| Titel: | Ueber den Doppel-Ventilator von Perrigault; Bericht von Tresca. | 
| Fundstelle: | Band 179, Jahrgang 1866, Nr. LXV., S. 267 | 
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                        LXV.
                        Ueber den Doppel-Ventilator von Perrigault; Bericht von Tresca.
                        Aus den Annales du Conservatoire des arts et
                                 métiers, 1865, t. VI p. 162.
                        Mit Abbildungen auf Tab.
                              V.
                        Perrigault's Doppel-Ventilator.
                        
                     
                        
                           Hr. Perrigault, Mechaniker zu Rennes, hat an das Conservatoire einen Ventilator mit ebenen Flügeln
                              gesendet, mittelst dessen man den Druck der Luft soweit steigern kann, daß er einer
                              Wassersäule von 0,75 Meter Höhe entspricht.
                           Da dieses für die Eisenhütten sehr wichtige Resultat eine
                              ausgedehntere Anwendung des an sich sehr einfachen Doppel-Ventilators
                              herbeiführen dürfte, so haben wir einige Versuche mit diesem Apparate angestellt,
                              welche die Angaben des Erfinders bestätigten.
                           Der Ventilator von Perrigault ist ein doppelter, er
                              besteht nämlich aus zwei einfachen Ventilatoren, welche so angeordnet sind, daß die
                              in den ersten eingeblasene Luft zur Speisung des zweiten dient, welcher dann auf
                              bereits comprimirte Luft wirkt und seinerseits diese Compression bedeutend
                              verstärkt.
                           Die Trommeln der beiden Ventilatoren sind Cylinder von fast kreisförmigem
                              Querschnitte, aber in Bezug auf die Welle der Flügelräder excentrisch.
                           Diese Kreisform mußte nothwendiger Weise in der Nähe der Ausströmungsrohre modificirt
                              werden. Die Flügelräder haben 0,60 Meter Durchmesser und jedes derselben trägt acht
                              gleichweit von einander abstehende radiale Flügel oder Schaufeln. Der Spielraum um
                              die Schaufeln nimmt von
                              dem Eintritt bis zu dem Austritt von 0,04 bis 0,10 Meter zu. Die Admissionsöffnung
                              am Centrum der ersten Trommel hat 0,26 Meter Durchmesser und die der zweiten Trommel
                              ist mit dem Ausströmrohre der ersten durch ein Röhr von demselben Querschnitt
                              verbunden, welches man aber so gebogen hat, daß die durch dasselbe veranlaßten
                              Störungen in der Bewegung der Luft soviel als möglich vermindert werden.
                           Die Breite jeder Trommel beträgt 0,125 Meter, aber die der Flügel oder Schaufeln nur
                              0,075 Meter.
                           Die Bewegung wird auf die den beiden Flügelrädern gemeinschaftliche Welle mit Hülfe
                              einer Riemscheibe übertragen, welche zwischen den zwei 0,225 Met. von einander
                              entfernten Trommeln angebracht wird.
                           Die Riemscheibe hat einen Durchmesser von 0,092 (? 0,15) MeterTresca's Bericht in den Annales du Conservatoire enthält viele Druckfehler.A. d. Red. und die Breite ihrer Kranzleisten beträgt 0,130 Meter.
                           Die Welle wird von zwei Lagern getragen, deren Futter den sechsfachen Durchmesser der
                              Wellzapfen zur Länge haben. Eine bedeutende Länge des Lagerfutters hat bekanntlich
                              auf alle mit großen Geschwindigkeiten sich bewegenden Wellen einen sehr günstigen
                              Einfluß.
                           Bei den angestellten Versuchen wurde die Bewegung auf die Riemscheibe des Ventilators
                              mittelst eines rotirenden Dynamometers übertragen, dessen Riemscheibe einen
                              Durchmesser von 0,82 Met. hatte. Bis zu einer Geschwindigkeit von dreihundert
                              Umdrehungen konnte man mit diesem Instrumente gute Diagramme erhalten.
                           Die Zahl der Umdrehungen wurde von einem auf die Welle des Dynamometers befestigten
                              Zählapparate angegeben.
                           Um die hervorgebrachte Leistung zu ermitteln, wurde jedesmal vor der Düse eine Röhre
                              angebracht, welche an ihren beiden Enden offen und so gebogen war, daß ihre eine
                              Mündung vor die Mittellinie der Düse zu liegen kam und in beiden Schenkeln der Stand
                              der gefärbten Flüssigkeit abgelesen werden konnte, um die Höhe der in der Röhre
                              gehobenen Flüssigkeit zu bestimmen.
                           Es wurden zwei Reihen von Versuchen gemacht: die eine mit einer Düse, deren
                              Durchmesser d = 0,068 Meter und daher ihr für den
                              Durchgang freier Querschnitt S = 0,0033 Quadratmeter
                              betrug, indem man für diese conische Düse eine Verjüngung von 0,9 annahm. Bei der
                              anderen Reihe war d' = 0,102 Meter und bei Annahme
                              derselben Verjüngung S' = 0,00735 Quadratmeter.
                           Die nachfolgende Tabelle enthält alle Angaben, welche die während der Versuche
                              gemachten Bestimmungen lieferten:
                           
