| Titel: | Miscellen. | 
| Fundstelle: | Band 179, Jahrgang 1866, Nr. , S. 322 | 
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                        Miscellen.
                        Miscellen.
                        
                     
                        
                           Ueber Construction der Dampfkessel.
                           Der österreichische Ingenieur- und Architektenverein beauftragte vor längerer
                              Zeit ein Comité mit der Revision der die Dampfkessel betreffenden
                              Bestimmungen und Abfassung des Entwurfes eines neuen Gesetzes. Das Comité
                              (Obmann: Ritter v. Engerth) hat jetzt seine Arbeiten
                              beendet und u.a. auch eine Anleitung für Verfertiger und Besitzer von Dampfkesseln
                              aufgestellt, welche für die Anfertigung und Ueberwachung der Kessel als Anhaltepunkt
                              dienen soll. Aus dieser, in der Zeitschrift genannten Vereins 1865 S. 261
                              veröffentlichten Anleitung entnehmen wir Folgendes:
                           Bei Bestimmung der Blechstärke soll in der Regel das Material auf nicht mehr als 1/5
                              seiner absoluten Festigkeit in Anspruch genommen werden, wobei zu berücksichtigen
                              ist, daß die Festigkeit einer Nietnaht bei einfacher Vernietung 56 Procent, bei
                              doppelter Vernietung 70 Proc. von der des vollen Blechquerschnitts beträgt. Es ist
                              daher die Wanddicke eines cylindrischen Kessels von kreisförmigem Querschnitte nach
                              folgenden Formeln zu berechnen:
                           
                              
                                 δ = 700 D/m n für
                                 einfache
                                 Vernietung,
                                 
                              
                                 δ = 550 D/m n  „
                                 doppelte
                                 „
                                 
                              
                           Dabei bedeutet δ die Blechdicke in Linien
                              (österr.), D den Durchmesser des Kessels in Zollen, n die effective Dampfspannung in Atmosphären, m die absolute Festigkeit des Materials in Pfd. Wien pro Quadratzoll. Da die Festigkeit gegen das Zerreißen
                              in der Richtung des Durchmessers doppelt so groß ist, als gegen das in der Richtung
                              der Längenachse, so empfiehlt es sich, die doppelte Nietung nur für die Längenstöße
                              anzuwenden. Für gute Eisenbleche kann man die absolute Festigkeit im Mittel zu 40000
                              Pfd. pro Quadratzoll, für Gußstahl und Bessemerbleche zu
                              67000 Pfund annehmen; obwohl die absolute Festigkeit des Gußstahles häufig 80000
                              Pfd. übersteigt, ist es doch nicht angemessen, einen größeren Mittelwert!) als den
                              angegebenen in Rechnung zu ziehen, da in der Regel mit der größeren Festigkeit eine
                              bedenkliche Härte und Sprödigkeit verbunden ist. Auch wird empfohlen Stahlbleche,
                              selbst Bessemerbleche, die selbst durch Abkühlen in kaltem Wasser keine Härte
                              annehmen, aber doch für Molecularspannungen nicht selten sehr empfindlich sind, vor
                              und nach der Bearbeitung, womöglich im Flammofen, ganz auszuglühen. Das Ausglühen
                              ist überhaupt ein zweckmäßiges Mittel, um Fehler in den Blechen zu entdecken und
                              daher namentlich für alle Bleche zu empfehlen, welche für solche Theile des Kessels
                              verwendet werden sollen, die später der directen Wirkung des Feuers ausgesetzt sind.
                              Zu den nach obigen Formeln berechneten Blechdicken ist für Eisen wie für Stahl aus
                              Rücksichten der
                              Stabilität und Dauerhaftigkeit des Kessels bei schwachen Kesseln 1,5''', bei
                              mittelstarken 1,0''', bei starken 0,5''' zuzusetzen.
                           Für nicht cylindrische Kessel und für Feuerröhren, die äußerem Druck ausgesetzt sind,
                              muß die Festigkeit durch besondere Verstärkungen erhöht werden, und zwar bei ovalen
                              Kesseln und solchen mit flachen Wänden durch Versteifungen und Verankerungen der
                              Wände und bei Feuerkisten durch Stehbolzen. Es ist nicht anzurathen, ovale Kessel
                              mit geringer Ueberhöhung, wie bisher üblich, ohne Versteifungen auszuführen. Rohre,
                              die äußerem Drucke ausgesetzt sind, sollen bis zu einer Länge von 12' eine doppelt
                              so große Wandstärke erhalten, wie solche für inneren Druck und bei über 12' Länge
                              noch außerdem durch Umflantschen oder Aufnieten von Winkel- oder T Eisen ringförmig verstärkt werden. Die
                              Verankerungsstangen für flache Wände sollen stets senkrecht auf ihren Kopfplatten
                              angebracht seyn. Der Durchmesser eines jeden Sicherheitsventils soll so seyn, daß
                              die Ventilfläche 1/10000 bis 1/15000 der gesammten Heizfläche beträgt. Conische
                              Sicherheitsventile, deren Abschrägung gegen die Horizontale nicht mehr als 30 bis
                              45° betragen soll, sollen keine größere Sitzfläche als 2–3''', flache
                              nicht über 1–2''' haben. Eine directe Zuhaltung der Sicherheitsventile durch
                              Federn hat sich nicht bewährt. Zu empfehlen ist außer der durch die Betriebsmaschine
                              bewegten Speisepumpe eine Speisevorrichtung, z.B. einen Giffard'schen Injector, anzubringen, der die Speisung ohne Rücksicht auf
                              andere Umstände zu jeder Zeit zu besorgen gestattet. (Deutsche Industriezeitung,
                              1866, Nr. 4.)
                           
