faser sich befestigt und starkes Abfärben zur Folge
                              hat. Dagegen wird durch das Vorhandenseyn von mittelst Weinstein in Lösung
                              erhaltener Metallbeize in dem Farbstoffabsud, nothwendigerweise eine reichere
                              Fällung von Pigment in Verbindung mit Metalloxyd, also ein lackartiger Niederschlag
                              in der Zeugfaser bewirkt, als dieses sonst der Fall wäre und eine satte intensive
                              Färbung die Folge seyn, wie denn auch das der beschriebenen Methode in Grison's Werk zugetheilte Muster diese Eigenschaft in
                              hohem Grade zeigt.
                           Die nicht unbedeutenden, für Weinstein erwachsenden Kosten lassen sich, neueren
                              Erfahrungen in der Färbekunst entsprechend, mittelst Substituirung desselben durch
                              Weinsäure, von welcher dem Gewichte nach weniger als die Hälfte erforderlich ist,
                              namhaft vermindern, was in ökonomischer Beziehung wohl zu beachten ist.
                           Hinsichtlich der Avivirmittel ist noch zu erwähnen, daß in die Reihe derselben zur
                              Zeit auch das chromsaure Kupferoxyd, welches von chemischen Fabriken sowohl in
                              Lösungen von 30 bis 35° Baumé als auch krystallisirt bezogen wird,
                              getreten; ebenso chromsaures Kali-Ammoniak, dargestellt durch Neutralisiren
                              einer Auflösung von doppelt-chromsaurem Kali mit Aetzammoniak. Beide
                              chromsaure Salze, schon in sehr geringer Menge zu fraglichem Zwecke in Anwendung
                              gebracht, bewirken wesentlich eine Steigerung der Intensität der Farbe, verschiedene
                              Modificationen derselben, je nach der Menge des verwendeten Präparates und
                              Temperatur des Bades, in sich schließend.
                           
