| Titel: | Ueber das oberflächliche Verkohlen des Holzes (insbesondere der Telegraphenstangen) nach dem Verfahren von de Lapparent. | 
| Fundstelle: | Band 181, Jahrgang 1866, Nr. X., S. 43 | 
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                        X.
                        Ueber das oberflächliche Verkohlen des Holzes
                           (insbesondere der Telegraphenstangen) nach dem Verfahren von de Lapparent.
                        Aus den Annales télégraphiques, t. VIII, p.
                              581; December 1865.
                        Mit einer Abbildung auf Tab. I.
                        de Lapparent's Verfahren zum Ankohlen des Holzes insbesondere der
                           Telegraphenstangen.
                        
                     
                        
                           Die Anwendung der mit Kupfervitriollösung imprägnirten Telegraphenstangen bietet auf
                              den Eisenbahnen und Haupt-Telegraphenlinien, sowie auch in waldlosen
                              Gegenden, wo das Holz in hohem Preise steht, sehr erhebliche Vortheile dar. Indessen
                              ist diese stets mit großen Kosten verknüpfte Imprägnirung nicht mehr in gleichem
                              Maaße gerechtfertigt, wenn es sich um untergeordnete Zweiglinien handelt, welche
                              durch bewaldete Landstrecken führen, in welchem Falle es stets vortheilhafter seyn
                              wird, die Bäume, anstatt der Imprägnirung, einer verhältnißmäßig wenig kostspieligen Behandlung
                              zu unterwerfen, durch welche ihre Dauer ebenfalls sehr merklich erhöht wird.
                           Die beiden empfehlenswerthen Behandlungsweisen, denen die nicht imprägnirten Hölzer
                              zur Erreichung des erwähnten Zweckes unterworfen werden können, sind das Theeren und das oberflächliche
                                 Verkohlen (Ankohlen) derselben. Das erstere Verfahren ist ziemlich theuer
                              und läßt sich mit Vortheil nur bei hartem und im Herbste oder im Winter geschlagenem
                              Holze anwenden. Das oberflächliche Verkohlen dagegen, durch welches die Keime der
                              zur Zerstörung des Holzes beitragenden Pilze vernichtet, und gleichzeitig die Poren
                              seiner Außenfläche verschlossen worden, so daß es in gewissem Grade undurchdringlich
                              gemacht wird, ist weit wirksamer. Sind die geschlagenen Bäume auf mehrere kleine
                              Lagerplätze vertheilt, so wird zu dieser Verkohlung eine sogenannte Schweröllampe gebraucht; wo indessen eine große Anzahl
                              von Stämmen anzukohlen ist, wendet man mit Vortheil einen retortenartigen Apparat
                              von Gußeisen an, in welchem die zur Verkohlung des Holzes erforderliche Flamme mit
                              Steinkohlen erzeugt und durch einen Strom sehr feuchter Luft unterhalten wird. Wir
                              geben nachstehend die Beschreibung sowohl der Lampe, als auch des Apparates.
                           
                        
                           Die Ankohlungslampe.
                           In der zur oberflächlichen Verkohlung (Ankohlung) des Holzes nach dem de Lapparent'schen Verfahren dienenden Lampe wird ein
                              flüssiges Brennmaterial, sogenanntes Schweröl, gebrannt,
                              welches alle Gasfabriken gewinnen, die ihre Theere destilliren. Auch kann man jede
                              Art von Mineralöl, z.B. rohes Petroleum, Schieferöl etc. in jener Lampe brennen und
                              in manchen Fällen ist es zur Vermeidung zu starken Rauches sogar vortheilhaft, ein
                              Gemisch von gleichen Theilen Schweröl und Petroleum anzuwenden.
                           Die Lampe hat einen cylindrischen, auf einem horizontalen Dochthalter von ovalem
                              Querschnitte angebrachten Docht. Diesen Docht bringt man an seine Stelle mittelst
                              eines kleinen, aus Weißblech angefertigten Conus, der in den Fuß der Lampe
                              eingeführt und wieder herausgezogen wird, sobald der Docht angebracht ist. Letzterer
                              taucht nicht unmittelbar in das Oel, sondern dieses wird ihm durch einen besonderen,
                              aus unverwebten Baumwollfäden bestehenden Saug- oder Speisedocht zugeführt.
                              Dieser Saugdocht ist möglichst nahe am Boden des Oelbehälters, bis wohin der
                              eigentliche Brenndocht reicht, über den letzteren hinübergezogen. Das Niveau des
                              Oeles muß ziemlich constant bis zum unteren Ende des horizontalen Dochtes erhalten
                              werden.
                           