                        
                           Apparat zur Beleuchtung mittelst Luft, welche durch Petroleum
                              carbonisirt ist.
                           Die Apparate Beale's (1842), Mansfield's (1849), Evans' u.a.m., um flüssige
                              Kohlenwasserstoffe ohne Docht in der Weise zu verbrennen, daß dieselben äußerst fein
                              vertheilt, mit Luft vermischt, zur Verbrennung gebracht werden, boten bei der
                              Anwendung im Großen mannichfache Schwierigkeiten dar und kamen daher nicht in
                              Gebrauch. Dem Mechaniker Siegfried Marcus in Wien ist es
                              nun gelungen, einen Apparat zu construiren, welcher äußerst einfach und billig
                              herzustellen ist, und dem Zweck Leuchtgase im Großen zu erzeugen, vollkommen
                              entspricht.
                           Seine Vorrichtung besteht aus zwei Bestandtheilen, nämlich aus einem Apparat, der die
                              Kohlenwasserstoffe (Petroleum) enthält, und aus einem zweiten, der den doppelten
                              Zweck hat, die Luft, welche carbonisirt werden soll, mit einem gewissen Druck dem
                              ersteren Apparate zuzuführen und weiter durch die Leitungen zu treiben. Ein Uhrwerk
                              setzt letzteren Apparat in Thätigkeit. Diese Einrichtung steht mit einem neuen und
                              eigenthümlichen Regulator in Verbindung, um den Luftdruck constant zu erhalten, und
                              hat vor allen bisherigen Constructionen den Vorzug dadurch, daß hierbei selbst
                              minder flüchtige Oele noch zur Carbonisirung geeignet sind und daß ein vorheriges
                              Erhitzen der Flüssigkeit gänzlich unnöthig wird. Bei den jetzigen Petroleumpreisen
                              kostet eine Flamme (Schmetterlingsbrenner) nur 1 1/2 kr. ö. W. per Stunde, gewöhnliches Leuchtgas bei gleicher
                              Lichtstärke 2 1/2 kr. Die Apparate werden von einer Gesellschaft in Wien in solcher
                              Größe ausgeführt, daß sie ein Etablissement mit 100 und mehr Flammen versehen
                              können. Es ist durch diesen Apparat auch möglich geworden, in jedem Hause auf dem
                              Tische sofort Gas für eine, zwei bis vier Flammen mit Leichtigkeit zu erzeugen. Dazu
                              dient eine Lampe in der Form einer griechischen Vase; zwei Arme breiten sich aus,
                              jeder mit einem scheinbar ganz gewöhnlichen, doch eigens hierzu construirten
                              Schmetterlingsbrenner. Dieser Schmetterlingsbrenner ist mittelst einer seitlich
                              angebrachten Schraube zu reguliren, welche den sich federnden Spalt je nach
                              Umständen zusammendrücken oder erweitern kann. In der Vase selbst befinden sich 2
                              Pfd. Petroleum, hinreichend für eine Brenndauer von 36 Stunden für eine Flamme.
                              Unter derselben befindet sich als Sockel der Apparat, welcher das Leuchtgas erzeugt
                              und der durch ein Uhrwerk, welches alle acht Stunden aufzuziehen ist, in Betrieb
                              gesetzt wird.
                           Um darzuthun, daß die Beleuchtung mit Petroleum durch diesen Apparat gänzlich
                              gefahrlos ist, wurden folgende Proben angestellt: 1) Der Hahn dieser Lampe wurde
                              zu- und dann ausgedreht; es entstand kein erstickender unangenehmer Geruch,
                              wie beim Kohlengas, und
                              es erregte die Ausströmung des Gases, welche eben nur so lange anhält, als das
                              Uhrwerk im Gang ist, keine wie immer geartete Beklemmung der Athmungsorgane. 2) Die
                              Lampe wurde absichtlich umgeworfen. Bei der gewöhnlichen Gaslampe würde ein
                              Fortbrennen und Entzünden des Tisches und der darauf liegenden Utensilien entstanden
                              seyn, deßgleichen auch bei einer gewöhnlichen Petroleumlampe; hier aber verlosch bei
                              einer Neigung von 45° schon die Flamme. Es wurde sogar die Lampe auf den Kopf
                              gestellt, mit den Füßen nach oben; nach einigen Minuten zeigten sich am Boden nur
                              wenige Tropfen des in die obere Schicht des Apparates gedrungenen condensirten
                              Gases. Zurecht gestellt konnte die Lampe wie vorher angezündet werden. Der Vortheil,
                              daß die Gasflammen keinen Nuß Absetzen, wie dieß bei anderen Beleuchtungsmethoden
                              vorkommt, daß ferner eine einfache Drehung genügt, um die Flamme zur größten
                              Hitzeentwickelung für Heiz- und Kochzwecke zu bringen, die Gefahrlosigkeit
                              und der Vortheil daß man ohne Docht Argand- und Schmetterlingsbrenner in
                              Anwendung bringen kann; endlich die Möglichkeit leicht und billig die kleinsten wie
                              die größten Wohnungen mit Hellem, weißem, nicht ungleichem, sondern constantem Licht
                              zu erhellen, dürfte der Erfindung Verbreitung sichern. (Wochenschrift des
                              nieder-österreichischen Gewerbevereins, 1866, Nr. 4.)
                           