                           Tabelle über die mit dem
                                 Doppel-Ventilator von Perrigault angestellten Versuche.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 179, S. 268
                              Nummer des Versuches; Zahl der
                                 Umdrehungen per Minute; Ventilator; Dynamometer; Geschwindigkeit am Umfange;
                                 Höhe h der Wassersäule; Quadratwurzel von h; Berechnete entsprechende
                                 Geschwindigkeit; Mittlere Ordinaten der Diagramme; Entsprechender Druck;
                                 Gemessene mechanische Arbeit; Werthe von MV²/2; Wirkungsgrad; Werthe von P : p; Nutzeffect; Erste Reihe. – Düse mit einem
                                 Durchmesser d = 0,068 Meter. (Am 10. Februar 1865.);
                                 Zweite Reihe. – Düse mit einem Durchmesser d' = 0,102 Meter. (Am 15. Februar 1865.)
                              
                           
                           Zum Verständniß dieser Tabelle lassen wir eine Erklärung ihrer einzelnen Columnen
                              folgen.
                           Die Zahl der Umdrehungen des Dynamometers per Minute
                              wurde direct am Zählapparate abgelesen; in dem Augenblicke, wo die Wassersäule
                              stationär blieb, notirte man die von dem Zählapparate angegebene Zahl.
                           Die Zahlen der zweiten Columne sind von denen der dritten durch Multiplication mit
                              5,2 abgeleitet. Diese Zahl ist von dem zwischen den Riemscheibendurchmessern
                              bestehenden Verhältnisse abgeleitet, indem man zu jedem der Durchmesser die halbe
                              Dicke des Treibriemens = 0,0095 Met. hinzu addirt, wodurch man erhält:
                           (0,82 Meter + 0,0095 Meter)/(0,15 Meter + 0,0095 Meter) = 5,2
                           Die Zahlen der vierten Columne sind aus denen der zweiten durch Multiplication mit
                              dem Umfange der Flügel und durch Division mit 60 abgeleitet, um die wirkliche
                              Geschwindigkeit des Endes dieser Schaufeln in Metern per
                              Secunde zu erhalten. Diese Geschwindigkeit hat bei dem letzten Versuche der ersten
                              Reihe beinahe 60 Meter erreicht.
                           Die Höhe h ergibt sich durch directe Beobachtung des
                              Wasserstandes in den beiden Schenkeln des Wassermanometers, welches im Centrum der
                              Düse eine Pitot'sche Röhre bildet, die ungefähr einen
                              Centimeter tief in die Düse hineinreichte.
                           Um die Geschwindigkeit der Luft, welche dieser Pressung entspricht, zu ermitteln, muß
                              man den Ausdruck
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 179, S. 269
                              
                           berechnen. Die Werthe von √h bilden die sechste Columne und in der siebenten hat man die Werthe für
                              die auf vorstehende Art berechnete Geschwindigkeit zusammengestellt. Diese
                              Geschwindigkeit der Luft variirte von 60 bis 100 Meter per Secunde.
                           Wir haben mittelst des Dynamometers nur sieben gute Diagramme erhalten, welche die
                              mittlere Ordinate lieferten, die den mittleren Druck repräsentirt; letzterer beträgt
                              2,8984 Kilogramme per Millimeter der Ordinaten, und man
                              erhält die mechanische Arbeit, indem man jeden dieser mittleren Drucke mit der
                              Geschwindigkeit am Umfang der Dynamometer-Scheibe multiplicirt, nämlich
                           πD × n/60 = (3,14 × 0,82 Meter)/60 × n = 0,0429 n Meter, 
                           wo n die Zahl der Umdrehungen per Minute bezeichnet.
                           