                           Um die Lampe anzuzünden, zieht man den Hauptdocht etwa 1 Centim. breit hervor, gießt
                              dann so viel Oel ein, daß es bis zu der angegebenen Höhe steht, und wartet, bis sich
                              beide Dochte vollgesogen haben. Darauf setzt man die Lampe mittelst eines
                              Kautschukrohres mit dem Blasebalge in Verbindung, hebt den Kamin der Lampe in die
                              Höhe, steckt die Lampe an, senkt den Kamin nieder, und fängt vorsichtig an zu
                              blasen; sobald die Flamme aus dem Kamin hervorschlägt, verstärkt man den Luftstrom
                              allmählich, bis die Flamme ganz weiß erscheint, nicht mehr raucht und ununterbrochen
                              fortbrennt. Sie muß in einer Länge von 10 bis 15 Centimetern aus dem Kamin
                              hervorschlagen.
                           Ist die Flamme gut und wird der Gebläsewind regelmäßig zugeführt, so braucht man zum
                              Ankohlen des Holzes die Lampe nur vor dem letzteren hinzuführen, muß sich aber dabei
                              hüten, das Holz in wirklichen Brand zu setzen, da die zur Verschließung der äußeren
                              Poren und zur Vernichtung der Pilzkeime dienende verkohlte Rinde nur 0,5 bis
                              höchstens 1 Millimeter stark seyn soll. Das Holz darf bei dem Processe keine Flamme
                              geben; seine Oberfläche wird schwarz; entfernt man den die letztere bedeckenden
                              Staub mittelst einer weichen Bürste, so muß es glatt bleiben, größere Härte und eine
                              rothe oder rothbraune Färbung zeigen. Es ist indessen nicht nöthig, diesen Staub an
                              den Stellen zu entfernen, welche nicht angestrichen werden sollen.
                           Zu diesem Ankohlen sind drei Arbeiter erforderlich, von denen der eine das Gebläse
                              besorgt, der zweite die Lampe hält und der dritte die zu verkohlende Stange umdreht.
                              Die letztere kann horizontal auf zwei Querhölzer zu liegen kommen. Da die Lampe
                              schwer ist, so würde es wohl zu empfehlen seyn, an den aus Eisendraht bestehenden
                              Henkel, mit welchem sie versehen ist, eine über eine horizontale Welle laufende und
                              an ihrem anderen Ende ein Gegengewicht tragende Schnur zu befestigen. Die so
                              gehaltene Lampe würde der Arbeiter leichter längs der zu verkohlenden Fläche
                              hinführen können. Nach Vollendung der Operation kann man die Telegraphenstangen an
                              ihren oberen Enden etwa 20 Centimeter breit mit Oelfarbe anstreichen, wenn man sie
                              an dieser Stelle nicht auf irgend eine andere Weise gegen den Einfluß der
                              Atmosphärilien schützen will.
                           