                        
                           Ein neuer vorzüglicher Entwickler in der Photographie; von Dr. J. Schnauß.
                           Es dürfte überflüssig erscheinen, die Zahl der Entwickelungsrecepte noch zu
                              vermehren, besonders da die Güte eines jeden Entwicklers so sehr von der
                              Zusammensetzung der übrigen photographischen Lösungen abhängt. Indessen möchte
                              solchen Photographen, welche Empfindlichkeit und Zartheit bei Erzeugung ihrer
                              Negativs wünschen, das nachfolgende Recept willkommen seyn, für welches seit kurzem
                              mein ganzes Personal enthusiasmirt ist, trotzdem auch der berühmte
                              Gelatine-Entwickler von uns gründlich geprüft worden.
                           Die Neuheit besteht ganz einfach in der Anwendung von Bernsteinsäure im Eisenentwickler; folgende Verhältnisse haben sich gut
                              bewährt: 4 Maaßtheile einer concentrirten Lösung von Eisenvitriol, 4 Maaßtheile
                              concentrirte Bernsteinsäurelösung, 16 Maaßtheile destillirtes Wasser und 1 Maaßtheil
                              Alkohol. Die Entwicklung ist ziemlich so rasch wie bei Anwendung von schwefelsaurem
                              Eisenoxydulammoniak, doch werden die Schwärzen feiner detaillirt, die Lichter
                              bleiben durchsichtig, die Halbschatten sind zarter. Ein Stereoskopnegativ wurde zur
                              einen Hälfte mit obiger Eisensalzlösung, zur anderen mit Gelatine-Entwickler
                              hervorgerufen, wobei die erstere Hälfte bedeutend seiner ausfiel. Bei 18 Secunden
                              Exposition (bei trübem Himmel) gab der gewöhnliche essigsaure
                              Eisenammoniak-Entwickler bereits ein schwaches Bild, während obige Lösung in
                              12 Secunden bei demselben Lichte ein gleichmäßig kräftiges Bild erzeugte.
                              (Photographisches Archiv, 1866 S. 20.)
                           