                           Nimmt man an, daß die durch die Luft wirklich aufgespeicherte Arbeit gleich
                              derjenigen sey, welche der der Höhe h zukommenden
                              Geschwindigkeit entspricht, so erhält man leicht ein Maaß dieser Arbeit durch das
                              Product
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 179, S. 270
                              
                           oder wenn man vor der Hand das Verhältniß P/p der Pressungen der Luft
                              innerhalb und außerhalb des Apparates vernachlässigt,
                           1,293/19,61 × SV³
                           und wenn man für S seinen Werth
                              S oder S', je nach der
                              Versuchsreihe einsetzt, so findet man für die erste Reihe:
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 179, S. 270
                              
                           und für die zweite Reihe:
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 179, S. 270
                              
                           Diese Ausdrücke haben uns zur Berechnung der Zahlen in der eilften Columne der
                              Tabelle gedient.
                           Wenn diese Zahlen den wirklichen Werth der mechanischen Arbeit der Luft nach ihrem
                              Austritte aus der Maschine repräsentiren, so erhält man den Wirkungsgrad, wenn man
                              dieselben durch die entsprechenden Zahlen der vorhergehenden Columne dividirt.
                           Rechnet man auf die angegebene Weise, so findet man, daß dieser Nutzeffect bei der
                              ersten Reihe zwischen 0,304 und 0,478 variirt oder im Durchschnitt 0,395 beträgt;
                              daß dagegen die Zahlen bei der zweiten Reihe mehr übereinstimmten und eine höhere
                              Durchschnittszahl, nämlich 0,448 liefern.
                           In Wirklichkeit sind die Werthe von (MV²)/2
                              in Folge des Factors P/p den
                              wir vernachlässigt haben, etwas größer. Der äußere Druck p ist gleich dem Gewichte einer Wassersäule von 10,33 Met. Höhe; der
                              innere Druck P aber gleich dem einer Wassersäule von
                              10,33 + h, wenn er nämlich an dem Punkte gemessen wird,
                              wo die Compression am größten ist. Man hat daher P/p = (10,33 + h)/10,33, und
                              die so für jeden Versuch berechneten Werthe sind in der 13. Columne
                              zusammengestellt.
                           
                           Um den Werth dieser Verhältnißzahl beim Wirkungsgrad der Nutzleistung zu
                              berücksichtigen, braucht man nur die entsprechenden Zahlen in den Columnen 12 und 13
                              mit einander zu multipliciren, wodurch man die Zahlen der 14. Columne erhält, aus
                              denen sich als die bei unseren Versuchen erlangte mittlere Nutzleistung ergibt:
                           
