| Titel: | Theorie der Zellenräder, nach de Pambour. | 
| Fundstelle: | Band 179, Jahrgang 1866, Nr. LXXXIV., S. 356 | 
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                        LXXXIV.
                        Theorie der Zellenräder, nach de Pambour.
                        Nach den Comptes rendus, t. LXI p. 1121; aus der deutschen
                              Industriezeitung, 1866, Nr. 4.
                        Mit einer Abbildung.
                        de Pambour's Theorie der Zellenräder.
                        
                     
                        
                           Bei den Zellenrädern übt das Wasser bei seinem Eintritt einen Stoß aus, dessen
                              Wirkung aber sehr untergeordnet ist; das Hauptagens der Bewegung ist die Schwere
                              oder das Gewicht des in die Zelle eintretenden Wassers. Man kennt bei den
                              Zellenrädern den Punkt, wo das Wasser in das Rad eintritt, nicht aber den, wo es aus
                              demselben austritt. Dieser Punkt ist verschieden je nach der Menge des zuströmenden
                              Wassers und der Geschwindigkeit oder der Belastung des Rades. Kennt man beide
                              Punkte, so hat man die Fallhöhe, auf welche das Gewicht des Wassers wirkt und kann
                              daraus den Effect des Rades finden. Es soll daher zunächst das Wasservolumen
                              berechnet werden, das in jeder Zelle aufgenommen wird, dann, indem man die Zelle in
                              ihrer horizontalen Lage betrachtet, der Querschnitt des Wassers, das sie aufnimmt,
                              endlich soll bestimmt werden, in welcher Linie bei der Umdrehung des Rades der
                              Ausguß des Wassers beginnt und wo er endet. Daraus läßt sich die Linie des mittleren
                              Ausgusses finden, und da man annehmen kann, die Wirkung des Wassers erleide bis zu
                              diesem Punkte keinen Verlust und der Ausguß finde daselbst augenblicklich statt, so
                              wird die Aufgabe gelöst seyn.
                           Es sey nun v die Geschwindigkeit des äußeren Radumfanges
                              pro Minute, d der
                              Abstand zweier benachbarter Zellen auf diesem Umfange, also n = v/d die Zahl
                              der Zellen, die in einer Secunde vor dem Aufschlaggerinne vorbeigehen und, wenn in
                              dieser Zeit das Wasservolumen P' zuströmt, P'/n das in jede Zelle
                              aufgenommene Wasservolumen. Nennt man noch l die Länge
                              des Aufschlaggerinnes, parallel zur Radachse gemessen, so ist der Querschnitt des in
                              einer Zelle enthaltenen Wasservolumen
                           σ = P'/nl = dP'/lv       1)
                           
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 179, S. 357
                              In nebenstehender Figur sey nun abcd der
                                 Querschnitt der Zelle, die obere Breite cd
                                 werde mit A, die untere Breite ab mit a, endlich
                                 die Tiefe ad, an dem hier als gerade Linie
                                 dargestellten inneren Radumfange gemessen, mit C
                                 bezeichnet; die Höhe am des Wassers in der Zelle sey
                                 = y, die Linie mn,
                                 welche die Oberfläche des Wassers darstellt, = x.
                                 Man hat nun nach der Figur für den Querschnitt σ = mnab des Wassers in der
                                 Zelle:
                              
