| Titel: | Ueber die weiteren Verbesserungen an Heißluftmaschinen; von Conrector G. Delabar. | 
| Autor: | Gangolf Delabar [GND] | 
| Fundstelle: | Band 179, Jahrgang 1866, Nr. LXI., S. 249 | 
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                        LXI.
                        Ueber die weiteren Verbesserungen an
                           Heißluftmaschinen; von Conrector G.
                              Delabar.
                        Delabar, über neuere französische Heißluftmaschinen.
                        
                     
                        
                           In unserem letzten ArtikelPolytechn. Journal Bd. CLXXVIII S.
                                       417. haben wir drei englische Erfindungen, die sich
                              auf neue Anordnungen, resp. Verbesserungen an Heißluftmaschinen beziehen,
                              besprochen. Im Folgenden sollen nun ebenso drei französische Erfindungen der Art zur Besprechung kommen. Dieselben
                              beziehen sich auf die Heißluftmaschine von Burdin und Bourget, auf die Luft- und Gasmaschine von Million und auf die calorische Maschine von Laubereau. Diese Maschinen sollen nach einander nach den
                              hierüber bekannt gewordenen, in jedem Falle besonders angegebenen Mittheilungen
                              betrachtet werden.
                           
                        
                           I. Die Heißluftmaschinen von Burdin und
                                 Bourget.Nachden Comptes rendus, 1865, t. LX p.
                                             710,dem Génie industriel, 1865,
                                             t. XXX p. 103, unddem polytechnischen Centralblatt, 1865 S. 1040.
                              
                           In verschiedenen Abhandlungen hatten die genannten Erfinder, Burdin und Bourget, schon früher der
                              französischen Akademie der Wissenschaften die ökonomischen Vortheile
                              auseinandergesetzt, welche nach ihrem Dafürhalten bei Kraftmaschinen durch Anwendung
                              von heißer Luft statt Dampf erlangt werden können.
                           Die weiteren Untersuchungen, welche dieselben über den gleichen Gegenstand gemacht,
                              haben sie zu Folgerungen geführt, die, wenn sie sich anders bewahrheiten würden,
                              einen großen Fortschritt auf dem Gebiete der motorischen Kräfte nach sich ziehen
                              müßten. Sie glauben nämlich, mittelst der Anordnungen, die sie in ihrer neueren
                              Abhandlung in den Comptes rendus vom 10. April 1865 (t. LX p. 710) beschrieben
                              haben (von wo dieselben in die anderen, von uns angegebenen Zeitschriften
                              übergegangen) und die wir sogleich näher besprechen werden, bei Anwendung von heißer
                              Luft dieselbe mechanische Arbeit mit nur 1/10 des Brennmaterialverbrauchs
                              erzeugen zu können, der zur gleichen Leistung bei Anwendung von Dampf nöthig sey.
                              Und reducire sich diese Oekonomie von 9/10 im schlimmsten Falle auch auf die Hälfte,
                              so sey dieß, behaupten sie, noch immer ein enormer Dienst, der damit der Industrie
                              und Technik geleistet werde. Diese ziemlich kühne Behauptung stützen die genannten
                              Erfinder darauf, daß sie aus einer vergleichenden Berechnung ihrer ideellen
                              Luftmaschine mit einer wirklichen Dampfmaschine zu dem allerdings sehr günstigen
                              Resultate gelangen, wornach erstere per Stunde und
                              Pferdekraft bloß 0,2 Kilogr. Kohlen verbrauche, während letztere zu der gleichen
                              Leistung durchschnittlich 2 Kilogr. consumire. Allein nach Allem was wir über deren
                              Erfindung erfahren konnten, stützt sich dieses Resultat auf keine wirkliche Maschine und noch viel weniger auf wirklich praktische Versuche mit einer solchen, und eben
                              deßhalb kann es auch durchaus nicht als eine ausgemachte Wahrheit hingenommen
                              werden. Wir unsererseits halten uns wenigstens von der Richtigkeit desselben so
                              lange nicht überzeugt, bis es durch zuverlässige Versuche
                              sich bestätigt haben wird.
