| Titel: | Ueber die Eintheilung der fossilen Brennmaterialien und deren Hauptunterscheidungsmerkmale; von Dr. H. Fleck, Professor der Chemie an der kgl. polytechnischen Schule in Dresden. | 
| Autor: | Hugo Fleck [GND] | 
| Fundstelle: | Band 181, Jahrgang 1866, Nr. XII., S. 48 | 
| Download: | XML | 
                     
                        
                        XII.
                        Ueber die Eintheilung der fossilen
                           Brennmaterialien und deren Hauptunterscheidungsmerkmale; von Dr. H. Fleck, Professor der Chemie an der kgl.
                           polytechnischen Schule in Dresden.
                        (Fortsetzung von Bd. CLXXX S. 471.)
                        Mit einer Abbildung auf Tab. I.
                        Fleck, über die Eintheilung der fossilen Brennmaterialien und deren
                           Hauptunterscheidungsmerkmale etc.
                        
                     
                        
                           In der Verfolgung der uns gestellten Aufgabe, für die Beurtheilung der Steinkohlen
                              allgemeine und leicht anwendbare Principien zu gewinnen, wenden wir uns dem für
                              Deutschland nicht minder wichtigen Saarbecken zu, welches in seinem Kohlenreichthum
                              dem westfälischen Kohlenrevier kaum nachstehen dürfte und in seinen
                              Abbauverhältnissen noch im Anfang der bauwürdigen Flötze steht, deren Ausdehnung,
                              Zahl und Mächtigkeit zwar vollständig noch nicht genügend abgeschätzt werden kann,
                              deren Gesammtmächtigkeit man aber 3000 Zoll über 6 2/3 Quadratmeilen verbreitet
                              annehmen kann, wodurch man 576 Millionen Quadratlachter zu 8000 Centnern oder nahe
                              an 5 Milliarden Centner erhält; das ist aber Stoff zu der gegenwärtigen Production
                              von ungefähr 50 Millionen Centnern auf 100000 Jahre.
                           Ist die Mächtigkeit von 2000 Zoll einerseits nicht überall vorhanden, oder für den
                              Bergbau erreichbar, als dessen äußerste Grenze man bei dem heutigen Stande der
                              Technik 500 Lachter annimmt, so vermehrt andererseits die wellenförmige Lagerung den
                              Flötzinhalt; ferner ist die Stärke von 3000 Zoll sehr niedrig gegriffen, zumal man
                              wohl später noch manches Flötz bauen wird, welches jetzt die Gewinnung nicht lohnt.
                              Mache man aber beliebige Abzüge, so bleibt immerhin ein erstaunlicher Reichthum, mit
                              dessen Hebung erst ein geringer Anfang gemacht ist. Große Felder stehen noch
                              unberührt und kaum dürfte es in einem anderen Kohlendistricte vorkommen, daß man in
                              der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts am Knotenpunkte dreier Eisenbahnen einen
                              Stollenbetrieb auf bisher völlig unverritzten Flötzen beginnen kann.Steinkohlen Deutschlands und anderer Länder Europas, Bd. I.
                              
                           Die Kohlen des Saarbeckens treten ihrem physikalischen Charakter und der denselben
                              bedingenden chemischen Zusammensetzung nach so gekennzeichnet auf, daß gerade in den
                              aus letzteren sich ergebenden Eigenschaften eine Bestätigung der unserer
                              Betrachtungsweise zu Grunde gelegten Gesetzmäßigkeiten zu erkennen ist. Ein der Saarkohle
                              einerseits nachtheiliger, andererseits derselben zu Statten kommender Umstand ist
                              ihr großer Reichthum an flüchtigen Grundstoffen. Der Kohlenstoff beträgt nur bei
                              wenig Flötzen über 80 Proc. der aschenfreien Kohlensubstanz, während er bei den
                              meisten westphälischen Kohlen 90 Proc. näher steht und kaum unter 80 sinkt. Die
                              Differenz wird durch einen sehr beträchtlichen Sauerstoffgehalt ausgeglichen,
                              welcher andererseits oft das Verhältniß des disponiblen Wasserstoffes zu dem
                              gebundenen ein gleiches seyn läßt; ja in einzelnen Fällen beobachten wir, daß die
                              Menge des letzteren den ersteren übertrifft.
                           Die praktischen Folgen dieses Verhältnisses sind:
                           
                              1) lebhaftes Rußen der Saarkohle,
                              2) geringes Ausbringen an Kohks,
                              3) geringer Heizeffect, dagegen
                              4) hohes Ausbringen an Leuchtgas,
                              5) vorzügliche Brauchbarkeit für Flammfeuerungen.
                              