                        
                           Ueber eine zum Abformen von Münzen und Medaillen sich eignende
                              Masse; von Prof. Böttger.
                           In der am 16. December v. J. abgehaltenen Sitzung des physikalischen Vereins in
                              Frankfurt a. M. habe ich der Zusammensetzung einer jüngst von mir bereiteten, zum
                              Abformen von Münzen, Medaillen u. dergl. sich ganz vortrefflich eignenden Masse
                              gedacht, die wegen ihrer Eigenschaft selbst von den stärksten Säuren nicht
                              angegriffen zu werden, auch noch zu anderweiten technischen Verwendungen sich
                              nützlich erweisen dürfte. Man erhält dieselbe, indem man geschmolzenem dünnflüssigen
                              Schwefel, circa gleichviel sogenannte Infusorienerde
                              (Kieselsäurehydrat) wie solche in der Lüneburger Haide, ferner auf dem Vogelsberge
                              in der Gegend von Herbstein sich vorfindet, mit etwas feinem Graphit untermischt,
                              incorporirt. Trägt man von dieser über einem gewöhnlichen einfachen Bunsen'schen Gasbrenner in Fluß gebrachten Masse mit einem Spatel oder Löffel
                              eine hinreichende Quantität behende auf Münze oder Medaille auf, so erhält man nach
                              dem (meist sehr schnell erfolgenden) Erkalten einen Abdruck von außerordentlich
                              großer Schärfe. In Folge des Graphitgehaltes dieser Masse sieht man die
                              abzuformenden metallenen Gegenstände nicht unscheinbar werden oder erblinden, wie
                              dieß bekanntlich bei Benutzung der unter dem Namen Zeiodelit bekannten Masse so häufig der Fall ist. (Böttger's polytechnisches Notizblatt, 1866, Nr. 2.)
                           
                        
                           Neues Verfahren zum Amalgamiren des Zinks für galvanische
                              Batterien; von B. W. Gibsone in London.
                           Nach mehr als zwanzigjährigen Versuchen mit den verschiedensten Methoden gelang es
                              Gibsone kürzlich, ein Verfahren aufzufinden,
                              angefressene Zinkcylinder oder Zinkplatten galvanischer Elemente fast augenblicklich
                              zu amalgamiren und er theilte dasselbe dem Herausgeber der Chemical News zur Veröffentlichung mit, indem er von der Ansicht ausgieng,
                              daß Zeitersparniß auch in geringen Dingen aller Beachtung werth ist, sobald die
                              betreffende Manipulation sich sehr häufig wiederholt.
                           In eine flache Schale bringt man zwei Unzen gewöhnliche käufliche Salzsäure, 1
                              Drachme einer gesättigten Lösung von Quecksilberchlorid (Aetzsublimat) und 1/2 Unze
                              metallisches Quecksilber zusammen, legt das Zink, ohne es vorher abzuscheuern, in
                              diese Flüssigkeit und reibt das Quecksilber mittelst einer Zahnbürste sanft auf
                              dasselbe ein. Das Metall haftet rasch und vollständig an jedem Punkte der
                              Oberfläche, indem das Zinkoxyd von der Salzsäure rasch gelöst wird. Als Beweis für
                              die Schnelligkeit des Verfahrens führt der Erfinder an, daß es ihm gelang, binnen 70
                              Secunden eine cylindrisch zusammengebogene Zinkplatte von 40 Quadratzoll Oberfläche,
                              deren Inneres stark angefressen und beinahe unzugänglich war, auf der äußeren und
                              inneren Fläche vollständig zu amalgamiren. Im Verlaufe einer
                                 Viertelstunde konnte Gibsone die sechs Stück cylindrischer Zellen einer Grove'schen Batterie mittelst dieses Verfahrens
                              amalgamiren, die Batterie vollständig zusammenstellen und in Thätigkeit setzen.
                           Starkes Einreiben ist nicht nöthig; das Zink muß aber von dem überschüssigen
                              Quecksilber gründlich befreit werden, denn sonst werden die Zellen brüchig; diese
                              Gefahr wird jedoch durch die schnelle Ausführung des Verfahrens bedeutend
                              vermindert. (Chemical News, 1865, vol. XII p. 242.)
                           