                           Im Uebrigen bieten indessen ihre Vorschläge in theoretischer wie in praktischer
                              Hinsicht für jeden Techniker so viel Interesse dar, daß wir nicht anstehen,
                              dieselben der Hauptsache nach unseren Lesern hiermit zur Kenntniß zu bringen.
                           Die Erfinder gehen hierbei von der Voraussetzung aus, daß der Rauch und die
                              Verbrennungsgase von einer gewöhnlichen Feuerung aus, die ähnlich wie eine
                              Dampfkesselfeuerung eingerichtet sey, durch einen nach abwärts geneigten Canal in
                              den Schornstein entweiche und daß in diesem Canal der Länge nach einige parallele
                              Röhren sich befinden, durch welche die Luft, mittelst einer besonderen Vorrichtung
                              bis zu 2 Atmosphären comprimirt, der Bewegungsrichtung des Rauches entgegengesetzt,
                              also aufwärts bis zur Feuerung geleitet werde und dabei den Verbrennungsgasen ihre
                              Wärme allmählich entziehe.
                           Damit dieser Zweck der Lufterwärmung möglichst vollkommen erreicht werde, sey aber
                              nöthig:
                           1) daß die Leitungsröhren in gehöriger Zahl und Längenausdehnung vorhanden seyen, um
                              dem Rauch und den Verbrennungsgasen eine hinreichend große Heizfläche darzubieten;
                              und
                           2) daß der zur Erwärmung dienende Rauch so lange als er die Röhren umspült, eine
                              höhere Temperatur beibehalte als diese selbst haben.
                           Nach Péclet nimmt ein Quadratmeter Röhrenheizfläche
                              in der Secunde 0,14 Wärmeeinheiten auf, wenn ihre Temperatur fortwährend 50° C. niedriger ist als
                              die der umgebenden Luft. Um daher unter gleichen Umständen eine Wärmeeinheit aufzunehmen, braucht man 1/0,14 = 7,15 Quadratmeter
                              Heizfläche und, wenn die kupfernen Röhren 1 Millimet. Wandstärke erhalten, so wiegen
                              sie 7,15 . 0,001 . 8900 = 63,5 Kilogr.
                           Indem man den Canal mit den Röhren verlängert, könne man es dahin bringen, daß der
                              Rauch bis auf 111° C. abgekühlt werde. Es sey dieß jedoch die äußerste
                              zulässige Abkühlung, weil Luft von 2 Atmosphären Spannung unter dem Gebläse, also
                              schon durch die Comprimirung auf diesen Druck, die Temperatur von 61° annehme
                              und doch noch mindestens 50° kühler als der Rauch seyn müsse, um die oben
                              bezeichnete Wärme aufnehmen zu können.
                           Hat nun die auf 2 Atmosphären comprimirte Luft auf ihrem Wege durch die Röhren bis
                              zur Feuerung die Temperatur von 700° bis 800° C. erreicht, so gelangt
                              sie:
                           1) in den Betriebscylinder, um den Kolben desselben anfänglich mit Volldruck und
                              nachträglich mit Expansion bis zur Atmosphärenspannung in Bewegung zu setzen, wobei
                              sie sich um 146° abkühle, und hierauf
                           2) in den Feuerherd, um sich daselbst in unmittelbarer Berührung mit der glühenden
                              Kohle von ihrer bis auf 654° erniedrigten Temperatur sofort wieder auf jene
                              von 800° bis 900° zu erhöhen, womit sie nun den äußeren Umfang der
                              Heizröhren umspült und ihre Wärme zur Erhitzung der in den Röhren zugeleiteten
                              frischen comprimirten Luft abgibt.
                           Man sieht, daß durch diese Anordnung die ganze Wärme des Brennstoffes ausgenutzt
                              wird, mit Ausnahme jener, welche der Rauch am Ende des Canals noch mit sich in den
                              Schornstein fortführt, nämlich:
                           111 . 0,24 . 36 = 960 Wärmeeinheiten
                           per Kilogramm der verbrauchten Kohle.
