| Titel: | Sich von selbst drehendes Freifall-Bohrinstrument; von H. Romanowsky, kais. russischem Bergingenieur. | 
| Autor: | H. Romanowsky | 
| Fundstelle: | Band 179, Jahrgang 1866, Nr. LXVI., S. 273 | 
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                        LXVI.
                        Sich von selbst drehendes
                           Freifall-Bohrinstrument; von H.
                              Romanowsky, kais. russischem Bergingenieur.
                        Mit Abbildungen auf Tab.
                              V.
                        Romanowsky's Freifall-Bohrinstrument.
                        
                     
                        
                           Wem die Wirkung der Freifall-Instrumente von Fabian,
                                 Kind u.a. bekannt ist, der wird, bei aller Leichtigkeit und Einfachheit des
                              Bohrens mit dem ersteren, so wie auch bei der gewöhnlich erfolgreichen Verwendung
                              des letzteren, doch die Unmöglichkeit des Arbeitens mit dem Seile einsehen müssen,
                              weil diesen Apparaten die Fähigkeit, sich von selbst im Bohrloche zu drehen, fehlt,
                              folglich die Anwendung hölzerner und eiserner Bohrgestänge nothwendig wird.
                           Das Stangenbohren geschieht ausschließlich bei schwachen und nachfallenden
                              Gebirgsarten; in allen übrigen Fällen wäre es am zweckmäßigsten
                              Freifall-Instrumente ohne Gestänge, doch mit einem Seile und zwar mit einem
                              Eisenbandseile zu gebrauchen, da bei dem letzteren hohe Bohrthürme und andere
                              lästige Vorrichtungen entbehrt werden können. Ueberdieß macht sich das Senken und
                              Heben des Bohrers mit dem Seile viel schneller, als auf Gestängen, besonders bei
                              einer Dampfmaschine. Mithin muß beim Bergbohren jede Erfindung eines solchen an
                              einem Seile hängenden Freifall-Instrumentes, das bei jedesmaligem Heben und
                              Senken sich von selbst im Bohrlochs immer nach einer Seite und auf einer
                              unbedeutenden constanten Dimension dreht, von wesentlichem Nutzen seyn. Dieser
                              Anforderung entspricht meines Wissens, obgleich nur theilweise, der Bohrapparat des
                              englischen Ingenieurs Mather allein.Man s. Practical Mechanic's Journal, Februar
                                    1864. Dieser an einem Eisenbandseile hängende und vermittelst einer besonderen
                              Drehschraube und eines gezähnten Muffes sich beim Bohren von selbst drehende Apparat
                              ist jedoch, bei aller Neuheit des Systems, mangelhaft, da ihm eine freifallende
                              Bohrstange mit Meißel fehlt.
                           Figur 1 stellt
                              einen von mir nach eigenen Erwägungen zusammengesetzten, sich von selbst drehenden Freifall-Bohrapparat dar. Der
                              Versuch mit einem verhältnißmäßig angefertigten Modelle – in einer langen mit
                              Wasser gefüllten Röhre – hat erwiesen, daß diese Vorrichtung allen oben
                              angeführten Anforderungen an einen sich von selbst drehenden
                              Freifall-Bohrapparat vollkommen genügt, da man mit demselben breite und tiefe
                              Bohrlöcher wie mit dem Seile so auch auf Gestängen bohren kann. Dieser Apparat
                              vereinigt also in sich alle die Vorzüge, die den Instrumenten Fabian's, Kind's und Mather's abgehen.
                           Die Wirkung des sich von selbst drehenden Freifall-Instruments ist
                              folgende:
                           Nehmen wir an, der Meißel B (Fig. 5) mit der Bohrstange
                              und dem Abfallstück B (Fig. 1)Der obere Theil der Bohrstange A (Fig. 5) entspricht
                                    dem Abfallstück B (Fig. 1); im ersten