                           Die Festigkeit der Saarbrücker Flötze hat vor denen des Inde- und Wormreviers
                              und den tieferen Flötzen des Ruhrbeckens den Vortheil, daß die Kohlen
                              verhältnißmäßig viel stückreicher fallen, in Folge dessen sich vortheilhafter
                              transportiren lassen und den belgischen und Aachener Kohlen, trotz eines höheren
                              Aschengehaltes, Concurrenz zu machen im Stande sind.
                           Die Saarkohlen sind dem einigermaßen Geübten auf den ersten Blick kenntlich.
                              Abgesehen von dem Reichthum an großen, scharfkantigen Stücken, welche besonders von
                              den mageren Flötzen schon durch ihre Größe und Absonderung auffallen, gibt das
                              Vorkommen von Bitterspath, welcher in höchst feinen Blättchen die senkrechten Klüfte
                              der Kohlen erfüllt und bei der Trennung der Stücke abfällt, den Kohlen ein
                              eigenthümlich geschecktes Ansehen. Sie kennzeichnen mit ihren weißen Streifen auf
                              schwarzem Grunde ihre preußische Angehörigkeit.
                           Ein anderes Merkmal der Saarkohle ist das reichliche Vorkommen von Faserkohle
                              (Rußkohle), welche die Backfähigkeit der Kohlen bei deren Verkohkung in erhöhtem
                              Grade beeinträchtigt. Ihrer Textur nach ist die Saarkohle eine ausgezeichnete
                              Schieferkohle, mit einzelnen Pechkohlenstücken durchsetzt und durch ihren höchst
                              geringen Schwefelkiesgehalt liefert sie zum Hohofenbetrieb ausgezeichnet
                              qualificirte, schwefelfreie Kohks.
                           Zum Unterschied von den Lagerungsverhältnissen der Ruhrkohlen sind im Saarbecken die
                              hangenden Flötze magere, die liegenden fette Kohlen; doch tritt die Menge der
                              letzteren den ersteren gegenüber zurück, so daß im Ganzen nur wenige Flötze
                              eigentliche Backkohlen enthalten.
                           
                           Es ergibt sich dieß zunächst aus folgender Tabelle, welche das Verhältniß des
                              disponiblen und gebundenen Wasserstoffes auf 1000 Kohlenstoff in den bis jetzt
                              untersuchten Kohlensorten Saarbrückens angibt.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 181, S. 50
                              Steinkohlen; disponibler;
                                 gebundener; Wasserstoff; Gerhardgrube; Beustflötz; Landsweiler Flötz;
                                 Heinrichflötz; 9. Flötz 54'' mächtig; 16. Flötz Kallenberg; Heinitzgrube; Flötz
                                 Kallenberg, 1/2 Saarstollen; Blücherflötz; Asterflötz; Leopoldflötz;
                                 Gneisenauflötz; Landsweiler Nebenback Nr. 1; Nostizflötz; Augustflötz;
                                 Alexanderflötz; Grubenwalderflötze; Dudweiler Grube; 15. Flötz 45'' mächtig;
                                 Natzmerflötz; 1/2 Saarsohle; Beierflötz; Landsweiler Hauptback; 17. Flötz Jacob;
                                 v. d. Heydtgrube; 18. Flötz Sophie; 19. Flötz 36'' mächtig; Carlflötz; Grube
                                 Geislautern; 54. Flötz im Ostfelde; Flötz Alvensleben; Flötz Emil; Redengrube;
                                 Grube Kronprinz; Friedrich Wilhelm bei Schwalbach; 1. Flötz 30'' mächtig; 2.
                                 Flötz 86'' mächtig; Jacobflötz; Grube Kronprinz bei Delsburg; 4. Flötz 65''
                                 mächtig; Landsweiler Flötz Nebenback 2; Heiligenwalder Flötz, Hauptback; Grube
                                 Itzenplitz; Flötz Ernst; Nebenback; Flötz Sophie; Halbe Saarsohle;
                                 Tagesstreckensohle; 84'' Flötz; Flötz Jacob; Landsweiler Nebenback Nr. 3; Flötz
                                 Friedrich; Flötz Wilhelm
                              
