| Titel: | Verfahren zur Darstellung dichter und fehlerfreier Metallgüsse, namentlich für Schmiedestücke, schwere Geschützrohre und Cylinder hydraulischer Pressen; von George Bell und Robert Luthy zu Bolton in Lancashire. | 
| Fundstelle: | Band 179, Jahrgang 1866, Nr. LXXXVI., S. 360 | 
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                        LXXXVI.
                        Verfahren zur Darstellung dichter und
                           fehlerfreier Metallgüsse, namentlich für Schmiedestücke, schwere Geschützrohre und
                           Cylinder hydraulischer Pressen; von George Bell und Robert
                              Luthy zu Bolton in Lancashire.
                        Aus dem London Journal of arts, November 1865, S.
                              275.
                        Mit Abbildungen auf Tab.
                              VII.
                        Bell und Luthy's Verfahren zur Darstellung dichter und fehlerfreier
                           Metallgüsse.
                        
                     
                        
                           Bekanntlich enthält beim Gießen von Metallen die flüssige Masse eine bedeutende Menge
                              von atmosphärischer Luft oder von Gasen; eine weitere Quantität Luft oder anderer
                              aus dem umgebenden Medium herrührender Gase wird durch das in die Form einströmende
                              Metall mit in dieselbe hineingerissen, so daß das Metall nicht den ganzen für
                              dasselbe bestimmten Raum ausfüllen kann. Wenn auch die auf diese Weise im Gußstücke
                              entstandenen Blasen oder Poren außerordentlich klein sind, so wird doch die
                              Festigkeit der Güsse durch deren große Anzahl bedeutend vermindert.
                           Beim Gießen von Metallzainen oder Metallblöcken, welche zu Schmiedestücken bestimmt
                              sind, ist es nicht allein wünschenswerth, die Gegenwart von Luft oder Gas an und für
                              sich zu vermeiden, sondern diese Luft oder dieses Gas bildet auch mit den
                              benachbarten Metalltheilchen Oxyde oder andere Verunreinigungen, welche einer
                              innigen Vereinigung oder Verschweißung des Metalles durch Schmieden, Walzen oder
                              Zusammendrücken, so wie der Erzeugung einer durchaus gleichmäßigen Härte hinderlich
                              sind. Um diese nachtheilig wirkende Gegenwart von Luft oder Gasen bei den erwähnten
                              Operationen zu vermeiden, machen wir den Vorschlag, ihren Zutritt zu verhindern und
                              sie aus dem Metalle durch Herstellung eines theilweisen oder wo möglich
                              vollständigen Vacuums in den Formen zu entfernen, und bei flüssigem Material das
                              Vacuum insbesondere um den aus dem Ofen oder der Gießkelle, Pfanne etc. der Form
                              zufließenden Strom herum zu erzeugen.
                           Ganz besonders sind die durch Bessemern in Stahl
                              umgewandelten Eisengüsse dem Uebelstande unterworfen, daß sie zahlreiche Blasen oder
                              Poren enthalten, welche durch das Eindringen von Luft in das Metall verursacht
                              werden, und dieß ist Folge sowohl davon, daß durch das Gebläse der Birne Wind
                              zugeführt wird, als auch davon, daß beim Umgießen des Metalls aus einem Gefäße in
                              das andere, d.h. von der Birne in die Pfanne und aus dieser in die Formen, Luft oder Gase in die flüssige
                              Masse eindringen. Diese Blasen und Poren sind wahrscheinlich die nachtheiligsten, da
                              ihre inneren Wandungen oxydirt werden, daher die Masse, in der sie enthalten sind,
                              sich durch Schmieden nicht vollkommen ausschweißen läßt. Andere Löcher oder Blasen
                              entstehen dadurch, daß sich bei der Berührung des flüssigen Metalles mit den
                              unreinen Wänden der Formen verschiedene Gase entwickeln. Ferner nimmt das Metall bei
                              sehr hoher Temperatur Gase auf und stößt dieselben beim Erstarren wieder aus (das
                              Spratzen verschiedener Metalle), und auch in Folge
                              dieses Vorganges entstehen Löcher, Blasen und Poren. Ueberdieß wird durch die
                              Zusammenziehung (das Schwinden) des Metalles beim
                              Erkalten die Bildung von luftleeren Räumen in seiner Masse bedingt; die äußeren
                              Theile der Güsse können, indem sie zuerst erstarren, bei der Zusammenziehung der
                              Masse den inneren Theilen derselben nicht folgen, so daß die letzteren sich an
                              verschiedenen Stellen von den ersteren losreißen müssen; doch sind Löcher dieser Art
                              weniger nachtheilig, da ihre Wandungen sehr rein sind und beim Ausschmieden leicht