                        
                           Ueber die Einwirkung des Lichtes auf Schwefelblei; von David
                              S. Price.
                           Die Aufmerksamkeit des Verfassers auf diesen Gegenstand wurde durch die Beobachtung
                              geleitet, daß in den unter seiner Aufsicht stehenden technologischen Sammlungen
                              Gegenstände, die schwefelhaltige Gase entwickelten, bloß die Theile der
                              Aufbewahrungskästen schwärzten, welche dem directen Einflusse des Sonnenlichtes
                              entzogen waren. In einem Kasten, in welchem getrocknete Blätter der
                              Gutta-percha-Pflanze aufbewahrt wurden, war dadurch sogar ein ziemlich
                              getreuer photographischer Abdruck derselben auf dem Kasten entstanden. Zur genaueren
                              Beobachtung dieser Erscheinung setzte der Verfasser ein mit Bleiweiß und Oel
                              angestrichenes Bretchen, nachdem es mit Schwefelwasserstoffgas geschwärzt worden
                              war, den verschiedenen Strahlen des Lichtes aus, indem er es mit verschieden
                              gefärbten Gläsern bedeckte. Dabei stellte sich denn heraus, daß der den rothen
                              Strahlen aus gesetzte Theil ganz dunkel geblieben war, der blaue Strahl hatte das
                              Sulfid fast ganz verändert, der gelbe theilweise, der violette noch weniger, der
                              unbedeckt gebliebene Theil des Bretchens war wieder ganz weiß geworden. Die
                              Einwirkung trocknender Oele auf Schwefelblei geht sehr schnell von statten, so daß
                              der Einfluß des Lichtes von wenigen Tagen schon genügt, eine Fläche davon, die mit
                              einer dünnen Schicht von Leinöl bedeckt ist, vollkommen weiß zu machen. Jedoch übt
                              das Licht auch denselben Einfluß auf Schwefelblei, wenn es mit Wasser angerührt ist,
                              nur nicht so schnell und so stark.
                           Diese Beobachtung gibt Rechenschaft von der Erfahrung, die man in allen
                              Bildergallerien gemacht hat, daß Bilder in schlecht ventilirten und schlecht
                              beleuchteten Sälen sehr
                              leiden, und daß ein directes Aussetzen an das Sonnenlicht solchen Bildern sehr
                              wohlthätig ist. (Nach dem Journal of the Chemical
                                 Society, durch das chemische Centralblatt, 1865 S. 1118.)
                           