                           Durch Auftragen der hierbei aufgestellten Zahlenwerthe auf die graphische Karte, Figur 27,
                              erlangen wir zunächst folgende Eintheilung für die Saarkohlen:
                           
                        
                           I. Backkohlen:
                           Dudweiler Grube: Beierflötz Nr. 11.
                                                 Natzmerflötz
                              Nr. 10.
                           v. d. Heydtgrube: Beustflötz Nr. 13.
                           Heinitzgrube: Blücherflötz Nr. 3.
                           
                        
                           
                           II. Back- und Gaskohlen:
                           Heinitzgrube: Asterflötz Nr. 5.
                           Gerhardgrube: Heinrichflötz Nr. 2.
                           Heinitzgrube: Augustflötz Nr. 9.
                           Flötz Kallenberg: 1/2 Saarsohle Nr. 29;
                           15. Flötz, 1/2 Saarsohle Nr. 35.
                           Letztere zwei Kohlensorten bilden den Uebergang zu den Gaskohlen im engeren Sinne, welchen alle anderen bis jetzt untersuchten
                              Saarkohlen angehören. Diese selbst lassen sich in Bezug auf ihren Gehalt an
                              disponiblem Wasserstoff, sofern derselbe die Zahl 30 übertrifft oder nicht, in zwei
                              Unterabtheilungen bringen, von welchen die erste mit mehr als 30 disponiblem
                              Wasserstoff noch zur Kohksfabrication im Appolt'schen
                              Ofen geeignet erscheint. Hierzu sind zu zählen:
                           Gerhardgrube: Beustflötz Nr. 1.
                           Landsweiler Flötz: 17. Hauptback Nr. 37.
                           Grube Itzenplitz: Flötz Sophie, Tagesstreckensohle Nr. 46.
                           Heinitzgrube: Nostizflötz Nr. 8.
                           Heiligenwalder Flötz: 84, Nr. 24.
                           Grube Itzenplitz: Flötz Ernst Nr. 44.
                           Landsweiler Flötz: Nr. 39.
                           Grube Kronprinz bei Delsburg: Nr. 43.
                           Landsweiler Flötz: 10. Flötz Kallenberg Nr. 28.
                           Landsweiler Nebenback: 1, Nr. 31.
                           Grubenwalder Flötze: Nr. 33.
                           Alle anderen Kohlensorten würden auch in den bestconstruirten Kohksöfen nur sehr
                              lockere und daher für den Transport in keiner Weise geeignete Kohks liefern. Dieser
                              Umstand und das verhältnißmäßig geringe Vorkommen backender Kohlen im Saarbecken
                              überhaupt, ließ in letzterem das Verkohlungswesen in der Einrichtung von Kohksöfen
                              geeigneter Construction zu einem Grade der Vollkommenheit gelangen, welcher bis
                              jetzt nur durch die unter noch ungünstigeren Verhältnissen in Bezug auf die
                              Kohlenqualität arbeitenden Verkohkungsanstalten des Lüttich-Aachener Beckens
                              übertroffen wurde. Saarbrücken hat sich durch letzteren, mit seiner Grube Dudweiler
                              an der Spitze, zu der bedeutendsten und wichtigsten Versuchsstation im
                              Verkohlungswesen herangebildet.
                           Charakteristisch für die Kohlen des Saarbeckens ist ihre große Veränderlichkeit durch
                              längeres Lagern, welche Eigenschaft hauptsächlich in dem hohen Gehalt an gebundenem,
                              d.h. durch Sauerstoff bindbarem und als chemisch gebundenes Wasser anzunehmendem
                              Wasserstoff ihren Grund haben dürfte. Letzterer bedingt eine fortschreitende
                              Vermoderung, als deren Product die häufig auftretenden schlagenden Wetter in den
                              Saarbrücker Gruben sich herausstellen, wie andererseits der schnelle Uebergang
                              dieser Kohlen in eine
                              gasarme Sinterkohle während des Lagerns hiermit Hand in Hand geht.
                           Derartige gasreiche Kohlen treten aber ihren Verkohkungsproceß schon bei
                              verhältnißmäßig niedriger Temperatur an und liefern zumal im Anfang desselben eine
                              reichliche Gasentwickelung, welche, schnell abbrechend, die Sinterung der Kohks
                              bedeutend erschwert. Durch diesen Umstand bedingen die Saarkohlen Kohksöfen mit
                              großer Heizfläche und niedrigem Gewölbe, deren Wandungen zumal gegen Ende der Charge
                              stark erwärmt werden müssen. Daher finden die von François construirten und von Haldy für
                              die Saarkohlen verbesserten Kohksöfen, sowie die von Smet
                              und Fabry errichteten und endlich auch die Appolt'schen Oefen, welche sämmtlich diesen Ansprüchen in
                              größerem oder geringerem Grade genügen, praktische Verwerthung.Steinkohlen Deutschlands, Bd. II S. 376 u. f.
                              
