| Titel: | Automatisch wirkender Regulator für das elektrische Kohlenlicht, von Lantin und Digney in Paris. | 
| Fundstelle: | Band 179, Jahrgang 1866, Nr. CIV., S. 429 | 
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                        CIV.
                        Automatisch wirkender Regulator für das
                           elektrische Kohlenlicht, von Lantin und Digney in Paris.
                        Nach Armengaud's Génie industriel, November 1865, S.
                              262.
                        Mit Abbildungen auf Tab.
                              VIII.
                        Lantin-Digney'scher
                           Kohlenlicht-Regulator.
                        
                     
                        
                           Der in Rede stehende Regulator soll unserer Quelle gemäß die an einen derartigen
                              Apparat gestellten Anforderungen in so vollständiger Weise erfüllen, daß er als ein
                              eigentlicher automatischer Regulator, welcher selbstständig bei der Verbrennung der
                              Kohlen den Lichtbogen beständig an einer und derselben Stelle erhält, betrachtet
                              werden könne.
                           Seine Einrichtung ist aus Fig. 19 und 20 zu ersehen,
                              welche ihn in der vorderen Ansicht und in einer Seitenansicht darstellen; durch die
                              punktirten Linien ist die Kapsel angedeutet, in welcher der regulirende Mechanismus
                              sich eingeschlossen befindet.
                           In den hohlen metallenen Säulen S und S', von denen jene außerhalb und diese innerhalb der
                              Kapsel in fixer Weise angebracht ist, sind beziehungsweise die Metallstäbe T und T', ihre metallenen
                              Führungen beständig berührend, in verticalem Sinne beweglich angeordnet; die an
                              ihrem oberen Ende mit einem um ein Gelenk drehbaren horizontalen Stab versehene
                              Säule T, T ist bei a zur
                              Aufnahme der oberen, die Säule T', T' bei a' zum Anbringen der unteren Elektrode bestimmt. Der
                              regulirende Mechanismus ist auch hier wie bei vielen der schon bekannten
                              Kohlenlicht-Regulatoren nicht ein eigenes Triebwerk, sondern es wird bloß
                              durch das Uebergewicht des Trägers T, T der oberen
                              Elektrode die zum sicheren Einstellen nothwendige bewegende Kraft erzeugt. Jede der
                              beiden Säulen T und T' ist
                              nämlich an ihrem unteren Ende mit einem Ansatze versehen, und diese beiden Ansätze
                              t und t' sind, wie wir
                              aus Fig. 19
                              ersehen, mittelst einer Schnur oder feinen Kette l, l,
                              welche über die Rollen p, p¹, p² gelegt und beständig gespannt ist, unter sich
                              so verbunden, daß, wenn die Säule T, T nicht gehemmt
                              wird, sondern durch ihr Uebergewicht im Sinne der Schwere sich bewegen kann, der
                              Säule T', T' eine vertical aufwärts gehende Bewegung
                              beigebracht wird, wodurch also eine gegenseitige Annäherung der Kohlenspitzen
                              bewerkstelligt werden kann; diese Annäherung findet jedoch nur so lange statt, bis
                              die Kohlenspitzen in sicheren Contact getreten sind; denn in diesem Augenblicke wird
                              wenn bei x und y die
                              Polenden einer in Thätigkeit versetzten Stromquelle eingeklemmt sich befinden, der
                              arbeitende Strom für den Elektromagneten A hergestellt,
                              dessen Ankerhebel m, m bei stattfindender
                              elektromagnetischer Anziehung sofort die Wirkung der bewegenden Kraft zu hemmen hat.
                              Dieses Einstellen der Elektroden wird nämlich mittelst einer eigenthümlichen
                              federnden Bremse I, welche auf das Rad R einwirken kann, an dessen Achse die mittlere Rolle p' sich befindet, in sicherer Weise ausgeführt. Der um
                              die Achse u bewegliche Ankerhebel m, m ist nämlich bei v mit einer Schraube
                              versehen, die mit ihrem unteren Ende gegen die federnde Platte I drückt, sobald die Ankeranziehung erfolgt; in
                              letzterem Falle legt sich nun die mit dieser Platte in Verbindung stehende federnde
                              Bremse in eine Rinne des Umfanges oder in eine Speiche des Rades R und hält dieses fest; es geschieht dieß also in
                              demselben Augenblicke, in welchem das Kohlenlicht entsteht. Von jetzt an kann, so
                              lange der Arbeitsstrom stark genug ist, um eine Ankeranziehung von Seite des
                              Elektromagnetes A zu bewirken, keine der drei
                              Führungsrollen mehr eine drehende Bewegung annehmen, und es kann also auch, so lange
                              das Bremsen stattfindet, die Säule T nicht nach abwärts
                              sich bewegen; nur der Säule T' ist es dabei gestattet,
                              eine vertical abwärts gehende, aber kurze und begrenzte Bewegung anzunehmen, um die
                              Kohlenspitzen ohne Unterbrechung des Stromes so weit von einander zu entfernen,
                              damit der Lichtbogen zu Stande kommen kann. Diese ganz kurze, abwärts gehende
                              Bewegung des Endes t' wird durch die Führungsrolle p² bewirkt; die Achse der letzteren ist nämlich
                              an einem um o' drehbaren Lager o angebracht, dessen Drehung nach abwärts so weit erfolgen kann, bis es
                              dem Aufhalthaken b begegnet; an der Achse der Rolle p² ist nun das Stäbchen b', dessen Stellung durch die Schraube e
                              sicher regulirt werden kann, so angebracht, daß sein unteres Ende durch die Armatur
                              m geht und hier an den Elektromagneten A anstoßt. Wird daher beim Schließen der Kette, also
                              während des Bremsens des Rades R, das Kettchen l stark gespannt, so wird die Rolle p² ihrem Lager o die
                              erwähnte abwärts gehende Bewegung beibringen müssen, wobei sich dieses in den Haken
                              b einhängt, um die Kohlenspitzen in der geeigneten
                              Entfernung von einander zu erhalten.
                           Bis jetzt haben wir gesehen, wie unmittelbar nach dem Schließen der Kette bei x und y das Selbstentzünden
                              der Kohlenspitzen und der Lichtbogen durch den Regulator zu Stande gebracht wird,
                              und es ist also nur noch zu zeigen, wie bei dem allmählichen Abbrennen der Spitzen
                              ihre gegenseitige Annäherung wieder bewerkstelligt wird. Hat nämlich die Verzehrung
                              der Kohlen so weit stattgefunden, daß entweder der Strom zu weit abgeschwächt worden
                              ist oder eine Unterbrechung desselben eintritt, so wird durch Einwirkung der
                              Gegenfeder der Ankerhebel m, m in seine durch
                              Begrenzungsschrauben vorgeschriebene Ruhelage zurückgeführt; hierbei wird nun
                              einerseits das Stäbchen b' nach aufwärts, also das Lager
                              o der Rolle p²
                              wieder in die frühere Lage nach oben hin versetzt, andererseits aber trennt sich das
                              Ende der Schraube v von dem Bremsarme I, so daß jetzt das Rad R
                              wieder frei wird. Nunmehr kann also die absteigende Bewegung der Säule T und die aufsteigende der Säule T' wieder wie am Anfange erfolgen, so daß also, wenn diese sämmtlichen
                              Bewegungen rasch genug und sicher auf einander folgen, der Lichtbogen keine
                              Unterbrechung erleiden wird.
                           Bezüglich des Stromlaufes mag es ausreichen zu bemerken, daß wenn bei x der Strom eintritt, derselbe zunächst die Spirale des
                              Elektromagnetes A passiren kann, um von da aus zum
                              metallenen Rohre S (oder wenn man will zur Säule n, mit welcher ebenfalls die Säule T, nämlich mittelst der Führung bei K, K, in Contact steht) zu gelangen, von wo aus derselbe
                              durch die obere Elektrode gehend durch die Kohlenenden zur unteren kommen und, bei
                              q aus dem Metallrohre S'
                              austretend, nach y und zur Kette zurückkehren kann.
                           Bezüglich der ungleichen Verbrennung der beiden Kohlenelektroden, vermöge welcher die
                              obere sich schneller abnutzt, wenn der Strom bei x, die
                              untere aber, wenn der Strom bei y eintritt, erwähnen die
                              Constructeure die folgende – schon bekannte – Einrichtung:
                              „Nimmt man z.B. an, daß die Abnutzung der oberen Elektrode zu
                                 derjenigen der unteren während einer bestimmten Brennzeit wie 15 : 8 sich
                                 verhalte, so muß also vor Allem die Länge der oberen Elektrode 15/8 von derjenig
                                 n der unteren seyn. Um nun den Lichtbogen
                                 beständig an derselben Stelle zu erhalten, benutzt man statt der Führungsrolle
                                 p deren zwei mit gemeinschaftlicher Achse, von
                                 welchen die Durchmesser sich zu einander wie 15 : 8 verhalten; es ist dann
                                 leicht dafür zu sorgen, daß in derselben Zeit, in welcher der Träger T, T der oberen Elektrode um 15 Millimeter von oben
                                 nach unten sich bewegt, derjenige der unteren nur um 8 Millimeter nach aufwärts
                                 steigen kann u.s.w.“
                              