                           Bei dieser Rechnung wurde vorausgesetzt:
                           1) daß die Menge der Verbrennungsluft dreimal so groß sey als diejenige, welche nach
                              der gewöhnlichen Annahme nothwendig ist, um den Kohlenstoff in Kohlensäure
                              umzuwandeln, ohne daß sich hierbei Kohlenoxyd bildeDie Luft, welche zur Verbrennung von 1 Kilogr. Steinkohle nöthig ist, wiegt
                                    nach Redtenbacher 11,6 Kilogr., wofür man
                                    gewöhnlich 12 Kilogr. annimmt., und
                           2) daß der Stickstoff, die Kohlensäure und der Sauerstoff bei ihrem Entweichen aus
                              der Feuerung in den Schornstein durchschnittlich eine spec. Wärme von 0,24 besitzen,
                              was indessen die äußerste Grenze seyn dürfte, indem die der Kohlensäure und des
                              Sauerstoffs jedenfalls geringer ist.Nach den Versuchen von de la Roche und Berard ist die specifische Wärmebei gleichem Druck,jene des Wassers= 1    gesetzt,für Stickstoff= 0,275  „  Kohlensäure= 0,221  „  Sauerstoff= 0,236–––––––––die der Mischung also im Mittel= 0,244.
                              
                           Unter diesen Voraussetzungen und unter der weiteren Annahme des mechanischen
                              Wärmeäquivalents zu 425 Kilogr.-Met. liefert die von Burdin und Bourget projectirte Maschine eine
                              mechanische Arbeit von:
                           7000 . 425 – 960 . 425 = 2'567'000 Kilogr.-Met.
                           per Kilogramm Kohle.
                           Da nun die besten Dampfmaschinen per Stunde und
                              Pferdekraft mindestens 1 Kilogr. Kohle gebrauchen, also mit einem Kil. Kohle nur 75
                              . 3600 = 270'000 Kil.-Met. leisten, so ergibt sich hiernach für die neue
                              Maschine eine Leistung, welche
                           2'567'000/270'000 = 9 1/2 mal
                           so groß ist als die der besten Dampfmaschine, oder umgekehrt,
                              die neue Maschine verbraucht per Stunde und Pferdekraft
                              nur 1/(9 1/2) = 2/19 = 0,105, also bereits nur 1/10 Kilogr. Kohle.
                           Nehmen wir aber den Kohlenverbrauch per Stunde und
                              Pferdekraft für die Dampfmaschine, wie oben, zu 2 Kilogr. an, so stellt sich diese
                              Rechnung für die neue Maschine noch günstiger, was kaum wahrscheinlich ist, deßhalb
                              die Leistung der neuen Maschine jedenfalls kleiner, d.h. der Verlust größer, als
                              oben berechnet, angenommen werden muß.
                           Würde die Luft auf 3, 4, 5 oder mehr Atmosphären, statt nur auf 2 Atmosphären
                              comprimirt, so würde zwar der Betriebscylinder noch kleinere Durchmesser erhalten;
                              allein der Vortheil dieser Volumensverminderung würde anderseits wieder durch den
                              Nachtheil eines größeren Wärmeverlustes ausgeglichen, und zwar vorzüglich aus dem
                              Grunde, weil der Rauch, um an diese stärker comprimirte, also wärmere Luft, noch
                              Wärme abgeben zu können, mit einer höheren Temperatur als mit 111° im
                              Schornstein entweichen müßte.
                           Uebrigens läßt sich zeigen, daß ein Betriebscylinder, der mit Luft von 2 Atmosphären
                              Spannung eine eben so große mechanische Arbeit verrichtet als wenn er mit Dampf gespeist würde, keine
                              übermäßig großen Dimensionen erhält. Denn in einem Cylinder von 1,2 Met. Durchmesser
                              und 0,6 Met. Länge, also einem Fassungsraum von 0,678 Kubikmet., liefert der Kolben
                              beim Volldruck der Luft per Hub eine mechanische Arbeit
                              von
                           10334 . 0,678 = 7000 Kil.-Met.,
                           wobei der Luftverbrauch 0,678 Kubikmeter von circa 800° Temperatur und 2 Atmosphären Spannung,
                              oder 0,346 Kubikmet. gewöhnliche Luft von 0° Temperatur und 1 Atm. Spannung
                              beträgt.