                           Auf den de Wendel'schen Werken in Saarbrücken waren Anfang
                              1865 im Betriebe:
                           180 Kohksöfen nach François
                              mit zu 48 Centner Ladung und 48stündiger Charge,
                           20 Kohksöfen nach Smet mit zu 30
                              Ctr. Ladung und 24 stündiger Charge,
                           5 Kohksöfen nach Appolt mit je 18
                              Kannen à 28 Ctr. Ladung bei 24stündiger
                              Charge.
                           Wie schon oben angedeutet, nimmt die Menge gasförmiger Zersetzungsproducte mit der
                              Quantität der in einem Brennmaterial verdichteten Gase: Wasserstoff und Sauerstoff
                              zu, vorausgesetzt, daß die Verkohlungstemperatur in allen Theilen des Gasmaterials
                              gleich hoch ist, um die Bildung einfachster Gasverbindungen, wie Kohlenoxydgas und
                              Sumpfgas es sind, zu bedingen. Chemisch verdichtet nennt man obige Gase, weil deren
                              Quantität in dem bei 105° C. getrockneten, also von hygroskopischem Wasser
                              völlig befreiten Gasmaterial bestimmt wurde und im Allgemeinen beobachten wir bei
                              gasreichen Kohlen, sobald in denselben die Menge des gebundenen Wasserstoffs sie als
                              Gas- oder Sandkohlen in engerem Sinne erscheinen läßt, daß in dem aus ihnen
                              erzeugten Leuchtgas der Gehalt an Kohlenoxydgas und Wasserstoff, dem Sumpfgas
                              gegenüber, in den Vordergrund tritt, während bei den Backkohlen oder bei
                              Back- und Gaskohlen mit deren Zunahme an disponiblem Wasserstoff die Menge
                              des Sumpfgases, dem Kohlenoxyd und Wasserstoff Verhältnisse zu dessen specifischem Gewicht und dessen
                              Verbrennungswärme, welche beide Werthe wiederum von dessen chemischer
                              Zusammensetzung abhängig erscheinen.Steinkohlen Deutschlands, Bd. II S. 258 u. f.
                              