                              zusammenschweißen.
                           Gegenstände, welche ein festes, dichtes Material erfordern, z.B. Rohre zu schwerem
                              Geschütz, Voll- und Hohlgeschosse, Cylinder für hydraulische Pressen, können
                              mit Hülfe des neuen VerfahrensPatentirt in England am 14. November 1864. aus Bessemermetall gegossen werden, was bei dem
                              jetzigen Gießereiverfahren mit günstigem Erfolge nicht möglich ist. Zur Erreichung
                              dieses Zweckes empfehlen wir das Verfahren, rings um den Strom des flüssigen
                              Metalles, unmittelbar vor seinem Eintritte in die Form, einen luftleeren Raum
                              herzustellen, um den Zutritt der Luft, welche sonst mit dem Strome in das Metall
                              eindringt, zu verhüten und die im Metalle bereits vorhandene Luft, beziehungsweise
                              Gase, welche sich aus demselben unter dem Druck der Atmosphäre nicht von selbst
                              entbinden können, zu entfernen.
                           Figur 16
                              stellt eine Vorrichtung zur Anfertigung von Güssen aus Bessemermetall dar. 1 ist die
                              mit feuerfestem Material ausgefütterte Gießpfanne, welche gewöhnlich am Ende eines
                              hydraulischen Drehkrahns 2 befestigt ist. Am Boden dieser Gießpfanne ist die
                              Vorrichtung zum Abstechen angebracht; dieselbe besteht zunächst in einem aus
                              feuerfestem Thone angefertigten Cylinder 3, welcher in einer mit der Bodenplatte der
                              Pfanne verbundenen Büchse 4 befestigt ist. Ein gleichfalls aus feuerfestem Thone
                              bestehender Stopfen 5 ist mittelst einer über den oberen Rand der Pfanne gebogenen
                              Verlängerung seines oberen Endes 5a mit einer
                              Handhebelvorrichtung 6 verbunden, durch die er aus seinem Sitze emporgehoben,
                              beziehungsweise wieder eingesenkt werden kann. Der Stopfen 5 ist gewöhnlich
                              kugelförmig gestaltet und hat keinen, in das Abstichloch selbst hinreichenden
                              Ansatz; er ragt mit seinem unteren Theile in das Abstichloch hinein und ist
                              ringsherum mit Einschnitten oder Kerben versehen, durch welche das Metall
                              hindurchfließen muß, so daß es in dünnen platten Strahlen in die Form läuft und der
                              Einwirkung des Vacuums eine sehr große Fläche darbietet. 7 ist eine Vacuumkammer,
                              welche die Pfanne mit der Form verbindet und in diesem Falle an den Boden der Pfanne
                              befestigt und mit dem oberen Ende der Form durch Thon oder Lehm, überhaupt eine
                              knetbare, den Unebenheiten der beim Gießen luftdicht zu erhaltenden Theile sich gut
                              anschmiegende Substanz luftdicht verbunden ist. Diese Vacuumkammer wird mittelst des
                              Rohres 8 mit dem Exhaustionsapparate verbunden; erforderlichen Falles wird dieses
                              Rohr durch einen am Krahn angebrachten Kaltwasserbehälter geführt, damit die Gase
                              nicht zu heiß in den Exhaustor treten. Anstatt einer besonderen Exhaustionspumpe
                              kann man auch die zum Eintreiben von Wind in das in der Birne befindliche Metall
                              dienende Gebläsemaschine zum Evacuiren benutzen, was einfach dadurch geschieht, daß
                              das Rohr 8 mit dem Ansaugrohr des Gebläses verbunden und die Zuführung von außen
                              abgesperrt wird. Das Rohr 9, welches gleichfalls mit der Vacuumkammer verbunden ist,
                              hat an seinem äußeren Ende ein mit einer Glasplatte bedecktes Schauloch, durch
                              welches der Arbeiter wahrnehmen kann, wenn die Form gefüllt ist. – 10 ist die
                              auf gewöhnliche Weise durch umgelegte Ringe verstärkte Gießform.
                           Nahe am oberen Ende ist die Form mit einer Flantsche, auf der die Vacuumpfanne ruht,
                              und mit Haken versehen. Die Vacuumkammer kann an ihrem unteren Ende gleichfalls eine
                              breite Flantsche haben, so daß sie auf Formen von verschiedener Größe paßt, die dann
                              am oberen Ende glatt und an den Seiten mit Schließhaken versehen seyn müssen. Es ist
                              übrigens nicht durchaus nothwendig, daß die Vacuumkammer am Boden der Pfanne
                              befestigt ist. Sie kann ferner mit einem mit feuerfestem Material ausgefütterten
                              Trichter versehen seyn, in welchem eine der an der Pfanne befindlichen ähnliche
                              Stopf- oder Abstichvorrichtung angebracht ist. Eine Vacuumkammer von dieser