                           Die Expansion der heißen Luft liefert überdieß nach den Untersuchungen der Erfinder
                              1795 Kilogr.-Met., während dagegen die vorhergehende Compression 565
                              Kil.-Met. und das Zurücktreiben 2187 Kil.-Met. erfordern, so daß sich
                              die theoretische verfügbare Arbeit per Hub herausstellt
                              auf:
                           7000 + 1795 – 565 – 2187 = 6043
                              Kil.-Met.
                           Arbeitet man mit höherem Druck, so erzeugt derselbe Cylinder allerdings eine
                              beträchtlichere Arbeit, allein der Cylinder verlangt dann, wegen der stärkeren
                              Expansion, auch, eine größere Länge; ferner wird der Rauch mit höherer Temperatur
                              entweichen, wodurch der Wärmeverlust vergrößert wird; sodann müssen die Leitröhren,
                              um den stärkeren Druck aushalten zu können, selbst stärker werden, wodurch aber ihre
                              Fähigkeit, die Wärme aufzunehmen, ungeachtet der größeren Dichtigkeit der Luft,
                              vermindert wird; zudem wachsen die Undichtheiten und die Reibung des Betriebskolbens
                              mit der Spannung in höherem Maaße als die Reibungsfläche kleiner wird, und endlich
                              wird die Maschine, obschon kleiner, doch ein größeres Gewicht verlangen, eben weil
                              sie größere Wandstärken nöthig macht.
                           Aus allen diesen Gründen folgt aber, daß es rathsam ist, die Luft von keiner höheren
                              Spannung als auf 2 Atmosphären comprimirt, anzuwenden.
                           Immerhin wiege indessen die ganze neue Maschine mit ihren Röhren und allem ihrem
                              Zubehör nicht so viel als die meisten Dampfmaschinen mit ihren großen und
                              explosibeln Kesseln, welche höchstens 1/10 der der Kohle innewohnenden Wärme nutzbar
                              machen.Diese bei der besten Dampfmaschine in nützliche Arbeit übergetragene Wärme
                                    beträgt sogar nur, wie ich in einer früheren Abhandlung (s. polytechn.
                                    Journal Bd. CLXXI S. 7) näher
                                    angegeben, 1/20 der im Brennstoff enthaltenen Wärme.
                              
                           Um die Betriebsmaschine und das Gebläse oder die Luftpumpe möglichst compendiös in
                              einem und demselben Organe zu vereinigen und um ohne Nachtheil mit hoher Temperatur arbeiten zu können,
                              haben die Erfinder ihrem Motor folgende Haupttheile und Einrichtung gegeben:Leider haben sie ihrer Beschreibung keine Zeichnungen beigegeben und sind wir
                                    daher auch nicht im Falle, unseren Bericht mit solchen begleiten zu
                                    können.
                              
                           1) Der Hauptkolben ist ein oben offener Cylinder aus Gußeisen von 0,015 Meter
                              Wandstärke und 1,20 Met. Durchmesser, der oben mit einem vorstehenden Rand versehen
                              ist, so daß er einem umgekehrten Hut gleicht.
                           2) In diesen ersten gußeisernen Kolben ist ein zweiter irdener Kolben eingesetzt, der
                              aus einem ähnlichen Cylinder ohne Rand aus einem feuerfesten, die Wärme nicht
                              leitenden und mit Eisen verankerten Material besteht.
                           3) Diese beiden Kolben sind ihrerseits in einen dritten irdenen Cylinder eingesetzt,
                              der, dem zweiten gleichend, ebenfalls aus einem feuerfesten Stoff zusammengesetzt
                              ist und oben vom horizontalen Rand des ersten gußeisernen Kolbens um beinahe 0,01
                              Meter überragt wird.