                                    Falle ist dieser Theil mit der Bohrstange ununterbrochen verbunden, im
                                    letzteren ist er besonders angeschraubt. Die letztere Einrichtung ist
                                    einfacher. steht auf dem Grunde des Bohrlochs, und zu gleicher Zeit wird der obere
                              Theil des Bohrapparates am Seile oder auf Gestängen herabgelassen. Da das Bohren mit
                              diesem Instrumente nur bei Bohrlöchern voll Wasser möglich ist, so wird sich bei
                              jedesmaligem Senken desselben das Hütchen e zugleich mit
                              dem Muffe A, welcher mit dem Hütchen durch zwei
                              Schieberstücke oder Stängelchen f verbunden ist, dem
                              Widerstande des Wassers gemäß bis zu einer gewissen Höhe, oder bis zum Reifen d erheben. Beim Senken des oberen Theiles des Apparates
                              geht der oben an der Bohrstange A (Fig. 5) oder am Ende des
                              Abfallstücks B (Fig. 1) sich befindende
                              Fangkeil a bis zu den abgerundeten Köpfen der Schlitze
                              oder Ruthen b an den beiden Seiten des Cylinders C, greift hier in die Ausschnitte i des unteren Muffes D, und hebt denselben so,
                              daß der letztere die Schraubenfläche von links nach rechts beschreibend, dem
                              Fangkeil a freien Durchgang gewährt und die in Fig. 3
                              bezeichnete Lage annimmt. Die Dirigenten der schraubenförmigen Bewegung des Muffes
                              D sind zwei Ausschnitte g und die Stifte h (Fig. 2 und 4), welchen die beiden
                              Ausschnitte i (Fig. 1 und 3) gegenüberliegen. In dem
                              Augenblicke, wo sich der obere Theil des Apparates hebt, senkt sich das Hütchen e vom Widerstande der über demselben stehenden
                              Wassersäule herab, und drückt vermittelst des Muffes A
                              den Muff D mit der ganzen Schwere der Wassersäule. Der
                              Muff D preßt seinerseits den gekürzten Theil des
                              Fangkeils a an den Keilsitz k, in welchem er ihn festhält und nicht in die Schlitze b durchläßt. Dieselbe Wirkung hat der Muff am
                              entgegengesetzten Ende des Fangkeils a. In dem so
                              eingetretenen Zustande hebt sich der ganze Bohrapparat bis auf eine vom Bohrmeister
                              bestimmte Höhe (welche die Länge der Schlitze b nicht
                              übersteigen darf). Beginnt wiederum die Senkung des Apparates, dann hebt sich das
                              Hütchen augenblicklich, beide Muffe schieben sich oberwärts, und der nun durch
                              nichts zurückgehaltene Fangkeil a der Bohrstange 
                              B springt aus dem Keilsitz k
                              heraus, durchläuft einen gewissen Theil der Schlitze b
                              und schlägt mit dem ganzen unteren Theile des Bohrapparates auf die Gebirgsart. Da
                              die Schwere des Abfallstückes und der mit ihm verbundenen Bohrstange mit Meißel (was
                              bei einem Bohrloche von 20 Zoll im Durchschnitt etwa 30 Pud ausmacht) einen bedeutenden Druck auf den Fangkeil a verursacht, so gibt dieser, plötzlich von dem
                              Keilsitze k abspringend, den Schlitzkanten l der Nuth b einen so
                              heftigen Stoß, daß der ganze Bohrapparat bei jedesmaligem Herabfallen der Bohrstange
                              mit Meißel eine unbedeutende Wendung von links nach rechts erhält. Um das Abreiben
                              der Schlitzkanten der Nuth b durch den Fangkeil a zu verhüten, schraubt man stählerne Leisten n (Fig. 3) an. Als Dirigenten
                              der verticalen Bewegung des oberen und beim Herabfallen des unteren Theiles des
                              Bohrapparates dienen zwei vierbögige Leitungen E.
                              
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