                              Einrichtung kann auf eine Form gesetzt, und das Metall kann aus einer gewöhnlichen
                              Gießpfanne in sie abgestochen werden, was namentlich bei sehr großen, mehr als eine
                              Pfanne voll Metall erfordernden Güssen von Vortheil ist, indem die Verbindung
                              zwischen der Kammer und der Form nicht unterbrochen zu werden braucht und das Vacuum
                              bis nach Vollendung des Gusses unterhalten werden kann. – Um zu erfahren,
                              wenn eine Form voll ist, kann man sie auf einen Wägeapparat bringen, oder ein
                              derartiger Apparat kann auch mit der Gießpfanne verbunden werden, so daß das
                              abgeflossene Quantum bequem erkannt werden kann. Um einen ganz dichten Schluß
                              zwischen Pfanne, Vacuumkammer und Form herzustellen, muß entweder die Pfanne gesenkt
                              oder die Form gehoben werden können. Wird eine freie (nicht mit der Gießpfanne
                              verbundene) und mit einem Trichter versehene Vacuumkammer bei kleinen Formen, welche
                              mit dem Inhalte einer einzigen Pfanne gefüllt werden können, gebraucht, so ist die
                              Anwendung der Abstichvorrichtung nicht erforderlich. Ist der Zufluß des Metalles in
                              die Gießpfanne etwas stärker, als der Abfluß desselben in die Form, so läßt sich
                              während des Gießens leicht ein Vacuum herstellen, da die einzige Communication
                              zwischen der Form und der äußeren Luft durch das Metall selbst abgesperrt wird.
                           Beim Gießen von Rohren zu schwerem Geschütz, von Cylindern für hydraulische Pressen,
                              von Voll- und Hohlgeschossen und von verschiedenen anderen Gegenständen
                              werden luftdichte Kammern oder Gruben mit beweglichen Deckeln angewendet, in welchen
                              die ganze Form oder eine größere Anzahl von Formen Platz findet, und welche luftleer
                              gepumpt werden können, so daß sie mit der äußeren Luft nur mittelst der für das
                              Einfließen des Metalles bestimmten Oeffnungen communiciren.
                           Fig. 17
                              stellt eine derartige Einrichtung zum Gießen in luftdichten Kammern dar. Ein aus
                              mehreren Stücken bestehender Kasten (Formlade) a, a. ist
                              in die Sohle der Gießerei versenkt und umschließt die zum Gusse eines Geschützrohres
                              bestimmte Form b, b. Das Exhaustionsrohr c ist an dem beweglichen Deckel d befestigt; letzterer trägt außerdem den Einflußtrichter, welcher in
                              diesem Falle mit einem Stopfen 7 versehen ist, so daß die Luft aus der Form und dem
                              Formkasten evacuirt werden kann, bevor das Metall einfließt. Auch kann zur
                              Beobachtung des Standes des Metalles in der Form ein Schauloch im Deckel angebracht
                              werden.
                           Anwendung der Exhaustion der Luft zur Darstellung fester
                                 Blöcke aus anderen Substanzen. – Bei der Erzeugung von Steinen aus
                              Thon oder Sand und Kalk, von Blöcken aus künstlicher Steinmasse, von Briquettes aus
                              Kohlenklein, Torf oder Holzabfällen, von künstlichen Holzblöcken aus fein
                              zertheilter Holzmasse (z.B. Sägespänen), von Ballen aus Baumwolle, Wolle oder
                              ähnlichen Substanzen u.s.w., erweist sich die Exhaustion der Luft vor dem Pressen
                              und während desselben vom größten Vortheile.
                           
                           Für die Fälle, daß Steine oder Blöcke aus pulverförmigen oder lose Körner bildenden
                              Substanzen, wie Sand, Thon, Charmotte, Kohlenklein etc. in Formen gepreßt werden
                              sollen, wird von den Erfindern empfohlen, die Seitenwandungen der letzteren,
                              nöthigenfalls auch ihre Deckel und Böden, zu durchbohren und diese Durchbohrungen
                              mit einer Exhaustionspumpe in Verbindung zu setzen, so daß die ganze zwischen den
                              einzelnen Theilchen der zu comprimirenden Substanz enthaltene Luftmenge während des
                              Pressens entfernt wird. Da aber manche von diesen Substanzen die Durchbohrungen
                              verstopfen können, so wird von den Erfindern der Vorschlag gemacht, eine besondere
                              Luftpumpe zu benutzen, um nach dem Entleeren der Formen solche Theilchen mittelst
                              comprimirter Luft zurückzudrängen.
                           
                        
                     
                  
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