                           Nach diesen Grundsätzen gehören die Kohlen Saarbrückens zu den eigentlichen
                              gasreichen Kohlen, wie sie das Zwickauer Kohlenbecken in fast gleicher Qualität, bei
                              geringerem Aschengehalte, besitzt, so daß sich z.B. die Gasausbeute der Kohlen
                              von
                           
                              
                                 
                                 Grube Heinitz
                                 
                                 Bürgerschacht
                                 
                                 Stockheim
                                 
                              
                                 
                                 in Saarbrücken
                                 
                                 in Zwickau
                                 
                                 
                                 
                              
                                 verhält
                                 =   1000   
                                 :
                                 955
                                 :
                                 945.
                                 
                              
                           Insofern aber die Qualität eines Leuchtgases wesentlich von
                              dessen Gehalt an diffundirten Theerdämpfen: Benzin, Amylen, Propylen, Butylen etc.
                              abhängig ist, diese aber, mit dem Gehalt an disponiblem Wasserstoff in der Kohle,
                              der Menge nach zunehmen, sind wir berechtigt, diejenigen Steinkohlen als die besten
                              Gaskohlen zu betrachten, welche nicht bloß in Folge ihres hohen Gehalts an
                              gebundenem Wasserstoff viel Leuchtgas, sondern auch
                              bedingt durch viel disponiblen Wasserstoff ein gutes
                              Leuchtgas liefern. Gaskohlen sind daher alle Kohlen, welche mehr als 20 gebundenen
                              Wasserstoff auf 1000 Kohlenstoff enthalten; ihre Qualität nimmt zu mit ihren
                              backenden Eigenschaften, die selbst wieder von dem disponiblen Wasserstoff abhängig
                              sind. Kohlen, welche daher mehr als 20 gebundenen und mehr als 40 disponiblen
                              Wasserstoff besitzen und auf der graphischen Kohlenkarte Figur 27 rechts von der
                              Verticallinie 20 stehen und über der Horizontallinie 40 sich befinden, heißen
                              Back- und Gaskohlen und sind als die besten aller
                              Kohlensorten zu betrachten. Für die Gastechniker sind daher alle rechts von der
                              Verticallinie 20 liegenden Kohlen von Interesse, deren Werth für die Gasbeleuchtung
                              mit ihrem Gehalt an disponiblem Wasserstoff wächst.
                           In den Kohlenrevieren des westlichen Deutschlands treten außer den bis jetzt näher
                              betrachteten Kohlensorten: Backkohlen, Back- und Gaskohlen, Gas- und
                              Sandkohlen, auch Sinterkohlen in vorwaltendem Grade auf,
                              mit deren Förderung sich hauptsächlich jene Steinkohlengruben beschäftigen, welche,
                              in der Richtung von Aachen nach Pas de Calais, Belgien, einen Theil des
                              nordöstlichen Frankreichs durchziehen und für Deutschland unter dem Namen der
                              Kohlenlager des Inde- und Wormreviers von Bedeutung sind.
                           