                           Wenn wir nun am Schlusse unserer Beschreibung die ganze Einrichtung näher betrachten,
                              so finden wir, daß zwar bei keinem einzigen Organe des vorliegenden Regulators eine
                              principielle Construction angewendet worden ist, die nicht schon von Anderen
                              (namentlich von Duboscq, Wartmann, Stöhrer, Serrin etc.)
                              benutzt worden wäre; es zeigt sich aber auch, daß fast die sämmtlichen bis jetzt
                              bekannt gewordenen Verbesserungen trotz der großen Einfachheit dieses Apparates hier
                              nahezu vereinigt sich finden. – Unsere Quelle bemerkt hierüber, daß die
                              Regulirung des Lantin-Digney'schen Kohlenlichtapparates vermöge
                              der sorgfältigen Anordnung seiner einzelnen Organe so sicher vorgenommen werden
                              könne, daß der Lichtbogen mit großer Regelmäßigkeit und selbst dann noch in stetiger
                              Weise andauert, wenn vermöge der Natur der Stromquelle (wie dieß bei der Anwendung
                              des magnetoelektrischen Inductionsapparates eintreten kann, wenn hier kein
                              Commutator verwendet wird), während der Thätigkeit derselben zuweilen kurze Stromunterbrechungen vorkommen, bei welchen also
                              der Anker momentan von seiner Arbeits- in seine Ruhelage übergeht.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