                              
                                 für die erste Reihe
                                 0,408
                                 
                              
                                 und für die zweite Reihe
                                 0,485
                                 
                              
                           Vorstehende Berechnungsmethode beruht also auf der Annahme, daß die Pitot'sche Röhre, in unserer Weise angewendet, durch den
                              Höhenunterschied der Wassersäulen genau das Maaß der Compression angibt, welche das
                              Ausströmen veranlaßt.
                           Hr. Bourget hat kürzlich Versuche über die Genauigkeit
                              dieser Angaben angestellt und wir stimmen mit ihm überein, daß diese Beobachtungsart
                              die genaueste von allen ist, welche man anwenden kann, wenn die Geschwindigkeit zu
                              groß ist, um von Anemometern Gebrauch machen zu können.
                           Unsere Berechnungsweise bietet außerdem den Vortheil, daß sie ein von dem Widerstande
                              in anzuwendenden Leitungsröhren ganz unabhängiges Resultat liefert. Dieselbe gibt,
                              nach unserer Ansicht, das richtige Maaß für den Werth des Apparates, denselben für
                              sich allein betrachtet, gerade so wie man die Leistung einer Dampfmaschine oder
                              eines Wasserrades auf der von den Transmissionen derselben getrennten Treibwelle
                              bestimmt.
                           Aus unseren Versuchen geht hervor:
                           1) daß bei der ersten Versuchsreihe die Luftsäule das Wasser in der Manometerröhre
                              hinaufdrückte bis sich ein Höhenunterschied von 0,735 Met. für eine Geschwindigkeit
                              des Flügelrades von 1908 Umdrehungen per Minute ergab;
                              daß dagegen bei der zweiten Versuchsreihe nur ein Höhenunterschied von 0,400 Metern
                              für eine Geschwindigkeit des Flügelrades von 1622 Umdrehungen stattfand;
                           2) daß folglich der Doppel-Ventilator von Perrigault Luftpressungen liefern kann, welche dem Gewichte einer
                              Wassersäule von 0,735 und 0,400 Meter Höhe entsprechen, also Pressungen, welche viel
                              größer als die mit den gewöhnlichen Ventilatoren erlangten sind.
                           Diese Druckzunahme rührt daher, daß die durch das erste Flügelrad ausgetriebene Luft
                              unter einem bereits merklich größeren Drucke, als der der Atmosphäre ist, in die
                              zweite Trommel eingeführt wird und daß also das zweite Flügelrad auf bereits
                              comprimirte Luft wirkt;
                           3) daß mittelst dieser Combination die Geschwindigkeit der Luft bei ihrem Austritte
                              aus der zweiten Trommel weniger als das Doppelte der Geschwindigkeit der Flügel an
                              ihrem Umfange beträgt, und daß sie zugleich mit dieser zunimmt. Das mittlere Verhältniß zwischen
                              diesen beiden Geschwindigkeiten ist: 83,71/46,24 = 1,81;
                           4) daß bei der zweiten Versuchsreihe, wo in Folge der größeren Düsenöffnung diese
                              Verhältnißzahl sich auf 69,72/44,94 = 1,55 reducirte, die Geschwindigkeit der
                              eingeblasenen Luft merklich größer ist, als die Geschwindigkeit am Umfange der
                              Flügel;
                           5) daß folglich Perrigault's Doppel-Ventilator mit
                              ebenen Schaufeln der Industrie Luftpressungen liefert, welche bisher nur mit den
                              anderen Blasemaschinen erhalten wurden.
                           
                        
                           Beschreibung der
                                 Abbildungen.
                           Figur 6 ist
                              eine obere Ansicht des Doppel-Ventilators und seiner Fundamentplatte;
                           Fig. 7 ist
                              eine Seitenansicht und
                           Fig. 8 theils
                              ein Durchschnitt, theils eine Vorderansicht desselben.
                           A, A ist die Fundamentplatte des Apparates, auf welche
                              die beiden Wellenlager B, B befestigt sind.
                           C, C ist die Treibwelle, welche sich in den Lagerfuttern
                              c, c dreht, denen man eine große Länge gegeben
                              hat.
                           D, D' sind die Flügelräder mit 8 auf deren Welle
                              befestigten Flügeln.
                           E ist die zwischen diesen Flügelrädern angebrachte
                              Riemscheibe.
                           F, F' sind excentrische Trommeln, welche die Mäntel der
                              Flügelräder und mit diesen die zwei Ventilatoren bilden.
                           Die Luft wird durch die kreisförmige Oeffnung O der
                              Trommel F angesogen, in die Bewegung der Flügel
                              mitgerissen und durch dieselben in das Rohr P, P'
                              geführt, welches bis zur kreisförmigen Admissionsöffnung O' in dem zweiten Ventilator reicht.
                           p ist ein auf dem Rohre P,
                                 P' angebrachter Schieber, welcher zum Schmieren dient.
                           Die Luft wird hierauf durch das Flügelrad D' in das
                              Ausströmungsrohr Q getrieben.
                           Der Apparat besteht also aus einem Ventilator mit ebenen Schaufeln D, F, welcher die Luft in einen zweiten Ventilator D', F' mit etwas größerem Durchmesser bläst.
                           Die Bewegung der Luft ist in den drei Figuren durch Pfeile angezeigt.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