                           4) Alle drei Stücke können sich unabhängig von einander bewegen, und zwar erhält das
                              Mittelstück oder der Hauptkolben seine Bewegung von einer Kolbenstange wie bei einem
                              gewöhnlichen Kolben, während die beiden anderen Kolben ihre mit gewissen
                              Beschleunigungen vor sich gehenden Bewegungen mittelst geeigneter Excentriken
                              erlangen.
                           5) Diese drei Kolben befinden sich in einem ausgebohrten Cylinder, welcher selbst
                              wieder von einem Cylinder aus feuerfestem Material umgeben, unten durch einen
                              gewöhnlichen Boden, oben aber durch einen Deckel in Form eines umgestürzten, den
                              drei beschriebenen Kolben angepaßten Hutes geschlossen ist.
                           Dieser Cylinder ist ungefähr 2,20 Meter lang, weil er den Hauptkolben auch noch nach
                              der Expansion der Luft aufzunehmen hat, und ist derselbe als der eigentliche
                              Betriebscylinder zu betrachten.
                           Damit der äußere Rand des Hauptkolbens gegen die Wand desselben dicht anschließe, ist
                              er mit einem Dichtungs- oder Liderungsring versehen.
                           6) Alle Theile, welche der heißen Luft ausgesetzt sind, sind mit einem feuerfesten
                              Material ausgefüttert.
                           Was nun im Weiteren die Wirkungsweise der neuen Maschine betrifft, so bemerken die
                              Erfinder hierüber Folgendes:
                           Angenommen, der Apparat befinde sich in verticaler Lage und alle beweglichen Theile
                              seyen am oberen Ende des Betriebscylinders ineinandergeschoben, so gehen alle drei
                              Kolben, wenn man die comprimirte heiße Luft auf den inneren oberen Kolbentreten läßt,
                              gleichzeitig niederwärts; allein das Excentric des äußeren unteren Kolbens ertheilt
                              diesem eine beschleunigte Bewegung und in Folge dessen wird gewöhnliche frische Luft
                              angesogen. Inzwischen setzt der Hauptkolben seinen Lauf weiter fort, schließt die
                              Saugventile, comprimirt die angesogene Luft und treibt sie in die Heizröhren. Dabei
                              münden diese in ein besonderes Reservoir mit einem als Druckregulator dienenden
                              beweglichen Kolben, welcher verhindert, daß die Spannung der Luft in der Maschine
                              zwei Atmosphären übersteigen kann.
                           Nach der entgegengesetzten Richtung findet derselbe Vorgang statt. Die heiße Luft
                              tritt von unten gegen den äußeren Kolben ein. Dadurch werden alle drei Kolben
                              gemeinschaftlich aufwärts getrieben; allein während der Hauptkolben und der untere
                              äußere Kolben regelmäßig aufsteigen, bewegt sich der obere innere Kolben mit einer
                              beschleunigten Geschwindigkeit aufwärts, in Folge dessen wieder in dem Raum über dem
                              Metallrand des Hauptkolbens frische Luft angesogen, comprimirt und durch den oben
                              erwähnten Regulator in die Heizröhren getrieben wird, von wo sie, gehörig erhitzt,
                              in die Maschine zum Betriebe des Hauptkolbens zurückgelangt.
                           Die Betriebsmaschine und die Luftpumpe sind also bei der neuen Anordnung, wie man
                              sieht, in einen Apparat vereinigt, und man braucht
                              deßhalb bei ihr nicht, wie dieß bei solchen Maschinen sonst meistens der Fall ist,
                              zwei getrennt arbeitende Maschinen anzuwenden. Dadurch fällt denn auch ein
                              Hauptvorwurf weg, der den mit comprimirter Luft arbeitenden Maschinen gemacht worden
                              ist.