                           Die oberen Flötze dieses mehrfach unterbrochenen Kohlengebietes enthalten vorwaltend
                              Fettkohlen, d.h. Kohlen mit backenden Eigenschaften, welche in ihrer Zusammensetzung
                              den westfälischen Steinkohlen sehr nahe stehen, während die tieferen Flötze
                              hauptsächlich die den Anthraciten am nächsten stehenden Sinterkohlen einschließen.
                           Das Inde-Bassin oder die Eschweiler Mulde, wird gegen Westen durch eine große
                              Verwerfung, Münstergewand, begrenzt, die in der Nähe der Inde durchsetzt. Von den
                              bis jetzt bekannten, übereinander liegenden 46 Flötzen des Inde-Bassins
                              werden die oberen 34 die inneren, oder Binnenwerke genannt, deren Kohlen zum größten Theil der
                              Backkohle (Fettkohle) angehören, welche bei geringer Festigkeit sich durch starken
                              Glanz auszeichnen.
                           Die unteren 12 Flötze führen den Namen der Außenwerke und
                              enthalten zum größten Theile Sinterkohlen. Das Wormrevier liegt in demjenigen
                              Gebirgstheile, welcher die südwestliche Fortsetzung der Eschweiler Mulde enthält, in
                              welcher, der höheren Lage wegen, selbst die Flötzgruppe der Außenwerke nicht
                              vorhanden ist. Die Kohlenflötze dieses Reviers bilden eine große, gegen Nordost hin
                              einsinkende Mulde, welche aber durch enge spitze Sättel vielfach in besondere Mulden
                              getheilt ist und sich dadurch wesentlich von der abgerundeten Mulde unterscheidet.
                              Die ganze Wormsmulde liefert nur magere Kohle, welche sich als Sinterkohle durch
                              geringen Gasgehalt den Anthraciten nähert und wohl zum Theil als anthracitische
                              Kohle betrachtet werden kann. Sie ist fester als die Kohle des Inde-Reviers
                              und liefert daher mehr Stückkohle, weniger Klein.
                           Der Gehalt der Kohlen der Eschweiler Mulde an Blei und Zink, der sich an den
                              Kohksöfenthüren und in den Hohöfengichten als Anflug zu erkennen gibt, ist seiner
                              Quantität nach noch nicht genügend ermittelt und bei dahin gehenden Untersuchungen
                              bis jetzt nur constatirt, daß die Schieferthone einen noch größeren Gehalt an diesen
                              Metallen besitzen, als die Kohlen, in welchen dieser Gehalt vielleicht nur in den
                              kleinen Schiefermittelchen sich vorfindet.
                           Es sind aus dem Inde- und Wormrevier bis jetzt 17 Sorten Kohle untersucht
                              worden, die in ihrem Gehalt an disponiblem Wasserstoff zwar vielfach verschieden
                              sind, aber sich sämmtlich durch höchst geringen Sauerstoffgehalt auszeichnen und aus
                              diesem Grunde, wie aus Fig. 27, B zu erkennen, eine ganz bestimmte Lage auf der
                              chemischen Kohlenkarte einnehmen.
                           
                           Auf 1000 Kohlenstoff sind
                                 enthalten:
                           
                              
                                 in den Kohlen von
                                 disponiblerWasserstoff.
                                 gebundenerWasserstoff.
                                 
                              
                                       Centrumsgrube.   1) Flötz
                                    Gyr,  2)    „      
                                    „
                                      3)    „    
                                    Fornegel,
                                      4)    „    
                                    Hartekohl,
                                      5)    „    
                                    Schlemmeriche,
                                      6)    „    
                                    Großkohl,  7)    „    
                                    Kirschbaum,
                                      8)    „    
                                    Hopp.       Jamesgrube.   9) Flötz
                                    Großkohl,
                                    10)    „    Grossathwerk.  
                                    Grube Kircheich. 11) Flötz
                                    Grossathwerk.Neulangenberggrube. 12) Flötz Furth.
                                              
                                    Athgrube. 13) Flötz
                                    Großlangenberg.  Grube
                                       Langenberg.14) Flötz Hochlangenberg.
                                           Grube
                                       Anna. 15) Flötz Nr. 7.
                                    16)    „    Nr.
                                    10.
                                    17)    „    Nr.
                                    12.
                                 47,8542,3747,6230,4037,1738,3129,79 31,5542,5538,9130,0340,1638,91
                                    35,7122,3730,7732,68
                                   1,81  3,47
                                      3,28  5,88  6,99 10,4511,6312,15  5,22  3,78
                                    10,00  5,81  5,68
                                      8,4416,2610,9412,71
                                 
                              
                           Nur in sechs der bis jetzt untersuchten Kohlensorten des Inde- und Normreviers
                              übersteigt der gebundene Wasserstoff die Zahl 10 und von diesen ist keine eine
                              Backkohle zu nennen. Alle diejenigen Kohlensorten, welche mehr als 40 disponiblen
                              Wasserstoff besitzen und zu den Backkohlen gehören, wie die Kohle von Flötz Gyr,
                              Fornegel, Großkohl und Furth, zeichnen sich durch sehr geringen Gehalt an gebundenem
                              Wasserstoff, also durch einen geringen Sauerstoffgehalt aus.
                           Während wir unter den westfälischen Kohlen auch die mit größerem Sauerstoffgehalt
                              noch als Backkohlen bester Qualität finden, scheint hier das Auftreten derartiger
                              Kohlen gänzlich zu mangeln. Daß dieß eine Eigenschaft des ganzen Kohlenbeckens
                              selbst ist und nicht vereinzelt im Inde- und Wormrevier auftritt, beweisen die
                              Resultate der Untersuchungen belgischer und französischer Kohlen der Becken in den
                              Departements du Nord und Pas de Calais, von Mons, Charleroi, Namur und Lüttich.
                           Auf 1000 Kohlenstoff sind
                                 enthalten:
                           