                        
                           Darstellung des sogenannten haltbaren
                                 Schwarz.
                           Unter der Bezeichnung „noir solide,“
                              welches wir mit „haltbares Schwarz“ übersetzen, aus Gründen
                              deren Darlegung weiter unten folgt, findet sich in Grison's Werk
                              folgende, in ihrem Operationsgang in mancher Beziehung eigenthümliche
                              Färbemethode.
                           Man bringt die Zeugstücke auf ein Bad, angeschärft mit 3 Pfund Salzsäure auf 4 Stücke
                              von ungefähr 80 Pfund Gesammtgewicht, und behandelt sie darin während 15 bis 20
                              Minuten bei 40° C., worauf man sie der Breite nach herauszieht und in das kochende Blauholzbad gibt, welches man in folgender Weise
                              ansetzt:
                           Einem Bade, welches in einem Kessel zugerichtet worden, setzt man bloß für die
                              Herstellung des Bades 1 Pfd. Salzsäure zu; ferner gibt man 460 Maaß Blauholzabsud
                              für die erste Passage von 6 Zeugstücken welche zusammen 130 Pfund wiegen und weitere
                              360 Maaß des gleichen Decocts für jede folgende Passage von 6 Zeugstücken in die
                              Flotte. Man geht mit den Zeugstücken ein, behandelt sie 75 Minuten lang in diesem
                              kochenden Bade, nimmt sie dann heraus und läßt sie bis zum nächsten Tage ruhen, um
                              ihnen die Bräunung zu geben.
                           Bräunungsbad. Dasselbe besteht in einem Bade, worin man
                              für 6 Zeugstücke von 130 Pfund Gesammtgewicht 2 Pfd. doppelt-chromsaures Kali
                              und 3 Pfd. Kupfervitriol aufgelöst hat; man geht mit den Stücken ein und behandelt
                              sie darin während einer Stunde kalt, dann noch eine Stunde lang, indem man das Bad
                              allmählich bis zum Kochen erwärmt und nimmt, sobald man diesen Wärmegrad erreicht
                              hat, die Stücke heraus, um sie zu aviviren.
                           Avivirungsbad. Hierzu richtet man ein Bad mit 16 Loth
                              Schwefelsäure und 4 Loth Curcuma auf je ein Zeugstück, geht mit den Zeugen ein und
                              behandelt sie darin 15 bis 20 Minuten lang bei 40° C., worauf man sie
                              herausnimmt und wascht.
                           Eine andere Avivirungsweise, welche zwar etwas theurer zu stehen kommt, dagegen eben
                              beschriebenem Verfahren in Hinsicht der intensiv schwarzen Farbe welche sie liefert
                              vorzuziehen ist, besteht in Folgendem:
                           Auf je ein Zeugstück gibt man dem Bade 12 Loth Weinstein, 6 Loth Schwefelsäure und 4
                              Loth Curcuma, behandelt den Zeug darin 15 bis 20 Minuten bei 40° C., nimmt
                              ihn alsdann heraus und wascht.
                           Wie aus Vorstehendem ersichtlich, werden die mit Salzsäure imprägnirten Zeuge einem
                              kochenden Blauholzbade unterzogen und der so aufgenommene Farbstoff in einem
                              Entwickelungsbade – bestehend aus doppelt-chromsaurem Kali und
                              Kupfervitriol, dem Princip des chromsauren Kupfers entsprechend – fixirt,
                              hierauf avivirt oder geschönt. Die Behandlung der Zeuge im warmen salzsauren Bade
                              hat zum Zweck, die Fasern des Gewebes durch Ausdehnung zu lockern und
                              aufzuschließen, um sie für die Aufnahme des Farbstoffes empfänglicher zu machen, weßhalb sich dieses
                              Verfahren ganz besonders für gefilzte und dicht gewebte kurzhaarige Wollstoffe
                              empfiehlt.
                           Bezüglich der Aechtheit der nach dieser Methode erzielten Farbe ist zu erwähnen, daß
                              diese gegen die Solidität der nach erstbeschriebenem Färbeproceß erhaltenen
                              zurückstehen muß, da erfahrungsgemäß die Verbindung des Blauholzpigmentes mit
                              Chromoxyd, in Folge einer bei diesem Vorgange eintretenden theilweisen Oxydation des
                              Farbstoffes, selbst bei einem großen Zusatz von Kupfersalz, wie es hier der Fall,
                              nie eine dauernde Widerstandsfähigkeit gegen Licht und Luft besitzt und trotz
                              sorgfältigen Auswaschens dem Abfärben unterworfen ist, welch letzterer Umstand schon
                              an sich auf keinen innigen Verband zwischen Faser und färbender Grundlage schließen
                              läßt. Das so eben Gesagte findet auch Anwendung auf das schließlich noch
                              mitzutheilende.
                           
                        
                           Schwarz mit doppelt-chromsaurem
                                 Kali.
                           Dieses Verfahren, eine Modification des vorhergehenden, welches seiner Billigkeit
                              wegen sowohl in der Merinofärberei als auch für geringere Wollstoffe häufige
                              Anwendung findet, wird in folgender Weise ausgeführt:
                           Man behandelt die Zeugstücke eine Stunde lang in einem kochenden Bade, welches
                              bereitet wird mit 16 Loth doppelt-chromsaurem Kali, 8 Loth Kupfervitriol und
                              6 Loth Schwefelsäure auf je ein Stück von 22 Pfd. Wolle, nimmt sie dann heraus und
                              wascht sie gut, worauf sie in das Färbebad kommen.
                           Dasselbe stellt man her mit 70 Maaß Blauholzabkochung, 10 Maaß Gelbholzdecoct und so
                              viel Schwefelsäure um die Farbe des Bades umzuändern, geht mit den angesottenen
                              Zeugstücken ein und behandelt sie eine Stunde lang im kochenden Bade; nachdem
                              dieselben herausgenommen und gut gewaschen worden, schönt man die schwarze Farbe in
                              einem der beiden Avivirungsbäder für das sogenannte haltbare Schwarz, wovon
                              dasjenige mit Weinstein den Vorzug verdient.
                           
                              D.