                           Ein weiterer Vortheil besteht darin, daß der obere ausgebohrte Theil des die Kolben
                              umhüllenden Cylinders immer nur mit der frischen Luft in Berührung ist, wogegen die
                              heiße Luft stets nur mit dem feuerfesten Material in Berührung kommt. Bei der
                              Bewegung von oben nach unten wirkt nämlich die heiße Luft auf den oberen feuerfesten
                              Kolben, dessen Seitenwand an derjenigen des gußeisernen Hauptkolbens sich reibt, und
                              während dem kühlt die aus der Atmosphäre angesogene frische Luft den Rand des
                              Hauptkolbens und die Wand des ausgebohrten Umhüllungscylinders ab, indem sie in den
                              von diesen Flächen abgeschlossenen Raum eindringt. Ebenso schützt auch bei der
                              umgekehrten Bewegung von unten nach oben der untere irdene Kolben den metallenen
                              Theil des ausgebohrten Betriebscylinders.
                           Endlich sind auch die schädlichen Räume stets durch comprimirte oder gewöhnliche Luft
                              ausgefüllt und restituiren durch deren Expansion immer wieder diejenige Arbeit,
                              welche sie bei der Compression consumiren, so daß ihre nachtheilige Wirkung so viel
                              als aufgehoben wird.
                           Dafür aber verlangt die Maschine und namentlich der oben beschriebene dreifache
                              Kolben eine um so complicirtere Einrichtung, die wieder andere Uebelstände mit sich
                              bringt.
                           In dieser Beziehung geht aus den Untersuchungen der Erfinder selbst hervor, daß die
                              Arbeitsverluste bei ihrer Maschine größer sind, als bei einer Dampfmaschine von
                              gleicher Leistungsfähigkeit.
                           Nehmen wir, um dieses nachzuweisen, zwei Cylinder von gleicher Länge an, den einen
                              für comprimirte heiße Luft, den anderen für Dampf, so werden nach der Angabe der
                              Erfinder beide bei vereinigter Wirkung von Volldruck und Expansion einer gleichen
                              Leistung fähig seyn, wenn der Querschnitt des Dampfcylinders ungefähr 2/3mal so groß
                              ist, als der des Heißluftcylinders. Dann aber braucht der Durchmesser des ersteren
                              nur 0,98 Met. statt 1,2 Met. groß zu seyn. Die Kolbenreibung im Heißluftcylinder
                              verhält sich also zu der im Dampfcylinder wie 1 : √2/3 oder wie √3 :
                              √2, und dieses Verhältniß wird durch die Verbindung der Gebläsemaschine mit
                              der Betriebsmaschine nicht geändert. Noch ungünstiger für die Heißluftmaschine ist
                              jener Verlust, welcher aus der Uebertragung der Kolbenkraft auf die Schwungradwelle,
                              auf die Schiffsschraubenwelle, oder auf die Locomotivenachse durch Kurbeln dadurch
                              entsteht, daß bei ihr der Durchmesser der Kurbelwarze im Verhältniß von 1 :
                              ∛2/3 oder ∛ : ∛2 größer werden muß als bei der Dampfmaschine
                              und wodurch die Reibung theils des längeren Weges, theils des stärkeren Druckes
                              wegen, also aus doppeltem Grunde, vergrößert wird.
                           Die Erfinder schließen hieraus, daß der Arbeitsverlust bei ihrer neuen
                              Heißluftmaschine 3/2mal so groß sey als bei der Dampfmaschine.
                           Nimmt man daher den Effectverlust bei letzterer zu 1/4 = 0,25 des totalen Effectes
                              an, so stellt sich derselbe bei der ersteren auf 3/2 . 1/4 = 3/8 oder 0,375 und
                              folglich der Wirkungsgrad auf (1 – 0,375) = 0,625. Um sicher zu gehen, nehmen
                              sie diesen aber nur zu 0,5 an, wobei der Kohlenverbrauch sich höchstens auf 0,2
                              Kilogramme per Stunde und Pferdekraft belaufe.