                        
                           Ueber die Blaufärbung der Wasserstoffgasflamme durch Schwefel;
                              von W. F. Barrett.
                           Als der Verfasser verschiedene Stoffe in der Wasserstoffgasflamme erhitzte,
                              beobachtete er zuweilen eine Blaufärbung der letzteren. Er überzeugte sich durch
                              mehrere Versuchsreihen, daß diese Erscheinung durch die Gegenwart des Schwefels
                              bedingt wird, daß dadurch die Wasserstoffgasflamme zum empfindlichsten Reagens auf
                              Schwefel wird. Die Flamme des Leuchtgases, Alkohols und Schwefelkohlenstoffs zeigte
                              die Reaction nicht. Auch alle Sulphide, Schwefelsäure und einige Sulphate, z.B.
                              Alaun (aber nicht Glaubersalz) bläuen die Wasserstoffgasflamme. Nach einigen
                              Schätzungen des Verfassers kann noch 1/100000 Gran Schwefel entdeckt werden. Es
                              genügt schon, das Wasserstoffgas durch Verbindungsröhren von vulcanisirtem
                              (geschwefeltem) Kautschuk zu leiten, damit es mit blauer Flamme brennt. Nachdem der
                              Verfasser ein Stück eines solchen Kautschukschlauchs in der Hand gehalten hatte,
                              tauchte er die Finger in wenig Wasser; wurde dann eine Wasserstoffgasflamme
                              senkrecht gegen die Oberfläche dieses Wassers geleitet, so färbte sich die Flamme
                              blau. Bestaubte Gegenstände bläuen sämmtlich die Wasserstoffgasflamme; es rührt
                              dieses aber nicht von Glaubersalz (siehe oben) her, welches nach neueren
                              Beobachtungen überall verbreitet vorkommen Zoll, sondern wahrscheinlich von schwefelsaurem Ammoniak. Jedenfalls ist der Schwefel ein
                              sehr allgemeiner Bestandtheil der Atmosphäre.
                           Berührt man Zinn- oder Zinnlegirungen mit der Wasserstoffgasflamme, so
                              erscheint, als ein Durchschnitt der Flamme, ein hellrother Fleck, umgeben von einem
                              grünen Lichtringe. Alle Körper, deren Oberfläche mit Zinn gerieben worden, geben auf
                              kurze Augenblicke dieselbe Färbung; ebenso Blei, wahrscheinlich aber nur in Folge
                              einer Beimischung. Zink erwies sich als wirkungslos, auch trat überhaupt dieser
                              rothe Fleck nur in der Wasserstoffgasflamme auf, nicht aber in der Alkohol-,
                              Leuchtgas- oder Knallgasflamme.
                           Werden Marmor, Kalk, Granit, gebrannter Gyps u.s.w. kurze Zeit in die
                              Wasserstoffgasflamme gehalten, so phosphoresciren diese Körper sehr stark.
                           Bringt man Kohlensäure in die Wasserstoffgasflamme, so geht die Farbe der letzteren
                              augenblicklich von Braungelb in ein Helles Violett über. Dasselbe tritt ein, wenn
                              man die Verbrennungsproducte einer Alkohol- oder Gasflamme durch eine
                              Wasserstoffgasflamme streichen läßt. Eine sehr geringe Menge Kohlensäure genügt zu
                              dieser Erscheinung. Sie tritt schon ein, sobald man nur in der Nähe einer
                              Wasserstoffgasflamme athmet. Vermuthlich beruht diese Färbung auf der Bildung von
                              Kohlenoxyd. (Nach dem Philosophical Magazine, durch die
                              Zeitschrift für Chemie Jahrg. VIII Bd. I S. 721.)
                           
                        
                           Ueber die Bestimmung der organischen Substanzen in ungesunden
                              Wässern; von Em. Monnier.
                           Ich habe im Jahre 1860 (polytechn. Journal Bd.
                                 CLVII S. 132) eine praktische Methode mitgetheilt, um die Gegenwart
                              organischer Substanzen in irgend einem Wasser zu ermitteln; dieses Verfahren,
                              welches auf der Anwendung einer titrirten Lösung von übermangansaurem Kali beruht,
                              gestattet überdieß das Verhältniß der organischen Substanzen annähernd zu bestimmen,
                              da das Gewicht, welches vom übermangansauren Kali zersetzt wird, demjenigen der
                              organischen Substanzen nahezu proportional ist, so daß man zur Lösung der Aufgabe
                              nur das Gewicht des Chamäleons in Milligrammen zu bestimmen hat, welches durch 1
                              Liter solchen Wassers entfärbt wurde.
                           Kürzlich habe ich mein Verfahren zur Prüfung des Seinewassers angewandt, wobei ich
                              folgende Methode befolgte: Man bereitet eine Probeflüssigkeit, welche 1 Gramm
                              krystallisirtes übermangansaures Kali per Liter enthält,
                              also 1 Milligramm dieses Salzes 
                              per Kubikcentimeter; diese gießt man mittelst einer
                              graduirten Pipette in das zu prüfende Wasser. Dieses Wasser muß auf eine fixe
                              Temperatur von 65° Celsius gebracht und dann mit 2 Tausendtheilen
                              Schwefelsäure angesäuert werden. Bei dieser Temperatur erfolgt die Oxydation der
                              organischen Substanzen rasch, und sobald die rosenrothe Färbung eine bleibende
                              geworden ist, liest man an der Pipette das ausgegossene Volum ab. (Comptes rendus, t. LXI p.
                              695; October 1865.)
                           