                        
                           Der Ankohlungsapparat.
                           Der zum Ankohlen großer Quantitäten von Holz dienende Apparat ist in Fig. 26 dargestellt.
                           A ist der zur Aufnahme des Brennmaterials dienende
                              Ofen.
                           B ist eine bewegliche, den Ofen tragende Säule, welche
                              dazu dient, den Ofen
                              mittelst des auf dem Tische C angebrachten beweglichen
                              Schlittens nach Bedürfniß in horizontalem oder verticalem Sinne zu bewegen.
                           C Bühne oder Tischplatte, welche den Ofen nebst dem
                              Schlitten trägt.
                           D doppelter Blasebalg, welcher mit dem Ofen durch ein
                              Kautschukrohr in Verbindung steht.
                           E Behälter zur Aufnahme von Wasser oder einer andern
                              Flüssigkeit, welche in den Ofen injicirt wird.
                           F Hähne zur Regulirung der Quantität des bei jedem
                              Gebläsewechsel in den Ofen zu injicirenden Wassers.
                           G hölzerne, das anzukohlende Holzstück tragende Bank;
                              H das anzukohlende Holzstück.
                           Der Apparat wird in folgender Art in Betrieb gesetzt:
                           1) Man füllt die Höhlung, in deren Nähe das die Gebläseluft zuführende Kautschukrohr
                              mündet, mit Wasser, welches nach Bedürfniß durch frisches ersetzt wird und dazu
                              bestimmt ist, das Kautschukrohr vor der hohen Temperatur des Ofens zu schützen.
                           2) Man feuert den Ofen mit klarem Holze an, wobei die untere, an der Vorderseite
                              angebrachte Thür, sowie die obere, zum Aufgeben des Brennmaterials dienende Mündung
                              des Ofens geöffnet bleiben muß.
                           3) Ist das Holz angebrannt, so schließt man die vordere Thür, lutirt die Fugen mit
                              Lehm und läßt das Gebläse an; dann gibt man das Brennmaterial durch die obere
                              Mündung nach und nach und in geringen Quantitäten auf, bis der Ofen damit ganz
                              gefüllt ist.
                           4) Sobald das Brennmaterial in vollem Brande ist, wird die obere Ofenmündung
                              geschlossen, so daß die Flamme durch die an der Vorderseite des Ofens befindliche
                              gebogene Tubulatur entweicht. Diese ununterbrochen und regelmäßig durch das Gebläse
                              unterhaltene Flamme wird auf das Holz geleitet und bewirkt die Ankohlung desselben
                              binnen sehr kurzer Zeit.
                           5) Ist der Ofen in gutem Gange, was gewöhnlich nach 10 bis 15 Minuten der Fall ist,
                              so regulirt man die Injicirung des Wassers mittelst der Hähne F. Dieses Wasser wird vom Gebläsewind mitgerissen und zersetzt sich in
                              Berührung mit dem glühenden Brennmaterial in Wasserstoff-, Kohlenoxyd-
                              und Kohlensäuregas. Diese brennbaren Gase verbinden sich beim Ausströmen aus der
                              Tubulatur des Ofens mit dem atmosphärischen Sauerstoffe und erhöhen in
                              beträchtlichem Grade das Verkohlungsvermögen der aus dem Brennmaterial erzeugten
                              Flamme.
                           6) Wenn die Flamme schwächer wird, bringt man durch die obere Mündung des Ofens ein
                              Schüreisen ein und ersetzt den verbrannten Brennstoff durch frischen, den man
                              wiederum in nur kleinen Quantitäten zusetzt. Diese Operation muß, der Natur des Brennmaterials
                              entsprechend, mehr oder weniger oft wiederholt werden.
                           Als Brennstoff kann man ein Gemenge von Kohks und Holzkohle, aber auch Steinkohle,
                              Holzkohle, Holz, überhaupt jedes starre oder flüssige Brennmaterial (letzteres muß
                              eingespritzt werden) anwenden, welches eine Flamme zu erzeugen vermag.
                           Die Anwendung dieses Apparates ist außerordentlich leicht und von einem intelligenten
                              Arbeiter in wenigen Stunden zu erlernen.
                           Die anzukohlenden Hölzer müssen vor Nebel und Regen auf das Sorgfältigste geschützt
                              werden; denn selbstverständlich muß das Wasser, von welchem das Holz durchtränkt
                              ist, erst verdampft werden, bevor die Verkohlung der äußeren Theile desselben
                              eintreten kann; dadurch wird ein Verlust an Brennmaterial, besonders aber an Zeit
                              verursacht.
                           Wenn man dieses Verfahren auf Querschwellen anwendet, so
                              kann man auf einem Eisenbahn-Bauhofe mittelst eines Zeltdaches oder Schuppens
                              so viele derselben gegen Nässe schützen, als für drei bis vier Arbeitstage
                              erforderlich sind.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