                           Dieses Resultat wäre daher immer noch für die neue Luftmaschine außerordentlich
                              günstig. Allein da es, wie schon Eingangs bemerkt worden ist, auf einer Menge zum
                              Theil sehr problematischer Hypothesen beruht und keineswegs aus wirklichen Versuchen
                              mit einer praktisch ausgeführten Maschine dieser Art abgeleitet wurde, so ist
                              dasselbe jedenfalls noch der weiteren Berichtigung zu unterstellen, und wir
                              fürchten, daß die etwas
                              starken sanguinischen Hoffnungen, welche die Erfinder von der Leistungsfähigkeit
                              ihrer neuen Maschine zu haben scheinen, noch bedeutend werden herabgestimmt werden,
                              wenn sie zur wirklichen Ausführung und praktischen Anwendung der Maschine schreiten
                              und deren Leistungsfähigkeit alsdann durch unparteiische Sachverständige untersuchen
                              und prüfen lassen.
                           Die Erfinder mögen dieß indessen selbst gefühlt haben, indem sie schließlich in ihrer
                              Abhandlung einige der wichtigsten Schwierigkeiten, welche sich bei der praktischen
                              Ausführung und Anwendung zeigen dürften, noch ganz besonders hervorheben.
                           Es sind folgende:
                           1) Der gußeiserne Kolben ist, wie wir gesehen haben, beständig mit frischer Luft in
                              Berührung und gegen die Wärme der heißen Luft durch die beiden anderen, aus einer 4
                              Centimeter dicken irdenen und mit Eisen verankerten Masse bestehenden Kolben
                              geschützt. Wenn nun diese Stärke des schlechten Wärmeleiters zu gering wäre, so
                              würde die Speiseluft eine höhere Temperatur annehmen und daher mit mehr als
                              61° C. in den Regulator gelangen, und demnach müßte auch der Rauch, um auf
                              dieselbe die gewünschte Erwärmung ausüben zu können, mit mehr als 111° C.,
                              wie oben vorausgesetzt worden, in den Schornstein entweichen. Dieß würde aber nicht
                              nur einen größeren Wärmeverlust, sondern auch einen größeren Verlust an verfügbarer
                              mechanischer Arbeit, als früher berechnet wurde, bedingen. Beide Verluste könnten
                              nur dadurch vermindert werden, daß man die Stärke oder Dicke der die Wärme nicht
                              leitenden Thonmassen vergrößert und die kupfernen Leitungsröhren verlängert, wodurch
                              aber die Anlage natürlich kostspieliger würde.
                           2) Die Construction der Vertheilungsschieber erfordert ganz besondere Sorgfalt. Um
                              sie gegen die Einwirkung der heißen Luft zu schützen, schlagen die Erfinder vor,
                              dieselben mit Porzellankästchen zu umgeben und überdieß in den Zwischenraum durch
                              die Schieberstange einen kleinen, dem Regulator entnommenen Luftstrahl (von 2
                              Atmosphären Spannung und 61° Temperatur) zu führen. Diese Luft, welche
                              ebenfalls zur Abkühlung der Vertheilungsschieber dient, kehrt in der Hauptsache in
                              den Regulator zurück und nur ein kleiner Theil davon gelangt in den Betriebscylinder
                              und mischt sich darin mit der bis auf 800 oder noch mehr Grade erhitzten
                              Betriebsluft. Dabei können die bei der Bewegung der Steuerungsschieber bloßgelegten
                              polirten Metallflächen durch andere Deckschieber aus Porzellan oder einem anderen
                              geeigneten Stoff mit entsprechender hin- und hergehender Bewegung geschützt
                              werden.
                           Diese Schutzmittel führen aber zu neuen Complicationen der Construction und vermehren, wie sich Jeder
                              leicht denken kann, die Schwierigkeiten, welche die neue Maschine der praktischen
                              Ausführung entgegensetzt, nur noch mehr.
                           3) Die Feuerung wird nur durch Betriebsluft, nachdem sie ihre Wirkung ausgeübt,
                              gespeist, und durch ein geeignetes Register wird zugleich die ihr entsprechende
                              Kohlenmenge regulirt. Allein man begreift, daß auch dieses schneller gesagt ist, als
                              gethan, und daß daher die Schwierigkeiten, welche die Construction dieser neuen
                              Heißluftmaschine mit sich bringt, so schnell noch nicht alle beseitigt seyn
                              werden.
                           
                              
                                 (Der Schluß folgt im nächsten Heft.)