                        
                           Verfahren zur Darstellung von Alizarin in kleinem Maaßstabe;
                              von J. Wallace Young.
                           Gutes Garancin wird mit Alkohol extrahirt; die Lösung wird destillirt um den
                              überschüssigen Alkohol wieder zu gewinnen und der Rückstand wird sorgfältig
                              getrocknet. Von dem so bereiteten Extract bringt man ein wenig in eine kleine
                              Porzellanschale und kehrt darüber ein kleines Becherglas, über dessen Oeffnung ein
                              Stück Filtrirpapier gebunden ist. Erhitzt man nun die Schale ganz mäßig, so schmilzt
                              der Extract, das Alizarin sublimirt und verdichtet sich auf dem Filtrirpapier. Das
                              Gelingen des Verfahrens hängt fast ganz von der richtigen Regulirung der Wärme ab,
                              denn ist diese zu hoch, so erfolgt die Sublimation zu rasch und das Product ist
                              stets durch ein empyreumatisches Oel verunreinigt. War die Temperatur sehr niedrig,
                              so bleiben die Krystalle oft unmittelbar auf dem Extract Sitzen. Bei richtiger
                              Temperatur aber findet man Alizarin in prächtigen, oft einen halben Zoll langen
                              orangerothen Nadeln an dem Filtrirpapier Sitzen. (Chemical
                                 News, 1865, vol. XII p. 269.)
                           
                        
                           Erprobtes Recept zum Zeichnen der Wäsche.
                           Prof. Heeren hat in Veranlassung einer im Local-Gewerbeverein zu Hannover
                              gestellten Anfrage folgendes erprobte Recept für Tinte zum Zeichnen der Wäsche
                              mitgetheilt. Man löst Höllenstein in Wasser auf und sättigt die Lösung mit
                              Aetzammoniak-Flüssigkeit (Salmiakgeist), worauf man etwas arabisches Gummi
                              zusetzt, um das Ausfließen dieser Flüssigkeit beim Zeichnen zu verhindern. Die
                              Stelle, wo man zeichnen will, muß man zuvor mit Pyrogallussäure, die in einem
                              Gemisch von Weingeist und Wasser gelöst ist, befeuchten und wieder trocknen lassen.
                              Die Zeichnung darf mit keiner Stahlfeder, sondern muß mit einem Gänsekiel gemacht
                              werden. Sie wird sofort tiefschwarz, und ist bei der gewöhnlichen Behandlungsweise
                              der Wäsche unauslöschlich. (Verhandlungen des Local-Gewerbevereins in
                              Hannover.)
                           
                        
                           Sogenanntes englisches Fleckenwasser.
                           Diese von Prof. Artus untersuchte Flüssigkeit, welche dazu
                              dient, Säure-, Harz-, Wachs-, Theer- und Fettflecke aus
                              allen Stoffen zu entfernen, besteht aus 6 Loth 95procentigem Alkohol, 2 Loth
                              Aetzammoniakflüssigkeit von 0,875 spec. Gewicht und 1 Quentchen Benzol. Die an sich
                              vollkommen empfehlenswerthe Flüssigkeit wird nur zu einem viel zu hohen Preise (zu
                              10 Sgr. das Fläschchen) verkauft. Sie läßt sich leicht darstellen, indem man
                              zunächst das Benzol in das Glas abwägt, dann den Alkohol zusetzt und umschüttelt,
                              und zuletzt die Aetzammoniakflüssigkeit hinzufügt.
                           
                        
                           
                           Saghalin.
                           Das unter dem Namen „Saghalin“ empfohlene Waschmittel ist nach
                              Prof. Haas ein Gemisch von kohlensaurem, fettsaurem und
                              kieselsaurem Natron, d.h. von Wasserglasseife und Soda.
                           Ganz abgesehen von dem unverhältnißmäßig hohen Preise ist nicht anzunehmen, daß
                              obiges Product für die Wascherei und Bleicherei einen höheren Werth habe, als Soda
                              und gewöhnliche Seife. (Württembergisches Gewerbeblatt.)
                           