                              
                                 in den Kohlen von
                                 disponiblerWasserstoff.
                                 gebundenerWasserstoff.
                                 
                              
                                 Mons„„„„Pas de
                                    Calais„          „Valencienne„Charleroi„„
                                 53,9353,8943,1047,6448,8448,9343,5155,1136,7146,2934,5840,41
                                 10,5714,71  8,7515,2916,52  8,43  7,0110,08  3,74  7,81  5,53  7,42
                                 
                              
                           Mit Ausnahme der Steinkohlen von Mons, welche, nach Marilly's Untersuchungen, den westphälischen Backkohlen angehören, finden
                              wir, daß der gebundene Wasserstoff die Zahl 10 kaum übersteigt, und daß wir es daher
                              auch hier mit sauerstoffarmen Kohlen zu thun haben, von denen einzelne, deren
                              disponibler Wasserstoff unter 40 liegt, den Sinterkohlen im engsten Sinne
                              angehören.
                           Letztere, die Sinterkohlen, welche wir in den Becken des Inde- und Wormreviers
                              und im Lütticher Becken vorwaltend vertreten finden, besitzen bei starkem Glanze und
                              oft krystallinischem Gefüge eine große Zerreiblichkeit und liefern in Folge dessen
                              viel Grubenklein, dessen Aufbereitung und Verwerthung sich um so schwieriger
                              gestaltet, als die Verkohkungsfähigkeit der Sinterkohlen eine sehr geringe
                              erscheint. In neuerer Zeit wird dasselbe daher zu Briquets verwerthet, über deren
                              Darstellungsweise Dr. Oppler's Broschüre „über die Fabrication künstlicher
                                 Brennstoffe (Berlin, 1864, Verlag von Jul. Springer), sowie der II. Band der „Steinkohlen
                                 Deutschlands“ Seite 401 ausführliche Mittheilungen enthält.
                           Insofern es die Aufgabe der Briquetfabrication ist, das Kohlenklein von geringem
                              Aschengehalte durch heiße Pressung in Stückkohlen von thunlichster Festigkeit zu
                              formen, hat es dieser Industriezweig mit einer praktisch um so schwieriger zu
                              lösenden Aufgabe zu thun, je weniger das Kohlenklein von geringster Backfähigkeit,
                              wie das der Sinterkohlen es ist, sich durch Einwirkung des Asphaltes als Bindemittel
                              unter Einfluß hoher Temperaturen zu einem gleichartigen Ganzen vereinigt.
                           In wieweit in dieser Beziehung der verschiedene Grad der Weichheit des Asphaltes, die
                              Art und Abstammung desselben, der Grad seiner Erhitzung bei der Destillation der
                              Theeröle von Einfluß sey, sowie inwieweit die Vermischung des abzudestillirenden
                              Theeres mit einem Antheil Sinterkohlenklein, behufs der innigeren Vereinigung des
                              letzteren mit dem Asphalt zu einem der Stückkohle möglichst ähnlichen Bindemittel,
                              vielleicht von Vortheil erscheint, darüber müssen praktische Versuche entscheiden.
                              Aus allen bis jetzt über diesen Industriezweig vorliegenden Thatsachen und
                              Erfahrungen geht zur Genüge hervor, daß nicht jedes Bindemittel sich zur Herstellung
                              tauglicher Briquets eignet, daß vielmehr die Qualität desselben von den
                              physikalischen Eigenschaften des Kohlenkleins und dessen chemischer Zusammensetzung
                              abhängig ist.
                           
                        
                           
                              (Der Schluß folgt.)
                              
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