                           σ = y . (x + a)/2              2)
                           Da die Linie mn aus der Linie mr = a und der Linie
                              rn besteht, die sich aus der Aehnlichkeit der
                              Dreiecke nrb und clb bestimmen läßt, so hat man auch:
                           x = a +
                              (A – a)/C
                                 y          3)
                           Aus diesen beiden Gleichungen 2) und 3) lassen sich die Werthe x und y bestimmen.
                           Die Linie, in der der Wasserausguß beginnt, muß durch den Punkt c gehen; es sey die Linie cf, die das ursprüngliche Wasserniveau in dem unbekannten Punkte k schneidet. Dieser Punkt stehe von dem inneren
                              Radumfange um die Linie mk = z ab. Da die Wassermenge, die sich jetzt in der Zelle
                              befindet, dieselbe ist, wie die bei Beginn des Ausflusses darin befindliche, so
                              müssen die Dreiecke mkf und nkc gleich seyn, also
                           kn . cc' = mk . mf oder (x –
                              z) (C – y) = z . mf.
                           Außerdem sind aber auch die Dreiecke fmk und kc'c ähnlich, es ist also
                           mf = (cc' . mk)/kc' oder mf =
                              (C – y) z/(A – z).
                           Durch Einsetzen dieses Werthes in obige Gleichung erhält man
                           z = Ax/(A + x)                (4)
                           Wie die Figur zeigt, wird die Entfernung des Schwerpunktes des in der Zelle
                              enthaltenen Wassers vom inneren Radumfang ziemlich genau durch die Linie to = st/2
                              dargestellt, oder: to = 1/2 . (x + a)/2. Bezeichnet also
                              ρ den Radius des äußeren Radumfanges, so ist
                              die Entfernung dieses Schwerpunktes vom Radmittelpunkt
                           ρ' = ρ – A + (x + a)/4.
                           Ist ρ'/ρ = μ, so ist
                              das auf den äußeren Radumfang bezogene Wassergewicht = μP', und man hat
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 179, S. 358
                              
                           Sobald also das Wasservolumen ρ durch Gleichung 1)
                              bestimmt ist, so lassen sich die 4 Variablen x, y, z,
                                 μ durch die Gleichung 2), 3), 4) und 5) finden.
                           Der Wasserausguß beginnt, wenn die Linie ck in
                              Folge der Radumdrehung horizontal geworden ist und endet, wenn die Linie cb horizontal ist. Beide Linien sind nun noch zu
                              bestimmen. Es sey α der Winkel zwischen den
                              Linien ck und der Horizontalen cd, β der zwischen cb und dieser Horizontalen. Aus den Dreiecken cpb und clk
                              ergibt sich nun tg α = (C – y)/(A
                                 – z) und tg β = C/(A – a). Daraus lassen sich leicht die Winkel α und β, sowie
                              der mittlere Winkel (α + β)/2 finden. Offenbar werden die Linien ck und cb
                              horizontal seyn, wenn sich das Rad vom horizontalen Radius aus um den Winkel α, resp. β
                              gedreht hat, und der mittlere Ausguß wird stattfinden, wenn die Zelle vom
                              horizontalen Radius cd aus den um (α + β)/2
                              geneigten Radius erreicht haben wird, und man kann annehmen, daß in diesem
                              Augenblick die Wirkung des Wassers im Rad aufhört. Die Fallhöhe, auf welche das
                              Gewicht des Wassers vom horizontalen Radius bis zum Ausfluß wirkt, ist der Sinus des
                              Winkels (α + β)/2 im Kreis vom Radius ρ; rechnet
                              man dazu die bekannte Fallhöhe vom Eintrittspunkt bis zum horizontalen Radius, so
                              ist die gesammte wirksame Fallhöhe = h' + ρ sin (α + β)/2, und da μP das auf den äußeren Radumfang bezogene Wassergewicht bezeichnet,
                              die gesammte Wirkung der Schwere auf das Rad μP (h' + ρ sin (α + β)/2). Berücksichtigt man ganz ähnlich wie bei
                              den unterschlägigen Wasserrädern (polytechn. Journal Bd. CLXXVIII S. 425) die gesammten
                              Widerstandselemente und die gesammten Wirkungselemente, einschließlich des Stoßes
                              des Wassers und
                              setzt beide Summen einander gleich, so erhält man als Gleichung des Rades:
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 179, S. 359
                              
                           Die Nutzleistung ist
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 179, S. 359
                              
                           Die Leistung ohne Rücksicht auf Reibung und Luftwiderstand ist
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 179, S. 359
                              
                           Da bei diesen Rädern der Luftwiderstand vernachlässigt werden kann, so kann man ∑ = 0 setzen.