                        
                           Die Petroleumquellen in Amerika.
                           Die bedeutendsten Petroleumquellen finden sich im nördlichen und westlichen Theile
                              von West-Virginien, im südöstlichen Theile von Ohio, im nordwestlichen Theile
                              von Pennsylvanien, in Canada auf der nördlich vom Erie-See liegenden
                              Halbinsel und im südlichen Californien. In West-Virginien zeigt sich eine so
                              massenhafte Verbreitung des Petroleums wie an keiner anderen Stelle von
                              Nord-Amerika. Der Hauptpunkt der Oelregion ist Parkersburg, Hauptstadt der
                              Wood-County und am Einflusse des Little-Kanawha in den Ohio gelegen;
                              in dieser Wood-County befindet sich der Centralpunkt der Oelquellen, der
                              berühmte Burning Spring-Run, welcher von Norden her in den
                              Little-Kanawha mündet. In Ohio bildet die Stadt Marietta den Mittelpunkt des
                              Oelhandels, Washington-County producirt das meiste Petroleum. Die große
                              Ausdehnung der Quellen im Nordwesten beweist, daß sich, ebenso wie in
                              West-Virginien, die Oelregion in Ohio nicht als ein Gürtel, sondern als ein
                              unregelmäßig gestaltetes Land darstellt. Die Quellen in Pennsylvanien sind am
                              bekanntesten; im Oil-Creek, der davon den Namen hat, wurden 1861 die ersten
                              Quellen entdeckt. Man berechnete in den Jahren 1861 und 1862 den täglichen Ertrag
                              der Quellen auf 8000 Barrels – eine einzige Quelle lieferte zeitweise 3000
                              Barrels den Tag – 1863 sank er auf 6000 Barrels, 1864 auf 4000 Barrels, in
                              neuester Zeit hat sich die Ergiebigkeit wieder bis zu 6000 Barrels täglich
                              gesteigert. Noch stärkere Quellen als im Oil-Creek haben die Bohrversuche in
                              den Grafschaften Lawrence, Butler, Armstrong und Clarion erschlossen. In Canada sind
                              neuerdings auch im Osten am St. Johns River bedeutende Quellen aufgefunden worden;
                              bisher war nur der Westen ausgebeutet worden. In Californien hat man Erdölquellen an
                              vielen Stellen gefunden, die wichtigsten liegen bei Buenaventura, etwa 320 Meilen
                              südlich von San Francisco in einer aus bituminösem Schiefer bestehenden Bergkette;
                              Ojai Rauch ist der Name der ergiebigsten Region. Außerdem hat man Petroleum entdeckt
                              und auszubeuten begonnen im Staate New-York, in Mexico, Texas, sowie in der
                              neuesten Zeit in Kentucky, Michigan, Indiana, Colorado, Oregon, Tennessee, Illinois,
                              Missouri, Montana und auf Cuba. (Berggeist, 1866, Nr. 8.)
                           
                        
                           Berichtigungen
                           
                              zu dem in Bd. CLXXIX S. 20 enthaltenen Artikel „über
                                    das zwischen den Derivationsbeträgen der mit Feldladung abgeschossenen
                                    Granaten und Shrapnels des gezogenen Sechspfünders bei gleicher
                                    Zielentfernung bestehende Verhältniß“
                                 
                              
                           
                              
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                                    „woraus“
                                    
                                 zu lesen
                                 
                                    „so ergibt sich“
                                    
                                 
                              
                                 „
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                                 „
                                 24  
                                    „      
                                    „        
                                    „
                                 
                                    „folgt, wornach“
                                    
                                 „    
                                    „
                                 
                                    „wornach“
                                    
                                 
                              
                                 „
                                 30
                                 „
                                 30  
                                    „      
                                    „        
                                    „
                                 
                                    „worden“
                                    
                                 „    
                                    „
                                 
                                    „werden“
                                    
                                 
                              
                                 „
                                 24
                                 „
                                 3 u. 4 von unten „
                                 „1,8²
                                 „    
                                    „
                                 2
                                 
                              
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 den Endtheil derGleichung aberwegfallen zu
                                    lassen.
                                 
                              
                           Dy.